Erleuchtet - Spieletopic

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Tomomi schaute Jeff an.
    "Oh, hallo Jeff." Die Antwort sollte wohl erfreut klingen, doch sowohl Stimme als auch Gesichtsausdruck waren emotionslos. "Marika gehört zur Familie...sie weiß viel über diese...Monster. Sie ist etwas......schwierig, aber sie stark.......jetzt ist sie weggelaufen...."
    Die Mumie schaute daraufhin nochmal in die Runde.
    Hat Marika....Heimweh bekommen? Will sie nicht mehr bei uns sein? Ich....Ich muss das Mama erzählen, wenn niemand antworten kann...

  • Als Marcello ihm sein Wohlbefinden versicherte, nickte Xaroc bestätigend und als der andere ihn im Gegenzug fragte, ob er sich auch nicht verletzt habe, zeigte er seine geröteten Hände vor. „Ein paar Schrammen, die noch ein wenig stechen und brennen, aber bis auf einige kleinere Blessuren fehlt mir nichts. Danke der Nachfrage.“ Er senkte den Blick. „Einige der anderen waren eher der Meinung, dass es mehr Dummheit denn Mut war. Und ich kann ihnen im Nachhinein nur beipflichten.
    Marcello versank kurz in Schweigen, ehe er ankündigte an die frische Luft zu gehen. Xaroc fasste dies als dezenten Hinweis auf, dass eine totale Grundreinigung seines Körpers dringend angebracht war. Er lächelte verlegen und blickte dann auf seinen Aufzug herab. „Kann ich nur zu gut nachvollziehen. Ich werde derweil versuchen, etwas gegen... nun, Ihr wisst schon, zu unternehmen. Dann sehen wir uns später.


    Nachdem Marcello gegangen war, ließ Xaroc jegliches Feingefühl fallen und riss sich das T-Shirt vom Leib, gefolgt von Schuhe, Hose und allem, dass in irgendeiner Weise etwas aus der Spielhalle berührt hatte. Als er jedoch gerade nach frischen Sachen kramte, die er nach dem Duschen anziehen wollte, vernahm er vom Gang aus einen Tumult, der so gar nicht Recht zur ansonsten bisher ruhigen Atmosphäre der Anstalt passen wollte. Er war schon auf halben Wege zur Tür, als er sich entsann, dass es kein gutes Benehmen zeigte, halbnackt durch die Öffentlichkeit zu rennen.
    So entschloss er sich, sich später nach dem Lärm zu erkundige, welcher sich nun zu entfernen schien, als in dem Moment an die Tür geklopft wurde. Was ist denn jetzt los? Kann man sich nicht einmal in Ruhe der Körperpflege widmen?
    Einen Moment bitte!“, rief Xaroc, schnappte sich in der Not ein paar seiner neuen Sachen, die immerhin von Blut und Gestank vollkommen sauber und verschont geblieben waren und so den Geruch, zumindest hoffte er so, auf ein erträgliches Mindestmaß reduzieren würden. Auf einem Bein hüpfend, als er sich den letzten Schuh anzog, erreichte er die Tür und zog sie schließlich mit einem Ruck auf und fand sich Marcello gegenüber wieder, der Recht aufgelöst aussah. „Ist irgendwas passiert?

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

  • Keuchend fuhr Jasmin hoch und schüttelte sich die Haare aus dem Gesicht. Wo war ihr Messer?! Hektisch tastete sie um sich, bekam jedoch nur das weiche Bettlaken zu fassen. Sie biss sich auf die Hand, um nicht zu schreien.
    Langsam klärten sich die Konturen um sie herum. Gleißendes Sonnenlicht fiel ins Zimmer und blendete sie, doch sie sah weder Blutspritzer noch hörte sie das Geschrei der Bestie. Trotzdem hörte ihr Zittern nicht auf, bis sie ihr Messer vom Nachttisch schnappte und es fest umklammerte.
    Wenn nur eine so kurze, helle Schlafphase schon derart intensive Träume brachte, was würde sie dann in der Nacht erwarten? Sie umklammerte das Bettlaken fester. Die Anspannung verschlimmerte die Schmerzen in ihrem Arm, aber sie konnte nicht loslassen.
    Erst jetzt hörte sie, weshalb sie aufgewacht war. Draußen auf dem Gang schien ein wahrer Tumult stattzufinden, aggressive Stimmen wurden lauter - darunter auch die von Marika - gefolgt von schnellen Schritten. Jasmin setzte sich etwas mehr auf. Erneut krampften sich ihre Hände zusammen.
    Mechanisch stand sie vom Bett auf, das Messer weiterhin umklammert. Vielleicht hatten die vergangenen Ereignisse sie paranoid gemacht, aber war das so verwunderlich? Nach den Ereignissen der letzten Stunden schuldete sie es Marika mindestens, sich zu vergewissern, dass sie nicht in Gefahr schwebte. Auch wenn Blondie sich wohl sehr gut selbst verteidigen und sie höchstens als Last ansehen sollte, wäre es ihr doch unerträglich.
    Ste steckte das Messer in ihre Hosentasche und stürmte förmlich zur Tür hinaus, immer dem Klang der hektischen Schritte nach, die sie schließlich an den Rand des Geländes zur Obstwiese führten, auf der sich schon eine Menschenmenge gesammelt hatte. Wie automatisch fuhr ihre Hand wieder an ihre Hosentasche, während sie sich durch die Massen drängelte. Niemand wirkte verängstigt oder äußerlich verletzt, doch alle waren unruhig. Was war hier bloß los?
    "Was ist denn mit der los? Ist sie völlig verrückt geworden, und warum geht sie nicht einfach zum Tor raus wenn sie weg von hier will?"
    Ein Mädchen neben ihr begann plötzlich, wie ein Wasserfall zu plappern, ohne sie zu bemerken. Verwirrt sah Jasmin sie an. Wer wollte denn von hier weg? Gut, wahrscheinlich ziemlich viele, aber wo sollte man denn fliehen, wenn nicht durch das Tor?
    Endlich sah sie nach oben und schnappte nach Luft. Auf halber Höhe der Steinmauer kämpfte Marika sich verbissen nach oben. "Hey!" schrie Jasmin aus Leibeskräften. Nie im Leben hätte sie sich zugetraut, überhaupt so laut werden zu können. "Marika! He! Was zum Teufel tust du da?!"
    Falls jemand sie anstarrte, als sie dich durch die Menschenmenge kämpfte, bemerkte sie es nicht und es war ihr auch recht gleichgültig. Sie hielt nicht an, bis sie direkt vor der hohen Mauer stand. "Marika? Wo willst du hin?"


    OT: So, furchtbar, aber es wurde langsam mal Zeit. Hab niemanden angesprochen, da alle die gepostet haben bereits beschäftigt sind, also würde ich mich da über einen Gesprächspartner riesig freuen. ^^

  • Sehr zu seiner Erleichterung wurde die Tür geöffnet und Xaroc starrte ihn verwirrt an. Marcello bemerkte dass dieser zwar neue Kleidung trug, aber an ihm haftete immer noch der leichte Geruch von Blut. Na klar, er schalt sich, sein Mitbewohner hatte noch gar nicht die Zeit haben können sich zu waschen. In ihm regte sich ein Anflug von schlechten Gewissen, dass er ihm nicht die Zeit hatte geben können sich wenigstens mit Wasser zu bespritzen. Marcello holte tief Luft und sagte in einem freundlichen Tonfall:“ Entschuldige bitte dass ich dich so rasch wieder aufsuche. Aber ähm also ich befand mich gerade auf dem Flur und sah aus dem Fenster um zu überlegen was ich nun mache. Da bemerkte ich zu meinem Erstaunen diese Marika die den Flur heruntereilte. Auf ihrem Körper befand sich soweit ich in der kurzen Zeit gesehen habe noch Blut. Das kam mir schon seltsam vor, da sie sich in der Zwischenzeit doch sicherlich schon gewaschen und ihre Kleidung gewechselt haben sollte. Sie schien Schmerzen zu haben. Damit nicht genug folgten ihr dieser Waffennarr mit dem du in der Stadt zusammen warst und ein weiterer Junge den ich nicht kenne. Soweit ich gesehen habe, waren sie auch sehr besorgt. Wenn ich richtig gedeutet habe, dann sind sie auf dem Weg nach draußen. In der Richtung befindet sich glaube ich der Garten. Bitte Xaroc folge mir. Ich habe ein seltsames Gefühl in der Magengrube, als ob was Schlimmes passieren würde. Es wäre sehr nett von dir, wenn du mit mir kommen würdest. Ach ja nimm besser noch ne Waffe mit. Sicher ist sicher.“ Er sah ihn bittend an. In seinem Inneren dachte er:“ Wenn du nicht freiwillig mit mir kommst, dann seh ich mich gezwungen dass ich dich dazu bringe mit mir zugehen. Aber das will ich nicht.“ Er hoffte dass es noch nicht zu spät ist und das Schlimme noch nicht eingetroffen war.


    OT: Ja ich weiß es ist ein wenig kurz, aber ich hoffe es reicht trotzdem

  • Kaum dass er die Frage ausgesprochen hatte, fing Marcello auch schon an zu reden und Xaroc hatte Mühe, die Informationsflut einzusortieren. Marika? Blut? Waffennarr? Er brauchte einen Moment um zu verstehen, dass mit letzterem wohl Samuel gemeint war. Hatte er letztendlich nun doch noch die Nerven mit ihrer „Anführerin“ verloren und sie vielleicht sogar angegriffen?
    Schließlich bemerkte er den Blutfleck an der Wand, den Marika wohl zurückgelassen hatte. Marcello war nun nicht mehr der einzige mit einem flauen Gefühl im Magen. Hoffentlich hatte Xaroc mit seiner Befürchtung unrecht. Die Bitte Marcello doch zu folgen hatte er gar nicht mehr mitbekommen, aber auch so wäre er losgezogen um in Erfahrung zu bringen, was geschehen ist. Xaroc zog die Tür zu und war schon in Bewegung, als er über die Schulter Marcello zurief: „Es scheint was ernstes zu sein. Los, wir sollten uns beeilen!“ Dann eilte er den Gang entlang.


    Der Junge stürzte sich quasi das Treppenhaus hinunter, immer 4 oder mehr Treppen auf einmal nehmend, während er sich weiter sorgte. In den Garten? Was will sie da nur? Wenn Sam- jemand, korrigierte er sich, hinter ihr her sein sollte, würde sie da doch nur festsitzen, oder nicht? Kaum hatte er das Gebäude verlassen, rannte er so schnell er konnte Richtung Garten, kaum noch auf seinen Begleiter achtend. Lediglich mit einem „Schneller!“ versuchte er Marcello - aber am meisten sich selbst - zu höherem Tempo anzuspornen.
    Schließlich kam der hintere Bereich, eine Felswand, in Sicht, wo sich bereits mehrere Erleuchtete versammelt hatten. Samuel war auch da, aber von Marika allerdings keine Spur. Nur noch in einem halbherzigen Trott unterwegs, näherte er sich Samuel, ehe er anhielt und sich vorgebeugt, die Hände auf den Knien abgestützt, und versuchte wieder zu Atem zu kommen.
    Anscheinend war bereits das Mädchen Leira dabei ihn zu löchern, aber Xaroc konnte trotzdem nicht anders, als seine eigenen Fragen hinzuzufügen, während er alle paar Wörter nach Luft schnappte. „Was ist... geschehen? Ich hörte... etwas sei mit Miss... Marika? Irgendetwas mit „verletzt“? Wo... ist sie? Ihr habt doch... wohl nicht etwa gekämpft?“ Besorgt blickte er zu den beiden hoch.


    OT: Sorry, Xaroc setzt die Prioritäten ein wenig anders, als Marcello (oder der Rest) es wohl tut. ^^'

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    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

  • Hatte er doch zu schnell gesprochen? Xaroc wirkte ein wenig verwirrt, als er das gesprochene vernahm und Marcello wartete während dieser das bisher gesagte für sich verarbeitete. Dabei ballte er seine Hände zu Fäusten und seine Fingernägel gruben sich in die Handflächen. Er übersah dabei, dass Xaroc etwas auf dem Flur sah, was diesen veranlasste, rasch das Zimmer zu verlassen. Marcello war darüber sehr erleichtert, dass Xaroc doch die richtigen Schlüsse gezogen hatte. Der junge Sänger folgte Xaroc der bereits am Treppenhaus angelangt war. Während dem Laufen rief Xaroc im zu:“ Es scheint was Ernstes zu sein. Los, wir sollten uns beeilen!“ Dies ließ sich Marcello nicht zweimal sagen und beschleunigte seine Schritte. Allerdings ging er langsamer als Xaroc die Treppenstufen runter, denn er wollte auf keinen dumm stürzen. Er wollte nicht, dass irgendwas an seinem Körper gebrochen war, nur weil er nicht aufpassen konnte. Deswegen beeilte er sich um seinem Mitbewohner einzuholen. Er dachte keuchend:“Mann hat der eine gute Kondition.“


    Wie es aussah bestrafte ihn das Schicksal hiermit weil er sich früher nicht wirklich sportlich betätigt hatte. Wie auch er hatte je nie Zeit dafür gehabt und wenn dann hatten ihm seine Eltern jegliche sportliche Aktivität verboten. Er könnte ja verletzt werden. Schon der Gedanke daran ließ seine Augen verdrehen.


