Bildungssysteme - und was man alles verbessern könnte...?

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  • Hätten wir dieses System und eine Person interessiert sich für Informatik, würde sie wohl sehr wahrscheinlich Mathe wählen (wahrscheinlich sogar eine deutliche Empfehlung bekommen, von Lehrer*innen). Wohingegen eine Person, die Mathe nicht wählt ohnehin vermutlich nicht gerade Informatik studieren wird.

    Das ist halt der Unterschied, den ich hier sehe.


    Das Problem ist wie gesagt, dass die allermeisten Kinder in der Unterstufe keine Ahnung haben, was sie später machen wollen. Kinder würden NIE Mathe freiwillig wählen, sondern die leichtest mögliche Route nehmen.


    Die Schule muss halt soweit alle Grundlagen beibringen, damit den Jugendlichen sobald sie wissen, wohin sie wollen, alle Türen offenstehen

  • Eben das. Ich meine, gefühlt ist an der Uni "Mathe I" eh eine reine Wiederholung von Oberstufen Mathe.

    Es kommt halt ganz stark drauf an, was und wo man studiert. Das Abitur ist nunmal eine allgemeine Hochschulreife, damit soll man befähigt sein, JEDES Fach zu studieren. Entscheidet man sich dann zufällig, Mathematik direkt zu studieren, dann wird man nach 1-2 Wochen bereits den Schulstoff verlassen haben. In anderen Fächern, wo Mathematik nicht so sehr im Mittelpunkt steht, kann der Lehrende dann die Grandlagen eben nochmal wiederholen. Das verstehen in meinen Augen halt viele nicht, das für die verschiedenen Studiengänge elementare Grundkenntnisse in Deutsch, Mathematik und Englisch (oft ist spezifische Fachlitertur nur in Englsich verfügbar) vorausgesetzt werden.

    Da ich nun meine, herausgelesen zu haben, dass du in NRW wahrscheinlich studierst, nun das Bildungssystem dort hat nicht gerade den besten Ruf, deswegen sind Profesoren dort vielleicht eher geneigt, mehr zu wiederholen. Einer unserer Professoren hatte den liebevollen Spietzennamen "Exmatrikulator" bekommen, wenn der Mathe für z.B. BWL gelsen hatte, gab es viele Tränen, erzählt man sich.

  • Ich beantworte mal die Fragen, ohne mich groß in die Diskussion einzuklinken, also kann das gerne ignoriert werden. Bin mir nicht sicher, ob ich in der Antwort immer klar zwischen den Fragen abgrenzen kann, stehe aber natürlich auch für Rückfragen zur Verfügung.

    Was studierst du? (Hast du schon andere Fächer studiert?)

    Chemie, Philosophie und Wissenschaftstheorie und -geschichte (wobei sich Letzteres natürlich mit Philosophie stark überschneidet). Momentan sitze ich am Philosophie-Master, der irgendwann bald ganz bestimmt fertig ist.

    Was gefällt dir an dem Studienfach?

    Also, um auf die verschiedenen Fächer einzugehen: Chemie hatte halt einfach Vieles, was allgemein interessant war, auch wenn ich wohl insgesamt nie so tief in das Fach eingestiegen bin, wie es eigentlcih hätte sein sollen und es am Ende wohl auch einfach nicht wirklich etwas für mich war. Grundsätzlich mochte ich die Teilfächer und Experimente, in denen es um quantitative und qualitative Analyse von Stoffen und Stoffgemischen ging. Gerade die Strukturaufklärung im organisch-chemischen Bereich mochte ich, weil das diese coole deduktive Methodik hat, die ziemlich analog zum Vorgehen von Detektiv*innen in so klassischen Whodunits ist (Holmes hat ja auch Chemie studiert). Die Laborpraktika waren überwiegend auch ganz spaßig (zum weniger spaßigen komme ich später) und Organische Chemie mochte ich sehr. Allgemein und abseits der Sachen, die ich an den einzelnen Teilfächern mag, war das Chemistudium allgemein einfach faszinierend und konnte ein bisschen dabei helfen, auch alltägliche Phänomene etwas besser zu verstehen.

    Philosophie wiederum war dann einerseits, nun, "leicht" für mich, was schon einmal ein Plus war. Aber allgemein hat es mir da eben Spaß gemacht, verschiedene Texte zu lesen, die mich zum Nachdenken und Hinterfragen angeregt haben. Und ich mag es hier auch einfach, dass die Lerninhalte überwiegend in Seminardiskussion erarbeitet und verstanden werden, weil das viel dynamischer ist und mehr zum Nachfragen und zur aktiven Beteiligung einlädt als eine Vorlesung. Und es ist halt auch so, dass sich hier auch wirklich ausgesucht werden kann, was belegt wird: Es gibt viele unterschiedliche Seminare und in der Regel lassen sich da immer Sachen finden, die interessant klingen. Wenn ich mal ein Semester lieber was zu feministischer Epistemologie machen will, dann nehme ich eben das, und wenn ich mich mal selbst bestrafen möchte, nehme ich Hegel. Ansonsten ist es auch hier so, dass sich Bezüge zur alltäglichen Lebensrealität gut herstellen lassen und sich Argumentationen aus bestimmten Texten oft auch auf andere Fälle übertragen lassen. Damit ist Philosophie schon sehr "rewarding".

