Zugegebenermassen bin ich derzeit nicht die Aktivste im Bereich, da ich im Moment zu viel anderes um die Ohren habe... Aber vielleicht kann man trotzdem was mit meiner Meinung anfangen, wer weiss.
Ich entschuldige mich, wenn ich Dinge wiederhole oder aufgreife, die schon zig mal durchgekaut wurden, ich habe die Diskussionen zwar verfolgt, aber teilweise nur überflogen. Ich gehe sowohl auf die Frage Anonymität ja/nein sowie die Fragen Creons ein.
Ich persönlich präferiere Anonymität in den Wettbewerben und fände es sogar etwas abschreckend, an einem Wettbewerb ohne Anonymität teilzunehmen. Das hat in erster Linie mit persönlichem Wohlbefinden zu tun - ich fühle mich fairer behandelt, wenn ich weiss, dass grundsätzlich alle Teilnehmer mit den gleichen Voraussetzungen starten wie ich (Stichwort Sym-/Antipathievoting).
Klar lässt sich bereits jetzt durch einen typischen Stil oder durch präferierte Textgattung erahnen, wer die Abgabe verfasst ist - jedoch ist es in den meisten Fällen ein guter Schätzwert, ausserdem sehe ich die Logik hinter "das Problem gibt's ja eh schon, dann spielt es keine Rolle, wenn es mit einem neuen System nur verstärkt wird" nicht ganz. Auch haben solche, die neu in dem Bereich sind (vielleicht, weil sie die Entanonymisierung angelockt hat?), keine Chance, Stile zu Benutzern zuzuordnen, während bisherige Teilnehmer diesbezüglich eine Nasenlänge voraus sind.
Auch stehe ich voll und ganz hinter Thrawns Argument (ich habe (noch) nicht den ganzen Beitrag gelesen weil oof, aber das stach für mich heraus):
Der wesentliche Punkt, der meiner Ansicht nach eine Rolle hier spielt, ist, dass die Abgaben in den Einzelthemen unter anderen Regeln geschrieben werden als die Wettbewerbsabgaben. Ich möchte, dass man sich die beiden Fälle vor Augen führt:
1. Ich poste einen Text in meinem E&S-Thema., den ich über drei Monate geschrieben habe. Ich erhalte drei Kommentare mit Verbesserungsvorschlägen, Rechtschreibchecks etc. und überarbeite darauf basierend meinen Text und füge vielleicht noch im Laufe der nächsten Wochen ein paar eigene Verbesserungen hinzu. Später reiche ich diese Abgabe bei einem Wettbewerb ein.2. Ich schreibe ganz für mich alleine innerhalb von zwei Wochen eine Abgabe für einen Wettbewerb und sage niemandem etwas davon. Die eventuelle Korrektur der Abgabe erfolgt ebenfalls innerhalb der zwei Wochen nur durch mich allein.
Man merkt, denke ich, dass die beiden Fälle nicht analog sind. Alte Texte werden unter Voraussetzungen geschrieben und überarbeitet, die tendenziell eine höhere Qualität des Textes ermöglichen. De facto kann ich Beta-Leser haben, die bei Wettbewerbsabgaben ausdrücklich verboten sind.
Die Idee der Moderation, dass der Wettbewerbsleiter bezüglich Rechtschreibung betaliest, finde ich persönlich super, grosser Fan - aber leider ändert das nichts daran, dass Werke in einem Sammeltopic weitaus mehr Veränderungsvorschläge als nur Rechtschreibung erhalten und somit immer noch einen anderen Standard als rein anonyme Abgabetexte haben.
Das Argument gegen Anonymität, dass man auch alte Texte einsenden dürfte, kann ich durchaus nachvollziehen, wobei ich selbst davon keinen Nutzen habe. Einerseits deswegen, weil ich meine 'alten' Texte im seltensten aller Fälle auf dem Niveau eines Wettbewerbstextes sehe, andererseits weil ich die Wettbewerbe als Chance nehme, etwas Neues zu entwerfen.
Der Grund, weshalb ich an Wettbewerben teilnehme - warum ich überhaupt wieder im Board erschienen bin - ist, weil ich mich schreibtechnisch weiterentwickeln möchte. Nun, da Begründungen bei Votes freiwillig geworden sind, habe ich im schlechtesten Fall keinen Gewinn, wenn ich einen alten Text abgebe. Ich schreibe keinen neuen Text und die Chance ist hoch, dass ich nicht allzu viel Rückmeldung dazu bekomme (glücklicherweise bekommt man nie keine Rückmeldung, und das schätze ich sehr).
