Erleuchtet - Spieletopic

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Die Finsternis raubt jeden Schein,
    drum fürcht nicht mehr um dein Sein.
    Kein Unterscheiden, keine Diskrimination.
    Dein Wille? Wir warten schon.


    Ruf uns gleich, zögere nicht.
    Beschwörer aus dem Licht,
    ruf aus unsere Namen
    und wir schenken dir unsere Gaben.


    Das ist unser Versprechern, unser Schwur
    du musst nur...


    Diese und weitere Formeln dieser Art reihten sich vor Zanza's Augen zusammen, der sich es in seinem Bett gemütlich gemacht hatte. Ein dickes und vor allem altes Buch lag auf seinen Knien aufgeschlagen. Auf dem schwarzen Einband stand in einer unidentifizierbaren Schrift mit goldenen, großen Lettern der Titel. Leider könnte ihn wohl niemand außer dem Wahrsager oder einer seiner Freunde (welche ihm die uralte Sprache überhaupt beigebracht hatten) lesen, geschweige denn sprechen. Das war allerdings auch ganz gut so, denn die Sprache war nicht gerade sehr angenehm für die Ohren. Der junge Kartenleger hatte schon viele dieser Bücher von "dunkler Magie" durchstöbert. In jüngeren Jahren wollte er so versuchen, seine nekromantischen Kräfte los zu werden, doch als er sich immer mehr mit den Seelen angefreundet und seine Kraft zu akzeptieren gelernt hatte, wich dieses Ziel der Neugier. Er fragte sich, ob die alten Rituale (wovon viele nun seinen Körper schmückten) einen Funken Wahrheit mit sich führten und vielleicht irgendwo einen Hinweis auf den Ursprung seiner Fähigkeit finden ließ. Natürlich fand er die Wahrheit erst heraus, nachdem Alica ihn aus dem Waisenheim geholt hatte, allerdings verbuddelte er sich dadurch nur noch mehr in diesen Büchern. Die Alten der Bruderschaft hatten schließlich durch irgendeine Art von Ritual die Kraft des Rosetta Liuroum in ihnen erweckt, also konnte es doch gut möglich sein, dass irgendeines der alten Bücher Möglichkeiten enthielt, mit der sie diese Kräfte beeinflussen konnten. Denn wenn er sich auch mit seiner Kraft abgefunden hatte...könnte er trotzdem auf gewissen Aspekte verzichten.


    Ein lauter Gong erschallte in der Anstalt und ließ den Blauhaarigen aufhorchen. Nur kurz legte er das Buch aus der Hand, um seine Haube wieder aufzusetzen und aufzustehen. Selbst als er losging vergrub er den Blick wieder im dicken Wälzer und fuhr ohne aufzusehen mit einer Hand über das goldene Rad, welches immer noch langsam drehend in der Luft hing. Goldener Staub stieg von der Spur auf, die Zanza's Finger auf dem Rad zeichneten und kaum eine Sekunde später verschwand die Verkörperung der Karte, sowie die drei Spinnen in der Ferne. Die anderen Erleuchteten auf dem Weg zum Speisesaal würdigte er keines Blickes, fand seinen Weg allerdings aus Gewohnheit recht einfach. Dass er den Weg aber ohne einen Zusammenprall mit der Wand beziehungsweise einer anderen Person schaffte, verdankte er nur Death, der sich wieder neben ihm materialisiert hatte. Der Anblick des Sensenmannes erschreckte nicht wirklich jemanden, war doch sein Zusammensein mit dem Wahrsager Alltag. Im Speisesaal hatte der Geruch nach Spagetti die Vorherschafft und die beiden reihten sich wortlos in die Schlange ein. Nachdem Zanza sich einen Teller mit Tomatensoße besorgt hatte, den der Tod netterweise für ihn hielt und er damit weiter in seinem Buch lesen konnte, ließ er sich an einen freien Platz nieder. Die Karte mit der Nummer Dreizehn stellte den Teller neben dem dicken Wissensträger ab und der Kartenleger fing nebenbei an zu essen, während sein Freund still stehen blieb und den Blick unter der Kutte aufmerksam durch den Raum gleiten ließ. Die Irrlichter um den Wahrsager tanzten währenddessen ihren unnatürlich Tanz weiter, aber auch an den hatten sich die anderen Erleuchteten mittlerweile gewöhnt. Nur einmal blickte Zanza auf, als ihm einfiel etwas Wichtiges vergessen zu haben. Aus den Tiefen seines Gewandes holte er einen Glaszylinder hervor, dem zwei Skelette als Ständer und ein Totenkopf als Stopfen diente. In diesem befand sich eine suspekte neongrüne Tinktur. Ohne zu zögern zog der Wahrsager den Stopf und vergoss die Flüssigkeit über sein Mahl. Nachdem der Behälter vollkommen leer war, verstaute er ihn wieder in seinen Gewändern und fuhr sowohl mit dem Lesen als auch mit dem Essen fort, wobei er mit deutlich mehr Elan zulangte.


    Der Grünäugige gab dem umliegenden Raum nur wenig seiner Aufmerksamkeit, gerade genug um zu merken, dass die Leiterin der Anstalt die Erklärung für die Neulinge gestartet hatte. Allerdings konnten nicht mal Tomomi's Schrei noch die Ermahnung von Alicia ihn von seinem Buch aufschrecken. Jedoch hörte Death konzentriert zu, vor allem da ihn die Persönlichkeiten der Neuen interessierten. Schließlich musste er aufpassen, dass keiner von ihnen eine Gefahr für seinen lebenden Schützling darstellte. Dabei musste er sich ziemlich über die neue Generation wundern: sie hatten den Stern und die Resonanz ihrer Zeichen deutlich gesehen, gerade so eine der Bestien überlebt und es war trotzdem nicht genug, um Alicia zu glauben? Haben die Erkenntnisse der Wissenschaft die Menschen wirklich so unnahbar für das gemacht, was man nicht sehen kann? Also zu meiner Zeit...Der Tod fing sich wieder, bevor er anfing in ferne Erinnerungen zu tauchen. Zu seiner Zeit war es ganz natürlich die Macht des Rosetta Liuroum anzurufen um dies zu wirken, was heutzutage nur als Magie in Fantasy-Romanen übrig geblieben war. Es war eine Schande, dass die modernen Menschen nicht mehr für die Rituale von damals empfänglich sind. Dadurch konnte er nicht mal Zanza etwas davon beibringen. Seine eigenen Kräfte konnte er ebenfalls vergessen, schließlich war sein Körper nur geliehen. Mit einem leichten Kopfschütteln brachte der Sensenmann seine Aufmerksamkeit zu dem Streit vor ihm. Ein verächtliches Schnauben entfuhr ihm, während Marika und Samuel wohl darüber diskutierten, wer das gefährlichere Leben hatte. Beide sollten sich wirklich freuen, überhaupt am Leben zu sein. Na ja, sie werden das in einigen Jahrzehnten noch lernen. Ich werde Mal ein Auge auf beide werfen. Im Gesamten war der Sensenmann unparteiisch in dieser unsinnigen Meinungsverschiedenheit, aber er musste Marika ein klein wenig zustimmen. Der junge Mann schien nicht zu begreifen, dass nun, da er den Bestien aufgefallen war er in größeren Schwierigkeiten steckte als je zuvor, vollkommen egal was vorher war. Ein anderer Schwerpunkt war der Clown Laverne. Der Typ ist eine Gefahr ganz anderer Art dachte sich Death trocken. Ruhig wartete die Verkörperung der Karte Nr. 13 Alicia's Ermahnung sowie Aufforderung für den nächsten Tag ab und erst als sich langsam alle Erleuchteten erhoben legte er Zanza eine knochige Hand auf die Schulter. Dieser hob seine Augen von dem Buch und sah sich verwirrt in dem beinahe leeren Speisesaal um, bevor er sich zu seinem toten Freund umwand. "Hab ich was verpasst?" Der Tod kicherte und antwortete: "Nein. Nichts Wichtiges." Auch die Irrlichter um ihn herum vibrierten leicht vor Lachen. Schulterzuckend erhob sich der Wahrsager und nachdem er sein Tablett weggebracht hatte, verließen beide den Saal.


    Als die beiden ungleichen Freunde im Zimmer Nummer 5 ankamen verzog sich das Lächeln des Blauhaarigen kurz zu einer Grimasse. Er hatte wieder mal vergessen die Kerzen zu löschen. Alicia hatte ihn schon mehrmals deswegen ermahnt, die Feuerquellen nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Seufzend stellte der Kartenleger das dicke Grimoire zurück zu seinesgleichen ins Regal. Darauf schälte der Nekromant sich aus seinen langen Gewändern und Schuhen, bis er nur noch ein T-Shirt und Unterwäsche trug. Sauber gefaltet legte er sie auf dem Schreibtisch ab und löschte die Reste der Kerzen. Gähnend ging er auf sein Bett zu, doch als er direkt davor stand zögerte er noch einmal. Schließlich legte er sich jedoch hinein und zog die Decke bis zum Kinn. Nachdem der Wahrsager und der Tod nochmal eine gute Nacht gewünscht hatten schloss Zanza die Augen und war bald eingeschlafen. Death stand noch eine Weile da, bevor er sich auflöste um ebenfalls zu ruhen.


    Das Aufwachen war nicht wirklich sanft. Laute, nervige Musik riss den Kartenleger aus seinem unruhigen Schlaf. Den Sand aus den Augen blinzelnd sah er sich im Raum um. Dabei fiel ihm die kunterbunte Gestalt auf, die sich vor dem Spiegel wohl zurecht machte. Anscheinend war Laverne sein Bettnachbar. Nicht gerade der Glückstreffer, aber es gab schließlich auch Schlimmeres. Wirklich.
    Trotzdem warf Zanza ihm erst mal einen verärgerten Blick zu, bevor er sich einer Uhr an der Wand zuwandte und leise fluchte. Er hatte das Frühstück verschlafen. Ein Schauer lief ihm den Rücken herunter und einen Moment spielte sich Panik auf seinem Gesicht ab, als Fetzen der letzten Nachtruhe in ihm hochkamen, die er sofort unterdrückte. Schließlich rutschen seine Züge wieder in sein übliches Lächeln und er sammelte seine Sachen zusammen, um sich für den Tag fertig zu machen. Als der Wahrsager sein Gewand überstreifen konnte, war der nervtötende Lebende bereits verschwunden. Er vermutete, er müsste wohl bei der Vorstellungsrunde sein, von der Death ihm glücklicherweise berichtet hatte. Nervosität machte sich in Zanza breit, als er dazu überging, die Kerzen zu löschen, bis er es schließlich nicht mehr aushielt und hastig zu seinen Karten griff. Begleitung war nötiger denn je. Wild suchte er in dem Stapel nach denjenigen ab, die er beschwören konnte, bis ein leichtes Glühen seine Aufmerksamkeit fing. "Hmmm, stimmt. Schon ne Weile her, seit ich dich raus gelassen habe, oder?", murmelte er nachdenklich, die Nervosität für den Moment vergessen. Der Wahrsager zog die entsprechende Karte hervor und schloss die Augen, als er sich auf die Kraft konzentrierte, die ihm der Stern "geschenkt" hatte. "Nr 18, der Mond: Der Schatten unserer Träume." Ein Flackern ging durch die Luft um den Kartenleger herum, als die Irrlichter um ihn begannen aufzuflammen. Auch die Toten mussten regelmäßig ruhen. Im Gegensatz zu den anderen Beschwörungen passierte diesmal nicht viel, außer das die Karte in seiner Hand aufleuchtete. Trotzdem nahm das Lächeln des Nekromanten einen zufriedeneren Ton an, während er den Raum verließ. Bevor sich jedoch die Tür schloss kroch ein Schatten aus dem Dunkel. Vollkommen unabhängig vvom Licht kroch der Schemen sogar über Wand und Decke, bis er in Zanza's eigenem Schatten verschwand.


    Der Klassenraum indem sich die anderen Erleuchteten niedergelassen hatten-er seufzte vor Erleichterung und Verlegenheit, da er zwar der Letzte von ihnen aber vor Alicia da war-weckte einige der besten und peinlichsten Erinnerungen in seinem Kopf und der Wahrsager hielt einen Moment inne, bevor er sich zurück riss und einen freien Platz einnahm. Als die Leiterin der Anstalt in Begleitung einiger der anderen Anwohner der Anstalt auftauchte, die Zanza zu seiner geschätzten Familie zählte, erzählte sie gleich von dem nächsten Einkaufstrip, an dem sie teilnehmen durften. Der Blauhaarige beschloss, vorher zumindest einen kleinen Happen als Ersatz für das Frühstück zu sich zu nehmen. Schließlich ging die Vorstellungsrunde los und mit einmal fühlte der Grünäugige die Nervosität wieder hochkommen. Ein beruhigend kühler Hauch zog über seine Schultern, die ein wenig herabsackten. Immer noch leicht aufgeregt fing der Wahrsager an, seine Karten zu mischen. Mindestens zwei der Anwesenden schienen immer noch misstrauisch gegenüber der Situation, denn sie sagten nichts über ihre Fähigkeit oder sonst etwas über sich. Wenn es ihnen so missfällt, warum sind sie dann hier? fragte sich der Nekromant verwirrt. Sie hätten schließlich schon längst verschwinden können, wenn sie so einen Platz wie die Anstalt nicht brauchten. Die Meisten schienen sich zumindest ein wenig erwärmt zu haben. Laverne's Vorstellung ignorierte er aus Prinzip. Der Kartenleger schluckte. Lieber früh als spät. Er nahm seinen Mut zusammen und fing dann mit gesenktem Blick an zu sprechen: "Nun...mein Name ist Zanza Aikan. 18." Er räusperte sich ein wenig, um auch noch den Rest rauszukriegen. "Ich denke...man kann...*ahem*.. .mich als Nekromant bezeichnen. In Gegensatz zu anderen Menschen oder Unsereins kann ich die Seelen der Verstorbenen sehen und für andere sichtbar machen. Allerdings kann ich ihnen mithilfe eines Mediums auch Körper geben, wie die Meisten schon gesehen haben..." Zum Schluss hin wurde Zanza immer leiser, bevor er erleichtert seufzte, dass er es hinter sich hatte. Aber wie um seine Behauptung zu untermeißeln und eine Warnung zu liefern, löste sich der Schatten einen großen Kopfes aus seinem und das Abbild eiskalter Augen leuchtete von der Wand auf.

  • Wer kennt es nicht? „Noch fünf Minuten!“. Zuerst ist das Zimmer noch in Dunkelgrau gehalten, das Auge erkennt alles und das leise Atmen der Zimmernachbarin bestätigt: Es ist noch Zeit. Dann, irgendwann ist es heller und das aufgewühlte Bett am anderen Ende des Raumes ist leer und man denkt sich „Es ist noch Zeit“. Doch dann, wie mit einem Schlag, wacht man auf, der Raum ist hell erleuchtet, die Sonne hat den Kuss mit dem Horizont bereits beendet und man quält sich aus dem Bett, weil man weiß, dass es zu spät ist.
    Ziemlich ähnlich erging es Cheja. Zwar hatte er einen wunderbaren und entspannenden Schlaf gehabt, doch das Aufstehen laugte ihn fast schon wieder aus. Eigentlich war es so gar nicht seine Art, spät aufzustehen, doch er konnte sich nicht einfach aus dem Bett reißen.
    Er durchwühlte das Zimmer, um nach seinen eigentlichen Klamotten zu schauen – er fand sie – und eilte dann den Gang vor seinem Zimmer entlang. Die anderen Erleuchteten waren schon alle hellwach, die meisten von ihnen schienen erleichtert, froh und gesättigt zu sein. Zum Glück musste er sein Haar nicht kämmen, doch er war sich sicher, dass man ihm seine Müdigkeit ansah. Er eilte den Gang entlang und kam im nächsten Gebäude in einen belebten Flur. Aus allen Richtungen kamen Jugendliche, von überall hörte er Stimmen. Desorientiert suchte er nach einem Punkt, den er von gestern noch kannte. Oben, im nächsten Stockwerk, war die Mensa, das wusste er. Er ging die Treppe hinauf und fand einen fast vollständig leeren Raum. Zwei Erleuchtete, die er gar nicht kannte, aßen noch die Reste von ihren Tellern, weitere zwei brachten gerade ihre Teller weg. Die Essensausgabe, so voll und üppig sie gestern noch bestückt gewesen war, war nun leer. In der Küche dahinter arbeiteten bereits die Küchenmitarbeiter.
    Etwas verloren stand er vor dem großen Loch in der Wand. Die Küchenchefin sah ihn fragen an. „Immer noch nich‘ satt?“
    „Ist noch etwas da?“, fragte Cheja. Er wusste, wie diese Frau reagieren kann; das hatte er gestern Abend noch erlebt.
    „Frühstück ist vorbei, mein Lieber-“
    „Es war richtig gut“, unterbrach er sie und hoffte, irgendetwas zu erreichen.
    „Hör mal“, sagte sie und drehte sich dabei um, „Frühstück gibt es in der Früh, nicht am Vormittag.“ Sie kam zurück mit einem Teller mit einem – wahrscheinlich fast schon trockenen – Brötchen, einem Klecksen Butter und unappetitlich aussehenden, braunen Masse. „Das erste und letzte Mal“. Damit gab sie ihm den Teller.
    Cheja drehte sich um. Er musste grinsen.
    Die braune Masse stellte sich als fürchterlich süßer, fast schon ungenießbarer Aufstrich aus. Hauchdünn strich sich Cheja das Zeug auf sein Brot. Für seinen Geschmack war es ekelig, doch er konnte sich vorstellen, dass die Köchin ihm wohl nicht etwas geben würde, was nicht essbar sei. Schnell schlang er jedoch sein Frühstück hinunter, brachte den Teller zurück und ging die Treppe hinunter. Der Flur war leer, doch durch eine angelehnte Tür waren Stimmen zu hören. Da er nicht wusste, was er diesen Morgen tun sollte, hörte er zunächst, was in diesem Raum vor sich ging – es war die Stimme eines Erleuchteten, das erkannte er. Dann fiel ihm auf einmal das Treffen ein, von dem die Leiterin erst am Vorabend gesprochen hatte. Schnell huschte er in den Raum.
    Jeden einzelnen, bösen Blick erwidernd, setzte er sich auf den nächsten freien Stuhl in der hintersten Reihe. Das unterbrochene Gespräch, oder vielmehr der Monolog, nahm schnell wieder Fahrt auf. Offensichtlich stellten sich alle Erleuchteten der Runde vor; Cheja erinnerte sich wage an so etwas. Der Reihe nach sagte jeder zumindest seinen Namen. Andere erzählten von ihren Familien und ihre Fähigkeiten, wie es schien.
    Als das Mädchen links von ihm sich vorgestellt hatte, schien er an der Reihe zu sein: „Ähm, mein Name ist Cheja und…“, er überlegte, „ich bin von Adyna. Ich flohe, weil wegen dem Krieg da. Ich kann anzünden Dinge mit Feuer. Ich sehe sie und dann sie brennen.“ Damit beendete er seine kleine Vorstellung. Mehr konnte er nicht sagen.
    Die Kinder und Jugendlichen rechts von ihm fuhren fort mit all ihren Geschichten.

  • Marcello zuckte zusammen, als er Geräusche in seiner unmittelbaren Umgebung vernahm, die es dort eigentlich nicht geben durfte. Dadurch dass er seine Augen noch geschlossen hatte, drangen die Geräusche noch deutlicher zu ihm vor, als wenn die Augen offen wären. Nicht gerade erfreut über die Störung, öffnete er seine Seelenspiegel und versuchte was durch die plötzlich hereinbrechende Helligkeit zu erkennen. Nach einer Weile erkannte er seine Umgebung wieder und er erinnerte sich auch wieder was gestern alles passiert war. Diese Erkenntnis ließ ihn leise aufseufzen. Dann setzte er sich auf und sah dass sein Nachbar bereits das Zimmer verlassen hatte. Dieser hatte sich wohl wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen benommen. Wenn dieser noch im Zimmer gewesen wäre, hätte es Marcello ihm übel genommen. Er mochte es nicht, wenn andere keine Rücksicht auf andere nahmen. Aber so wie es nun aussah war Xaroc der drohenden Ansprache entkommen. Vielleicht beim nächsten Mal. Bei dem Gedanken daran, umspielte ein sadistisches Lächeln seine Lippen. Anschließend schwang er sich aus dem Bett, suchte in seinen Sachen immer noch nach dem Bademantel, den er wieder nicht fand. Mann er braucht wirklich einen Neuen. Seufzend kramte er nach seinem Waschzeug und frischer Kleidung. Er mochte es nicht jeden Tag die gleiche Kleidung zu tragen. Das war doch unhygienisch ohne Ende. Marcello ging nun in den Waschraum und erledigte dort seine morgendliche Toilette. Darunter zählte selbstverständlich auch das Duschen. Selbstverständlich zog er sich dort auch um. Sofort fühlte er sich wie neugeboren. Als er noch einen letzten Blick in den Spiegel warf und mit einer Hand noch seine dunklen Haare auseinanderzupfte, war er recht zufrieden mit sich. Das einzige was ihn noch störte, war das sein Magen knurrte, was ihn daran erinnerte, dass er noch kein Frühstück zu sich genommen hatte. Das musste er schleunigst ändern.


    Gemütlich ging er zum Speisesaal und sah sich neben den anderen „Erleuchteten“ mit Unmengen von Essen konfrontiert. Natürlich war der Lautstärkepegel wieder extrem laut, aber das war normal. Marcellos dunkle Augen suchten die einsame Gestalt von Xaroc, denn er war immerhin der einzigste den er einigermaßen kannte. Ah da war er ja. Einsam und alleine saß er da und aß Waffeln. Da war sein Nachbar aber nicht alleine. Fast alle schienen das Zeug zu essen. Marcello konnte nur den Kopf darüber schütteln. Wie konnte man sich nur so ein ungesundes Zeug in sich hineinstopfen? Es weil zu süß, zu fett und kalorienreich für seinen Geschmack. Er selber holte für sich einen Kaffee, Vollkornbrötchen und fettarmen Quark. Zumindest hoffte er dass der Quark fettarm war. Der Junge trug seine Sachen zu Xarocs Tisch und ließ sich dort nieder. Langsam aß er sein Frühstück auf, denn er hasste es sein Essen in sich hineinzuschlingen. Das war nicht gerade gesund. Das Essen selber war nicht gerade schlecht.


    Nach dem Essen folgte er den anderen in einen Klassenraum. Da er selber keinen Platz mehr gefunden hatte, lehnte er sich gegen eine Schranktür und lauschte den Worten Alicias. Danach verfolgte er wie sich die anderen vorstellten bzw. nicht nicht vorstellten. Diejenigen die nichts von sich preisgaben, fand er ziemlich seltsam, aber jedem das seine nicht wahr? Das Gerede der Nervensäge ignorierte er auch. Es war aber gut zu wissen, dass dieser andere manipulieren konnte. „Also so ähnlich wie ich. Nun gut auf den muss ich achtgeben.“ Diejenigen die ihre Fähigkeiten nannten fand er ziemlich interessant und hätte gerne mehr davon gehört. Er dachte bei sich, ob er alles von sich preisgeben sollte. Sprich seinen vollen Namen oder einfach nur Marcello? Hmm. Während er weiter vor sich hin grübelte, hörte er dennoch zu was die anderen erzählten. Besonders faszinierend und doch ein wenig gruselig fand er die Fähigkeiten von dem Typ mit dem Turban. Zanza oder? Was es nicht alles gibt. Nachdem ein weiterer Junge sich vorgestellt hatte, gab er sich einen Ruck und sagte:“ Mein Name ist Marcello. Ich bin 16 Jahre alt und komme aus dem Land Rhadesian. Dies liegt in dem Kontinent Erana. Meine Fähigkeit ist die, dass ich andere mit meiner Stimme quasi hypnotisieren kann. Sprich sie machen dann was ich will. Bisher habe ich diese Fähigkeit aber kaum genutzt. Die wenigen Male geschahen jedoch nur aus Notwehr.“ Danach verstummte er.

