Verbrechen sind gruselig, schaurig und auch faszinierend. Welche Kriminalfälle sind euch im Gedächnis geblieben?
Jedes Jahr werden in Deutschland beispielsweise etwa 3.000 Personen Opfer von "Straftaten gegen das Leben". 2018 gab es beispielsweise 2.471 Fälle von „Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen“ (s. 11). Neben den Tötungsdelikten gibt es allerdings auch andere Verbrechen, wie beispielsweise Raubfälle, Umweltkriminalität, Wirtschaftskriminalität, Betrugsdelikte, Brandstiftung und Vermisstenfällen.
Manche Verbrechen werden in den Medien präsentiert und förmlich mit Inhalten und Spekulationen überflutet. Manche Verbrechen bleiben hingegen im Verborgenen und werden vielleicht nie als ein solches identifiziert oder aufgeklärt.
In diesem Thema könnt ihr bekannte oder brisante Kriminalfälle, die euch im Gedächnis geblieben sind und die euch faszinieren oder auch gruseln, präsentieren und diskutieren. Ich werde die Fälle dann im Startpost verlinken.
Vorsicht bei Spekulationen! Bitte bedenkt, dass Spekulationen ausschließlich im Rahmen der Gesetze und unserer Forenregeln zulässig sind. Bedenkt bitte, dass ihr als Außenstehender keine vollständige Übersicht der Ermittlungen habt! Das inkludiert Details über Tathergang, Tatverdächtige, Opfer und Beweise. Wir sind weder Teil der Ermittlungsgruppe, noch Teil der Justiz.
Daher unterlasst bitte folgendes:
- die Nennung von nicht bekannten Personen oder Klarnamen von Verdächtigen,
- unberechtigte Verdächtigungen in Richtung der Angehörigen, der Opfer, Personen gegen die nicht ermittelt wird, bestimmter Berufsgruppen oder Unternehmen,
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Wer war der Täter? Wer war das Opfer? Was war die Tatwaffe? Wo liegt der Tatort? Welche Beziehung hatten Täter und Opfer zu einander? Was ist geschehen?
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Verbrechen und Kriminalfälle
Am 30. September 2001 verschwand der damals fünf Jahre alte Pascal im Saarbrücker Stadtteil Burbach. An diesem Tag soll der kleine Junge mit seinem Kinderrad in Burbach auf einer Kirmes gewesen sein, bis er den Bereich verlassen hat und seitdem nicht mehr gesehen wurde.
Gleichzeitig ging das Jugendamt des damaligen Stadtverbands Saarbrücken einem Fall von möglicher Kindeswohlgefährdung im Burbacher Milieu nach. Es betraf einen sechsjährigen Jungen, der von der Polizei und den Medien „Kevin“ oder „Tobias“ genannt wurde. Besagter „Kevin“ (* 8. Januar 1995, eigentlich Bernhard Müller) war leiblicher Sohn der „Andrea M.“. Die als geistig debil beschriebene Mutter war als Gelegenheitsprostituierte im Umfeld der Burbacher „Tosa-Klause“ bekannt, einer kleinen Stehkneipe. Die Frau stand unter Betreuung der Kneipenwirtin „Christa W.“ und wohnte zusammen mit „Kevin“ auch in deren Haus.
Bald häuften sich Hinweise von Polizei, Nachbarschaft und Kindergarten, dass es dem Jungen in seiner Pflegefamilie unter der Vormundschaft der „Christa W.“ nicht gut gehe. Da sich die Vorwürfe immer wieder zerstreuen ließen, geschah jahrelang nichts. Erst im Januar 2001 kam es zur Inobhutnahme, begründet auf starken Anzeichen von Misshandlung, Verwahrlosung und Verhaltensauffälligkeiten des Kindes, nicht jedoch wegen eines Missbrauchsverdachts. Nachfolgend wurde „Kevin“ einer anderen (zweiten) Pflegefamilie zugeführt.
Zeitgleich, in einer (dritten) Pflegefamilie angekommen, berichtete „Kevin“ ab Herbst 2002 zunächst über erlittene Misshandlungen, und schon bald, dass er und auch Pascal, den er gut gekannt haben möchte, von einer Gruppe Erwachsener sexuell missbraucht worden seien. Die durch Erzählungen des Kindes aufgeschreckte Pflegemutter führte teils handschriftliche, teils auf Tonband aufgezeichnete Gesprächsprotokolle nachfolgend den Behörden zu. Damit lieferte sie auch einen Erfolg versprechenden Ermittlungsansatz im schon seit Monaten still stehenden Fall Pascal. Die Tonaufnahmen verschwanden jedoch später auf dem Weg vom Jugendamt zum Gericht.
Die polizeilichen Ermittlungen der neu eingerichteten Soko „Riegel“ (in Anlehnung an den Wohnort der Wirtin) wendeten sich nun gegen diesen als „Tosa-Gemeinschaft“ benannten Personenkreis; im Februar 2003 ergingen Haftbefehle gegen die Wirtin und etwa zwei Dutzend Stammgäste. Mehrere Beschuldigte machten gegenüber der Polizei belastende Angaben. Die leibliche Mutter des „Kevin“, Belastungszeugin und letztlich auch Beschuldigte „Andrea M.“ gestand, dass Pascal in die Kneipe gelockt, mehrfach vergewaltigt und anschließend mit einem Kissen erstickt worden sei. Die Leiche des Pascal habe man in einem Müllsack in einer Sandgrube im französischen Schœneck verscharrt. Daraufhin wurde die Grube im April 2003 wochenlang von einer 70-köpfigen Einsatzgruppe der Polizei durchsucht. Ein Leichnam konnte jedoch nicht gefunden werden. Der Polizei wird Fehlverhalten vorgeworfen: Sie habe schon länger durch einen Informanten von Kindesmissbrauch in der „Tosa-Klause“ gewusst, ohne einzugreifen.
Im Verlauf des weiteren Gerichtsprozesses hab zahlreiche Verdächtige ihre belastenden Aussagen zurückgenommen. Die teils alkoholkranken und minderbegabten Verdächtigen wurden zu dem angeblich von den Ermittlungsbehörden bei ihren Aussagen psychisch und auch körperlich unter Druck gesetzt. Das fast dreijährige Verfahren, das als einer der spektakulärsten und langwierigsten Prozesse der saarländischen Justizgeschichte gilt, endete im September 2007 nach 147 Verhandlungstagen und 294 Zeugenvernehmungenmit Freisprüchen für alle zwölf Angeklagten.
Ein Mitangeklagter, der von den Medien mit „Peter Sch.“ benannt und als geistig zurückgeblieben beschrieben wurde, gestand, „Kevin“ und Pascal missbraucht zu haben. Er habe sich in einem Hinterzimmer der Kneipe an den Kindern vergangen und der Wirtin dafür jeweils 20 Mark bezahlt. wurde nach zwei Verhandlungstagen zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Hauptangeklagte, die Wirtin der Kneipe, erhielt wegen Drogendelikten eine einjährige Freiheitsstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Noch vor Prozessende starben die als Nebenkläger am Prozess beteiligten leiblichen Eltern Pascals.
Vom mutmaßlichen Opfer fehlt bis heute jede Spur.
Kein anderer Kriminalfall hat in diesem Jahr für so viel Aufsehen und Spekulation gesorgt, wie der Vermisstenfall Rebecca Reusch. Am 13. Februar 2019 verschwand die 15-Jährige aus dem Haus ihrer Schwester im Berliner Stadtteil Neukölln.
Um 5.45 Uhr kommt Rebeccas Schwager Florian R. (27), Koch in einem Hotel am Kudamm. Um 7 Uhr verlässt seine Frau Jessica R. (27), Rebeccas Schwester, zusammen mit ihrer kleinen Tochter (2) das Haus, um sie zur Kita zu bringen und anschließend zur Arbeit bei einer Immobilienfirma zu gehen.
Um 7.15 Uhr ruft Rebeccas Mutter auf dem Handy ihrer Tochter an. Es ist ausgeschaltet. Gleich danach meldet sie sich bei ihrer ältesten Tochter Jessica. Sie bittet sie, Florian anzurufen, damit er Rebecca weckt, weil sie zur Schule müsse. Der Schwager behauptet: Zu diesem Zeitpunkt sei das Wohnzimmer, in dem sie übernachtet hat, schon verlassen gewesen. Auch Rebeccas roter Rucksack mit den Schulsachen, ihre beige-rosa Handtasche und eine Fleecedecke sind weg. Das Handy des Mädchens soll zwischen 6 und 8 Uhr noch im Router des Hauses eingeloggt gewesen sein.
Um 8.42 Uhr schickt Rebeccas Mutter ihrer jüngsten Tochter eine WhatsApp-Nachricht: „Hallo meine Süße, ich hoffe, du bist pünktlich zur Schule gekommen. Ich konnte dich gar nicht erreichen.“ Sie kommt auf dem Handy an, wird aber nicht gelesen.
Am Nachmittag, nach der Schule, soll Rebecca wieder zu Hause bei ihren Eltern im Flurweg (Britz) sein. Als sie nicht kommt, melden sie sie bei der Polizei als vermisst.
Am 28. Februar nehmen die Ermittler den Schwager fest und untersuchen seinen Wohnort. Später wird er aber wieder freigelassen.
Das Fahndungsfoto der Vermissten wurde von ihr selbst auf Instagram hochgeladen. Warum die Polizei ausgerechnet dieses mittlerweile sehr bekannte Bild wählte, ist nicht ganz klar. Viele finden das Bild unpassend, da es idealisiert und durch Filter editiert ist, und dadurch eigentlich dem wahren Erscheinungsbild der Vermissten nicht entspricht.