    Marcello schob den Gedanken beiseite und rannte Xaroc hinterher, der irgendwas sagte von es mache keinen Sinn dass Marika in Richtung Garten renne, denn wenn sie dorthin rannte, dann säße sie ja fest. Marcello hatte das auch nicht verstanden, aber es war ja nicht alles logisch und er war sich sicher, dass sich alles aufklären würde wenn sie erst dort ankämen. Eine Zeitlang rannten sie nur und Marcello spürte dass sein Herz wie verrückt pumpte und er auch nicht mehr soviel Luft bekam. Zusätzlich fing er sich noch ein Seitenstechen ein. Lange hielt er es nicht mehr aus. Im Garten selber befand sich niemand aber Marcello konnte im hinteren Bereich ein paar andere Jugendliche entdecken. Wie es schien befanden sie sich hier am richtigen Ort. Er wurde langsamer und blieb an einem Baumstamm stehen. Gegen diesen lehnte er sich um wieder frische Luft zu schnappen. Er musste unbedingt wieder zu Ruhe kommen. Nachdem er ein paar Mal ein – und ausgeatmet hatte sah er sich um und entdeckte dass die anderen Erleuchteten deutlich besorgt aussahen. Wo war Marika? Er konnte sie nicht sehen. Aber dann bemerkte er wie die meisten die hohe Felswand hinaufsahen und er folgte ihrem Beispiel. Was er dann sah, ließ seine Pupillen sich weiten. Das durfte doch nicht wahr sein. Wie zum Teufel ist Marika da hochgelangt? Was ist hier los? In dem Moment fühlte er sich wieder mal hilfloser denn je.

  • „Mir ist immer noch nicht ganz klar, wofür du diese Seele eingesammelt hast“, meinte Zanza nach einem erleichterten Seufzer. Auch wenn ihn die Nähe des Todes wenig ausmachte, versetzte das ganze Blut der Luft doch eine fast klebrige Note. „Man kann nur durch experimentieren seine Grenzen wahrnehmen und daran suchen sie zu überwinden“, erwiderte Death in einem lehrerhaften Ton. Die namensgebende Sense ausnahmsweise einmal im Äther verschwunden, während das dicke Grimoire in den knochigen Händen lag und er auf die Seite starrte, die die Seele der Bestie enthielt. „Wie sollen wir jemals meinen Aspekt verstehen, wenn ich nicht mit der Fähigkeit experimentiere? Und da sollte es wesentlich moralischer sein solch ein Ungeheuer dabei, unbeabsichtigt natürlich, zu verstümmeln als eine menschliche Seele, sollten Unfälle auftreten. Außerdem hält es wahrscheinlich sowieso mehr aus.“ Ein leises Wimmern schien von der Seite aufzusteigen.
    Der Kartenleger brummte zustimmend, während sie im Gefolge der anderen Erleuchteten wandernd, zum Bus gingen, der ihnen ein ganz schönes Stück entgegen gekommen war. Ein Glück, da auf weiß die Blutspritzer beinahe zu leuchten schienen und an den unteren Rändern nicht wenig hängen geblieben war. Wahrscheinlich konnte er das Gewand vergessen, ein Glück hatte er genug Ersatz.
    „Seit wann kümmern sich die Toten um die Moral der Lebenden?“, fragte Zanza mehr um der Frage selbst willen, statt Neugier, während sie in den Bus stiegen. Statt zu verschwinden und Platz für das Rad zu machen, setzte sich der Tod einfach zum Nekromanten. Auch wenn im Moment alles in Ordnung schien, glaubte er nicht, dass es eine gute Idee wäre, wenn sich ein Fremder jetzt neben seinen Schützling setzte. „Nun, wir sind immer noch Menschen“, antworte die Nr.13 nachdenklich, während er das Buch zum ersten Mal schloss seitdem sie die Spielhalle verlassen hatten. „Natürlich schwächt das Ende des Lebens die Zwänge unseres Gewissens ab, besonders wenn das Ableben entsprechend war. Aber unser Leben hat uns geformt, hat unser Wesen zu dem gemacht was hier verblieben ist. Und selbst wenn die Zeit nach dem Tod, als wandernde Seele auf der Erde, fünfmal so lang war wie das Leben, kann sie nur so viel von dem Kern verändern. Auch wenn viele ihre Skrupel verlieren würden, wenn sie nur einen Körper bekommen könnten.“ Death warf Zanza einen bedeutungsvollen Blick zu, welchen dieser mit seiner üblichen Melancholie erwiderte. Wie so oft in den Jahren, die er seinen flackernden Begleiter kannte, fragte sich der Blauhaarige wer von dieser Beziehung mehr abhängig war, während eine bleiernde Schwere sich seiner Brust ergriff, sie aber auch erwärmte.


    Als das Rattern des Motors nachließ und der Bus auf dem Gelände anhielt, nahm sich der Kuttenträger seine Einkäufe zur Hand, die bereits im Bus verstaut gewesen waren, um sie auf sein Zimmer zu bugsieren.
    Im Zwielicht des Kerzenscheins fühlte er sich zehn mal wohler und er konnte alle Anspannungen fallen lassen. Seine Einkäufe fanden ihren Platz unter den anderen Kuriositäten, die das Zimmer beherrschten. Zum Glück hatte der lebendige Farbklecks noch nichts verändert und bisher auch noch nicht verändern wollen. Zanza schwor sich innerlich, wenn Laverne seinen „Geschmack“ auch in die Gestaltung des Zimmers bringen würde, könnte seine Seele in Death's Grimoire verrotten. Das Phantom in Frage streckte gerade die knöchernen Gliedmaßen und seufzte, als trotz fehlender Gelenkschmiere ein Knacken zu hören war. „So, dann werde ich mich etwas ausruhen. Ein Paradox zu sein strengt an“, verkündete der Geist plötzlich und löste sich in einem Nebel auf. Der Kartenleger sah nur fragend zu der Stelle, an der sein Freund verschwunden war. Schulterzuckend holte er schließlich sein Tarotdeck hervor, um einen anderen seiner Begleiter herbei zu rufen. Auch wenn er sich im Moment ziemlich ruhig fühlte, würde er nicht viel darauf verwetten, dass es auch ohne seine Irrlichter oder seine Beschwörungen lange so bleiben würde. Bereits in den wenigen Augenblicken die er, technisch gesehen, „allein“ war konnte er eine leichte Panik verspüren. Erst unter den leuchtend blauen Augen des Mondes ging es ihm vollends gut und er konnte einen Abstecher in die Cafeteria machen, um sich zweit Stücke Kirschkuchen zu besorgen. Überdeckt mit der suspekten Tinktur vom vorherigen Tag nahm der Kuttenträger sich die Backwaren mit auf sein Zimmer, um sich wieder dem Studium alter Rituale zu widmen. Jedoch konnte sich der Wahrsager nicht so recht konzentrieren, seine Gedanken flogen immer zum Stadtgeschehen zurück. Den Kampf gegen das Ungeheuer verdrängte er so gut es ging, was aber seine Aufmerksamkeit forderte, war die Sache um Tomomi. „Sollte ich sie überwachen lassen?“, fragte er sich abwesend, während er über dem Welser am Schreibtisch saß, mit einer Kutte frei von Blut am Körper. Das einzige Zeichen, dass er die Kleidung gewechselt hatte. Obwohl die Worte außer der Überlegung keine wirklichen Gefühle aussprachen, ging ein Schauer durch die tanzenden Irrlichter, als sie ihre Irritation über die Unverschämtheit von Laverne und Artemis das Familienbild ihres Freundes so zu stören zum Ausdruck brachten. „Soll...ich...gehen?“, fragte eine sehr tiefe und vor allem sehr langsame Stimme. Überrascht fuhr Zanza herum und schaute zu seinem Schatten, der groß und wabernd durch das Kerzenlicht projiziert wurde. Einen Moment verrutschte sein Lächeln, doch dann fing er sich und er blickte interessiert in die blauen Augen, die ihn musterten. „Ah, hast du endlich deine Stimme gefunden? Das freut mich“, erwiderte der Kartenleger freudig. Er wich der Frage aus. Doch die blauen Augen fesselten seinen Blick und nach einer Weile seufzte er. „Ich weiß nicht“, gab er zu und sackte in dem Stuhl zusammen. „Die Beiden scheinen nichts Gutes vor zu haben und Alicia's Geschenk an sie nicht ernst zu nehmen, deshalb wäre es besser ein Auge auf sie zu haben. Andererseits...“, grübelte er laut. „...wenn die Neuankömmlinge ein Teil unserer Familie werden sollen, müssen wir ihnen vertrauen. Erst gestern hat ihr Leben eine Biegung genommen und sie sind noch immer an das Leben, was sie vorher geführt haben, gewöhnt. Vielleicht ist ihnen noch nicht klar geworden, was sie hier finden können und deshalb ist es so einfach zu planen jemanden auszunutzen. Wie soll ich erwarten, dass sie sich hier zu Hause fühlen, wenn ich es nicht zu einem Zuhause mache? Ich möchte ihnen die Chance geben, Wertschätzung in dem allem zu finden.“ Der Blauhaarige lehnte sich zurück und blickte zur Decke. „Es ist das Gleiche wie mit Alicia“, stellte er in den Raum und wirkte ein wenig traurig. „Selbst nach all der Zeit, die wir hier verbracht haben, vertraut ihr ihr immer noch nicht ganz, das ist mir nicht entgangen. Und ich kann es verstehen...wirklich. Jemand der meinesgleichen nicht verachtet, uns zusammenbringt, Unterkunft und Nahrung gibt, ein Zuhause schenkt, Fürsorge zeigt...kurzum eine Familie ist...So etwas scheint zu gut, um wahr zu sein, sollte nicht noch etwas dahinter stecken. In der Tat bin ich davon überzeugt, dass sie etwas plant. Aber die wichtige Frage ist für mich nicht was das ist, sondern diese Fürsorge, diese Zuneigung die Wahrheit ist oder nur eine Fassade, ein Mittel zum Zweck.“ Der Kuttenträger blickte den Geist an und ein beinahe flehentlicher Blick saß in seinen Augen. „Es ist nicht hoffnungslos, sich zu wünschen, dass sie unsere Zuneigung zu erwidern, oder? Dumm, naiv...aber dennoch besteht die Möglichkeit, oder? Und selbst wenn sie anfänglich nur Pläne für uns hatte, könnten sich die Gefühle nicht entwickelt haben oder noch entwickeln? Ist es falsch, dies zu hof...zu wünschen?“ Der Schatten flackerte und die blauen Augen wurden unsicher, als der Nekromant ihn so eindringlich ansah. Man brauchte kein Hellseher zu sein, um festzustellen, dass eine falsche Antwort Zanza ziemlich schaden könnte. Das Flehen in den grünen Augen wurde nur stärker, je länger die Stille anhielt. „Es...spielt...keine...so...große...Rolle“, verkündete der Mond schließlich eindringlich. Der Kartenleger fuhr zurück wie geschlagen. „Ob du...ihr vertraust...oder...nicht, ob...sie...euch...verrät...oder...nicht...Egal...was...geschehen...mag,...du...wirst...immer...unsere...Unterstützung...haben.“ Eine Weile hallten die Worte des Geistes noch immer im Zimmer nach, als ob sie die Welt bedeuten würden. Selbst dann vergingen noch gut fünf Minuten, in denen Zanza nur den Mond anstarren konnte, bevor er schließlich lachte. „Ja, daran würde ich nie zweifeln“, meinte er glücklich und erleichtert. „Und ich denke genau darin kann auch ich die Kraft finden, anderen zu vertrauen. Heh, lasst uns ihnen unseren Glauben schenken. Wir sind schließlich eine Familie und wenn sie das nicht so sehen, werden wir ihnen die Augen öffnen müssen. Kann ich mich auf euch verlassen?“ Der Kuttenträger verschränkte die weiten Ärmel seines Gewandes miteinander und sah seinen Schatten fragend an. Dieser lächelte als Antwort, was nur daran erkennbar war, dass die blauen Augen verschwanden und er deutete ein Nicken an. Der Blauhaarige schloss zufrieden die Augen „Ich hätte auch...“
    Zanza's Worte und Gedankengang wurden von dem lauten Gepolter sich entfernender Schritte unterbrochen. Verwirrt blickten er und der Mond zur Tür zueinander und wieder zur Tür Neugierde besiegte Nervosität und mit einem Satz war der Nekromant an der Tür, erhaschte aber nur noch den Blick auf einen Schatten. Mit dem Mond im Schlepptau rauschte er eilig den Gestalten hinterher. Draußen angekommen war der Weg frei von jeglichen Wänden und auch wenn die Anderen bereits ein Stück weit in Richtung der Bäume unterwegs waren, konnte der Blauhaarige Samuel, Marika und eine ihm unbekannte Person erkennen. Das Wundern erstmal auf später verlegnd, beeilte sich der Wahrsager erstmal hinterher zu kommen. Leider war er nicht gerade eine der fittesten Personen und so verlor er lange die Drei ihr Ziel, das Kliff am Rande der Anstalt, den Atem und musste langsamer vorangehen. Die Jagd war anscheinend vorbei, mit keinem Anzeichen von Marika. Es gab nur einen möglichen Weg, den sie genommen haben könnte. Was die Frage aufrief was zur Hölle diese Flucht eigentlich sollte, weshalb auch die meisten anderen derer, die sich eingefunden hatten Samuel fragten, welcher ein wenig ratlos wirkte. „Als hätte sie nicht einfach die Vordertür nehmen können, wenn es hier nicht gefällt“, keuchte Zanza, während er vornübergebeugt sich auf seinen Knien abstützte. „Habt ihr versucht sie festzuhalten, dass sie so fliehen musste?“, fragte er in Richtung des Verfolgers, allerdings ohne eine Antwort zu erwarten. Nein, er wollte es von der Quelle selbst hören. Der Kartenleger blickte zu den blauen Augen in seinem Schatten und nickte in Richtung Felswand. Eines der Augen vergrößerte sich, als sich eine unsichtbare Augenbraue hob, dann ging ein Wabern durch den Schatten, wie ein Schulterzucken und die blauen Augen des Mondes lösten sich aus dem Schatten des Nekromanten. Als schwarzer Klecks gab es keine wirkliche Art, wie man die Bewegungen des Mondes beschreiben konnte, als er den Boden verließ und sich mühelos an der senkrechten Wand hochbewegte. Nun ohne seinen Begleiter spürte Zanza die Last seiner Nervosität und begann mit einem gefrorenem Lächeln seine Karten zu mischen. Zu sehr vertieft, um auf Antworten zu reagieren.