  • Nachdem er fertig war, meldete sich ‚Monster-Marika‘ zu Wort und Xaroc lauschte gespannt. Sie kann diese Dwuos sehen, was sonst unmöglich ist? Aber... warum konnten wir es dann auf der Wiese auch erkennen? Bis auf sie hätte doch niemand eine Chance gehabt, wenn er sich getarnt hätte...
    Dann sah er reflexartig auf, als der nächste in der Reihe ‚Schweigsam‘ war, oder eher Samuel, wie er sich vorstellte, und dabei ausgerechnet Xaroc ansah. Sympathie hin oder her, in einer Menschenmenge zu viel Aufmerksamkeit zu bekommen, behagte ihm gar nicht, weswegen er, kaum dass er Blickkontakt mit ‚Doch-kein-Soldat‘ hatte, hastig woanders hinschaute. Dann zwang er sich, seine Aufmerksamkeit wieder auf die restlichen Vorstellungen zu richten.


    Zu den anderen Namen gesellte sich nun ‚Kiemen-Clea‘ dazu - wenn sie schon selbst sagte, ‚wie ein Fisch‘ - ebenso ‚Luftmauer-Leira‘, deren Vorstellung im krassen Gegensatz zu Lewis und Tonjas stand, und ‚Zauber-Zanza‘, bei dessen Demonstration Xaroc fast vor Schreck vom Stuhl gefallen wäre.
    Der nächste war dann ‚Schlecht-sprechen-Cheja‘ - der Name war nicht böse gemeint, sondern bezog sich aus Xarocs Sicht lediglich auf eine Tatsache - welcher Gegenstände nach Belieben anzünden konnte. Den verärgert man besser nicht, dachte sich der junge Schwertkämpfer.
    Dann folgte Xarocs Zimmerpartner ‚Musik-Marcello‘ - diesmal würde er seinen Namen nicht vergessen - der jemanden mit der Stimme ‚hypnotisieren‘ konnte, was Xaroc allerdings überhaupt nichts sagte, bis Marcello es erklärte. Daraufhin hoffte er, dass der andere ihn nach seine Missgeschicken nicht zum willenlosen Diener degradieren würde. Beim Frühstück war er jedenfalls merkwürdig still gewesen. Xaroc runzelte die Stirn. Ob er ihn verärgert hatte? Hoffentlich nicht schon wieder.


    Dann fiel ihm nicht weit von ihm eine junge Frau mit aschblonden schulterlangen Haaren auf. Nicht weil er sie besonders schön fand oder was von ihr wollte - Mädchen waren eines der vielen Dinge, von denen er keiner Ahnung hatte, was aber diesmal eher an seinem allgemeinen Desinteresse an ihnen lag - sondern ihr bei fast jeder Vorstellung die Zweifel und Missbilligung förmlich ins Gesicht geschrieben standen. Dies schien nur dann nicht der Fall zu sein, wenn sie ‚Läster-Lewis‘ immer wieder mal heimliche Seitenblicke zuwarf, auch wenn es so aussah, als würde sie angestrengt versuchen diese zu vermeiden, was ihr später auch gelang. Und dennoch schien sie keinerlei Anstalten zu machen, sich an der Runde zu beteiligen.
    Nun neugierig geworden, schwand ein Teil seiner Scheu, woraufhin er sich leicht vorbeugte und halblaut an den Leute zwischen ihnen vorbeiflüsterte: „Verzeihung, mir ist aufgefallen, dass Ihr recht wenig mitzuteilen habt. Möchtet Ihr Euch nicht auch vorstellen?“


    OT: Nur 'ne kleine Zusammenfassung für mich selbst, damit mein nächster Post nicht drei Seiten lang wird und damit der eine oder andere vielleicht zumindest eine (kleine) Reaktion von jemand anderem hat.
    Oh, und @ Rocketgirl: ganz kneifen ist nicht.
    :P

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

    3 Mal editiert, zuletzt von Xaroc ()

  • Es wurde nicht besser.
    Oder verständlicher.
    Die blonde Igelfrisur würde gut in eine Mischung aus "The Host" und DSDS passen, und wie jeder verwechselte er mal wieder Intelligenz mit Wissen. Sie wusste selbst nicht, wieso sie das immer so wütend machte, konnte ihr Stöhnen jedoch trotzdem nicht unterdrücken. Sofort schlug sie die Hand vor den Mund. Scheiße! Zu viele Augenpaare wandten sich ihr zu und sie rutschte mit aufgerissenen Augen tiefer in ihren Stuhl hinein, die Lippen fest zusammengepresst.
    Minutenlang wandte sie ihre Augen nicht von der Tischplatte ab, bis es ihr sicher erschien, sich wieder einigermaßen aufzurichten. Der Igel saß wieder auf seinem Platz und schien ihren wortlosen Kommentar nicht mitbekommen zu haben. Sie entspannte sich leicht.
    "Ist ja echt peinlich!"
    Eine zu laute, zu plärrende Stimme ließ sie wieder zusammenfahren. Genervt wandte sie sich zur Seite. Ein gackerndes Mädchen wickelte sich soeben selbstgefällig ihren Kaugummi um jedes verfügbare Körperteil. Gott. "Der Spinner issn Manipulator oder Puppenspieler, wenn mans so will. Beim Küchendienst hat er versucht unsrer Köchin falsche Gefühle einzupflanzen und sie dabei berührt. Ich kann es nicht genau sagen, aber ich vermute, dass er für einen Angriff auf die Persönlichkeit des Gegenübers als Hilfsmittel entweder Haut- oder Blickkontakt benötigt. Überlegt es euch also lieber zweimal, ob ihr im traut, oder ob nicht doch nur an euren Gefühlen manipuliert wird. "
    Was wie, Küchenhilfe? Etwa Lewis?
    Was?

    Langsam und starr lehnte sie sich wieder in ihrem Stuhl zurück. So schnell konnte es gehen.
    Gefühlsmanipulation, Teleportation, Wörter aus Büchern holen... was für ein verrückter Platz. Ihr Kopf fühlte sich leer an, glasig und durchschaubar. Für ganze 24 Stunden hatte sie gehofft, tatsächlich zu so etwas wie Gefühlen fähig zu sein. Eigenen Gefühlen. Und auch wenn diese... komische Sache noch nicht einmal ansatzweise an das Wort "Gefühle" drankommen konnte, war es ein Tiefschlag.
    Es war so schwierig, weiterhin geradeaus zu gucken und Lewis keinen Blick zuzuwerfen, dass sie ihren Kopf mit den Händen festhalten musste. Sie kam sich selbst blöd vor, einen Schlussstrich unter etwas zu ziehen, das keinen Anfang hatte. Keinen Anfang. Eine Art fehlgeleiteter Trotz wuchs in ihr hoch. Dies waren nicht ihre Gefühle und sie würde sich ganz sicher nicht davon kontrollieren lassen.
    Sie hatte zwar noch nie eine Beziehung gehabt, doch es klang anstrengend, entbehrlich und schmerzhaft. Sie wiederholte diese drei Worte wie ein Mantra und warf Lewis während der ganzen Versammlung noch nicht mal mehr einen winzigen Blick zu.
    Innerlich fühlte sie sich verbrannt.
    Marika fuhr mit den Vorstellungen fort und sie klinkte sich langsam wieder aus. Nur ein Mädchen mit rotbraunen Locken namens Klee oder so erschien ihr wirklich sympathisch. Sie lächelte sie kurz an, wobei sie versuchte, das Timing so abzustimmen, dass es nett, aber nicht aufdringlich wirkte, und kläglich versagte. Mit rötlichen Wangen wandte sie sich wieder ihrer Tischplatte zu. Dann war da noch ein Mann mit Rastalocken und Yoda-Grammatik (der hält sich wohl für besonders spaßig, kotz) und eine arrogantes, sommersprossiges Mädchen.
    "Verzeihung, mir ist aufgefallen, dass Ihr recht wenig mitzuteilen habt. Möchtet ihr euch nicht auch vorstellen?"
    "Whoa!!" Jasmin hüpfte leicht auf ihren Stuhl hoch, als sie das Flüstern von links vernahm. Der Igel hatte sich durch die Menschenmenge zu ihr gebeugt und sah sie neugierig an. Mit aufgerissenen Augen starrte sie zurück. Es dauerte einige Sekunden, bis ihr Gehirn die Information verarbeitete, dass er sie irgendetwas gefragt hatte.
    "Was, ähm... nee, eigentlich nicht, wieso? Sorry, ich... mag das nicht so" wisperte sie möglichst leise zurück.


    OT: Ohne einen Kampf werde ich nicht untergehen! :D

  • Die meisten hatten sich nun mehr oder weniger vorgestellt und Alicia ließ nicht erkennen, wie ihr Einstellung gegeben über jenen waren, die offensichtlich noch nicht bereit waren, den anderen erleuchteten oder ihr etwas über sich zu verraten. Da nun aber fast alle durch zu sein schienen, wandte sich die Heimleiterin direkt an Xaroc. „Lass gut sein, wir zwingen niemanden, sich vorzustellen, wenn er es nicht will.“, dabei lächelte sie dem Jungen beschwichtigend zu, bevor sie Jasmin einen schwer zu deutenden, langen Blick zuwarf, „Ich denke aber, wir sollten unsre kleine Versammlung hier damit beenden. Richtet euch bitte, wir treffen uns dann auf dem Hof. In einer halben Stunde ist Abfahrt. Seht zu, dass ihr dann im Hof oder am besten Schon im Bus seid, denn diejenigen, die schon länger hier sind wissen, dass ich nur sehr ungerne warte, wenn feste Zeiten ausgemacht sind und mitunter auch schon Trödler stehen hab lassen und ohne diese abgefahren bin.“ Mit diesen, an alle gerichteten Worten, entließ sie die Jugendlichen und verließ selbst das Zimmer.


    Marika kehrte nach dieser Zusammenkunft noch einmal in ihr Zimmer zurück. Mehr zufällig fiel ihr Blick dabei im Glasgang auf ein Thermometer, das an der Außenseite der Scheibe im Schatten des Wohngebäudes angebracht war und verkündete, dass es bereits knapp 30° Celsius draußen hatte. Dabei war es noch nicht einmal zehn Uhr. Ihren schwarzen Ledermantel würde sie also definitiv nicht mitnehmen. Ein sehnsüchtiger Blick glitt zu dem blauen Viereck, welches den Pool darstellte. Wie gerne würde sie jetzt einfach in das kühle Nass springen, aber das hier war nicht die Wildnis und über so etwas, wie Badeklamotten verfügte sie nicht. Nur mit Mühe riss sie sich von diesem Anblick los und eilte zurück auf ihr Zimmer und vernichtete als erstes das Küchlein in ihrem Nachtisch. Obwohl sie zum Frühstück bestimmt acht Waffeln verdrückt hatte und dieses noch gar nicht lange zurücklag. Dann überprüfte sie den Inhalt ihrer Taschen und lud ihre Dessert Eagle neu, ehe die Waffe wieder in einer der vielen Taschen ihrer weiten Hose verschwand. Ihren Mantel würde sie bei dieser Hitze nicht mitnehmen.


    Noch vor Ablauf der Zeit war die Streunerin auf dem Hof, bleib aber noch außerhalb des bereits vorgefahrenen Busses, bis die Abfahrt näher rückte. Erst, als Alica auftauchte, stieg Marika ein und ärgerte sich prompt, denn des Bus, der wohl die ganze Nacht in der Garage verbracht hatte, war noch etwas kühler wie draußen. Wie die Chefin angekündigt hatte, führen sie auf die Minute pünktlich ab. Der breitschultrige Bruno war wieder der Fahrer, während Alicia mit ihrem schwarzen Auto hinterherfuhr.
    Die Fahrt nach Stoneville, der nächstgrößeren Stadt, dauerte nur etwa zwanzig Minuten. Bruno parkte den Bus auf einem großen Parkplatz am Rande des Bahnhofes, welcher einen eigenen Busparkplatz besaß. Die Verkehrsberuhigte Innenstadt mit großer Shoppingmeile konnte man von hier schon sehen und begann direkt auf der anderen Seite der breiten Hauptstraße, unter der aber eine Unterführung hindurchführte. Alicia, die ebenfalls ausgestiegen war, gab nun jedem der Erleuchteten ein Taschengeld von 25 Dollar und erklärte, wer nun schon abschätzen könne, dass er mehr bräuchte, solle sich bei ihr melden. Zudem ermahnte sie alle, die Einkaufszettel der Einkäufe zu behalten und ihr, am Ende des Einkauftrips auszuhändigen. Desweiteren hätten die Jugendlichen zwei Stunden, um selbstständig shoppen zu gehen, ehe sie sich alle wieder auf der anderen Seite der Unterführung treffen würden. Sie selbst würde erst noch die Besorgungen der Anstalt, zusammen mit Bruno erledigen. Zuletzt bat sie die Erleuchteten, dass ein paar auf Tomomi Acht geben sollten.


    Nach dieser kleinen Ansprache wandte sich Marika an das Mädchen, welches zuvor bei der Besprechung angegeben hatte, unter Wasser atmen zu können. „Sag mal, möchtest du vielleicht mit mir zusammen einkaufen gehen?“, erkundigte sie sich bei der Rothaarigen. Da ihr Element das Wasser war, musste sie doch Ahnung von Badebekleidung haben und da es Marika schon seit dem letzten Tag mehr als alles andere juckte, in den Pool zu springen, war sie wohl die beste Anlaufstelle der Streunerin, die noch nie in ihrem Leben in einem Geschäft eingekauft hatte, geschweige denn mit den gängigen Größen für Kleidung umgehen konnte.

    OT: Sodele, da ich ein paar Spielern versprochen hatte, bis heute zu warten, kommt nun endlich der lang ersehnte Handlungsschritt. Ihr könnt eure Charas nun nach Herzenslust shoppen gehen. Wenn ihr mehr wie umgerechnet ~ 20€ braucht, wendet euch bitte direkt an Alicia und schreibt mich an, damit ich euch ihre Reaktion geben kann. Läden könnt ihr in der Innenstadt, die komplett reine Fußgägerzone ist, alle einbauen, die die Innenstadt einer mittelgroßen Stadt auch haben sollte^^. Natürlich kann es gerne auch den ein oder anderen ausgefallenen Laden geben, aber so was wie Waffenläden will ich nicht sehen ;)


    Da diese Aktion Gefahr laufen könnte, einen Stopp im RPG zu verursachen, bekommt ihr dafür vorerst zwei Wochen Zeit. Wenn die Aktivität gut ist und ihr noch Zeit braucht, könnt ihr auch noch mehr bekommen, aber ich möchte ungern, dass das RPG wieder etwas stockt.
    Dabei nun ein großes Lob an euch, ihr habt die Vorstellugnsrunde wirklich gut gemeistert, nahezu alle haben etwas dazu beigetragen^^. Dafür gibt es auch direkt nach dem Shoppingtripp wieder etwas Spannenderes^^.


    Wenn sich jemand Marika anschließen will, ist er herzlich eingeladen^^. (Ich hoffe ja auf ne lustige Mädchenrunde^^)
    @Apollonia: Dein Chara ist gemeint, aber da ich schon gefragt hab, sollte das klar gehen, oder? ^^

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • "Okay...", antwortete Tomomi leise auf Arts Antwort, wobei sie die Sache mit dem G'day nicht ganz verstanden hatte. Generell war sie in dem Fach Sprache schwach und kannte sich auch nicht mit alltäglichen Dingen, wie Begrüßungen aus.
    Den Rest der Vorstellungsrunde blieb die Mumie still und hörte aufmerksam zu. Sie selbst stellte sich nicht vor. An sich kannte jeder ihren Namen und über ihre Fähigkeiten wollte sie nicht sprechen. Selbst Alicia hatte ihr gegenüber erwähnt nicht unbedingt jedem über ihre Vergangenheit zu sprechen, auch wenn die Leiterin immer hinzufügte, dass jeder Tomomi lieben würde, egal was früher war.
    Besonders bei Xaroc wurde die Mumie aufmerksam. Da war tatsächlich noch jemand, der nicht so viel von der Welt wusste, weil er an einem Ort gefesselt war. Ein Fünkchen Freude und Erleichterung keimte in Tomomi auf, zeigte das aber nicht. Außerdem schaute sie interessiert zu Leira, die beim Anfall des Mumienmädchens sie verteidigt hatte. Alicia hatte Tomomi beigebracht, dass man dafür 'Danke' sagen sollte, was sie bei Gelegenheit auch machen würde.


    Schließlich stand die gesamte Gruppe vor der Einkaufsmeile und jeder bekam sein Taschengeld. Das Geld steckte sich Tomomi in ihren Mantel und auch das Handy, womit sie Mama erreichen konnte, verschwand unter dem Mantel, der während der Hitze eigentlich eine Pein sein sollte. Da Tomomi aber schon seit Jahren so rumläuft, hatte sie sich daran gewöhnt, auch wenn ihre Haltung verriet, dass es schönere Sachen gab als bei +30°C Bandagen und einen Mantel zu tragen. Dieses Aussehen mag eventuell ein Grund sein, warum Tomomi nicht alleine einkaufen gehen durfte. Den genauen Grund wusste sie aber nicht. Mama sagte immer, dass sie Tomomi ganz lieb hat und ihr nichts passieren soll. Solche Sätze waren es, die es tatsächlich schafften die Wangen der Mumie etwas rötlich zu färben. Doch diesmal stand sie mitten in der Gruppe, genauer gesagt neben Marika und Clea, die anscheinend schon Pläne für den Einkauf schmiedeten. Das Auge unter der Kapuze versteckt, schritt sie lautlos zu den beiden näher heran: "Ich möchte in den Süßigkeitenladen...", und während sie das sagte, senkte sich ihr Kopf etwas verlegen, was aber niemand sah. Sie ging immer zuerst Süßigkeiten kaufen. Auf Tomomi hatten sie seit dem ersten Genuss eine magnetische Wirkung gehabt.

  • Dem leisen Aufschrei und dem Hüpfer nach, hatte die junge Frau nicht damit gerechnet von der Seite angesprochen zu werden. Aus ihrem Gestammel wurde er allerdings nicht sonderlich schlau.
    ‚Wieso?!‘ Es heißt doch nicht ohne guten Grund Vorstellungsrunde. Ehe er das jedoch laut aussprechen konnte, natürlich auf eine höflichere Art, mischte sich Alicia ein, die ihm lächelnd erklärte, dass niemand der Anwesenden dazu gezwungen wurde. Und ich habe mir solche Sorgen gemacht... , dachte er, schwieg jedoch dazu. Stattdessen warf er der aschblonden einen entschuldigenden und, wie er zumindest hoffte, verständnisvollen Blick zu und beugte leicht den Kopf, als Zeichen, dass er es akzeptierte.


    Bei der darauf folgenden Ankündigung, Abfahrt sei in einer halben Stunde, konnte er ein leises Seufzen jedoch nicht unterdrücken. Was war denn nochmal eine halbe Stunde? Da er ja keine Uhren ablesen konnte, kannte er auch die einzelnen Einteilungen der Zeit nicht. Daheim wurde ihm immer Bescheid gegeben, wann er dieses oder jenes zu tun hatte. Aber hier konnte er sich nicht darauf verlassen.
    Da alles andere nichts brachte, half nur eins: sofort zum Bus gehen, um auf alle Fälle sicher zu sein. Glücklicherweise hatte er, bis auf die Kleidung, die er zur Wäsche gegeben hatte, bereits all sein Hab und Gut dabei, was nicht allzu viel und war und zum Glück auch leicht, also musste er auch nicht nochmal zu seinem Zimmer zurückkehren.


    Kaum dass Xaroc einen Fuß aus dem Haus getan hatte, kam ihm eine regelrechte Welle aus Wärme entgegen, und er begann sofort zu schwitzen. Dort wo er herkam, war es wesentlich kühler, weswegen ihm das ganze eher unangenehm war. Gut das sowohl Jacke als auch T-Shirt kurzärmlig waren und bei Bedarf verschwinden konnten.
    Da er sofort losgelaufen war, war er auch der erste, der am Bus ankam und sich sogleich seinen neuen Lieblingsplatz in Beschlag nahm: ganze vorne auf der Türseite. Zum Glück war es im Bus deutlich kühler als draußen, so dass es nicht ganz unangenehm war, obwohl er eigentlich nur ungern drinnen war.
    Lange alleine blieb er auch nicht, als Marika dazukam, aber glücklicherweise draußen wartete. Alleine mit ihr zu sein, hätte wahrscheinlich kein gutes Ende genommen... zumindest nicht für ihn.


    Nachdem die halbe Stunde um war, Xaroc kam es wie eine Ewigkeit vor, waren dann alle beisammen und es ging los. Obwohl die Fahrt sogar noch kürzer als die Wartezeit war, und schon gar nicht an die Hinfahrt zur Anstalt heran kam, schien sie für ihn sogar noch länger zu dauern. Ein Grund dafür war, dass er diesmal nicht müde war und schlafen konnte. Fast die gesamte Fahrt über wippte er ungeduldig mit dem Fuß, obwohl das ganz und gar nicht von gutem Benehmen zeugte, ihm war das diesmal jedoch herzlich egal.


    Bei ihrer Ankunft schaute er sich allerdings erstmal mit großen Augen um. Natürlich war er auf seiner regelrechten Flucht schon in der einen oder anderen kleinen Stadt gewesen, hatte dort meist jedoch nur nach einer Unterkunft oder etwas Essbarem gesucht oder war lediglich von Bus zu Bahn, von Bahn zu Zug und von Zug zu Bus geeilt, um möglichst schnell weiter zu kommen.
    Dies war jedoch sein erster richtiger (oder zumindest bewusster) Besuch auf einer Einkaufsmeile und sein Erstaunen war nicht geschauspielert. Wie Alicia jedem seine 25 Dollar gab bemerkte er kaum, nur dass es für seine Verhältnisse erstaunlich wenig für eine Einkaufstour zu sein schien. Zum Glück hatte er selber mehr als genug mit. Die Mitteilung, die Kassenbons aufzubewahren bekam er gar nicht erst mit und die erlaubten zwei Stunden sagten ihm auch nicht viel, außer das er besser nicht alleine herumstreunern sollte.


    Immer noch erstaunt blieb er auf der Stelle stehen und sah sich weiterhin um. Wo sollte er nur anfangen?

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

    Einmal editiert, zuletzt von Xaroc ()

  • Um Art herum trafen die restlichen Vorstellungen ein. Laverne war anscheinend in der Lage, die Emotionen umliegender Leute zu manipulieren - und bisher hatte er ihn nur für eine merkwürdige Gestalt mit dem unseligen Zwang, Leute anzufassen, gehalten. Nun konnte er sogar glatt nützlich werden. Auch der Rest zeigte seine besonderen Fähigkeiten - Nekromantie sowie Hellseherei, Atmen unter Wasser, das Erschaffen unsichtbarer Wände. Marika erklärte, dass sie in der Lage war, die Monster zu orten. Am Interessantesten war allerdings ein Junge, der die Landessprache nur gebrochen beherrschte, aber anscheinend zur Pyrokinese in der Lage war.


