Plauderthema zum National Poetry Month 2022

Zitat von Musicmelon

Endlich wird es Zeit

Die Worte aufzutauen

Frühlingserwachen

Die Art, wie das Schreiben mit dem Frühling in Verbindung gesetzt wird, gefällt mir hier sehr gut. Allen voran der zweite Vers kann aus meiner Sicht wirklich überzeugen. Die Worte sind das einzige Wort im gesamten Gedicht, das überhaupt auf das Schreiben hinweist; gleichzeitig nimmt es inmitten des zweiten Verses aber auch eine sehr prominente Position ein. Das Bild der auftauenden Worte finde ich insgesamt auch sehr ansprechend. Das Frühlingserwachen im dritten Vers bildet klanglich einen wunderbaren Abschluss! ^-^

Zitat von Musicmelon

Die Nacht ist so fern

Wenn ich deine Augen seh'

Schimmernde Sterne

Ich liebe es, wie hier auf sehr engem Raum eine kurze, aber dennoch intime Nachtszene wunderbar zugänglich beschrieben wird. Das Bild der fernen Nacht finde ich auf Anhieb sehr ansprechend; vor allem möchte ich aber auch das kurze so im ersten Vers um jeden Preis hervorheben. Gerade beim Haiku muss jedes Wort mit Bedacht gewählt werden, da man beim Schreiben einfach doch sehr eingeschränkt ist, was die Anzahl der Worte angeht. Das so verstärkt an dieser Stelle einerseits das gezeichnete Bild der Nacht, andererseits gibt es dem Vers in Verbindung mit der Aussage des zweiten Verses auch eine sehr persönliche Note. Das finde ich sehr gelungen! Die Alliteration im dritten Vers rundet die Szene wohlklingend ab. ^-^

Zitat von Musicmelon

Brauche Bisa+

Denn so konsumiere ich

Am laufenden Band

Ich finde es toll, dass du nach den malerischen Haiku zu Beginn jetzt auch nochmal in eine andere Richtung gegangen bist. Bei diesem Haiku musste ich ein wenig schmunzeln, weil es den gegenwärtigen Medienkonsum doch sehr pointiert auf die Schippe nimmt. Gerne mehr davon! :3

Zitat von Evo Lee

Still

Ich entferne mich

auf leisen Schritten von dir,

du bleibst wortlos dort.

Ich mag hier vor allem den Kontrast, der zwischen dem ersten und dem dritten Vers aufgebaut wird. Der erste Vers beginnt mit dem Ich, das sich entfernt; der dritte Vers beginnt mit dem Du, das verbleibt. Der zweite Vers stellt in diesem Kontext gewissermaßen den Abstand zwischen Ich und Du dar, der bereits entstanden ist. Gleichzeitig spielt auch die Ruhe bzw. die im Titel anklingende Stille eine Rolle. Während das Du in kompletter Geräuschlosigkeit verharrt, sind vom Ich zumindest leise Töne zu vernehmen. Ich denke, die Deutung kann positiv wie negativ ausfallen. Vielleicht haben die beiden sich einfach wirklich nichts mehr zu sagen und dem Du ist das Fortgehen des Ichs einfach egal, weshalb es nichts sagt. Vielleicht steht die Stille aber auch dafür, dass sich die beiden im Guten voneinander trennen. Es gibt keinen Streit, keine Wortgefechte, wenn man so möchte. Das Haiku gibt inhaltlich definitiv einiges her, das hat mir gut gefallen! ^-^

Zitat von Evo Lee

Sprachlos

Worte finden, jetzt.

Jetzt sagen, was ich denke,

das geht einfach nicht.

Auch dieses Haiku geht in eine ähnliche Richtung, dreht es sich hier doch erneut um das Ausbleiben von Worten. Wenngleich der Kontext auch hier wieder der Interpretation obliegt, erlangt man hier nun dennoch einen etwas tieferen Einblick in die Gedankenwelt des Ichs. Was mir an diesem Haiku allerdings noch mehr gefällt, ist die Form. Der erste Vers wirkt durch die knappe Wortwahl, den Einschub am Ende und vor allem auch durch den zügigen Punkt insgesamt sehr abrupt. Das passt wiederum wunderbar zum Inhalt, der ja auch andeutet, dass schnell Worte gefunden werden müssen. Das Ich hingegen zögert, weigert sich letztlich, die Gedanken auszusprechen, womit die Gedanken formal wieder länger werden. Der Punkt am Ende des dritten Verses passt zur inhaltlichen Verschlossenheit. ^-^

Zitat von Evo Lee

Schicksalsfäden

Für dich und für mich:

der Augenblick ist nun da.

Ja. Ja, ich will. Dich.

Nichts ist unendlich

und doch möchten wir bleiben.

Wir zwei. Für immer.

Kommt dann der Moment,

die schwere Zeit des Abschieds,

lass uns lächeln, ja?

Auf Wiedersehen!

Lass uns einander finden,

im nächsten Leben.

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Auch hier mag ich den klaren Aufbau. Jede Strophe erzählt von einem ganz bestimmten Abschnitt des Miteinanders von Ich und Du. Der Ablauf ist dabei dramatisch und scheint mit dem Tod einer der beiden Personen zu enden. Gleichzeitig bleibt die Grundaussage dennoch positiv: Ich und Du möchten sich im nächsten Leben wiederfinden. Auch bei diesem Gedicht möchte ich noch einmal den gezielten Einsatz von Interpunktion positiv hervorheben. :)

Zitat von Evo Lee

Chaos

Ich gehe hinaus:

Die Welt: Einfach ein Chaos.

Ich geh' wieder rein...

Das fühle ich. Ich mag auch hier wieder den Kontrast, der zwischen dem ersten und dem dritten Vers aufgebaut wird. Das Ich geht hinaus; ist überfordert und geht schließlich wieder hinein. Das erzeugt einerseits eine gewisse Komik, spricht andererseits aber auch gezielt kritisch die Situation in der Welt an. Hat mir gut gefallen!

Zitat von Caroit

Vor einer Woche

Sonnenwärme. Nun wieder

kalter Winterhauch.

Ich finde den Aufbau bei diesem Haiku durchaus interessant, da jeweils zum Ende der Verse eine gewisse Spannung erzeugt wird, die dann erst im folgenden Vers aufgelöst wird. Man könnte an das Ende der Verse quasi auch einen Doppelpunkt setzen, der noch einmal verdeutlicht, dass erst im folgenden Vers die Antwort erfolgt, worauf sich der Vers jetzt überhaupt bezogen hat. Einzig der dritte Vers weicht von diesem Muster ab und schließt stattdessen mit einem Punkt. Die Form passt aus meiner Sicht sehr gut zum Inhalt, da es gerade auch um die Sprunghaftigkeit des Wetters geht, welche sich in den Zeilensprüngen widerspiegelt. Ansonsten möchte ich noch hervorheben, dass Winterhauch einen wirklich schönen Klang hat, der das Haiku gerade zum Ende hin noch einmal wunderbar abrundet. ^-^

Zitat von Thrawn

Ich schau nach draußen

Es liegt viel schneeweißer Schnee

War das redundant?

Bei Musicmelon habe ich eben noch geschrieben, dass es bei einem Haiku auf jedes einzelne Wort ankommt. Dieses Haiku scheint allerdings genau diesen Aspekt nicht ganz so ernst zu nehmen und stattdessen ein wenig damit zu spielen, bewusst nicht die bestmöglichen Worte auszuwählen. Das beginnt mit der verkürzten Form von schaue im ersten Vers und gipfelt dann schnell in dem Ausdruck schneeweißer Schnee, der im dritten Vers letztlich als möglicherweise redundant eingeschätzt wird. Die Einschränkungen der Form werden hier also quasi ein bisschen auf die Schippe genommen, was mir ganz gut gefallen hat! ^-^

Zitat von Evoluna

Flocon war heute

bei mir daheim, hüllt Blümchen

in Schneemäntel ein.

♥

(Neben dem Herz möchte ich noch kurz anmerken, dass ich das Wort Schneemäntel wirklich als sehr schön und passend empfunden habe! ^-^)

Zitat von Evoluna

April, April!

Der April ist da!

Ist es nicht verrückt?

Wie jedes Jahr

Sind alle beglückt.

Ist es nicht verrückt?

Es wird wieder Zeit!

Sind alle beglückt

Von Scherzkeksen heut'?

Es wird wieder Zeit

Zum Schreiben und Dichten!

Von Scherzkeksen heut'

Kann ich euch berichten.

Zum Schreiben und Dichten

Wie jedes Jahr,

Kann ich euch berichten:

Der April ist da!

Alles anzeigen

Ich finde es richtig toll, dass du das Pantun so für dich entdeckt hast! Ich meine, beim Schreibturnier hattest du die Form ja auch schon verwendet und mich damit verzaubert, haha. Auch hier finde ich das Gedicht wieder sehr ansprechend, weil man beim Lesen einfach sehr locker durch den Inhalt getragen wird. Das liegt einerseits daran, dass die jeweils über einen Reim verbundenen Verse immer dasselbe Metrum aufweisen und andererseits auch an den insgesamt sehr gut gewählten Reimen. Den einen unreinen Reim finde ich auch nicht weiter tragisch. Der von der Form vorgegebene zyklische Abschluss in der letzten Strophe wirkt bei nur vier Strophen auf jeden Fall deutlich stärker als bei mehr Strophen. Hat mir gut gefallen; setz deine A Pantun a Day-Challenge also gerne um! :D

Zitat von Evoluna

Nacht

Du glaubst, die Nacht ist Zeit der Stille?

Nun, dann bleib doch einmal wach!

Licht und Schatten duellieren sich

unerbittlich jede Nacht.

Helle Sterne, Schlafesräuber,

Dunkle Wolken, Mondlichtdiebe.

Kauzenschrei und Kirchturmglocken,

Spukgestalten, Nachtaktive.

Abendschwärmer, Frühaufsteher,

Kissenschlachten, Kuschelkriege.

All das sind so manche Dinge

Warum ich die Nacht so liebe.

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Ich liebe die fast magisch wirkenden Begriffe, mit denen du die Nacht hier aufzählungsartig beschreibst. Allen voran der Begriff Mondlichtdiebe hat es mir dabei wirklich angetan, aber aber auch die Kontraste zwischen Abendschwärmer und Frühaufsteher oder zwischen Kissenschlachten und Kuschelkriege finde ich sehr ansprechend. Formal hätte ich mir im vierten Vers eventuell ein Komma, vielleicht sogar einen Punkt, nach unerbittlich vorstellen können, damit das jede Nacht noch ein bisschen nachhallender wirkt. Der letzte Vers fällt außerdem ein wenig aus dem Metrum, weil die natürliche Betonung bei warum auf der zweiten Silbe liegt, nicht auf der ersten. Da man aber ohnehin gerade aus dem sehr flüssigen alternierenden Rhythmus kommt, lässt sich das definitiv auch so lesen, wie du es dir gedacht hast. Einen alternativen Vorschlag hätte ich spontan ohnehin auch nicht, ohne dabei alles umzustellen. Anmerken wollte ich es trotzdem kurz. Ansonsten hat mir das Gedicht auch sehr gut gefallen! ^-^

Zitat von Laurayka

Erste Blüten da

der Frühling hat begonnen

Plötzlich Schneeflocken

Hier mag ich den Aufbau auch wieder sehr gerne. In den ersten beiden Versen wird zunächst das Frühlingsmotiv aufgebaut, bevor damit im dritten Vers schließlich wieder gebrochen wird. Vor allem das Plötzlich verdeutlich dabei sehr treffend, wie überraschend die Schneeflocken nicht nur für das Ich, sondern auch für mich als Leser sind. Da in den drei Versen keine Satzzeichen verwendet worden sind, stehe ich ansonsten noch so ein bisschen vor der Frage, warum der zweite Vers zu Beginn kleingeschrieben, der dritte Vers dagegen großgeschrieben ist. Insgesamt hat mir das Haiku aber sehr gut gefallen! ^-^

Zitat von PokeViper

Zweifel

Es bleibt nicht viel Zeit,

und der Weg ist noch so weit.

Bin ich denn bereit?

Ich finde es ja immer toll, wenn es Leute schaffen, auf solch engem Raum zusätzlich auch noch Reime einzubringen, deshalb direkt erstmal ein Lob dafür! Inhaltlich gefällt mir vor allem, dass das Haiku im dritten Vers mit einer Frage abschließt, die den Zweifel, von dem schon im Titel die Rede ist, noch einmal wunderbar auf den Punkt bringt. Der erste Vers deutet zudem einen gewissen Zeitdruck bei der Entscheidungsfindung an, was es für das Ich natürlich nicht leichter macht. Insgesamt wirkt das Haiku damit sehr stimmig und weiß zu gefallen! :3

Zitat von Ponk

Freier Nachmittag
Der Schnee ist schon geschmolzen
Sonne wärme mich

Dieses Haiku finde ich interessant, weil mich das schon im zweiten Vers anfangs sehr stutzig gemacht hatte. Das Ich klingt für mich zunächst ein wenig enttäuscht, dass der Schnee bereits geschmolzen ist, jetzt wo es endlich den freien Nachmittag hat. Vielleicht hatte sich das Ich schon darauf gefreut, im Schnee zu spielen oder einfach nur die weiße Landschaft zu betrachten. Dann aber kommt der dritte Vers, der meinem ersten Gedanken komplett entgegenläuft. Das Ich sucht plötzlich den Kontakt zur Wärme der Sonne. Damit kam mir dann der Gedanke, dass es sich beim Ich vielleicht gar nicht um einen Menschen handelt. Möglicherweise ist es ein Tier, das bis zu Beginn des Gedichts Winterschlaf gehalten hat und nun, da der Schnee geschmolzen ist, endlich einen freien Nachmittag hat! Bevor es den Nachmittag aber nutzen kann, muss es erst noch ein wenig von der Sonne erwärmt werden. Vielleicht handelt es sich auch um eine Blume, die erst jetzt erblühen kann, da der Schnee nun fort ist. Das Haiku gefällt mir auf jeden Fall sehr gut, weil man da einfach auch ein bisschen länger grübeln kann, um wen oder was es sich beim Ich eigentlich handelt. ^-^

Zitat von Mipha

April

Frühlingszeit? Es schneit.

Schaut man raus, ist alles weiß.