    Die Nr.18 überholte mühelos den eifrigen Kletterer an der Felswand und verschwand bald aus dem Sichtfeld der Anwesenden. Der Blauhaarige versuchte mühevoll sich alleine auf die Bewegungen seiner Hände zu konzentrieren, während die Irrlichter um ihn herum näher kamen und wensentlich komplexere Tänze vollführten, um die Abwesenheit des Phantomes zu überbrücken.
    Etwa sechs Minuten später erschien der Schemen endlich wieder über dem Rand. Erst als der Mond wieder die Gestalt seines eigenen Schattens angenommen hatte, blickte Zanza „auf“ und fragte erwartungsvoll: „Und?“ Die blauen Augen verengten sich und die Stimme des Mondes war ernst: „Sie...scheint...verletzt. Ich...habe...sie...zusammengesackt...an...einem...Baum...gefunden. Einige...hundert...Meter...von...hier.“ Die Augen des Kartenlegers weiteten sich und er hätte beinahe sein Deck fallen gelassen: „Dann beeilen wir uns.“

    Warum hassen die Tageswanderer die Kinder der Nacht?
    Balance ist doch alles was zählt!

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  • Während Laverne auf dem Rückweg zu seinem Zimmer war, verließ das selbstzufriedene Grinsen nicht sein Gesicht. Selbst mit seinen unglaublichen Menschenkenntnissen hätte er nie gedacht, dass ein einzelnes Gespräch ihn bereits so sehr voran treiben würde. Diesmal hatte er sich wirklich selbst in seiner Genialität übertroffen. Gut, Tomomis emotionale Labilität und Dependenz auf Zuneigung hatte vielleicht auch etwas damit zu tun, aber die Schwerstarbeit war immer noch seiner Wenigkeit zuteilgewesen. Er hatte es in wenigen Minuten zu mehr gebracht als dieser Nichtsnutz Arti vermutlich in einer Woche erreicht hätte. Der Brillenträger hoffte, dass diese Partnerschaft sich noch irgendwie auszahlen würde. Er hatte wenig Geduld für nutzlose Inkompetenz. Apropos, wo war Arti? Nun, mit der Erkenntnis, dass die Manipulation Tomomis weit weniger Zeit in Anspruch nehmen würde als ursprünglich angenommen, wurde es Zeit für eine umfassendere Planung. Natürlich würde Laverne den anderen Erleuchteten nicht in alle seine Pläne einweihen, aber ein paar dirigierende Anweisungen sollten nicht schaden. Wie dem auch sei, Priorität hatte jetzt erstmal sein Outfit. Er brauchte wieder etwas Abwechslung.


    Als er in den Gang trat bemerkte er, dass die anderen Anstaltsinsassen in heller Aufregung waren. Irgendetwas musste passiert sein, doch Laverne kümmerte das herzlich wenig. Fashion first. Prioritäten halt.
    In seinem Zimmer wurde er erstmal von nicht näher zu kategorisierenden Geruch begrüßt. Offenbar war der Mitbewohner, dem er, soweit er wusste, noch nicht begegnet war, zuerst hier gewesen. Betrachtete man die Art und Weise wie er den Raum ausgefüllt hatte, konnte man schließen, dass er vermutlich eher zur skurrilen Sorte Mensch gehörte. Angewidert zog Laverne eine Augenbraue hoch. Er hatte größte Lust Make-Over Fairy: Room Edition zu spielen, aber da er immer noch die Hoffnung hegte, nicht länger hier bleiben zu müssen als nötig, ließ er von diesem Wunsch ab. Zudem bot diese Besenkammer sowie nichts, was den Aufwand würdig gewesen wäre. „Note to self!“, grummelte der Brillenträger verdrossen, während er nach einigen seiner neusten Errungenschaften wühlte. „Beschleunige Operation Alicia. Ich weiß nicht wie ich ohne begehbaren Kleiderschrank überleben soll. Und ohne Fernseher … und Whirlpool … und Launch und Spiegelkabinett und Doppelbett und …“


    Einige Minuten später traf auch Laverne zu der aufgeregten Gruppe Erleuchteter hinzu. Er hatte zuvor die schwierige Wahl zwischen den drei begehrtesten Gluttonous-Kostümen treffen müssen: Ein Traum in Bonbon-Pink, Militaristic und Humble Country-Boy. Er hatte sich schließlich für letzteres entschieden, sodass er nun in glänzenden Cowboy-Stiefeln durch die Gegend stakte. Seine, für Lavernes sonstige Verhältnisse, relativ schlichte, tiefschwarze Superskinny-Jeans, gehalten durch einen gigantischen, mit kleinen Leuchtdioden ausgestatten Gürtel, kombinierte mit einem blütenweißen Rüschenhemd und seiner golden glitzernden Paillettenweste. Abgerundet wurde das Ganze durch einen riesigen Cowboy-Hut, der auf dem rabenschwarzen Haupt thronte. Seine Nerdbrille hatte er diesmal durch eine gigantische Sonnenbrille mit goldenen Rändern ersetzt.
    „Hey, vazz happenin‘, u guys?“, quietschte er ohrenbetäubend laut wie es typisch für ihn war und blickte erwartungsvoll in die Runde. „Machen wir eine Partey oder was soll der Auflauf hier? Und falls ja, können wir uns nicht einen besseren Platz aussuchen. Hier draußen ist mir zu viel Fliegeviech … und ich könnte die Musik providen, ich hab den neusten State-of-the-art-Pop, wie Cessy Whitetrash zum beispielsweise, tolle Musik, wirklich! Wusstet ihr, dass ich ihre Stylistin persönlich kenne ...“

  • Einige Fragen kamen auf und mehr und mehr Personen trafen vor der Felswand ein.
    Was ist denn mit der los?“ fragte ein Mädchen, das ihm bekannt vor kam, "Wo ist Marika? Soll ich Mama holen?" kam es aus einer ganz anderen Richtung und ein gebrülltes "Marika! He! Was zum Teufel tust du da?!" versuchte alles noch einmal zu übertönen.


    Während die Traube der Erleuchteten größer wurden spielten sich in Samuel Kopf zwei parallele Gedankengänge ab.
    Er blickte die anderen an, die da standen und ihm teilweise Fragen zu warfen oder sich untereinander unterhielten. Unter ihnen wurden auch die Gesichter, die Samuel bereits kannte, mehr. Wie die Geier... Ist euch euer Maskottchen weggelaufen? dachte er sich nur und fragte sich, nachdem er es bisher nur zur Kenntnis genommen hatte, zum ersten Mal warum die anderen überhaupt so besorgt waren. In der Schule oder auf der Straße interessierte doch auch niemand, was mit der Person neben einem war und man wand immer nur den Kopf ab, wenn etwas passierte. Oder wenn etwas Beachtung bekam, dann höchstens von Schaulustigen. Waren die anderen nur Schaulustige oder was war hier los?
    Der zweite Gedankengang suchte dabei bereits nach dem besten Weg, wie er zu Marika kommen konnte. Denn irgendetwas schien wirklich nicht zu stimmen und das beunruhigte ihn. Er musste...
    Unterbrochen wurde beide Gedankengänge erst, als Xaroc auftauchte, sich vor ihm verbeugte und nach Atem ringend zu reden begann. „Was ist... geschehen? Ich hörte... etwas sei mit Miss... Marika? Irgendetwas mit „verletzt“? Wo... ist sie? Ihr habt doch... wohl nicht etwa gekämpft?
    Bei der letzten Frage rollte Samuel nur mit den Augen und erwiderte mit einem humorlosen Grinsen „Dann wäre sie nicht mehr in der Lage gewesen da hoch zu klettern.
    Der Rest der Fragen, die Xaroc gestellt hatte, ähnelte jedoch dem, was auch die anderen gefragt hatten. Einen kleinen Moment ratterten die Zahnräder noch in seinem Kopf, dann nickte er Xaroc zu, bevor er ihm mit einem leisen „Mach ruhig.“ eine Hand auf die Schulter legte und den versteinertsten Gesichtsausdruck den er zustande brachte auflegte. Er holte gerade Luft, als noch ein „Habt ihr versucht sie festzuhalten, dass sie so fliehen musste?“ von einem der anderen kam.
    Samuel beachtete den Frager gar nicht, da er alle Fragen zusammen beantworten wollte, doch noch bevor er nun endlich damit anfangen konnte, kam noch eine Person an, wie sie aus einem Film hätte kommen können, Samuel aber nicht in der Realität für möglich gehalten hätte und quietschte etwas von „Partey“ und „State-of-the-art-Pop“ durch die Gegend.
    Davon endgültig um seinen letzten Nerv beraubt brüllte Samuel nur ein „Halt die Klappe.“ in die entsprechende Richtung, bevor er zumindest etwas gemäßigter und in normaler Lautstärke mit einem über die anderen schweifendem Blick weitersprach. „Schluss mit dem Durcheinander. Der da“, er zeigte auf den Jungen, der noch an der Felswand hing. „und ich waren bei Marika als sie zusammengeklappt ist. Wie ihr ja gesehen hat, hat sie uns dann jedoch überwunden und ist weggerannt. Sie scheint verletzt, keine Ahnung wie genau und war dafür aber seltsam ... ihr habt's ja gesehen. Sie hat noch irgendwas komisches geredet und an der Sache ist irgendwas faul. Und zwar komplett.
    Während er auf eine Reaktion der anderen wartete trat ein weiteres bekanntes Gesicht an die Gruppe heran. Kurz überlegte Samuel. Simon war der Junge von anderen genannt worden, ja, das müsste der Name gewesen sein. „Das ist nicht gut.“ warf dieser nun ein. „Wenn das so wahr ist, was du sagst, sollten wir sie um so dringender suchen. Ich kann ihre Präsenz spüren und jeden, der bereit ist, mitzukommen, zu ihr führen. Der einzige schnelle Weg auf diese Klippe hinauf liegt jedoch außerhalb des Geländes, weshalb wir durch den Hauptausgang müssen.
    Was stehen wir dann noch hier rum?“ brummte Samuel da nur und lief mit einem „Los jetzt verdammt noch mal.“ Richtung Hauptausgang der Anstalt los.


    OT: Damit steht dann auch die Marschrichtung. Wer mit möchte, sollte sich also mit in Richtung Haupteingang aufmachen.

  • Dann wäre sie nicht mehr in der Lage gewesen da hoch zu klettern.“, kam die Antwort, welche Xaroc erstmal ein wenig beruhigte, wenn auch das Grinsen von Samuel ihm einen flüchtigen Schauer über den Rücken laufen ließ. Andererseits gefiel ihm diese Einstellung auch irgendwie und für einen Moment kam in ihm der Wunsch auf, doch auch nur so selbstsicher und furchtlos sein zu können. So schloss er die Augen und atmete nochmal tief durch, als der andere ihm eine Hand auf die Schulter legte und ihm ein „Mach ruhig.“ zumurmelte. Doch kaum hatte er sich zumindest annähernd so etwas wie entspannt, als der Nicht-Soldat plötzlich losbrüllte und Xaroc heftig zusammenzuckte. Glücklicherweise war jedoch jemand anderes Ziel seines Unmuts.


    Als Samuel schließlich wieder ruhiger seine Schilderung ausführte, blickte Xaroc nach oben und konnte tatsächlich einen anderen jungen Mann ausmachen, den er nicht kannte und der wohl versuchte an der Felswand hinaufzuklettern. Von Marika allerdings keine Spur. Sie ist da ganz alleine bis ganz nach oben geklettert? Beeindruckend! Xaroc blieb der Mund offen stehen. Gut, er hatte zwar auch die eine oder andere Kletterpartie Zuhause gewagt, auch an Orten, wo er bestimmt nichts zu suchen hatte, trotzdem hatte er immer aufgepasst, dass er nicht Gefahr lief sich den Hals zu brechen. Auch wenn er Marika nicht sonderlich leiden konnte, war sie auf seiner Achtungs-Skala ein gehöriges Stück nach oben gewandert.


    Dann hatte er für einen Moment das Gefühl, jemand würde direkt hinter ihm stehen und als er sich umdrehte, stellte er zwar fest, dass da niemand war, jedoch dass sich auch der Junge namens Simon sich nun zur Gruppe dazugesellt hatte. Ehe Xaroc sich jedoch weiter mit dem Gefühl beschäftigen konnte, hatte der Neuankömmling bereits zu reden begonnen, dass sie Marika besser suchen und zurückholen sollten. Während Xaroc jedoch noch darüber grübelte, was so schlimm daran sein sollte, wenn eine solch unfreundliche Person verschwandt, und das obendrein noch freiwillig, wurde seine Überraschung noch größer, als Samuel zum Aufbruch aufrief und den Weg zurücklief, den der Junge doch gerade erst gekommen war.