    Und dann ich und meine atemberaubende Fähigkeit. Weitsichtigkeit. Nun, die Vorstellungsrunde war anscheinend aufgehoben worden, also verließ er - wie der Rest - den Raum. Als erstes kehrte er in sein Zimmer zurück, ging sicher, dass er allein war, und zog dann den Zettel vom letzten Abend aus der Brusttasche seiner alten Hose. Mit einem Bleistift ergänzte er die Liste der gesammelten Fähigkeiten noch um einige Einträge, dann lehnte er sich zurück, um über die Situation nachzudenken. Well, well. Eine kleine Einkaufstour. Auf diese Weise könnten sie die Stadt kennen lernen, oder so ähnlich. So sagte es zumindest Alicia, in ihrer Eigenschaft als die Einzige, die von den Erleuchteten keine direkte Abscheu erntete...


    Sein Blick fiel auf einen der neueren Einträge auf seiner Liste. Manipulation von Emotionen. Plötzlich war er sich nicht mehr ganz so sicher, was er von der Sache halten sollte. Bisher war noch nicht ein einziges Wort darüber gefallen, was man hier eigentlich machte. Etwas von "Unterricht" und "Training eurer Fähigkeiten" war gefallen, und das musste nicht umbedingt heißen, dass ihre Fähigkeiten hinterher einem vernünftigen Ziel zugeführt werden. Und über einer so suspekten Veranstaltung stand Alicia, und sie war unnatürlich sympathisch. Etwas an dem Bild war nicht ganz stimmig, und Art war sich auch klar, was.


    Then again, was soll schon passieren? Es gab kaum etwas, womit er nicht fertig werden würde. Es waren doch bloß Menschen. Was sollten die ihm schon groß tun?


    Als einer der Letzten kam auch Artemis am Bus an. Aber etwas hatte sich in der letzten halben Stunde verändert - war er vorhin einigermaßen zivil zur Versammlung gekommen, so trug er nun wieder Mantel, Schirmmütze und Latzhose. Nur das Sweatshirt hatte er beibehalten, da es merkbar weniger kratzte als der geerbte Pullover, und unter dem Mantel fiel die Änderung eh kaum auf. Wortlos stieg er in den Bus ein und suchte sich einen beliebigen Platz in der Mitte. Die ganze Fahrt über sprach er mit seinem Nachbarn kein Wort; momentan hatte er keinen Grund, übertrieben gesellig zu werden.


    Auf der Einkaufsmeile nahm er sein Geld an sich und blickte sich um. Das wichtigste war zuerst einmal, die eigenen Haare wieder in Form zu bringen, also schickte er seinen Blick in die Ferne. Gut dreihundert Meter entfernt war ein Friseursalon zwischen einem Fahrradladen und einer Seitenstraße platziert, also ging er in diese Richtung. Wenn etwas von dem Geld übrig blieb... mal sehen.


    Off Topic: Damn. Ist das wirklich von mir? Bei diesem Post ging mir wirklich die Kreativität ab. Na ja, egal. Ich glaube, die Einkaufsstraße bietet einiges an Material. Nur dieser Übergangspost war schwer auf die Beine zu stellen.

    No time to search the world around
    'Cause you know where I'll be found
    When I come around
    When I come around, yeah

    Einmal editiert, zuletzt von Tungsten. ()

  • Um Samuel herum ging die Vorstellungsrunde noch einen kleinen Moment weiter. Nach seiner eigenen Vorstellung folgte er den anderen wieder so halb aufmerksam, wie er denjenigen gefolgt war, die sich vor ihm vorgestellt hatten.
    Wiederum darauf folgend wurde die Zeit bis zu Abfahrt ihrer kleinen „Stadttour“ auf exakt dreißig Minuten festgelegt woraufhin Samuel als einer der ersten den Raum verließ. Die Busfahrt war eine sehr gute Möglichkeit, von hier weg zu kommen, doch wie er am Morgen festgestellt hatte, hatte er vorher noch etwas zu tun. Nicht sonderlich auf seine Umgebung achtend, weil er sie mittlerweile als sicher einschätzte, huschte er so schnellen Schrittes in Richtung der Wäschekammer. Hier angekommen schlenderte er ein paar mal durch die Reihen der Kleidungsstücke, bis sein Blick endgültig an ein paar einfarbig braunen Pullovern und T-Shirts hängen blieb. Einen Moment zögerte er noch, dann griff er sich jeweils eines der einfachen Kleidungsstücke, die er in seinem Rucksack unter die am Morgen in ihm verstauten Essensvorräten schob. Der Rucksack war noch mit das Stoffgebilde an ihm, das den besten Zustand aufzuweisen hatte, verglichen mit den anderen abgetragenen Kleidungsstücken.
    Weiter hatte er hier nichts mehr zu erledigen, sodass Samuel das Textillager wieder hinter sich zurückließ und für einige Minuten ziellos durch das Gebäude lief und nur als er an den Sanitäreinrichtungen vorbeikam, diese nutzte.
    Nachdem dann seinem Zeitgefühl nach die halbe Stunde sich dem Ende nährte, bewegte er sich in Richtung des Platzes, auf dem sie den Bus auch verlassen hatten.
    Ab dem Moment, indem er in den nicht ganz vollen Bus stieg und sich wahllos auf einen Platz setzte, versank er für die Dauer der Fahrt in Gedanken und überlegte, was er von der verrückten Truppe um ihn halten sollte.
    Erst bei ihrer Ankunft in der Stadt schärften sich seine Sinne wieder. Während der Bus zum Stillstand kam blickte sich Samuel in der Umgebung um noch bevor er ausstieg.
    Die Stadt kam ihm in der Tat entfernt bekannt vor, doch konnte er sich nicht erinnern, an genau diesem Ort gewesen zu sein. Soweit so gut.
    So vergewisserte er sich noch einmal, dass seine Waffe nicht zu sehen war, setzte seinen Rucksack auf und folgte den anderen nach draußen.
    Nach der Verteilung des Geldes wartete er noch einen Moment, bis einige der anderen untereinander sprachen und trat vor die Chefin der Einrichtung. Ausdruckslos schaute er sie einen Moment an, bevor er tief einatmete, einmal seufze und mit den Händen in den Gurten des Rucksacks fragte: „Kann ich das Maximum ausgehändigt bekommen?


    Alicia begutachtete ihn einen kurzen Moment und blickte ihm dann direkt in die Augen. "Dann würde ich gerne erfahren, was du denn kaufen willst.", antwortete sie nur.


    Dem Blick mit schräg gelegtem Kopf standhaltend antwortete Samuel sachlich „Das reicht für ein Essen. Kleidung und Ausrüstung sind da nicht drin.


    "Du hast auch keine Liste ausgefüllt, was du brauchst. Das Taschengeld reicht für Kleinigkeiten, da hast du Recht. Aber wenn du fünfundzwanzig Dollar für ein einziges Mittagessen einplanst, musst du wirklich einen monströsen Hunger haben. Du kannst mir aber gerne ganz konkret sagen, was du brauchst.", noch immer lächelte sie freundlich, auch wenn in ihren Augen nun ein wachsamer Ausdruck lag.


    Ein paar Sachen sind ziemlich verschlissen.“, war die prompte Antwort Samuels, auf die eine Pause folgte, in der ihm klar wurde, dass das sicher nicht überzeugen würde, sodass er noch nachsetzte. „T-Shirt, Pullover, Messer, Kochkram zum Beispiel.Auch wenn ich keinen Grund habe, das zu ersetzen. Doch sein T-Shirt und der Pullover waren in der Tat zerlöchert und abgetragen, während sein Messer, auch, wenn man es nicht sah, ebenfalls sehr mitgenommen war.


    "In Ordnung, welche Art von Kleidug bevorzugst du? Dann werde ich mich bei dem entsprechenden Laden melden und ihm sagen dass du kommst und er die Kleidung mir in Rechnugn setzen soll. Du wirst dann aber ein Beweis vorlegen müssen, dass du tatsächlich der bist, den ich angekündigt hab.", erklärte sie sanft und sparte scheinbar absichtlich die anderen Sachen aus, "Du musst mir nur die Quittungen danach geben."


    Ankündigen lassen... Wozu versuche ich eigentlich nicht nachverfolgbar zu sein, wenn ich auch vorher schon sagen kann, was ich machen werde?Soll ich meinen Namen auf die Stirn schreiben?“ erwiderte Samuel jedoch weiterhin in nüchternem Tonfall.


    "Nein, das nicht, aber ich werde dich natürlich ihm genau beschreiben. Dein Name wird dabei nicht nötig sein, also keine Sorge. Meistens stellen die Verkäufer um sicher zu gehen eine Standartfrage über die Morgan-Fox-Anstalt, oder zumindest über das, was sie zu wissen glauben.", erwiderte die Leiterin ungerührt und weiterhin freundlich, ihr wachsamer Blick hatte sich aber noch eine Spur verschärft, "Waffen wirst du nicht von mir bekommen und dir auch nicht besorgen, solange du mit mir in Verbindung gebracht wirst. Offiziell sind wir eine Anstalt für jugendliche Straftäter und schwer erziehbare Jugendliche, wobei ihr für die Leute heir zu letzterem gehört. Ich kann nicht zulassen, dass in meinem Namen öffentlich Waffen gekauft werden. Das würde alle anderen Erleuchteten in der Anstalt gefährden. Wenn du ein neues Messer brauchst, klär das zu Hause mit meinem Waffenmeister oder Bruno."


    Mehr als ein Brummen als wirkliche Sprache drang aus Samuels Mund, während er einmal schwach nickte. „Schwererziehbar, 'Zu Hause' ... soweit kommt's noch.“ in Gedanken fügte er noch hinzu. Na ja, dann eben nicht.


    "Diese Leute sind nur Menschen, es kann dir also egal sein, was sie von dir denken.", meinte die Frau weicher, "Und ja, ich hoffe, dass die Anstalt für dich auch zu einem Zuhause wird."


    Diese Antwort was das letzte, was Samuel hören wollte, sodass er noch einmal ungläubig und abweisend schnaubte, bevor er sich von der Frau abwandte. Schade, hätte es geklappt wäre es leichtes Geld gewesen.
    Weiter achtete er nicht mehr auf die anderen, sondern drehte sich um und verschwand schnellen Schrittes in Richtung der Gassen mit den meisten Menschen, in denen man am besten untertauchen konnte. An den Seiten befanden sich zwar nur Läden mit modischem Kram und allem, was Jugendliche und auch Erwachsene mit zu dickem Geldbeutel anlockte, doch das war deutlich besser als einfach so am Bus herumzustehen. Außerdem musste er überlegen. Wie sollte er am besten von hier wegkommen und wie viel Vorsprung hatte er noch? Was hatte in der Aufenthalt in der Anstalt gekostet und was die beiden Busfahrten gebracht? Wie groß war die Bedrohung, die von den Personen, die mit ihm zusammen gewesen waren, ausging?
    Ein ganzer Haufen Fragen wanderte durch den Kopf des aus der Masse hervorstechenden jungen Mannes und ließen selbst seine Wahrnehmung und Aufmerksamkeit nachlassen.


    OT: Sollte jemand Interesse daran haben, darf Samuel gerne jemand hinterher gelaufen sein und ihn aus seiner „Aufmerksamkeitslücke“ aufwecken“.

  • Emma erwachte, noch bevor die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg durch das Fenster fanden. Als sie das weiche Bett unter und die zerwühlte Decke um und neben sich spürte, hielt sie kurz inne, um ihre Gedanken zu sortieren. Sie war in einer Anstalt oder so und würde eventuell länger hier bleiben. Der Gedanke war seltsam, aber länger wach im Bett liegen zu bleiben, hielt Emma für absolute Zeitverschwendung. Leira, die im anderen Bett lag, schien noch zu schlafen, als sich Emma ihr dreckiges T-Shirt wieder aus dem Rucksack fischte und gegenüber in die Duschräume huschte, die glücklicherweise noch leer waren. Sie schlüpfte in eine der Kabinen, begutachtete zweifelnd den Duschkopf - Was Menschen nicht für seltsame Dinge erfinden… - und drehte ihn auf.
    Emma wusste nicht, wie lange sie da stand und einfach nur dem Wasser beim fließen zusah, aber ein anderer Erleuchteter benutzte in dieser Zeit ebenfalls die Duschen. Irgendwann kam Emma dann das Rauschen einigermaßen natürlich vor; doch bevor sie sich selbst unter den Wasserstrahl stellte, wusch sie zunächst ihr T-Shirt, damit es sie es bald wieder anziehen konnte und keines aus dem suspekt verwühlten Haufen nehmen müsste.
    Als das warme Wasser über ihren Körper floss, durchströmte Emma ein wohliges Prickeln. Dennoch beeilte sie sich, sich zu waschen und wieder anzuziehen. Während sie gerade erfühlte, dass das T-Shirt wohl noch etwas länger zum Trocknen brauchen würde, erklang derselbe Gong, wie auch schon am Abend zuvor. Das musste also bedeuten, dass es nun Frühstück gab.
    Bevor sich Emma auf den Weg zum Speisesaal machte, hängte sie noch ihr noch feuchtes Oberteil über die Lehne des Stuhls in Zimmer Nummer drei. Dann versuchte sie den Weg zurück in den Raum zu finden, in dem gestern Abend das größte Chaos überhaupt ausgebrochen war. „Das ich da freiwillig wieder hingehe…


    Als das Mädchen den großen Raum betrat, schlug ihr ein sehr süßer Geruch entgegen. Als sie näher an die Essensausgabe kam, erkannte sie, dass er von den weichen, hellbraunen Teigklumpen kommen musste, die sich die anderen zuhauf auf ihre Teller luden. Emma verzichtete. Zucker fühlte sich seltsam an, ihn ihrem Mund. Stattdessen nahm sie sich zwei Scheiben Graubrot und belegte sie mit Käse. Dann suchte sie die Tische nach einem Sitzplatz ab und fand ihn sehr weit abseits am Fenster.
    Nachdem sie ihr Frühstück beendet hatte, folgte sie den anderen Erleuchteten („Das klingt immer noch seltsam“) in einen der Klassenräume, wo Alicia sie zu einer Vorstellungsrunde aufforderte. Den Anfang machte hierbei Arthur, der sich nur mit „Art Faraday“ vorstellte. Danach folgte Lewis mit einer viel zu… seltsamen Vorstellung. Darauf ging auch sogleich eine andere Erleuchtete ein, die anscheinend schon länger hier wohnte. Sie hieß Tonja und erklärte zunächst Lewis’ Fähigkeit der Gefühlsmanipulation. Emma erinnerte sich an ihre erste Begegnung mit dem „Paradiesvogel“. „Auch wenn er manipuliert hat, er hat mir ja doch geholfen…“, überlegte sie. „Ein Keyboard… es kann ganz verschieden spielen, verschiedene Klänge produzieren… da hätte ich früher stutzig werden können.“ Tonja selbst, auch „Löscher“ genannt, konnte psychische Kräfte Blocken. Plötzlich ließ ihre Stimme in Zusammenhang der fast zu schnellen Xylophonmelodie, die sich nun über das Gewirr der anderen Melodien erhob, Emma einen Schauer über den Rücken jagen. Wenn die Melodien wirklich ihre besondere Fähigkeit waren, dann wollte sie auf keinen Fall, dass diese Tonja sie davon abhielt, diese zu hören.
    Mit der nächsten Vorstellung konnte sie der Zitter den Namen Xaroc zuordnen, der erstaunlich viel erzählte. Emma war sie ziemlich sicher, in den nächsten Minuten schon mindestens die Hälfte wieder vergessen zu haben. Als nächstes stellte sich die Schützin als Marika vor und Emma erkannte eindeutig ein Jagdhorn, das ihre Vorstellung und die Fähigkeit Dwuchze (oder so, Emma ging davon aus, dass das die Biester waren, von denen sie eins vorletzte Nacht angegriffen hatte) zu sehen bzw. zu erkennen. In Gedanken bei den grässlichen Biestern bekam Emma von der folgenden Vorstellung nichts mit und schalt sich, dass sie nun besser aufpassen müsste. „Wenigstens die Namen zu wissen, sollte ganz praktisch sein.
    Auf Clea, die unter Wasser atmen konnte und von der aus eine leichte Glockenspielmelodie an Emmas Ohren drang, folgte Leira, die erklärte, dass sie unsichtbare Mauern aufbauen konnte. „Sie hat also mit dafür gesorgt, dass wir alle noch leben“, dachte Emma anerkennend. Sie erinnerte sich, wie Leira ihre Fähigkeit als interessant bezeichnet hatte. „Bringt mir nur leider nichts gegen diese Bestien…
    Als nächstes erklärte Zanza, ein schon so unheimlich aussehender Typ, seine Fähigkeit: Seelen Verstorbener sehen und sichtbar machen. Seine altertümlich wirkende Melodie auf einen Instrument, von dem Emma zwar wusste, dass ihre Großmutter es einmal erwähnt hatte, dessen Name ihr nun aber nicht mehr einfiel, brannte sich mit den eiskalten Augen des Schattens, der an der Wand erschien, in ihren Kopf. Dieser Ort, dieses Leben wurde immer unheimlicher.
    Hiernach folgte Cheja, der nur gebrochen diese Sprache beherrschte. Er erzählte, dass es aus Adyna komme. Emma vermutete, dass auch das Instrument aus dieser ihr unbekannten Region stammen musste. Als er erklärte, dass er Dinge in Brand setzen konnte, dachte Emma wieder an ihre „Fähigkeit“, die sie nie als solche erkannte hatte. Sie wusste nicht, was sie damit anfangen sollte.
    Bevor Alicia die Runde auflöste und ihnen klarmachte, dass, wer mit in die Stadt zum Einkaufen wollte, sich in einer halben Stund am Bus einzufinden hatte, stellte sich noch Marcello vor, der mit seiner Stimme hypnotisieren konnte, es aber laut seinen Angaben nur zur Notwehr nutzte. Emma dachte an ihr Gespräch. Er schien nett zu sein und sie fühlte sich auch kein wenig dadurch hypnotisiert. Es stimmte schon, was er sagte.


    Langsam begann sich nun der Raum zu leeren und Emma war relativ froh darüber, sich nicht vor der Gruppe vorstellen zu müssen. Allein der Gedanke daran war ihr unangenehm. Sie nahm sich aber vor, irgendwann demnächst Alicia ihren Namen zu nennen. Zum einen weil sie ihr eine Unterkunft verschafft hatte und zum anderen weil Emma sich erhoffte, vielleicht doch irgendetwas von ihrer Melodie erkennen zu können. Wenn ihre Geschichte mit der Veränderung durch den Stern allerdings stimmte, gab es wenigstens eine gute Erklärung, warum Emma bisher noch nichts hatte hören können.
    Weil sich das Mädchen aus Aceri in der Situation noch nicht hundertprozentig sicher fühlte, ging es in der Zeit, die ihm bis zur Abfahrt blieb, in sein Zimmer, steckte das immer noch nicht ganz getrocknete T-Shirt in den Rucksack, welchen es sich aufsetzte, bevor es sich auf den Weg zum Bus machte. Hier war die erste Möglichkeit, Alicia, die nach der Vorstellungsrunde so schnell verschwunden war, zu sprechen. Doch Emma wartete vergebens, denn die Direktorin kam als eine der letzten zum Bus, der daraufhin gemütlich zur nächsten Stadt fuhr. Dort angekommen händigte Alicia jedem 25 Dollar aus. Schon wieder Geld, für das Emma nicht gearbeitet hatte. Sie fühlte sich nicht so ganz wohl bei dem Gedanken und war nun noch entschlossener, sich wenigstens vorzustellen, auch wenn sie ihre Fähigkeit, die sich in ihrem Kopf immer noch nicht als solche anfühlte, wieterhin für sich behielt.
    Zunächst musste sie allerdings warten bis der Junge, dessen Vorstellung sie verpasst hatte, mit der Direktorin über mehr Geld diskutiert hatte. Anschließend trat das Mädchen zu Alicia heran. „Entschuldigung, dass ich…“, begann sie und stockte. Dann übersprang Emma einfach die Erklärung und erklärte bloß: „Ich bin Emma. Ich wollte mich nur einmal vorstellen.
    Freut mich, dich kennen zu lernen Emma“, antwortete Alicia freundlich lächelnd.
    Emma lächelte, nickte, drehte sich um und sah sich nach den anderen um. Das alles sah nach einem völlig unspektakulären Vorgang aus, doch ihr Gehör und ihr Gehirn arbeiteten auf Hochtouren. Alicias Melodie war schwieriger herauszuhören als Tomomis. Es war, als fehlte etwas… als wäre sie nicht echt, wie sie sich freundlich und aufmerksam doch in Emmas Ohren schlich. Sie konnte es einfach nicht einschätzen und das ärgerte sie ungemein, ließ Alicia aber auch nicht vertrauenswürdiger wirken. Natürlich konnte es sein, dass Emma sich bei der Interpretation einfach vertat, aber das glaubte sie nicht.
    So sehr in Gedanken versunken bemerkte das Mädchen nicht, wo es hinlief, bis sie schließlich in die Schützin – Verzeihung, Marika – hineinlief. „Entschuldigung“, murmelte sie und hoffte, dass die andere ihr nicht gleich den Kopf abriss.


    OT: Entschuldigt bitte, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, ab jetzt werde ich aber wieder aktiver sein.
    Zanzas Instrument ist ein Aulos, der sich so anhört, Chejas Instrument ein Kemence, was (glaube ich) eigentlich ein Überbegriff für zwei türkische Instrumente ist. Ich meine das, was so klingt. Wenn du, SiJAVB, mit der Verbindung zum Türkischen nicht einverstanden sein solltest, bemühe ich mich noch, ein anderes Instrumen zu finden.
    Lone Wolf: Ich habe keine Ahnung, warum, aber ich finde für Samuel weder Melodie noch Instrument. Ich hab bestimmt eine halbe Stunde alles mögliche durchsucht, aber nichts Passendes entdeckt. Wenn dir (oder auch irgendjemandem sonst) spontan etwas einfällt, wäre ich froh, wenn du es mir schicken könntest.
    Sheewa: Sorry wegen des Anrempelns, aber es schien mir gerade passend. ^^"

  • Immer noch unentschlossen blieb Xaroc auf der Stelle stehen. Drei Fragen stellten sich ihm nun: Wie lange sollte er in der Einrichtung bleiben? Was brauchte er für die Zeit seines Aufenthaltes? Und wo konnte man es sich holen? Plötzlich merkte er, dass er aus einer Angewohnheit heraus eine Diskussion belauschte, die inzwischen entbrannt war. Eine lästige, aber manchmal auch nützliche Angewohnheit. Da er zu Hause nie direkt über dieses oder jenes informiert wurde, musste er sich mit lauschen begnügen. Und da bei so etwas jederzeit etwas interessantes dabei sein konnte, hielt er manchmal unterbewusst die Ohren nach solchen Konversationen offen.


    Als genauer hinhörte stellte er fest, dass es sich bei den Diskutierenden um Alicia und um Samuel Keinnachname handelte, welcher wohl auf sehr direkte Weise um mehr Geld ersuchte. Alicia hingegen löcherte ihn nach den Gründen dafür, die der andere anscheinend bereitwillig angab. Dennoch schien sie misstrauisch zu bleiben. Was ist denn schon dabei, etwas mehr rauszurücken? 25 sind doch wirklich nicht viel. In der Regel waren für ihn solche ‚Summen‘ wie 50 Cent für alle anderen.
    Doch sie blieb weiterhin hart und hielt einen Vortrag über Vorschriften und dies und das. In einem Punkte musste Xaroc zustimmen, Waffen mussten doch wirklich nicht sein. Ersten hatte er schon eine, zweitens brauchten sie die doch nicht in der Einrichtung und drittens... es fiel ihm kein drittens ein. Der andere schien jedoch von der hartnäckigen Verweigerung wenig angetan zu sein, denn er brummte die letzten Worte nur.


    Plötzlich meinte Alicia nur, alle anderen seien ja nur Menschen, was einen plötzlichen Anflug von Wut in Xaroc auslöste. Waren sie denn wirklich besser? Hast du überhaupt mal in den Spiegel gesehen? Du bist doch eigentlich keine von ‚uns‘, ob du oder ‚wir‘ nun kein Misstrauen oder Unbehagen empfinden oder nicht. Doch wie für ihn typisch, hielt er sich zurück und das Gefühl verpuffte einfach. Dennoch war sie auf seiner persönlichen Beliebtheitsskala ein gehöriges Stück nach unten gewandert.
    Ob Samuel ähnlich Gedanken hegte, konnte er nicht sagen, jedoch wandte dieser sich mit einem Schnauben ab und verschwand in der nächsten Menschenmenge. Irgendwie tat er Xaroc leid. Er hatte ja wirklich nicht um viel gebeten.


    Nachdem er weg war, wandte sich ein anderes Mädchen mit langen dunkelbonden Haaren und dunkelblauen Augen an Alicia und stellte sich als Emma vor, jedoch wurden wieder weder Nachname noch Fähigkeit erwähnt. Dann ging auch sie wieder von dannen. Aus einer spontanen Laune heraus trat Xaroc nun ebenfalls an Alicia heran und versuchte nun selber sein Glück. „Ähm, Verzeihung? I-ich kam nicht umhin mit einem Ohr zu lauschen, und muss in einer Hinsicht Mr. Samuel zustimmen, es ist doch recht wenig. Und... und da ich eher plötzlich, ja fast schon unbeabsichtigt meine... Reise angetreten habe, gäbe es doch schon noch ein zwei Dinge, die ich benötige, aber da würden die 25 Dollar wirklich nicht ausreichen. Könnte ich vielleicht ein wenig mehr erhalten? Etwaige Überschüsse werde ich selbstverständlich an Euch zurückzahlen.“


    „Nun, wenn du mitgehört hast, dann wirst du auch wissen, dass ich auch von dir wissen möchte, was du denn genau zu kaufen gedenkst, und in welchem Rahmen das deiner Meinung nach liegt.“, antwortete die Heimleiterin freundlich.


    Mit so einer Antwort hatte er doch schon irgendwie gerechnet, allerdings kam sie schneller, als er sich seinen nächsten Satz zurechtlegen konnte. „Hm? Oh, äh... nun ich habe zwar, äh... Ihre Bibliothek gesehen, die wahrlich äußerst beeindruckend ist, allerdings bezweifle ich, dass, öhm... auch die Art Buch die ich in der Regel bevorzuge dort auffindbar sein wird.“ Dann fing er sich wieder. „Und da diese in der Regel etwa 10 Dollar kosten und ich für meine Aufenthaltszeit bei Ihnen doch schon gerne zwei drei davon hätte, käme ich damit alleine mit den 25 Dollar nicht aus... wenn man dann die heutige Verpflegung, Kleidung und sonstigen Pflichteinkäufe miteinbezieht... könnte man dann nicht vielleicht insgesamt auf 50 erhöhen... oder so...?“ Seine Stimme ebbte ab und er verstumme. Das ganze klang im Nachhinein einfach so lächerlich.


    „Was für Bücher liest du denn gerne?“, erkundigte sich Alicia, „Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber unter meinen Schützlingen sind einige, die viel lesen, weshalb gut die Hälfte mit Jugendromanen aller Genres voll ist. Du brauchst für ein Buch doch eine gewisse Zeit, dann besorg dir doch jetzt erst einmal eines und bestell die anderen von der Anstalt aus. Da sind die meisten Bücher ohnehin billiger, wenn wir Sammelbestellungen machen.“ Sie musterte ihn. „Verpflegung und Kleidung sind keine Pflichteinkäufe. Verpflegung nehmen sich die meisten aus der Anstalt direkt mit. Aber mit Kleidung hast du wohl recht. Die meisten, die neu zu uns kommen haben keine große Auswahl an Kleidung.“


    Xaroc gefiel der Blick, mit dem sie ihn musterte, ganz und gar nicht. Wusste sie etwa was er vor hatte? Jetzt musste er sich fix was gescheites ausdenken, sonst flog er auf. „Nun, ich... ich habe keine besondere Vorliebe. Mal Magie-Geschichten, mal Weltall- und Zukunfts-Abenteuer, aber auch ein paar Soldaten-Geschichten oder solche zum Lachen und mehr. Eigentlich alles, wo viele Abenteuer und so vorkommen könnten.“ Er wurde leicht rot. „Kleidung... also, ich weiß zwar noch nicht wie lange ich zu bleiben gedenke, und da es im Moment ja Sommer ist würden meinen aktuellen Sachen zwar reichen, aber ich kann ja nur schlecht jeden Tag in den selben Sachen rumlaufen. Das war die letzte Woche schon mehr als bloß unangenehm.“ Das Rot färbte sich langsam immer dunkler. „Und immer nur Sachen aus Ihrer Einrichtung ausleihen ist denke ich auch keine optimale Lösung, besonders wenn ich dann doch spontan abreisen sollte. Deswegen, zwei drei T-Shirts, ein zwei Hosen, eine neue Jacke, Unterwäsche, sowas würde ich schon gerne kaufen. Und ich weiß nicht, wie es dann aussieht, wenn es kälter wird. Aber das hat ja denke ich noch Zeit. Oh, und zu essen habe ich jetzt nichts mitgenommen, da ich recht zügig zum Bus geeilt bin, damit ich auch ja nicht die Abfahrt versäume.“


    „Die Kleidungsstücke, die in unserem ‚Textillager‘ ausliegen sind nicht zum Ausleihen gedacht“, merkte die Chefin lächelnd an, „An diesen könnt ihr euch bedienen und euch nehmen, was ihr braucht. Aber ich kann verstehen, dass du auch nach deinem eigenen Stil suchen willst.“ Dann reichte ihm Alicia einen 20 Dollarschein. „Du musst lernen, dass du, wenn du etwas brauchst, es in unsere Listen, die im Computerraum ausliegen, einträgst. Normalerweise gibt es nur dann mehr Geld. Und: Du lässt dir von allem, was du kaufst, die Quittung geben und gibst sie mir dann, wenn wir uns treffen.“, schärfte sie ihm ein, „Wenn du eine Jacke oder ein anderes Teil findest, dass dir gut gefällt, aber dein Taschengeld sprengt, lass es an der Kasse zurücklegen und gib mir nachher Bescheid, dann schick ich jemanden, der es abholt.“


    Xaroc fiel es schwer, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen, als er das Geld einsteckte. „Ich verstehe. Ich werde selbstverständlich versuchen darauf Acht zu geben. Ich danke Euch.“, dann verbeugte sich zum Abschied und machte sich nun selber auf den Weg.
    Wo war der andere nochmal hin? Ein Glück das ihm der Großteil der Leute aus dem Weg ging, sonst hätte er in der Menge wahrscheinlich schon nach 3 Sekunden die Orientierung verloren. So kam er doch ein wenig schneller voran. Das er allerdings so verhältnismäßig klein war erschwerte die ganze Suche dann jedoch wieder erheblich. Er behalf sich schließlich damit, auf eine freie Sitzbank in der Nähe zu steigen, was ihm ein paar böse Blicke einbrachte. Doch er erspähte glücklicherweise dann recht zügig einen Kopf mit kurzem rot-braunem Haar. In der Hoffnung, dass es auch wirklich der gesuchte war, sprang er von der Bank und war schon wieder in Bewegung, ehe er überhaupt richtig auf dem Boden ankam.


    Erst 5 Meter vor ihm fiel ihm wieder ein, dass der andere ja bewaffnet war, weswegen auf ihn zu zustürmen wahrscheinlich in die Kategorie ‚die dümmsten Ideen aller Zeiten‘ fiel. Er verlangsamte seine Schritte auf ein angemessenes Tempo, bevor er gänzlich stehen blieb. Was tat er da eigentlich? Wahrscheinlich würde der andere eh wieder nur schlecht gelaunt sein und ihn abweisen, besonders nach dessen gescheiterten Diskussion mit Alicia. Er schüttelte dann aber den Kopf und somit seine Zweifel ab. Aber wer nicht wagt... Zögerlich trat er doch an den anderen heran, bevor er merkte, dass dieser nicht ganz bei der Sache zu sein schien.
    Er schluckte schwer, bevor er ihm in dem Wissen, dass das wahrscheinlich wirklich eine dumme Idee war, leicht an den Arm tippte. „Ähm, Mr. Samuel? Ich war vorhin Zeuge Eurer Diskussion, und deren Ergebnis. Allerdings wäre ich bereit auf einen Anteil von mir zu verzichten. Es mag ja wirklich nicht viel sein, aber immerhin besser als nichts und wenn ihr es wirklich dringen benötigt...“ Wie bereits bei Alicia zuvor verstummte er. Es wirkte ja schon fast mehr wie ein schlechter Bestechungsversuch. Dennoch hielt er dem anderen 25 Dollar hin und lächelte zögerlich, aber auch freundlich.


    OT: Ich hasse es, wenn Leute gleichzeitig posten. xD
    Jedenfalls: Alicia halt by Sheewa. Und @ Lone Wolf: Wenn du es schon so direkt erlaubst.

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

  • Nachdem die Patchwork-Mutter sie halbherzig verteidigt hatte - meine Güte, sehe ich aus wie ein hilfloses Kaninchen? ... wahrscheinlich schon. - ruckte die Igelfrisur ein wenig angespannt mit dem Kopf und grinste sie schief an. Na wenigstens war er nicht sauer. Jasmin lächelte fast freundlich zurück.
    Vorsichtig drehte sie sich wieder nach vorne und begann, ihre Hände zu kneten. Ihre Lippen wurden ungewöhnlich trocken, als sie den Blick der Braunhaarigen bemerkte. Sekundenlang starrte sie sie unergründlich an. Jasmin tat ihr Bestes, den Augenkontakt zu wahren, doch sie spürte die Röte förmlich in ihrem Gesicht. Schließlich wandte die Frau sich ab und hielt eine Abschlussrede. Jasmin klammerte sich an die Sitzfläche ihres Stuhls wie an einen Rettungsring und sah starr zu Boden.
    Der Raum leerte sich langsam, doch sie wartete noch ein paar Sekunden, bevor sie ruckartig aufsprang. "Ähm... warten Sie bitte!" Wie hieß diese Frau eigentlich? In Gedanken hatte sie sie immer nur Frau Mutter genannt. Sie musste gar nicht darüber nachdenken, nach ihrem Namen zu fragen, da sich soeben ihre letzten Quäntchen Mut verflüchtigten, also taufte sie sie insgeheim Frau Berg, bis sie Näheres herausfinden würde.
    Frau Berg drehte sich mit dem üblichen zähneblitzenden, schmerzhaften Strahelächeln zu ihr um. "Ja? Kann ich dir helfen?" Jasmin spürte, wie ihre Augen sich förmlich vergrößerten. "Äh... Ichheißejasmin" stotterte sie schnell heraus. "Und ich wollte Sie nur ganz kurz was fragen wenn das geht, wäre mir schon wichtig, also..." Frau Berg blieb stehen und sah sie interessiert an. Verzweifelt suchte sie einen Punkt, auf den sie sich beim Sprechen konzentrieren konnte. "Also, i-ich... bin siebzehn und im Moment in der Elften, ganz kurz vor'm Abschluss, und... äh..." Sie lachte nervös, hauptsächlich um das riesige unförmige Ding in ihrem Hals loszuwerden. Ihr Atem zitterte. "Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen komisch, viele hier sind ja nie zur Schule gegangen - also nicht, dass das was Schlimmes sei! - auf jeden Fall, sie meinten ja was von irgendeiner Schule, und, ähm..." Verdammt, das war noch viel schwieriger als erwartet. "Lernt man da Sachen wie Mathe und Französisch oder irgendwelche Kampftechniken? Und kann man einen staatlich anerkannten Abschluss erhalten?"
    Alicias Lächeln wurde noch breiter - dass das überhaupt möglich war, erschreckte Jasmin. "Ach das meinst du! Mach dir keine Sorgen. Du kannst den Unterricht als eine Art Privatschule ansehen. Die ist zwar nicht vom Staat anerkannt, jedoch besteht die Möglichkeit, am Ende eines Jahres einen Prüfer herzuholen und so einen vollwertigen Abschluss zu erhalten. Das ist überhaupt kein Problem. Und ich kann dir versichern, dass wir sehr gute Lehrer haben - auch für Mathe und Französisch." Sie zwinkerte ihr zu. Jasmin rang sich mit Mühe ein Lächeln ab. "Okay, danke!"
    Immer noch lächelnd wandte sich Frau Berg zum Gehen. Geistesabwesend beobachtete Jasmin, wie sie den Gang hinunterging. Sie war schon einige Meter entfernt, als ihre Füße sich plötzlich fast wie allein bewegten. Ehe sie sich versah, stand sie wieder vor ihr. "Sorry dass ich mich eben nicht vorgestellt habe, da waren halt so viele Leute und... äh... ich wusste sowieso nicht was ich sagen wollte, also... tut mir echt leid... ja" Ohne eine Antwort abzuwarten, stürmte sie mit gesenktem Kopf davon. Sie konnte Frau Bergs Blicke auf ihrem Rücken wie Brandmarken spüren. Um Gottes Willen.


    Sie verbrachte die Zeit bis zur Abfahrt schlicht und einfach im Bus. Ihr war weder nach Gesellschaft noch nach Marikas wütenden Gewalttaten, weshalb sie sich einfach einen Platz möglichst weit von der Igelfrisur suchte, die auch bereits da war und der sie ein halbherziges Lächeln schenkte, sich die Kopfhörer in die Ohren steckte und wartete. Sie fühlte sich seltsam bleiern. Vielleicht bekam sie ihre Tage.
    Während der ganzen Fahrt bewegte sie sich keinen Zentimeter - den Kopf an das Plexiglas gelehnt, die Hände in ihre Jeans gekrallt, die Beine eng verwinkelt. Nur einmal zuckte sie kurz zusammen, als Lewis an ihrem Platz vorbeikam, und rutschte tiefer in ihren Sitz hinein. Gefühlsmanipulation... so ein Idiot. Fast bemerkte sie es nicht, als der Bus ruckartig in einer großen Stadt hielt.
    Es war befreiend, endlich wieder in einem etwas belebteren Ort zu sein, doch sie bekam es kaum mit. Woher kam bloß dieser plötzliche Tiefpunkt in ihrer Laune? Ich hasse die Pubertät. Missmutig hörte sie sich Frau Bergs ausschweifende Rede an und nahm den verschwindend kleinen Geldbetrag an. Damit würde sie nie im Leben zwei Stunden auskommen - trotzdem, nur über ihre Leiche würde sie es in den nächten Tagen über sich bringen, mit Frau Berg zu sprechen. Da musste sie wohl kreativ werden.
    Der Parkplatz leerte sich schnell - die Jugendlichen schienen fast darauf versessen, in die Stadt zu entkommen. In der Nähe bildete sich eine kleine Mädchentruppe. Frau Berg hatte zwar offiziell nicht verboten, allein loszuziehen (in Gedanken hatte Jasmin sie tausendmal umarmt, während sie an frühere demütigende Klassenfahrten gedacht hatte), trotzdem fand sich recht schnell ein großer Pulk ein. Ein paar Sekunden sah Jasmin zu ihnen hinüber. Es wäre sicher spaßig, ein wenig Gesellschaft zu haben, vielleicht ein paar Freundinnen zu finden. Sie holte tief Luft und ging einen Schritt auf die Menschenmenge zu.
    "Hör auf, uns hinterher zu rennen!"
    "Ich mach ja gar nichts, wir dürfen halt nicht..."
    "Fliegst du halt von der Schule, wenn du erwischt wirst, Glubschie. Der Boden müsste dreihundert Kilo weniger ertragen, wäre doch super!"
    "Aber..."
    "Hältst du eigentlich nie die Fresse?"

    Ohne es zu merken, änderte sie die Richtung und zog allein los.


    OT@Sheewa: Bitte verzeih mir, ich hab mir seit Tagen überlegt, wie ich Jasmin dazu bringen konnte, auf deine Gruppe zuzugehen, aber sie hat sich regelrecht geweigert. ^^ Vielleicht trifft man sich ja in der Stadt!

  • Aufmerksam hörte Clea den restlichen Vorstellungen zu und versuchte, sich die Namen gut einzuprägen, was eigentlich nicht besonders ihre Stärke war. Wenn man mit niemanden redete außer vielleicht fünf Personen, brauchte man auch deren Namen nicht zu wissen. Aber in diesem Fall war es wohl sinnvoller, sich zumindest eine Handvoll zu merken. Schließlich würde sie in nächster Zeit mit diesen Menschen – oder Erleuchteten, war doch ohnehin beinahe das Selbe – unter einem Dach leben und außerdem waren sie wie sie. Vielleicht würde sie sogar Freunde finden … Auch Alicias Ankündigung verfolgte sie konzentriert. Nachdem einige gegangen waren, erhob auch sie sich und tapste auf Zehenspitzen – aber keineswegs langsam – zu ihrem Zimmer zurück. Sie hoffte, durch ihr Verhalten nicht auffällig geworden zu sein. Immer war sie darauf, nicht mehr aus der Menge herauszustechen als sie es ohnehin schon tat. Doch das musste sich ändern. Hier störte sie nicht, war nicht die, die mit argwöhnischen Blicken betrachtet wurde. Hier wurde sie akzeptiert. Also musste sie auch lernen, sich frei zu verhalten. So, wie sie es sonst nur tat, wenn sie allein war. Sie konnte sie selbst sein. Also musste sie diese Chance annehmen. Es würde sie viel Kraft kosten, aber sie würde es schaffen. Na, zumindest vielleicht.


    Als sie ihr Zimmer betrat, überlegte sie für einen kurzen Moment, ob sie nicht in der Anstalt zu bleiben, anstatt mit einkaufen zu fahren. Sogleich verwarf sie den Gedanken wieder. Alle würden mitkommen. Hatte sie sich eben nicht vorgenommen, mehr Selbstbewusstsein zu zeigen? Sie würde mitfahren, natürlich. Bestimmt würde es lustig werden. Und außerdem konnte sie so vielleicht die anderen Erleuchteten besser kennenlernen. Und Freunde finden. Immer schön lächeln und winken!
    Sie warf ihre Jacke auf ihr Bett und überlegte, ob sie wohl ihren Rucksack mitnehmen sollte, entschied sich aber dagegen, da er doch etwas klobig war. Und so viel wollte sie nun auch nicht einkaufen. Sie vermisste ihre kleine graue Tasche, die jetzt wohl in der Ferienwohnung unter dem Bett lag. Die hätte genau die richtige Größe gehabt. Tja, Pech gehabt. Man kann nicht an alles denken, Lily.


    Dann machte sie sich auf zum Bus, trotz ihres neuem Selbstbewusstseins-Projekt hatte sie keine Lust, zu spät zu kommen und stehen gelassen zu werden. Und egal, wie selbstbewusst sie auch war, ein guter Eindruck bei höher gestellten Personen machte sich immer gut. Der Bus stand bereits draußen, als sie ankam, trotzdem schien sie mit eine der Ersten zu sein. Sie stieg sofort in den Bus und suchte sich einen Platz in der Mitte. Während sie wartete, dass die Fahrt begann, musste sie sich davon abhalten, zu sehr an ihren Fingern oder an ihrem T-Shirt rumzufummeln. Sie war nicht nervös. Nein, sie war vollkommen cool und selbstbewusst. Es gab nichts, was hätte geschehen können. Und selbst, wen jemand sie seltsam von der Seite ansah: Was kümmerte sie das schon? Sollte er doch. Vielleicht würde ihre Aktion ja doch etwas bringen. Zumindest konnte man nicht behaupten, sie hätte es nicht versucht.
    Bald schon tauchte Alicia auf und die Fahrt begann. Und genau so schnell waren sie auch schon in der Stadt. Alicia händigte jedem 20 Dollar aus und gab ihnen einige Informationen, die Clea nur am Rande mitbekam. Sie hatte mehr mit sich selbst zu kämpfen. Wie sollte sie jemanden ansprechen? Sprach man in diesem Falle Personen an oder ging man einfach mit ihnen mit? Aber würde das nicht eine unangenehme Stille zu Folge haben? Sie machte sich eindeutig zu viele Gedanken.


    Zum Glück wurden ihr sämtliche Überlegeungen erübrigt, als Marika auf sie zukam und fragte, ob sie nicht zusammen gehen wollten. Vom einen Moment auf den anderen erstarrte sie und drehte sich dann zu Marika. Als ihr bewusst, wie seltsam ihr Verhalten wohl wieder einmal wirken musste, färbte sich ihr Gesicht in einem zartem rosé. Oder rosa. Aber rosé hörte sich einfach besser an.
    „Äh … Sorry. Ja, gerne!“, antwortete sie, bevor ihre Gedanken sie wieder verunsichern konnten. Immer schön lächeln und winken, rief sie sich wieder ins Gedächtnis. Kam darauf meldete sich auch eine kleine, seltsam vermummte Gestalt zu Wort. „Ich möchte in den Süßigkeitenladen...“, sagte sie. Wieder aus dem Konzept gebracht, sah Clea sie kurz verdutzt an und wunderte sich, woher sie wohl auf einmal kam. „Oh ja, das ist eine gute Idee! Ob es da wohl auch so hausgemachte Bonbons gibt?“, ging sie schließlich auf Tomomi ein. Ein Wunder, dass ihr der Name doch tatsächlich wieder eingefallen war. Dann drehte sie ihren Kopf zu einer weiteren Geräuschquelle, um genau zu sein, einem Mädchen, das sich gerade für etwas entschuldigt hatte. So, wie es aussah, hatte sie Marika angerempelt.



    OT: Habe ich meine Motivation doch tatsächlich noch 'bei Fuß' bekommen ...

  • Samuel zuckte leicht zusammen, als ihn jemand am Arm antippte. Durch ein schnelles Herumdrehen zu dieser Person, das einherging mit einem Schritt rückwärts, stellte er jedoch fest, dass es sich um Xaroc handelte, der ihn als „Mr. Samuel“ ansprach. Auf den mit einem Lächeln hingehaltenen Geldschein reagierte Samuel, indem er seine Hand auf Xarocs legte und diese herunterdrückte. „Behalt lieber. Komme schon durch.“ Eigentlich drängte es ihn, so schnell wir möglich weiter zu ziehen, doch blieb er stehen und nickte dem anderen einmal zu. „Brauchst es sicher selbst.


    Das war eine Reaktion, mit der Xaroc nun überhaupt nicht gerechnet hatte. „Um ehrlich zu sein, nein, ganz und gar nicht“, klang er anfangs nur überrascht, wechselte dies schnell zu gereizt. „Jetzt sagt mir bitte nicht, dass ich mich umsonst mit unserer Gastgeberin angelegt habe. Denn wenn das rauskommt, dass ich das für nichts und wieder nicht getan habe-“, er unterbrach sich und seufzte, um sich zu beruhigen. „Könnt ihr mir wenigstens verraten warum Ihr es so eilig habt? Wenn ich das richtig verstanden habe, haben wird doch jede Menge Zeit, oder etwa nicht?


    Hm“, überlegte Samuel kurz, nachdem er den Wandel in der Laune seines Gegenüber registriert hatte. „Wenn ich zu lange bleibe, werde ich eingeholt. Das wäre nicht gut.“, versuchte er soweit er sich überwinden konnte eine kurze Erklärung. „Schneller aus der Stadt ist besser.


    Anscheinend hatte er irgendwas wieder einmal nicht mitbekommen. Eigentlich sollten doch diese Monster nicht in der Lage sein, sie in der Einrichtung angreifen zu können. Allerdings hatte Samuel alles ausschließlich nur auf sich selbst bezogen. Also konnte es nichts mit diesen ‚Dwuo‘-Dingern zu tun haben. „Habt Ihr euch... irgendetwas zu Schulden kommen lassen? Und wer sollte euch denn verfolgen und überhaupt nach den Busfahrten hier noch aufspüren können, wenn nicht einmal diese Bestien dazu in der Lage sein sollen? Wenn man den Worten der Leiterin und dieser... dieser Schnepfe Glauben schenken kann.“ Der letzte Teil war deutlich leiser, als der Rest.


