Jetzt muss ich nur noch schauen, wie und warum Sherlock dem widerspricht. (So, dass man am Ende noch auf Sherlocks Seite sein wird.) Ich meine, Sherlock ist eigentlich ein Bohemian, nicht?
Ich weiß nicht, ob du da schon eine Lösung gefunden hast, aber ich habe mal seit gestern drüber nachgedacht und schreibe das Ergebnis einfach mal hier rein, weil irgendwo soll es nun auch hin und vielleicht hilft es ja - wenn nicht durch Übernahme der Ideen, so vielleicht als kreativer Denkanstoß (in gewisser Weise spiele ich jetzt also Watson und du darfst gern sagen, dass das alles Unsinn ist). Die Sache ist dabei zunächst, dass ich es irgendwie nicht sehe, dass Holmes allgemein ein Problem damit haben könnte, wenn eine nachweislich korrupte Monarchie gestürzt wird. Holmes hatte eigentlich gerade wegen seines eigenen Gerechtigkeitssinns ja auch nie Probleme, etwas Illegales zu tun, wenn es erforderlich war, um der Gerechtigkeit genüge zu tun. Er bricht bei Leuten ein, er lässt die Mörderin von Milverton entkommen etc. Daher weiß ich nicht, ob sich da ein "harter" ideologischer Gegensatz formulieren lässt. Ich sähe da momentan mehr die Möglichkeit, dass es ein "weicher" Gegensatz dahingehend ist, also dass Holmes schon zustimmt, dass da was gegen die korrupte Monarchie und den Adel gemacht werden muss, aber die Methoden von Moriarty ablehnt. Das ließe sich eventuell so machen wie dadurch, dass Moriarty als Teil seiner Pläne eben auch eine Person umbringt, die halt eigentlich unschuldig ist (und ihm vielleicht nur irgendwie auf die Schliche gekommen ist oder so) und wenn diese Person vielleicht Familie hat, dann wäre das so etwas, wo Holmes sagen könnte, dass die Lösung jetzt halt auch nicht sein kann, über Leichen zu gehen. Wenn Moriartys Plan allgemein noch Kollateralschäden beinhalten würde (also was weiß ich, er lässt mal ein paar Smogmog auf einer öffentlichen Veranstaltung mit der Königsfamilie Explosion einsetzen, um dem Moloch gleich den Kopf abzuschlagen, aber da sind dann noch andere Leute oder so), dann wäre das etwas, wo Holmes widersprechen könnte. Es wäre dabei dann vielleicht möglich, Holmes insofern sympathischer zu machen, als dass er sich dann aber ggf. zum Ende hin auch vornimmt, die Königsfamilie irgendwie wegen ihrer Korruption dranzukriegen, vielleicht bekommt er Beweise in die Hände, mit denen er irgendwas machen kann. Eventuell könnte er auch - falls du mit dem Charakter auch was machen willst - da in Zusammenarbeit mit seinem Bruder was deichseln, der ja in den Romanen "praktisch die britische Regierung ist" (andererseits ließe sich Mycroft ggf. monarchiefreundlicher darstellen und wäre dann vielleicht der Moriarty gegenüberliegende Pol; aber Holmes könnte ihn ja in dem Fall vielleicht miterpressen). Holmes könnte vielleicht mit Druck erreichen, dass ein demokratiefreundliches, nicht-korruptes Mitglied der Königsfamilie auf den Thron kommt oder irgendwas in der Art. Das wäre also insgesamt einfach Ablehnung von Moriartys Methoden bzw. seiner ggf. bestehenden Rücksichtslosigkeit in Verbindung damit, eine Alternative anzubieten.
Andere Sache wäre vielleicht ein rein utilitaristischer Gedanke von wegen, dass die Monarchie zwar scheiße ist, aber es aufgrund irgendeiner äußeren Bedrohung gerade nicht sinnvoll wäre, wenn Galar auf die Art destabilisiert würde, wobei dann darauf verwiesen werden könnte, dass sich aber vielleicht in Zukunft der richtige Zeitpunkt ergibt. Wenn Watson etwa aus dem Unabhängigkeitskrieg kommt, wäre ggf. die französische Revolution mit Napoleon dann am Ende zeitlich nicht mehr so weit entfernt und es könnte argumentiert werden, dass Galar irgendwie gegen ein übermächtiges Kalos halten muss und deswegen kann es sich selbst gerade - auch nach dem kürzlichen Unabhängigkeitskrieg - nicht diese Art von innerem Konflikt leisten. Das wäre quasi der Grund, warum Thrawn (also nicht ich jetzt, sondern das Original), dem mitunter ja auch Ähnlichkeiten zu Holmes nachgesagt werden, für das Imperium arbeitet und es wäre vielleicht ein bisschen konsistent mit Holmes' Motivation bezüglich des "Scandal in Bohemia", wo im Hintergrund auch mitschwingt, dass die Kompromittierung eines Königshauses weitreichende politische Folgen haben kann (auch wenn Holmes den König offensichtlich nicht mag bzw. mitunter auch regelrecht trollt).
Ansonsten würde mir momentan maximal noch "der unpoltische Holmes" als Antwort einfallen, aber das würde darin bestehen, sich auf Holmes' Desinteresse an Politik zu fokussieren und zu sagen "Ja, der löst halt einfach Verbrechen und Politik interessiert ihn nicht". Aber das gäbe halt keinen ideologischen Konflikt her und wäre damit nicht das, was du eigentlich suchst (und eigentlich war Holmes imo nie auf diese extreme Art unpolitisch, zumal dann immer noch der Punkt bleibt, dass er ja trotzdem was gegen Korruption haben müsste).
Also ... Ja. Ich sehe halt irgendwie auch nicht, dass Holmes eine korrupte Monarchie auf Teufel komm raus verteidigt und ich würde eher meinen, dass er sie auch irgendwie zur Rechenschaft ziehen wollen würde und dann sehe ich eher Möglichkeit zum Disagreement mit Moriarty in Hinblick auf etwaige Kollateralschäden seines Plans oder das Risiko einer Destabilisierung der politischen Landschaft.