    Ohne groß nachzudenken, folgte er dem älteren Jungen und versuchte aufzuschließen, hatte jedoch sichtlich Mühe mit ihm mitzuhalten, nachdem er gerade bereits gerannt war. Daher beließ er es bei einem einfachen Trott, bei dem er wieder Kraft sammeln konnte, aber auch Samuel nicht gleich wieder aus den Augen verlor. Doch dann bog dieser plötzlich zum Wohngebäude ab, anstatt weiter zum Haupteingang zu eilen. Xaroc nutzte den Moment, um sich im Schatten an die Wand neben dem Eingang zu lehnen und zu erholen. Als dann Samuel letztendlich wieder erschien, stieß er sich leicht von der Wand ab und marschierte wieder Richtung Tor, nicht jedoch ohne zu reden. „Ähm, Mister Samuel, also... gestattet mir die Frage, warum setzt Ihr Euch so dafür ein Miss Marika zurückzuholen? Soweit ich dachte, seid Ihr kein sonderlich guter Freund von ihr und außerdem... wenn sie doch freiwillig gehen möchte?“ Er ließ sich soweit zurückfallen, dass sie annähernd nebeneinander liefen. „Oder wärt Ihr sonderlich erfreut darüber gewesen, wenn Euch die halbe Gruppe gefolgt wäre, wenn Ihr ohne ein weiteres Wort abgereist wärt, wie Ihr es, wenn ich Euch erinnern darf, selbst zuerst geplant hattet?


    OT: Selbstnatürlich dabei. Letzter Abschnitt mit Lone Wolf abgesprochen.

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

  • Es war frustrierend, so sehr er sich auch bemühte, Marika war einfach zu schnell, auf dem Boden hatte er ja noch eine Chance gehabt, aber hier an der Steilwand, definitiv nicht. Wer konnte es ihm auch verübeln, er stammte aus einem Grossstadtdschungel, nicht aus der Wildnis so wie Marika. Dementsprechend hatte er knapp etwa die Hälfte, während seine Konkurrentin schon über die Klippe war. Es war echt einfach nur frustrierend. Unter ihm bildete sich langsam eine Ansammlung von Erleuchteten, wobei so ziemlich alle irgendetwas fragte. Nicht gerade das, was ihn dazu motivierte wieder umzukehren, aber er konnte nicht an der Wand bleiben, und alleine nach oben klettern, konnte er sich auch schenken. Denn so würde das Ganze nichts bringen. Demnach kletterte er langsam wieder nach unten, immer schön langsam, er war nicht gerade in der Laune eine Fragestunde zu veranstalten.
    Unten angekommen, hielt er sich abseits des Zentrums, während Samuel dafür im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit stand. Da gesellte sich auch noch der Typ dazu, welcher ihn in die Anstalt geschleppt hatte, und schien zu wissen wo das Marika war. Der kleine musste ein wandelndes Radar sein. Mit dem wollte er sich lieber nicht anlegen, wenn es ums verstecken ging. So kam auch die schnelle Idee dass sie ihr folgen sollten. Für ihn war es nicht wirklich eine Frage was er jetzt zu machen hatte. Ohne gross zu warten, schritt er durch die Menge. Da fiel ihm etwas auf irgend so ein Typ hatte das wohl schrecklichste Outfit das Nic jemals gesehen hatte. Man konnte es nicht einmal mehr als Outfit nennen, eher ein Augenkrebs erregendes etwas, das so aussah, als wollte es jede Regel der Ästhetik brechen. Es war ihm sofort klar der Flumi, das musste er sein. Das was er von sich gab, war auch schon schlimm genug, zum Glück nahm ihm Samuel die Möglichkeit ihm seine Meinung zu sagen, denn wenn er jetzt so weiter gemacht hätte, wäre die Versuchung mit der Faust in seinem Gesicht extrem verlockend gewesen. So aber ging er nur zu ihm hin, und liess ein dämonisches lächeln über seine Lippen fliegen: "Halt einfach die Klappe, sonst such ich mir ne neue Beschäftigung, und die wird dir nicht gerade gefallen." Er wollte nicht wirklich aggressiv wirken, aber er war nun halt leider gerade sowas von angepisst. Da hatte er zum ersten Mal seit Jahren jemanden Gefunden, den er mochte, und dann verschwand sie. Und als wäre das noch nicht genug, so musste er sich auch noch das Geschwätz dieses Typens ertragen. Mit diesen Worten, und einem Funken Mordlust, liess er den Typen stehen und folgte Samuel, wo er ihm auf die Schulter tippte, und ihn ansprach: "Wo geht es zum Tor? Ich habe keine Lust dass wir noch mehr Zeit zu verschwenden." Er blickte schnell zu seinen Armen, und liess eine Hand hinter seinen Rücken gleiten. Alles war noch da wo es hingehörte. "Danke übrigens dass du dem Glühwürmchen die Meinung gesagt hast." Man konnte es nicht gerade als Lob oder so verstehen, eher als eine Art Bestätigung, das richtige gemach zu haben. "Hast du eigentlich schon einen Plan oder so? Du wirkst wenigstens ein bisschen, als hättest du eine Ahnung, was du machen würdest, was man von dem Rest teilweise nicht wirklich sagen kann." Es entsprach nun mal der Realität, dass viel der anderen nun mal nicht wirklich so aussah, als ob sie zu einer Rangordnung oder so etwas in der Richtung in der Lage wären. Marika machte zwar einen besseren Eindruck auf ihn, aber da sie nun mal nicht da war, musste man halt mit dem arbeiten, was da war. Und mit dem Typen arbeitete er noch tausendfach lieber als mit dem Flumi.


    OT: Cresswell nichts gegen dich oder so, Nic ist einfach gerade nicht sehr umgänglich, und Laverne bietet halt nun mal die perfekte Zielscheibe^^

  • OT: Achtung: Der Post wurde editiert und überlappt sich jetzt mit dem nachfolgenden von Espeon. An der mit "<-+->" gekennzeichneten Stelle ist der mit den gleichen Zeichen markierte Bereich in ihrem Post anzusiedeln.


    Während er loslief folgte Xaroc ihn, wenn er es auch nicht ganz schaffte mitzuhalten. Das fiel Samuel zwar auf, aber er nahm zunächst keine Rücksicht darauf, da er nicht vor hatte, den direkten Weg zu Ausgang zu nehmen, weshalb der anderen Junge noch genug Zeit zum Aufholen bekommen sollte.
    Doch noch bevor er das Wohnhaus erreicht hatte, das sein vorübergehendes Ziel war, gesellte sich der Junge zu ihm, mit dem zusammen er versucht hatte, Marika zurückzuhalten.
    Auf den Kommentar dazu, dass er den Nervtöter angebrüllt hatte, ging er dabei gar nicht ein, antwortete jedoch auf die Frage nach dem Tor verwundert aber knapp „Da vorn.“ während er mit dem Arm an den Gebäuden vorbei auf das andere Ende des Geländes wies.
    Deutlich unerwarteter kam, was der andere nun sagte und fragte „Hast du eigentlich schon einen Plan oder so? Du wirkst wenigstens ein bisschen, als hättest du eine Ahnung, was du machen würdest, was man von dem Rest teilweise nicht wirklich sagen kann.
    Bei der ersten Frage überlegte Samuel kurz. Hatte er einen Plan? Zumindest hatte er sich keinen überlegt, es war doch nur logisch, was jetzt zu tun war, daraus ergab sich doch automatisch ein Plan. Der Teil über die anderen führte bei Samuel nur zu einem Augenrollen, da er scheinbar nicht der einzige war, der so dachte. „Na ja...“ begann er so im Laufen und ohne den andere anzuschauen. Doch bevor er richtig antworten konnte unterbrach ihn ein Mädchen.
    <-+->
    Nach dieser Unterbrechung wand er sich nun wieder Nic zu. „Eine Verletzte ist da draußen. Der Simon-Typ weiß wo. Wir gehen da raus und holen sie. Und zwar pronto. Du warst dabei.“ Einmal kurz schaute er den anderen an und nickte ihm zu. Sie hatten keinen guten Start gehabt, doch solange sie ein gemeinsames Ziel hatten, war Samuel bereit mit jeder beliebigen Person zusammenzuarbeiten. „Geh mit den anderen vor. Komme gleich nach. Muss noch was holen.“ warf er dem anderen noch zu, dann trennten sich ihre Wege, als vom Hauptweg abwich und auf das Wohnhaus zu hielt.


    Noch während er durch die Gänge hastete kramte er den Schlüssel für seine Tür hervor. Bei seinem Zimmer angekommen atmete er einmal tief ein, entriegelte die Tür und machte zwei große Schritte in der Zimmer hinein. In dem Zimmer hielt er sich jedoch nicht lange auf, sondern verschloss nur alle Taschen an seinem Rucksack, schwang ihn sich über die Schultern, was ihn scharf Luft einsaugen ließ, als er dabei ungünstig seine verletzte Seite traf und hastete ohne auch nur die Tür zu schließen wieder auf den Ausgang des Hauses zu.


    An der Tür wartete bereits Xaroc auf ihn und dieses Mal achtete Samuel darauf, so schnell wie möglich aber doch in einem Tempo zu laufen, bei dem Xaroc ohne Schwierigkeiten mithalten konnte. Bei Xarocs Ausführung wäre er jedoch fast stehen geblieben. Beim ersten Teil „Ähm, Mister Samuel, also... gestattet mir die Frage, warum setzt Ihr Euch so dafür ein Miss Marika zurückzuholen? Soweit ich dachte, seid Ihr kein sonderlich guter Freund von ihr und außerdem... wenn sie doch freiwillig gehen möchte?“ ließ Samuel sich seine Gedanken noch nicht anmerken, doch nachdem Xaroc weiterfortfuhr „Oder wärt Ihr sonderlich erfreut darüber gewesen, wenn Euch die halbe Gruppe gefolgt wäre, wenn Ihr ohne ein weiteres Wort abgereist wärt, wie Ihr es, wenn ich Euch erinnern darf, selbst zuerst geplant hattet?“ warf Samuel dem anderen Jungen für mehrere Sekunden einen bohrenden Blick zu. „Sagst du das auch, wenn einer vom Hochhaus springen will?“ warf er dem anderen mit durch seine Sorge recht spitzen Stimme zu, bevor er den Blick wieder nach vorn wand. Er hatte besseres von Xaroc erwartet, doch fiel ihm dann auf, dass der andere ja gar nicht dabei gewesen war, als Marika sich so komisch verhalten hatte und zusammengebrochen war. „Sorry, du warst nicht dabei.“ fügte er so nach, sobald ihm das bewusst geworden war und senkte sein Lauftempo etwas, da noch längst nicht alle am Tor, das in Sichtweite gekommen war, waren und sie spätestens außerhalb des Tors den Rückstand wieder aufholen sollten. „Es ist scheißegal, ob du jemanden magst oder nicht. Erst recht, wenn man zusammen gekämpft hat. Sie ist verletzt und irgendwas stimmt verdammt noch mal nicht mit ihr. Wer weiß was da draußen jetzt mit ihr passiert. Garantiert nichts gutes.“ Er versuchte, es nicht zu vorwurfsvoll klingen zu lassen, auch, wenn es das eigentlich war, da Samuel manche Werte als selbstverständlich empfand und es ihm in der Situation nur bedingt gelang, sich mit dem Fakt, dass Xaroc nicht von Anfang an dabei gewesen war, zu beruhigen.

  • Nach Leira tauchte noch eine Vielzahl an weiteren Erleuchteten vor der Wand auf, es schien ihr fast, als wäre die ganze Einrichtung angelaufen gekommen. In diesem Moment wurde ihr ihr Hiersein etwas peinlich, schließlich kannte sie Marika kaum und was ging es sie an wenn die drei plötzlich fangen spielten? Wäre sie doch einfach am Pool geblieben…
    Außerdem redeten alle durcheinander, Tomomi wollte dauernd ihre Mama holen (warum geht sie dann nicht einfach und holt sie, braucht sie unsere Erlaubnis dafür oder was?), Xaroc dachte dass jemand gekämpft hätte und der bunte Vogel, der schon wieder neue Sachen trug wie Leira bemerkte, wollte liebend gerne eine Party schmeißen (falsches Timing, Quietschball).


    Da inzwischen zu viele andere auf Samuel eingeredet hatten, bekam Leira keine direkte Antwort mehr sondern nur eine Erklärung, die gleichermaßen an alle gerichtet war. Diese Erklärung warf jedoch mehr Fragen auf als sie beantwortete. Marika soll verletzt gewesen sein? Und dann schafft sie es aber die zwei Jungs abzuhängen und die … zwangzig? Meter hohe Felswand raufzuklettern? Leira sah Samuel forschend an. Sie glaubte zwar nicht dass er log, es gab auch keinen Grund dafür. Dennoch blieb seine Geschichte absurd. Aber was war schon normal seit sie hier war? Die Geschichte mit den Monstern war schließlich genauso absurd, aber leider doch wahr.
    Was also war nur mit Marika los? Gewann sie mehr Power wenn sie verletzt war? Vielleicht verwandelt sie sich ja jetzt in eine Bestie, kam Leira ein gewagter Gedanke, doch sie verwarf ihn sogleich wieder. Das wäre doch nicht möglich, oder? Andererseits, sie hatte jegliches Vertrauen verloren in das, was möglich oder nicht möglich war. Sie hatte immer mehr das Gefühl plötzlich in einer Welt aufgewacht zu sein, die sie nicht verstand und deren Regeln ihr fremd waren. Kein schönes Gefühl.