    Nach diesen Nachfragen lächelte Samuel einmal leicht aber ohne, dass man daran eine Emotion erkennen konnte. „Was ist der Welpe schon? Familienprobleme. Wenn ich wüsste wer genau, wäre ich ein ganzes Stück schlauer als jetzt.“ Einen Schritt rückwärts machend zuckten Samuels Mundwinkel noch einmal nach oben, wobei er dieses Mal einen leichten bitteren Ausdruck nicht vollends verstecken konnte. „Die habe es schon lange geschafft.“ setzte er noch hinzu, wobei er den Blick ein kleines Stück senkte.


    Xaroc zuckte leicht zusammen, als sein Gegenüber so etwas wie ein kurzes Lächeln zeigte, und ihn daran erinnerte, dass das Ungetüm ja in etwa ‚nur‘ so alt wie sie selbst gewesen sein sollte. Und Familienprobleme? Wenn er das richtig verstanden hatte, war das für einen Erleuchteten angeblich nichts neues. Das zweite Lächeln sah sogar noch furchtbarer aus, als Samuel weitersprach und dann wohl zum Gehen ansetzte. Xaroc runzelte die Stirn. „Wartet doch bitte einen Moment... das verwirrt mich nun. Erst sagt Ihr, Ihr wüsstet nicht, wer euch zu schaffen macht und dann wiederum erwähnt ihr ‚die‘, als wenn ihr die Antwort genau wüsstet. Wenn Ihr eine Vermutung habt, warum lauft Ihr einfach davon? Warum holt Ihr nicht Gewissheit darüber ein?“ Da das ein wenig aufdringlich wirkte, setzte Xaroc seinerseits nun ein leicht melancholisches Lächeln auf. „Und über Familienprobleme muss man mir nichts erzählen. Wenn Ihr wüsstet.


    Er blickte Xaroc wieder direkt in die Augen, um zu schauen, wie dieser auf seine Antworten reagieren würde, bei der die Sätze im laufe des Gespräches bereits immer länger wurden, wenn auch nicht weniger trocken. „So weit kann ich dir noch nicht vertrauen. Der Haufen hier ist ein Witz gegen die. Ich habe gesagt wo ich herkomme. Auf die Gewissheit über Männer, die eine Unterschrift unter ihr Leben gesetzt haben kann ich verzichten.“ Von diesem Gespräch bereits deutlich aufgewühlt atmete Samuel einmal tief durch, bevor er fast schon flüsternd hinzufüge „Da wir uns wohl nie wieder sehen werde, kann ich es ja sagen: Ich habe nicht zu erst geschossen und er ist verblutet.


    Die Richtung die das Gespräch vernahm, gefiel im gar nicht. Und dem Blick hielt er auch nicht lange stand. „Ich wollte Euch nicht zu nahe treten. Es ist nur... ich bin nicht die anderen. Und wem sollte ich irgendetwas erzählen? Dieser Nervensäge? Unserer ‚Anführerin‘? Da habe ich besseres zu tun.“, versuchte er mit einem fröhlicherem Tonfall, der ihm nicht einmal annähernd gelang, die Stimmung aufzulockern. Als er merkte, dass dies nicht funktionierte, ließ er es schnell wieder sein, sondern fuhr bedrückt fort: „Denn ich besitze ebenso keine weiße Weste, entgegen des Eindrucks, den meine Kleidung vermitteln könnte... wenn mein Vater mich jemals wieder erwischt, kann ich wahrscheinlich nur noch um mein Leben betteln. Fall er mir überhaupt die Chance dazu gibt. Deswegen bleibe ich vorerst an einem Ort, mit dem er nie rechnen würde. Eine Strafanstalt für schwer er- er- ... nun, Ihr wisst schon... wäre sicher der letzte Ort, an dem er mich vermuten würde. Unterscheidet sich das denn in irgendeiner Hinsicht von Eurer Situation?


    Ich kann nicht mehr zurück.“ meinte Samuel und wandte den Blick leicht ab, da sein Starren Xaroc zu verunsichern schien. „Selbst wenn sie nicht in die Anstalt kommen hätten sie mich, sollte ich sie irgendwann wieder verlassen. Desto länger man an einem Ort bleibt desto leichter wird man zu finden. Und den Kindergarten tue ich mir nicht den Rest meines Lebens an.“ Auch wenn er versuchte, das Gespräch sachlich zu halten konnte er den letzten Satz nicht ohne ein leichtes Schnauben aussprechen.


    Nach dem letzten Teil schwieg Xaroc kurz. So hatte er es noch nie betrachtet. Genau genommen tauschte er so wirklich nur ein Gefängnis gegen ein anderes ein, auch wenn das neue es nur vorzugeben schien. Alicia versuchte auf ihre Art einen Ort zu schaffen, an dem die Erleuchteten glücklich sein sollten. Aber konnte es vielleicht nicht auch einen Ort geben, an dem sich auch wirklich hingehörten? Dann riss er sich wieder aus den Gedanken. „Und Ihr kommt auch wirklich zurecht?“ Tolle Frage. Warum sorgte er sich um jemanden, der nicht nur älter war, sondern auch viel mehr Erfahrung hatte? Wahrscheinlich weil jetzt, wo ein Gespräch erstmal im Gang war, es viel leichter war, mit ihm zu reden. „Nun, jedenfalls, jetzt wo ich über die Existenz dieser Monster Bescheid weiß, bin ich mir sicher, dass ich besser bei den anderen bleiben sollte. Ob nun ‚Kindergarten‘, wie ihr sagt, oder nicht. Alleine wäre ich nämlich auch ohne die Bestien höchstwahrscheinlich aufgeschmissen. Und vielleicht kann ich so noch etwas über meine Fähigkeit lernen.“ Das erinnerte ihn an etwas. „Und wenn es wirklich stimmt, das wir uns nicht wieder sehen, dann könntet Ihr mir doch wenigsten noch sagen, was Ihr könnt, oder?“ Er kam nicht umhin, am Ende doch ein wenig enttäuscht zu klingen.


    Nichts wirkliches.“ kommentierte Samuel schnell die letzte Frage, um den Teil über die Anstalt auf's Abstellgleis zu manövrieren und die Frage, ob er zurecht käme, zu übergehen. „Habe ein Gespür für Technik. Verstehe wie sie funktioniert.“ Es war komisch für ihn, über sich zu reden und das gesamt Gespräch war komisch gewesen. Warum redete er überhaupt mit diesem Jungen? Warum hatte er das Geld nicht einfach genommen und war gegangen? Es war seltsam, doch versuchte Samuel nicht länger darüber nachzudenken, sondern sich eher zu überlegen, wie er die Stadt am besten verlassen sollte. „Kann gut reparieren.


    Oh, gut.“, war alles was Xaroc darauf erwiderte, dann verstummte er, da ihm die Fragen ausgegangen waren. Als das Schweigen jedoch unerträglich wurde, musste er einfach wieder was sagen. „Ich kann Euch also nicht überzeugen zu bleiben, oder? Der Rest der anderen ist mir irgendwie unheimlich, mit ein paar Ausnahmen, von denen Ihr der erste wart.“ Das klang kitschig, entsprach jedoch den Tatsachen. Dann hielt er dem anderen jedoch wieder das Geld hin. Der andere würde gehen, Xaroc wusste es einfach, egal was er ihm sagen würde. „Und nehmt das hier wenigstens an, denn Ihr könnt es mit Sicherheit besser gebrauchen als ich.“ Und wenn er eh ging, würde Xaroc sich dann ein wenig besser fühlen, wenn er ihm wenigstens ein wenig helfen konnte. „Tut mir dann doch nur bitte den Gefallen und kommt mal zu Besuch vorbei, falls Ihr es schaffen solltet, Euer Problem zu bereinigen.


    Sollte das passieren, versuch ich dran zu denken.“ er blickte kurz auf den Geldschein, bevor er mit einem Hauch Freundlichkeit weitersprach. „Danke, aber das kann ich nicht annehmen, ich habe nichts zum Ausgleich.“ So nahm er grob Haltung an und Salutierte vor Xaroc, was einige der Umstehen misstrauisch beäugten. „Viel Erfolg.“ Daraufhin nickte er dem Jungen noch einmal zu und verschwand langsam wieder in der Menschenmenge.


    OT: Partnerpost in Zusammenarbeit mit Orcawolf entstanden.

  • Cheja schien extrem spät gekommen zu sein. Kaum jemand stellte sich noch nach ihm vor, die Runde wurde schnell wieder beendet: Alicia erzählte von einem Ausflug in die nahegelegene Stadt, bei dem die Erleuchteten für ein paar Stunden ihren Wünschen nachgehen könnten. Es schien verlockend. Er entschied, mitzukommen.
    Alle Erleuchteten verließen den Raum und verteilten sich in der ganzen Schule. Da Cheja gestern kaum Zeit hatte, einen Eindruck von der Anstalt zu bekommen, beschloss er, sich nun umzusehen – selbst wenn er zu spät käme; dann müsste er sich zumindest nicht mehr um seinen Ruf kümmern.
    Von dem Schulgebäude aus führte eine offene Tür, durch die bereits warme Vormittagsluft drang, in einen riesigen Garten. Vielmehr war es eine riesige Wiese. Vor ihm lag ein Pool, den er bestaunte. Cheja kannte solche Statussymbole. Reiche Scheichs oder Politiker, die Kilometer außerhalb der Stadt wohnen, haben immer solch einen. Einige Erleuchtete sonnten sich auf ein paar Liegen – das hatte er zumindest nicht nötig. Hinter dem Pool und hinter einigen Bäumen sah er einen Acker, der sich die gesamte Länge des Grundstückes entlang zog – kein Interesse. In der Ferne erkannte er einen eingezäunten Platz, welcher neben einer sorgfältig gepflegten Obstplantage lag. Langsam ging über die Wiese, dem Platz entgegen. Jugendliche spielten anscheinend Basketball auf dem roten Kautschukboden. Nie war er gut in diesem Sport, zu klein war er.
    Das ganze Gelände kam ihm genau so perfekt vor, wie die gesamte Situation, in der er sich auf einmal befand. Offensichtlich war der gestrige Tag für die anderen Erleuchteten nicht so perfekt gelaufen, doch zu wenig hatte er von diesem Dwuochsen mitbekommen, zu viel, um zu wissen, dass sie anscheinend eine Bedrohung darstellten. Alicia würde sie bestimmt noch aufklären – oder er fragte einfach einen der anderen Erleuchteten. Viele kannte er bisher zwar nicht – eigentlich nur einen –, doch das könnte sich durch den Ausflug vielleicht ändern. Langsam machte er sich auf den Weg, zur Einfahrt der Anstalt. Er zog seinen Schal höher, damit die Sonne ihn nicht im Nacken brannte.
    Der Bus war schon besetzt, doch zu spät schien er diesmal nicht zu kommen. Offensichtlich haben sich die Anwesenden abgesprochen, dass jeder eine Sitzgruppe für sich beanspruchen darf, denn fast jeder saß allein am Fenster und starrte hinaus. Cheja setzte sich ebenfalls alleine hin und wartete darauf, dass es losging. Als sie nach einer kurzen Fahrt angekommen waren händigte die Leiterin jedem Erleuchteten einen grünen Schein – 25 Dollar, wie sie sagt – aus und lies sie dann gehen. Cheja bekam den Schein ebenfalls einfach in die Hand gedrückt, als ob sie sich nicht darum kümmern würde, was damit passiert. Einerseits war er glücklich und erstaunt, dass das so einfach geschehen konnte, doch es passte zu diesem suspekten Eindruck der Perfektion.
    Es bildeten sich ein paar Gruppen, andere gingen alleine durch die Unterführung und bis zur Einkaufsstraße, die proppenvoll war. Cheja fühlte sich gleich eingeengt und bedroht. Alle Menschen liefen zielstrebig durch die Straße, gingen ohne etwas in Geschäfte hinein und kamen mit drei Taschen wieder hinaus, doch keiner beachtete sie. Er zog sich seinen Schal bis unter die Nase und ging zunächst allein durch die Einkaufsstraße. Normalerweise kannte er Geschäfte nur ausgebrannt oder als Platz für westliche Hilfsorganisationen. Er suchte nach einem bekannten Gesicht, sah einige böse Blicke von Passanten und fand schließlich ein bekanntes Gesicht. Seinen Namen kannte er nicht, doch er kam mit einer frischen Frisur aus einem Geschäft hinaus und trug seine typische alte Kleidung.
    Mit schnellem Schritt ging er auf den Jungen hinzu. „Hallo“, rief er dem jungen Mann zu, der sich zu ihm umdrehte. „Du bist auch alleine? Ich nur wollte fragen, ob wir nicht können zusammen…“, er deutete die Einkaufspassage hinauf.


    OT: Jup, Tungsten. Meine Chara will nicht alleine sein^^ Ich hoffe, das geht in Ordnung, oder?

  • Plötzlich stand die kleine Mumie hinter Marika, weshalb diese sich verwundert umblickte. Dieses kleine Mädchen war ihr irgendwie suspekt, aber trotzdem nicht negativ aufgefallen. Sie sprach davon, dass sie zu einem Süßigkeitenladen gehen wolle und Clea, das Fischmädchen schien von dieser Idee hellauf begeistert zu sein. Die Streunerin selbst blickte etwas verdutzt. Soweit sie wusste, gehörte so etwas, wie die Kuchen vom Vortag auch zu Süßigkeiten, auch wenn sie davon in ihrem Leben bisher herzlich wenig versucht hatte, interessierte sie es schon, einen Laden zu sehen, der scheinbar nur diese klebrigen Leckereien verkaufte. Bevor sie aber antworten konnte, wurde sie von hinten angerempelt. Das dunkelhaarige Mädchen mit dem Herz auf der Stirn, welches dafür verantwortlich war, entschuldigte sich schnell und zog scheinbar verschreckt den Kopf ein. Marika konnte sich nicht erinnern, dass die andre sich bei der Vorstellungsrunde gemeldet hatte, erkannte sie aber doch als eine derer, die von Obscuras mit dem Bus hier runter in den Süden gefahren waren. Wenig interessiert musterte sie die Remplerin kurz und zuckte dann mit den Schultern, zum Zeichen, dass es ihr nichts ausgemacht hatte und wandte sich wieder der deutlich kleineren Tomomi zu. „Ja, warum nicht, ein Süßigkeitenladen klingt zumindest interessant.“, tat sie ihre Meinung kund und grinste, so hoffte sie zumindest, das bandagierte Mädchen aufmunternd an, „Du scheinst dich hier auszukennen, willst du uns dann nicht zeigen, wo es hin geht?


    OT: Wieso denken eig alle Charas Marika würde zähnefletschend auf jeden losgehen, der se nur krumm ansieht?

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Der Spott wich recht schnell einem gereizten, von baldigem Unheil kündenden Lächeln, als der grell gekleidete Knabe sich mit einem vermeintlich entschuldigenden Ausdruck im Zimmer gegenüber verkrümelte und Blaine somit mehr oder minder die Tür vor der Nase zuschlug. So viel Geistlosigkeit schrie regelrecht nach einer entsprechenden Reaktion, aber fein. Der Gute würde schon noch sehen, was er von solch einem kopfscheuen Verhalten hatte. Immerhin hatte er dem Halbalbino dadurch indirekt offenbart, dass ihm seine Anwesenheit nicht behagte. Wissen, das ihm künftig vielleicht den einen oder anderen Augenblick der Langeweile vertreiben konnte.
    Mit einem lauten Seufzer, der jedoch rasch in ein ausgiebiges Gähnen überging, streckte der Jugendliche sich einmal kräftig, um die ermüdeten Muskeln wieder halbwegs zu wecken. Die Lust auf einen nächtlichen Spaziergang war ihm soeben gründlich vergangen.
    Allmählich begannen seine Augen zu brennen und die Übermüdung legte einen dämmrigen Schleier über seine Sinne, weswegen er den Jungen, der mit einer angedeuteten Verbeugung sowie einem flüchtigen „Verzeihung“ an ihm vorbei huschte, nur am Rande wahrnahm. Er blieb noch einen kurzen Moment im Flur stehen, ehe er sich grummelnd in den Raum zurückzog, den er keine Minute zuvor verlassen hatte. Drinnen riss er eines der Gardinen verhangenen Fenster auf, um wenigstens ein bisschen frische Luft in die mehr oder weniger eigenen vier Wände zu bringen. Die Ellbogen auf das Fensterbrett und den Kopf in eine Hand gestützt, starrte er so nach draußen. Seine Gedanken drifteten Stück für Stück ab ins Nichts – keine komplizierten Überlegungen bezüglich der gegenwärtigen Situation, kein wirklicher Denkvorgang irgendeiner Art und vor allem kein Nerven zerreißendes Gerede von Seiten eines gewissen Quälgeistes. Lediglich Stille. Zugegebenermaßen etwas, was er zumindest in diesem Moment genoss. Gesellschaft hatte er heute immerhin zu genüge gehabt.
    Lange währte seine Einsamkeit allerdings nicht, denn plötzlich wurde etwas ruppig die Tür geöffnet und ein leicht zerstreut wirkender Mann brachte Roe ins Zimmer, um sie kurzerhand auf ihr Bett zu legen. Ihr schien es nicht sonderlich gut zu gehen, sogar aus der Distanz konnte Blaine erkennen, dass sie nicht nur blass, sondern regelrecht weiß erschien. Unwillkürlich zog er die Augenbrauen zusammen. Was hatte sie nur angestellt?
    Er beobachtete die Aktionen des jähen Besuchers mit Argwohn. Bonbons, Wasser – es dauerte ein paar Sekunden, bis sich im Kopf des Jungen ein Verdacht regte, der ihn leise grinsen ließ. Na, wer hätte gedacht, dass die Kleine am selben Problem litt wie er? Der Mann erkundigte sich, ob Aurore noch etwas brauchte. Es wurden kurz Worte getauscht und schon war er wieder verschwunden.
    Blaine unterdessen stand weiterhin am Fenster und schaute seine Zimmergenossin auch noch einige Minuten an, nachdem Artemis, wie der Kerl offenbar hieß, gegangen war. Schließlich unterbrach er die Stille, das Feixen war wieder erloschen und sein Ton wie üblich kühl und gelangweilt: „Lass mich raten, du verträgst Hitze nicht allzu gut, hast heute übertrieben und bist in Folge dessen zusammengeklappt?“, erkundigte er sich.


    Roe wunderte es nicht sonderlich, dass Blaine nichts sagte. Er schien nicht der Typ für übermäßige Sorgen zu sein. Das war natürlich... aber auch ernüchternd. Nicht weil er es war, der sich keine Sorgen machte, sondern weil niemand sich je um sie Sorgen gemacht hatte. Schon damals in Fortland hatten die Menschen eher Angst vor ihr oder wollten Dinge mit ihr machen, die sie sich gar nicht vorstellen wollte. Ihr Vater sah sie mehr als Sohn, sie übernahm schließlich auch seine Aufgaben. Ihre Schwestern plauderten munter untereinander, so, wie Geschwister das taten, aber kaum kam Aurore in den Raum, senkten sie ihre Stimmen, wohlwissend, dass Roe Lärm nicht vertrug. Ihre Mutter rang sich nur selten dazu durch, Körperkontakt mit ihr zu haben.
    Aurore störte es damals wie heute nicht. Nur zog sich ihr Magen jedes Mal dann zusammen, wenn die Schwestern sich in die Arme der Mutter kuschelten, wenn sie miteinander lachten und spielten. Aber das war okay. Sie hatte sich daran gewöhnt.
    Sie war anders. Dieses Mal machte sie anders. Es brachte sie dazu, allen zu misstrauen, niemals eine richtige Beziehung zu ihrer Familie auf bauen zu können.
    Aber es gab ihr auch die Kraft, für dieses Misstrauen gegenüber ihren Eltern aufzukommen. Mit der Fähigkeit, die das Licht ihr verlieh, fiel es ihr einfach zu jagen. So lebte ihre Familie besser, als wenn sie ein normaler Mensch wäre.
    Aurore hielt ihre Augen geschlossen und fuhr mit der Zunge über die süßen Bonbons in ihrem Mund. Sie hörte das leise Rauschen der Klimaanlage und merkte, wie der Schwindel langsam nachließ. Das Pochen in ihrer Brust wurde seltsam dumpf, ganz regelmäßig und leicht, für einen Moment dachte sie, dass es ganz aufgehört hätte zu schlagen. Aber es war noch intakt.
    Natürlich war es das. Weder die Scham über ihre Schwäche noch die Angst vor der Umgebung noch Wut über sich selbst oder sonst etwas konnten dafür sorgen, dass ein Herz aufhörte zu schlagen. Aber selbst wenn, was würde das schon machen? Vieles vielleicht einfacher.
    Leicht schüttelte sie den Kopf. Fing sie schon wieder mit diesen deprimierenden Gedanken an. Vielleicht sollte sie mal zum Arzt und sich Pillen verschreiben lassen. Schlimmer ging es ja eh nimmer.
    Als Blaine dann doch den Mund aufmachte, war Roes einzige Reaktion fürs erste ein leiser Seufzer. Als sie die Augen aufschlug, merkte sie, dass Blaine sie wohl die ganze Zeit beobachtet hatte.
    Erst überlegte sie, ihm eine Retourkutsche zu verpassen, nur tat ihr das Denken noch immer weh. Sowieso hatte er ohnehin schon gesehen, wie schwach sie war (sie biss sich etwas frustriert auf die Lippen, bis sie merkte, dass auch das nichts brachte und es wieder sein ließ), da würde ein Leugnen die Sache nur noch schlimmer machen. Also beließ sie es bei einem einfachen "Kreislaufkollaps. Die Caféteria... Ist für mich schlimmer als die tiefste Eiswüste." Richtig. Bei der wusste sie zumindest, was sie zu tun hatte, um zu überleben.