Winterzeit? Ein Scherz…

Hier gefällt mir die Form auch wieder sehr. Bereits im ersten Vers wird dieser starke Kontrast zwischen den Erwartungen beim Thema Frühling und den Gegebenheiten der Realität sehr deutlich. Es reicht ein einziges Wort, verbunden mit einem Fragezeichen, um die typischen Erwartungen direkt infrage zu stellen. Die anschließenden zwei Worte brechen dann endgültig damit. Der Aufbau des ersten Verses wird im dritten Vers außerdem auch noch einmal gespiegelt. Handelt es sich denn nun um Winter und nicht um Frühling? Die Antwort darauf schlägt schließlich einen Bogen zum Titel; das Wetter wird gewissermaßen als Aprilscherz wahrgenommen. Formal gehört vor die Auslassungspunkte im dritten Vers übrigens noch ein Leerzeichen. Ansonsten gefällt mir das Haiku aber wirklich gut! ^-^

Zitat von Cassandra

Dauernd abgelenkt

Wolltest doch den Film schauen

Setz dich endlich hin ò_ó

Ich muss einfach jedes Mal lächeln, wenn ich dieses Haiku lese und am Ende dann diesen grimmigen Smiley sehe. Inhaltlich sehe ich auch eine gewisse Komik darin, dass es vermeintlich 'nur' darum geht, einen Film zu schauen, aber das Dilemma kenne ich persönlich auch nur zu geht, haha. Irgendwie muss man sich manchmal doch erst richtig zwingen, sich die zwei Stunden einfach mal zu nehmen. Also ja, das Haiku hat mir sehr gut gefallen! :3

Zitat von Mandelev

Die Flocken rasen durch den Wald,

die eine macht die andre kalt,

aber kein Laut erschallt.

Ich finde das Wortspiel im zweiten Vers sehr gelungen. Generell handelt es sich bei kaltmachen ja eigentlich um eine Metapher in dem Sinne, dass jemand ausgeschaltet wird (was auch wieder eine andere Metapher ist, hu). Hier kann man das aber doch sehr wörtlich verstehen, was für die einzelnen Flocken wiederum gut ist, denn sie brauchen ja die Kälte. Dass die einzelnen Verse immer kürzer werden, mag der Annäherung der Flocken an den Boden entsprechen. Die Reime geben dem kurzen Gedicht ferner einen lockeren Ton, der eigentlich so gar nicht zu dem sinnlichen Bild einer Schneelandschaft passt, das so vor allem auch im dritten Vers anklingt. Vielleicht wurde hier deshalb auch wieder der unerwartete Schneefall verarbeitet und formal unterstützt.

Zitat von Evo Lee

Haiku. - Gesundheit!

Oh, das war gar kein Niesen?

Kein Plan von Lyrik.

Bei diesem Haiku muss ich immer wieder schmunzeln. Ich mag vor allem die Art, wie gezielt der Humor in diesem Haiku etabliert wird. Der zugrundeliegende Witz wird bereits im ersten Vers sehr pointiert zum Ausdruck gebracht. Die lautliche Ähnlichkeit zwischen einem Niesen und dem Wort Haiku wird genutzt, um einen kurzen Dialog zu schaffen, in welchem die Unwissenheit einer der beiden Personen hinsichtlich der lyrischen Form klar erkennbar wird. Dass das in insgesamt nur zwei Worten geschieht, finde ich wirklich beeindruckend! Die beiden nachfolgenden Verse erklären den Witz dann quasi noch einmal auf eine lockere Art, die mir wirklich sehr gut gefällt! ^-^

Zitat von Evo Lee

Jenes Versprechen,

du konntest es nicht halten.

Es sollte nicht sein.

Dieses Haiku bleibt gewissermaßen im Vagen, da für Außenstehende nicht erkennbar ist, um welches Versprechen oder auch nur um welche Art von Versprechen es sich inhaltlich handeln mag. Durch die Verwendung des Pronomens jenes entsteht jedoch dennoch eine vertraute Atmosphäre, sodass man sich der gezeichneten Situation irgendwie verbunden fühlt. Insbesondere der dritte Vers deutet darauf hin, dass das Ich dem Nichteinhalten des Versprechens gegenüber (inzwischen) eine gewisse Akzeptanz aufgebaut hat; das Haiku nimmt zum Ende hin also eine durchaus überraschend positive Wendung. Die generelle Stimmung gefällt mir gut! ^-^

Zitat von Evo Lee

Tiefe Verachtung

in deinen hübschen Augen.

Das schmerzt mich zutiefst.

Ich war beim ersten Lesen sehr beeindruckt von diesem Haiku, da hier mit einer enormen Sprunghaftigkeit zwischen äußerst unterschiedlichen Assoziationen gewechselt wird. Der erste Vers gibt eine klar negative Konnotation vor, da von einer Verachtung die Rede ist, welche mithilfe des Adjektivs tief sogar noch einmal zusätzlich verstärkt wird. Im zweiten Vers folgt sodann ein drastischer Bruch mit dieser negativen Atmosphäre; plötzlich ist von hübschen Augen die Rede. Der abschließende Vers führt diese beiden Extrempole schließlich zusammen, indem die Verbindung aus Schönheit und Verachtung zu einem (erneut verstärkten) Ausdruck von Schmerz beim Ich führt. Dass hier insbesondere die Augen im Fokus stehen, finde ich sehr gelungen, da sie es letztlich auch sind, über welche sowohl die Schönheit, als auch die Verachtung wahrgenommen werden. Es entsteht eine bedrückende Atmosphäre, die aber durchaus sehr zu überzeugen weiß!

Zitat von Evo Lee

Zitternde stimme,

dein unruhiger Atem,

unglaublich niedlich.

Auch dieses Haiku geht in eine ähnliche Richtung, kommt das niedlich am Ende insgesamt doch etwas unerwartet, nachdem zuvor vor allem negativ konnotierte Adjektive (zitternd, unruhig) verwendet werden. Gerade dieser unerwartete Abschluss ist es aber auch, der dafür sorgt, dass das Haiku ein wenig länger im Gedächtnis bleibt. Das Haiku hat mir entsprechend gut gefallen! Ansonsten noch kurz die Nachfrage, ob die Kleinschreibung von stimme im ersten Vers beabsichtigt ist. Inhaltlich kann ich mir das gerade nicht so richtig erklären, außer damit soll das Zittern bildlich dargestellt werden. ^^'

Zitat von Evo Lee

Poch

Klopfende Herzen

schlagen heftig im Einklang ,

verliebtes Pärchen.

Mir gefällt hier sehr, auf wie viele Arten der Herzschlag zum Ausdruck gebracht wird. Im Titel ist von einem Pochen die Rede, im Text folgen noch das Klopfen und das Schlagen der Herzen. Diese Vielfalt mag auf die gegenseitige Neugier verweisen, die bei einer frischen Liebe mitklingt. Man möchte alle Seiten der anderen Person kennenlernen, alle Variationen des Herzschlags spüren. Der dritte Vers rundet das Haiku schön ab, indem es die Szene in einen Kontext einordnet. Das hat mir insgesamt auch wieder gut gefallen! Im zweiten Vers hat sich übrigens ein Leerzeichen vor dem Komma eingeschlichen.

Zitat von Evo Lee

Null Orientierung,

ich wandere stets weiter,
doch weiß nicht, wohin.

Dieses Haiku zeugt von einer gewissen Beharrlichkeit, einem steten Weiterwandern, wenngleich kein Ziel zu bestehen scheint. Dabei klingt einerseits eine Enttäuschung mit, denn das Ich scheint durchaus den Wunsch zu pflegen, einen Anhaltspunkt oder zumindest ein Ziel zu finden. Andererseits sehe ich in dem Haiku aber auch die grundsätzlich positive Aussage, dass sich das Ich trotz fehlenden Ziels nicht aufgibt. Vielleicht findet es auf seinem Weg ja doch irgendwann einen Wegweiser oder eine Person, die beim Orientieren hilft. Ich mag jedenfalls diese leicht mysteriöse und endlos wirkende Stimmung, die vor allem im letzten Vers zur Geltung kommt. ^-^

Zitat von Evo Lee

Weiße Schneeflöckchen

purzeln frech vom Himmelzelt

auf unsere Welt.

Hier gefällt mir besonders die Wortwahl, allen voran das Bild der purzelnden Schneeflöckchen. Sowohl die Verniedlichung der Flocken als auch das Wort frech geben dem Haiku dabei einen lockeren, fast kindlichen Ton, der zum Lesen sehr angenehm ist. Auch die Tatsache, dass der zweite und der dritte Vers über einen Reim miteinander verbunden sind, trägt zu diesem angenehmen Ton bei. Beim Himmelszelt fehlt in der Mitte übrigens ein s, ansonsten gefällt mir auch dieses Haiku sehr gut! ^-^

Zitat von Evo Lee

Wattewölkchen, zart,

eine Sammlung von Schäfchen

friedlich am Himmel.

Der Vergleich von Schafen und Wolken ist sicherlich nicht besonders innovativ, aber irgendwie verfange ich mich doch jedes Mal aufs Neue darin. Neben dem generell ansprechenden Bild mag ich hier vor allem die lautliche Ebene, die aufgrund der wortinternen Alliteration bei Wattewölkchen und aufgrund der Vermeidung dunkler Vokale (o, u) insgesamt sehr wohlklingend ist! Auch die positive Konnotation bei Adjektiven wie zart oder friedlich trägt zu einem insgesamt äußerst stimmigen Bild bei! Das hat mir insgesamt sehr gut gefallen! ^-^

Zitat von Evo Lee

Pika Pi Pika

Pi Pika Pi Pikachu

Pika Pikachu

♥

Zitat von Wattmacks

Heut auf der Arbeit

unglaubliches ist passiert

ich hatte kein frei :(

Zitat von Wattmacks

Heut auf der Arbeit

unglaubliches ist passiert

Kaffee ist alle :(

Ich finde es interessant, dass du in den beiden Haiku einen absolut identischen Aufbau verwendest, bei welchem sogar der traurige Smiley erhalten bleibt. Generell kann die Wiederholung der gesamten Form auf eine Art Monotonie im Arbeitsalltag verweisen. Es passiert einfach immer dasselbe, also wird das auch genauso im Haiku zum Ausdruck gebracht. Gleichzeitig gibt es auch immer wieder diese kleinen Dinge im Alltag, die das Ich scheinbar schwer treffen. Der Witz entsteht dabei natürlich in erster Linie dadurch, dass im zweiten Vers etwas Unglaubliches angekündigt wird, bevor im dritten Vers dann doch 'nur' eine Banalität genannt wird. Trotzdem bekommt man durch die generell bedrückte Stimmung irgendwie auch ein wenig Mitleid mit dem Ich. Ich wünsche dem Ich jedenfalls einen freien Tag und eine zusätzliche Tasse Kaffee! ^-^

Zitat von Musicmelon

Sternschnuppenschweifkind

Unter einem Meer aus Licht

Bist du geboren

Irgendwie vermittelt mir dieses Haiku einen wunderbar malerischen Eindruck von einem Kind, das in einer tiefdunklen Nacht friedlich zwischen seinen Eltern unter einem mit bunten Lichtern erfüllten Sternenhimmel liegt. Der bildliche Eindruck geht dabei in erster Linie schon vom ersten Wort aus, das erstaunlich viele Assoziationen wecken kann. Der beiden folgenden Verse prägen das Bild letztlich nur noch in eine ganz bestimmte Richtung, stellen damit gewissermaßen die Verfeinerung dar. Das Haiku hat mir auf jeden Fall gut gefallen! ^-^

Zitat von Musicmelon

Silberfeiner Glanz

Inmitten einer Wüste

Zwischen Touristen

Ehrlicherweise habe ich inhaltlich keine wirkliche Vermutung, worum es in diesem Haiku eigentlich geht; der Klang und die Wortwahl haben mich aber überzeugt, das Haiku erstmal einfach hier mit aufzunehmen und dann im Rahmen meines Kommentars zu versuchen, zu einer Deutung zu kommen. Der Begriff der Wüste kann sich ja auf sehr unterschiedliche Gegenden beziehen, von der klassischen Sandwüste à la Sahara bis ganz hinüber zur endlos wirkenden Eiswüste der Antarktis. Den silberfeinen Glanz würde ich dabei auf Anhieb eher mit dem Bild der Eiswüste verbinden, da vom gefrorenen Nass in meinem Kopf gerade eher eine Reflexion ausgeht, die ich als Glanz beschrieben würde. Allerdings sind Touristen in einer Eiswüste eher nicht so häufig anzutreffen, was mich doch eher zu den Pyramiden der Sandwüste führt. Letztlich ist das vielleicht auch ein gesetztes Stilmittel, dass hier eben nicht klar erwähnt wird, um welche Art von Wüste es sich handelt. Die Suche nach einer Antwort macht auf jeden Fall Spaß, weshalb mir dieses Haiku insgesamt sehr gut gefällt! ^-^

Zitat von Musicmelon

Nimm meinen Geist ein

Auf dass wir untrennbar sind

Seelenzwillinge

Auch in diesem Haiku taucht wieder eine wunderbar wohlklingende Personenbezeichnung mit fünf Silben auf, dieses Mal allerdings erst im dritten Vers. Entsprechend umgekehrt ist auch der Aufbau: Während beim Sternschnuppenschweifkind viele Assoziationen vom ersten Vers ausgingen, die dann in den nachfolgenden Versen verfeinert wurden, bilden die ersten beiden Verse hier nun gewissermaßen eine vorsichtige Hinleitung zum dritten Vers, in welchem die Assoziationen schließlich gipfeln. Ich finde es spannend und beeindruckend zugleich, wie unterschiedlich du deine Haiku aufbauen kannst! ^-^

Zitat von Musicmelon

Pichu-Picknick

Am Wochenende

Mit bunten Ballons hinauf

Denn wir sind nun frei

Durch die Luft schweben

Kramurx ein Brötchen geben

Schnell durch die Wolken

Immer mit dem Wind

Richtung nächstes Abenteuer

Himmelsnascherei

Alles anzeigen

Aww, die Idee, eine Haikukette zu einem Bild zu schreiben, finde ich richtig toll! Bild und Inhalt passen dabei wunderbar zusammen; beides vermittelt den Eindruck von Freude, Spaß und Aufbruchstimmung. Allen voran der verspielte Ton, welcher sich in einer Alliteration wie bunten Ballons oder im abschließenden Wort Himmelsnascherei zeigt, fängt die bildlich dargestellte Stimmung auch in Worten einfach sehr gut ein! Einzig im vorletzten Vers ist eine Silbe zu viel vorhanden; ich weiß allerdings nicht, ob das in irgendeiner Form beabsichtigt ist. Die generelle Idee mag ich auf jeden Fall sehr. Und weil ich weiß, dass du eh ständig nach Bildern suchst, darfst du hier gerne öfter Haiku zu Bildern posten! ^-^

Zitat von Musicmelon

Die Nacht gehört uns

Sie ist ein Meer an Träumen

Ich kann nur staunen

Oh, ich liebe die Metaphorik im zweiten Vers! Insgesamt wird hier ein Wortfeld eröffnet, das wohl doch sehr häufig zur Beschreibung von Fernweh und Sehnsucht oder einfach zur Beschreibung von Freiheit verwendet wird. Die Nacht, das Meer, Träume – alles davon wirkt so endlos, so fern, wodurch immer wieder die Lust auf das Neue und Unbekannte geweckt wird. In diesem Fall ist es im Speziellen die Nacht, welche die Fantasie eines Ichs weckt. Der letzte Vers bringt das schön auf den Punkt und vermittelt dabei so ein leicht kindliches Gefühl von Naivität und Vorfreude, das einem im Alltag gefühlt zu oft abhanden kommt. Gefällt mir sehr gut! ^-^

Zitat von Rusalka

Musik zum Träumen

Die Suche nach der Wahrheit

Lass uns aufwachen!