    Schließlich schob sich der Junge nach vorne, den sie unter der Rosetta getroffen hatten, als sie alle geleuchtet hatten. Wie lange war das jetzt her? Einen Tag? Naja, fast zwei immerhin. Haha, immerhin! Nach Leiras Zeitgefühl war es wesentlich länger her.
    Jedenfalls behauptete der Junge, Marika spüren zu können, was erstaunlich war, da sie sicher schon ein gutes Stück weiter gekommen sein musste. Er bot an, den Weg zu ihr zu zeigen. Leira musste nicht lange überlegen. Wenn Marika verletzt war und mit ihr etwas offenbar nicht stimmte (vielleicht ist sie ja von einem Gedankenmanipulator übernommen worden und deshalb so durchgedreht? - Leira hatte nicht damit aufgehört sich irrsinnige Theorien auszudenken), dann fühlte sie durchaus eine gewisse Verpflichtung nach ihr zu sehen. Sie konnte nicht einfach zurück zum Pool gehen und die Sonne genießen, wenn irgendwas seltsames vor sich ging. Vielleicht drehten sie als nächstes ja auch alle durch, vielleicht war es ja das gleiche wie mit dem Leuchten, das hatte auch immer alle auf einmal betroffen. Leira griff sich an den Kopf und versuchte den Gedankenwirbelsturm in ihrem Innern einmal für einen Moment anzuhalten, jedoch nur mit mäßigem Erfolg. Jedoch wurde sie sich endlich wieder ihrer selbst bewusst. Denn ohne es zu merken hatten ihre Füße sie wie ferngesteuert (da, es geht schon los!) Samuel hinterher getragen, der in der neu gewonnenen Anführerrolle aufgegangen zu sein schien. Moment, Anführer? Nur weil er versucht die Kontrolle über den bunten Haufen an Teenagern zu behalten ist er noch lange nicht unser Anführer. Und hätte sie nicht lieber dem anderen Jungen folgen sollen, der immerhin wusste wo’s langging? Wo liefen sie eigentlich hin? Zum Tor wäre es geradeaus gegangen!


    <-+->


    Verärgert blieb Leira stehen und wurde von Nic überholt, der Samuel antippte und fragte wo es zum Tor ging und ob er einen Plan hätte. “Du wirkst wenigstens ein bisschen, als hättest du eine Ahnung, was du machen würdest, was man von dem Rest teilweise nicht wirklich sagen kann”, fuhr er fort.
    So? Plan? Ahnung?! Leira stemmte die Hände in die Hüften. Wer brauchte schon einen Plan? Hinterher hieß der Plan, und zwar so schnell wie möglich! Und möglichst bevor Marika über alle Berge war, verblutete, oder sich in eine Bestie verwandelte (Leira hielt erstmal alle Möglichkeiten offen). Und von wegen Ahnung, wer war denn hier in die falsche Richtung gelaufen? Und wer war denn genau hinterher gelaufen, fragte eine gemeine Stimme in Leiras Hinterkopf, die Leira gekonnt ignorierte.
    Was genau sie jedoch tun wollte, sobald sie Marika gefunden hatte, darüber hatte Leira sich in ihem jugendlichen Eifer auch noch keine Gedanken gemacht.


    “So, Ahnung?”, sprach sie ihre Gedanken laut aus, wobei es ihr egal war ob sie ihr zuhörten oder nicht. Ich weiß immerhin wo das Tor ist”, wobei sie die Worte “ich” und “weiß” gesondert betonte. Ihr leicht sarkastischer Tonfall schien das “im Gegensatz zu euch” geradezu anzufügen. “Und ich weiß auch wo der Schlüssel dafür ist.” Zum Glück hatte Leira an dieser Stelle genau aufgepasst, als Alicia das erwähnt hatte. “Aber ich hab ja keine Ahnung", fügte sie ironisch hinzu. "Bis später, Jungs.”
    Damit drehte sie sich um und überließ die drei sich selbst. Sie würde nicht hier warten bis die Herren der Schöpfung sich mal entschieden hatten was sie tun wollten, oder darauf, dass ihrem weisen Anführer die Erleuchtung kam.


    Was zur Hölle?" entfuhr es Samuel mit aggressiver Tonlage. "Kümmer dich mal um deinen eigenen Mist." Was wollte das Mädchen überhaupt von ihm? Und warum mischte es sich in anderer Leute Sachen ein? Hat dich etwa jemand nach deiner Meinung gefragt? Für einen Moment war Samuel gemischt wütend und perplex, bevor er den Gedanken wiederfand, dass er eigentlich gerade mit etwas ganz anderem beschäftigt gewesen war und versuchte zu ignorieren, was das Mädchen gesagt hatte. Aber wie konnte jemand in so einer Situation nur mit so etwas absolut lächerlichem und nicht zielführenden anfangen?


    Leira drehte sich blitzschnell wieder um und starrte den anderen für den Bruchteil einer Sekunde überrascht an. Dann zuckte sie die Schultern und verzog sich in Richtung Tor. Sollte mal einer aus denen schlau werden, erst schienen sie es so eilig zu haben und dann liefen sie ganz woanders hin und beschwerten sich auch noch wenn man sie darauf hinwies. Sollen sie sich doch hinsetzen und Pläne machen oder was auch immer. Ich geh jetzt Marika suchen.


    <-+->



    OT: Achtung, Posts überlappen sich. Bitte nochmal den von Lone Wolf zuerst lesen, wurde editiert.

  • Stumm lag Clea in ihrem Bett und sah die Decke an. Sunny hatte es sich auf ihrem Bauch bequem gemacht und füllte die Stille mit ihrem Schnurren. Sie war sich nicht sicher, wie lange sie schon hier lag, es kam ihr wie eine Ewigkeit vor und gleichzeitig, als wäre ihr Gespräch mit Tomomi und Jeff erst Sekunden vor. Zunächst hatte sie vorgehabt, zu duschen, doch nachdem sie sich von ihrer Hose befreit hatte, hatte sie kurzerhand entschieden, dass auch ein wenig Ruhe ihr nicht schaden konnte. So lag sie nun da, die Hände zusammengefaltet und ohne Bedürfnis, aufzustehen. Es wäre so viel leichter, einfach auf ewig liegen zu bleiben, die Decke anzustarren und das zu verarbeiten, was in den letzten Tagen auf sie eingestürtzt war. Erleuchtete, Fähigkeiten, Erlärungen noch und nöcher … und doch ergab es noch keinen Sinn für sie. Was sie brauchte, war Zeit. Zeit, um alles in eine geordnete Reihenfolge zu bringen und stückchenweise zu verdauen. Und die Bestie. Der Gedanke, dass dort draußen noch mehr solche Wesen herumliefen und sie töten wollten, machte ihr Angst. Schreckliche sogar. Aber ihr blieb wohl nicht anderes übrig, als auch diesen Gedanken zuzulassen. Sie hatte das Monster immerhin mit eigenen Augen gesehen und mindestens zwei Handvoll andere Erleuchtete konnten ihr bestätigen, dass sie keine Illusionen gehabt hatte.
    Doch wie man es kannte, es gab nie genügend Zeit. Ein unglaublicher Tumult auf dem Flur riss Clea aus ihren Gedanken und ließ Sunny fauchend unter dem Bett verschwinden. So sehr sie ihrer Besitzerin auch vertraute, was zu viel war, war zu viel. Und all dieses fremden Stimmen behagten ihr gar nicht. Clea seufzte tief und erhob sich zögernd. Schwindel setzte ein und ließ ihr vor den Augen schwarz werden. Kreislaufprobleme. Wie sie sie hasste. Nachdem die Schwärze abgeklungen war, wagte sie es, sich zu erheben und holte eine zweite Hose aus ihrem Rucksack, um sie anzuziehen. Gewissermaßen war die Auseinandersetzung auf dem Flur ihr recht willkommen, denn so wichtig Zeit zum Nachdenken auch war, der Sog ihrer Gedanken war nicht immer ganz freundlich. Bevor sie das Zimmer verließ, warf sie noch einen Blick aus dem Fenster – und blickte vor Verwunderung ein zweites Mal hin. Liefen dort draußen wirklich Marika, Soldatentyp und noch einer um die Wette? Wohl kaum, es wirkte um einiges ernster. Es ging sicher nicht darum, wer der Schnellste von ihnen war. Hastig wand Clea sich ab und beeilte sich, die Treppen hinunterzukommen. Irgendwas stimmte nicht. Irgendwie.
    Verwundert kam sie vor einer Felswand an, vor der schon einige andere ihr bekannte Personen standen. Marikas Abwesenheit war beinahe in der Luft zu spüren. “Was …?”, murmelte Clea verwirrt zu sich selbst und beschloss, erst einmal zu beobachten. Überrascht stellte sie fest, dass auch Simon anwesend war. Die Lage musste wohl ernst sein. Der Soldatentyp und der Unbekannte schienen zu wissen, wo ungefähr Marika sich befand und wollten durch den Hauptausgang auf der anderen Seite zu ihr zu gelangen. Clea mochte vielleicht immer noch nicht wissen, worum es ging, aber besonders gut hörte es sich nicht an. Marika weg, Marika verletzt, alles seltsam. Unter der indirekten Führung der Beiden, die hinter Marika hergerannt waren, bewegte sich ein Teil der Gruppe auf das erwähnte Tor zu. Der Unbekannte meinte, dass Samuel wohl besser wüsste, was zu tun war, als viele andere. Wie wahr. Clea war verwirrt, unbrauchbar, ein Klotz am Bein – und stand dazu. Trotzdem würde sie mitkommen, um nach Marika zu suchen. Vielleicht aus Gruppenzwang, vielleicht, weil sie eben doch etwas tun konnte. Wichtig war, dass sie dem Unbekannten – sie hatte immer noch keinen Schimmer, wer bitteschön er war – und den anderen folgte.


    OT: Auch noch da. Still rumstehen und nichts tun - Cleas Spezialität.

  • Zurück in der Anstalt ging Aru zuerst ins Bad um sich das Gesicht zu waschen. Er hatte zwar das Blut, nach dem es ihm aufgefallen war, verschmiert, womit es eher nach allgemeinem Schmutz als nach Blut aussah, weg waschen wollte er es aber dennoch, noch unordentlicher als sonst müsste er auch nicht aussehen. Während seines Aufenthaltes im Bad erweitere der Blinde zusätzlich noch etwas sein Blickfeld um rechtzeitig andere Personen zu bemerken, die möglicherweise das Bad betreten könnten.
    Nach dem er wieder etwas besser aus sah, wobei das eindeutig relativ zu seinem üblichen Aussehen zu betrachten war, wollte er in Tomomi und sein Zimmer. Hierbei stieß er jedoch auf eine unüberwindbare Hürde: die Tür war verriegelt. Nun, was hatte er eigentlich erwartet? Auch wenn man ihm erlaubte hier zu wohnen, so war es immer noch nicht sein Zimmer und wenn jemand etwas gegen seine Anwesenheit hatte, was ja eigentlich auch üblicherweise der Fall war, konnte er durchaus passieren, dass er vor verschlossener Tür stand. Da der Blinde lediglich einen ruhigen Ort suchte, solch einen aber wohl außerhalb des Zimmers nicht in der Anstalt finden würde - leider blieben die hier Anwesenden ja nicht wie üblich auf Abstand... - entschied er sich heraus zu finden, was passieren würde, wenn er das Gelände ohne Erlaubnis verlassen würde. Man hatte ihnen gesagt, man dürfte es, nun konnte er herausfinden, ob die Leiterin einen wirklich gehen ließ, wenn man wollte.


    Niemand stellte sich ihm in den Weg, niemand hielt ihn auf, vermutlich wurde er noch nicht einmal bemerkt, wobei er letzteres nur vermuten konnte. So war Aru nun außerhalb der Anlage. Wohin sollte er nun gehen? An der Straße entlang zu laufen wäre möglicherweise zwar der beste Weg, den er einschlagen konnte, da er von der Anstalt etwas Abstand gewinnen konnte, ohne sich zu verlaufen, andererseits würde er hier wohl auch am schnellsten gefunden werden. Unentschlossen, wohin er gehen sollte, umrundete der Junge zuerst den Gebäudekomplex. Sein Weg war jedoch auch hier schnell zu Ende, als er auf eine höhere Felswand traf. Zwar hätte er an ihr entlang laufen können, fürs erste wollte er sich aber damit begnügen, es sich im Schatten der Ecke aus Felswand und Mauer bequem zu machen.
    Ihm gefiel der Kurs nicht, den sie in dieser Einrichtung einschlugen. Sicherlich, einigen wird es gefallen gegen diese Monster zu kämpfen zu können, aber wenn ein einfaches Gebet selbst in ihm ein Angriffslust wecken konnte, war diese Anstalt nichts für ihn. Wenn ihr Gefühle auf solch eine Art manipuliert werden konnten, dann vermutlich auch auf andere, aggressivere Arten, die sie möglicherweise wirklich zu willenlosen Sklaven machen würden. Sie mochten den Anwesenden viele Freiheiten einräumen, aber desto Freier man ist, desto weniger bemerkt man es, wenn man in gewisse Richtungen gelenkt wird und selbst wenn, wäre man eher bereit es zu akzeptieren.


    OT: ja, ich lebe auch noch...

  • Emma spielte und spielte. In diesem Augenblick wollte sie nie wieder aufhören. In der Musik war alles so einfach. Alles schwebte und war leicht – jedenfalls bei ihrem Flötenspiel, denn hier konnte sie keine tiefen, schweren Töne erzeugen.
    Sie wusste nicht, wie lange sie schon spielte, als sie bemerkte, dass irgendetwas anders war. Sie war nicht mehr ganz so frei in der Linie der Melodie. Es dauerte eine Weile, bis die Acerin die Harfenstimme heraushörte. Daraufhin öffnete sie die Augen und erblickte das dazugehörige Mädchen an einem nahegelegenen Baum stehen. Abrupt beendete Emma ihr Spiel, so sehr geschockt von dem Anblick, dass sie beinahe das Gleichgewicht verlor. Mit den Armen rudernd blieb sie dann aber doch auf dem Ast sitzen, nur ihr Rucksack, der eigentlich vom Druck ihres Körpers am Stamm gehalten wurde, verabschiedete sich in Richtung Boden, wo er mit einem dumpfen Aufprall landete. Aber so lange die andere ihn nicht stahl, störte es Emma erstmal wenig.
    Das Mädchen brauchte ein paar Atemzüge, um sich zu beruhigen, bevor es das fragte, was ihm momentan am wichtigsten war: „Wie lange stehst du da schon?