    Die Antwort wurde mit einem kurzen „Hm“ zur Kenntnis genommen. Es herrschte einige Sekunden lang Stille, in denen Blaine gedanklich mit sich rang, ob er seine Fragen nun äußern sollte. Ein lang gezogener Seufzer erklang, kurz bevor er wieder das Wort ergriff. „Verstehe. Kenn ich. Ich vertrag auch keine Hitze, schlägt mir auf den Kreislauf“, erklärte er knapp, fügte dann jedoch noch sarkastisch hinzu: „Aus genau diesem Grund hab ich vorhin auch versucht, ‘ne Runde zu schlafen. Mehrere Stunden kontinuierlich in der Sonne zu sitzen, hat mit der Zeit auch Auswirkungen. Nur leider hat mich dann so ‘ne kleine Göre hinterlistig überfallen.“ Er starrte Roe giftig an, ehe er sich abrupt umdrehte und wieder aus dem Fenster blickte. Kühle Nachtluft wehte ihm entgegen. Draußen ragten Schatten aus der Dunkelheit empor, die sich mit zunehmender Distanz jedoch in der Schwärze verloren, bis sie schließlich ganz von ihr verschluckt wurden.
    Unwillkürlich wanderten seine Gedanken zurück zu dem, was Alicia ihnen vor wenigen Stunden offenbart hatte. Ob sie wirklich die Wahrheit gesagt hatte? Waren wirklich nur eine Handvoll fremder Menschen daran schuld, dass er als Kind nachts so oft zu jeder ihm bekannten höheren Macht gebetet hatte, sie möge ihm wenigstens ein Mal in seinem Leben hold sein? Dass er seine Hände so oft gegen die Wand geschlagen hatte, bis die Haut aufplatzte, die Finger brannten und bluteten, nur weil er wieder enttäuscht worden war? Dass er so oft im Stillen geweint hatte, bis er glaubte, zu vertrocknen, weil er keinen Ausweg aus dieser Hölle sah, die ihm mit dem Zeitpunkt seiner Geburt auferlegt worden war? Waren daran wirklich nur ein paar Männer schuld, die ihrer Paranoia gegen möglicherweise gar nicht Existierendes nicht Herr werden konnten? Der Gedanke daran, dass dies hingegen jeder Vernunft und Rationalität tatsächlich der Realität entsprechen könnte, ließ in Blaine Hass, Zorn und Übelkeit auflodern. Harsch schüttelte er den Kopf, um das aufsteigende Gefühlschaos und dessen Ursache daraus zu verbannen.
    Er starrte eine Weile stumm in die Nacht hinaus, den Blick in die schwarze Ferne gerichtet. Die Worte rutschten ihm heraus, bevor er darüber nachdenken konnte. „Sag mal, Roe... Glaubst du das Ganze, das über uns als vermeintlich Erleuchtete erzählt wurde, eigentlich…?“


    Erst überlegte sie, ihm eine patzige Antwort zu geben, schwieg dann aber doch lieber. Es hatte keinen Sinn zu bestreiten, dass ihre Attacke... überzogen war, aber ihr Jagdinstinkt und die Tatsache, dass das nun einmal bisher ihr Zimmer gewesen war, rechtfertigten den Angriff. Außerdem war bis auf einen kleinen Kratzer (den er im übrig selbst zu verschulden hatte) nichts passiert. Kein Grund sie eine Göre zu nennen. Also presste Roe die Lippen zusammen und gab einen nichtssagenden Blick auf seinen giftigen zurück. Blaine drehte sich um und starrte aus dem Fenster, wohin ihr Blick nun auch wanderte. Es war eine schöne Nacht, nicht zu bewölkt, sodass man ein paar Sterne sehen konnte.
    Als Blaine sich dann wieder an sie richtet, konnte sie ihre Überraschung nicht ganz verbergen. Sie blinzelte etwas verwirrt und richtete sich auf. Ja.. Glaubte sie denn eigentlich daran?
    "Warum willst du das ausgerechnet von der kleinen Göre wissen?", fragte sie beiläufig. Bevor er jedoch antworten konnte, stand sie auf und stellte sich neben ihn ans Fenster. Sie sah in den Himmel und versuchte, einige Sternenbilder zu erkennen, die es auch in ihrer Heimat gab, aber da war keines, das ihr bekannt vorkam. Selbst die Sterne waren hier anders als zu Hause.
    "Ich glaube prinzipiell an nichts, das sich nicht wissenschaftlich beweisen lässt", fuhr sie fort. "Deswegen glaube ich auch nicht, dass es einen rationalen Grund für diese Male und unsere Fähigkeiten gibt. Fakt ist nun mal aber auch, dass wir beides besitzen." Sie beugte sich durch das geöffnete Fenster und streckte sich, dass ihre Knochen knackten.
    "Wir sind besonders", murmelte Aurore eher missmutig. "Das können wir kaum leugnen. Ich habe in keinem meiner Bücher – und ich habe sehr viele Bücher – jemals über jemanden gelesen, der eine Wärmesicht hat. Nur... Ob wir das", sie setzte ein fortlandisches Schimpfwort ein, "Priestern zu verdanken haben..."
    Sie gähnte und seufzte gleichzeitig, weil die Müdigkeit ihre Kopfschmerzen wieder zurückrief, riss sich dann aber doch noch am Riemen und beendete ihren kleinen Redeschwall mit den Worten:
    "Wenn sie uns Erleuchtete nennen wollen, sollen sie das tun. Wenn es hier sicherer für mich-" und meine Familie "-ist, dann bleibe ich hier. Ich muss nicht unbedingt allem Glauben schenken, was sie mir hier erzählen." Roe sah ihn aus dem Augenwinkel an.


    Blaine hatte weder mit einer ausführlichen Antwort gerechnet noch – und erst recht nicht – damit, dass Aurore sich zu ihm gesellen würde. Die Verwunderung darüber ließ einen schwachen Rotschimmer auf seinen Wangen erscheinen. Er erwiderte ihren Blick und ließ ein leises Räuspern hören, das allerdings in ein unterdrücktes Gähnen überging. Erneut drohte Erschöpfung ihn zu übermannen.
    „Du hast schon Recht“, begann er in neutralem Ton. „Wir sind wohl oder übel das, was allgemeinhin als ‚besonders‘ bekannt ist... Obwohl ‚absonderlich‘ es wohl eher trifft.“ Der Sarkasmus in den letzten Worten war fast schon greifbar, so spitz klangen sie. „Die Menschen überschütten uns ja nur so mit Liebe und wir sollen sie zum Dank dafür, vor widerlichen Missgeburten schützen. Meinetwegen können diese Höllenviecher sie alle samt und sonders zerreißen!“ Es herrschte einige Minuten Stille, bis er fortfuhr, nun merklich ruhiger. „Aber es stimmt. Weder unsere Male noch vermeintlichen Fähigkeiten lassen sich leugnen, obwohl es dafür eigentlich keine rationale Erklärung gibt. Im Endeffekt sind wir dazu gezwungen, das Ganze zu akzeptieren, schätze ich. Es nicht wahrhaben wollen oder alles als Schwindel und Lüge abzutun, macht es ja auch nicht rückgängig.“ Seine Stimme glitt mit jedem Wort mehr in ein halbes Flüstern über. Seine Hand wanderte, ohne dass er es wirklich merkte, zu seinem Hals. Dort, wo ihn das anthrazitfarbene Pentagramm als Ausgestoßenen, als Erleuchteten, brandmarkte. Ein finsterer Schatten legte sich über sein Gesicht und erneut wallten Groll und tiefe Abscheu in ihm auf. Sollten sie ihre Finger nur nach ihm oder anderen ausstrecken…
    Mit einer abrupten Bewegung drehte der Jugendliche sich um und erstickte seinen düsteren Gedankengang somit im Keim. Er schritt auf den Schrank zu, in dem ‚seine‘ Klamotten achtlos rumlagen, griff sich ein weißes Muskelshirt und zog sein dreckiges mit einer etwas ruppigen Geste aus, um es lieblos auf den Boden neben seine Kapuzenjacke zu werfen. Den gänzlich von Narbengewerbe überzogenen Rücken Roe zugewandt, streckte er sich einmal ausgiebig, ehe er sich das helle Oberteil überzog.
    „Du hast eben Wärmesicht erwähnt. Liege ich richtig mit der Annahme, dass es sich dabei um deine Fähigkeit handelt?“


    Roe folgte Blaines Bewegungen nur kurz aus dem Blickwinkel, als er aus dem Sichtfeld verschwand, legte sie ihr Kinn in die Hände und starrte weiter nach draußen. Er sah es also genauso wie sie, hm?
    Aurore hörte das Rascheln von Kleidung und seine Frage drang irgendwann an ihr Ohr.
    "Ja. Das war ziemlich nützlich bei der Jagd." Sie rieb sich mit einer Hand die Schläfen. "Für mich war die Eiswüste nicht weiß. Für mich war sie violett und blau. Und die Beutetiere strahlten Rot." Das taten sie später auch in normaler Sicht, wenn sie eine Arterie traf.
    "Und du?"


    „Ich weiß es nicht“, antwortete er ehrlich. „Aber es ist höchstwahrscheinlich nichts gutes.“ – „Wahrscheinlich irgendetwas, das Schaden anrichtet oder mir noch mehr Glück beschert“, fügte er in Gedanken trocken hinzu.
    Ein weiteres Gähnen unterdrückend, gesellte er sich wieder zu Aurore, die nach wie vor ihren Blick der nächtlichen Schönheit zugewandt hatte. Er tat es ihr gleich und stützte seinen Kopf auf eine Hand, während die hellen Iriden im Dunkeln umherschweiften, die schwachen Silhouetten flüchtig musternd. Die Stille sorgte dafür, dass es für Blaine zunehmend schwieriger wurde, die Augen offen zu halten. Sie brannten ihm allmählich, sein Körper fühlte sich matt und ausgelaugt an, die Gliedmaßen glichen Bleigewichten. Erschöpfung und Müdigkeit trübten seinen Verstand, erschwerten ihm das Denken. Die kühle Nachtluft förderte das Ganze, weswegen sich ein lauter Gähner letztendlich nicht mehr vermeiden ließ. Die entstandenen Tränchen wurden mit dem Finger achtlos weggewischt.
    „Wie lange bist du eigentlich schon hier, wenn man fragen darf, und wie ist das Leben in dieser Irrenanstalt so?“ Leichte Neugier schwang in den Worten mit und Blaine sah seine Zimmergenossin aus dem Augenwinkel an.


    Blaine tauchte neben ihr auf, er schien Mühe zu haben, noch länger wach zu bleiben, aber wirklich verübeln konnte sie ihm das nicht. Ihr ging es schließlich auch nicht besser. Ihre Lider fielen immer mal wieder zu, sie kniff sich leicht in die Wange, damit sie nicht einschlief. Kopfschmerzen pochten in ihrem Schädel wie das Dröhnen der Autos, von denen sie bisher so wenige gesehen hatte.
    "Heute ist... der fünfzigste Tag", antwortete sie, nachdem Aurore kurz nachgedacht hatte. Es war eine lange Zeit und trotzdem hörte es sich an, als wären es nur ein paar Stunden gewesen. Die Tage verschwammen ineinander, weil sie immer und immer wieder die gleichen Dinge tat. Morgens stand sie auf, frühstückte, ging zu Pool, ging aufs Zimmer, las oder ging zum Unterricht. Abends kühlte sie sich noch einmal ab, dann ging sie ins Bett. Großartige Konversationen hatte sie bis dato nie gehalten. Ihr kam es reichlich komisch vor, sich ein Zimmer mit jemandem zu teilen, und dass sie plötzlich so redselig wurde, war ihr ebenfalls ein Rätsel.
    "Es ist okay", ging sie dann auf seine zweite Frage ein. "Nicht zu gut, nicht zu schlecht. Allerdings kann man sich ja bekanntlich an alles gewöhnen."


    Blaine verzog leicht die Mundwinkel, als er hörte, wie viele Tage Aurore hier schon wohnte. So lange gedachte er nicht zu bleiben, er würde dieses unkoordinierte Chaos gar nicht aushalten. Für seinen Geschmack lebten zu viele Leute an diesem Ort, der Lärm bei deren Zusammenkunft war grauenerregend und den viel zu hohen Temperaturen fühlte er sich hier schutzlos ausgeliefert. Die einzig kühle Zufluchtsstelle schien das Zimmer zu sein, das er sich wohl letzten Endes doch mit Roe teilen musste, und der Pool war ohnehin keine wirkliche Option für ihn. Er hasste es, seine Narben offen zur Schau zur stellen, weswegen er dem Mädchen auch in gewisser Weise dankbar war, das es sich vorhin nicht umgedreht hatte.
    „Ich würd’s wahrscheinlich nicht mal ‘ne Woche aushalten. Das Ganze hier kommt mir nicht geheuer vor, vor allem diese Alicia nicht…“ Den letzten Satz flüsterte er halb, mehr zu sich selbst als zu seinem Gesprächspartner. „Wer so viel preisgibt, hat meistens etwas zu verbergen“, drang es schwach aus seinen Gedanken, jedoch war Blaine im Moment zu sehr mit eigenen Überlegungen beschäftigt, um darauf zu achten. In seinem Kopf begann es wieder zu rotieren. Die Erinnerungen an die vergangenen Stunden und Tage sowie das Wissen, das die Direktorin ihnen vermittelt hatte, wurden noch einmal durchgegangen, im Versuch ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Nach einigen Minuten gab Blaine allerdings auf, er war einfach zu müde, um heute noch zu einem Ergebnis zu kommen. Das Einzige, was er davon hatte, waren stärkere Kopfschmerzen.
    Ein resignierender Seufzer entwich seiner Kehle, dem fast sofort ein ausgiebiger Gähner folgte. Der Neunzehnjährige schloss die Augen, um das stechende Brennen etwas zu mildern, kniff sich aber gleichzeitig fest in den Unterarm, um wachzubleiben.
    „Weshalb bist du eigentlich hier, wenn man fragen darf? Ich meine, uns steht es ja frei, zu kommen und zu gehen. Wir werden eingesammelt wie umherstreunende Tiere, mit der Begründung, hier seien wir sicher vor dieser Bruderschaft und diesen Bestien.“ Er machte eine kurze Pause und öffnete ein Auge leicht, mit dem er Roe fixierte. „Aber wenn ich ehrlich bin, traue ich dieser Frau kein Stück über den Weg und nachdem, was ich heute gesehen hab, bezweifle ich sehr stark, dass die Mauer diese Biester abhalten kann.“


    Blaine hatte also starke Zweifel, hm? Aurore seufzte und erwiderte das Gähnen dann. Sie war müde und kraftlos, und irgendwie verging ihr langsam die Lust, noch großartig Reden zu schwingen. Aber selbst sie wusste, dass es unhöflich war, Blaine einfach so stehen zu lassen. Und um ehrlich zu sein, hatte sie das Gefühl, dass es sozusagen ihre Pflicht war, ihm ein paar Informationen zu geben. Ihr hatte man diesen Gefallen nicht getan, sie hatte sich vieles selbst zusammenreimen müssen und das war keine sonderlich berauschende Aufgabe gewesen.
    "Alicia hat mich in Fortland abgeholt. Ich wusste sofort, dass sie kein normaler Mensch war. Die gingen mir bisher nämlich sonst immer aus dem Weg..." Oder haben mich in Gedanken schon entführt... oder schlimmeres. "Ich weiß nicht warum, aber ich traue ihr. Wieder so etwas, dass ich nicht erklären kann", meinte sie mit eine schwachen Lächeln. Je länger sie darüber nachdachte, desto dummer kam sie sich vor, tatsächlich von zu Hause weggegangen zu sein.
    "Fortland ist nicht gerade das, was du als interessant bezeichnen kannst. Ich habe viel gelesen und gelernt über die Welt, aber in Fortland konnte ich das alles nie sehen. Und auch jetzt kann ich nicht alles sehen, was ich sehen wollte... Aber hier gibt es so viele Dinge, die ganz anders sind als in Fortland..." Aurore hatte einen leichten, träumerischen Unterton. Ihr Blick lag auf dem Sternenhimmel. Ja, die Sterne hier waren anders, aber war das eigentlich so schlimm? Nein, eigentlich ja nicht. Sie dachte noch kurz über diese fremde Welt nach, dann registrierte sie Blaines letzten Satz. Ihre Augen weiteten sich und urplötzlich sprang sie aufgeregt vom Fenster weg, drehte sich zu ihm.
    "Heißt das, du hast die Viecher gesehen?!", stieß sie halb schockiert, halb begeistert aus. "Wie sahen sie aus? Wie kämpfen sie? Hatten sie Fell, oder doch eher Schuppen?!" Ihre Augen glänzten von wissenschaftlicher Neugierde.


    Blaine starrte seine Zimmergenossin entgeistert an, vollkommen überrumpelt von der jähen impulsiven Reaktion. „Dir geht’s schon noch gut, oder?“ Seine Worte hatten den typischen herablassenden Tonfall, dennoch hörte man ebenso eindeutige Verwirrung heraus.
    Es herrschte einige Momente Stille, in denen Blaine seine Fassung wieder aufbaute und mit einem genervten, resignierenden Seufzen schlussendlich nachgab. Roes stierender Blick war auf die Dauer recht unangenehm..
    „Ich hab nur eins von diesen Viechern gesehen. Allerdings reicht mir das vollkommen. Das Biest ist regelrecht Amok gelaufen, hat alles, was ihm grad vor die widerliche Schnauze kam, angegriffen und es ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel, wie wir das weitgehend heil überstehen konnten. Mich hat das Vieh zwar nicht wirklich fixiert, aber den ein oder anderen hat’s schon erwischt.“ Er machte eine kurze Pause und erwiderte Aurores wissbegierigen Blick, der an Intensität nichts zu verlieren schien. „Glaub mir, so ‘nem Ungeheuer willst du nicht begegnen. Dagegen sind deine Eisbären putzig. Von der Größe her stimmen sie zwar in etwa überein, aber das war’s auch schon wieder. Das Vieh sah aus wie ‘ne abartige Chimäre. Stark bemuskelt, kugelsichere Lederhaut, äußere Rippen am Brustkorb, eine Art Dinoschwanz ohne Schuppen und ein gehörnter Kopf, der an einen Löwen oder ‘ne andre Raubkatze erinnert, mit, nicht zu vergessen, ‘nem Maul voller klassischer, rasiermesserscharfer Zähnchen. Landest du da drin, zerreißt’s deinen kleinen Körper. Diese Missgeburt war keine schöne Begegnung, da würdest du, und viele andere wahrscheinlich auch, mit deiner Fähigkeit nicht weg kommen. Viel eher würdest du einfach dein Leben wegschmeißen.“ Sein Unterton war deutlich kühler geworden als sonst und in den hellen Iriden lag blanke Abscheu, jedoch nicht gegen Roe gerichtet. „Und damit du gegen solche Höllenbastarde kämpfst, damit du geradewegs in den Tod rennst, wurde dein Leben schon zerstört, bevor es überhaupt anfangen konnte.“ Der letzte Satz war eher geflüstert und regelrecht durchtränkt von Hass, der Verachtung in den Augen hatte sich dieser kleine Funken Wahnsinn beigemischt, der nur dann auftrat, wenn Blaine innerlich wirklich aufgewühlt war. Immerhin war ihm heute nach über zehn Jahren die Existenz seines persönlichen Teufels offenbart worden..


    Blaines schlechte Laune konnte Aurore nicht einmal ansatzweise beeindrucken. Sie folgte seinen Ausführungen über die Viecher, die ihn und ein paar andere Erleuchtete wohl angegriffen hatten, mit riesigem Enthusiasmus und saugte jedes Detail auf wie ein Schwamm. Unglaublich! Sonderbar! Interessant! Diese Wesen waren anders als alles, was sie bisher in Büchern gesehen hatte, sie schienen unglaublich! Wie gerne hätte sie eines davon gesehen! Dass die Ungetüme gefährlich waren... Naja, und wenn schon! Roes Augen strahlten, als sie sich von Blaine abwandte und eine Mappe mit Blättern herausholte, in denen sie die Beschreibung kurz festhielt. Munter vor sich hin murmelnd, um ja nichts zu vergessen, schmiss sie sich auf ihr Bett und schrieb schnell drauf los. Als sie Notizen sich dem Ende neigten, schwand die Euphorie auch schon wieder und zurück blieb eine etwas peinlich berührte Roe.
    "Tut mir Leid", wandte sie sich mit einem Seitenblick an Blaine, fuhr sich etwas zerstreut durch die Haare. "Das war... dumm."
    Sie verstaute den Ordner vorsichtig in ihren Nachttisch, dann schwang sie ihre Beine über die Bettkante.
    "Diesen Wesen zu begegnen" sie konnte die Begeisterung dafür noch immer nicht ganz aus ihrer Stimme verbannen. "muss sehr... schrecklich gewesen sein." Sie beobachtete ihn noch eine Weile, bis ihr, aufmerksam wie sie war, auffiel: "Du siehst müde aus. Für Fragen ist auch morgen noch Zeit, oder?"


    Aufwallender Groll wurde augenblicklich von einer erneuten Welle an Fassungslosigkeit überrollt. Aurore schien voller Euphorie über die neugewonnenen Informationen zu sein oder zumindest begeistert genug, um sich augenblicklich voller Elan an das Aufzeichnen dieser zu machen.
    Während seine Zimmergenossin vollkommen ins Schreiben vertieft war, schloss Blaine das Fenster, zog die Gardine vor und ging mit einem mehr als ausgiebigen Gähnen Richtung Bett, wo sich die alte Jeans zu den bereits am Boden liegenden Klamotten gesellte, ehe der Neunzehnjährige, nun mehr in Shirt und Boxershorts, sich auf die Matratze hockte, in einer halb sitzenden, halb liegenden Position.
    Aurore hatte ihre Tätigkeit unterdessen beendet und schaute ihn nach wie vor an, ihr Blick wurde unverwandt erwidert. „Ich sehe nicht nur so aus, Kleine, ich bin es“, erwiderte er ein wenig patzig. Er war allmählich in dem Stadium der Müdigkeit angekommen, in dem er die Augen kaum noch offen halten konnte und auf nahezu alles unfreundlich oder gar gereizt reagierte. „Ich bin knapp eine Woche ohne viel Schlaf auf Achse gewesen, demnach würde ich auch mal sagen, für heute ist Schluss.“ Er streckte sich ein letztes Mal, bevor er sich schließlich hinlegte. Sofort brachen Erschöpfung und Mattigkeit über ihn herein, alles, was er die vergangenen Tage weitgehend unterdrückt hatte.
    „Und ich hab schon weit aus schrecklicheres als diese Biester gesehen. Sie sind keine nette Bekanntschaft, aber auf dieser Welt gibt es eindeutig grausameres“, erklärte er knapp, die Stimme merklich ruhiger. Ein weiterer, lauter Gähner, der ihm genug Tränen in die Augen trieb, um sein Sichtfeld verschwimmen zu lassen, entwich ihm. Die Lider fielen zu und ehe man sich versah, war Blaine in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen.


    Roe starrte Blaine noch eine kurze Weile an, dann griff sie zum Tisch und hob ihre Tüte mit den Süßigkeiten darin hoch. Sie war bis auf ein letztes Himbeerbonbon restlos ausgeschöpft. Etwas seufzten, fischte sie dieses dann auch noch hervor und ließ es in ihrem Mund verschwinden, dann knüllte sie die Papiertüte zusammen und warf sie in den Korb in der Ecke des Zimmers. Aurore stand auf, nahm ihren Pyjama und verschwand damit für eine Weile im Bad, wo sie sich noch die Haare kämmte, die Zähne putzte und sich umzog. Als sie sich schließlich gähnend aufs Bett fallen ließ, sah sie noch einmal kurz zu ihrem Zimmernachbarn herüber und murmelte, auch wenn ihr klar war, dass er längst schlief "Gute Nacht, Blaine". Dann löschte sie auch ihre Lampe und legte sich schlafen.


