Hey Shira, ich stolperte zufällig vorbei und sah dein Drabbleprojekt.
Wie es der Zufall will, bin ich stolzer Besitzer jenes tollen Buches, allerdings habe ich es sicherlich bereits seit einem Jahr nicht mehr angeschaut und will es auch nicht sofort tun, um mich hier nicht zu spoilern.
Ich finde deine Idee absolut gelungen. Auch wenn nicht immer klar wird, was das ursprüngliche Wort genau bedeuten soll, so ist das Werk, dass du hier geschaffen hast, wie ein grosses Haus mit vielen Fensterlein, durch die ich in ein kleines Zimmerlein einen Blick auf eine kleine Szene erhaschen kann. Dadurch, dass bekannte Figuren wiederkehren, gewinnt man als Leser schnell ein Attachment, man ist neugierig wie bei einem Adventskalender, was sich hinter dem nächsten Türchen befindet, man will wissen, wie es mit Maya und Erik etc weitergeht. Gleichzeitig ist es ein besonderer Spass, nicht zu wissen, an welcher Stelle das Türchen aufgeht, welche Personen drin mitspielen und an welchem Zeitpunkt der Handlung der Drabble situiert ist. Das kreiert ein neuartiges Spannungsfeld, das man von herkömmlichen Geschichten eher weniger kennt (foreshadowing bzw Flashbacks sind zwar bekannte Stilmittel, aber es kommt imo nie an die zeitliche Lückenhaftigkeit heran, die du hier zelebrierst). Wer ist Erik? Wer ist Halim? Was haben die mit Maya zu tun? Wie kommt Sabia von Afrika nach Schweden oder Norwegen oder wo auch immer der Fjord liegt? Man will als Leser unbedingt die nächsten Türchen lesen, um auf diese Fragen eine Antwort zu bekommen; eine Hoffnung, die wohl vergeblich ist, doch genau da liegt für mich der besondere Reiz, dass man eben nicht den vollständigen Überblick hat über die Leben der Figuren, sondern dass genügend Platz für eigene Fantasie bleibt.
Es ist allerdings nicht ganz alles positiv, vom ein oder anderen Tipp- und Grammatikfehler abgesehen (zB in Ubuntu: "das ist das Schöne an Afrika" anstatt "das schöne", in Wabi-Sabi "sie Ame" statt "sieb Ame") finde ich, dass manche Drabbles etwas gar forciert um das Wort herumgebaut sind. Als schlechtestes Beispiel ist mir hierbei Wabi-Sabi aufgefallen, dass sich weder natürlich in die anderen Fensterchen einbettet (es ist Ames einziger Auftritt), was per se nicht so schlimm ist, vllt gibt's ja später mehr dazu, aber in Kombination mit dem plump wirkenden Einbau des Wortes selbst verliert dieser Drabble den leichten Zauber der Natürlichkeit, der den meisten anderen wie angeboren scheint. Auch Tiám leidet etwas an dieser Krankheit, wieso genau braucht Maya dieses Wort an der Hochzeitsfeier? Es scheint mir ja nicht die lokale Sprache zu sein, aber vielleicht täusche ich mich hier. Und wenn es in der Sprache von Manoj ist, so fühlt sich auch dieser Ausweg so an, als hätte man Manoj extra die Nationalität für dieses Wort verliehen und nicht umgekehrt.
Alles in allem eine wirklich tolle Arbeit, auf deren Fortsetzung ich nicht kurz genug warten kann. Als Verbesserungspunkte für die Zukunft mitnehmem, dass die Worte in jedem Fall möglichst natürlich in die Welt eingebaut werden, und nicht die Welt um die Worte herumgebaut wird. Das gelingt dir schon in den meisten Fällen ausserordentlich gut, doch eine Quote von 100% wäre noch schöner.
Gruss, Buxi