    Als der Rucksack wenige Zentimeter vor ihrer Nasenspitze auf den Boden fiel, blinzelte Roe mit gerunzelter Stirn. Die Fortlanderin bedachte das unbekannte Flugobjekt mit einem interessierten Blick, richtete ihre Aufmerksamkeit dann aber wieder auf das Mädchen im Baum, das sie ansprach. Sie legte den Kopf schief und überlegte kurz.
    "Ich habe keine Uhr an", sprach sie vollkommen ernst. "Es werden vielleicht 6 Minuten sein. 6 drei fünftel Minuten, wenn ich schätzen soll."


    Sechsdreifünftel.“ Emmas Gedanken waren irgendwo zwischen überrascht, misstrauisch und verächtlich. Nach außen hin zog sie aber nur die Augenbraue hoch. Ihr Gegenüber schien eher rational und weniger gesprächig zu sein. Emma beschloss, zunächst auf ihrem Baum sitzen zu bleiben, um etwas Abstand zu behalten. Auch wenn das Harfenmädchen als Erleuchtete nicht ganz so furchteinflößend auf Emma wirkte, wusste sie doch nicht recht, wie weit sie der anderen trauen konnte. Also kam nun die nächste Frage, die vielleicht etwas Klarheit in die Sache bringen könnte: „Und warum stehst du da?


    Das Mädchen hob oben im Baum die Augenbraue an. Roe blinzelte verwirrt. Sie hatte der Fortlanderin eine Frage gestellt, die Hellhäutige hatte geantwortet. Aurore würde Menschen wohl niemals so ganz verstehen. Sie waren so fürchterlich... irrational. Auf die Gefahr hin, erneut mit einer hochgehobenen Augenbraue bedacht zu werden, öffnete sie wieder den Mund um zu antworten.
    "Ich habe Musik gehört und wollte wissen, wer da spielt. Als ich dich gefunden habe, hast du nicht reagiert, also habe ich gewartet." Roe beugte sich herunter und griff nach dem Riemen des Rucksacks.


    Die Antwort brachte auch nichts Neues. Dann allerdings machte das Harfenmädchen Anstalten, sich Emmas Rucksack zu nehmen. In diesem Moment wünschte Emma, sie könnte etwas anderes. Diese unsichtbaren Mauern, die Leira erschaffen konnte, das hörte sich doch nach einer nützlichen Fähigkeit an. Musik konnte jeder hören…
    Mit einem „Hey!“ sprang die Acerin vom Baum. Im gleichen Augenblick bemerkte sie, was sie soeben gedacht hatte und schalt sich innerlich dafür. Sie würde niemals auf ihre Melodien verzichten wollen.
    Als sie auf dem Boden aufkam, ging Emma relativ weit in die Knie, um sich dann möglichst selbstbewusst wieder aufzurichten. In diesem Rucksack war alles, was sie besaß.


    Roe verharrte mitten in der Bewegung und schaute zum Mädchen hoch, das gerade vom Baum gesprungen war. Sie hatte das Mädchen niemals als sonderlich selbstbewusst empfunden, eher als unauffällig, aber jetzt gerade legte sie etwas in ihren Blick, das darauf abzielte, Roe davon abzuhalten, sich de, Rucksack weiter zu nähern. Die Blasse richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und starrte dem Mädchen direkt in die Augen. Dabei verzog sie keine Miene. Sie sah sie an, so wie sie es in der Tundra getan hatte, wenn sie auf der Jagd einem großen Tier begegnet war.


    Ohne lange auf die andere zu achten, weil Emma wusste, dass sie sonst keinen Schritt in ihre Richtung tun konnte, ging sie auf das blasse Mädchen zu, schnappte sich den Rucksack und machte auf der Stelle kehrt. Sorgfältig auf die Harfenmelodie achtend schlängelte sich Emma durch die restlichen Bäume. Sie wusste, dass sie damit genau das tat, was die andere gerne wollte, aber das kümmerte sie nicht. Sie musste da weg.


    Das Mädchen rannte einfach davon, doch das wollte sich Roe nicht gefallen lassen. Sie folgte ihr, hielt sich dabei aber im Schatten. Mit der Zeit schaffte sie es, nahezu lautlos zu folgen und es machte ihr zunehmend Spaß. Es war wie ein kleines Spiel, dem Mädchen zu folgen. Sie hielt Abstand, doch verlor die Erleuchtete nie aus den Augen. Mit der einen Hand wischte sie sich die triefenden Strähnen aus dem Gesicht, mit der anderen betastete sie weiter das Bündel der Monsterhaare, das in ihrer Hand schwer und kühl war. "Wollen wir sehen, wohin es sie treibt."


    Die Harfe wurde nicht leiser, aber Emma drehte sich nicht um. Wenn die andere etwas wollte, würde sie auf sich aufmerksam machen. Vorsorglich wanderte Emmas Hand zu ihrem Messer. Man konnte ja nie wissen, vor allem nicht, wenn man von einem blassen Harfenmädchen verfolgt wurde, dessen Melodie immer mehr einem Scherzo glich.
    Viel zu schnell war die kleine Baumgruppe hinter ihr. Emma blieb stehen und sah sich um. Die Harfe wurde nicht lauter. Links von ihr lag das Wohnhaus, rechts der Pool. Gerade zu schien ein Gehege für irgendwelche Tiere zu sein, dahinter ragte eine zugleich beeindruckend wie auch gefährlich wirkende Felswand auf. Und Obstbäume. Keine der Richtungen war wirklich einladend, nur die Obstbäume… Nein. Das war es nicht wert.
    Ohne irgendetwas, was darauf hätte hinweisen können, drehte sich Emma um. „Was willst du?


    Roe löste sich aus dem Schatten eines Baumes.
    "Ich folge dir", sagte die Fortlanderin, als wäre es das Normalste der Welt, und blinzelte das Mädchen an. Sie waren wieder in der Nähe des Pools und die Sonne strahlte auf das grüne Gras. Roe warf einen missmutigen Blick in den Himmel und wünschte sich Wolken herbei, die die Sonne abhielten.


    Warum?
    Innerlich verfluchte Emma die Harfenstimme. Ihr machte das Ganze auch noch Spaß. Vielleicht hätte die Acerin doch zu den Obstbäumen gehen sollen. Schließlich lagen sie hinter einem langen Stück offener Fläche, die die Hellhäutige sicher nicht so gerne betreten hätte. Aber jetzt war es zu spät.


    "Weil du weg gegangen bist. Es gibt keinen Grund mehr für mich, im Wald zu bleiben. Also bin ich dir gefolgt", antwortete sie wahrheitsgemäß. Roe schüttelte leicht den Kopf, sodass ihre weißen Haare wild durch die Gegend flogen. "Warum bist du weg gegangen?" Roe richtete ihren Blick fest auf das Mädchen. Sie hatte ihm nichts getan und trotzdem war sie weggelaufen. Aber erst, als sie sich diesem Rucksack genähert hatte. Logische Schlussfolgerung war also, dass es etwas mit dessen Inhalt zu tun hatte. Roe überlegte kurz, aber ihr fiel keine plausible Antwort ein, was darin sein könnte. Waffen verwarf sie schnell, denn sie hielt das Mädchen nicht für den Typ Mensch, der Messer mit sich herum trug.


    Warum war sie gegangen… Emma entschied sich für eine Mischung aus der Wahrheit und der Tatsache, die einfach immer stimmte. „Ich mag keine Menschen“, sagte das Mädchen so emotionslos wie möglich, „egal ob sie so ein Zeichen haben oder nicht.
    Leira hat recht“, versuchte Emma sich währenddessen innerlich einzureden. „Sie hört meine Melodie nicht, sie hat keine Ahnung…“ Allein zu sein war so viel einfacher. Da konnte man kaum etwas falsch machen.


    Roe legte auf die Antwort des Mädchens den Kopf schief.
    "Menschen sind merkwürdig. Du bist keine Ausnahme", stellte sie nüchtern fest. Alle Reaktionen des Mädchens widersprachen den simplen Regeln der Natur. Sie lief weg, blieb dann doch stehen, sprach sie die Blasse an und stellte Fragen, nur um darauf zu antworten, dass sie keine Menschen mochte. Es gab keinerlei Kausalität in ihren Handlungen und das verwirrte die Fortlanderin. Und wenn sie etwas nicht verstand, wollte sie so lange darüber nachdenken, bis sie es tat. Dafür brauchte sie in diesem Fall aber mehr Informationen. Also fragte sie: "Warum magst du keine Menschen?"


    Menschen haben die Kontrolle. Sie sind unberechenbar.“ Nur eine einzige Sekunde ließ Emma ihre Gedanken zu Lena und vor allem ihrem Vater abschweifen. Als die Acerin sich wieder auf das Harfenmädchen konzentrierte, fiel ihr zum ersten Mal auf, dass auch Lenas Melodie von einer Harfe gespielt worden war.


    "Das ist kein Argument. Jeder hat die Kontrolle über das, was er tut."
    Roe zuckte die Schultern. Es gab Dinge, die man nicht beeinflussen konnte. Sie hatte nicht die Hand heben und dem Sturm befehlen können, dass er aufhörte, wenn sie auf die Jagd ging. Aber sie hatte ihre Brille anziehen können und den Schneeanzug. Dann war sie geschützt gewesen. Die Kontrolle war wieder da. Man musste nicht übermächtig sein, um die Kontrolle zu bewahren. Jeder konnte das, es war eine einfache Frage des Verstandes. Wenn es ein Problem gibt, gibt es auch eine Lösung. Sie wüsste nicht, warum das im Fall des Mädchens nicht auch so sein könnte. "Und du bist auch ein Mensch. Zumindest deutet alles darauf hin, dass du dem Homo Sapiens angehörst." Roe verengte die Augen und bedachte das Mädchen mit intensiven Blicken, aber egal, wie sehr sie sie auch musterte, ihr fiel nichts ungewöhnliches auf. Bis auf das Herz auf ihrer Stirn war sie erstaunlich... normal.


    Vielleicht ist das das Schlimmste“, überlegte Emma laut. Sie wusste es nicht. Die Angst hatte sich in ihr festgesetzt und würde nicht gehen. Ein bisschen wie das Mädchen vor ihr. Mit jeder Frage wurde sie unsympathischer, weshalb sich Emma stark an die Harfenstimme klammerte. Diese war erstaunlich ruhig. Berechnend, aber nicht verächtlich oder aggressiv.
    Emma wusste nicht, was sie tun sollte. Es gab zwei Urinstinkte: Kämpfen oder Flüchten. Der Mensch war ein Raubtier; also kämpfen. Sie atmete ein und musterte die Rinde eines Baumes neben sich. Sie atmete aus und richtete ihren Blick starr auf das Harfenmädchen. „Ich kann sie hören.“ Sie schüttelte kurz den Kopf, während Luft durch ihre Nase entfuhr. „Und manche Menschen möchtest du gar nicht hören.


    Roe blinzelte kurz. Die Art und Weise wie das Mädchen "hören" sagte... Da steckte mehr dahinter. Sie meinte nicht bloß Hören im Sinne von ihre Stimmen, da war sich die Fortlanderin sicher. Aber gab es noch eine andere Möglichkeit, jemanden zu hören? Ihr war keine bekannt. Sie war ganz offensichtlich nicht taub, ansonsten hätte sie kein Musikinstrument spielen können- gut, es mochte durchaus Ausnahmen geben, aber dieses Mädchen war zu versunken in die Melodie gewesen, als dass sie sie nicht hätte hören können- auch blind war sie nicht, so merkwürdig, wie sie die Blasse musterte. Wie ein Beutetier, dass sich nicht sicher war, was es tun sollte. Seltsam hektisch. Sie musste kurz lächeln. Diese Art von Wirkung hatte sie auf nicht wenige Menschen. Warum auch immer. Gab Aurore ihnen denn irgendeinen Grund dafür, sich in Gefahr zu fühlen? Sie wüsste nicht, wie. Immerhin hatte sie dem Mädchen kein Messer an den Hals gehalten, wie sie es bei Blaine getan hatte.
    "Du sprichst von Hören. Was meinst du damit?", sprach Roe weiter. Das Mädchen hatte ihr Interesse geweckt.


    OT: Teil 1 des Gemeinschaftsposts von Dandelion (ehemals Cáithlyn) und mir.

  • Sie hatte sich für Kämpfen entschieden und jetzt war der Moment dafür gekommen. Emma würde es ihr nicht erzählen, nicht so einfach. Die Harfe wurde neugierig. Eine schöne Wendung, denn nun klang sie gleich viel freundlicher. Emma lächelte und nahm ihre Quena zur Hand. Sie würde spielen und dieses Mal genauer auf die andere Stimme hören. Sie würde die Frage der anderen beantworten, ohne ein Wort sagen zu müssen. Immer noch lächelnd setzte sich das Mädchen die Flöte an den Mund und begann die Harfenmelodie zu spielen.
    Roe verengte ihre Augen zu Schlitzen. Noch eine unrationale Handlung auf der Seite des Musikmädchens. Sie begann einfach wieder zu spielen. Ohne jede Vorwarnung. Es war ein durch und durch merkwürdiges Verhalten, das sie einfach nicht zu deuten wusste.
    Irgendetwas musste sie sich dabei aber ja gedacht haben. Irgendeine Erklärung gab es sicherlich hinter ihrem Verhalten. Also beschloss Roe der Melodie zu lauschen. Sie war nicht musikalisch, aber je länger sie sie hörte, desto besser gefiel sie ihr. Also wartete sie einfach ab.