    *


    Dumpfe Geräusche und ein drückendes Gefühl in der unteren Bauch- und Leistengegend weckten Blaine aus seinem Tiefschlaf. Die Sinne von Müdigkeit benebelt, aber gerade wach genug, um die fremden Klänge zu vernehmen, griff er aus einem instinktiven Impuls unter das Kissen, fand dort aber zu seiner Irritierung kein Messer vor wie sonst auch. Die Hand wanderte in Sekundenschnelle an die Hüfte, nach den Schlagstöcken tastend, als dem Jungen siedend heiß einfiel, dass diese ja an seiner Hose hingen. Und die lag auf dem Boden außer Reichweite.
    Ein leiser Fluch entglitt ihm. Es dauerte einige Momente, bis er soweit in die Realität zurückgefunden hatte, um sich zu erinnern, wo er war und dass von diesem Ort bisher keine Gefahr ausging. Ein grummelndes Stöhnen über eigene Dummheit erklang unter dem Bettzeug.
    Mit einem trägen Kopfschütteln richtete der Jugendliche sich auf. Sein Blick fiel zum Fenster. Draußen zeichneten sich die ersten schwachen Schatten des Sonnenaufgangs ab. Es war also noch viel zu früh.
    Die Decke wurde zurückgeschlagen, kalte Füße berührten eisigen Grund, der Druck im Unterleib nahm augenblicklich zu. Wüste Schimpfereien in seiner Muttersprache ausstoßend, tastete Blaine sich durch die Dunkelheit Richtung Tür.
    Schließlich trat er auf den leeren Gang hinaus, tapste schlaftrunken nach links, wo er den nächsten Sanitärraum vermutete. Die Augen drohten ihm mit jedem Schritt wieder zuzufallen. Der Weg war nicht weit, für geschundene, bleierne Gliedmaßen nichtsdestotrotz eine kleine Herausforderung.
    Vermutlich wäre er im Flur wieder eingenickt, hätte eine jähe Regung im Dämmerlicht ihn nicht erschreckt, dass er leicht zusammenzuckte und den Halbalbino unbewusst in Alarmbereitschaft fallen ließ. Seine Muskeln spannten sich an, die Haltung wurde gerade, der Blick unter den zusammengekniffenen, schweren Lidern lauernd. Lautlos ging er noch etwas voran, um besser erkennen zu können, was die Ursache der sprunghaften Bewegung war.
    Eine wohl männliche Gestalt in Unterhosen stand mit ausgestreckten Armen da, mit beiden Händen etwas ergriffen, was wie ein Schießeisen aussah. Mit der Waffe zunächst in seine Richtung gewandt, drehte er sich rasch, um wohl die andere Seite des Ganges zu bedrohen, ehe er nach einem Moment die Stellung wieder entspannte, irgendeine Geste im Gesicht vollführte und anschließend einfach im Zimmer verschwand.
    Blaine indes starrte mit weiterhin verkrampfter Haltung den Fleck an, an dem eben noch der Andere gestanden hatte, vollkommen konsterniert über das plötzliche Geschehnis und unfähig, sich die aufkommende Frage zu beantworten, was zur Hölle das eben eigentlich gewesen sein sollte. Er runzelte die Stirn, sein müder Blick unter zusammengezogenen Augenbrauen bekam einen düsteren Ausdruck. Missmut über den erlittenen Schreck sowie Zweifel am Verstand des fremden Jungen machten sich in ihm breit. „Hat der Kerl zu viel getrunken oder Paranoia-Anfälle, dass er gleich ‘ne Wand erschießen will?“, erklang es unwillkürlich ungedämpft. „Was ein Glück für ihn, dass die Wand schon tot ist.“ Er ließ ein abfälliges Schnauben hören. Selbst im Halbschlaf ließen sich die bissigen Kommentare nicht unterdrücken.
    Nun mehr mürrisch darüber wach zu sein, setzte er seinen Weg fort, die Müdigkeit übermannte ihn jedoch recht schnell wieder. Die Aufmerksamkeit war einzig darauf fixiert, nicht sofort einzuschlafen, weswegen es ihm auch entging, dass die Toilette, die er betrat, eigentlich für Frauen vorgesehen war.
    Kurze Zeit später öffnete sich die Tür wieder und eine verschlafene Gestalt torkelte zurück zu Zimmer 13, wo sie sich gähnend ins Bett fallen ließ, um den wohl verdienten Schlaf der Erschöpfung weiterzuführen.


    Als fahle Strahlen durch die Vorhänge drangen, stieß Roe ein genervtes Knurren aus. Sie war doch gerade erst eingeschlafen! Aurore versuchte verzweifelt, das nervige Licht mit ihrer Decke abzuschirmen, bemerkte aber schnell, dass da keine Decke mehr über ihr lag, die sie benutzen konnte. In einem letzten Verzweiflungsversuch bedeckte sie ihre Augen mit den Händen, aber auch das funktionierte eher weniger. Grummelig richtete sie sich auf, tastete blindlings nach der Decke auf dem Boden und rieb sich parallel übers Gesicht. Sie hörte leises Atmen, was sie erst einmal so erschreckte, dass sie aus dem Bett sprang, bis sie bemerkte, dass es nur Blaine war, der da in ihrem Zimmer schlief. An einen Mitbewohner würde sie sich wohl erst noch gewöhnen müssen.
    Etwas schwerfällig schleppte sie Roe mit ihren Klamotten ins Bad, wo sie sich nur notdürftig zurechtmachte. Demnächst würde sie Alicia um dickere Vorhänge bitten müssen, sonst würde sie immer so früh aufwachen müssen.
    Nur dass es nicht früh war. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr stellte Aurore fest, dass das Frühstück in fünf Minuten beginnen würde, was auch die hastigen Schritte draußen erklärte.
    "Blaine!", rief sie ihren neuen Zimmernachbar, während sie sich hektisch die Haare kämmte. Aber dieser zeigte keine Reaktion. "Blai-haine!", versuchte sie es noch einmal etwas gereizter, bis ihr aufging, dass er so wohl nicht aufwachen würde. Roe eilte ans Bett und schüttelte ihn gut durch. "Blaine, wach auf! Wir haben verschlafen! In fünf Minuten gibt es Frühstück!"


    Dumpf drang der Klang einer fremden Stimme an sein Ohr. „Blaine!" In der Hoffnung, dem Schlaf nicht endgültig entrissen zu werden, zog er die Decke höher über seinen Kopf. Tatsächlich herrschte einige Sekunden lang Ruhe, ehe der Wüstling es erneut versuchte. "Blai-haine!" Zu der Hektik gesellte sich ein unwirscher Unterton. "Blaine, wach auf!" Er hörte sich selbst etwas Unverständliches ins Laken nuscheln. Plötzlich griffen zwei Hände nach ihm und begannen seinen trägen Körper kräftig zu rütteln. Am liebsten hätte er irgendetwas nach dem Sprecher geworfen, eines seiner Taschenmesser zum Beispiel, damit diese Störung endlich ein Ende fand.
    „Wir haben verschlafen! In fünf Minuten gibt es Frühstück!" Nur widerwillig drehte Blaine sich auf den Rücken, die Augen fest zusammengekniffen. Er blieb einen Moment in dieser Position liegen, ehe er ebenso zögernd ein Lider einen Spalt breit öffnete, um zu sehen, wer sich überhaupt erdreistete und so lebensmüde war, ihn zu wecken. Aurores Gesicht starrte ihn nicht gerade mit der besten Laune an. Er knurrte etwas in seiner Heimatsprache, hob aber schließlich seine Hand und versuchte sich die Müdigkeit aus den Augen zu reiben, ehe er diese, von einem lauten Gähner und halbherzigen Strecken begleitet, vollends aufschlug – und augenblicklich die erste Ladung des Tages abbekam. Sofort verfinsterte sich Blaines Mimik.
    "Guten Morgen, du alter-“ – „Verdammt, halt die Fresse!!“
    Innerlich und leise vor sich hin fluchend, schob er den Störenfried grob mit einem murrenden Laut soweit es ging von sich weg, bevor er die Decke zurückschlug und die Beine aus dem Bett schwang. Leichter Schwindel überkam ihn im selben Moment, in dem seine Füße den kühlen Boden berührten. Der Weißhaarige stieß ein kaum hörbares Geräusch aus, das wie ein Grunzen klang und presste eine Hand gegen die pochenden Schläfen, während er mit torkelnden Schritten zum Schrank ging, sich die erstbeste Jeans – ein graues Modell – raus fischte und sie mit einer harschen Bewegung anzog. Der Gürtel wurde von der alten entfernt und angelegt. Die Schlagstöcke klapperten dabei dumpf in der Halterung.
    Mit einem ausgiebigen Gähnen fuhr er sich mit beiden Händen grob durch die Haare und streckte sich danach einmal, dass die Knochen knackten. „Was meinst du, wie egal mir das ist, Kleine. Wir könnten auch ‘ne Viertelstunde zu spät sein“, bemerkte er trocken, die Stimme klang rau und schlaftrunken. Der Blick, mit dem er Roe bedachte, sprach nicht gerade von einer sonnenscheingleichen Stimmung.

    Roe verengte ihre Augen. Wundervoll, jetzt war er also auch noch ein Morgenmuffel. Als ob die beiden nicht schon genug Probleme miteinander hatten.
    "Oh, tut mir leid", fauchte sie gereizt, mit einem Hang ins hysterische, riss die Decke vom Bett und schüttelte sie einmal kräftig aus, ehe Roe sie unwirsch und vor allem unordentlich faltete, dann zum Schrank herüber wanderte und sich einen dünnen Pullover überzog. "Wenn du willst, kannst du ja gerne noch fünfzehn Minuten weiter schlafen, dann kannst du dich aber auch darauf einrichten, dass du bis heute Abend nichts vernünftiges mehr zu essen kriegst!" Aurore nahm sich den Stuhl und schaltete sie Klimaanlage wieder etwas höher.
    "Ich für meinen Teil habe jedenfalls Hunger", grummelte sie synchron mit ihrem Magen. Gestern hatte sie selbst für ihre Verhältnisse wenig gegessen, weil der blöde Schwindelanfall ihr in die Quere gekommen war, dementsprechend hungrig war sie nun auch. "Kommst du nun, oder nicht? Entscheid dich!" Vollidiot!


    „Entschuldigung ausnahmsweise angenommen“, entgegnete er mit einem spöttischen Lächeln, sein Unterton klang amüsiert. Den Rest der halb gefauchten Tirade ignorierte er gekonnt. Lust, dass ihm die Laune gleich so früh am Morgen wieder vollends versaut wurde, empfand er keine. Das würde im Laufe des Tages schon ein anderer Quälgeist übernehmen.
    Während Roe also munter vor sich hin schimpfte und sonst noch was trieb, zog Blaine sich seine Schuhe an und sammelte seine paar Habseligkeiten zusammen, die er anschließend in den Hosentaschen verstaute. Es war durchaus von Vorteil, wenn man nicht so viel Unnötiges mit sich rumschleppte wie manch Anderer. Man ersparte sich somit einen dieser nervigen Rucksäcke und es fiel deutlich weniger auf.
    Ein lautes Grummeln in der Magengegend erinnerte ihn daran, dass es Zeit für neuen Nachschub war. Mit einem schwachen Seufzer verließ er das Zimmer. Ein dumpfer Knall ertönte, als die Tür ins Schloss fiel und Aurore einfach zurückgelassen wurde.


    OT: Erster Teil des Gemeinschaftspost mit Cáithlyn
    Sheewa: Hoffe doch, die Umsetzung deiner Idee ist nicht allzu grausig geworden ^__^

  • Als sie die Tür knallen hörte, unterbrach Roe jäh ihre Schimpftiraden, die in der Zwischenzeit in ihrer Heimatsprache ablief. Mit verdattertem Gesichtsausdruck wandte sie sich der Türe zu, durch die Blaine gerade verschwunden war.
    "Dieser... Dieser..." Das hier war tatsächlich das erste Mal, dass sich Aurore in ihrem Leben richtig aufregte. Es war das erste Mal, dass sie jemandem gerne und mit wachsender Begeisterung ins Gesicht schlagen würde. Wut kochte in ihr hoch als sie sich schwor, ihn bei der nächsten Gelegenheit abzumurksen und seinen toten Körper...Hastig schüttelte sie den Kopf. Ruhe bewahren. Sie regte sich ja nur so auf, weil so etwas bisher nie passiert war. Weil sie nicht wusste, wie man sich in so einer Situation zu verhalten hatte. In Büchern wurde immer geraten, ruhig zu bleiben, also würde sie das wohl tun. Nach ein paar tiefen Atemzügen war die Wutsuppe so weit abgekühlt, dass sie nur noch am leichten Zittern ihrer Hand zu erkennen war.
    Roe holte Blaine auf halber Strecke ein, dachte aber nicht einmal daran, ihn anzusprechen, obwohl sie ihm am liebsten die Meinung gesagt hätte, aber gut. Sie würde auch mit einer Standpauke keinen Respekt ihr gegenüber hervorrufen, das wäre wohl zwecklos. Alles was sie für den Moment tun konnte, ohne von Alicia getadelt zu werden, war nicht auf seine Sticheleien einzugehen. Einfach ruhig bleiben und das Beste daraus machen.
    Die Sinne nach wie vor von Müdigkeit benebelt, durchquerte Blaine die Gänge, die ihn gestern von der Caféteria zu den Zimmern geführt hatten. Aurore, die neben ihm lief, dabei vollkommen ignorierend.
    Zu sagen, dass er wach, geschweige denn halbwegs fit war, wäre eine glatte Lüge gewesen. Er fühlte sich nicht erholt, nein, viel eher zermartert. Seine Kopfschmerzen hatten erneut ein grausames Ausmaß angenommen, hinter seinen Schläfen pochte es unaufhörlich. Ihm taten die Gelenke weh und seine Knöchel knacksten bei jeder größeren Bewegung unangenehm. Beides war vermutlich auf eine falsche Schlafposition zurückzuführen, dennoch störte es den Jungen mit der Zeit zunehmend. Im Allgemeinen lag seine Laune wieder irgendwo nahe dem absoluten Nullpunkt. Er hatte heute Nacht eindeutig zu wenig Schlaf bekommen und verschwinden wollte die Abgespanntheit, die sich hartnäckig wie ein schweres Gewicht an seinen Körper klammerte, auch nicht. Um die Lage perfekt zu machen, begann Zero noch sich mal wieder darüber aufzuregen, weshalb ihm nie Aufmerksamkeit zu teil wurde. Der Quälgeist kannte diesbezüglich auch früh am Morgen keine Gnade, er belastete die Nerven des Neunzehnjährigen, wann es ihm passte – was im Übrigen fast dauerhaft der Fall war.
    Die wüsten Flüche und Schimpfereien dessen ignorierend, betrat Blaine die Kantine, die sie inzwischen erreicht hatten. Wie am Vortag herrschte dort reges Treiben. Ein Großteil der Tische war bereits besetzt, aus jeder Ecke drang lautes Gerede. Die Stimmung des Jungen bekam augenblicklich einen weiteren Dämpfer.
    Mit einem Blick, der jedes leicht neugierige Augenpaar, das sich auf ihn richtete, ohne Gnade erdolchte, begab er sich zum Frühstückbuffet, wo er lediglich zwei Brötchen, etwas Belag und eine große Tasse schwarzen Kaffee abgriff und sich anschließend in einen halbwegs abgelegenen Winkel des Raums zurückzog.
    Unterdrückte Gähner entfuhren ihm, noch immer leicht schlaftrunkene Iriden blinzelten mehrfach, die Adern wurden vollgepumpt mit Koffein, während er sich in aller Ruhe seinem Essen widmete.
    Aurore folgte ihm stillschweigend bis zur Cafeteria, da löste sie sich von seiner Seite und schnappte sich die letzten paar Waffeln, indem sie die anderen davor wegstieß, was ihr zwar einige, wütende Blicke einbrachte, aber sie nicht sonderlich kümmerte. Sie brauchte heute morgen etwas zu Essen, vorzugsweise auf etwas süßes, das ihren Kreislauf wieder auf Trap brachte. Etwas unsicher blickte sie sich dann um. Die meisten Tische waren schon besetzt und an den meisten wurde auch munter geplappert. Blaine hatte sich weiter abseits gesetzt, wo auch noch Platz für sie wäre, nur...
    Natürlich würden sie zurecht kommen müssen. Natürlich wäre es besser, sich gut mit ihm zu stellen.
    Aber dieser grummelige Vollidiot machte es ihr definitiv alles andere als leicht, mit ihm klar zu kommen.
    Roe stellte das im Grunde vor die Frage, ob sie sich zu ihm setzen und versuchen sollte, irgendwie mit ihm zurecht zu kommen, oder sie sich aber einfach wo anders platzieren sollte. Sie könnte es so machen, wie eigentlich jeden Tag, irgendwo Platz nehmen und schweigen, aber... Nirgendwo hier hätte sie ihre Ruhe. Etwas genervt, dass sie wieder Blaines miesepetriges Gesicht sehen musste, setzte sie sich also neben ihn und aß ihr Frühstück.
    Eine ganze Weile saßen sie beide nur da und widmeten sich stumm ihrem Frühstück. Die Brötchen waren inzwischen von seinem Teller verschwunden, die zurückgebliebenen Krümel wurden müden, abwesend wirkenden Starrblicken ausgesetzt, dem ein zweiter Kaffee aber letztlich Abhilfe schaffte.
    Nun mehr halbwegs wach, wenn auch nicht unbedingt ausgeruht und sich bester Laune erfreuend, stand Blaine auf, um sein Geschirr fortzuräumen. Allerdings nicht, ohne sich noch eine halbe Tasse zu gönnen. Der Tag würde lang und Nerven aufreibend werden – das wusste er. Da konnte etwas mehr Koffein im Blut nicht schaden.
    Er kehrte anschließend zum Tisch zurück, wo er sich achtlos auf die Kante setzte statt zurück auf seinen Sitzplatz. Ihm war gleichgültig, ob das unerwünscht war oder nicht gern gesehen wurde. Er tat schon immer nur das, wonach ihm der Sinn stand. Sollte sich ruhig jemand beschweren, im Ignorieren war er mittlerweile ein regelrechter Meister seines Fachs.
    „Und nun?“, erkundigte er sich, die übliche Andeutung eines spöttischen Grinsens auf den Lippen. „Steht irgendwas auf dem Tagesplan?“
    Aurore schluckte gerade die restliche Waffel herunter, als Blaine wieder zurückkam.
    "Das solltest du doch besser wissen, als ich, oder irre ich mich da?", gab sie zurück. Ein paar der Wortfetzen von Alicia, die zwischen dem Lärm und den Kopfschmerzen zu ihr durchgedrungen waren, hatte sie am gestrigen Abend an die Neuankömmlinge gerichtet und dazu zählte auch Blaine. "Was hat Alicia euch denn gesagt?"
    Das war eine wirklich gute Frage. Was hatte Alicia ihnen gesagt? Blaines Gedanken waren nach Ende der Aufklärungsstunde ziemlich durcheinander gewesen, wirklich Platz war da für weitere, in dem Moment weitaus unwichtigere Infos nicht gewesen. Das Grinsen wich einer nachdenklichen Miene. Er überlegte einige Minuten lang, kramte sämtliche Erinnerungen an den gestrigen Abend hervor, in der Hoffnung auf etwas Passendes zu stoßen. Doch die Suche blieb erfolglos. Lediglich seine Kopfschmerzen verstärkten sich.
    Schließlich erklang ein resignierter Seufzer und Blaine stieß hörbar die Luft aus. „Ich hab keine Ahnung“, gestand er. „Ich war nach unserer ‚Lebensgeschichte‘“, er setzte das Wort in Anführungszeichen, „ein bisschen durch den Wind. Hab nicht mehr zugehört.“ Ein weiteres, diesmal deutlich genervt klingendes Stöhnen entwich seiner Kehle. Er hätte sich selbst an den Kopf fassen können. Typisch für ihn…
    „Aber ich würd vorschlagen, wir folgen einfach den Anderen? Haben’s ja teilweise ziemlich eilig, irgendwo hin zu kommen“, meinte er mit einem Blick auf die einzelnen Jugendlichen, die in raschem Tempo die Mensa verließen, um zu einem, ihm noch unbekannten Ziel zu marschieren. „Oder hast du ‘ne andere Idee, Kleine?“ Er blickte Roe mit hochgezogener Braue aus dem Augenwinkel heraus an.
    Roe widerstand dem Drang den Mund aufzumachen, auch wenn sie es gerade wieder fürchterlich aufregte, dass er ihr einen so unpassenden Spitznamen verlieh. Kleine.... Ausgerechnet Kleine! "Eisklotz" oder etwas ähnliches wäre ihr egal, würden ihr eventuell auch noch schmeicheln, aber das... Nein, sie musste sich zusammenreißen. Hunden trieb man ihr Fehlverhalten aus, indem man sie ignorierte. Warum sollte das denn nicht auch mit Blaine funktionieren?
    Ein Gesprächsfetzen von gestern Abend hatte jedenfalls gelautet, dass Alicia einkaufen gehen wollte und wen Aurore an die leere Süßigkeitentüte dachte, wusste sie auch, was sie kaufen würde.
    Wortlos tupfte sie sich ihre Lippen ab, und ohne ihm noch eines Blickes zu würdigen stand die Fortlanderin auf, ließ das Tablett stehen und marschierte schnurstracks an ihm vorbei. Sie folgte einfach denen, die sie bisher noch nie hier gesehen hatte. Eine narrensichere Methode, wenn man sich seine Umgebung gut einprägte.
    Als Aurore wortlos aufstand, stahl sich ein schmales, schwer definierbares Lächeln auf Blaines Lippen und ein leicht missgelauntes Funkeln trat in die eisblauen Augen. Zero, der die angespannte Unruhe des Körpereigentümers deutlich merkte, konnte sich einen herablassenden Kommentar nicht verkneifen: „Das wird künftig noch lustig mit euch Beiden, hab ich Recht?“ Blaine seinerseits ließ nur ein verächtliches Schnauben hören. „Tu mir ‘n Gefallen und halt einfach die Klappe!“
    Sein Gegenpart schlug einen gekränkten Ton an. „Miesepeter, alter..~ Du verstehst einfach keinen Spaß, Blainy!“
    Ein leises Knurren entwich seiner Kehle. Da fing er nun also an, der alltägliche Untergang seiner ohnehin schon geschundenen Nerven. Das konnte in der Tat noch lustig werden…
    Hastig schüttelte der Neunzehnjährige den Kopf, um den aufkommenden Frust im Keim zu ersticken. Er würde sich die Laune nicht jetzt schon vollends verderben lassen! Den Erfolg gönnte er Zero sicherlich nicht, oh nein!
    Während er also aufstand und sich den Anderen an die Fersen heftete, begann gleichzeitig der gewohnte Ausdauerkampf um das Ignorieren einer zweiten Präsenz in seinem Verstand von Neuem..



    Der Blinde musste für das Mädchen, mit dem er sich das Zimmer teilte, aussehen, als würde er schlafen, regungslos wie er da saß und nicht auf sie reagierte. Das er schlief war jedoch nicht der Grund für sein regungsloses Verhalten. Viel eher hatte sich sein Blickfeld inzwischen über einen großen Teil der Anstalt ausgeweitet und Aru konnte sich, auf Grund der vielen Informationen, die über seinen zusätzlichen Sinn auf ihn einströmten, lediglich darauf konzentrieren.
    Einige weitere Gebäude, Mauern, Keller und sogar etwas wie ein See hatte er "sehen" können und in den nächsten Stunden kamen noch ein paar Orte hinzu. Als sich jedoch Irritationen zu häufen begannen, die durch sich bewegende Objekte in seinem erweiterten Sichtfeld ausgelöst wurden, vermutete der Junge, dass es wohl schon Morgen war und er aufstehen sollte. Diese Annahme konnte sogar stimmen, da seine Zimmergenossin nicht mehr im Raum wahr, als er sich mit einer wieder normalisierten Sicht im Raum umschaute, wobei Tomomi natürlich auch mitten in der Nacht das Zimmer hätte verlassen könnte. Wie auch immer. Im Zimmer wollte er gerade nicht bleiben, etwas machen konnte er dort eh nicht. Einige Details auf der über Nacht angefertigten Karte der Anstalt, die ihm schon wieder zum Teil entfallen waren, zu überprüfen und wieder in sein Gedächtnis zu rufen, wäre wohl eine sinnvollere Beschäftigung.
    Im Gegensatz zu dem, was wohl die meisten anderen taten, richtete sich Aru nicht her und sah dementsprechend unordentlich wie immer aus. Er selbst konnte dies aber mangels Augen nicht beurteilen und gelernt hatte er auch nie, auf sein Äußeres zu achten. Mit einem Apfel vom Frühstück an der Raststätte als morgendliches Mahl beladen, verließ der Blinde das Haus mit den Wohnräumen.



