Tja, was haltet ihr den von solchen Frauen und Männern?
Ich mag diese Frage nicht, weil darauf meistens unberechtigte Antworten folgen von Leuten, die meinen andere verurteilen zu dürfen ohne je in ihrer Haut gesteckt zu haben. Dementsprechend formuliere ich die Frage für mich mal etwas um:
"Warum gehen Männer/Frauen auf solche Beziehungen ein und halte ich eine solche Beziehung für gesund/funktionstüchtig?"
Ich kenne auch ein oder zwei Menschen (in dem Fall beides Frauen), die dieses Motto "Hauptsache nicht alleine" leben. Das äußert sich vor allem dadurch, dass sie dann auch an kaputten Beziehungen noch lange hängen und wenn diese dann doch vorbei sind, schauen sie sich augenblicklich nach einem neuen Partner um. Und diese Suche ist teilweise auch sehr sprunghaft; da kann es sein, dass sie die eine Woche in den einen verliebt sind und wenn der die Gefühle nicht erwidert, dann wird sehr schnell zum nächsten gewechselt. Bevor das random klingt, möchte ich aber dennoch anmerken, dass man nicht einfach den nächsten, der durch die Tür spaziert, wählt. Beide Frauen wählen oder verlieben sich in Männer, die ihnen sympathisch sind und die sie attraktiv finden. Aber sie arbeiten halt zielgerichtet auf eine Beziehung hin. Somit wird es auch schneller zu einer offiziellen Beziehung als bei den meisten anderen. Eine der beiden hatte bisher nicht mehr als drei oder vier Partner und eher lange Beziehungen (mindestens ein Jahr), die andere hingegen mal so mal so und über die Jahre hinweg ist sie auch immer wieder mit Exfreunden neu zusammengekommen. Oberflächlich betrachtet kommen beide auch recht schnell über eine Beziehung hinweg, wobei ich bei Gesprächen auch das Gefühl hatte, dass sie Trennungen nicht so richtig verarbeiten, um wirklich "darüber hinweg" zu sein. Gehe also davon aus, dass es doch an ihnen länger nagt als sie angeben.
Persönlich muss ich sagen, dass ich solche Beziehungen alles andere als gut finde. Ich denke einfach, wenn der Hauptfaktor dieses "hauptsache nicht alleine" ist, dann fehlt eine wichtige Basis auf der man langjährige Beziehungen aufbauen kann. Außerdem glaube ich, dass man dazu neigt dem Partner mehr stillschweigend durchgehen zu lassen, wenn man nicht riskieren will ihn zu verlieren. Was wiederum dazu führen kann, dass man unglücklich ist, weil man vieles in sich hineinfrisst. Dennoch denke ich, dass die Möglichkeit besteht, dass eine Beziehung, die auf so einer Basis entsteht, sich mit der Zeit zu einer mehr "gesunden" Beziehung entwickeln kann. Nur weil man am Anfang voreilig war, heißt es ja nicht, dass es eine schlechte Wahl war.
Was mir allerdings bei den zwei beschriebenen Freundinnen Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass Menschen Gewohnheitstiere sind. Während die eine selber schon mal angemerkt hat, dass sie sich daran gewöhnt hat, nicht sehr lange in einer Beziehung zu sein und längere Beziehungen sie teilweise nervös machen, gehe ich bei der anderen davon aus (ist nur eine Vermutung), dass sie sich angelernt hat vieles zu lange zu ertragen und zu erdulden, auch wenn sie unglücklich ist und das auf ihre Psyche Auswirkungen hat. Das ist nicht nur für sich selber schlecht; dieses Verhalten gibt auch dem Partner keine Chance sich wirklich zu ändern oder auf sie einzugehen.
Dann kommt eben die Frage nach dem "Warum" und ich denke, dass ist ein wenig wie ein Teufelskreis. Nach jeder gescheiterten Beziehung können Verlustängste wachsen, was wiederum eine schlechte Basis für die nächste Beziehung ist. Ich glaube auch, dass es extrem am eigenen Selbstwertgefühl nagt, weil man sich und seine Wünsche kleiner macht, um eine Trennung nicht zu riskieren. Was die schnelle Partnersuche anbelangt, so hat mir die Freundin gesagt, dass sie sich wirklich alleine nicht erträgt und weniger wert fühlt, wenn sie nicht sagen kann, dass es einen Menschen in ihrem Leben gibt, der mit ihr zusammen sein will. Ich kann der Logik zwar durchaus folgen (es ist schließlich immer ein schönes "Feedback", wenn andere Menschen einen als wichtig betiteln, egal ob Partner, Freundschaft oder sonst was), aber nicht unbedingt dem Gefühl, weil ich persönlich auch Vorteile im Single-Dasein für mich sehe. Jedenfalls habe ich mit den beiden gelernt, dass es nichts oberflächliches ist, dass sie dazu treibt sich so zu verhalten und solche Beziehungen zu führen. Da scheinen Verlustängste und ein angeschlagenes Selbstwertgefühl mit im Spiel zu sein und diese äußern sich halt in diesem Fall mit "nicht allein sein wollen" anstatt wie bei manchen anderen "niemanden an sich ran lassen". Natürlich will man solche Menschen manchmal ohrfeigen. Es ist auch nicht so, als ob ich nie Diskussionen darüber geführt habe, dass ich ihr Verhalten als nicht zielführend ansehe. Letztendlich ist es ein Teil der Unterstützung, wenn man ehrlich ist und versucht zu erklären, wieso man glaubt, dass das so auf Dauer nicht funktionieren wird. Aber ich hüte mich davor die beiden als Personen zu verurteilen, weil weder sind sie "leicht zu haben" noch "armselig" (beides schon gehört in dem Kontext), sondern müssen wohl einiges aufarbeiten, was sie im Inneren dazu motiviert so zu handeln.