    Anders als beim letzten Mal ließ Emma sich nicht in die Melodie fallen und versank in den Tönen. Sie war aufmerksam und wusste um jede Note, die sie spielte. Sie bemerkte, wie die andere zuerst die Augen verengte, sich dann aber doch auf die Melodie einließ. Das war ein gutes Zeichen. Emma hatte einmal in einer Fußgängerzone in Aceri gespielt, um etwas Geld zu sammeln, und einige der Passanten waren ausgerastet oder in Panik geraten, als sie ihre Melodie erkannten, ohne den Grund wirklich zu kennen. Emma spielte aus deren Seele. Das konnte verängstigend sein.
    Nach einer Weile spielte sie unisono mit der Harfe. Jetzt hatte Emma gewonnen. Auch wenn sie nur den jeweils nächsten Ton kannte, wusste sie doch mehr über das Harfenmädchen, als ihm wahrscheinlich lieb war.
    Kurze Zeit überlegte Emma, was sie mit diesem Wissen anfangen sollte, und entschied sich dann für ein Experiment. Die Harfe war ruhiger geworden. Das Mädchen lauschte seiner Melodie. Für etwa einen Takt setzte Emma die Quena ab, um dann im absoluten Kontrast wieder einzusetzen. Sie spielte schneller, viele Dissonanzen zur Harfenstimme. Sie wollte wissen, was passierte. Gedanklich machte sie sich bereit, jeder Zeit nach ihrem Messer greifen zu können. Dies war ein Experiment; Ausgang ungewiss.


    Als das Mädchen ihr Instrument kurz absetzte horchte Roe auf. Sie wusste nicht, was sie vorhatte, aber die Frage erübrigte sich, als die Braunhaarige mit einem male eine ganz andere Melodie spielte, schneller und schon beinahe hektisch, ganz im Gegenteil zu der von vorhin. Sie runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust, zog die Schultern an. Es dauerte etwas, bis sie es merkte, aber Aurore zeigte tatsächlich Anzeichen von Nervosität- ihre Finger zuckten, sie wippte auf den Fußballen vor und zurück, sogar ihre Blicke rasten von einer Stelle zu nächsten. Es war faszinierend, wie sehr diese Melodie ihren Zustand beeinflusste. Zwar hatte sie schon davon gehört, dass Menschen auf Musik reagieren, selbst erlebt hatte sie es bisher aber noch nicht, dafür hatte sie sich nie interessiert. Musik basierte nicht auf naturwissenschaftlichen Regeln, für Aurore war es ein Buch mit sieben Siegeln. Doch jetzt herauszufinden, dass sie so darauf reagierte...
    Roe straffte ihre Muskeln und unterdrückte die Reaktionen. Sie sah das Mädchen mit dem Instrument direkt an. "Hör auf damit. Davon lasse ich mich nicht beeinflussen."


    Sie wurde nervös, das konnte Emma deutlich hören. Es war fast, als versuchte sie die Harfe an Emmas Kontrast anzupassen. Als das Harfenmädchen sie direkt zum Aufhören aufforderte setzte die Acerin ab. Die andere klang zwar nicht unbedingt freundlich, aber dennoch huschte ein Lächeln über Emmas Gesicht. „Interessant“, kommentierte sie in Gedanken, „und gut zu wissen.
    Nur stellte sich eine Frage: Was nun? Fast war Emma versucht, einfach zu gehen, aber damit würde sie jedwede noch so kleine Grundlage, mit der anderen auszukommen, wahrscheinlich vernichten. Also stand sie nur da und wartete ab. Das Harfenmädchen sollte sich etwas beruhigen.


    Roe atmete einmal ein. Sie selbst hatte kein Problem mit der Stille. In Fortland, in der Tundra, ihr zweites Zuhause, da war es immer still gewesen. Sie war daran gewöhnt und es beruhigte sie. Auch wenn die Tundra der gefährlichste Ort war, den sie sich vorstellen konnte.
    Gerade jetzt war Stille jedoch eher kontraproduktiv. Sie war immer noch neugierig, was genau sie mit "hören" gemeint hatte. Und wie sie es geschafft hatte, sie dermaßen aus der Fassung zu bringen. Also strich sich Aurore durch das Haar, ordnete ihre Gedanken und fing mit dem an, was ihr am sinnvollsten erschien.
    "Wie ist dein Name?"


    Langsam kam die Harfe zu der Melodie zurück, die sie vor Emmas Experiment gespielt hatte, und doch bemerkte man die Folgen. Und dann kam eine eigentlich vollkommen unzusammenhängende Frage.
    Emma“, antwortete sie und lächelte die andere freundlich an. „Und wie heißt du?“ Egal welche Antwort die Blasse geben würde, sie würde immer das Harfenmädchen bleiben.


    "Aurore", antwortete die Fortlanderin kurz angebunden und ohne zu lächeln. Ihr Name war die erste Stufe, um an Informationen zu kommen. Im Grunde interessierte sie sich nur wenig für das Mädchen selbst, denn zumindest ihr Äußeres war völlig gewöhnlich. Trotzdem hatte sie Roes Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie zögerte also nicht viel länger, herauszufinden, was sie zuvor gemeint hatte. "Was meintest du mit Menschen hören?" Je schneller sie das hier hinter sich brachte, desto schneller würde sie zurück in ihr gekühltes Zimmer kommen. Sie merkte, wie der Schweiß auf ihrer Stirn stand und die Hitze auf ihrer Haut brannte.


    Aurore… Den Namen hatte Emma noch nie zuvor gehört. Aber sie sah ja auch anders aus als die Menschen, die die Acerin sonst so kannte. Langsam wurde die Harfe unruhig und Emma bemerkte den Schweiß auf Aurores Stirn.
    Das hast du doch gehört, oder?“ Ein leichtes, fast emotionsloses Lächeln schlich sich auf Emmas Gesicht. Das Harfenmädchen hatte selbst gesagt, dass jeder die Kontrolle hat, und in diesem Augenblick fühlte sich Emma ungewohnt stark. „Ich will dich auch nicht weiter aufhalten…“ Irgendwie fühlte es sich gut an, es zu tun, ohne es zu wollen. In diesem Moment war Emma wirklich froh, die einzige zu sein, die Melodien hören konnte.


    Emmas Antwort weckte einen gewissen Widerwillen in Aurore. Es war verblüffend, wie dieses Mädchen plötzlich ihre Haltung ihr gegenüber änderte. Vorher war sie nervös gewesen, doch jetzt schien sie sich sicher zu fühlen, schon beinahe mächtig. Scheinbar hatte sich Roe ihr gegenüber zu weich gezeigt. Ärgerlich. Aber nur natürlich. Sie war keine Gefahr gewesen, von Anfang an. Das war sie auch jetzt nicht, aber sie sah es nicht ein, sich von ihr so behandeln zu lassen.
    "Es interessiert mich nicht, was du willst", sagte sie kühl und schneidend. "Ich verlange eine Erklärung, Emma. Und wenn es sein muss, werde ich dir so lange folgen, bis du damit herausrückst." Aurore legte jede Kälte, die sie auftreiben konnte, in ihre Stimme hinein. Sie spannte ihre Muskeln an. So, wie damals in der Tundra, wenn sie einem Eisbären entgegen gestanden hatte. Nur das Emma nicht einmal ein achtel so gefährlich war, wie dieser Jäger.


    Kurze Zeit schloss Emma die Augen. Warum war sie nur nicht geflüchtet, als sie die Gelegenheit dazu gehabt hatte? So schneident Aurores Stimme auch war, ihre Melodie klang noch nicht gefährlich. Entschlossen und leicht verärgert, aber nicht gefährlich. Emmas Hand legte sich fester um ihre Quena. Sie hatte die Möglichkeit, wieder zu spielen. Wenn man ihr erweitertes Wissen über die Menschen außer Acht ließ, wusste sie über dieses Mädchen nichts außer seinem Namen und der Tatsache, dass seine Haut anders pigmentiert war. Warum sollte sie also ausgerechnet ihm, ihr größtes Geheimnis anvertrauen?
    "Dann interessiert es mich auch nicht was du willst", sagte Emma und schaute dem Harfenmädchen nun direkt in die Augen. Es war selbst Schuld, dass sie sich ihm entgegen stellte.


    Aurores Lippen verzogen sich zu einem jähen, spöttischen Grinsen.
    "Verstehe", sagte sie. "Das ist interessant." Sie sah, wie sich Emmas Hand fester um ihr Musikinstrument schloss. Erste Zeichen von Nervosität. Nun, Roe war also im Begriff, sie wieder auf den Platz zu verweisen, zu dem sie gehörte.
    Aurore schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, leuchteten ihre Iriden strahlend weiß. Die ganze Umgebung war getaucht in leuchtendes rot, fast schon weiß, so heiß war es. Und auch Emmas Torso begann, sich langsam heller zu färben. Ein Zeichen für wachsende Sorge.
    "Du bist nervös", stellte sie fest, mit einem leicht zufriedenen Unterton.


    Kämpfen oder flüchten.
    Ja.“ Kämpfen. „Und du bist berechnend. Du willst immer alles ganz genau wissen und es macht dir Spaß, es herauszufinden.“ Emma begann zu pokern. Ein falscher Satz würde alles zunichte machen. Obwohl sie es zugegeben hatte, unterdrückte sie die Nervosität in ihrer Stimme. „Aber so ist nicht jeder.“ Kontrolle. „Mich zum Beispiel interessiert kein bisschen, was du mit deinen Augen gemacht hast.“ Die Harfe blieb ruhig. Rational. Und Emma wollte nicht mehr. „Ich höre, du siehst;“ sie machte eine kurze Pause, „das reicht.


    "Berechnend?" Roe blinzelte. "Ich würde es interessiert nennen. Das sind zwei verschiedene Dinge. Nur weil ich nicht ganz so ignorant bin, wie die Meisten..." Sie ließ den Satz in der Luft hängen und schloss kurz die Augen. Das viele Rot brannte in ihren Iriden. Sie wünschte sich zurück in die Tundra, wo die Welt ein Meer aus blau war, ein kühles, doch beruhigendes Violett. Hier brannte die Welt, setzte ihren Körper in Flammen. Daran würde sie sich wohl nie gewöhnen.


    Aurore schloss kurz die Augen. Irgendetwas missfiel ihr, das konnte Emma hören, aber wenigstens hatte sie endlich mit dieser lästigen Fragerei aufgehört.
    Lange jedoch konnte Emma sich nicht darüber freuen, denn eine zweite Melodie näherte sich und sie erkannte Marikas Jagdhorn, gefolgt von einer Gitarre und irgendwelchem Schlagwerk. Die Melodien waren alle so aufgeregt, dass es beinahe unmöglich war, sie auseinander zu halten, geschweige denn zu interpretieren. Aber irgendetwas war passiert, das wusste Emma schon bevor sie sich umdrehte und tatsächlich Marika sah, wie sie über die Wiese zu den Obstbäumen hastete. Zwei Jungs liefen hinter ihr her. Einer davon war definitiv schon bei der Gruppe gewesen, die bereits zweimal das zweifelhafte Glück hatten, einem Monstrum zu begegnen, den anderen kannte sie nicht.
    Als die drei hinter den Hecken in Richtung Felswand verschwanden, wandte sich Emma wieder zum Harfenmädchen. „Da ist irgendwas passiert. Ich weiß ja nicht, was mit dir ist, aber ich habe das Gefühl, mal nachsehen zu müssen, was das ist.“ Seltsam, wie sehr einen anderthalb Tage doch verändern können.


    Erst, als sie laute Schritte hörte, öffnete Roe wieder ihre Augen. Sie sah noch drei Gestalten an sich und Emma vorbeilaufen, die erste war Marika, die anderen beiden setzten sich zusammen aus jemanden, den sie vom Sehen her kannte, da er zuvor noch Teil der Gruppe gewesen war, die im Kasino gekämpft hatte, und einen, der ihr unbekannt war.
    Emma hätte sich nicht die Mühe machen müssen, sie anzusprechen. Roe wechselte von ihrer Wärmesicht in den Normalzustand, musterte das Mädchen kurz und nickte eilig, ehe sie hinter der kleinen Gruppe herlief, die zwischen den Hecken verschwunden war.
    "Das verspricht, interessant zu werden", raunte Roe Emma zu, als sie an dem Mädchen vorbeihuschte.


    „'Das verspricht, interessant zu werden'“, wiederholte Emma in Gedanken, während sie Aurore hinterher lief. Also entweder vertraute das Harfenmädchen ihr ein bisschen oder es hatte einfach niemand besseren, dem es dies sagen konnte. So oder so war Emma einfach nur froh, dass die andere ein neues Ziel für ihre Neugier hatte.
    Gemeinsam kamen die beiden am Fuß der riesigen Felswand an. „Okay, über die sonnige Wiese flüchten, um Aurore zu entkommen, bringt nichts“, notierte Emma in Gedanken, während sie sich umsah. Schon einige Erleuchtete hatten sich versammelt. Alle Blicke waren nach oben gerichtet, alle Melodien spielten wild vor Aufregung. Emma folgte ihren Blicken und ihr blieb der Atem weg. Dort oben an der Felswand hing der fremde Junge, der eben Marika verfolgt hatte. Ebendiese verschwand gerade oberhalb der Klippe. Mit offenem Mund starrte Emma dort hinauf. Sie selbst würde von sich behaupten, ganz gut klettern zu können, wenn auch eher auf Bäumen, aber sie hätte es niemals für möglich gehalten, diese Wand zu bezwingen.
    Als das Mädchen seinen Atem wiederfand, entwich seiner Kehle ein ungläubiges „Oh“. Dann sah es sich in der scheinbar immer größer werden Traube nach bekannten Gesichtern um.