    Blaine hatte Aurore recht schnell eingeholt und lief nun mit etwas Abstand neben ihr. Zwischen ihnen herrschte Stille, die man vielleicht sogar als ein wenig angespannt bezeichnen konnte.
    Das Mädchen machte auf ihn einen leicht genervten Eindruck, was er nicht ganz nachvollziehen konnte. Hatte er wieder irgendwelche missverständlichen Gesten oder Worte geäußert? Sie mit seiner Frage gekränkt? Oder litt die Arme etwa an Stimmungsschwankungen, weil sie möglicherweise ihre Tage hatte? Er wusste es nicht, hatte allerdings auch nicht vor, der Sache jetzt weiter auf den Grund zu gehen. Wahrscheinlich würde sie es ihm sowieso bald vorhalten, was er wieder falsch gemacht hatte oder weiß der Teufel was.
    Eine solche Reaktion blieb jedoch aus, wie Blaine nach einigen Minuten doch etwas überrascht feststellen musste. Roe blieb still, sie schien sich ausschließlich auf den Weg zu konzentrieren. Inzwischen hatten sie ihr Ziel fast erreicht – oder zumindest ließen die Jugendlichen, die einer nach dem anderen in einem nahe gelegenen Raum verschwanden, darauf schließen.
    Ein unterdrückter, deutlich genervt klingender Seufzer entwich ihm. Sein Tonfall war kühl und auch nicht wenig bissig, als er sie schließlich ansprach. „Was ist dein Problem, hm? Bin ich dir irgendwie auf die Füße getreten, dass du einfach beleidigt abhauen musstest? Hast du schwankende Launen, deine Tage, bist schwanger oder regen dich jetzt sogar Fragen auf?“ Er starrte sie düster an, als ihm plötzlich etwas einfiel. „Oder hast du immer noch ein Problem mit deinem Spitznamen, Kleine?“ Beim letzten Satz schlich sich ein kaum sichtbares, spöttisches Grinsen auf seine Lippen.
    Aurore zuckte ungewollt zusammen und verfluchte sich schon im gleichen Moment dafür. Sie konnte Blaine vor ihrem inneren Auge sehen, wie er blöd grinste, auf seine typische... idiotische Blaine-Art eben. Aber den Triumph würde sie ihm nicht schenken. Niemals. Eher sollten die Polarbären kommen und sie holen.
    Noch während sie ging drehte sich Roe also um und schenkte ihm einen vollkommen neutralen Gesichtsausdruck. Sie konnte es sich nicht leisten, sich noch großartig Blöße zu geben.
    "Es ist lediglich so, dass ich beschlossen habe, auf diesen Alias nicht weiter zu reagieren. Solltest du mich ansprechen wollen, dann verwende meinen Namen", teilte sie ihm ungerührt mit. Sie starrte ihm noch eine Weile in die Augen und überlegte, was sie ihm noch an den Kopf werfen könnte. Mit einem kurzen, aber überlegenen Grinsen warf sie ihm noch ein: "Ich würde es dir danken, Vollidiot."
    Spott wurde durch altbekannte Gereiztheit ersetzt, die Mundwinkel zogen sich ein Stückchen weiter in die Breite. Der verstimmte Blick bohrte sich direkt in die Bernsteinaugen vor ihm. „Man hat deine gleichgültige Reaktion ja gestern gesehen, nicht wahr? Das Desinteresse war so groß, dass man gleich anderer Leute Gesichter ritzen musste“, gab er frostig zurück, das Lächeln erstarb und seine Finger glitten flüchtig über den noch gut sichtbaren Schnitt auf der Wange.
    Aurore ließ sich keine weitere Regung ansehen, sie lief weiterhin mit dem Rücken zum offenen Gang gewandt, die goldenen Iriden stumm auf ihn gerichtet, was Blaine nicht unbedingt als angenehm empfand.
    Pass lieber auf, wo du lang läufst, Mädchen. Nicht, dass du noch jemanden umnietest und unter deinem grazilen Gesäß begräbst“, setzte er nach einer Weile zynisch nach, wobei sein Blick zufällig auf einen jungen Mann fiel, der ihnen gerade entgegen kam und schon relativ nahe war. Er starrte den scheinbar Schwarzhaarigen ein wenig skeptisch an. Soweit er erkennen konnte keine allzu gepflegte Gestalt, was dem Jugendlichen letztlich jedoch egal sein konnte. Viel eher zog die Sonnenbrille, die der Andere trug, seine Aufmerksamkeit auf sich. Es dauerte etwas, bis Blaine wieder einfiel, woher er ihm bekannt vorkam. „Na, wenn das mal nicht unser Pazifist ist“, knurrte er leise.
    Schon einige Zeit bevor die beiden in eine normale Gesprächsreichweite zu Aru oder sein Sichtfeld kamen, konnte er den aggressiven Jungen vom Abend von vor 2 Tagen mit einem Mädchen, nach der Stimme zu urteilen, reden hören. Wobei es vielleicht die Bezeichnung "aggressive Diskussion" besser traf. Da der Pazifist vermutete, dass er bei solch einer Gemütslage wohl wenig Überzeugungsarbeit bei dem anderen Jungen leisten konnte, noch dazu da dieser, wenn man nach der letzten kurzen Unterhalten ging, relativ stark an seinem aggressiven Verhalten festzuhalten schien. Auf ein Gespräch wollte Aru nun verzichten, möglicherweise ergab sich auch in Zukunft noch eine gute Gelegenheit den anderen von einer friedlicheren Lösung für Probleme zu überzeugen.
    Leider schien dies nicht ganz den Interessen des aggressiven Mannes zu entsprechen. Weshalb dieser ihn ansprach, war dem Blinden zwar nicht klar, aber vielleicht ergab sich während der vermutlich folgenden kurzen Unterhaltung doch eine Möglichkeit, den anderen Mann zu überzeugen.
    Nach dem ihm der Name seines Gesprächspartners nicht bekannt war oder zumindest nicht einfallen wollte, war die Begrüßung lediglich ein einfaches "Hallo". "Wie mir scheint, bist du immer noch nicht zur Einsicht gekommen, dass man nicht alle Probleme mit Gewalt lösen kann..."
    Scheinbar hatte der Schwarzhaarige seinen Kommentar gehört, jedenfalls sprach er den Neunzehnjährigen an und löste mit seinen Worten augenblicklich Missfallen und noch größere Verstimmung aus. „Nein, tut mir Leid, die Erleuchtung ist heute Nacht noch nicht über mich gekommen“, entgegnete er sarkastisch. „Und gleich vor weg, spar dir deine Predigten für Leute, die bereit sind, sich deinen gutgläubigen Müll reinzuziehen. Mich interessiert dein pazifistisches Gewäsch nicht.“ Er spie den Satz fast aus, wobei er den letzten Teil besonders betonte. Sein Gemüt geriet allmählich in Wallungen.
    Außerdem hab ich gerade irgendjemanden bedroht oder sonstiges? Mal abgesehen davon, kann dir das Tun anderer Leute doch egal sein, oder? Oder hattest du gestern irgendeinen speziellen Grund, dass du dich einmischen musstest, weil der spatzenhirnige Knilch seine Grenzen kennengelernt hat?
    Seine Stimme blieb ruhig, wenn auch im Ton beinahe eisig, Blaines Laune jedoch war gefährlich nahe dabei, wieder auf Hundertachtzig umzuschlagen. Es kostete ihn Mühe, die Nerven zu behalten. Treudoofe Gutmenschen wie diese Trauergestalt brachten ihn jedesmal um den Verstand.
    „Jetzt nur nicht die Fassung verlieren, Blainy. Gaanz ruhig~ Er hat doch sowieso keine Ahnung, wie das Leben spielt~“, säuselte es in seinem Kopf. Halt doch einfach die Klappe!!“
    Er nahm sich vor, mal ernsthaft an seiner Selbstbeherrschung arbeiten.
    Den gewissermaßen eisigen Tonfall ignorierend antwortete Aru. "Nun ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass deine Gesprächspartnerin mit dem einen oder anderen an deinem eher aggressiven Verhalten nicht zufrieden ist, aber ich spreche auch eher allgemein davon. Man kann auch versuchen, etwas mit normalen Worten zu lösen oder einfach anderen aus dem Weg gehen..."
    Oh, wie gern würde er jetzt eines seiner Taschenmesser nehmen und diesen elendig nervenden Kerl einfach… Nein! Er musste sich beherrschen! Sich von so einem dahergelaufenen Trottel so dermaßen die (ohnehin sehr schlechte) Laune noch weiter verderben zu lassen, sah ihm eigentlich nicht ähnlich. Natürlich kotzten ihn solche gutgläubigen Trauergestalten über die Maße an, aber trotzdem fuhr er nur selten sofort aus der Haut.
    Andererseits.. Was hatte in den letzten Stunden denn überhaupt einen vertrauten Ablauf genommen?
    Einmal tief durchatmend, um die übliche Fassade aus kühlem Desinteresse aufrechtzuerhalten, ignorierte er das Geschwafel des Pazifisten schlichtweg und wandte sich direkt an Roe. „Wir sollten uns vielleicht beeilen. Ich hab das dumpfe Gefühl, unsere ach so heilige Mutter Theresa legt Wert auf Pünktlichkeit“, erklärte er, wobei den neuen Spitznamen für Alicia besonders herablassend betonte. „Und ich vermute mal, wir sind spät dran.“ – „Für was im Endeffekt auch immer..~
    Roe verfolgte das Gespräch zwischen Miesepeter Blaine und dem Jungen, der urplötzlich ebenfalls hinter ihr stand, mit kaum verhohlenem Interesse. Offenbar handelte es sich bei dem Neuankömmling um einen dieser Menschen, die immer alles auf die friedliche Tour regeln wollte. Zumindest ließ das seine Wortwohl erahnen. Ebenso schienen er und Blaine zuvor schon aneinander geraten zu sein, was die Sache irgendwie spannender macht. Das kleine Wortduell wurde jedoch schnell wieder von ihrem Zimmernachbarn beendet, der sich gereizt an Aurore wandte. Sie nickte mit einem kurzen Blick den Gang herunter, um irgendeinen der fremden Erleuchteten zu finden, dem sie folgen könnten.
    "Ich kann mich im Übrigen auch sehr gut selbst verteidigen", gab Aurore kurz an Aru weiter. Nicht aus Feindseligkeit, sondern einfach um diese Tatsache klarzustellen.
    Anscheinend schien er das Mädchen unbewusst bevormundet zu haben, was er eigentlich nicht wollte. Vielleicht sollte ich mich wieder in Zukunft aus solchen Dingen heraus halten. Gespräche sind einfach ein zu großes Risiko und ob ich es nun schaffe den einen Jungen zu einem besseren Verhalten zu bewegen oder nicht, dürfte nichts daran ändern, dass es immer noch Kriege gibt. "Entschuldigung, ich wollte dies nur als Beispiel nehmen, dich damit aber auf keinen Fall bevormunden."
    Auch dem Jungen nickte Aurore neutral zu, ehe sie zwischen ihm und Blaine hin und her sah.
    "Wenn wir uns nicht beeilen, dann verpassen wir die Ansprache. Und ja, Alicia ist sehr ungeduldig. Und ich muss in die Stadt, also würde ich sagen, dass wir jetzt gehen." Sie schaute Aru noch einmal kurz von der Seite an. "Du bist doch auch neu, oder? Du solltest dich ebenfalls beeilen." Sie drehte sich schon um und ging ein paar Schritte, sah dann noch einmal über ihre Schulter.
    "Jetzt bewegt euch!", stieß sie genervt aus, da keiner der beiden sich bewegt hatte.
    Ruhig Blut, Kleine“, entgegnete er kühl, obwohl er selbst am liebsten an die Decke gesprungen wäre. Seine Laune war dank diverser Faktoren sowieso schon lange den Bach runter gegangen. Sich der verdorbenen Stimmung hinzugeben, würde dennoch nichts bringen. Wahrscheinlich war sie in wenigen Stunden ohnehin wieder verschwunden – wenn seine Nerven denn die Gelegenheit hatten, sich endlich zu beruhigen.
    Murrend setzte der Neunzehnjährige sich in Bewegung, das Knacken und Stechen seiner Gelenke einmal mehr verfluchend. „Ich glaube, du wirst alt~“, kam unweigerlich der spöttische, leicht flötende Ton, den er so verabscheute. Die Mühe zu reagieren, machte er sich allerdings nicht. Er ging einfach an Roe vorbei, ohne auf sie oder den Weltbürger zu warten.
    Roe sah noch einmal aus dem Augenwinkel zu Aru, der sich bisher nicht rührte und auch keine Anstalten machte. Etwas schulterzuckend wandte sie sich dann ab und folgte Blaine im Laufschritt, um mit ihm mitzuhalten. Als sie ihn ein wenig überholt hatte, ging sie wieder in normaler Geschwindigkeit weiter.
    Die anderen Erleuchteten, die sie verfolgten, bogen in ein Klassenzimmer ein.
    Ach, stimmt. Das hatte Alicia gesagt. Jetzt konnte sie Roe auch wieder daran erinnern. Und obwohl sie offensichtlich richtig waren- Aurore kannte keinen der Anwesenden, von Blaine, Hong und Artemis mal abgesehen- war Alicia selbst noch nicht auffindbar. Aurore blieb an den Türrahmen gelehnt stehen und blickte den Gang herunter.
    Das Gespräch mit dem Blinden schien zu einem Ende gekommen zu sein und die anderen entfernten sich wieder. Aber hatten sie nicht etwas von einer weiteren Ansprache gesagt? Nach dem was am letzten Abend passiert war, hatte Aru eigentlich wenig Lust dort wieder zu erscheinen... Verärgern wollte er ihre Gastgeberin aber auch nicht und so folgte er den beiden anderen in einer Entfernung, sich an ihren Schritten orientierend. Im Raum, in dem wohl die nächste Ansprache statt finden sollte, schienen sich schon einige Personen zu befinden, weshalb sie Aru, von diesen so weit es ging fernhaltend, einen Platz am Fenster suchte. Sollte es gefährlich werden, wäre wohl das Fenster immer noch einer der besten Fluchtwege, auch wenn es im ersten Stock sein mochte.
    Als Aurore Alicia endlich um die Ecke biegen sah, richtete sie sich in ihrer Position auf und nickte ihr zu. Alicia erwiderte die Geste mit keiner nennenswerten Gefühlsregung.
    "Ich würde gerne mitkommen", ließ das Mädchen verlauten. Alicia musterte sie für einen Moment und gab dann mit einem Lächeln ihre Zustimmung, danach verschwand sie im Raum in dem auch die anderen, neuen Erleuchteten auf sie warteten. Aurore ging zurück in ihre mehr oder weniger bequeme Haltung gegen den Türrahmen und lauschte den Vorstellungen. Dieses Mal hatte Alicia einen Haufen an merkwürdiger Leute mitgebracht. Von solchen, die unsichtbare Mauern herstellen konnten, über einen quietschebunten Kerl, dessen Worte sie zwar verstand, aber nicht ganz nochvollziehen konnte, warum es dieses wilde Mischmasch aus verschiedenen Sprachen herunterrasselte, bis hin zu anderen, die einfach still in der Gegend herumsaßen.
    Roe musste sich ein begeistertes Grinsen stark verkneifen. Wundervoll, einfach wundervoll! Was gab es denn schöneres für ihr enthusiastisches Forscherherz als einen Haufen neuer Ankömmlinge mit geradezu beängstigend krassen Fähigkeiten?! Ihr juckte es schon in den Fingern, und am liebsten würde sie jeden einzelnen über seine Fähigkeiten ausquetschen. Oh, und natürlich auch über diese... Dur-... Monster. Sie wollte alles wissen, was es über diese Monster zu wissen gab!
    Aber jetzt war definitiv nicht die richtige Situation.. Dafür hätte sie sicherlich auch noch später Zeit.
    Oh, wie sie es hasste, zu warten!



    Aurore fand sich kurze Zeit später wieder in ihrem Zimmer wieder. Alicia hatte die Vorstellungsrunde damit beendet ihnen zu sagen, dass man sich in einer halben Stunden am Bus treffen würde und dafür musste Roe eben noch ein paar Vorbereitungen treffen. Sie öffnete den Schrank und griff sich eine Jacke, die möglichst dünn war, aber eben ihren freien Bauch bedeckte. Aus Erfahrung wusste sie, dass es nicht angebracht war, mit viel nackter Haut durch die Stadt zu gehen. Das schien den Frauen gar nicht zu gefallen, den Männern hingegen schon. Und sie wusste nicht, was ihr weniger gut gefiel.


    Aurore fand sich noch ein paar Minuten vor Abfahrt beim Bus ein, nachdem sie ein wenig durch die Gebäude gegangen war und sich wieder etwas umgesehen hatte. Jetzt stieg sie gerade ein und sofort erwartete eine Frische Brise das Mädchen. Sie keuchte schon etwas, allein der kurze Weg hatte bei ihr schon für Schnappatem gesorgt. Glücklicherweise lagen die Straßen durch die Überdeckungen größtenteils im Schatten und die Läden selbst waren zumeist auch etwas klimatisiert. Für eine Weile würde sie es also aushalten.
    Roe setzte sich auf einen Platz in einer leeren Bank und zog die Kapuze über. Ihr Blick richtete sich gegen die Gardine, die sie zugezogen hatte, um die nervige Sonne auszusperren. Ob sich neben sie jemand setzte wusste sie nicht, denn innerhalb kürzester Zeit war sie so in Gedanken versunken, dass sie erst wieder etwas mitbekam, als die Bewegungen des Busses aufgehört hatten und die anderen schon draußen waren. Aurore folgte schnell und hielt sich die Hand an die Stirn, als ihr Licht in die Augen stich. Sie bekam gerade noch mit, dass Alicia die Erleuchteten darum bat, auf Tomomi Acht zu geben.


    Roe ging auf Alicia zu und holte sich ihr Taschengeld ab, in dieser Zeit hörte sie die kleine Mumie auch schon sagen, dass sie in den Süßigkeitenladen wollte. Eigentlich wollte sich Roe sofort schon melden, um mit ihr dort hin zu gehen (Immerhin war Tomomi ihr schon länger bekannt, wenn auch nur durchs Sehen), da sammelte sich schon eine kleine Gruppe, die allesamt aus Mädchen bestanden, die Roe nicht kannte. Eine größere mit höchst wiederspenstigem Haar sprach Tomomi schon an, weswegen sich auch Roe noch schnell einklingte. Sie ging zu ihnen herüber und sprach das Mädchen an: "Wenn es euch nicht stört, würde ich gerne mitkommen. Mein Ziel ist ebenfalls der Süßigkeitenladen."


    OT: So, endlich fertig ^^ Alles natürlich mit Fatalis und Prime abgesprochen, der Rest ist Eigenregie. Roe joined also die Mädchentruppe ^^

  • Während die Gruppe sich um Tomomi versammelte, bekam sie mit, wie zwei Jungen versuchten von Alicia mehr Geld zu bekommen. Die kleine Mumie war zu naiv, um mit dem Begriff Betrug etwas anzufangen, doch spürte sie, dass die Jungen nicht ehrlich zu ihrer Mama waren. Da Alicia aber keinerlei Anzeichen gab, dass sie wütend war, blieb auch Tomomi ruhig. Sie würde die Jungen später kontrollieren, wenn sie die beiden sehen würde.
    Daraufhin sprach Marika die Mumie an und das mit einem ungewohnten Grinsen. Verwirrt schaute Tomomi auf den Boden. "War sie nicht vorher so böse?, fragte sie sich und brauchte einige Zeit, um mit diesem Charakterwechsel klar zukommen. Verlegen steckte sich Tomomi eine bandagierte Zeigefingerkuppel in den Mund und schaute weiter auf den Boden: "Ich....bin öfters hier...mit Mama. Kann...zeigen."
    Es schien so, dass die kleine Mumie jetzt eine ungewohnte Situation begegnet wäre. Jedoch führte sie öfters andere Erleuchtete durch die Einkaufszone, doch es kam nur äußerst selten vor, dass die anderen Erleuchtete mit ihr redeten. Alicia hatte sie immer aufgemuntert andere Erleuchtete kennenzulernen, aber nie hatte das Mädchen daran geglaubt, dass welche auf sie zugehen würden. Als letztes stoß Aurore zur Gruppe zu. Tomomi hatte sie öfters gesehen und kannte ihren Namen nur vom Unterricht und Alicia. Dabei sei angemerkt, dass Tomomi Alicia öfters über die anderen Erleuchteten fragte. Nicht aus Neugier, sondern einfach der Information halber, um für Ordnung bei ihren Touren sorgen zu können. Dabei vermied es ihre Mama aber vertrauliche Informationen weiterzugeben. "Wenn du dich mit ihnen anfreundest und sie fragst, werden sie dir bestimmt so viele interessante Dinge erzählen.", gab sie Tomomi immer mit und lächelte dabei mütterlich und aufmunternd. Diesem Ratschlag ist Tomomi bisher aber äußerst selten bis gar nicht gefolgt.
    Die Mumie schaute Aurore, die sie in Gedanken 'Weißmädchen' nannte, an. Weißmädchen kannte sie am längsten und Mama hatte immer gesagt, dass nur die Personen auf ihre Tochter Acht geben dürfen, die sie auch kennt. Ihr Auge haftete emotionslos weiter auf Aurore, bis sie sich endlich durchringen konnte unsicher zu ihr zu gehen und zu fragen: "Auf mich aufpassen?"
    Ohne jedoch auf die Antwort zu warten, ging die Mumie nun zur Einkaufszone und führte die Gruppe zum Süßigkeitenladen. Tomomi fiel es nicht leicht mit jemanden zu reden, während sie scheinbar im Mittelpunkt stand. Unterwegs wurde die Gruppe von mehreren Menschen angeschaut. Die Routineeinkäufer kannten bereits 'Die schwer Erziehbaren von der Anstalt' und schenkten den Kinder keinen würdigen Blick. Andere Menschen, die nicht so oft in der Meile waren, schauten kurz interessiert zu, wendeten den die Blicke aber schnell wieder ab, wobei einige von ihnen dies mit einem schlecht gelaunten oder unwohlen Gesichtsausdruck taten. Besonders Tomomi erntete öfters Blicke, aber wer hat auch schon ein Mädchen gesehen, das scheinbar aus der Intensivstation eines Krankenhauses geflohen war?


    Schließlich erreichte die Mädchengruppe den Süßigkeitenladen. Bereits von außen betrachtet, lud dieser Laden den Betrachter dazu ein hinein zu gehen und die leckersten Bonbons zu vernaschen oder Lollis zu schlecken. Ein ganzes Spektrum von Regenbogenfarben verteilte sich auf dem Schaufenster und Tomomi schaute mehr als nur begeistert hin, auch wenn sie ihr leuchtendes Auge geschickt unter der Kapuze versteckte.
    "Ah, du bist es wieder.", begrüßte ein etwas runder älterer Herr mit Vollbart die Gruppe mit desinteressierter Stimme und schaute Tomomi an. "Wieder hier, um etwas zu kaufen? Bedien dich ruhig.", fügte der Ladenbesitzer hinzu und aus seiner Stimme war deutlich hörbar, dass ihm die Erleuchteten nicht geheuer waren und nur solange geduldet wurden, wie sie Geld zum Ausgeben von Süßigkeiten hatten. Andere Kunden suchten derweil den größtmöglichen Abstand zu der Gruppe. "H-hier gibt es viele leckere Sachen...", erklärte Tomomi der Gruppe und blickte selbst währenddessen umher. "Zuckerstangen sind hinten...Lollipos im Regal vorne....Drops und Bonbons gegenüber..., erklärte die Mumie weiter und schien so, als würde sie jeden mm² des Ladens kennen. "Bitte an Quittung denken.", endete sie schließlich und schritt zu den großen Lollipoplutschern.


    OT: Damit hat die Mädchengruppe die erste Haltestelle der Tour erreicht =)
    Ich möchte euch einen Tipp geben: Tomomi liebt Süßigkeiten und fühlt sich im Laden äußerst wohl. Eine gute Gelegenheit um sich ihr zu nähern? ;)