Ebenso sind Auslandssemester oftmals obligatorisch und schwer wegzudenken, bzw. gehören sie mittlerweile sogar zum guten Ton.
Das Problem hieran ist nur, dass sich das eben nur ein Bruchteil der Studenten überhaupt leisten kann. Wenn man sich für ein Stipendium bewirbt, muss man nachweisen, dass sich die angeforderte Summe bzw der Mindestbetrag zu dem Zeitpunkt auf deinem Konto befindet und wer schafft es schon, nebenbei 7000€ auf die hohe Kante zu legen, nebenbei mit den Bestnoten - denn die sind bei Stipendien oft ausschlaggebend, auch wenn das mit der eigentlichen Qualifikation weniger zu tun hat - zu studieren und irgendwie dein Alltagsleben fortzuführen? Vielleicht 1% der Studierenden, wenn sie eben entsprechende Unterstützung aus ihrem Elternhaus bekommen.
Ich habe so manchen Studenten getroffen, der eigentlich etwas ganz anderes studieren wollte, etwas in Richtung Romanistik, die sich dann aber doch umentschieden haben, weil ein Auslandsaufenthalt zumindest an meiner Uni in diesen Fächern Pflicht ist und besagte Leute das Geld einfach nicht hatten.
Ich hatte in dem Sinne kein Auslandssemester, sondern bin nach dem 5. Semester meines Japanologiestudiums für elf Monate als Work and Traveller nach Japan gegangen und von dem, was einige Kommilitonen mir von den Universitäten erzählt haben, war das auch die bessere Wahl. Man kann Arbeitserfahrung im Land selbst sammeln, sich mit der Kultur vertraut machen und sitzt nicht stattdessen an der Uni mit anderen Austauschstudenten in weiterführenden Sprachkursen. Ehrlich, mich in der Arbeit am täglichen Leben zu beteiligen hat mir in einem Monat so viel Sprachkompetenz gebracht, wie es die Uni in zweieinhalb Jahren nicht geschafft hat; und die Uni vor Ort wahrscheinlich auch nicht hätte. Außerdem hätte ich für das Stipendium für ein Semester 7.500€ nachweisen müssen und well... hatte und habe ich nunmal nicht einfach so hier liegen ^^"
Darüber hinaus würden mich auch eure Meinungen/Erfahrungen zu den sogenannten Orchideenfächern wie z.B. Sinologie, Japanologie und dergleichen in diesem Kontext interessieren
Wer kennt nicht diese berühmte Frage "Und was willst du später damit machen??????"
Nun, es mag stimmen, dass das Berufsfeld kleiner wird, je ausgefallener das Studienfach, und gerade bei den Ostasienwissenschaften hat man nicht so viele Möglichkeiten wie mit BWL, aber unmöglich ist es nicht, einen guten Beruf darin zu finden.
Ich muss gestehen, dass ich mir Japanologie nicht ausgesucht habe, um damit Karriere zu machen. Ich wollte Japanisch lernen und wenn möglich, nach der Schule endlich etwas lernen, das mir Freude bereitet, was auch meine vorrangige Motivation für dieses Fach war und ist. Wie schon gesagt wurde, es ist einfach verschwendete Kraft und Zeit, sich durch etwas zu quälen, mit dem man nichts anfangen kann, nur, um später bessere Chancen zu haben - in einem Beruf, den man vermutlich dann auch nicht mag, wenn man sich schon so durch das Studium quälen muss. Wieso sollte man seine Zeit dann nicht stattdessen mit etwas verbringen, für das man sich begeistern kann, in dem man dann automatisch motivierter ist und sich das in dem Wissen, das man sich aneignet, widerspiegelt? Ich lerne gerne Kanji und ihre Schreibweisen, neue Formulierungen und beschäftige mich mit Japan und seinen Facetten, wozu eben auch Politik und Co gehören. Müsste ich mich stattdessen mit... keine Ahnung, Kurvendiskussionen und diesem ganzen Mathekram beschäftigen, der Richtung Betriebswirt geht, würde ich wohl auch nur das Nötigste lernen, um irgendwie durchzukommen.
Ich denke auch, es ist eine Fehlannahme, dass nur naturwissenschaftliche Fächer im Kommen sind. Geisteswissenschaftler werden nach wie vor auch gebraucht und gesucht, zwar nicht unbedingt für komplizierte Rechnungen und Verfahren, aber für die Arbeit und den Umgang mit Texten in verschiedenen Bereichen. Viele Unternehmen stellen zum Beispiel auch Wirtschaftsethiker ein, einfach, weil dieser Aspekt heutzutage gar nicht mehr außer Acht gelassen werden kann.