    "Hmpf", entfuhr es Aurore, als sie die Klippe hochblickte. So groß ihre Neugierde auch war, sie würde sicherlich nicht diese Felsen hochklettern. Erst einmal war es viel zu heiß- das pralle Sonnenlicht, das sie verzweifelt mit ihrer Kapuze auszusperren versuchte, knallte auf ihren Kopf und brachte sie dazu, heftig zu atmen und eher zu schwanken als gerade stehen zu bleiben, so sehr sie auch versuchte, es zu unterdrücken- und sie hatte keinerlei Übung darin. Die Tundra war überwiegende flaches Land, Klippen gab es nicht. Vielleicht ein paar Eisberge, aber auf diese lohnte es sich nicht zu klettern, denn Beutetiere würde man dort meist nicht finden. Klettern war also absolut nicht ihr Metier. Und ganz davon abgesehen würde sie mit etwas Glück auch so ihre Informationen bekommen, warum genau Marika wie vom Eisbären gejagt die Klippe hochsauste.
    Leise suchte sich Roe einen kleinen Platz im Schatten, möglichst nah an den anderen Erleuchteten. Sie schloss die Augen und griff sich ihre Haarsträhnen, an denen sie herumzog, während sie versuchte, die sinnvollen von den unwichtigen Gesprächen zu trennen.


    OT: Und zweiter Teil des Gemeinschaftspost zwischen Shira und mir.

  • Gut, das war nicht gerade das was Nic unter einem Plan verstand. Zumindest ein wenig mehr eine Struktur oder so wäre schon mal nicht schlecht gewesen. Aber wie schon einmal gesagt, musste man mit dem Arbeiten das man hat. Doch das war nicht die einzige Lektion, welche er heute schmerzvoll lernen musste, Frauen waren zum Teil viel zu emotional gesteuert. Diesen Eindruck hinterliess zumindest Laira, die seinem Wissenstand nach eine Vertreterin dieser Wesen war, welche sich selber Frauen nannten. Denn nicht nur das sie sofort eingeschnappt war, sondern ihrem Ärger auch noch lautstark Freiraum verschaffen musste zeigte dies überdeutlich. Warum musste alles immer so kompliziert gemacht werden? Es war doch im Prinzip so einfach, man rannte ihr nach, und wenn er es vorhin richtig verstanden hatte, wusste die Gruppe als Kollektiv sogar wohin sie mussten. Warum musste dann immer irgendjemand ein Problem mit irgendwas haben? Naja das war vielleicht auch der Grund, weshalb er lieber alleine etwas erledigte, man hatte um einiges weniger Meinungen, die beachtete werden mussten. Und das Ergebnis war dann meistens mindestens gleich gut, wenn nicht sogar noch besser, und er musste sich dabei nicht noch so nervenaufreibenden Diskussionen stellen. Aber da er leider nun mal nicht alleine war, und dementsprechend auch eher nicht alleine handeln konnte. Musste er eben leider auf die anderen eingehen. Da half auch sich darüber zu beschweren nichts. So setzte sich auch der andere Typ ab und er war wieder mal ohne jemand da, den er auch nur ansatzweise kannte. Gut man konnte Laira als Bekanntschaft zählen, aber nach ihrer letzten Aktion war ihm nicht gerade sehr danach zumute sich ihr anzuvertrauen oder etwas in der Richtung zu machen. Dementsprechend schritt er einfach ihr nach, denn wenn sie es ja wusste, dann konnte sie ihm auch zeigen wo es war. Und dem Anschein nach, schienen ein paar anderen ihnen folgen zu wollen. Aber das Unschlüssige warten hing ihm zum Hals raus, reden war ja schön und gut, aber was jetzt wirklich getan werden mussten war endlich damit aufzuhören und sich mit den wichtigen Sachen zu beschäftigen. So ziemlich gereizt, drehte er sich zu den anderen um, von denen die meisten noch immer in der Nähe der Wand standen, und rief ihnen zu: "Wie lange wollt ihr noch da stehen?" Um seine Entschlossenheit zu unterstreichen, stemmte er seine Hände in die Hüften, und sprach weiter: "Während ihr da steht und nichts macht, kann alles Mögliche passieren, also hört auf Löcher in die Luft zu starren und bewegt endlich euren Arsch hier her." Das er sich damit vermutlich nicht gerade beliebt machte war ihm in diesem Moment gerade ziemlich egal. Denn was für ihn zahlte war das Marika jetzt so schnell wie möglich gerettet wurde.

  • Tomomi war immer noch verunsichert.
    Warum sollte Marika verschwinden? Nein, verschwinden war hier der falsche Ausdruck. Nach dem Zusammenfügen der bisherigen Puzzleteile, wäre der passendere Ausdruck 'flüchten'. Gefiel es hier nicht, oder hatte das einen anderen Grund.
    Als Zanza anschließend schockiert drein blickte, ahnte Tomomi, das etwas passiert sein musste. Sie kannte den Kartenleger nicht super gut, auch wenn sie schon lange zusammen in der Anstalt wohnen, aber wenn er schockiert war, war das ernst. Auch ihr Bruder Simon kam hinzu. Zumindest würde die kleine Mumie jetzt nicht mehr versuchen Alicia zu holen. Er schlug vor zum Haupttor zu gehen, um die Gruppe dann zu Marika zu führen.
    Einige weitere Erleuchtete kamen hinzu, andere machten sich bereits auf dem Weg. Auch Tomomi wollte sich auf dem Weg machen und Simon folgen, doch sie spürte ein großes Unbehagen. Es war wie ein Druck von außen, der versuchte sie zu zerquetschen. Ähnlich wie kurz vor ihrem Ausraster in der Kantine, nur weniger intensiv. Schnell realisierte sie auch weswegen sie sich fühlte....es waren die Anderen, um genauer zu sein, ihr Verhalten. Diese gereizte Stimmung und die Art und Weise wie sie miteinander sprachen...es machte Tomomi traurig und wütend zugleich. Ja, Tomomi schien tatsächlich ein wenig wütend zu sein.


    Als Nic einige Erleuchtete dazu aufrief endlich zum Haupttor zu gehen, war es ihr zu viel.
    Sie nahm die Beine in die Hand und versuchte den Mittelpunkt aller Erleuchteten zu finden, als sie den Mund aufmachte. "Hört bitte auf euch zu streiten!"
    Zur Überraschung aller, war dies nicht die typisch schüchterne Stimme der Mumie. Diesmal war die Stimme fester, ja sogar ernst. "Wir sind eine Familie....und Mama hat gesagt, wir müssen füreinander da sein und nett zueinander sein. Marika ist da draußen und braucht unsere Hilfe...und ich werde nicht zulassen, dass ihr Mamas Regel bricht und untereinander streitet! Also bitte, lasst uns vertragen und schnell Marika helfen...


    So schnell wie das Selbstbewusstsein auftauchte, verschwand dieser auch wieder. Verlegen zog Tomomi die Kapuze über ihr Gesicht und folgte Simon, ohne großes Aufsehen zu erregen.

  • Der kleine Simon war mit den anderen zum Haupttor gelaufen, auch wenn er kaum dem Schritt einiger anderen folgen konnte. Keuchend kam er am Tor an, wo sich schon einige versammelt hatten. Er war einfach kein guter Läufer und als jüngster hinkte er ohnehin oftmals hinterher. Zum Glück brauchten die Großen ihn, niemand anders konnte so gut das Licht der anderen Erleuchteten aufspüren, wie er.
    Seine große Schwester Tomomi gesellte sich zu ihm, sie wirkte unsicher, wie immer. „Mama ist vorhin noch mal in die Stadt gefahren, um abzuholen, was ihr zurückgelegt habt.“, flüsterte er ihr zu, „Wir müssen das hier allein bewältigen. Keine Sorge, ich weiß die Richtung und es scheint nicht so weit zu sein.“ Dann wandte er sich an alle anderen, die herumstanden. „Tomomi hat recht mit dem, was sie sagt. Wir müssen jetzt nach rechts und dann an der Mauer außen entlang. Dort ist ein Weg, der die Felswand hochfhührt und dahinter beginnt der Wald. Ich glaube nicht, dass sie weit gekommen ist. Aber ich glaube auch, dass wir uns beeilen sollten, mit ihrem Licht stimmt irgendetwas nicht, aber ich weiß nicht was. Wir wissen aber, dass es sich auf unser Licht auswirkt, wenn es einem von uns nicht gut geht.


    Das mit dem beeilen hätte er wohl den anderen nicht sagen müssen, da er ohnehin mit der Langsamste war. Die gruppe setzte sich also wieder in Bewegung und kaum waren sie um die Mauerecke gebogen, die den vorderen Teil der Anstalt abtrennte, konnten sie schon ganz hinten, an der Felswand einen schmalen, gewundenen Aufstieg erkennen. Ein geschotterter Weg führte durch die Wiesen, welche die Anstalt umgaben, dorthin. Aufgrund der Tatsache, dass sie es alle eilig hatten, machten sich viele aber nicht die Mühe, auf der Straße entlang bis zu dem Feldweg zu gehen, sondern nahmen den direkten Weg über die Wiesen, welche durch die Sommerhitze recht ausgedorrt waren. So kamen sie auch schon bald an der Stelle vorbei, wo Aru sich zurückgezogen hatte, ehe sie sich an den steilen Aufstieg machten.
    Der Weg die Klippe hinauf war sehr schmal und kaum einen halben Meter breit. In weiten, aber nah beieinanderliegenden Serpentinen führte er den an dieser Stelle nicht ganz senkrecht, sondern ansteigend verlief, empor. Dabei bestand der Boden des Pfades aus festgetretenem Boden und allgemein schien es, als wäre dies hier ein Wildwechsel, den die Waldtiere über Generationen schon nutzten und ausgetrampelt hatten. Das war wohl auch eine der Erklärungen, warum der, trotz der Serpentinen noch unheimlich steile Weg nicht mit einem Geländer oder ähnlichem abgesichert war, sodass man bei einem Falschen schritt sehr schnell abrutschen konnte.


    Als einer der letzen hievte sich Simon schließlich keuchend über den oberen Rand und betrat die ebene Hochfläche des Waldes, in welchem Marika verschwunden war. Bestimmt waren die andern verärgert, dass sie auf ihn warten mussten, aber nach dieser Klettertour brauchte der kleine Junge erst einmal eine Pause. Dazu setzte er sich an den nächstbesten Baumstamm und versuchte zu Atem zu kommen. Die anderen konnten eh nicht ohne ihn weitersuchen und der Wald war groß. Nach einigen Minuten erst, ging sein Atem wieder relativ normal und er konnte weitergehen, wobei seine Schritte wieder deutlich kürzer, wie die der älteren waren. Für jene, die es eilig hatten, mit Sicherheit eine schwere Geduldsprobe.


    Sie waren schon einige Minuten in die Richtung, die Simon ihnen zeigte, unterwegs, als Alicias Sohn plötzlich ruckartig stehen blieb. Seine Augen weiteten sich entsetzt, schienen aber nichts Bestimmtes anzupeilen und im nächsten Moment hatte er sich mit beiden Händen selbst am Kopf gepackt und stieß ein Wimmern aus. „Es ist weg!“, stammelte er hoch, aber nicht allzu laut, „einfach verschwunden … das Licht… gerade war es noch da, jetzt weg… wie ausgeknipst.“ Er schien auf einmal völlig fertig mit den Nerven zu sein und es beim besten Willen nicht verstehen. Genaugenommen sah es fast so aus, als würde der kleine Junge bald einen Nervenzusammenbruch bekommen. Den Grund lieferte er auch gleich, als er mit erneut viel zu hoher Stimme stotterte: „Ich hab … noch nie erlebte, … das ein Licht verschwindet. Selbst bei toten Geschwistern… konnte ich sie noch … Stunden spüren. Das Licht … kann doch nicht einfach so weg sein! Aber … es ist weg, einfach weg!“ Erneut begann er zu Wimmern und ließ sich auf die Knie sacken. Nur kurz blickte er sich hilfesuchend nach seiner großen Schwester um.


    Doch auch ohne Simon schien ihre Suche nicht gänzlich vergebens, denn einer der anderen meinte plötzlich, nur wenige hundert Meter entfernt etwas zu erkennen, dass Marikas Bürstenfrisur hätte sein können. Zwischen der Stelle und den Erleuchteten, verlief aber eine kleine Klinge durch den Waldboden. Die Rille im Erdreich, die über Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte von einem Bächlein gefressen worden war, war nicht besonders Tief, vielleicht nur etwas mehr wie mannshoch. Ein wirkliches Hindernis stellte sie aber nicht dar, da noch nicht mal mehr ein Rinnsal an ihrer tiefsten Stelle zu erkennen war.


    OT: Wer von Simon angepisst ist, nur zu XD Wollte euch nur dran erinnern, dass bloß nen kleines Kind ist^^.


    Zur Erklärung: Eine Klinge ist ein Einschnitt des Waldbodens, der von einem Bach oder Bächen gefressen worden ist. diese hier ist zwar ein bisschen Steil, aber weniger als Zwei Meter tief, sprich, das dürfte für keinen Chara eine nennenswerte Hürde sein. Einmal runterutschen, auf der andern Seite einmal hoch udn fertig.


    Marika könnt ihr gerne entgegen gehen, aber sie noch nicht finden.
    Versucht zumindest etwas zu bringen, auch wenns nicht viel in der Situation gibt. (außer sich über die Schnecke Simon aufzuregen XD) Ich werde sehr zeit ig weiter machen.

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams