Nachdem das Lager der Banditen in Schutt und Asche lag, sammelte sich Sternenhimmel wieder. Schade, dass ich hier nicht meine vollen Kräfte hatte, ich hätte mich richtig austoben können. Stattdessen muss ich Magie verschwenden um die Rückverwandlung zu verzögern. Während Linos noch darüber nachdachte, zählte Roccosarius bereits durch. Anschliessend galt es ein Lagerplatz für die Gruppe herzurichten. Mit Erdmagie liessen sich im Nu sichere Feuerstellen ausheben. Nachdem er gerade mit einer fertig wurde, wurde er von der Frau angesprochen der Linos vorhin geholfen hatte. „Ich habe noch nie gesehen, dass ein Mensch über solch starke Erdmagie verfügt.“ „Ein Mensch?“ Linos hielt inne, nicht wissend ob er verärgert oder belustigt sein sollte. „Ich bin kein Mensch. Ich bin ein Werog.“ „Ich…ich…tut mir leid, ich wusste nicht, dass…“ „Das ist nicht schlimm.“ Solange sie bald zur Sache kommt. Das Wesen musterte den Werog kurz. „Und warum siehst du aus wie ein Mensch? Ich dachte ihr verwandelt euch nur bei Vollmond und das ist jetzt auch schon einige Tage her.“ Linos hob seine rechte Hand hoch. „Ich habe einen Knochenbruch, wenn die Knochen verletzt sind, kann die Verwandlung alles nur noch schlimmer machen. Das Skelett verändert sich und wenn die Knochen dem Druck nicht standhalten, brechen sie. Daher müssen sie bei einer Verwandlung möglichst heil sein. Ich kann die Verwandlung mit Magie verzögern, darum sehe ich immer noch wie ein Mensch aus.“ Die Frau nickte. Linos fragte sich, was sie wohl dachte. Doch langsam wurde er wirklich ein bisschen ungeduldig. „Also, was willst du von mir?“ Der Tonfall wurde ein wenig ruppiger, doch anstatt ihn in Ruhe zu lassen, redete sie wieder. „Ich wollte mich erkundigen, ob ich mich irgendwie revanchieren kann.“ „Kannst du nicht, ich hätte die beiden sowieso getötet.“ „Aber ohne mich hättest du vielleicht einen Weg gewählt, der weniger Kraft gekostet hätte. Eine Erdspalte, gross genug für zwei Dryaden, zu öffnen, ist sicher nicht der einfachste Weg. Zudem habe ich bereits etwas gefunden, wie ich dir helfen kann. Deine Hand…“ Doch Linos unterbrach sie. „Die Heiler von Sternenhimmel haben sie bereits angeschaut, es gibt nichts was du tun kannst.“ „Das sagst du. Ich kann mit meiner Magie heilen, besser als es mit herkömmlichen Hilfsmitteln möglich ist. Knochen zu heilen benötigt eine Menge Kraft, aber es ist möglich. Ich werde in wenigen Stunden noch einmal zu dir kommen und dich heilen.“ „Das ist…“ „Das ist das Mindeste, das ich tun kann…Ach ich bin übrigens Kalya.“ Sie lächelte leicht, der Werog dagegen zögerte kurz. „Linos.“ „Freut mich.“ Sie schaute ihm noch einmal in die Augen, dann drehte sie sich um. „Wie heisst deine Rasse?“ „Hydroka.“ Dann ging Kalya endgültig und machte es sich in der Nähe neben einem Baum bequem. Linos hatte keine Zeit weiter über Kalya nachzudenken, schliesslich musste er noch ein, zwei Feuerstellen ausheben. Schliesslich war es geschafft und Linos musste zugeben, dass er nicht mehr viel Energie übrig hatte. Doch etwas blieb noch zu tun. Langsam trottete er zu Emnori und Dolchzahn hinüber. Dann nahm er den Dolch hervor und legte ihn neben Dolchzahn. Er musterte den Lupaner kurz, dann wandte er den Blick auf die Zaeckran und musterte diese ebenfalls kurz. „Freut mich, dass du noch lebst. Ich kann nicht sagen, dass ich nicht erleichtert bin, dass ich dich hier lebend sehe.“ Das war auch schon alles was er sagen wollte und drehte ihnen den Rücken zu. Dann machte er es sich bei seinem Schlafplatz bequem und schlief schnell einmal ein.
Ein Donnerschlag weckte Linos unbarmherzig auf, einmal mehr war der Übeltäter Roccosarius. Noch immer hatte er sich nicht so recht an diese Weckmethode gewöhnt. Doch da es nichts brachte, wenn er sich beschweren würde, liess er es. Kurz darauf wurde seine Aufmerksam von seinem rechten Handgelenk gestohlen. Es fühlt sich tatsächlich besser an als gestern und ich kann es auch besser bewegen. Mmmmh…Der Werog lächelte. Schlussendlich bin ich doch froh, dass sie sich bei mir bedanken wollte. Linos entkleidete sich komplett, damit die Kleider auch sicher keinen Schaden nehmen konnten, und befreite sich dann von den Einflüssen der Erdmagie. Keine Sekunde später begann die Rückverwandlung. Überall wuchs Fell und er wuchs ein Stück. Sein gesamter Körper wurde wuchtiger, genüsslich streckte er sich und brüllte vor Freude, sodass ihn die ganze Umgebung hörte.
