Ein lauter Gong schallte durch den Raum und brachte Mayu schließlich dazu, alarmiert aufzuschrecken. Es war noch nicht lange her, da war er in einen dösigen Schlaf verfallen. Denn all das Gewusel, was ihn wegen des Turniers umgab, war er schon längst nicht mehr gewöhnt. Er merkte, wie sehr es an seiner Kraft nagte. Zuvor aber hatte er sich ein herzallerliebstes Kartoffelgratin mit Kräutern und Salat gegönnt, welches er auf dem festlich angerichteten Buffet erspäht hatte. Während andere neben ihm regelrecht Fleischkeulen in sich hineingestopft hatten, bevorzugte er es lieber, zu wissen, dass nicht irgendein Tier auf seinem Teller lag. Nachdem er aber von seinem Mahl gut versorgt war, war er tatsächlich mit dem Kopf auf seinen auf den Tisch gelegten Armen eingeschlafen. Im Nachhinein könnte er sich selbst dafür ins Gewissen reden, so unaufmerksam gewesen zu sein. Er wusste doch nicht, was hier alles für ungewöhnliche Persönlichkeiten umher spazierten und dennoch ließ er derart seine Deckung nieder…
Mit einem Ruck stand er schließlich von der Sitzbank des Banketts auf, die etwas abgelegen von dem ganzen Getümmel war. Zwar hatte er sich versucht dazu durchzuringen, irgendwen anzusprechen, jedoch konnte er letztendlich kein Ergebnis erzielen. Ein Seufzen entglitt seinem Rachen, als er gemächlich und räkelnd den Raum durchschritt. Es war immer wieder das Gleiche mit ihm. Hana hatte ihm so oft versucht klarzumachen, offener zu sein, was er auch gerne versuchte, aber sobald er in einer fremden Umgebung wie dieser hier war, kam er dem Erscheinungsbild eines Steins durchaus gleich. Allein der Gedanke daran, wie er für andere wirkte, beschämte ihn, sodass er sein Gesicht – wenn möglich – noch tiefer in seinem wallenden Schal vergrub. Seine bandagierten Hände vergrub er in den Taschen seiner Hose und der Blick seiner eisblauen Augen wanderte nur über den Boden, ohne diejenigen, die an ihm vorbeiströmten, viel Beachtung zu schenken. Schließlich verließ er den Speiseraum und kam an den Ort, wo der Gong erklungen war. Es wimmelte bereits vor anderen Gestalten, die wohl aufgeregt von A nach B liefen. Dies verführte nun aber doch seine Neugier, sodass er aufblickte, um einen riesigen Monitor zu erspähen. Als er die Worte „Vorrundenkämpfe – Paarungen“ las, ging ein Zucken durch seinen Körper. Blitzartig waren seine Sinne wieder geweckt und er spürte, wie bereits das Adrenalin durch seine Adern schoss. Der Gedanke an einen stürmischen Kampf zauberte ihm ein – wenn auch nur schwaches - Lächeln auf die blassen Lippen. Endlich war es soweit. Endlich würde das beginnen, wieso er eigentlich hier war…
Interessiert suchte er nach seinem Namen und somit auch nach dem, der neben dem seinen stand. Er würde wohl sein Gegner sein? Seine Frage wurde schnell beantwortet, denn neben seinem Namen stand Sir Feldman IV., worunter er sich nichts hätte vorstellen können, würde nicht ebenso ein Bildchen darunter aufleuchten. Das wird also mein erster Gegner sein… er scheint kein barbarischer Krieger zu sein, aber ob er es mir deswegen weniger schwer macht? Ehe er sich weiter seinen kreisenden Gedanken zuwandte, hielt er Ausschau nach der Tür, die die Aufschrift „Finsterwald von Wunderberg“ trug. Zwar konnte er sich nur wenig darunter vorstellen, aber solange es etwas mit Natur zu tun hatte, so war ihm das gerade recht. Die Elfen verstanden es, sich wendig und geschickt im Wald zu bewegen und auch wenn er nicht reinrassig war, so dürfte es ihm einen Vorteil verschaffen, wäre sein Gegner nicht weniger flink. Es war, als wäre er schon völlig in seinem Kampf und dessen Taktiken versunken, jedoch erspähte er die Tür nicht… ob er wohl schon mal dran vorbeigelaufen war? Hier und da stießen ihn Gestalten grob zur Seite, die aufgewühlt nach ihrem eigenen Standpunkt suchten, den sie auffinden mussten. Sie kümmerten sich nicht um ihn, der dastand und sich für einen Moment vollkommen hilflos vorkam. Was wäre wenn…
Plötzlich spürte er, wie ihn ein ungutes Gefühl durchflutete. Eine grundlose Panik suchte den Weg aus seinem Körper, wodurch er ruckartig stehen blieb. Nicht hier, nicht jetzt… Er versuchte sein verzerrtes Gesicht so gut es ging zu verstecken, jedoch konnte er nicht vermeiden, dass sich seine Hand den Weg zu seinem hämmerten Herz suchte. Sein Atem stieg an und auch wenn er spürte, wie ihn eine gewisse Schwäche überkam, so schaffte er es dennoch, sich auf den Beinen zu halten. Wenige Minuten verharrte er an Ort und Stelle und versuchte, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, selbst wenn es in seinem Zustand wohl unvermeidbar war. Diese ganzen Massen… die vielen Blicke, der Druck … irgendwie hatte er es wohl doch schlechter verkraftet, als er es sich ausgemalt hatte. Doch glücklicherweise war dieses unwohle Gefühl nach einiger Zeit verflogen und somit wurde wieder der Kampfgeist Herr über seine Sinne. Auch wenn er es geschafft hatte, seine Anfälle größtenteils einzudämmen, so hatte er es in diesem Fall nicht verhindern können. Erbärmlich… einfach nur erbärmlich. Ich hoffe, es hat keiner wahrgenommen… Mit seiner Hand wischte er die Schweißperlen ab, die sich auf seiner Stirn gebildet hatten. Er musste versuchen, seinem Gegner nicht seine größte Schwäche zu zeigen; er durfte sie niemanden zeigen. Es würde nur dazu führen, dass das Turnier für ihn ein schnelles Ende finden würde.
Schließlich erblickte er die Tür, an der er wohl schon gefühlte tausend Mal vorbeigelaufen sein musste, da er zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt war, auch wenn er sich darüber erst gar nicht im Klaren war. An der hölzernen Tür wartete bereits sein Gegner, der dem Abbild des Monitors doch sehr gleich kam. Urplötzlich jedoch, als er in der Nähe der Türe war, sprang diese klackend auf und gab einen Dimensionsstrudel preis, der die beiden wohl in ihr Kampfgebiet bringen sollte. Mayu mustere Feldman IV. erst einmal genau. Sein Erscheinungsbild schien nicht sehr auffällig zu sein, wodurch sich seine eigentliche Stärke wohl erst im Kampf zeigen würde. Ein leises „Hallo“ entglitt den Rachen des Halbelfen, jedoch kam es wegen des Schals einem Nuscheln gleich. Darauf machte er seinem Gegner mit einer Geste klar, dass er zuerst durch das Portal schreiten konnte. Mayu war bereits gespannt, wie der bevorstehende Kampf aussehen würde.
OT: Huch, da war ich doch gerade dabei, einen Post zu verfassen, da kommt schon wieder etwas Neues. Habe meinen geschriebenen Part nun aber dennoch gepostet; ich hoffe, das ist okay.
Ansonsten ist es wirklich verblüffend, dass sich Mayu und Sir Feldman IV. so ähnlich sind. Bin mal gespannt, wie das wird. :)