Der dritte Vers hatte mich zunächst eine gute Zeit lang irritiert, da sich mir nicht erschließen wollte, wieso man aus den traumhaften Klängen der Musik erwachen wollen würde. Oft kann Musik ja etwas Rauschhaftes darstellen, durchaus im positiven Sinn gemeint, dem man sich voll und ganz hingeben kann und möchte. Genau dieses Bild vermittelt mir zunächst der erste Vers. Letztlich ist es dann insbesondere der zweite Vers, der zwischen meinen anfänglichen Erwartungen (Vers 1) und dem damit einhergehenden Bruch (Vers 3) ein wenig vermitteln kann. Es geht um eine Suche nach der Wahrheit, also möglicherweise um etwas, das über das einzelne Lied hinausgeht. Ich blicke deshalb auf den Liedtext. Vielleicht wurde das Ich von einer einladenden Melodie eingenommen und hat sich anschließend in mehr oder weniger versteckten Botschaften verfangen. Dass Musik "catchy" ist, also buchstäblich Personen für politische Positionen einfangen kann, ist ja keine Seltenheit. So etwas in einem Haiku festzuhalten, finde ich durchaus spannend. Möglicherweise folgt auch das Haiku einem ähnlichen Muster, sodass man sich gezielt im ersten Vers verfängt, bevor man über den zweiten Vers schließlich zur Erkenntnis, also zum Aufwachen, im dritten Vers gelangt. Das Haiku hat mir jedenfalls sehr gut gefallen! ^-^

Zitat von Rusalka

Naturerwachen

Freundschaftsverabredungen

Nachtschwärmereien

Hach, die deutsche Wortbildung. ♥ In diesem Haiku ist jedem Vers ein einzelnes Wort gewidmet, wobei die einzelnen Worte auf den ersten Blick gar nicht so sehr zusammenhängen. Trotzdem erzeugen sie zusammen eine angenehme, natürliche Stimmung. Ich kann mir das Haiku gut als eine Art szenenhaften Blick durch eine Stadt vorstellen. Man sieht erst das zaghafte Erblühen verschiedener Pflanzen an genau jenem Straßenrand, an dem sich eine Gruppe Freunde trifft, die sich lange nicht mehr gesehen hat. Schließlich gehen sie abends dann etwas essen oder gemeinsam feiern. Das Haiku kann damit auch eine kurze Geschichte erzählen, was bei nur drei Wörtern umso beeindruckender ist! Die einzelnen Worte klingen für sich auf jeden Fall sehr schön und gemeinsam als Haiku gefallen sie mir sehr gut! ^-^

Zitat von Mipha

Stille. Nur lauschen.

Fokus. Lieder der Natur.

Ruhe. Entspannung.

Die einzelnen Verse werden jeweils durch ein einzelnes Wort und einen Punkt eingeleitet; die einzelnen Worte werden im restlichen Vers dann wiederum jeweils näher beschrieben. Diesen Aufbau finde ich sehr gelungen, weil durch die vielen Punkte tatsächlich auch beim Lesen eine Ruhe einsetzt; man stoppt häufiger und muss entsprechend alles ein wenig entschleunigt lesen. Gleichzeitig spiegelt der Aufbau des Haikus letztlich auch den Fokus wieder, von dem im zweiten Vers die Rede ist. Die beschriebene Szene vermittelt insgesamt einen gelungenen Zugang zu einer kurzen Momentaufnahme und weiß damit durchaus zu überzeugen! ^-^

Zitat von Mandelev

Einen Schneeball zu

formen ist einfacher als

einen zu schreiben

Manche Versuche

kommen nicht über dieses

Stadium hinaus.

Was wohl aus ihnen

wird, im Reich des Vergessens?

Niemand wird sie seh'n.

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Ich finde es spannend, dass dich eine völlig andere Anregung zu dieser Haikukette inspiriert hat! Vor allem das letzte der drei Haiku gefällt mir mit seinem melancholischen Blick auf den Umgang mit verworfenen Rohfassungen aber auch ohne den zugrundeliegenden Kontext sehr gut. Die gewählten Begriffe wie Reich des Vergessens und niemand, aber auch das gewählte Tempus im dritten Vers, deuten dabei eine Endgültigkeit an, welche die konstante Melancholie im Haiku noch einmal deutlich unterstreicht. Gleichzeitig bildet das Haiku im Rahmen der gesamten Kette einen plausiblen Abschluss, nachdem die Rohfassungen in der zweiten Strophe als geformter Schneeball, was einer Papierkugel entsprechen mag, wohl im Mülleimer gelandet sind. Insgesamt hat mir das gut gefallen, über den Schneeball würde ich mich aber auch noch freuen! ^-^

Zitat von Evoluna

Winterwunder

Schau!

Dort oben!

Siehst du sie?

Ist es nicht wunderschön,

wie sie zu Boden schwebt?

Ich fange sie auf,

doch da schmilzt

meine kleine

Schneeflocke.

(Ich musste etwas cheaten, hab es rund gemacht,

Sonst gibt's damit keine Schneeballschlacht!)

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Ich finde die unterschiedlich gewählte Schriftgröße durchaus passend, da der Zustand der Schneeflocke dadurch wunderbar bildlich festgehalten wird. Während sie noch ganz fern ist und kaum erkannt werden kann, wird sie besonders klein dargestellt, ebenso kurz bevor sie endgültig geschmolzen ist. Gleichzeitig wird sie gerade dann besonders groß dargestellt, wenn sie dem Ich besonders nah ist, nämlich im Moment des Fangens. Insofern ist das definitiv kein cheaten gewesen, sondern eine effektive Nutzung der gestalterischen Möglichkeiten! ^-^ Inhaltlich wurde die Form meiner Meinung nach ideal genutzt; sie bietet sich ja doch geradezu an, um genau solche Prozesse zu beschreiben. Dennoch finde ich die Umsetzung insgesamt sehr kreativ! ^-^

Zitat von Evoluna

Verführung

Hörst du die leisen

Flüsterstimmen, wie sie aus

dem Nebel klingen?

Inhaltlich scheint es sich in diesem Haiku um Sirenen zu handeln, die den Lesenden in ihren Bann ziehen möchten. Dies gelingt ihnen einerseits über den generellen Aufbau des Haikus, das nämlich als Frage formuliert ist. Man wird direkt angesprochen und buchstäblich verführt, eine Antwort auf die Frage zu suchen, sodass man auf Anhieb mit dem kurzen Gedicht interagiert. Andererseits bietet das Haiku auch klangliche Anreize zur Verführung, etwa durch den angedeuteten Reim von Flüsterstimmen und klingen. Der Reim versteckt sich zwar ein wenig im Gedicht, da zumindest eines der beiden Worte nicht am Versende steht und da der Reim insgesamt auch nicht ganz rein ist, aber er ist eben dennoch vorhanden und verführt des Lesenden damit auf eine subtile Art. Den Sirenen gelingt es damit definitiv, mich einzufangen!

Zitat von Evoluna

Ein Absurdarium ist leicht:

Ich muss nur Comic Sans verwenden,

Ich muss nur Comic Sans verschwenden.

... Hat das reimen schon gereicht?

Nein, denn an Vers eins bemessen,

brauch ich davon ganze elf.

Oh, fast hätte ich vergessen,

einen in Schriftgröße zwölf.

Wie viele Verse fehlen? Zwei!

Ich muss nur Comic Sans beenden.

Schon ist das Scherzgedicht vorbei.

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Dass das bisher mit Abstand mein liebstes Absurdarium ist, habe ich dir ja bereits mitgeteilt. Ich mag hier einfach diese Metaebene, die bereits im ersten Vers geöffnet wird. Das Absurdarium an sich wird zum Thema gemacht und da es das längste Wort im ersten Vers ist, richtet sich auch das gesamte Gedicht nach ihm. Die Verse in Schriftgröße 8 wirken wie gut platzierte Kommentare, welche den Übergang zum nächsten Kriterium ermöglichen, was mir insbesondere im Übergang zum Vers "einen in Schriftgröße zwölf" sehr gut gefällt! Auch dass die Comic-Sans-Verse alle demselben Aufbau folgen und sich einzig im Reimwort unterscheiden, welches jeweils immer auch das einzige Wort mit einem E im Vers ist, finde ich sehr gelungen, weil dadurch gleich zwei Kriterien stark beleuchtet werden. Insofern ja, es hat mir definitiv Spaß gemacht, dieses Metagedicht zur Form des Absurdariums zu lesen! ^-^

Zitat von PokeViper

Paartherapie

Wir verstehen uns.

Immer! Meistens! Ab und zu?

Eigentlich gar nicht.

Ich mag hier die Art, wie im Haiku eine Art verlaufender Kontrast aufgebaut wird, sodass man das Ich und das Du quasi über die Verse hinweg dabei beobachten kann, wie sie allmählich herausfinden, wie sie zueinander stehen. Besonders gelungen finde ich in diesem Kontext auch das Fragezeichen am Ende des zweiten Verses, da es nach all der als sicher geglaubten Einschätzungen zum ersten Mal andeutet, dass die eigene Position tatsächlich ein wenig hinterfragt wird. Kaum geschieht dies, gelangen die beiden auch tatsächlich zu der Einsicht, welche am Ende auch stehen bleibt, nämlich diejenige, dass die beiden sich eigentlich nicht mögen. Das hat ein bisschen etwas von einem Sketch, funktioniert aber auch als Haiku sehr gut!

Zitat von PokeViper

Kreislauf

Wassertropfen.

Schneeweißer Himmel.

Bitterkalte Winde wehen.

Eiszapfen entstehen langsam überall.

Welch faszinierendes Schauspiel der Natur!

Erste Sonnenstrahlen am Himmel.

Lauwarme Winde wehen.

Eiszapfen schmelzen.

Wassertropfen.

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Auch hier wird die Form des Schneeballgedichts wieder effektiv genutzt, um einen zeitlichen Verlauf darzustellen. Der Wassertropfen steht dabei sowohl am Anfang als auch am Ende des Gedichts, wodurch die Annahme eines zyklischen Ablaufs naheliegend erscheint. Auch die beiden Verse, in denen die Winde thematisiert werden, fügen sich gut in die gewählte Form ein. Die einzelnen Elemente der Natur bleiben gewissermaßen unverändert, einzig die Temperatur bzw. in diesem Fall möglicherweise die wahrgenommene Temperatur verändern sich, was den Wechsel des Wassertropfens zum Eiszapfen überhaupt erst begründet. Die Umsetzung finde ich deshalb wirklich gelungen! :3

Zitat von Thrawn

Zeit darf nicht leben

Daher geht's immer darum

Sie totzuschlagen

Raum darf nicht frei sein

Daher geht's immer darum

Ihn einzunehmen

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Bei diesen beiden Haiku musste ich auch wieder auf Anhieb schmunzeln, weil sie von einem äußerst kreativen Umgang mit Sprache zeugen. Der parallele Aufbau der beiden Haiku verdeutlicht, wie bewusst hier mit den Redewendungen, die den einzelnen Gedichten zugrunde liegen, gespielt wird. Auf einer abstrakten Ebene mag der jeweils erste Vers möglicherweise auch dazu anregen, insgesamt bewusster über den Gebrauch von Sprache nachzudenken. Wenngleich es sich bei Zeit und Raum um abstrakte Kategorien handelt, mag es auch andere, weniger abstrakte Fälle geben, in denen bestimmten Begriffen die Freiheit eingeschränkt wird. Insofern laden die Haiku auf jeden Fall dazu ein, ein wenig über den Sprachgebrauch nachzudenken, das gefällt mir!

Zitat von Thrawn

Ich hasse Tage

Kommen und gehen einfach

Ganz ohne Rücksicht

Auch dieses Haiku geht wieder in eine ähnliche Richtung, indem bewusst mit einer bestimmten Redewendung gespielt wird. Die einzelnen Tage werden als besonders egoistisch dargestellt, da sie ihrem Rhythmus unverfroren nachgehen. Das Ich selbst nimmt dabei wiederum keine Rücksicht auf den Hintergrund, wie der Ablauf der Tage überhaupt zustande kommt, weshalb der früh im ersten Vers ausgedrückte Hass aus einer betrachtenden Sicht doch sehr überzogen wirkt. Eventuell mag dies als Diskurskritik zu verstehen sein, da in gegenwärtigen Diskursen häufig zu beobachten ist, dass die 'Gegenseite' erst einmal diskreditiert wird, ohne dass sich Gedanken über den Hintergrund der jeweiligen Positionen gemacht werden. Vielleicht interpretiere ich da jetzt aber auch einfach zu viel hinein, weil das ein Haiku von Thrawn ist weil ich schon seit Stunden an diesem Kommentar sitze. x3

Zitat von Olynien

absurdes Elfchen $&§

Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung

kollosale Versicherungsvertreter

Verlustigkeit wird verhindert

Doch ich bekomme nichts

nur weil wer das will

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Weil der Titel das Werk als Elfchen betitelt, wollte ich kurz darauf aufmerksam machen, dass Elfchen im letzten Vers in der Regel nur aus einem Wort bestehen, damit es insgesamt elf Wörter sind (also 1-2-3-4-1). Fernab davon finde ich es aber durchaus spannend, wie du hier bewusst mit langen Worten spielst, damit der eigentlich kürzeste Vers am längsten wirkt und umgekehrt. ^^'

Zitat von BlueFirefly

Fluss der Zeit

Was morgen wird sein,

Der Tag wird es uns zeigen,

Die Zeit nie verweilt

Fluss der Zeit ist sowohl klanglich als auch inhaltlich ein schöner und passender Titel für dieses Haiku. Mir gefällt auch, dass die farblichen Akzente im Titel die Botschaft der steten Veränderung sehr gut unterstützen. Das Haiku selbst ist klar strukturiert und bringt die Botschaft gut zum Ausdruck. Während die ersten beiden Verse jeweils noch mit einem Komma abgeschlossen werden, fehlt am Ende des dritten Verses ein Interpunktionszeichen. Ich finde es gelungen, dass an dieser Stelle bewusst kein Punkt gewählt worden ist, da dieser eine gewisse Abgeschlossenheit suggeriert hätte. Stattdessen bleibt das Haiku unabgeschlossen, was zur künftigen Veränderung passt. Außerdem möchte ich noch hervorheben, dass verweilen rein klanglich ein wundervolles Verb ist. ^-^

Zitat von Shiralya

6 Uhr in der Früh':

Ich bin zu müde zum Denk-

- Noch mal umdrehen.

