Es gibt ein wichtiges Thema, zu dem es in diesem Forum noch keinen eigenen Thread gibt, selbst wenn es immer wieder in anderen Themen peripher angesprochen wird: Rassismus.
Es gibt beim Thema Rassismus einige Dinge, die wichtig sind zu verstehen, angefangen damit, dass Rassismus, wie wir ihn heute kennen, seinen Ursprung im Kolonialismus hat. Es ist nicht so, dass es vorher keine Vorurteile gegenüber Menschen anderer Kulturen gab, doch waren diese meistens eher eine Form von Xenophobie - Fremdenfeindlichkeit. In diesem Konstrukt war immer die eigene Gruppe, wie zum Beispiel das Antike Griechenland, "gut" und "entwickelt", während alle anderen als Barbaren angesehen wurden, dies aber unabhängig beispielsweise von ihrer Hautfarbe.
Der Rassismus, von dem wir heute sprechen, kommt aus der Hochzeit des Kolonialismus. Zu diesem Zeitpunkt wurden Theorien aufgebaut, um die Gräueltaten des Kolonialismus zu rechtfertigen. Zu diesen Theorien gehörte auch die Rasselehre, die die Menschheit in verschiedene "Rassen" einteilte und diesen verschiedene Eigenschaften zuschrieb. Natürlich war in dieser Rassenlehre die "weiße Rasse" (zu denen damals übrigens Iren und auch Menschen aus dem mediteranen Bereich nicht gehörten) die beste und kultivierteste, während die anderen "Rassen" unter ihr standen. Dadurch wurde dann beispielsweise die Sklaverei gerechtfertigt, aber auch die Genozide, die damit begründet wurden, dass die weiße, fortgeschrittene Kultur ausgebreitet werden müsse und dies zum Vorteil aller sei.
Diese Rassenlehre hat sich weit bis ins 20. Jahrhundert gehalten (und wurde beispielsweise auch unter dem Nationalsozialismus in Deutschland so aufrecht erhalten und unterrichtet) und hat damit auch immer wieder kulturelle Güter beeinflusst. Auch wurden in vielen Ländern bis spät ins 20. Jahrhundert Gesetzgebungen, wie die "One Drop Rule" aufrecht erhalten, die reguliert haben, wer als "Schwarz" gilt.
Natürlich wurden in den meisten Ländern diese Gesetze mittlerweile aufgehoben und auch Rassenlehre wird nicht länger unterrichtet, doch kulturell haben sich viele dieser Vorurteile gehalten und setzen sich weiterhin, beispielsweise in den Medien durch.
Rassismus hat vielerorts auch den Aufbau von Städte geprägt. Teilweise durch implizites Verhalten, teilweise durch explizite Regeln sind Menschen verschiedener Gruppen oft durch Stadtteile getrennt. Dabei ist es häufig so, dass die besten Angebote für Jobs, aber auch Einkaufsmöglichkeiten meistens in weißen Stadtteilen existieren, während nicht-weiße Stadtteile häufig benachteiligt werden.
Extreme Formen hat dies natürlich beispielsweise in Südafrika durch Apartheid und in den US-Südstaaten durch die Jim Crow Gesetze angenommen, wo diese Gentrifizierung der Stadtteile entsprechend auch noch viel stärker zu bemerken ist.
Wie genau Rassismus aussieht, kommt auf die verschiedenen Gruppen an. Schwarze Menschen werden auf andere Art diskriminiert, als beispielsweise asiatische Menschen, bei denen wiederum es starke Unterschiede zwischen Menschen ostasiatischer und südasiatischer Herkunft gibt. Schwarzen Menschen wird oft mit dem Vorurteil begegnet, dass sie aggressiv wären, weshalb sie überproportional von Polizeigewalt betroffen sind. Selbst in der Medizin hält sich weiterhin das Vorurteil, dass Schwarze Menschen weniger Schmerz empfinden würden, weshalb sie häufig nicht ernst genommen werden. Aber auch indigenen Menschen wird mit vielen Vorurteilen begegnet. Derweil werden asiatische Menschen häufig als "Model Minority" behandelt, als die angepassten marginalisierten Menschen. Allerdings hat dies nicht verhindert, dass speziell im letzten Jahr der Hass und damit einhergehende Angriffe auf asiatische Menschen zugenommen haben.
In Deutschland sie die stärksten von Rassismus betroffenen Gruppen Schwarze Menschen und Menschen arabischer und nordafrikanischer Abstammung.
Eine weitere Folge von Rassismus ist der sogenannte Colorismus. Die Neigung, eher hellhäutige nicht-weiße Menschen gegenüber weniger hell-häutigen nicht-weißen Menschen zu bevorzugen. Auch eher europäisch-typische Gesichtszüge werden in diesem Kontext bevorzugt. Es gibt eine ganze Schönheitsindustrie darum, sowohl die Haut zu bleichen, als auch durch Operationen die Gesichtszüge anzupassen.
Was wichtig zu verstehen ist, ist, dass Rassismus ein strukturelles Problem ist, das auf Jahrhunderten von Diskriminierung und Ausbeutung beruht. Dabei haben sich diese Vorurteile tief in der gesellschaftlichen Psyche veranlagt und so ziemlich alle Menschen, die in ihr aufgewachsen sind, haben verschiedene rassistische Ideen internalisiert.
Aufgrund der Geschichte und dem strukturellen Aspekt, muss auch deutlich gesagt werden: Es gibt keinen Rassismus gegen Weiße. Es mag auch Vorurteile gegenüber weißen Menschen geben, aber keine strukturelle Diskriminierung, wie sie BI_PoC erfahren.
Habt ihr euch mit der Geschichte von Rassismus beschäftigt?
Was sollten Staaten eurer Meinung nach tun, um Rassismus entgegen zu wirken?
Anmerkung der Moderation: Da es zu Unklarheiten gekommen ist, welche Implikationen die Nutzungsbestimmungen (spezifisch Punkt III.) auch in diesem Thema haben, hier ein paar kurze Hinweise:
- Rassistische Begriffe (wie etwa das N-Wort) sind zu unterlassen. Bei Diskussionen über diese Begriffe kann auf Substitutionen (siehe bspw. vorherige Klammer) zurückgegriffen werden.
- Die generelle Rechtfertigung von Rassismus ist nicht gestattet.
- Ebenso ist die Verharmlosung bzw. Relativierung von Rassismus zu unterlassen; dies gilt unter anderem auch für die Gleichsetzung von Rassismus mit harmloseren Dingen oder Ähnlichem.
- Bei weiteren Unklarheiten kann sich im Vorfeld an die Moderation gewandt werden. Diese Liste kann mitunter ergänzt werden, wenn es erforderlich wird.