Sollten die Wettbwerbe weiterhin einen eher konkurrenzhaltigen Charakter haben, würde die Entanonymisierung sicher da helfen, da dies erlauben würde, aus Zeitdruckgründen einfach einen alten Text zu modifizieren als bei 0 anzufangen. Für mich, die nicht wegen der Konkurrenz, sondern für das Feedback da ist, springt darum kein Gewinn heraus; ich nehme einfach nicht bei allen Wettbewerben teil, sollte die Idee mich nicht ansprechen/äussere Umstände es nicht erlauben.
Ich persönlich kann mir schlecht vorstellen, dass jemand eher dazu bereit ist, hier an einem Wettbewerb teilzunehmen, weil es nicht ganz anonym ist - aber wie gesagt liegt das wohl mehr an meinem eigenen Bauchgefühl. Nachdem mehrere hier erwähnten, dass es in anderen Bereichen für mehr Aktivität sorgte, sehe ich, dass es sich hier mehr um eine subjektive Meinung handelt. Dies sehe ich als einziges wirklich schlüssiges Argument gegen die Anonymität - dass es die Teilnahme etwas niederschwelliger macht und somit eher neue Gesichter anlockt. Trotzdem sehe ich diese Argument gegenüber mehreren Gegenargumenten. Es gibt sicher noch andere Methoden, neue Schreiber anzulocken.
Was für ein Ziel soll die Veranstaltung von Wettbewerben für den Bereich haben?
Wie schon erwähnt bin ich persönlich hier, weil ich mich verbessern möchte. (Dementsprechend hat es mein Herz gebrochen, als ich erfahren habe, dass Begründungen in Votes nicht mehr obligatorisch sind, aber das ist eine andere Geschichte.) Es wäre gelogen, zu sagen, dass ich auch die Punkte, die Orden und die Wettbewerbsplatzierungen keinen Anreiz hätten, aber primär ist es wirklich der Wunsch, besser in dem zu werden, was ich gerne mache.
Ich beobachte die Entwicklung zu einem entspannteren, weniger kompetitiven System eigentlich mit Freude. Aktionen die der National Poetry Month zeigten, dass mit dem richtigen Thema viel Aktivität reingeholt werden kann, ohne Wettbwerbscharakter zu haben.
Bezüglich der schläfrigen Aktivität in diesem Bereich finde ich es sinnvoll, die Tore auch für solche zu öffnen, die einfach mal reinschnuppern möchten, ohne gleich in die Olympiade einsteigen zu müssen. Und die kompetitive Natur ist gerade für Anfänger sicher abschreckend, weil sie sich meist erprobten Eliten entgegenstehen.
Welches Ziel die Wettbewerbe konkret haben sollen, ist eine schwere Frage. Ich für mich habe mir zum Ziel genommen, an ihnen wachsen zu können. Dazu brauche ich kein Treppchen oder Orden (auch wenn ich beides dankbar annehme!), sondern Menschen, die willig sind, Feedback zu geben, egal wie viel das sein mag.
Wer soll die Zielgruppe der Wettbewerbe sein/Wer soll sich zur Teilnahme animiert fühlen?
Alle, die sich vorstellen können, mal Stift und Papier/Laptop und Tastatur in die Hand zu nehmen und was schreiben wollen. Alte Hasen, erprobte Wettbewerbsveteranen, neue Gesichter, gerne auch Leute, die noch nie was mit dem ganzen Geschmaus zu tun hatten. Je mehr, desto besser. Derzeit haben wir nicht den Luxus, uns auszusuchen, wer hier aktiv sein soll und wer nicht.
Was soll ein Sieg in einem Wettbewerb für den Autor bedeuten?
... ¯\_(ツ)_/¯
Ganz ehrlich, gute Frage, keine Ahnung. Die Anerkennung ist nett, selbst wenn es nicht viel ist, aber ansonsten? Mir bedeutet ein Kommentar in meiner Sammlung derzeit sehr viel mehr als ein Treppchenplatz. (Die grünen Orden sind eh genau so hübsch wie der Rest.) Sollten die Wettbewerbe weiterhin 'gechillter' werden, dann wohl eher weniger, schätze ich.
TL;DR: Sehe den Reiz der Entanonymisierung nicht wirklich oder wenn nur dort, wo er womöglich mehr Aktivität anlocken könnte. Neue Gesichter und vor allem Aktivität en general kann man aber imho auch gut gewinnen, indem die Wettbewerbe weniger "Gotta be the very best" und mehr Richtung "alle, die Spass dran haben, können mitmachen und eine gute Zeit haben" gestaltet werden.
Soll hierbei aber angemerkt werden, dass ich mir auch bewusst bin, dass hier wohl sehr viel Bauchgefühl und Ungewohnheit mitspricht. Ich bin gegen die Entanonymisierung, aber sehe bei der tatsächlichen Umsetzung nicht gleich den Untergang des Bereichs.
Zu guter Letzt wollte ich einfach erwähnen, dass ich das Engagement der Moderation bezüglich Feedbackeinholung sehr schätze.
Bei Fragen bin ich immer froh, mich erläutern zu können.