Bisher habe ich zu deinem Zahlenprojekt leider noch keinen wirklichen Zugang gefunden, hier erscheint mir die gewählte Zahl aber doch sehr gut eingebunden zu sein. 6 Uhr markiert typischerweise den Beginn des Morgens; die Zeit stellt also gewissermaßen den frühestmöglichen Zeitpunkt dar, um am Morgen aufzustehen, sofern man eben nicht bereits in der Nacht aufgestanden ist. Der eigentliche Witz kommt im zweiten bzw. im Übergang zum dritten Vers zur Geltung, da der Gedanke aufgrund der zu frühen Zeit buchstäblich abgebrochen wird, bevor sich das Ich wieder umdreht und weiterschläft. Ich konnte die Szene definitiv nachempfinden und musste auch ein wenig schmunzeln beim ersten Lesen. Hat mir also gut gefallen! ^-^

Zitat von Caroit

Eulenbären sind

wundervolle Wesen, die

missverstanden sind.

Den Begriff der Eulenbären kannte ich so zwar noch nicht, aber er wirkte immerhin faszinierend genug auf mich, dass ich ihn zumindest kurz gegoogelt habe. Wenngleich ich zu Pen & Paper keinen wirklichen Hintergrund habe, denke ich, dass das Haiku auch für sich ganz gut funktioniert. Generell gefällt mir zum einen die gelungene Wortwahl. Neben dem bereits erwähnten Begriff der Eulenbären möchte ich hier auch die Alliteration wundervolle Wesen im zweiten Vers positiv hervorheben. Zum anderen hat es mir vor allen auch der dritte Vers ein wenig angetan, da er nochmal einen komplett neuen Blick auf die beschriebenen Geschöpfe wirft. Ich habe langsam das Gefühl, dass sich der Relativsatz für den dritten Vers eines Haikus tatsächlich in vielen Fällen sehr gut anbietet, hier gefällt er mir auf jeden Fall sehr. ^-^

Zitat von MiMa

Wenn ich im Bett bin,

bricht eine neue Nacht an;

die Sterne fallen.

Irgendwie wirkt dieses Haiku bei längerer Betrachtung sehr düster auf mich. Das Ich legt sich ins Bett und scheint plötzlich nur noch von Dunkelheit umgeben zu sein, da es einerseits von der Nacht umgeben ist, die Sterne andererseits aber kein Licht liefern können, da sie fallen. Vielleicht zerdenke ich das Haiku gerade aber auch und es geht hier tatsächlich nur um das Einschlafen und die Reise in das Land der Träume. Auch dazu muss die Nacht natürlich erst einmal beginnen und generell ist Dunkelheit dazu natürlich förderlich. Fernab davon finde ich die Wortwahl hier sehr schön; Nacht und Sterne sind ja immer wieder gern verwendete Begriffe in Gedichten. ^-^

Zitat von MiMa

Ich denke an dich;

Wo bist du nun? Doch es bleibt

unbeantwortet.

Dieses Haiku wirkt sehr persönlich auf mich. Das Ich scheint den Verlust des Dus zu verarbeiten, das es direkt anspricht. Die Frage selbst bleibt aber unbeantwortet, vielleicht geht es also darum, dass das Du verstorben ist. Auch das kleine Wort nun lässt mich in eine ähnliche Richtung denken, da es andeutet, dass das Du vor noch nicht allzu langer Zeit beim Ich gewesen ist. Natürlich kann hier auch eine andere Form der Trennung thematisiert werden. In jedem Fall finde ich solche persönlichen Gedichte immer sehr ansprechend, deshalb Danke für dieses Haiku!

Zitat von Laurayka

Verlassene Stadt,

Pflanzen überwuchern Häuser.

Natur kehrt zurück.

Bei diesem Haiku hat mich in erster Linie das Thema angesprochen. Die verlassene Stadt als solche bietet einen wunderbaren Zugang zu einer Momentaufnahme der Natur, die ohne menschliche Eingriffe einfach wuchern kann. Insgesamt mag ich es sehr, wie sich das Naturmotiv – ganz ähnlich wie auch in der verlassenen Stadt – durch alle drei Verse ziehen kann, als solches aber erst im letzten Vers tatsächlich benannt wird. Formal möchte ich noch anmerken, dass im zweiten Vers theoretisch eine Silbe zu viel verwendet worden ist. Ansonsten hat mir dieses Haiku aber auch sehr gut gefallen! ^-^

Zitat von Loun

Ein Schloss aus Bernstein

Viel zu lang vor mir versteckt

Mächtiges Fossil

Zufallsbegegnung?

Oder hast du gerufen?

Zeit, aufzuwachen

Herrscher der Lüfte
Urzeiten im Stein versteckt

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Oh, mir gefällt die Idee, einzelne Haiku bestimmten Pokémon mit fünf Silben zu widmen! Diese drei Haiku zu Aerodactyl finde ich dabei auch sehr gelungen, weil so kleine Details wie das Bernsteinfossil sehr gut eingearbeitet worden sind. Auch die finale Auflösung des gesuchten Pokémons im letzten Vers finde ich einen schönen Kniff. Ich bin gespannt, welche Pokémon noch alles fünf Silben aufweisen und wie du sie darstellen wirst! ^-^

Zitat von Neganymous

Unsichtbar für euch

Der vergessene Eine

Ideeleeres Blatt

Der zweite Vers scheint sich hier bewusst auf dich selbst als Autoren zu beziehen, da du im Kommentar unter dem Haiku von einem Lebenszeichen deinerseits schreibst. Im dritten Vers steht wiederum das leere Blatt im Vordergrund, was auf eine mögliche Schreibblockade verweisen kann. Interessant ist erst in diesem Zusammenhang der erste Vers, da sowohl das Ich im zweiten Vers als auch das Blatt im dritten Vers als unsichtbar bezeichnet werden können. Im ersten Fall würde es darauf hinauslaufen, dass sich das Ich als Autor als ein unbeschriebenes Blatt betrachtet; im zweiten Fall würde es eher auf die verlorenen Rohfassungen hinauslaufen – also eher ein Ansatz, wie ich ihn bei Mandelev schon beobachten konnte. In jedem Fall regt das Haiku dazu an, über den Bezug der einzelnen Verse zueinander nachzudenken. Gerne mehr davon! ^-^

Zitat von Voltobal

Urlaub endet nie,

ändert sich dein Schuhwerk nicht:

Sand ist immer da.

Und auch bei diesem Haiku möchte ich abschließend den gelungenen Aufbau noch einmal positiv hervorheben. Die Pointe im letzten Vers wird behutsam aufgebaut und kam für mich beim ersten Lesen auch durchaus unerwartet, was bei einem humorvollen Gedicht ja immer gut ist! Auch der Doppelpunkt am Ende des zweiten Verses gefällt mir gut, da er die Pointe effektiv ankündigt und in Szene setzen kann. Den ins Haus getragenen Sand mit dem Urlaubsstrand zu vergleichen, finde ich an sich übrigens auch sehr kreativ. Das hat mir gut gefallen! ^-^

Zitat von Flocon

lausche im mondlicht

dem wuseln der farben in

nächtlichen gassen

Bei diesem Haiku mag ich die Wortwahl sehr, es sind so hübsche Worte gewählt worden, die bestimmte Assoziationen bei mir hervorrufen. Bei "lausche" denke ich an ein heimliches, vielleicht sogar verbotenes Zuhören. "Wuseln" hingegen erinnert mich an kleine Tiere, die fleißig hin- und herhuschen. Interessant finde ich, dass sich mit der Zuordnung der Subjekte dann Widersprüche ergeben, da Farben sich ja eigentlich weder bewegen, noch Geräusche erzeugen können. Ich stelle es mir so vor, dass das "Mondlicht" dafür sorgt, dass sich die Farben ganz anders zeigen als bei Tageslicht und sich die "Gassen" nachts umfärben. Die Farben kleiden sich also ganz eifrig in neue Gewänder, wenn der Mond sie bescheint, oder tauschen die Plätze. Vielleicht flüstern sie auch ganz leise und man kann sie nur hören, wenn man ganz genau lauscht :3

Auf die fehlenden Satzzeichen oder die durchgehende Kleinschreibung sollte ich wahrscheinlich gar nicht großartig eingehen, aber es passt gut zu dieser geheimnisvollen Szene und ich kann mir vorstellen, dass das lyrische Ich nicht durch Großbuchstaben oder Ausrufesätze auffallen möchte, um die Farben nicht zu verschrecken. Insgesamt mag ich das Bild sehr gern, das dieses Haiku vermittelt.

Zitat von Flocon

Ich bin nicht müde, nein, ich träume nur

von fremden Welten, möchte zelten unter

Buchen und ich träum’ von einem Kuchen

– mit Glasur.

Ich will nicht schlafen, bin den Schafen

auch am Tage einfach gerne auf der Spur.

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Hab dir ja schon gesagt, dass ich dieses Gedicht einfach liebe. Es ist fast schon zu schade für ein Absurdarium. ^-^

Am meisten beeindrucken mich hier die Reime innerhalb des Gedichtes, die nicht auf das Ende der Verse warten, sondern sich dazwischen schummeln und dadurch so einen wunderschönen Rhythmus und Klang beim Lesen erzeugen. Mit diesen wird eine süße kleine Geschichte erzählt. Das einzige, was inhaltlich tatsächlich in Richtung absurd geht, ist der "Kuchen mit Glasur", der etwas unzusammenhängend wirkt zum Rest des Gedichts (so wie es ja in Absurdarien sein sollte). Allerdings sind Träume ja in den meisten Fällen nicht wirklich logisch. An dieser Stelle hätte vielleicht auch ein anderes Verb als "träum' von" stehen können, das dadurch noch einmal wiederholt wird. "Finde" zum Beispiel, oder der Kuchen wächst ganz einfach auf dem Baum :3

Die Metapher "den Schafen auch am Tage [...] auf der Spur" sein mag ich sehr. Es wird sofort deutlich, dass damit das Tagträumen gemeint ist, aber gleichzeitig wirkt es auch etwas geheimnisvoll, als müssten die Schafe erst aufgespürt werden. Diese beiden Verse sind einfach perfekt <3

Zitat von Flocon

schlaftrunken verblasst

nichts als der klagende hall

des sterbenden traums

Dieses Haiku hat einen wundervollen Klang, wie ich finde. Jeder Vers für sich enthält sehr ausdrucksstarke Worte, aber insgesamt bilden sie einen einzigen Satz, der dadurch schon beinahe nicht zu erfassen ist. Das erste und das letzte Wort geben eine inhaltliche Orientierung, die anderen Worte sind größtenteils negativ konnotiert. Dadurch war mein erster Gedanke, dass es kein schöner Traum gewesen sein kann, sondern ein unangenehmer, vielleicht sogar erschreckender Alptraum. Aber genauer betrachtet steht davon gar nichts dort! Es könnte also auch ein wunderschöner Traum gewesen sein, den man einfach nur nicht loslassen möchte. Aber die Wortwahl hat automatisch bei mir diese Assoziation hervorgerufen. Das ist dann wohl ein typischer Fall von schriftlicher Manipulation x3

Zitat von Thrawn

Nehmet die Blume und dann legt sie hinein

In euer Auge, denn warum auch nicht?

Der Fluch aller Freuden, unfassbar gemein

Hält Gericht über die Birkenrinde

Und Tanz soll nur in Wasserluft sein

Fraxt niel dür klopiga brimel?

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Bei den ersten beiden Versen musste ich wirklich lachen. Diese Wendung, die Blume ausgerechnet ins Auge zu legen, ist einfach total skurril und auch ein bisschen gruselig, hehe. Dabei gefällt es mir auch, dass diese Verse so seriös formuliert sind mit dem altmodisch anmutenden Verb "nehmet". Dadurch ergibt sich tatsächlich ein Kontrast zum Smiley-Titel. Die rhetorische Frage am Ende macht diese Verwirrung dann perfekt, weil es völlig absurd scheint, so etwas überhaupt vorzuschlagen und nach einem Gegenargument zu fragen, wenn das doch klar sein sollte (weil es höllisch wehtut!?).

Im letzten Vers ist mir das Wort "brimel" aufgefallen, was ähnlich wie Primel klingt, was eine Blumenart ist. Würde mich interessieren, ob das beabsichtigt war oder einfach nur ein sehr passender Zufall ist. Vielleicht hat auch jedes der Worte im Fantasiesprache-Vers eine echte Bedeutung und ist nur so verzerrt, dass ich zu unkreativ bin um es zu verstehen ^^

Zitat von Evo Lee

Wahrnehmen

Dort bunte Farben,

drüben laute Geräusche,

und hier einfach nichts.

Doch dann kommt die Erkenntnis,

denn auch hier herrscht das Leben.

Drei Haikus und ein Tanka, damit niemand sagen kann, ich würde wieder nur Haikus oder "Sonstiges" verfassen .

Sogar mit Titel, damit Evoluna glücklich ist.

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Im Haiku-Teil wird dessen Aussage sehr deutlich. Das lyrische Ich fühlt sich isoliert von der Umgebung, vielleicht auch ausgeschlossen von den Personen um es herum. Wobei dieser Kontrast zwischen der Stille im "hier" und dem Trubel im "dort" gar nicht unbedingt negativ bewertet wird, es handelt sich, wie der Titel (<3) schon zeigt, nur um die Wahrnehmung des Zustands. "Laut" und "bunt" kann schließlich auch als anstrengend aufgefasst werden, und vielleicht ist das lyrische Ich sogar ganz froh, seine Ruhe zu haben. Selbst das "einfach" würde ich hier nicht unbedingt als negativ assoziiertes Wort sehen, denn manchmal ist ja weniger auch mehr, wie man sagt.

Im zweiten Teil wird dann schon eher klar, dass die Stille anfangs mit Leblosigkeit, Trostlosigkeit und vielleicht auch Langeweile assoziiert wird. Doch gleichzeitig merkt di:er Sprechende, dass die Stille nicht unbedingt negativ sein muss, denn das Leben zeigt sich nicht nur in optischem und akustischem Lärm, sondern auch in der Ruhe.

Ich mag hier den thematischen Kontrast zwischen dem ersten und zweiten Teil, vor allem, wie das Haiku zunächst pessimistisch klingt (mit dem Hintergrundwissen, dass die Stille tatsächlich als störend empfunden wird), während das Ende dann die "Erkenntnis" und damit auch einen inneren Frieden bringt.

Zitat von Evo Lee

Feelinara

Feenhafte Form

Flauschig, funkelnd, farbenfroh

Fröhliche, friedliche feine Freundin

Fabelhaft

Naww, das ist so niedlich. Vor allem, da du ja bekanntlich kein Feelinara-Fan bist, freut mich dieses Gedicht auch sehr ^^ Einerseits ist es beeindruckend, dass du so viele Wörter mit F gefunden hast, die alle zu Feeli passen, zusätzlich haben diese Wörter aber auch alle eine positive Konnotation, was insgesamt gut zur verspielten, heiteren Ausstrahlung dieses Pokémon passt. Gibt es einen Grund (oder eine Regel, die ich nicht kenne), weshalb zwischen "friedliche" und "feine" kein Komma steht, zwischen den anderen Adjektiven aber schon?

Zitat von PokeViper

Übereifer

Mein lyrisches Ich.

Es möchte sich beweisen.

Zwei Haiku(s) am Tag.

Eine Pokémon-Anspielung im Titel, wuhu! Unabhängig davon, ob das beabsichtigt war oder nicht, freut mich sowas immer. In diesem Haiku finde ich die Doppeldeutigkeit interessant, dass das "lyrische Ich" einerseits einfach dich selbst bezeichnen soll, also den Autor, oder aber eine fiktive sprechende Person des Gedichts, da dies ja der Fachbegriff dafür ist. Allerdings würde das bedeuten, dass das lyrische Ich hier aber gar nicht spricht, da es ja als "mein" bezeichnet wird, also jemand ist, der gerade nicht spricht. Das ist irgendwie ein kleiner Widerspruch, den ich witzig finde. :3

(Und ich weiß btw auch immer noch nicht, ob die Mehrzahl von Haiku nun Haiku oder Haikus ist...)

Zitat von Felinara

Ein Haiku ist schön

ich werde es jetzt schreiben

Nun ist es fertig

Schön zu hören, dass du Gefallen am täglichen Haiku gefunden hast ^-^

In diesem Gedicht mag ich die Beschreibung des Prozesses, ein Haiku zu schreiben, während man es gleichzeitig tut. Vor allem das "Nun ist es fertig" am Ende passt sehr gut, weil das Haiku nämlich auch genau mit diesem Satz endet. Eine tolle Idee!

Zitat von Mandelev

Rückkehr in die Heimat

In das gelobte Land

Wo Milch und Honig fließen

– Ganz klebrig an der Hand

Es ist, als wär‘ es gestern

Und war doch Jahr und Tag

Ich fühle so ein Hüpfen

Dass ich jetzt dichten mag

Selten ist der Gang geworden

Durch die große Schreibwerkstatt

Welch ein Anblick, der sogleich mir

Neue Kraft gewecket hat

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Dieses Gedicht vereint Sentimentalität und freudige Neugier sehr gut miteinander, finde ich. Einerseits wird die Wehmut und Nostalgie beschrieben, wenn das lyrische Ich nach langer Zeit nach Hause zurückkehrt und sich an die alten Zeiten erinnert, aber dennoch erweckt dieses Wiedersehen auch eine Motivation, Neues zu erschaffen, neue Werke und damit auch neue Erinnerungen.

"Schreibwerkstatt" ist auch ein hübsches Synonym für den FF-Bereich. Die kleinen schwerzhaften Formulierungen, wie der klebrige Honig oder die Metapher "Hüpfen" für den Tatendrang sind amüsant. Ersteres könnte man sogar so interpretieren, dass das Zuhause seine Bewohner:innen nicht loslässt, selbst wenn sie sich für einige Zeit entfernen, weil der betörende Honig sie praktisch festklebt. Hoffen wir, dass das tatsächlich wirkt. ^-^

Zitat von Musicmelon

Nun soll ich atmen

Im Dunst der Vergangenheit

Nur für deine Ruh'

Diese Metapher "atmen im Dunst der Vergangenheit" is wunderschön, das wollte ich zuerst mal anmerken. ^-^

Inhaltlich ist dieses Haiku sehr offen und es gibt sicher viele Interpretationen, weshalb das lyrische Ich in der Vergangenheit leben soll, laut Wunsch der unbenannten anderen Person. Meine erste Assoziation war ja ein ehemaliges Pärchen, doch da wäre es eigentlich logischer, wenn der eine Partner vom anderen fordern würde, die gemeinsame Vergangenheit zu vergessen und nicht darin festzustecken.

Also denke ich eher, dass hier vielleicht sogar der Tod thematisiert wird, der mit "Ruh'" umschrieben wird. Dem lyrischen Ich bleibt gar nichts anderes übrig, als sich an die Erinnerungen zu klammern, da das Du in der Gegenwart nicht mehr existiert. Der Ton klingt dafür so anklagend, als würde das lyrische Ich dem Du Vorwürfe machen, dass es von ihm zu etwas gezwungen wird, was es nicht will. Vielleicht ist dieser Ärger eine Form, wie sich die Trauer des lyrischen Ichs ausdrückt.

Mit dieser Interpretation wirkt das Haiku sehr deprimierend und hoffnungslos, da all der Ärger nichts mehr nützen wird und das Ich sich irgendwann mit seinem Schicksal abfinden muss. Trotzdem mag ich das Gedicht klanglich und inhaltlich sehr. :3

Zitat von Musicmelon

Noch ein Stück weiter

Ja, du bist fast da, weiter

Mist, ein Stück zurück

Ich liebe diese Idee ^-^ Eigentlich hat ein Haiku ja nicht gerade viel Potential zur formalen Gestaltung, aber allein die Leerzeile unterstützt den Inhalt hier einfach perfekt und sehr bildlich. Auch sehr passend finde ich die Aufteilung, dass jeder Vers aus einem Satz besteht, um diesen schrittweisen Prozess zu verdeutlichen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie jemand hier einer anderen Person Anweisungen gibt wie beim Einparken (wobei dort die Konsequenzen wahrscheinlich noch unangenehmer sind, wenn man über das Ziel hinausschießt x3)

Dadurch, dass es keine Punkte gibt, wirkt der erste Teil auch ein wenig unsicher, oder vielleicht ist das lyrische Ich auch einfach so sehr konzentriert auf den Inhalt, dass die Form vernachlässigt wird. Eventuell könnte man auch noch ein zweites Haiku als Fortsetzung dazu schreiben, in dem man dann erfährt, ob das Ziel letztendlich doch noch erreicht wurde :3

Zitat von Olynien

Wirbelnde Winde

zerrend gegen die Schwere

Der Einkauf zu leicht

Inhaltlich ist die Aussage relativ deutlich und ich werde mal davon absehen, hier etwas Tiefsinniges hineinzuinterpretieren ^^

Was mir aber auffällt, ist die Wortwahl, die zwar scheinbar geläufig ist, jedoch geplant oder ungeplant ein Muster verfolgt. Im ersten Vers sind in der Alliteration "Wirbelnde Winde" schon viele ähnliche Buchstaben enthalten, und auch im zweiten Vers klingen die Wörter "zerrend", "gegen" und "Schwere" irgendwie ähnlich durch das doppelte E. Im letzten Vers findet man schließlich zweimal "ei".

Da ich so etwas in der Art selber schon öfter mal machen wollte, finde ich diesen Aufbau ziemlich spannend.

Zitat von Olynien

Im Spiel der Herzen.

Welche Karte wird gespielt?

Hoffentlich nicht Pik

Beim ersten Vers hatte ich tatsächlich noch nicht an ein Kartenspiel gedacht. Ob ich im zweiten schon daran gedacht habe, weiß ich nicht mehr ^-^ Dennoch finde ich die Pointe hier gut gelungen. Pik hat einen höheren Wert (oder wie man das sagt) als Herz und würde das Spiel mit den Herzen sozusagen beenden. Kreuz allerdings auch aber das würden dann wohl zu viele Silben werden. Ich frage mich, warum nach dem ersten Vers ein Punkt steht, nach dem letzten allerdings nicht.

Zitat von Project Mew

Fehleinschätzung

Das Leben ist Kot,

ich wollt', ich wär tot,

ich esse ein Brot.

Ah! War nur hungrig. Hm.

Definitiv eins der witzigsten Gedichte bisher. x3 Der dritte Vers fällt zunächst völlig aus der Reihe, aber im vierten wird dieser Plottwist dann weitergeführt und als Erklärung für den Pessimismis zu Beginn genutzt. So hat das Gedicht dann doch ein Happy End sozusagen. Dabei wird auch gleichzeitig das Reimschema unterbrochen, um diesen Stimmungswechsel zu verdeutlichen. Das ist zwar simpel, aber trotzdem ziemlich genial, wie ich finde, hehe. :3

Zitat von Rusalka

Die Zeit vergangen

Wortlos ertönt die Stille

Erneut kein Erfolg

In diesem Haiku mag ich besonders den zweiten Vers, der mit "wortlos" eine Doppeldeutigkeit enthält. Mit dem Hintergrund, dass an einem Tag kein Haiku geschrieben wurde, kann man den Tag selbst als Haiku-los und damit als wortlos bezeichnen. Andererseits ist es aber auch Ausdruck der Enttäuschung und Trauer darüber, dass man sich etwas vorgenommen hat und daran gescheitert ist. Auch wenn der Auslöser für dieses Haiku bedauerlich ist, ist dadurch aber ein schönes Werk entstanden ^-^

Zitat von Juan Johnson

Auf ein neues Spiel

Was nur soll ich heut' dichten?
Ah, es hat viel Schnee!

Gross und mächtig steht,

Draussen ganz, ganz alleine

Ein einzelner Baum.

Wärme und Kälte

letzte Woche angenehm,

heute friert der Baum.

Der Baum, trotz Kälte

erfüllt seine Mission,

Schutz fürs Eichhörnchen

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Ich mag die Geschichte, die mit dieser Haiku-Kette erzählt wird. Der Beginn erinnert mich an eine Person, die gerade eine Gute-Nacht-Geschichte oder ein Märchen für ein Kind erzählen möchte. Auch die Inspiration durch die Natur vor dem Fenster passt dazu. Die Idee, deine ersten Gedanken zum täglichen Haiku direkt mit in das Gedicht einzubinden, gefällt mir daher sehr gut.

Zunächst wird über das Schicksal des Baums berichtet, welcher den Wetterumschwüngen trotzen muss. Obwohl er "groß und mächtig" ist, hat er mit der Kälte zu kämpfen. Aber dennoch sorgt er für das Wohlergehen eines kleinen Bewohners, auch wenn er selbst um das Überleben kämpfen muss. Theoretisch hat ein Baum in dieser Hinsicht zwar gar keine Wahl, aber in diesem Gedicht klingt es so, also wüsste er um seine Funktion und wollte diese auch selbst erfüllen. Das ist wirklich niedlich. Der Baum wirkt dadurch wie ein Retter oder ein Held, der den Schutzbedürftigen Unterschupf bietet und verdeutlicht damit eine der wundersamen Symbiosen der Natur.

Zitat von Musicmelon

Endlich wird es Zeit

Die Worte aufzutauen

Frühlingserwachen

Dieses Haiku wurde am Anfang des NPM geschrieben und fangen den Beginn der Aktion gut ein. Andererseits erwähnt das letzte Wort explizit die Jahreszeit, weshalb sich diese Zeilen wohl dem Frühling widmen - oder die Zweideutigkeit war beabsichtigt. Mir gefällt hierbei der letzte Vers, da er zumindest mich überrascht hat, weil ich zuerst etwas Anderes unter der Bedeutung aufgefasst habe. Ergibt mein Kommentar Sinn? ich hoffe.

Zitat von Musicmelon

Die Nacht ist so fern

Wenn ich deine Augen seh'

Schimmernde Sterne

Aww. Das Ich möchte dem Du auf eine süße Art sagen, dass das Du das Dunkle der Nacht vertreibt. Zudem wirken die Augen wie schimmernde Sterne. Sehr romantisch. ^-^

Zitat von Musicmelon

Nun soll ich atmen

Im Dunst der Vergangenheit

Nur für deine Ruh'

Huch, hier wird es etwas düster. Das Ich soll für die Ruhe des Dus atmen, soll das heißen, einer von beiden muss sterben, damit der andere überleben kann? Oder ist die eine Person nur dann beruhigt, wenn die andere weiterlebt? Zusätzlich wird die Vergangenheit erwähnt. Wir wissen nicht, was in dieser vorfiel, und doch scheint das Geschehene noch immer von Bedeutung zu sein.

Zitat von Musicmelon

Noch ein Stück weiter

Ja, du bist fast da, weiter

Mist, ein Stück zurück

Das hört sich nach dem Abstellen eines Möbelstückes oder dem perfekten Platz für ein Foto an. In den ersten zwei Versen wird vorasgedacht, in die Zukunft? Doch dann passiert ein Missgeschick und man muss noch mal zurück, ärgerlich.

Zitat von Musicmelon

Sternschnuppenschweifkind

Unter einem Meer aus Licht

Bist du geboren

Okay, dieses Haiku hat es hierher geschafft, weil ich das Wort "Sternschnuppenschweifkind" sehr poetisch und kreativ finde. Ein sonderbares Wesen aus Licht, wobei gleichzeitig das Meer erwähnt wird, wenn auch nicht in seiner flüssigen Form, wodurch hier auf mehrere Arten Dinge der Natur erwähnt werden (Licht, Meer, sogar die Geburt).

Zitat von Musicmelon

Die Prophezeiung

Mit den dunklen Visionen

Erwähnte kein Huhn

Ich vermute mal, hier spielt die Comedy mit ein? Denn erst beginnt es mysteriös mit einer Prophezeiung, dann geht es weiter mit dunklen Versionen und auf einmal kommt ein Huhn vor. Interessant, ob es hier eine Hintergrundgeschichte gibt oder auf ein Spiel/Film/Anderes angespielt wird?

Zitat von Musicmelon

5 Uhr in der Nacht

Die Bäume werfen Schatten,

Die kein Licht kennen

Dieses Haiku scheint sich selbst zu widersprechen. Einerseits haben wir eine konkrete Uhrzeit, bei der es - zumindest im Sommer - nicht mehr so dunkel ist und der Tag fast schon beginnt. Dann wird erwähnt, dass die Bäume Schatten werfen, was nur durch Lichteinwirkung möglich ist, gleichzeitig wird aber gesagt, dass die Schatten kein Licht kennen. Sie selbst leuchten zwar nicht, aber ohne Licht gäbe es kein Schatten.