Bald machte sich die Gruppe auf den Weg, doch es ging nicht lange und sie wurden von drei Seiten umstellt. Eine kleine Abteilung Soldaten des Sonnenkaisers hatte sie aufgespürt. "Wenn das mal nicht Roccosarius ist. Lang nicht gesehen, silberner Ritter." Eine Katze, wunderschön und gefährlich zugleich, stieg von ihrem Pferd und strich sich die Haare aus dem Gesicht. "Auch Ihr seid ein seltener Anblick, Lady Shiba Matusi." gab Rocco höflich lächelnd zurück. Die Angesprochene war so ziemlich jedem in der Gruppe bekannt. Sein Gesicht wirkte unbekümmert wie immer, obwohl sie nun von drei Seiten von insgesamt siebzehn Kriegern des Kaisers umgeben waren. Hinzu kamen drei Flaggenträger, die einen schmächtigen Eindruck machten und keine Waffen trugen.
"Wie ich sehe, geht die Rechnug fast auf. Ich war schon immer gut in Mathematik, wie ihr wisst, und ich war schon immer fair zu meinen Gegnern. Ich stelle jedem deiner Krieger einen meiner Kämpfer gegenüber, damit habt ihr zumindest eine reelle Chance, dass ich euch ziehen lasse. Einverstanden?" "Bevor ich dieses höchst freundliche Angebot annehme, würde ich zu gerne wissen, wer Euch gerufen hat, Shiba." antwortete Rocco, nun etwas angespannter. Sein Gegenüber gab ihm keine Antwort, doch hinter ihm ertönte eine bekannte Stimme: "Ich." Linos brüllte wütend, als er Platinex sah, und machte einen Schritt nach vorne, doch schon stand ein Faun vor ihm. Er war grossgewachsen, wie ein Hüne, sein Körper wurde von einer Lederrüstung bedeckt und in seinen Händen schwang er einen grossen Zweihänder. Knurrend blieb Linos stehen.
Den muss ich wohl zuerst besiegen. Vorher lässt der mich nicht in Ruhe, aber das kann er haben. Noch während sich die beiden Kontrahenten musterten, sammelte der Werog bereits Erdmagie. Schliesslich stürmte der Faun mit erhobenem Zweihänder los. Brüllend liess er ihn auf Linos herabfahren, dieser konnte noch rechtzeitig ausweichen. Ungebremst schlug das grosse Schwert auf dem Boden auf und hinterliess eine tiefe Kerbe. Sofort streckte der Werog seinen rechten Arm aus um seinen Gegner aufzuschlitzen, doch dieser hievte seinen Zweihänder hoch und Linos Klauen trafen lediglich auf hartes Metall. Der Faun musste wegen der Wucht zwei Schritte zum Ausgleich zurück machen, doch dies brachte dem Werog keinen Vorteil. Der Faun begann mit einem Gegenangriff. Er begann mit einem Schlag von links, der Linos locker den Kopf vom Körper gehauen hätte, wenn er sich nicht gebückt hätte. Sofort hängte der Faun einen zweiten Schlag an, dieses Mal von rechts und ein wenig tiefer. Hastig beschwor Linos eine Erdmauer die den Schlag abfing. Die Mauer hielt den Faun einen Moment lang auf und diesen Moment nutzte der Werog um anzugreifen. Er legte seine volle Kraft in diesen Schlag und traf den Faun an der Brust. Die Rüstung dämpfte den Schlag ein wenig, doch trotzdem knackste es leicht und der Faun taumelte zurück. Linos setzte nach, doch als er bei seinem Gegner war, war dieser bereits wieder kampfbereit und erwartete ihn. Mit kraftvollen Hieben schlug er mit dem Zweihänder nach Linos, sodass dieser gezwungen war zurückzuweichen. Nun bückte sich der Faun leicht nach vorne und hielt den Zweihänder so, dass die Spitze direkt auf Linos zeigte. Dann rannte er auf Linos zu. Dieser schlug den Zweihänder zur Seite. Dazu benötigte er jedoch kaum Kraft, was ihn ein bisschen verwunderte. Doch dann war es bereits zu spät. Der Faun rannte kopfvoran mit seinen Hörner direkt in den Werog. Diesem drückte es die Luft heraus und Linos keuchte auf. Der Faun holte mit seinem Zweihänder aus und schlug zu, von oben rechts, direkt auf den Hals des Werog zu. Im letzten Augenblick fing Linos den Zweihänder mit seiner Hand ab. Die Klinge hinterliess einen tiefen Schnitt über die gesamte Handfläche. Linos knurrte, noch war er nicht geschlagen, noch hatte er etwas entgegen zu setzen.