IWenn dir jemand, egal wer das ist und ob online oder real, sagt mit welchem Pronomen und Namen die Person angesprochen wird, dann tust du das, weil es das Mindeste an Anstand ist, den man jemanden entgegenbringt.
Das "Mindeste an Anstand" finde ich jetzt ehrlich gesagt etwas übertrieben. Es ist zwar voll gut, wenn sich die Leute daran halten und es einfach machen. Aber ich denke nicht, dass wir aktuell schon dort angekommen sind, dass du von allen das als Mindeste erwarten kannst darauf direkt Rücksicht zu nehmen, da es eben noch nicht alle gut verstehen und es Leute wie mich gibt, die beim Reden oft einfach null nachdenken und bei denen etwas anderes als er/sie nicht wirklich in der Alltagssprache verankert ist.
Vor allem wird Geschlecht ja eher daran definiert, was eine Person tut und wie sie sich gibt. Wir lesen also oft das Geschlecht, ohne überhaupt mit der Person darüber je gesprochen zu haben...
Natürlich ist es das. Du sprichst eine Frau auch nicht willkürlich mit männlichen Pronomen oder mit männlichen Namen an, nur weil dir grad danach ist.
Das ist selbst dann Mindestanstand, den man aufbringen kann, wenn man sich über eine Person ärgert. Es geschieht häufig, dass nicht-binäre Menschen plötzlich mit dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht angesprochen werden, nur weil man sich grad über die Person ärgert.
Würde niemanden bei einer/m cis Frau / Mann einfallen. Selbst wenn ein cis Mensch der gnadenlosenste Verbrecher ist, wird er von den Leuten um ihn herum immer noch richtig angesprochen.
Daran sieht man dann, dass jemand dein Geschlecht nicht als tief verwurzelten Teil deiner Identität sieht, sondern als Joke, wenn man in dessen Augen das Recht darauf verwirken kann mit dem richtigen Namen und Pronomen angesprochen zu werden.
Es geht auch nicht darum, dass du sofort alles richtig machst, sondern nur, dass du gewillt bist Menschen mit richtigen Pronomen anzusprechen. Niemand dreht dir den Hals um, wenn du dich mal irrst, aber halt, wenn du es gefließentlich ignorierst. HatschiPKM ist nichtmal gewillt dazu und findet es ist ein "Pronomenirrsinn" oder so ein Schmarrn.
Alles anzeigenIst mir egal ob du es nicht magst oder nicht. Geht halt nicht um dich, da kannst du auch einfach die Klappe halten.
Wenn ich Teil einer Konversation mit anderen bin, dann geht es natürlich auch um mich. Und wenn ich halt jemand sein sollte, der die Thematik vielleicht nicht versteht (tue ich zwar) und es nicht gewohnt ist andere Pronomen zu verwenden (ich bin es persönlich nicht gewohnt) oder gar überhaupt kennt (ich kenne es noch nicht so lange), dann kannst du nicht erwarten, dass sie als "bare minimum" ständig in Gesprächen an korrekte Pronomen und Ansprachen denkt, statt sich vielleicht mal thematisch Gedanken zu machen, um überhaupt ein Gespräch in Gang zu halten.
Klar, dann kann man vielleicht wirklich einfach die Klappe halten, weil es damit auch sehr anstrengend wird, wenn dir jemand direkt sagt, wie du die Person anzusprechen hast und anschließend vielleicht noch Kommentare folgen, dass du das falsch gemacht hast, weil du mal nicht darüber nachgedacht hast. Das kann einfach sehr überrumpeln und wäre nicht sehr entgegenkommend.
Mir geht es nicht darum, dass man die Pronomen von anderen nicht respektieren sollte. Das sollte man!
Nur als das "Mindeste" anzusehen oder zu bezeichnen, finde ich nicht korrekt. Das Mindeste wäre für mich eher allgemein höflicher Umgang, schon wenn die Person noch gar nicht meinen Namen (und auch Pronomen) verinnerlicht hat.
Im Anfangsstadium ist es eher eine Frage der Sozialisation und Erfahrung mit der Thematik, nicht des Respekts. Denn sich damit Mühe zu geben, kann trotzdem noch zu Fehlern führen. Und sich für den "mindesten Umgang", für das "bare minimum" Mühe geben, sich gar anstrengen zu müssen, verfehlt meiner Ansicht nach die Messlatte vom untersten Minimum.
Wenn du dich für's Bare Minimum "anstrengen" musst, ist das aber dein Problem. Andere können es trotzdem einfordern oder dich dann meiden, solltest du nicht den nötigen Willen dazu zeigen. Wie gesagt geht's niemanden darum, dass du dich nie irren darfst.
Ich lass das höchstens bei älteren Leuten gelten, 40, 50+, oder sogar bei meiner Generation und jünger, nicht.