Zitat von Musicmelon

Die Musikkinder

Füllen den Raum mit Strophen

Spuren der Seele

Hier ist nicht ganz so deutlich, was gemeint ist, was wiederum Interpretationsspielraum für mich lässt, hehe.Kinder, die Musik erzeugen - ob mit der Stimme oder Instrumenten wissen wir nicht -, ein mit Strophen erfüllter Raum und schließlich Spuren der Seele. Ich denke, dass das so gemeint ist, dass Musik aus der Seele kommt und mit der Seele verfasst wird und so manches Stück ein Eigenleben zu erwecken scheint, weshalb hier von Spuren die Rede ist, da wir Musik mach können und dabei einen Teil von uns selbst preisgeben, sie es durch Liedtexte, Melodien oder einfach die Art, wie Musik anderer Menschen auf uns wirkt.

Zitat von Musicmelon

Nimm dir ein Stückchen

Schneide tief, bisschen salzen

Köstlich wie das brennt

Aufgrund deines Namens und weil wir erst vor kurzem über salzige Melonen sprachen - geht es hier um Melonen?

Zitat von Musicmelon

Nimm mich ruhig mit dir

Bin ich Fragment des deinen

Allein kann ich nicht

Das Haiku zeugt von Abhängigkeit oder zumindest starken Gefühlen für die andere Person. Sie sieht sich als ein Teil von ihr. Die Person scheint fortzugehen (ich dachte ans Sterben, aber vermutlich ist es harmloser) und das lyrische Ich zurückzulassen, die Gründe hierfür sind uns nicht bekannt. Falls es doch um den Tod geht, so scheint das Ich diesen fast schon herbeizusehnen, um nicht alleine zu bleiben.

Zitat von Flocon

worte sind rar, sie

erscheinen, sie treiben und

schweigen: bitte bleib.

Auch mit wenigen Wörtern kann etwas erreicht werden, ist es das, was mir das Haiku sagen soll? Außerdem wird betont, dass Wörter rar sind, da sie schnell verklingen, wobei es natürlich auf die Wortwahl ankommt. Auch ohne Worte lässt sich etwas ausdrücken, wie bei dem dritten Vers. Hier ist das Schweigen wohl deutlicher als die Wörter selbst.

Zitat von Flocon

schlaftrunken verblasst

nichts als der klagende hall

des sterbenden traums

Ich mag die Anordnung der Wörter, sie lassen das Geschriebene nachhallen, was ein wenig witzig ist, da das Haiku davon schreibt, dass nur der Hall des Traumes entsteht. Ein guter eingefangener Moment, den man auch gut kennt, wenn man aufwacht und der Traum meistens sekundenschnell verschwindet.

Zitat von Flocon

ich blicke zurück,

fühle dein stummes lächeln,

das ich niemals sah.

Oh, ich habe etwas später ein recht ähnliches Haiku geschrieben. Jedenfalls gefällt mir die Atmosphäre dieses Haikus, es erzählt von jemandes Lächeln, dass man nur ahnt/fühlt, aber nie wirklich gesehen hat. Da stellt sich mir die Frage, ob das Du verstorben ist oder man sich derart auseinandergelebt hat, dass ein echtes Lächeln unmöglich ist.

Zitat von Flocon

Ich denke an dich,

beim Schreiben dieser Worte.

Ja, dich meine ich.

Aww. Wer auch immer damit gemeint ist, ich mag die (im Zitat unsichtbare) zentrierte Form des "dich", außerdem reimen sich der erste und der dritte Vers, was mir gut gefällt.

Zitat von Flocon

sehe dein gesicht

und spüre endlich deine

stimme, vormals schrift.

Ähnlich wie das Haiku mit dem Lächeln wird hier etwas wahrgenommen, diesmal allerdings tatsächlich, und nicht nur gefühlt. So freut sich das lyrische Ich, dass es das Gesicht und die Stimme des Gegenübers sehen kann. Wobei mir die Stimme hier stärker hervorgehoben scheint als das Gesicht. War die andere Person bisher nicht imstande zu sprechen, vielleicht durch eine Krankheit? Oder war das lyrische Ich durch ähnliche Hindernisse nicht in der Lage, zu hören und hört die Stimme daher das erste Mal? oder wird hier nur auf ein Treffen angespielt, nachdem man sich vorher lediglich per Brief/Chat kannte? So wenige Worte und so viel Interpretationsmöglichkeiten. ^-^

Zitat von Flocon

zarter winterhauch

weicht watteweichem blühen,

zaubersanftem duft.

Dieses Haiku wirft mit weichen, lieblichen Wörtern um sich und erzeugt dadurch eine friedliche Atmosphäre.

Zitat von Flocon

Riesige Augen

Starren direkt in das Herz:

Flauschiges Küken!

Ich nehme mal stark an, dass hier Flemmli gemeint ist, oder? (Nein, bestimmt kein echtes Küken, wir sind in einem Pokémon-Forum!

Zitat von Flocon

j’entends le vert tendre.

on nage dans les couleurs

qui sont si fragiles.

Übersetzung:

höre sanftes grün.

wir schwimmen in farben, die

so zerbrechlich sind.

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Also zum französischen Teil kann ich mangels Sprachkenntnisse nichts sagen. Die Übersetzung wirkt genauso mystisch auf mich wie das Französiche, haha. So wird ein Grün angesprochen und von schwimmenden Farben geredet, die zerbrechlich sind. Sind hier tatsächlich die genannten Dinge gemeint? Ansonsten kann ich mir einen Bezug zur Kunst herleiten. Grüne Farbe, Farben, die auf dem Blatt fließen/Form annehmen und gleichzeitig jede falsche Bewegung das Dargestellte ruiniert/zerbrechen lässt.

Zitat von Flocon

leiser sonnenschein,

für einen kurzen moment

wirkt stadtchaos fern –

dann auftritt: ein mann.

er zieht brot aus der tasche

und füttert ein schild.

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Immer, wenn ich diese Haikus lese, muss ich schmunzeln. Die erste Strophe wirkt noch relativ poetisch mit dem Nennen des Sonnenscheins, bei der zweiten Strophe wirken die Verse wie Regieanleitungen in einem Drama. Letztendlich macht der genannte Mann etwas sehr merkwürdiges und füttert ein Schild - weshalb auch immer. Das Gedicht beginnt recht ruhig, nimmt dann Fahrt auf und hinterlässt Komik und die Frage, ob der Mann etwas verwirrt war.

Zitat von Shiralya

1 ist gar nicht schwer

(Haikus sind schnell geschrieben)

Dreißig jedoch sehr

Das fühle ich. Nachdem es letztes Jahr nicht klappen wollte (2 oder 3 Tage verpasst), versuche ich dieses Jahr, alle 30 Tage auszufüllen, aber dafür brauche ich erst mal Ideen - und immer nur Düsteres kann oder sollte ich wohl auch nicht schreiben, zumal sich das dann zu sehr ähnelt. Aber mittlerweile haben wir ja fast die Hälfte geschafft, also viel Erfolg bei deinem Vorhaben, die 30 zu erreichen!

Zitat von Shiralya

5 Clans in dem Wald

Einer wurde vertrieben

Lange vergessen

Hier habe ich mich schon beim ersten Lesen gefragt, ob auf etwas Bestimmtes angespielt wird (Film/Buch/Serie/Spiel), da es für mich so klingt, als gäbe es eine Hintergrundgeschichte zu den 5 Clans.

Zitat von MiMa

Erinnerst du dich?

Wir lachten, wir weinten, doch

dann verschwandest du …

Hier wird in knappen Worten eine kleine Geschichte erzählt, zu der wir sonst keine Hintergrunddetails kennen. Das Du scheint gegenwärtig jedenfalls beim Ich zu sein oder zumindest ist der Aufenthaltsort bekannt, denn sonst könnte das lyrische Ich das lyrische Du nicht an etwas Vergangenes erinnern. Außer das Du ist noch immer verschwunden und das Ich denkt wehmütig an die Person, indem sie möglicherweise zu einem Bild oder Grab spricht.

Zitat von MiMa

Endlich bin ich frei!
All die Jahre im Dunkel
sind nun bald vorbei.

Hier stellt sich die Frage, worin die Person gefangen war, ob es im übertragenen Sinne gemeint ist oder im Tatsächlichen. Ob die Person vielleicht lange dunkle/düstere Gedanken hatte oder über irgendetwas im ungewissen? Im letzten Vers wird das Positive des ersten Verses nochmals unterstrichen. So scheint es ja ein gutes Ende genommen zu haben.

Zitat von MiMa

Mein Blick enttarnt mich,

meine Augen tränen, und

meine Maske fällt.

Das lyrische Ich scheint sich zu verstellen, nicht sein wahres Ich zu zeigen, doch letztendlich fliegt diese Tarnung auf und die Gefühle der Person kommen ans Licht. Sogar von einer Maske wird gesprochen, weshalb sich die Person sehr stark verstellt haben muss, eventuell hat sie auch etwas verborgen und kann nun wieder sie selbst sein.

Zitat von MiMa

Ich lass‘ mich treiben,

um Risiken zu meiden.

Oh, ein Wasserfall.

Interessant wäre hier zu wissen, welche Risiken vermieden werden sollen. Der letzte Vers kommt dann unerwartet und stellt für die Person sicherlich ein großes Risiko dar, doch wir erfahren nicht, wie es ausgeht.

Zitat von MiMa

Dein Hass lässt mich kalt

wie die düst‘re Winternacht.

Denn die Liebe brennt.

Hier scheinen Gefühle eine sehr große Rolle zu spielen, vor allem Hass und Liebe, die beides starke Gefühle sind. Die Liebe des lyrischen Ichs überwiegt sogar den Hass des lyrischen Dus, wobei sich die Frage stellt, ob der Hass wirklich dem Ich entgegengebracht wird oder es anders gemeint ist. Zudem wurde dann noch mit gegenteiligen Temperaturen (nennet man das so?) die Kälte und die Hitze erwähnt. Der Hass ist kalt, die Liebe warm. dazu noch die Winternacht, weshalb das Gedicht eine recht finstre Atmosphäre bekommt, die dennoch die letzten Vers aufgehoben und ins Positive gewandelt wird.

Zitat von MiMa

Die Sonne strahlt hell,

doch kurz darauf laufe ich

allein durch die Nacht.

Das lyrische Ich scheint keine Sonne zu mögen und auch keine Helligkeit, weil sie die dunkle Nacht bevorzugt. Dazu wurde noch angemerkt, dass die Person wohl lieber alleine ist. Und am Tag sind ja mehr Menschen unterwegs als in der Nacht.

Zitat von MiMa

Ich denke an dich;

Wo bist du nun? Doch es bleibt

unbeantwortet.

Hier wird an eine Person zurückgedacht, die verschwunden oder verstorben ist. Das lyrsche Ich denkt jedoch noch immer an sie, obwohl vielleicht schon eine ganze Weile vergangen ist. Es bleibt im Ungewissen über den Aufenthaltsort oder dem Befinden. Besonders gefällt mir der dritte Vers, der das kleine Gedicht gut abschließt und nur aus einem Wort besteht, so wirkt die Botschaft deutlicher.

Zitat von MiMa

Und mein Kopf zerbricht

jedes Mal, wenn ich dich seh',

und mein Kopf zerbricht.

Wir wissen nicht, wieso die Person beim Anblick der anderen Person so denkt und fühlt, jedoch scheinen die Gefühle sehr stark zu sein, wenn der dritte Vers eine Wiederholung des ersten Verses ist. Ob hier Wut, Trauer, Verletzlichkeit eine Rolle spielen, wir wissen es nicht.

Zitat von MiMa

Dein Leben zerbricht,

tausend Trümmerstücke, doch

mein Leben ist schön.

Dieses Haiku hat etwas von Schadenfreude. Zuerst beginnt es ernst über das Leben des Dus, doch dann kommt die Wende zum Ich, das sich darüber freut, dass das eigene Leben schön ist und wohl wenig Mitgefühl mit dem Du hat. Vielleicht ist das Ich sogar (teil)verantwortlich für das zerbrochene Leben des Dus, wer weiß.

Zitat von MiMa

Ich kann dich sehen, so deutlich vor mir, doch du bleibst am Ende blind.

Hier wird mit den Wahrnehmungen und Sinnen gespielt. Es wird von sehen und Blindheit gesprochen, wobei das vielleicht nur im übertragenen Sinne gemeint sein könnte. Das Ich erkennt etwas, während das Du noch immer verblendet ist und unwissend bleibt. Eine moderne Auffassung könnte ein Videogespräch sein, bei dem das Ich die Kamera aus hat, aber vermutlich ist es nicht so gemeint. xD

Zitat von Mandelev

Rückkehr in die Heimat

In das gelobte Land

Wo Milch und Honig fließen

– Ganz klebrig an der Hand

Es ist, als wär‘ es gestern

Und war doch Jahr und Tag

Ich fühle so ein Hüpfen

Dass ich jetzt dichten mag

Selten ist der Gang geworden

Durch die große Schreibwerkstatt

Welch ein Anblick, der sogleich mir

Neue Kraft gewecket hat

Alles anzeigen

Ich weiß zwar nicht, was das für eine Gedichtart ist oder ob sie zu den ominösen "Sonstiges" zählt, aber ich mag die Kreuzreime. Ich bin dafür meistens zu unfähig und bekomme höchstens Paarreime hin. In der ersten Strophe fallen die Verwendung von Honig und Milch auf und ich frage mich, ob sie Synonyme für etwas Anderes sind und vielleicht den Reichtum des Landes darstellen sollen. In der zweiten Strophe ist das Ich glücklich und möchte sogar hüpfen und erwähnt in einem Gedicht, dass dichten möchte, weshalb wir das Ich vielleicht sogar als Verfasser:in des Gedichtes ansehen können. Die dritte Strophe wirkt etwas wehmütig und will mir nicht so recht zu den ersten beiden passen. Bei der Nennung der Schreibwerkstatt musste ich unwillkürlich an den Fanfiction-Bereich denken. Dein Gang dahin wird hoffentlich häufiger statt seltener. :D

Zitat von Mandelev

Das Leben, es kehrt

zurück hinter den Masken

Doch für wie lange?

Ein Haiku, das man durchaus mit der aktuellen Situation vergleichen kann, obwohl die Maskenpflicht ja fast überall gefallen ist. Oder meint das Gedicht, dass das Leben ohne die Masken nun wieder zurückkehrt? Aber vielleicht ist mit Masken auch etwas ganz Anderes gemeint.

Zitat von Mandelev

Die Flocken rasen durch den Wald,

die eine macht die andre kalt,

aber kein Laut erschallt.

