Neurodiversität

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  • Ich möchte bei mir gerade anmerken, dass ich es aktuell sehr spannend finde. Ich bin nun seit einem Jahr auf Medikinet und allem und nicht nur, dass damit meine Depression komplett weg ist, sondern auch meine Phobien. Zumindest ist aktuell die Vermutung, dass die Phobien deswegen weg sind, weil Phobien komorbide zu ADHS sein können. Und ja, ich habe keine Angst mehr vor Spinnen. Überhaupt keine mehr. Was irgendwie schon eine sehr seltsame Erfahrung ist, nachdem mein Leben so sehr von dieser Phobie geprägt war.


    Es ist halt wirklich spannend, weil mein Gehirn halt einfach KOMPLETT anders arbeitet, als vorher. So viele psychische Sachen sind einfach weg.

  • Was mich so irritiert ist dieses Verlangen einiger neurotypischer Menschen "zu helfen" (oder das aufzudrängen) und Inspiration Porn für sich zu haben, weil diese Sorte nd Menschen am liebsten akzeptieren, wenn diese hilfsbedürftige Kinder oder ganz schüchterne Erwachsene sind, bei denen sie sich dann toll fühlen können, wenn sie bei irgendetwas geholfen haben. Eine ehemalige Bekannte, mit der ich auch aus anderen Gründen recht schnell den Kontakt abgebrochen habe, hat immer so über ihren autistischen, wohl sehr zurückgezogenen / ängstlichen Kollegen geredet, als würde sie einen Hund Tricks beibringen bzw zu dem "richtigen Kommunikationsstil" zu erziehen und dann gelobt wie ruhig der Kerl ist, weil sie Menschen nicht mag, die viel reden oä. Hab sie drauf aufmerksam gemacht und sie so: "Der's doch froh, wenn ich mit ihm überhaupt rede." In einer Art, die halt herablassend war.


    Ich halte mich auch nun etwas mehr von Menschen fern, die es gar nicht abkönnen und es dann gleich pathologisieren, wenn jemand mal etwas lauter oder aufgedrehter ist oä.

    Außerdem seh ich das auch am häufigsten bei Deutschen und Österreichern, die werden von klein auf so erzogen, dass sich alle schön still verhalten müssen und sogar Kinder gleichmal anschnauzen, wenn sie sich einfach nur wie Kinder verhalten.

    Da hat man nicht nur als A(u?)DHD-Person manchmal eine am Deckel bekommen, wenn man mal mehr geredet hat und aufgeregter war, weil man von einer Sache begeistert war und es weit über normales Teasing zwischen Freund*innen / Kolleg*innen hinausging, sondern auch Leute aus Kulturen, in denen nicht die meisten Leute einen Stock im Allerwertesten haben. Wenn lachende Kinder und Jugendliche, und eigentlich Leute jeder Altersklasse, einen Zug betreten, dann schauen einige der Susannes und Justus mal angefressen drein und versuchen die dann auch manchmal ruhig zu bekommen.

    Aber als ich ein Kind und Jugendlicher war (und auch öfters danach) hatte ich dann öfters dochmal Hemmungen, auch eher unbewusst, über Dinge zu sprechen bzw aufgeregt darüber zu sprechen, die mich sehr interessierten und mich zu verhalten wie es für mich natürlich wäre.

    Ansonsten ist es manchmal schon auffällig wie es häufiger bei weiblich wahrgenommenen Personen stört, wenn diese "too much" sind, das muss nichtmal bewusst geschehen.


    "Diagnostizieren" werde ich mich auch auf keinen Fall lassen, weil das zum einen humilating ist und ich nichts zu diagnostizieren brauche, was für mich normal ist.

    Zum anderen bin ich meinem Umfeld sehr dankbar, dass es nie passiert ist, weil ich nun schon öfters gehört habe mit wie viel Diskriminierung das auch zusammenhängt.

    Ich hab nun schon öfter gehört, dass man viel schwerer Kredite und Zusatzversicherungen bekommt oder wenn es bei eigenen Kindern zu einer Auseinandersetzung mit der Schule oder dem Jugendamt kommen sollte, wird man oftmals als by default unfähiger dargestellt ein Kind zu erziehen und man auf der Arbeit eventuell schneller für inkompetent gehalten wird, vor allem auf sozialer Ebene, weil ... Menschen halt scheiße sind I guess, bzw. in diesem Fall ungebildet, und viele wahrscheinlich vor ihrem inneren Augen sehen wie Rain Man ein Kind erziehen oder einen Kredit aufnehmen will.

    Ich lass es halt kaum einen wissen, weil ich keine Chills dafür habe gepratonized und infantinalized zu werden.



    Und ich bin halt jetzt zwischen zwei Stühlen. Also erstmal ist ihm die Diagnose ja aberkannt worden und ich weiß nicht, ob man so ein Problem komplett mit Autismus entschuldigen kann... Ich habe eher das Gefühl, dass er nicht an etwas arbeiten möchte und Autismus als Entschuldigung nimmt, aber das kann auch nur eine schlimme Vermutung sein, weil ich einfach zu wenig in dem Thema drin bin

    Ich hab da nochmal über den alten Beitrag drübergelesen und nachgedacht und finde, dass du ihn (sicherlich unbewusst, weil es für dich so normal ist) zu deinem Kommunikationsstil erziehen willst, was nicht nur für ihn frustrierend bis auch schädlich ist, sondern auch für dich. Du sagst "ob man so ein Problem mit Autismus entschuldigen kann"... ich frag mich halt wo das Problem liegt?

    Der Stempel dass neurodiverse Menschen sozial nicht gut können wird einem nämlich auch von außen aufgedrückt. "Schlechte Kommunikation" bedeutet "was neurotypische Menschen als schlechte Kommunikation empfinden."

    Für ihn ist es intuitiv wahrscheinlich auch gute Kommunikation, sowie er handelt. Er denkt "er kann sozial nicht gut", weil es ihm von außen so erzählt wurde. In dem Fall ist es halt: du hast ihn etwas gefragt, und er hat dir genau diese Frage beantwortet. Ist halt imo eine sehr effektive Ebene zu kommunizieren.


    Mit einem Freund, dey auch AuDHD hat (höchstwahrscheinlich, ist aus den obrigen Gründen genauso wenig begeistert von einer Diagnose wie ich) läuft die Kommunikation nämlich sehr intuitiv und super. Natürlich versteht man sich auch nicht mit allen anderen neurodiversen Menschen, aber es gibt einige Kleinigkeiten, die für viele halt intuitiver sind.

    Zb dass jemand eine Geschichte erzählt, die ihm passiert ist und du erzählst etwas Ähnliches, um zu zeigen, dass du relaten kannst. Das wird dann plötzlich als "egozentrisch" empfunden. Ich sag der Person so nebenbei "ich tu das, um zu relaten" und wenn sie es immer noch als egozentrisch empfindet und sich daran stört, ist es ... well, ein You-Problem. Meistens mach ich es eben schon, weil es auf diese Weise natürlich für mich ist.

    Wenn jemand fragt "wieso hast du X getan?" und man erklärt normal wieso man das aus eigener Sicht getan hat, kam darauf manchmal "ich will keine Ausrede hören!" Und so hat man das eigentlich auch eingetrichtert bekommen, dass man auf diese Art von Frage bloß entschuldigen soll (ohne erst einen Grund genannt zu bekommen und zu überlegen ob man es überhaupt gerechtfertigt findet sich zu entschuldigen) ... aber das mach ich halt oft aus Prinzip nicht. Muss man damit leben, dass man eine Antwort auf seine eigene Frage bekommt.


    Bei neurotypischen Menschen überlegt man automatisch immer ein wenig welches Programm man abspulen soll und dieses Erlernte ist so tief in einem verankert, dass man dann manchmal von sich selbst überrascht ist, wenn man erkennt wie unnatürlich man manches für sich selbst empfindet, wie man kommuniziert.

    Für deinen Kumpel sollte es ja auch das Ziel sein, dass er etwas mehr so kommunizieren kann wie es für ihn natürlich ist, aber wenn er es tut, wird sein Verhalten eben pathologisiert und als falsch empfunden.

  • "Diagnostizieren" werde ich mich auch auf keinen Fall lassen, weil das zum einen humilating ist und ich nichts zu diagnostizieren brauche, was für mich normal ist.

    Zum anderen bin ich meinem Umfeld sehr dankbar, dass es nie passiert ist, weil ich nun schon öfters gehört habe mit wie viel Diskriminierung das auch zusammenhängt.

    Ich hab nun schon öfter gehört, dass man viel schwerer Kredite und Zusatzversicherungen bekommt oder wenn es bei eigenen Kindern zu einer Auseinandersetzung mit der Schule oder dem Jugendamt kommen sollte, wird man oftmals als by default unfähiger dargestellt ein Kind zu erziehen und man auf der Arbeit eventuell schneller für inkompetent gehalten wird, vor allem auf sozialer Ebene, weil ... Menschen halt scheiße sind I guess, bzw. in diesem Fall ungebildet, und viele wahrscheinlich vor ihrem inneren Augen sehen wie Rain Man ein Kind erziehen oder einen Kredit aufnehmen will.

    Ich lass es halt kaum einen wissen, weil ich keine Chills dafür habe gepratonized und infantinalized zu werden.

    Ich mein, es ist im Endeffekt deine Sache was du tust oder nicht. Ich persönlich find eine professionelle Diagnose wichtig. Um eben andere Diagnosen auszuschließen und sich mit einem Therapeuten in Verbindung zu setzen. Es ist dabei nicht mal so wichtig, ob man ADHS oder Autismus als normal sieht oder welchen Blickwinkel man dazu hat, aber von einem Therapeuten bekommt man eben auch gesagt, wie man in der Gesellschaft besser zurecht kommt, weil neurodiverse Menschen eben die Minderheit sind. Es erleichtert einfach viel. Klar, die Diskriminierung ist trotz allem beschissen (war selbst in Therapie wegen meiner Depression, ich weiß, das ist was anderes, aber ich fühl's trotzdem so'n bisschen).

    Und (bei der folgenden Aussage habe ich Angst gejudget zu werden, aber wat soll's): Selbstdiagnosen empfinde ich sogar mittlerweile als gefährlich, weil man eben andere Diagnosen damit nicht ausschließt. UUUnd (jetzt kommt meine gaaanz unpopular opinion, das Topic wird brennen danach): Wenn ich das Internet frage, wieso ich husten habe, steht da manchmal auch, dass es Lungenkrebs sein könnte... ich hoffe, man versteht, was ich meine.

    Ufff, schwierig schwierig. Da wird Menschen soziale Wesen sind, werden gewisse Dinge an anderen Menschen automatisch gelesen, ausgewertet und gelernt. Gesichtsausdruck, Körpersprache, Klang der Stimme, Stimmung generell, Kommunikationsstil... Das lernen (neurotypische) Menschen meistens im jungen Alter. Und wenn ein Mensch mir gegenüber desinteressiert wirkt (sei es durch Sprache oder Körpersprache, wie bei meinem besten Freund), dann nehme ich das auch erstmal hin und hinterfrage meistens nicht, ob ich das fehlinterpretiert habe oder so. Zumindest nicht, wenn die Reaktion meines Gegenübers eindeutig sind. Man nimmt es einfach hin und tatsächlich stimmt dieses Gefühl auch sehr häufig. Und der Kommunikationsstil funktioniert auch mit fast allen Menschen, weswegen ich mich selbstverständlich wunder, wenn es z.B. bei meinem Freund anders ist. Das alles würde mein bester Freund übrigens unterschreiben. Also, dass er gewisse Skills nicht besitzt oder es ihnen sehr mangelt und deshalb Probleme hat. Wir haben übrigens mittlerweile einen guten Kommunikationsweg gefunden :) die "Schuld" bei neurotypischen Personen zu suchen find ich schwierig. Besonders, wenn es sich um Standard-Social-Skills handelt.

    Und mein bester Freund meinte selbst, dass er sozial nicht gut kann. Das habe ich mir nicht ausgedacht, das sagt er selbst und er ist sehr happy, wenn er lernt, besser mit neurotypischen Menschen umzugehen, weil es sein Leben erleichtert, weil neurotypische Menschen einfach die Norm und Überzahl sind.


    Corni

  • "Diagnostizieren" werde ich mich auch auf keinen Fall lassen, weil das zum einen humilating ist

    Inwiefern ist das humilating für dich? Wenn dir die Frage zu persönlich ist, brauchst du sie mir nicht zu beantworten.

    Oder geht es dir hierbei um die Diskriminierung, die du danach aufgeführt hast?


    Ich selber würde sagen, dass ich kein

    Stock im Allerwertesten

    habe, wenn es mich nervt und wütend macht, wenn andere z.B im Bus laut sind.


    Ich kann diese Reaktion nicht steuern und das ist auch ein Grund, warum ich ÖVs meide, bzw. zumindest lieber mit dem Auto herumfahre, wenn ich kann.

    Mir geht es da auch nicht um gesellschaftliche Normen, sondern ich werde an schlechten Tagen davon überstimuliert und mir geht es dann auch physisch schlecht. Da finde ich, dass sowas auch mit Rücksicht auf andere zu tun hat, denn selbst, wenn man darunter nicht so krass wie ich leidet, ist es trotzdem unangenehm und auch respektlos.


    In meinen Augen muss man auch mit einer Neurodiversität Verantwortung für die Konsequenzen des eigenen Verhaltens nehmen.


    Genauso finde ich es auch falsch, Cornis Empfinden eben so darzustellen, als wäre es kein wirkliches Problem. Wenn es sie verletzt, dass er sich nie für sie interessiert, kann sie daran nichts ändern und das hat auch nicht unbedingt mit der Kommunikation (oder deren Stil) an sich zu tun.

    Denn, selbst, wenn sie mittlerweile weiss, dass es wahrscheinlich ein Missverständnis war (bzw. er Begeisterung wirklich nicht zeigen kann), ist es trotzdem ok, wenn man selber damit eben nicht klarkommt. Es ist ja nicht so, dass jemand sich bewusst entscheidet, dass man verletzt wegen etwas ist. Er hingegen kann sehr wohl "zum Beispiel durchs Sagen 'finde ich interessant' oder so" was daran ändern (Aktion vs Gefühle eben), entscheidet sich aber eben dagegen.


    Edit: Hinweis, das hier habe ich geschrieben, bevor ich Cornis Beitrag oben zur neuen aktuellen Situation gesehen habe. aber das meiste gilt noch

  • Bitte behaltet auch im Kopf, dass Diagnosen von Neurodiversität leider zu Diskriminierung führen kann. Bspw. können Menschen, die eine offizielle Diagnose auf bestimmte Neurodiversitäten haben (wie ADHS oder Autismus) kein Bleiberecht in diversen Ländern bekommen. Auch ist es leider nun einmal so, wenn man trans ist und transitionieren will, dass einem diese Dinge erschwert werden, weil man vor allem als autistischer Mensch, gerne verkindlicht wird. Entsprechend gibt es leider einige gute Gründe sich keine offizielle Diagnose anzustreben - ganz ohne davon anzufangen, dass die Diagnoserichtlinien noch immer sehr stark sexistisch und sehr normativ auf ein westliches Weltbild sind.

  • Als zum Einen, ich bin auch in Therapie wegen Depressionen (bzw ist das der offizielle Grund, der noch so dasteht) und rede mir meiner Psychotherapeutin genauso wie mit der Psychiaterin darüber. Das ist aber nicht ihr Fachgebiet, deswegen stellt sie keine Diagnose (und weil ich sie gebeten habe es nicht zu tun, was sie extrem gut nachvollziehen kann bzw mir auch fast schon abgeraten hat) aus genannten Gründen.


    Es ist kein "etwas Diskriminierung ist halt scheiße", manche Leute behandeln neurodiverse Personen, als wäre man nunmal geistig zurückgeblieben oder automatisch hilfsbedürftiger und solche Konsequenzen wie möglicherweise keinen Kredit zu erhalten oder sehr viel schneller (oder gleich by default) als erziehungsunfähig dargestellt zu werden, ist nicht nur etwas lästig. Das kann in der Zukunft mein Leben und meiner Partnerin (plus möglichem Kind) zerstören / sehr, sehr viel schwieriger machen.

    Weißt du, ich hätte eigentlich schon vor ein Kind zu bekommen und das wird dann gleich mitgeframed werden ... und wenn es biologisch meines sein sollte, ist es sogar recht wahrscheinlich, dass es auf irgendeine Weise auch neurodivers ist.


    Dass Selbstdiagnosen gefährlich wären, ist die Narrative, die halt immer wiederholt wird und man lange geglaubt hat. Bei tatsächlichen Krankheiten geb ich dir Recht, aber auch wenn sich komisch anhört, ich mach meine Therapie um quasi "weniger gut in der Gesellschaft zurechtzukommen".

    Das Problem ist nunmal, ich weiß sehr gut wie ich in der Gesellschaft zurechtkomme und ich bin Meister darin zu masken bzw. weiß ich nicht wie man damit aufhört, auch wenn ich merke, dass es auf einem Level ist, auf dem ich es tue, mir selbst nicht mehr guttut und mich unnötig anspannt und teilweise zu meiner Depression beigetragen hat. Das tut eben jedem anderen gut, aber mir selbst auf diesem Level nicht.

    Es ist halt weniger "anstrengend" für andere, wenn AuDHD Menschen sich in einem normalen Ausmaß zb über etwas freuen, weniger reden oä.

    Ich hab mich auch immer davon abgehalten zu fidgeten (oder gelernt wie "normales Stimming" wie ein Haargummi am Handgelenk zu drehen, aber auch das tu ich seltener als ich gerne würde), weil es andere oft stört. Aber ich hab nach drei Jahrzehnten das Problem damit, eigentlich schon lange davor, dass ich sehr viel Anspannung in mir aufgebaut habe, eben weil ich sehr gut an die Gesellschaft angepasst bin.

    Bzw ein Freund von mir war dadurch auch einige Male suizidal. Keine Depressionen zu haben, besser zu schlafen, mehr Energie zu haben und vor allem nicht suizidal zu sein, ist um einiges wichtiger, als dass Leute dauernd reibungslose Standard-Unterhaltungen bekommen, um es hart auszudrücken.



    Das hat nicht viel mit "Schuld" zu tun, aber es ist einfach so, dass die Kommunikationsstile nunmal sehr verschieden sind und man kommt immer mehr zum Schluss, dass neurodiverse Menschen untereinander (zumindest Großteils, man ist halt immer noch sehr unterschiedlich) sehrwohl eine gute Kommunikationsebene haben. Wenn ich mit jenem Freund zusammen Zeit verbringe, ist es wie ein wenig Urlaub von anderen Leuten.

    Das war btw keine Anschuldigung dir gegenüber, das war eine Feststellung, weshalb es zur Miskommunikation kommt und es schädlich für neurodiverse Menschen ist ihre Art zu kommunizieren zu sehr anzupassen.


    Du musst auch sehen, dass viele neurodiverse Personen ohnehin sehr viel auf neurotypische Menschen zugehen. Ich hab mir als Kind selbst beigebracht wie man Menschen auf eine normale Weise in die Augen sieht. Ich hab damals meine Beobachtungen darüber aufgeschrieben, wie man zb. mit Mädchen kommuniziert. Weil Mädchen anders sozialisiert werden (was an mir Großteils halt vorbeigegangen sind) und die Sachen, die meine männlichen Freunde zum Lachen gebracht haben, haben manche Mädchen zum Weinen gebracht. Ich meine ja, ich hab gelernt.... und bei aller möglichen Kritik, die man gegen Selbstdiagnosen bringen könnte, aber wenn man sich als Kind selbst beibringt wie man Menschen richtig in die Augen sieht und vollkommen obsessed mit bestimmten Themen ist und eine Dokumentationsreihe Dutzende Male gesehen hat, eigentlich beinahe täglich, gibt es keine andere Erklärung mehr.


    Manche neurodiverse Menschen wachsen auch mit viel Selbsthass auf und viele sind nicht so sture Böcke wie ich, die immer ihren Grund-Selbstwert wahren. Wenn dir alle sagen, dass deine Art zu kommunizieren falsch und "fehlerhaft" sei, dann glauben es viele irgendwann, dass dem so sei und du übernimmst ohnehin automatisch die Art anderer zu kommunizieren, selbst wenn sie dir immer etwas unnatürlich vorkommt.



    Inwiefern ist das humilating für dich? Wenn dir die Frage zu persönlich ist, brauchst du sie mir nicht zu beantworten.

    Oder geht es dir hierbei um die Diskriminierung, die du danach aufgeführt hast?


    Es gibt in Österreich kaum Psychiater*innen, die auf ihrer Website nicht endlos pathologisieren und so tun, als würde es sich um ein Problem handeln, das man behandeln muss. Weißt du wie viele Menschen immer noch davon ausgehen, dass mal Neurodoversitäten heilen oder zumindest lebenslang behandeln muss und von einem "Durchbruch" sprechen, wenn man "ADHS / Autismus heilen kann".

    Ich hätte hier in meiner Gegend EINEN Psychiater gefunden, der von Neurodoversität und nicht so abwertend oder pathologisierend davon spricht.


    Ansonsten geht es mir natürlich in erster Linie um all die Diskriminierung, auch im Privaten. Es war bisher bereits einige, zum Glück wenige, Male so, dass Menschen einen normal behandelt haben bis sie verstanden haben oder ich es ihnen erzählt habe und dann hat es auf "ich behandle dich wie den letzten Trottel" umgeschwenkt. Da hat man in einer Gruppe einen Anime gesehen und plötzlich hat mir jene ehemalige Bekannte sehr kindlich erzählt was in dem Charakter vor sich geht. Fuck this shit. Ich hab ihr natürlich gesagt was ich von halte, obwohl wir paar Tage zuvor noch über die Psychologie eines anderen Charakters normal und im Detail geredet haben.

    Irgendwelche Bekannte kann man natürlich kicken, aber systematische Diskriminierung wird immer an dir und deiner Familie hängenbleiben.


    Fakt ist, dass den Leuten viele neurodiverse Menschen im Alltag niemals auffallen werden und auch von selbst gut klarkommen. Was glaubst du woher all die autistischen und ADHS-Kinder nun herkommen und wieso Eltern so angepisst darauf reagieren, wenn man sie drauf hinweist "hey dein Kind..." Oft ist eines der Elternteile undiagnostiziert, aber sie wollen es über sich selbst nicht hören.


    Es gäbe sonst selten neurodiverse Pädagog*innen und es gibt auch kaum Psychiater*innen und Therapeut*innen, die man auf herkömmlichen Weg finden würde, weil sie nunmal kaum Fuß in diesem Bereich fassen können, oder sich eben auch nicht outen wollen. Das wird auch sehr viel mit damit zu tun haben, dass man diese verkindlicht und ihnen nicht zutraut diesen Beruf auszuüben.

    Ich hab sonst nur sehr viel Glück damit, dass meine Therapeutin mit mir relaten kann und mir hilft mehr well, zu unmasken. Man gibt sich sonst natürlich auch Tipps, um sich besser zu organisieren etc, weil ich damit immer Probleme hatte, aber ich geh da nicht hin, "um besser klarzukommen", sondern zu lernen wie ich meine natürlichen Traits besser ausleben kann, weil es nunmal oft nicht der Fall war. Ich mag diese auch Großteils tatsächlich gerne, aber es wird einem oft vermittelt, als wäre das nunmal nicht richtig.



    Das war natürlich übertrieben ausgedrückt und es ist ja okay, wenn du es selbst überladend findest, aber es ist nunmal unsere Kultur, dass man Menschen und sogar Kinder sehr rasch "still bekommt", was ich in dem Ausmaß schädlich finde.

    Eine türkische Kollegin von mir hat auch gelernt die Öffis hier in Österreich zu hassen und empfand es als wundervoll in den Ferien bei sich daheim zu sein und fremde Menschen ansprechen und auch mit denen in den Öffis lachen, ohne judgemental angestarrt zu werden.

    Natürlich kommt es auch drauf WIE laut etwas ist, aber viele deutschsprachige Menschen kriegen die Krise, wenn's fast schon über einen Flüsterton hinausgeht.



    Ja, man muss Verantwortung für Taten übernehmen, aber einfach seinen eigenen, natürlichen Kommunikationsstil auszuleben ist jetzt nicht wirklich eine "Tat". Vor allem, wenn es eigentlich sehr non-offensive ist.

    Dieser Stil muss nicht jedem gefallen, aber es ist für einen selbst schädlich diesen dauernd an die Umwelt anzupassen. Nicht zuletzt muss man auch nicht mit jedem super auskommen. Wenn einem der Kommunikationsstil einer Person gar nicht gefällt und man nicht denkt, dass man sich daran gewöhnen / es je tolerieren könnte, muss man ja keinen engen Kontakt zu ihr pflegen.

    Wenn man dann sogar die persönliche, eigene Art Freude auszudrücken beständig an bestimmte Menschen anpassen soll, dann ist / wäre es mir einfach nicht mehr Wert im engeren Kontakt zueinander zu stehen.


    Es ist ein Unding neurodiversen Menschen zu sagen, sie sollten sich eben aktiv dafür entscheiden sich der Kommunikation und co. der Mehrheit anzupassen. Erklären ja gerne (ich muss ja nicht sagen wieso es für mich so ist). Wenn es nun zb ein Stimming inmitten eines Hörsaals oder Kinos wäre, das nunmal laut wäre und andere stört, würde ich auch sagen, dass dies nunmal stört, aber viele andere Dinge, die andere nicht direkt betreffen und diese nicht leiden lassen, muss man nunmal so akzeptieren wie sie sind. Bzw klärt es sich ja meist schon dadurch auf, dass man sich erklärt. Da reicht schon in seinem Fall "ich zeige Begeisterung selten so offen."



    Bitte behaltet auch im Kopf, dass Diagnosen von Neurodiversität leider zu Diskriminierung führen kann. Bspw. können Menschen, die eine offizielle Diagnose auf bestimmte Neurodiversitäten haben (wie ADHS oder Autismus) kein Bleiberecht in diversen Ländern bekommen. Auch ist es leider nun einmal so, wenn man trans ist und transitionieren will, dass einem diese Dinge erschwert werden, weil man vor allem als autistischer Mensch, gerne verkindlicht wird. Entsprechend gibt es leider einige gute Gründe sich keine offizielle Diagnose anzustreben - ganz ohne davon anzufangen, dass die Diagnoserichtlinien noch immer sehr stark sexistisch und sehr normativ auf ein westliches Weltbild sind.

    Eben das. Wieso sollte man sich selbst sowas antun, wenn es einem nur Nachteile einbringt.

    Mein engstes Umfeld hat es ohnehin von selbst erkannt und sonst braucht es keiner zu wissen.


    Und ja, gerade wenn man nicht cis UND nd ist, was btw recht viele sind, werden viele Leute arg verkindlicht like "du weißt ja nicht wovon du redest, Kleines :heart:."

  • Ich kann das tatsächlich sehr gut nachvollziehen wieso man eine Diagnose vielleicht doch nicht anstrebt. Zumindest keine offizielle, die so festgehalten wird.


    Hatte ja mal von meiner Arbeitskollegin berichtet die sich vor kurzem bei mir "geoutet hat" was ihre Neurodiversität (In ihrem Fall ADHS und Autismus) angeht. Sie sagte sie bekam die Diagnose erst sehr spät in ihrem Leben und ja, auf einer Art hat es ihr geholfen, ihr Verhalten und ihren Lebensstil genauer einzuordnen. Das ist der Punkt den ich ebenfalls gut finde. Wenn man selbst einfach merkt, man "passt" nicht ins normale Bild, dann kann einem das durchaus ein stückweit die Augen öffnen damit man selbst besser versteht was die Ursache dafür ist, dass man bestimmte Verhaltensarten hat die andere nur schwer einordnen können.


    Aber sie meinte auch dass sich etwas verändert hat. Natürlich hatte sie es auch im Freundeskreis und Familienkreis erzählt und ja, das deckt sich mit den Dingen die Bastet schon ansprach. Die Reaktion war nicht etwa "Hey, das bist du!" sondern vielmehr "Du kannst nichts dafür, du bist eben krank". Und das führte auch zu bestimmten Reaktionen bei ihr. Ich habe zwar schon geahnt dass es sich bei ihr um ADHS/Autismus handeln könnte, aber darauf gekommen bin ich nicht ausschließlich durch ihr Verhalten. Sondern auch wegen Äußerungen wie "Sorry dass ich gerade so aufgedreht bin, ich habe manchmal Phasen wo ich das nicht unterdrücken kann und rauslassen muss." Und das fand ich so schade. Nicht dass sie aufgedreht war, sondern dass sie das Bedürfnis hatte, sich bei mir vorab dafür zu rechtfertigen obwohl ich gar keine Anstalten gemacht habe mich irgendwie darüber aufzuregen. Ich bin selbst ein eher ruhiger Mensch und habe sie einfach machen lassen.


    Das war einer der Punkte für die sie sich anschließend sogar bedankt hat. Dass ich nicht irgendwie..komisch reagiert habe als ich das erfahren habe sondern sie einfach so behandle wie vorher auch. Nur eben mit dem Zusatz dass ich ihr gesagt habe dass sie zu mir kommen kann wenn ihr gerade alles auf Arbeit zu viel wird und sie mit der Situation gerade nicht umgehen kann.


    Also ja, für sie selbst gab es eine gewisse Erkenntnis und das hat ihr für sich selbst geholfen. Aber das Umfeld reagiert seitdem anders auf sie und das ist ihre Reaktion darauf: Rechtfertigung. Weil sie denkt es ist nötig um vom Umfeld besser akzeptiert zu werden.

    Daher kann ich das wirklich verstehen wieso man vielleicht für sich selbst etwas diagnostiziert haben mag, keinesfalls aber offiziell. Denn auch wenn sich jemand genötigt fühlt sich zu erklären (teilweise bevor irgendwas passiert ist) ist das schon ein Teil der Diskriminierung die einen erwarten kann. Und hier ging es noch nicht einmal ansatzweise um einen bestimmten Job/ein bestimmtes Land/Familienpläne.

    « I might not be able to decide whether the road is easy or not,

    but whether I walk it is entirely up to me. »


  • Alaiya

    Gibt es eventuell irgendwelche Artikel darüber, dass neurodiverse Menschen kein Bleiberecht haben? Hab gegooglet aber irgendwie nichts gefunden. Würde mich interessieren.


    Bastet

    Ja, du hast recht, ich hab tatsächlich keine Ahnung davon, wie es ist zu masken oder autistisch zu sein. Aber ich habe sowas wie Empathie und versuche deshalb, Dinge für mich nachzuvollziehen, was für mich als neurotypische Person wichtig ist. Wenn das für dich nicht zählt, dann musst du nicht weiter diskutieren denke ich und kannst ab diesem Punkt aufhören meine Beiträge in dem Topic zu lesen.


    Und ja, ich habe kein Problem auf neurodiverse Menschen zuzugehen und gewisse Kommunikationsstile "neu" zu erarbeiten. Aber man kann nicht von der Gesellschaft verlangen, dass man gewisse neurodiverse Verhaltensweisen gewohnt ist. Es ist super, dass neurodiverse Personen mit ihren eigenen Kommunikationsweisen im Reinen sind, aber man muss damit rechnen, dass man damit bei neurotypischen Menschen auf Unverständnis stößt und man sollte das uns nicht übel nehmen. "Anders" zu sein fällt auf und viele assoziieren "anders" sein mit falsch sein, was ich auch nicht gut finde, aber das ist momentan noch der Standpunkt. Ob man sich der Gesellschaft dann beugt und sich "richtig" verhält und maskt (?), ist dann eine individuelle Entscheidung. Gut, dass mit der Suizidalität wusste ich nicht, danke für die Info. Aber ich bin nunmal dafür hier, um auch zu lernen.


    Das mit den Kindern müsstest du nochmal genauer erklären. Wenn man adoptieren möchte, dann wird es schwieriger, aber mit den biologischen Kindern check ich nicht so ganz. Wieso sollte man da mitgeframet werden? Vom biologischen Kinder kriegen sollte euch ja keiner abhalten. Btw werden Eltern grundsätzlich für ihren Erziehungsstil angegriffen, man kann da nie alle Personen zufrieden stellen. Irgendjemand meckert immer.


    Corni

  • Ob man sich der Gesellschaft dann beugt und sich "richtig" verhält und maskt (?), ist dann eine individuelle Entscheidung.

    Das ist halt nicht wirklich eine individuelle Entscheidung, sondern etwas, dass sich neurodiverse Menschen unterbewusst antrainieren, damit sie nicht mehr in der Gesellschaft anecken. Wie würdest du dich fühlen, wenn du ständig einen großen Teil deiner Persönlichkeit unterdrücken musst, dich dafür entschuldigen musst, oder ähnliches.

    Meine zwei engsten Freunde haben ADHS und dey andere hat Autismus diagnostiziert (dey wollte es btw, hat die Diagnose erst seit circa nehm halben Jahr und sich sehr gefreut, als die Diagnose sich bewahrheitet hat, auch um sich besser selbst verstehen zu können). Beide haben so ihre Maken deswegen und sie haben lange Zeit darunter gelitten, das Masken zu müssen, damit sie nicht auffallen, oder eben auch immer noch diese Probleme.

    Gerade die Person mit ADHS hat halt große Probleme damit, Dinge nicht zu vergessen und hat deswegen halt ein eigenes System entwickelt, um sich an Dinge zu erinnern. Das bei anderen Menschen bedingt funktionieren würde. Dey vergisst eben auch sehr oft schon Dinge, die man ka zehn Minuten vorher festegelegt hat und viele, die keine Ahnung haben, nehmen das immer als extrem unhöflich auf, weils halt so wirkt, als würde dey nicht zuhören. Ist aber Bullshit. Einfach dran erinnern. Der Vater war da auch immer richtig toxisch mit drauf und hat das nie gescheckt, immer Vorwürfe gemacht. Bin froh, dass die mittlerweile den Kontakt abgebrochen haben.


    Das mit den Kindern müsstest du nochmal genauer erklären. Wenn man adoptieren möchte, dann wird es schwieriger, aber mit den biologischen Kindern check ich nicht so ganz. Wieso sollte man da mitgeframet werden? Vom biologischen Kinder kriegen sollte euch ja keiner abhalten. Btw werden Eltern grundsätzlich für ihren Erziehungsstil angegriffen, man kann da nie alle Personen zufrieden stellen. Irgendjemand meckert immer.

    Hier gehts nicht darum Kinder zu kriegen, sondern um Fälle, wenn das Jugendamt eingeschaltet wird. Da wirst du als neurodivers diagnostiziertes Elternteil halt schneller mal als unfähig abgestempelt, als neurotypische Personen. Das ist halt was anderes, als man wird für den Erziehungsstil angegriffen, da wird schon gezielter Diskriminiert. Wird halt als eine Behinderung angesehen und, dass diese Menschen sich nicht um Kinder sorgen können. Dabei hat es halt nichts mit einer Behinderung zu tun und auch Menschen mit einer geistigen Behinderung können Kinder großziehen, vielleicht mit Hilfe, aber warum sollten sie das nicht können?

    Aber anstatt, dass dann bei solchen Fällen wirklich Hilfe angeboten wird, wenn sie gebraucht werden würde, wirds halt extrem hochgeschaukelt und denen das Leben noch schwerer gemacht. Halte allgemein ja eh nicht viel vom Jugendamt, aus persönlicher Erfahrung.

    » Kokuna bewegt sich kaum, wenn es an einem Baum haftet.

    In seinem Inneren jedoch regt sich einiges, da es sich auf seine bevorstehende Entwicklung vorbereitet.

    Dabei wird seine Schale sehr heiß. «

  • Aber man kann nicht von der Gesellschaft verlangen, dass man gewisse neurodiverse Verhaltensweisen gewohnt ist. Es ist super, dass neurodiverse Personen mit ihren eigenen Kommunikationsweisen im Reinen sind, aber man muss damit rechnen, dass man damit bei neurotypischen Menschen auf Unverständnis stößt und man sollte das uns nicht übel nehmen. "Anders" zu sein fällt auf und viele assoziieren "anders" sein mit falsch sein, was ich auch nicht gut finde, aber das ist momentan noch der Standpunkt. Ob man sich der Gesellschaft dann beugt und sich "richtig" verhält und maskt (?), ist dann eine individuelle Entscheidung. Gut, dass mit der Suizidalität wusste ich nicht, danke für die Info. Aber ich bin nunmal dafür hier, um auch zu lernen.

    Nun gut, ich erwarte es an sich schon, da genauso wie Queerness, es andere Neurotypen natürlich immer schon gegeben hat und es gibt viele Verhaltensweisen, die der Gesellschaft eigentlich auch immer schon bekannt waren und ich hab die Erfahrung gemacht, dass sich Leute mehr auf deine Eigenschaften einlassen, wenn sie diese als normalen Teil deines Charakters betrachten und nicht als Krankheit oder Störung.


    Mit vielen Menschen ist es allerdings so, dass sie diese Charakteristika nicht sehen wollen, weil ihnen die richtige Performance von Gefühlen und diese richtig abzuspielen, sprich wie diese nach außen hin wirken, wichtiger sind, als ob sie tatsächlich vorhanden sind. Das ist dann dieses typische "X zeigt ja keine Freude / Trauer / Empathie" oder "wenn jemand nicht weint, ist die Person nicht traurig", weil eben das Performative hier mitzählt.


    Es ist natürlich gut, dass du es zu verstehen versuchst wie andere ticken und dich auch etwas darauf einzulassen. Das Ding ist hier nur eben, dass die Auffassung davon was normale Social Skills sind, nicht für alle allgemeingültig sind ... und btw fangen die auch in Europa an und hören da wieder auf. Wenn du in Ostasien oder in afrikanischen Ländern bist oä, kommst du wahrscheinlich mit vielen deiner für dich normalen Basic Social Skills aus Mitteleuropa auch an manchen Stellen nicht mehr so weit, vor allem bei den älteren Menschen.


    Ansonsten wird es immer so, dass man sich der Gesellschaft bis zu einem gewissen Grad anpasst, auch bis zu einem recht hohen Grad, weil man es auch gar nicht vollkommen abschalten kann. Man lernt solche Dinge wie Subtext, genauso gut lügen zu können, charmant zu sein wenn's muss, den Raum etc... dann eben durch Erfahrung und ich will gar nicht sagen, dass es nicht auch sehr hilfreich sei all das genauso gut wie neurotypische Menschen zu können, bloß in einer Freundschaft oder Beziehung sollte man zumindest in Teilen davon ablassen können.

    Es strained mich zb nur viel mehr, wenn ich sehr lange stillsitzen muss oder mich lange auf etwas fokusieren muss, für das ich momentan keine Begeisterung / kleine Obsession habe.


    Ich hab für mich bloß eine Liste an Dingen angelegt, die ich für andere einfach wieder nicht ändern würde bzw. die für mich viel natürlicher sind und bei denen ich zuletzt mit 12, 13 gespürt habe "das ist natürlich für mich", bevor ich das eben verdrängt hatte so zu agieren.

    Wenn ich müde bin, schau ich den Leuten weniger in die Augen, va wenn es solche sind, die nicht zu meinem engsten Kreis gehören. Da stört es mich nunmal sehr viel weniger Menschen in die Augen zu sehen die ich gut kenne, aber schon alleine sich "kindlich" zu freuen (was kindliches Freuen oder kindliche Hobbies etc sind, ist vor allem kulturell bedingt), öfters an Haaren und Armbändern rumzudrehen etc. wird schon von manchen als störend empfunden. Was mir wiederrum halt zunehmends egal ist tbh.



    Das mit den Kindern müsstest du nochmal genauer erklären. Wenn man adoptieren möchte, dann wird es schwieriger, aber mit den biologischen Kindern check ich nicht so ganz. Wieso sollte man da mitgeframet werden? Vom biologischen Kinder kriegen sollte euch ja keiner abhalten. Btw werden Eltern grundsätzlich für ihren Erziehungsstil angegriffen, man kann da nie alle Personen zufrieden stellen. Irgendjemand meckert immer.

    Natürlich kann man es nie jedem Recht machen, aber wenn du offiziell eingetragene NDs hast, vor allem wenn es Autismus ist, wird dann sehr schnell in Frage gestellt, ob man überhaupt die Fähigkeit und "Erlaubnis" haben soll ein Kind großziehen zu dürfen. Im schlimmsten Fall kann es schon bei den kleinen Problemen dazu führen, dass dein Sorgerecht gegenüber dem Kind bedroht sein könnte. Zuerst muss man überhaupt auch erst befruchten zu lassen, you know und bei Adoptionen erst... man wird eben sehr viel verkindlicht (egal ob das nun stimmt oder nicht), sobald eine offizielle Diagnose dasteht und viele Menschen in dieser Gesellschaft haben immer noch zu Teilen Nazigedankengut in sich um gleich auszulöschen, was ihnen nicht passt.


    Und sowohl Autismus wie auch ADHS sind vererbt, was für mich natürlich kein Problem darstellt, aber wenn man sich in der Gesellschaft umsieht, ist die selten so offen für diese Kinder und ihnen sehr viele Chancen verbaut, weil sie als nunmal von Anfang an anders behandelt werden.

    In meiner Volksschule ist ein Junge, der mit Autismus diagnostiziert worden ist, in eine "Sonderschule" versetzt worden, obwohl er sehr gut mitgekommen ist und eigentlich mit vielen recht gut klarkam. Er hat sich einige Male nur unter'm Tisch versteckt und geweint, als eine Lehrerin ihn angeschrien hat.


    Ich will tbh auch nicht hören, dass es angeblich "besser werden würde". Gesellschaftliche Gefüge ändern sich oft nur innerhalb weniger Jahre und wir haben seit Jahren einen starken Rechtsruck. Deswegen lass ich auch das Geschlecht in meinem Pass nicht ändern, da ich das nunmal als zu gefährlich empfinde und ich einfach keinen Bock auf den Mist habe, der daraufhin auf einen zukommt.



    Aber sie meinte auch dass sich etwas verändert hat. Natürlich hatte sie es auch im Freundeskreis und Familienkreis erzählt und ja, das deckt sich mit den Dingen die Bastet schon ansprach. Die Reaktion war nicht etwa "Hey, das bist du!" sondern vielmehr "Du kannst nichts dafür, du bist eben krank". Und das führte auch zu bestimmten Reaktionen bei ihr. Ich habe zwar schon geahnt dass es sich bei ihr um ADHS/Autismus handeln könnte, aber darauf gekommen bin ich nicht ausschließlich durch ihr Verhalten. Sondern auch wegen Äußerungen wie "Sorry dass ich gerade so aufgedreht bin, ich habe manchmal Phasen wo ich das nicht unterdrücken kann und rauslassen muss." Und das fand ich so schade. Nicht dass sie aufgedreht war, sondern dass sie das Bedürfnis hatte, sich bei mir vorab dafür zu rechtfertigen obwohl ich gar keine Anstalten gemacht habe mich irgendwie darüber aufzuregen. Ich bin selbst ein eher ruhiger Mensch und habe sie einfach machen lassen.


    Das war einer der Punkte für die sie sich anschließend sogar bedankt hat. Dass ich nicht irgendwie..komisch reagiert habe als ich das erfahren habe sondern sie einfach so behandle wie vorher auch. Nur eben mit dem Zusatz dass ich ihr gesagt habe dass sie zu mir kommen kann wenn ihr gerade alles auf Arbeit zu viel wird und sie mit der Situation gerade nicht umgehen kann.


    Also ja, für sie selbst gab es eine gewisse Erkenntnis und das hat ihr für sich selbst geholfen. Aber das Umfeld reagiert seitdem anders auf sie und das ist ihre Reaktion darauf: Rechtfertigung. Weil sie denkt es ist nötig um vom Umfeld besser akzeptiert zu werden.

    Daher kann ich das wirklich verstehen wieso man vielleicht für sich selbst etwas diagnostiziert haben mag, keinesfalls aber offiziell. Denn auch wenn sich jemand genötigt fühlt sich zu erklären (teilweise bevor irgendwas passiert ist) ist das schon ein Teil der Diskriminierung die einen erwarten kann. Und hier ging es noch nicht einmal ansatzweise um einen bestimmten Job/ein bestimmtes Land/Familienpläne.

    Eben das, sowohl Psychiater*innen wie auch das Umfeld sehen dann oft "ich muss dich nicht mehr ernstnehmen, weil ich es als Störung betrachte wie dein Gehirn funktioniert."


    Hab ich leider schon öfter gehört, dass sich manche neurodiverse Menschen sofort bedanken, wenn andere dann nicht infantilisierend sind oder so. Ich denke mir, ich bedanke mich doch nicht für Most Basic Acceptance, aber für manche ist das halt dann nicht selbstverständlich, oder selbstverständlich dies durchsetzen zu wollen.

    Entschuldigt hab ich mich leider auch schon, wenn ich mich zb "zu sehr gefreut" habe oder ähnliches; mach ich nicht mehr, muss man damit leben.

  • Gibt es eventuell irgendwelche Artikel darüber, dass neurodiverse Menschen kein Bleiberecht haben? Hab gegooglet aber irgendwie nichts gefunden. Würde mich interessieren.

    tl;dr Diverse Länder erlauben dir nicht einzuwandern, wenn du behindert bist. Unter anderem Neuseeland und Australien. Da Autismus und ADHS als Behinderung gelten, werden auch Menschen, die damit diagnostiziert werden, von der Einwanderung in diese Länder ausgeschlossen.

  • tl;dr Diverse Länder erlauben dir nicht einzuwandern, wenn du behindert bist. Unter anderem Neuseeland und Australien. Da Autismus und ADHS als Behinderung gelten, werden auch Menschen, die damit diagnostiziert werden, von der Einwanderung in diese Länder ausgeschlossen.

    Meine Güte, wie furchtbar... Das wusste ich gar nicht. Schlimm, dass Autismus und ADHS bei solch zivilisierten Nationen wie Australien und Neuseeland so eine negative Bedeutung haben und das auch gleichzeitig impliziert, dass Menschen mit Beeinträchtigung dort nicht sonderlich erwünscht sind.


    Eine allgemeine Frage dazu:

    Wie genau wird sowas "überprüft"? Wird dort ein bestimmtes Formular verlangt, wo man angibt, dass man beispielsweise Teil des Autismusspektrum ist? Mich würde das echt mal interessieren.

  • Das mit den Kindern müsstest du nochmal genauer erklären. Wenn man adoptieren möchte, dann wird es schwieriger, aber mit den biologischen Kindern check ich nicht so ganz. Wieso sollte man da mitgeframet werden? Vom biologischen Kinder kriegen sollte euch ja keiner abhalten. Btw werden Eltern grundsätzlich für ihren Erziehungsstil angegriffen, man kann da nie alle Personen zufrieden stellen. Irgendjemand meckert immer.und viele Menschen in dieser Gesellschaft haben immer noch zu Teilen Nazigedankengut in sich um gleich auszulöschen, was ihnen nicht passt.

    Ich werde mich nochmal gezielt dazu äußern eventuell, aber ist das so'n Stilmittel, dass meine Zitate verändert werden? Will nur klarstellen, dass ich das mit dem Nazigedankengut nicht geschrieben habe und man das in meinem Originalbeitrag auch sieht.


    Corni

  • Das mit den Kindern müsstest du nochmal genauer erklären. Wenn man adoptieren möchte, dann wird es schwieriger, aber mit den biologischen Kindern check ich nicht so ganz. Wieso sollte man da mitgeframet werden? Vom biologischen Kinder kriegen sollte euch ja keiner abhalten. Btw werden Eltern grundsätzlich für ihren Erziehungsstil angegriffen, man kann da nie alle Personen zufrieden stellen. Irgendjemand meckert immer.und viele Menschen in dieser Gesellschaft haben immer noch zu Teilen Nazigedankengut in sich um gleich auszulöschen, was ihnen nicht passt.

    Ich werde mich nochmal gezielt dazu äußern eventuell, aber ist das so'n Stilmittel, dass meine Zitate verändert werden? Will nur klarstellen, dass ich das mit dem Nazigedankengut nicht geschrieben habe und man das in meinem Originalbeitrag auch sieht.


    Corni

    Kann sein, dass mein Handy es in die falsche Zeile gestellt hat. ^^'

    Das war jedenfalls nicht auf dich bezogen, sondern auf die allgemeine Gesellschaft.



    Edit btw:


    Das mit den Kindern müsstest du nochmal genauer erklären. Wenn man adoptieren möchte, dann wird es schwieriger, aber mit den biologischen Kindern check ich nicht so ganz. Wieso sollte man da mitgeframet werden? Vom biologischen Kinder kriegen sollte euch ja keiner abhalten. Btw werden Eltern grundsätzlich für ihren Erziehungsstil angegriffen, man kann da nie alle Personen zufrieden stellen. Irgendjemand meckert immer.

    Hier gehts nicht darum Kinder zu kriegen, sondern um Fälle, wenn das Jugendamt eingeschaltet wird. Da wirst du als neurodivers diagnostiziertes Elternteil halt schneller mal als unfähig abgestempelt, als neurotypische Personen. Das ist halt was anderes, als man wird für den Erziehungsstil angegriffen, da wird schon gezielter Diskriminiert. Wird halt als eine Behinderung angesehen und, dass diese Menschen sich nicht um Kinder sorgen können. Dabei hat es halt nichts mit einer Behinderung zu tun und auch Menschen mit einer geistigen Behinderung können Kinder großziehen, vielleicht mit Hilfe, aber warum sollten sie das nicht können?

    Aber anstatt, dass dann bei solchen Fällen wirklich Hilfe angeboten wird, wenn sie gebraucht werden würde, wirds halt extrem hochgeschaukelt und denen das Leben noch schwerer gemacht. Halte allgemein ja eh nicht viel vom Jugendamt, aus persönlicher Erfahrung.

    Nicht nur, wenn das Jugendamt eingeschalten wird. Hab schon von jemanden gehört, dass die Schule aus welchen Gründen auch immer davon mitbekommen hat, dass der Vater Autismus hat (obwohl es die nichts anginge und nicht gesagt bekommen dürften, aber du weißt wie Leute sind und dann geht das dumme Getratsche los). Seitdem wird lieber die Mutter für alles herangezogen, weil sie halt der neurotypische und somit "normale" Elternteil ist.

  • Hallo meine fellow Neurosonderlinge,


    ich hatte eigentlich bereits seit Ewigkeiten vor, mir mal solche Ohrstöpsel zu holen, die die akustische Reizflut ein wenig dämpfen. Bis heute hab ich das aber immer wieder vergessen, da ich seit Corona auch nur noch selten in den Situationen bin, glücklicherweise nach wie vor Home Office machen kann und nicht mehr auf Events gearbeitet hab seither. Demnächst kommt letzteres aber wieder auf mich zu und das auch direkt mit voller Wucht und sehr lang. Vor allem bin ich dann auch konkret Ansprechpartner für Leute und mache nicht nur meine abgeschirmte Arbeit als z.B. Fotograf, weshalb das wahrscheinlich nochmal anstrengender wird.


    Ich bin mir daher recht sicher, dass ich solche Stecker unbedingt brauchen werde, wenn ich den Tag durchhalten will ohne komplett geistig auszuklinken irgendwann lol, weshalb ich mal bei euch nachfragen wollte, ob da jemand schon mit Erfahrung hat und eine bestimmte Marke empfehlen kann. Bei mir geht es wie gesagt darum, dass ich mit Leuten noch reden können muss, ich aber so gut wie es eben geht das Hintergrundchaos ausblenden möchte, weil das zu viel Gehirn-RAM frisst und ich sowieso schon Probleme hab das Gesagte von anderen auszumachen. Falls relevant geht's hier um ADHS. Kennt jemand was? 👀

  • Suche auch schon öfter nach bestimmten Plugs und bin damals auch auf welche gestoßen, bei denen man verschiedene Frequenzen in verschiedener Stärke dämpfen konnte, ohne alles dumpf wirken zu lassen. Kann leider gerade keinen Link mehr dazu finden und weiß auch nicht, ob es die Marke überhaupt noch gibt, weil ich damals einfach öfter Werbung dafür bekommen habe. Jedenfalls ging um so etwas in die Richtung, also definitiv auch für ADHS geeignet und einstellbar und ich gebe Bescheid, wenn ich die mal wieder finde.


    Im Normalfall funktionieren für mich tatsächlich normale Ohrstöpsel aus Schaumstoff oder Pluggerz und nach kurzer Zeit gewöhnt man sich an die dumpfen Stimmen. Ich bekomme eigentlich so gut wie alles mit, was mich selbst angeht und mir ist es hundert mal lieber zu wenig zu hören als zu viel. Weiß jetzt nicht, ob das eben zur Neurodiversität zählt, aber jedenfalls bin ich eine der Glücklichen, die von Misophonie geplagt wird und deswegen habe ich seit Jahren eigentlich immer meine normalen Ohrstöpsel mit (weil ich ohne auch gar nicht schlafen kann, lol) und trage die im täglichen Leben gerne, wenn mich Umweltgeräusche gerade zu sehr stressen und ablenken. Also fürs Konzentrieren auf Gespräche vielleicht nicht unbedingt geeignet, aber für das Ausklinken im Alltag für mich perfekt. Und ja ich weiß, dass sich die Use Cases ADHS und Misophonie jetzt nicht wirklich ähnlich sind, aber ich hoffe das hilft zumindest irgendwie bei der weiteren Recherche. :(

  • Hey, ich glaube, ich kann zu dem Thema aus eigener Erfahrung etwas beitragen.

    Ich bin selber Autistin mit der Diagnose Asperger. Bei mir hat niemand jemals etwas in die Richtung gemerkt, ich wurde in meiner Schulzeit eher von den Lehrern unter Druck gesetzt, dass ich mir nicht genug Mühe gebe, auf meine Klassenkameraden einzugehen, die mich jedoch schon wegen meiner Hobbys, Manga und Anime, ausgeschlossen und auch gemobbt hatten. Da ich auch meinen Eltern meinen Verdacht auf Autismus, den ich mit 16 hatte, damals aber nur die extremste Form kannte, nämlich gar nicht kommunizieren zu können, nicht mitteilen konnte, da dies nur belächelt worden wäre, hab ich mich erst mit 21 getraut, das Thema anzusprechen und wurde auch in einer ersten Diagnose als Autistin eingestuft. Da ich aber anschließend zum Studieren umgezogen bin, blieb die weitere Diagnose auf der Strecke und ich habe erst vor 3 Jahren, nachdem ich 1½ Jahre auf einen Termin bei einer Fachstelle des Landes warten musste, eine Diagnose erhalten, mit der ich auch einen Schwerbehindertenausweis beantragen konnte.

    Das war mir sehr wichtig, da ich durch viele negative Erfahrungen in der Vergangenheit nun einen Beweis habe, dass "ich mich mehr anstrengen soll" oder "das ich falsch bin" nicht stimmt. Es ist mit am schlimmsten, wenn solche Vorwürfe gemacht werden und die Anstrengungen bisher nicht gesehen werden.

    Ich kann nicht für alle Autisten sprechen, aber ich habe eine überstarke Sensibilität auf Gerüche, visuelle und auditive Reize und Berührungen. Dadurch sind Gruppengespräche zum Beispiel sehr schwer, da der Cocktailparty-Effekt bei mir nicht funktioniert und ich alles gleichermaßen höre außer einer spricht deutlich lauter. Das ist vielleicht vergleichbar, als wenn 10 Fernseher gleichzeitig auf voller Lautstärke mit verschiedenen Programmen laufen und man jedes Programm genau verfolgen soll. Das Gehirn ist einfach überlastet. Ohrstöpsel würden nichts bringen, da diese eine ständige Störung wären.


    Autismus ist aber nicht nur negativ zu sehen. Dank dessen kann ich mich an fast alles seit meinem 4. Lebensjahr erinnern und hab auch einen hohen IQ, Analysefähigkeiten, mathematisches und technisches Verständnis.

    Ich komme im Alltag sehr gut zurecht, solange ich nicht sehr stark getriggert werde. Daher fallen Konzerte komplett aus, einzelne Veranstaltungen wie Turniere können aber sogar sehr angenehm sein, wenn man Leute findet, mit denen man sich gut unterhalten kann und zwischendurch mal ein paar Minuten Ruhe suchen und durchatmen kann.

    Das größte Problem, dass ich eher habe, ist, wenn andere meinen Autismus als Problem ansehen, denn das ist es nicht. Es ist eine Behinderung, die aber auch eine andere Sichtweise ermöglicht und wodurch andere Ideen und Wege zu stande kommen können. Auch sind immer mal Dinge, wie doppeldeutige Aussagen schwierig, die für "Normale" vielleicht auf den ersten Blick nicht doppeldeutig erscheinen.


    Außerdem kann man nicht von einem Autisten auf einen anderen schließen, es heißt auch Autismus-Spektrums-Störung. Die Diagnose ist vielleicht etwas schwierig, der vermutlich bekannteste Test, bei dem ich auch komplett durchgefallen bin, ist wohl, anhand von Fotos von Augen sagen zu können, welche Emotion dargestellt wird.

    Ich hab das über die Jahre gelernt zu kompensieren, indem ich auf Stimmlage und Körpersprache bewusst achte.


    Falls es jemand interessiert, es gibt auch ziemlich bekannte Asperger, von denen man es oft gar nicht weiß. Elon Musk und Greta Thunberg sind zum Beispiel auch Asperger-Autisten.

  • Falls es jemand interessiert, es gibt auch ziemlich bekannte Asperger, von denen man es oft gar nicht weiß. Elon Musk und Greta Thunberg sind zum Beispiel auch Asperger-Autisten.


    (PS: Zum Wort Asperger, das wird nun nicht mehr gern verwendet, weil Asperger ein Nazi-Arzt war, der nur autistische Kinder mit überdurchschnittlicher Intelligenz am Leben ließ und förderte, und andere in ihren Tod schickte, die er als nicht nützlich genug ansah, auch wenn die offizielle Bezeichnung wohl noch dieselbe ist.)



    Das sind nicht die Einzigen. Viele bekannte, bereits verstorbene Menschen in der Wissenschaft und Kunst viele Eigenschaften gezeigt haben, die man für gewöhnlich an neurodivergenten Menschen sieht. So wie Tesla, Einstein und co. von ihren Umfeldern beschrieben wurden, die waren nicht neurotypisch lol. Nichtmal weil sie so überdurchschnittlich intelligent gewesen waren, sondern sich eben in ihr Gebiet extrem hieingesteigert haben.


    Abseits von dem Arschloch, das Elon Musk sonst ist, ist er leider eine jener autistischen Menschen, die allgemein Neurodivergenzen in Zukunft mit Neuralink "heilen" wollen. Was ich sehr ironisch finde, weil es viele Menschen mit Autismus wie auch ADHS in Naturwissenschaften gibt und er sowohl SpaceEx wie auch Neuralink besitzt. Hätte noch nie eine Gruppe aus Menschen in einem naturwissenschaftlichen oder technischen Umfeld gesehen, in der alle neurotypisch auf mich gewirkt hätten, aber okay....schieß der wissenschaftlichen Welt halt ins Bein.


    Hab aber auch schon von anderen neurodivergenten Menschen, die andere an die Gurgel gehen "Ich will aber geheilt werden! Ihr nennt euch alle nur der Mode wegen ADHS / autistisch!! Und ihr solltet auch keine neurodivergenten Kinder bekommen, weil das nichts als Leid ist!", auch absolutes Yikes, selbst wenn es mir leidtut dass sich andere selbst so herabsetzend betrachten und jeden anderen Person, die ihre Eigenschaften mag, als Schwindler sehen.

    Und natürlich ist dieses eugenisches Weltbild alle auf "normal" zu trimmen allgemein verachtenswert. Finde es auch zum Kotzen, dass dann speziell Kinder gar nicht gefragt werden würden, ob sie "normal" sein wollen würden.


    Hab auch letztens mit einer anderen autistischen Person diskutiert und er war ein großer Fan davon allgemein neurodivergente Menschen ihrer Umwelt anzupassen aka ihnen ihre natürliche Kommunikation und co auszutreiben, damit diese angeblich leichter angenommen werden, und ich finde es erschreckend wie viele neurodivergente Menschen ein recht kleines Selbstbewusstsein zu haben scheinen und glauben mit ihnen selbst sei etwas falsch, anstatt mit der Gesellschaft in der alle standardisiert werden soll und alles andere wird dann "behandelt" und "geheilt", selbst wenn du selbst dich sehr gerne magst. Ich hab ja genauso wenig Interesse daran meine Queerness zu behandeln.


    Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es zumindest für mich sonst auch nun meist keine großen Probleme gibt, wenn du unapologetic bist und manche neurotypische Menschen (zumindest in meinem Bereich und sozialem Umfeld) eher neugierig auf einen werden, wenn man sich nicht dafür versteckt wie man funktioniert und quasi nicht um Akzeptanz bittet. Halt zumindest in meinem Umfeld.


    War letztens wieder bei einem Kontrolltermin von einer Psychiaterin, da ich einiger Zeit wegen Depressionen in Behandlung war und sie ein Gespräch einmal jährlich danach mit ehemaligen Patienten vorschlägt, und sie meinte dann "Sie wissen, dass Sie nicht neurotypisch sind ...?", glaub bisher war das nur meiner Therapeutin so richtig klar und es hat so gewirkt als wäre der Psychiaterin dann erst so richtig in dem Gespräch ein Licht aufgegangen lol, aber ADHS und Autismus sind sich vor allem bei Special Interests, Hyperfocus, Fidgeting, Direktheit, Circadianen Rhythmus, visuell-auditive-taktile Lerntypen und vor allem auch intensiven Sinneswahrnehmungen sehr ähnlich.

    Ich hab ihr gesagt, dass ich kein Interesse an einer Diagnose habe, weil ich's erstens für mich für unnötig halte und zweitens Freunde habe, die dauernd in ihrem Arbeitsumfeld diskriminiert aka oft infantilisiert werden, sobald jemand von erfährt. Und sie war like "🤷🏻‍♀️ ok, macht dann auch keinen Unterschied für Sie, ob es ADHS oder Autismus oder beides ist" und das war's für sie und sie hat sich einfach gefreut, dass ich ein Studium gefunden habe, in dem meine Dyspraxie keine Rolle spielt.


    Bin froh, dass manche Psychiater*innen auch beginnen umzudenken. Die Psychiaterin, die ich als Kind hatte, wollte sowohl meine Queerness und alle meine "komischen Eigenschaften" austreiben und ich kann kaum in Worte ausdrücken wie sehr ich Konversiontherapie verabscheue, als Erwachsener war ich kurz bei einem alten Mann, der mir vorgebetet hat, dass ich ja nicht wie Rain Man sei und auf Frauen würde das eigentlich so gut wie nie zutreffen. Also er hat mich als Frau auch wahrgenommen.

    Und ja alle neurodivergenten Menschen würden leiden und das tu ich halt nicht...??


    Hab sonst nur tatsächliche Probleme in der Uni mit meiner Koordinationsschwäche gehabt, aber bin nun in die IT umgestiegen, in der sie egal ist. Ich kann zb auch nicht autofahren, aber ich wohn in Wien, also ist das genauso gleichgültig.

    Ich komm zum Glück gut mit Lärm und co. klar, aber ich krieg halt manchmal stärkere Kopfschmerzen bei einer Überflutung von Sinneseindrücken, vor allem bei intensiven Gerüchen und bestimmten Gefühlen auf meiner Haut wie starke Sonneneinstrahlung, Druck, zu glatte Stoffe etc, und ähm... das ist halt so.

    Würde jetzt aber nicht für mich selbst behaupten, dass mich intensive Sinneswahrnehmungen daran hindern würden irgendetwas im Alltag zu tun oder auf Events zu gehen, und eigentlich find ich das auch schön sein, wenn man Gerüche und alles andere anscheinend intensiver wahrnimmt als andere bzw weniger Filter dafür hat.


    Ich kann zum Beispiel sonst sehr gut Gesichter, auch von neurotypischen Menschen, lesen, aber ich meine mich erinnern zu können, dass das nicht immer so war, sondern ich mir das halt in der Volksschulzeit beigebracht habe. Allerdings sind speziell Kindheitserinnerungen auch nicht immer zu 100 % aussagekräftig und wahr.

    Ich hatte immer Menschen beobachtet um herauszufinden was die von mir wollen und weiß gar nicht mehr, ob das natürlich für mich ist Sarkasmus gut zu verstehen, vor allem wenn ich die Person schon etwas besser kenne, oder ich's halt gelernt habe. Was ich auf jeden Fall weiß ist, dass ich selbst ein Sarcastic Little Shit bin, aber meine eigene Intention kenne ich ja auf jeden Fall lol.



    Das größte Problem, dass ich eher habe, ist, wenn andere meinen Autismus als Problem ansehen, denn das ist es nicht. Es ist eine Behinderung, die aber auch eine andere Sichtweise ermöglicht und wodurch andere Ideen und Wege zu stande kommen können. Auch sind immer mal Dinge, wie doppeldeutige Aussagen schwierig, die für "Normale" vielleicht auf den ersten Blick nicht doppeldeutig erscheinen.

    Mein (ebenfalls autistischer) Boss, zumindest laut seiner Selbsteinschätzung und seiner Frau und ein Professor, hatten das ebenfalls gesagt.

    Er mag am liebsten eine Gruppe aus verschiedenen Gendern, neurotypischen und neurodivergenten Menschen und vielleicht auch queere Leute oder einer anderen Kultur darin, weil sich die Spannweite an möglichen Ideen, Ergebnissen und Sichtweisen vergrößert.

    Außerdem meinte er, dass er andere neurodivergente Menschen um sich mag, die verstehen ihn zum Einen sehr viel besser und wenn sie erstmal Begeisterung für etwas entwickeln und Dopamin aus der Arbeit gewinnen, stehen die absolut freiwillig auf der Matte und arbeiten für ihn. xD

    Das ist aber leider eine Einstellung, die man nicht beim 0815-Arbeitgeber findet. Wenn du zb jetzt im normalen Handel, in einem normalen Büro im Backoffice, als Krankenpfleger oder so arbeitest, kann man das leider weniger häufig vom Boss erwarten, als in der IT oder so.


    Ich würde für mich selbst auch weder ADHS noch Autismus als Gesamtes als Behinderung bezeichnen, sondern einzelne Eigenschaften, die natürlich bei jedem anders sind.

    Like... meine Dyspraxie ist sicherlich eine Beeinträchtigung, aber alles andere sehe ich nicht so. Ich bin organisatorisch gesehen und so auch recht chaotisch, aber ich hab für mich ein System entwickelt, das Großteil recht gut funktioniert.

    Sonst habe ich auch keinen allzu guten Orientierungssinn, kann mir Gesichter nicht gut merken ie ich seltener sehe und manchmal etwas pochendere Kopfschmerzen nach einer Feier oder einem Event von Sensory Overload, aber das sind für mich eher Annoyances, die mich nicht daran hindern hinzugehen bzw. teilzunehmen wohin und woran ich ich möchte.

    Muss btw besonders in diesem Jahr auch loben, dass die Aninite, eine große Animeconvention in Österreich, Ruheräume hatte. Eine Freundin von mir hat sich darüber gefreut.


    Sozial werde ich zwar manchmal als etwas weird wahrgenommen (ab und zu auch im negativen Sinne), aber es ist halt... "wie gut, dass niemand weiß, dass ich auf eure Meinung scheiß." xD

    Naja oder manchmal weiß man es schon, wenn ich darauf hingewiesen werde, dass fidgeten stört, sag ich dann nunmal, dass ich nicht nur für den Comfort der Person damit aufhören werde, weil ich das für mich sehr mag. Würde ich wenn es etwas Lautes wäre ofc, aber nicht an einem normalen Fidgettoy bzw. Armband und ich es gerne verwende, während ich nachdenke.

    Hab dann schonmal auch in real den Vorwurf einer anderen (!!) ADHS/autistischen Person bekommen, dass ich mit meinem Unwillen mich zu sehr anzupassen ein schlechtes Bild auf sie werfen würde und wasweißich. Yikes. Deswegen umgeb ich mich nicht gerne mit solchen Leuten, die dauernd drum bemüht sind es dauernd anderen Recht zu machen und alle Regeln brav zu befolgen etc, weil sie es dann von dir auch verlangen.



    Das war mir sehr wichtig, da ich durch viele negative Erfahrungen in der Vergangenheit nun einen Beweis habe, dass "ich mich mehr anstrengen soll" oder "das ich falsch bin" nicht stimmt. Es ist mit am schlimmsten, wenn solche Vorwürfe gemacht werden und die Anstrengungen bisher nicht gesehen werden.


    Ich sehe es so, dass niemandes Anerkennung und Bestätigung grundsätzlich von Bedeutung ist außer die Eigene. Jene von paar ausgewählten Menschen, die du magst, ist dann halt ein nettes Plus.


    Schon allein der ganze Prozess wäre mir zu blöd, hab ich auch meiner Psychiaterin gesagt, die mich gefragt hat ob ich eine Diagnose will, und ich weiß von jemanden, dass es schwierig ist zur einer Adoption oder Krediten zu kommen, wenn da erstmal schwarz auf weiß steht, dass du autistisch und / oder ADHS Person bist, weil du in deren Köpfen sofort infantilisiert wirst.



    Man kann es nichtmal übelnehmen, dass andere einen so sehen, weil sie so nur sehr schlechte bzw vollkommen überzogene offizielle Repräsentation von Rain Man, The Good Doctor etc... kennen, oder sie selbst neurodivergent aber haben ein furchtbares Selbstbild entwickelt.


    Was mich Medien auch sehr stört ist, dass fast alle offiziellen, bekannten Repräsentationen als so... dauerleidend und ärmlich dargestellt werden und keiner von denen irgendein Charisma hat oder als vom Verhalten und Aussehen her attraktiv dargestellt wird.

    Richtig vermenschlicht und bei denen man sich dann auch traut die Charaktere hot darzustellen, sind dann meist nur "Representation by Accident", bei denen der Autor jemand "Exzentrischen" darstellen wollte und sehr viele Eigenschaften von Autismus und / oder ADHS erwischt.


    Bei offiziellen ADHS-Repräsentationen ist es noch rarer gesät. Mir fällt da nur Luz aus The Owl House ein und Jesper von Six of Crows und bei Jesper zb. war ich sehr glücklich darüber, dass auch die Stärken dargestellt werden, aka eine sehr schnelle Entscheidungsfindung und einfach eine andere und kreative Art an Problemstellungen heranzugehen. Ich finde auch, dass jeder Heist eine ADHS-Person haben sollte. Wer heuert mich an. xD

  • Bastet

    Mit den positiven Beispielen in den Medien ist das wirklich schwer, die deutschen Beispiele wie Tonis Welt oder Ella Schön passen auch gar nicht. In der ersten Serie ist der Autist mit einer Tourette-Erkrankten zusammen, was ich gar nicht könnte, da es eine konstante Reizüberflutung wäre. In der anderen Serie sprecht und reagiert die Protagonistin wie ein Roboter, was ich auch als komplett falsch dargestellt sehen würde. In Alphas gab es eine Darstellung, die ich noch als realistisch bezeichnen würde, aber das ist halt bei jedem anders.


    Asperger ist nun mal immer noch die allgemeine Bezeichnung für diesen Autismus-Typ, kann man vielleicht damit vergleichen das Influencer ja auch keine Krankheit verbreiten, auch wenn es auf manche so wirkt vom Nervfaktor. :wink:

    Das mit Einstein habe ich auch schon mal gelesen, es lässt sich aber halt schlecht in die Vergangenheit übertragen, darum hatte ich den nicht genannt.



    Und wie du schon erwähntest, es gibt immer mal Menschen, die gerade zur Zeit sich selbst als Autisten bezeichnen, weil sie denken, sie wären dadurch herausragend oder würden sie als besonders darstellen, das kann ich nicht leiden, deshalb war mir halt dieser "Beweis" wichtig auch da meine Eltern, speziell mein Vater, es mir sonst nicht geglaubt hätten. Mein Vater hat auch danach nie wirklich Rücksicht auf mich genommen, sei es einfach mal etwas Ruhe oder Verständnis.


    Laut einer Studie, die ich mal gelesen habe, sei 1 von 117 autistisch und nur einer von neun Autisten weiblich, wodurch es auch schwierig war.


    Ich bin mir auch von Anfang an bewusst darüber gewesen, dass es auch Nachteile mit sich bringen kann, wenn ich die Diagnose habe, aber für mich waren die Vorteile wichtiger. Ich hätte mich sonst immer überanstrengen müssen und wäre dauernd zusammengeklappt, da ich auch mit Menschenmengen gar nicht klarkomm und so immer die "Unsoziale" gewesen wäre. Als Frau wird einem leider auch gesellschaftlich viel mehr abverlangt als als Mann, da Frauen halt als sozialer gelten. Ich habe jetzt einen Ausweis mit 50 Prozent, leider aber ohne Buchstaben, da man als Autist dafür 80 bräuchte, was man aber nur durch weitere "Beeinträchtigungen" überhaupt bekommen kann. Mir wäre halt die 1. Klasse wichtig gewesen, da es da halt ruhiger ist, darum ist mir Autofahren in der Regel lieber als den ÖPNV. Hat auch etwas anstrengendes, aber ich habe meinen eigenen Raum, der mir das umgebende Chaos etwas nimmt.


    Das Thema ist auch erst seit vielleicht 5 bis 10 Jahren in der Gesellschaft bekannt, aber immer noch mit zu vielen falschen Vorurteilen behaftet. Darum habe ich auch nicht mit 12 erste Gedanken geäußert, da damals alle psychischen Erkrankungen noch als Kind als Irrenhaus oder Klapsmühle verschrien waren.

    Ich will auch keine Samthandschuhe, nur ein bisschen Verständnis, wenn ich mal Ruhe brauche oder ich aus einer Situation weggehe, da mir diese zu viel ist.


    Mir ist halt wichtig, dass es keine "Modekrankheit" ist, so wie Burnout vor ein paar Jahren so hochgepuscht wurde, demnach hätte ich das während meiner Schulzeit jährlich gehabt, da ich wegen der Überanstrengung jeden Winter 2 Wochen krank war und während des Schuljahres auch insgesamt bestimmt noch 2 weitere Wochen. Ich hab diese "Behinderung" seit meiner Geburt und es gibt auch genug Beispiele aus meiner Kindheit, wo meine Eltern oder Großeltern es hätten merken können. Da diese "Behinderung" damals aber noch nicht bekannt war, wurde es halt als kindisches Verhalten oder eine Marotte abgetan. Aber jeder muss seinen eigenen Weg finden, wie er am besten damit umgeht, das familiäre Umfeld sollte jedoch immer unterstützen und nicht versuchen etwas zu "reparieren", was gar nicht kaputt ist.

  • Mit den positiven Beispielen in den Medien ist das wirklich schwer, die deutschen Beispiele wie Tonis Welt oder Ella Schön passen auch gar nicht. In der ersten Serie ist der Autist mit einer Tourette-Erkrankten zusammen, was ich gar nicht könnte, da es eine konstante Reizüberflutung wäre. In der anderen Serie sprecht und reagiert die Protagonistin wie ein Roboter, was ich auch als komplett falsch dargestellt sehen würde. In Alphas gab es eine Darstellung, die ich noch als realistisch bezeichnen würde, aber das ist halt bei jedem anders.


    Asperger ist nun mal immer noch die allgemeine Bezeichnung für diesen Autismus-Typ, kann man vielleicht damit vergleichen das Influencer ja auch keine Krankheit verbreiten, auch wenn es auf manche so wirkt vom Nervfaktor. :wink:

    Das mit Einstein habe ich auch schon mal gelesen, es lässt sich aber halt schlecht in die Vergangenheit übertragen, darum hatte ich den nicht genannt.


    Ich hab gar keine Ahnung von deutschen Medien, aber hab mich in einen Artikel eingelesen und Toni klingt doch eigentlich ganz gut, zumindest in der Theorie. Reingeschaut hab ich nicht.


    Muss sagen, dass mich Tourette unter Umständen gar nicht so sehr stören würde. Ich brauch ständige Hintergrundgeräusche wie Leute, die miteinander reden etc, zum Lernen und verlier sehr, sehr schnell die Konzentration ohne. Deswegen sitz ich auch sehr gern in der vollen Mensa oder in belebten Parks zum Lernen. Kommt drauf an, ob mir dauernd direkt ins Ohr geschrien wird, I guess. Aber ich glaube das ginge schon, wenn man sich zurückziehen kann. Brauche selbst dann ebenfalls in einem Energietief und wenn ich mich dann doch überladen fühle, einen Rückzugsort.


    Was Medien betrifft, so gibt es einige Charaktere, die ich sehr klar als neurodivergent lese, weil ich auffällig viele Eigenschaften von denen an mir kenne oder an Personen, die ich kenne, aber vom Autor sehr klar die nicht so gedacht sind und das sind auch jene Charaktere, die sehr attraktiv dargestellt sind. Was mich jetzt ofc nicht stört lol, und mir eher zeigt, dass der Autor Menschen, die so funktionieren, nicht pathologisiert.

    Das deckt sich auch mit meiner Erfahrung, dass manche Menschen erst wenn sie erfahren, dass ich ADHS und eventuell auch autistisch bin, beginnen alles zu pathologisieren was ich tu, und davor noch mit allem gut gevibed haben.


    Aber die extra so geschrieben sind, sind oft recht furchtbar dargestellt. Jeder von denen leidend und arm, oder das Gegenteil, teilweise ein Roboter, und die meisten Repräsentationen (konventionell) unattraktiv, oder auch unkonventionell unattraktiv, weil ihnen halt auch keinerlei Ausstrahlung, Charme oder so gegönnt ist.

    Was ich schade finde, wenn neurotypische Menschen bewusst autistische Menschen schreiben und sofort an eine Person denken, die sie unattraktiv oder auch bemitleidenswert finden, aber bestimmt nicht als möglichen besten Freund oder begehrenswerten Partner. Will da nichtmal böse Absicht unterstellen, aber das sind eben gelernte Stereotypen.


    Wie meinst du:


    Asperger ist nun mal immer noch die allgemeine Bezeichnung für diesen Autismus-Typ, kann man vielleicht damit vergleichen das Influencer ja auch keine Krankheit verbreiten, auch wenn es auf manche so wirkt vom Nervfaktor. :wink:

    ?

    Verstehe grad den Vergleich zu Influencern nicht.

    Aber ja, wollte nur den Hintergrund dessen ansprechen wieso der Begriff Asperger eher mit Zwiespalt betrachtet wird.



    Und wie du schon erwähntest, es gibt immer mal Menschen, die gerade zur Zeit sich selbst als Autisten bezeichnen, weil sie denken, sie wären dadurch herausragend oder würden sie als besonders darstellen, das kann ich nicht leiden, deshalb war mir halt dieser "Beweis" wichtig auch da meine Eltern, speziell mein Vater, es mir sonst nicht geglaubt hätten. Mein Vater hat auch danach nie wirklich Rücksicht auf mich genommen, sei es einfach mal etwas Ruhe oder Verständnis.


    [...]


    Mir ist halt wichtig, dass es keine "Modekrankheit" ist, so wie Burnout vor ein paar Jahren so hochgepuscht wurde, demnach hätte ich das während meiner Schulzeit jährlich gehabt, da ich wegen der Überanstrengung jeden Winter 2 Wochen krank war und während des Schuljahres auch insgesamt bestimmt noch 2 weitere Wochen. Ich hab diese "Behinderung" seit meiner Geburt und es gibt auch genug Beispiele aus meiner Kindheit, wo meine Eltern oder Großeltern es hätten merken können. Da diese "Behinderung" damals aber noch nicht bekannt war, wurde es halt als kindisches Verhalten oder eine Marotte abgetan. Aber jeder muss seinen eigenen Weg finden, wie er am besten damit umgeht, das familiäre Umfeld sollte jedoch immer unterstützen und nicht versuchen etwas zu "reparieren", was gar nicht kaputt ist.

    Ich meinte beim Ersten eigentlich das Gegenteil. ^^' bei allem anderen stimm ich ja zu, aber hier so gar nicht mehr.

    Es gibt schon mehr neurodivergente Menschen als bekannt ist oder diagnostiziert wurden, aber die Menschen, keinen oder wenig Support benötigen, werden dann häufig nur als "hochbegabt" eingestuft und nicht als autistisch oder ADHS.

    Kaum jemand, der selbst draufkommt, dass man neurodivergent sein könnte, will herausragend oder besonders sein. Bei den meisten Leuten wird das schon eine Grundlage haben, bloß wird sie von anderen nicht geglaubt, weil diese ein gefestigtes Bild davon haben wie man als neurodivergente Person zu sein hat, halt vor allem dass es einem schlechtgehen muss oder man nicht extrovertiert sein kann zb.

    Es muss dann nicht jede Person einer Diagnose nachlaufen, wenn es einem vorher eigentlich auch gutging und man gut durch's Leben schaffte, finde ich halt. Bzw sollte das nicht so als Muss dargestellt sein und sonst wird man als Schwindler hingestellt. War froh, dass die Psychiaterin bei der ich früher wegen Depressionen war, derselben Meinung war und sie ist von selbst schon bei den letzten beiden Male zuvor auf die Idee gekommen und bei diesem Mal ausgesprochen.


    Ich würde bloß mal ein Attest gesondert für meine Dyspraxie holen, weil mir das nie geglaubt wurde, obwohl ich das auch lächerlich finde. Niemand erfindet das aus dem Nichts heraus und zieht das dann für Jahrzehnte durch lol.

    Eine Lehrerin in der Gym-Unterstufe hat mir extra das Schreiben für eine HTL, ein Informatik-Oberstufengymnasium mit Hochbegabtenförderung aufs Ärgste mit ihren Kommentaren dazu verdorben, weil sie meinte ich sei zu dumm zwei Hände zu koordinieren und all das, und ein Amt dachte vor kurzem, ich hätt's erfunden. :hmmmm:



    Ich bin mir auch von Anfang an bewusst darüber gewesen, dass es auch Nachteile mit sich bringen kann, wenn ich die Diagnose habe, aber für mich waren die Vorteile wichtiger. Ich hätte mich sonst immer überanstrengen müssen und wäre dauernd zusammengeklappt, da ich auch mit Menschenmengen gar nicht klarkomm und so immer die "Unsoziale" gewesen wäre. Als Frau wird einem leider auch gesellschaftlich viel mehr abverlangt als als Mann, da Frauen halt als sozialer gelten. Ich habe jetzt einen Ausweis mit 50 Prozent, leider aber ohne Buchstaben, da man als Autist dafür 80 bräuchte, was man aber nur durch weitere "Beeinträchtigungen" überhaupt bekommen kann. Mir wäre halt die 1. Klasse wichtig gewesen, da es da halt ruhiger ist, darum ist mir Autofahren in der Regel lieber als den ÖPNV. Hat auch etwas anstrengendes, aber ich habe meinen eigenen Raum, der mir das umgebende Chaos etwas nimmt.


    Ja ich verstehe natürlich, dass man sich eine Diagnose holt, wenn man sich sonst dauernd überanstrengen müsste.

    Das muss am Ende auch jeder für sich selbst entscheiden, aber ich will halt nicht belächelt oder als "Mode" dargestellt werden, nur weil ich keinen Wisch in der Hand habe(n will).


    Auf meinem Datenblatt und Pass stehen zb auch nicht, dass ich trans bin, aber das macht es nicht weniger wahr. Btw grad deswegen hol ich mir auch keine Diagnose, weil man sehr verkindlicht wird und dann heißt es, wie willst du wissen ob du trans aka nicht-binär bist.


    Btw so hab ich Autos selbst noch nie betrachtet.



    Als Frau wird einem leider auch gesellschaftlich viel mehr abverlangt als als Mann, da Frauen halt als sozialer gelten.

    Das stimmt. Mädchen und weiblich gelesene autistische Kinder oder mit ADHS passen sich auch rascher an und lernen schneller neurotypische Mimik zu lesen etc. Das hat natürlich ebenso seine Vorteile und man verinnerlicht es halt automatisch, auch wenn einen die Mehrheitsgesellschaft nicht unbedingt interessiert, aber manche verlieren auch sehr ihren "Sense of Self".


    Viele neurodivergenten Menschen sind eher direkt und gerade bei Frauen und weiblich gelesenen Personen ist das für viele gewöhnungsbedürftig. Frauen wird angelernt oft den Konjunktiv sehr häufig zu benutzen und sagen dann oft "bitte könnten Sie ... bitte würden Sie... bitte wüssten Sie wo Adresse X ist..." und all diese Kleinigkeiten. Dann gilt man schnell als etwas bestimmend, wenn man sich als solche kleine Konventionen nicht hält, was bei Männern jedoch normal gesehen wird. Was ähm okay ist, finde ich. :D


    Ich war halt immer sehr extrovertiert und auch sozial orientiert, aber eben auf eine Art, die so einigen neurotypischen Menschen seltsam vorkam, auch wenn ich mich teilweise an die angepasst habe. Es wurde dann andauernd gesagt ich rede zu viel oder "fängt erst mit zwei zu reden an und hört dann nie wieder auf xD" und dann hab ich weniger geredet, war es auch nicht recht (vor allem mir selbst nicht), also war's mir dann zuteils auch egal.

    Was als sozial und gutes Benehmen betrachtet wird, ist ja auch sehr von der Mehrheitsgesellschaft abhängig. Wie sehr man drauf eingehen will, kommt halt auf die Situation, das Umfeld und all das an.