Hier muss ich erst mal fragen: Ist es beabsichtigt, dass ich beim Lesen die Melodie von "Wer hat die Kokosnuss geklaut?" höre? Die ersten Versen kommen sehr ähnlich in dem Lied vor, nur dass es hier natürlich keine Affen sind. Im Gegensatz zum Lied, in welchem die Affenbande nach den ersten beiden Zeilen brüllt, herrscht hier Stille. Ansonsten ist es auffällig, dass sich die Flocken wohl gegenseitig jagen, dies aber lautlos geschieht.

Zitat von Mandelev

Das Leben hält uns

dreierlei Dinge bereit:

Schön, doof und der Rest.

Uff. Leider steckt hier mehr Wahrheit drin als man zugeben möchte, ist die Gesellschaft doch gerne mal sehr oberflächlich und sieht nur das Schöne, und wenn du nicht schön bist, bist du nichts. Wenn du nicht klug bist, ebenso. Aber vielleicht nehme ich das Haiku auch zu ernst und es war eher komisch/witzig gemeint. Der Rest ist dann hässlich und klug?

Zitat von Mandelev

Einen Schneeball zu

formen ist einfacher als

einen zu schreiben

Manche Versuche

kommen nicht über dieses

Stadium hinaus.

Was wohl aus ihnen

wird, im Reich des Vergessens?

Niemand wird sie seh'n.

Alles anzeigen

Ja, das kenne ich gut. Ich habe auch öfter versucht, ein Schneeballgedicht zu schreiben, scheitere dann aber meistens an passenden Wörtern oder mir fallen nicht genug zum Thema ein. Allerdings muss ich der ersten Strophe widersprechen, ich kann auch keine echten Schneebälle formen. Zumindest meine früheren Versuche blieben immer erfolglos. Der dritte Vers wirkt wehmütig und stellt die Frage, was mit den versuchten Schneebällen passiert. Tja, wir werden sie niemals sehen, so wie es der dritte Vers sagt.

Zitat von Mandelev

Sprich mit mir, sprich doch,

berichte von deiner Welt,

aber nicht zu viel.

Dieses Haiku wirkt auch ein wenig witzig, da das lyrische Ich gerne etwas vom Du erfahren möchte und es gleich dreimal dazu auffordert, andererseits aber darum bittet, dass es sich kurzfassen soll. Also ist Nuegierde vorhanden, aber keine Geduld. Oder es ist so gemeint, dass es ein gewisses Maß erfahren will, aber den Rest mit eigenen Augen erleben möchte.

Zitat von Mipha

Frühlingszeit? Es schneit.

Schaut man raus, ist alles weiß.

Winterzeit? Ein Scherz…

Das Haiku wurde recht früh verfasst und trifft die Wettersituation zu dieser Zeit recht gut. Früh sah es nach Frühling aus und wenige Stunden später hat sich die Jahreszeit umgekerht und es fühlte sich wie Winter an. Der April ist schon manchmal ein Scherzkeks.

Zitat von Mipha

Stille. Nur lauschen.

Fokus. Lieder der Natur.

Ruhe. Entspannung.

Dadurch, dass hier vermehrt mit Punkten gearbeitet wurde, bekommen die Wörter auch einen anderen Klang und man stoppt automatisch beim Lesen und lässt so die Wörter besser auf sich wirken. Man soll einfach den Geräuschen der Natur lauschen, die manchmal wie Musik wirken, Vogelgezwitscher, plätscherndes Wasser, Laute der Tiere. Ein Haiku, das sich der Natur widmet.

Zitat von Mipha

Die Woch' neigt zum End',

die Freude wächst in die Höh',

Jaaaaaa Wochenende.

Die ersten zwei Verse muten poetisch an und arbeiten auch mit Apostrophen, um die Wörter nutzen zu können und innerhalb der vogeschriebenen Silbenzahl zu bleiben. Im dritten Vers ändert sich die erzeugte Stimmung und man spürt die Freude des lyrischen Ichs, während dieses an das nahende Wochenende denkt. Hier ist der Vers dann freier und weniger poetisch.

Zitat von Cassandra

Dauernd abgelenkt

Wolltest doch den Film schauen

Setz dich endlich hin ò_ó

´Dieses Haiku scheint zwar weniger poetisch, aber dafür zeigt es eine Situation auf, die wohl jeder kennt. Man lässt sich ständig von irgendetwas ablenken, anstatt endlich das zu tun, was man ursprünglich tun wollte/sollte. Das bringst du geschickt in deinem Haiku unter.

Zitat von Evoluna

Nacht

Du glaubst, die Nacht ist Zeit der Stille?

Nun, dann bleib doch einmal wach!

Licht und Schatten duellieren sich

unerbittlich jede Nacht.

Helle Sterne, Schlafesräuber,

Dunkle Wolken, Mondlichtdiebe.

Kauzenschrei und Kirchturmglocken,

Spukgestalten, Nachtaktive.

Abendschwärmer, Frühaufsteher,

Kissenschlachten, Kuschelkriege.

All das sind so manche Dinge

Warum ich die Nacht so liebe.

Alles anzeigen

Vergiss die Mafia nicht. Dieses Haiku ruft einem gut ins Gedächtnis, dass die Nacht eigentlich gar nicht so still ist, wenn man sich mal umsieht und darüber nachdenkt.

Dabei scheinen die Zeilen immer zwei gegenteilige Begriffe zu beinhalten, beispielsweise die einen, die noch wach sind und die anderen, die schon aufstehen. Hier werden einige Sachen aufgezählt, aber es klingt dank der Kreuzreime witzig und schön. ^-^

Zitat von Evoluna

Scherben

Ich kann nichts halten,

alles brennt, was ich berühr',

geht in Flammen auf.

Haltet mich nicht auf,

Wenn ich vor mir selbst fliehe.

Ihr wollt noch Rache?

Überlasst das nur

meinen Wunden, sie werden

mich bald auffressen.

Alles anzeigen

Eine recht düstere Haiku-Kette. Ein wenig musste ich an Elsa aus "Die Eiskönigin - Völlig unverfroren" denken, die alles vereisen ließ, was sie angerührt hat. Vielleicht diente sie ja als Inspiration hierfür? Dwe letzte Vers der zweiten Strophe ändert die Atmosphäre und spricht jemanden direkt an. Weshalb von Rache gesprochen wird, wissen wir nicht. Ob das Ich eventuell jemandem Schaden zugefügt hat, der sich rächen möchte? Wie mir scheint, scheinen die Flammen die Person auch selbst zu verletzen und sie "auffressen", wobei es aber auch wahrscheinlich erscheint, dass hier Gewissensbisse und persönliche Zweifel gemeint sind, die der Person so zusetzen, dass sie keinen Ausweg mehr sieht.

Zitat von Felinara

Haikus jeden Tag

Werde ich es echt schaffen

Ich weiß es nicht

Das frage ich mich auch jedes Mal und habe es bisher nicht geschafft. Noch 15 weitere Tage, in denen man es verhauen kann, oje. Diese Frage bringst du gekonnt in deinem Haiku unter. Allerdings fehlt in der letzten Zeile eine Silbe. Trotzdem viel Erfolg und Spaß beim NPM. ^-^

Zitat von FukanoFranzi

Ein wenig verbittert,

Etwas verblasst,

Die Dame im Regen

Ward wieder nass.

Weint sie?

Ich seh‘s nicht.

Wenn ja, warum dann?

Durchs Gesicht die sich wischt.

Vom Leben gezeichnet,

Die Liebe war schuld.

Er ging, ließ sie da

Erbat sich Geduld.

Doch er kam nicht zurück,

Ließ sie weiter allein.

Bald ward sie grau

Und traurig blickte sie drein.

Niemand konnte sie retten,

Sie wehrte sich arg.

„Er wird wiederkommen!“

Schrie sie lautstark.

Lange hat es gedauert,

Sie konnt‘ nicht mehr steh‘n.

Leute gingen vorüber,

Konnten die Trauer gut seh‘n.

Alles anzeigen

Ich versuche mal eine Interpretation: Es wird zwar nicht explizit erwähnt, aber aufgrund des Schreibstils und der Thematik, muss ich an ein Paar denken, das durch einen Krieg/Schlacht getrennt wurde, und der Mann kam wohl ums Leben, während sie noch immer hofft und nicht wahrhaben möchte, dass er nicht zurückkehrt, weil er tot ist. Sie wartet wohl sehr lange, bis sie schließlich zusammenbricht(?) aufgrund der psychischen Belastung und Verzweiflung. Währenddessen scheint ihr Umfeld sie vorher eines Besseren zu belehren und ihr zu helfen, allerdings erfolglos.

Zitat von FukanoFranzi

Schönheit

Vergängliches Gut

Ist diese ehrlich?

Was, wenn sie lügt?

Das kann doch nicht sein!

Denn solch eine Lüge

Wäre das schlimmste.

Eine Schmach.

Ehrlich.

Alles anzeigen

Ein Schneeballgedicht, welches sich mit dem Thema Schönheit auseinandersetzt. Es wird erwähnt, dass Schönheit nicht für immer hält. Die Frage nach der Lüge ist interessant - spielt man hier auf den Spruch "Außen hui, innen pfui" an? Dass gutaussehende Menschen nicht gleich auch gut sein müssen? Oder wenn jemand vorgibt, nett zu sein und es in Wirklichkeit gar nicht ist? Die letzte Zeile bringt mich schmunzeln, weil sie von Ehrlichkeit handelt, obwohl es zuvor noch um das Gegenteil ging. Aber vielleicht liege ich völlig daneben.

Zitat von Rusalka

Musik zum Träumen

Die Suche nach der Wahrheit

Lass uns aufwachen!

Ich versuche mal eine Interpretation, von der ich selbst nicht weiß, ob sie Sinn ergibt. Aber es könnte so gemeint sein, wie es da steht. Durch (eine bestimmte) Musik versetzt man sich gezielt in den Zustand des Schlafes und beginnt im Traum nach etwas zu suchen. Allerdings wird man nicht fündig, weshalb man einsieht, dass Aufwachen und der Realität ins Auge zu blicken, besser sind. Aber es kann auch sein, dass ich das Haiku zu wörtlich nehme.

Zitat von Juan Johnson

Gleich zwei Gesichter
Heller strahlend als ein Stern

Doch im Innern, schwarz.

Sonnenschein erhellt

grosse, weite Welt draussen

Hier bleibt es dunkel.

Eine schwere Tür,

trennt die zwei gleichen Welten

So schwer, wär' sie nicht.

Mach den ersten Schritt!

Geh' zur Tür, öffne sie, jetzt!

Die Augen noch schwer.

Zu viel Dunkelheit.

Doch der Wille ist nun da

Erblicke das Licht!

Alles anzeigen

In der ersten Strophe scheint der Charakter eines Menschen gemeint zu sein, äußerlich glücklich/freundlich und innerlich traurig/unfreundlich o. Ä. Die zweite Strophe dagegen scheint mir nicht recht zur ersten zu passen, da sie vom tatsächlichen Licht spricht, allerdings auch wieder das Hell-Dunkel-Thema, also eigentlich doch passend. In der dritten Strophe wird gleich von zwei verschiedenen Welten gesprochen, so als wäre man, sobald man das Haus verlässt, in einer anderen Welt. Gerade durch die vorletzte und letzte Strophe musste ich dann an die Geburt eines Babys denken, das sich einen Weg nach draußen bahnt und das Licht der Welt erblicken möchte. Eine interessante und vielfältige Haiku-Kette!

Zitat von Thrawn

Ich spielte Klavier

So schöner lieblicher Klang

Alarmsirenen

Der letzte Vers ist hier amüsant, da er die Illusion einer friedlichen Melodie zunichtemacht. Ansonsten stelle ich mir gerade die Frage, ob es möglich ist, Alarmsirenen auf dem Klavier nachzuspielen. Hier scheinen eher Alarmsirenen zu ertönen, nachdem die Klavier spielende Person zu laut/zu spät gespielt hat? Zumindest scheint mir das passend, da in der Vergangenheitsform geschrieben wird.

Zitat von Voltobal

Urlaub endet nie,

ändert sich dein Schuhwerk nicht:

Sand ist immer da.

Das Haiku spricht davon, dass man immer Urlaubsgefühle an den Strand hat, solange man den lästigen Sand nicht aus den Schuhen kippt. Aber meistens kann man den doch problemlos wegschütten? Wenn man das Knirschen und Jucken aushält, kann man sich so aber immer ine Illusion eines Urlaubes behalten. Sehr interessant!

Zitat von Loun

Qurtel, Lavados,

Saganabyss, Tohaido,

Menki, Fluffeluff.

Zubat, Spoink, Lanturn,

Porygon, Flurmel, Wailord,

Isso, Ursaring.

Mein Kopf schwirrt umher

Pokemonsilbenzählen

Ich muss schlafen geh'n.

Alles anzeigen

Während ich das Gedicht gelesen habe, hatte ich die Melodie des Pokéraps im Kopf. Viel sagt das Gedicht nicht aus, aber es spielt mit den verschiedenen Namen der Pokémon, indem es sich an die vorgegebene Silbenzahl hält. Silben zählen, kann schon zur Gewohnheit werden, wenn man nach dem Haiku/Tanka schreiben noch etwas liest oder mit Untertitel ansieht. Zumindest bei den ersten beiden Versen wurde noch auf die gemeinsame Typen geachtet, danach nicht mehr, aber das wird auch nicht so leicht sein, da passende Pokémon zu finden.

Zitat von Loun

Kennt ihr das auch, wenn

Wörter in Silben vergeh'n?

Kann nicht aufhören

Jedes Wort muss ich zählen

Einmal drin komm ich nicht raus.

Normales Lesen

Ein Ding der Unmöglichkeit

Mein Kopf will zählen

Silbe für Silbe,

Wort für Wort, immer weiter.

Wann hört es nur auf?

Wie viel Pause ist genug?

Ein Hirn im Haiku-Modus.

Alles anzeigen

Haha, hier geht es wieder ums Silbenzählen, und wie schon angemerkt, kenne ich das "Problem", dass ich hinterher automatisch irgendwelche Worte auseinandernehme und die Silben zähle. Die letzte Strophe spricht davon, im Haiku-Modus zu sein, während sie ein Tanka ist.

Zitat von Loun

Es erschüttert mich

Wenn Menschen nicht verstehen

Und ich einen Teil

von mir selbst verstecken muss

Denn es kommt kein Verständnis.

Es erschüttert mich

Wenn Menschen nicht verstehen

Dass nur Offenheit

Jedem Möglichkeiten gibt

Zu sein wie man sein möchte.

Es erschüttert mich

Wenn Menschen von sich sagen

Dass es sie nicht stört

Solange man doch bloß nichts

Vor den Augen machen will.

Es erschüttert mich

Wenn Menschen nicht verstehen

Wenn Menschen hassen

Denken ihr Hass sei gerecht

Und besser für alle hier.

Wenn die Wand bröckelt

Hinter der man sich versteckt

Sich verstecken muss

Erschüttert und zerbrochen

In den Trümmerteilen sitzt.

Alles anzeigen

Eine ziemlich düstere Tanka-Kette (ist doch eine, oder?), die sich der sogenannten Gesellschaft widmet und ernste Probleme anspricht. Man darf nicht so sein, wie man möchte, sonst wird man ausgegrenzt. Am besten soll man seine Eigenheiten (oder vollkommen natürliche Sachen, die nicht akzeptiert werden) verstecken. Die zweite Strophe spricht einen Lösungsansatz an, nämlich, dass man offen mit allem umgehen dürfen sollte, während Strophe drei die Realität widerspiegelt, dass manche Personen so tun, als seien sie tolerant, wenn es nur nicht vor ihnen geschieht udn sie sich nicht damit auseinandersetzen müssen oder einsehen müssten, dass es normal ist. Ich kann nicht mal so viel dazu sagen, ohne das Geschriebene zu wiederholen, aber ich mag das Gedicht, da so viel Wahrheit darin steckt.

PokeViper

Klammergriff

Du sagst, du liebst mich,

aber warum nimmst du mir dann

die Luft zum Atmen?

(Frag mich nicht, wieso das Zitieren nicht geht...) Anhand des Usernamens und des Profilbildes lässt mich dieses Haiku unweigerlich an eine Schlange/Vipitis denken. Das lyrische Ich hegt Zweifel an den Gefühlen des Dus, dessen Worte und Taten wohl nicht zusammenpassen. Es kann natürlich auch sein, dass das Ich so fasziniert vom Du ist, dass ihm quasi die Luft wegbleibt oder so. Auf jeden Fall ein interessantes Gedicht.

Zitat von Musicmelon

Tretet zurück, Ladies and Gentlemen. Das kann nur an mich gerichtet sein, keine Frage.

Definitiv! Das steht ja auch genau so im Haiku! ♥

Zitat von Evoluna

Bei diesem Haiku mag ich die Wortwahl sehr, es sind so hübsche Worte gewählt worden, die bestimmte Assoziationen bei mir hervorrufen. Bei "lausche" denke ich an ein heimliches, vielleicht sogar verbotenes Zuhören. "Wuseln" hingegen erinnert mich an kleine Tiere, die fleißig hin- und herhuschen. Interessant finde ich, dass sich mit der Zuordnung der Subjekte dann Widersprüche ergeben, da Farben sich ja eigentlich weder bewegen, noch Geräusche erzeugen können. Ich stelle es mir so vor, dass das "Mondlicht" dafür sorgt, dass sich die Farben ganz anders zeigen als bei Tageslicht und sich die "Gassen" nachts umfärben. Die Farben kleiden sich also ganz eifrig in neue Gewänder, wenn der Mond sie bescheint, oder tauschen die Plätze. Vielleicht flüstern sie auch ganz leise und man kann sie nur hören, wenn man ganz genau lauscht :3

Auf die fehlenden Satzzeichen oder die durchgehende Kleinschreibung sollte ich wahrscheinlich gar nicht großartig eingehen, aber es passt gut zu dieser geheimnisvollen Szene und ich kann mir vorstellen, dass das lyrische Ich nicht durch Großbuchstaben oder Ausrufesätze auffallen möchte, um die Farben nicht zu verschrecken. Insgesamt mag ich das Bild sehr gern, das dieses Haiku vermittelt.

Es freut mich, dass dir die Wortwahl hier gefallen hat. An den ersten Tagen hatte ich immer versucht, erst ein bestimmtes, eher selten verwendetes Wort mit schönem Klang auszuwählen und um dieses Wort herum dann das Haiku aufzubauen. In diesem Fall war es das Wort wuseln, das du ja auch erwähnt hast. Inhaltlich ging es mir hier vor allem darum, eine kurze Nachtszene einzufangen, in welcher die verschiedenen Farben der Stadt besonders intensiv wahrgenommen werden. Das hast du ja auch genau so in dem Haiku wiedergefunden. ^-^

Interpunktion und Großschreibung lasse ich bei meinen Rohfassungen tatsächlich grundsätzlich weg und baue das dann erst im Nachhinein ein. Sofern eine Abweichung von der Rohfassung aus meiner Sicht nichts zur geplanten Atmosphäre beiträgt, bleibe ich im Rahmen des NPMs meistens einfach bei der ersten Version. Insofern ja, dass sie fehlen hat hier schon einen Zweck, aber eher in dem Sinne, dass etwas anderes nichts Neues zur anvisierten Stimmung beigetragen hätte. ^^'

Zitat von Evoluna

Hab dir ja schon gesagt, dass ich dieses Gedicht einfach liebe. Es ist fast schon zu schade für ein Absurdarium. ^-^

Am meisten beeindrucken mich hier die Reime innerhalb des Gedichtes, die nicht auf das Ende der Verse warten, sondern sich dazwischen schummeln und dadurch so einen wunderschönen Rhythmus und Klang beim Lesen erzeugen. Mit diesen wird eine süße kleine Geschichte erzählt. Das einzige, was inhaltlich tatsächlich in Richtung absurd geht, ist der "Kuchen mit Glasur", der etwas unzusammenhängend wirkt zum Rest des Gedichts (so wie es ja in Absurdarien sein sollte). Allerdings sind Träume ja in den meisten Fällen nicht wirklich logisch. An dieser Stelle hätte vielleicht auch ein anderes Verb als "träum' von" stehen können, das dadurch noch einmal wiederholt wird. "Finde" zum Beispiel, oder der Kuchen wächst ganz einfach auf dem Baum :3

Die Metapher "den Schafen auch am Tage [...] auf der Spur" sein mag ich sehr. Es wird sofort deutlich, dass damit das Tagträumen gemeint ist, aber gleichzeitig wirkt es auch etwas geheimnisvoll, als müssten die Schafe erst aufgespürt werden. Diese beiden Verse sind einfach perfekt <3

Die Wiederholung von träumen ist mir beim Schreiben tatsächlich nicht aufgefallen, insofern bin ich sehr dankbar für den Hinweis! Gegen eine Änderung der Passage hätte ich spontan auch nichts einzuwenden, da der Inhalt hier tatsächlich nur eine sehr untergeordnete Rolle gespielt hat. Vielleicht schaue ich mir das Gedicht nach dem NPM noch einmal genauer an. Über das Lob zu den letzten beiden Versen freue ich mich sehr, die gefallen mir selbst tatsächlich auch ganz gut. ^-^

Zitat von Evoluna

Dieses Haiku hat einen wundervollen Klang, wie ich finde. Jeder Vers für sich enthält sehr ausdrucksstarke Worte, aber insgesamt bilden sie einen einzigen Satz, der dadurch schon beinahe nicht zu erfassen ist. Das erste und das letzte Wort geben eine inhaltliche Orientierung, die anderen Worte sind größtenteils negativ konnotiert. Dadurch war mein erster Gedanke, dass es kein schöner Traum gewesen sein kann, sondern ein unangenehmer, vielleicht sogar erschreckender Alptraum. Aber genauer betrachtet steht davon gar nichts dort! Es könnte also auch ein wunderschöner Traum gewesen sein, den man einfach nur nicht loslassen möchte. Aber die Wortwahl hat automatisch bei mir diese Assoziation hervorgerufen. Das ist dann wohl ein typischer Fall von schriftlicher Manipulation x3

Wenn ich mir meine NPM-Haiku aus diesem Jahr ansehe, ist dieses hier bisher definitiv mein liebstes, insofern freut es mich umso mehr, dass du dir genau dieses Gedicht für deinen Kommi ausgesucht hast! Dass es um einen Alptraum geht, steht so tatsächlich nicht explizit in den Versen, da hast du vollkommen Recht! Persönlich hatte ich das auch gar nicht intendiert. Mir ging es beim Schreiben letztlich nur darum, die Vergänglichkeit der Erinnerung an einen Traum darzustellen und möglichst mit jedem Vers eine weitere Schicht an Informationen hinzuzufügen. Freut mich auf jeden Fall, dass dich das Haiku angesprochen hat! ^-^

Zitat von Evo Lee

Auch mit wenigen Wörtern kann etwas erreicht werden, ist es das, was mir das Haiku sagen soll? Außerdem wird betont, dass Wörter rar sind, da sie schnell verklingen, wobei es natürlich auf die Wortwahl ankommt. Auch ohne Worte lässt sich etwas ausdrücken, wie bei dem dritten Vers. Hier ist das Schweigen wohl deutlicher als die Wörter selbst.

Eine bestimmte Aussage möchte ich mit meinen Haiku eigentlich eher selten forcieren, stattdessen geht es mir meistens wirklich eher nur darum, eine bestimmte Stimmung einzufangen oder ein konkretes Bild zu zeichnen. Wenn du darin wiederum eine Aussage erkennst, ist das aber definitiv nicht falsch, solche Interpretationen lese ich immer gerne! ^-^

Zitat von Evo Lee

Ich mag die Anordnung der Wörter, sie lassen das Geschriebene nachhallen, was ein wenig witzig ist, da das Haiku davon schreibt, dass nur der Hall des Traumes entsteht. Ein guter eingefangener Moment, den man auch gut kennt, wenn man aufwacht und der Traum meistens sekundenschnell verschwindet.

Ich habe es im anderen Rekommi eben schon geschrieben: Da das bisher mein Favorit unter meinen eigenen Haiku ist, freue ich mich über Rückmeldungen hierzu noch einmal mehr. Auch hier freut es mich wieder, dass die Anordnung in der Form scheinbar funktioniert! ^-^

Zitat von Evo Lee

Oh, ich habe etwas später ein recht ähnliches Haiku geschrieben. Jedenfalls gefällt mir die Atmosphäre dieses Haikus, es erzählt von jemandes Lächeln, dass man nur ahnt/fühlt, aber nie wirklich gesehen hat. Da stellt sich mir die Frage, ob das Du verstorben ist oder man sich derart auseinandergelebt hat, dass ein echtes Lächeln unmöglich ist.

Ich habe generell das Gefühl, dass wir in diesem Jahr häufig ähnliche Motive oder einen ähnlichen Aufbau bei unseren Haiku wählen. :D Beim Schreiben hatte ich ein Schwarz-Weiß-Foto im Kopf, wenn ich mich richtig erinnere. Insofern ja, verstorben geht wohl grob in die Richtung, die mir beim Schreiben vorschwebte, aber andere Lesarten passen natürlich auch. ^-^

Zitat von Evo Lee

Aww. Wer auch immer damit gemeint ist, ich mag die (im Zitat unsichtbare) zentrierte Form des "dich", außerdem reimen sich der erste und der dritte Vers, was mir gut gefällt.

(Du meinst kursiv und nicht zentriert, oder?) Ansonsten: Es steht doch im Gedicht, wer gemeint ist. :D

Zitat von Evo Lee

Ähnlich wie das Haiku mit dem Lächeln wird hier etwas wahrgenommen, diesmal allerdings tatsächlich, und nicht nur gefühlt. So freut sich das lyrische Ich, dass es das Gesicht und die Stimme des Gegenübers sehen kann. Wobei mir die Stimme hier stärker hervorgehoben scheint als das Gesicht. War die andere Person bisher nicht imstande zu sprechen, vielleicht durch eine Krankheit? Oder war das lyrische Ich durch ähnliche Hindernisse nicht in der Lage, zu hören und hört die Stimme daher das erste Mal? oder wird hier nur auf ein Treffen angespielt, nachdem man sich vorher lediglich per Brief/Chat kannte? So wenige Worte und so viel Interpretationsmöglichkeiten. ^-^

Das Haiku ist entstanden, nachdem ich in einem Präsenzseminar sehr viele Personen getroffen hatte, die ich bisher nur aus der Online-Uni kannte und zu denen ich teilweise nicht einmal ein Gesicht im Kopf hatte. Beim Schreiben ist das dann eher auf eine persönliche Ebene zwischen einem Ich und einem Du gerutscht, aber das nur grob als Hintergrund, wie das Haiku entstanden ist. ^-^

Zitat von Evo Lee

Dieses Haiku wirft mit weichen, lieblichen Wörtern um sich und erzeugt dadurch eine friedliche Atmosphäre.

Freut mich, dass die Wortwahl überzeugen kann. ^-^

Zitat von Evo Lee

Ich nehme mal stark an, dass hier Flemmli gemeint ist, oder? (Nein, bestimmt kein echtes Küken, wir sind in einem Pokémon-Forum!

Nein, leider war da kein Flemmli gemeint. :c

Zitat von Evo Lee

Also zum französischen Teil kann ich mangels Sprachkenntnisse nichts sagen. Die Übersetzung wirkt genauso mystisch auf mich wie das Französiche, haha. So wird ein Grün angesprochen und von schwimmenden Farben geredet, die zerbrechlich sind. Sind hier tatsächlich die genannten Dinge gemeint? Ansonsten kann ich mir einen Bezug zur Kunst herleiten. Grüne Farbe, Farben, die auf dem Blatt fließen/Form annehmen und gleichzeitig jede falsche Bewegung das Dargestellte ruiniert/zerbrechen lässt.

Von schwimmenden Farben ist nicht die Rede, sondern von einem Schwimmen in Farben. Das ändern aber vermutlich auch nichts daran, dass das ganze Haiku sehr abstrakt gehalten ist, das stimmt schon, haha. An sich habe ich mich hier auch wieder eher nur von einer Stimmung leiten lassen und wollte nichts Explizites zum Ausdruck bringen. Den Gedanken, einen Bezug zur Kunst herzustellen, finde ich deshalb absolut plausibel und interessant! :3

Zitat von Evo Lee

Immer, wenn ich diese Haikus lese, muss ich schmunzeln. Die erste Strophe wirkt noch relativ poetisch mit dem Nennen des Sonnenscheins, bei der zweiten Strophe wirken die Verse wie Regieanleitungen in einem Drama. Letztendlich macht der genannte Mann etwas sehr merkwürdiges und füttert ein Schild - weshalb auch immer. Das Gedicht beginnt recht ruhig, nimmt dann Fahrt auf und hinterlässt Komik und die Frage, ob der Mann etwas verwirrt war.

Ähm ja, das Ganze ist zwar ein bisschen abgewandelt, aber im Prinzip basiert das tatsächlich auf einer Szene, die ich so ein paar Tage zuvor beobachtet hatte. Ich wollte dieses typische Stadtchaos gerne auf eine humorvolle Art in den Haiku einfangen, insofern freut es mich sehr, dass sie dich auch in der Praxis zum Schmunzeln bringen! :3