    Wissenschaftstheorie und -geschichte ist dann eigentlich so ziemlich wie Philosophie gewesen, also lässt sich da nicht mehr viel hinzufügen; auch wenn natürlich dieses Fach mir zusätzlich noch ermöglicht hat, zwischen Chemie und Philosophie ein bisschen eine Brücke zu schlagen und somit ein wenig das zu verbinden, was ich vorher gemacht hatte.

    Was gefällt dir nicht an dem Studienfach?

    Joa, Chemie. Also, erst einmal natürlich: In den ersten Semestern wird nur aussortiert. Ich bin immer beim ersten Anlauf durch die jeweilige Klausur gekommen, was vielleicht sogar schon überdurchschnittlich war, aber ich musste auch nicht nebenher jobben oder so. Mit guten Noten bestanden habe ich allerdings auch eher selten und das lag zum Teil auch einfach daran, dass die Klausuren zeitlich irgendwie unfair waren. Es gab Klausuren, wo ich eben keine inhaltlichen Probleme hatte, aber die Zeit hat selbst dann nicht gereicht, wenn ich über gar nichts wirklich lange nachdenken musste. Dann ist da die Sache mit den Dozierenden: Ich habe selten so wenig Hilfsbereitschaft erlebt. Während einige Dozierenden nicht einmal ihren Stoff wirklich gut vermitteln konnten und aber auch bei Nachfragen wenig hilfreich waren, waren mitunter auch die, die wenigstens gut Inhalte präsentieren konnten, ziemliche Arschlöcher, und es lässt sich leider nicht anders sagen. In so ziemlich jeder Vorlesung wurde Druck auf alle Studierenden gemacht und bei Klausureinsichten wurden Leute teilweise geradezu ausgelacht. Natürlich waren nicht alle so, es gab auch welche, die da viel, nun, "menschlicher" waren, aber es ist eben kein Vergleich zu dann eben später Philosophie gewesen. Ansonsten waren Laborpraktika wie oben gesagt durchaus spaßig, aber es gab so viele kleine Dinge, die einfach nervig waren. Eine Sache beispielsweise betrifft das Zusammenhalten der Ausrüstung, die einem gestellt wird und besteht darin, dass alles geklaut wird. Es kann nicht das kleinste Gerät oder Glas mit Schliff außerhalb des Ausrüstungssschrank ohne Aufsicht gelassen werden, ohne dass es wegkommt. Das wiederum führt dann dazu, dass Studierende, denen was geklaut wird, sich gerechtfertigt sehen, das auch zu machen. Das Ergebnis ist ein komplettes Free for all, und irgendwer wird dann eben der Gelackmeierte sein. Ich habe versucht, immer gut auf meine Ausrüstung aufzupassen und wollte nicht von anderen klauen, was mich im Praktikum zur Organischen Chemie dann mit einer Rechnung im unteren dreistelligen Bereich zurückließ. Nun könnte hier natürlich gesagt werden, dafür kann die Uni nichts. Aber: Einmal, als ich in der Praktikumsbox war und mich von meinem Ausrüstungsschrank entfernt hatte, weil ich kurz was im Abzug machen wollte, sah ich, wie eine der Betreuer*innen - also die, die unsere Ansprechpartner*innen für Probleme und Rückfragen sind - den da noch im Schloss steckenden Schlüssel abziehen wollte. Ich rief dann, was das solle und sie sagte, der dürfe halt niemals stecken bleiben und wir sollten auf unsere Sachen allgemein aufpassen, weil sonst könnte ja was wegkommen. Und das hat mich fragen lassen: Klauen wirklich die Studierenden voneinander? Oder ist es so, dass es tatsächlich die Leute machen, die uns helfen sollen, weil sie uns irgendwas beibringen wollen von wegen, wir sollen auf unsere Ausrüstung aufpassen, was aber eben nciht notwendig wäre, wenn nciht ständig geklaut würde? Sodass die Folge davon dann wiederum ist, dass eben Studierende, denen von diesen leuten was weggenommen wird, bei anderen klauen und wir effektiv hier in eine Form des Squid Game geschickt werden? Das an sich wäre halt schon ziemlich asozial, aber die Sache ist halt auch, dass dann am Ende natürlich für einige Studierenden eine Rechnung zustande kommen kann, die bei einer für viele ohnehin schon angespannten finanziellen Situation einfach nur vernichtend ist. Und das ist halt kacke. Eine andere Sache ist dann noch, dass die Ausrüstung einfach manchmal mies war. Bei der Ozonolyse etwa wurde halt in Ozongeneratoren per Lichtbogen Ozon erzeugt. Als uns die Geräte gezeigt wurden, wurde uns gesagt, die müssten eigentlich geerdet sein, sind sie aber nicht, also fasst bitte nur den An-Schalter an und sonst nichts, ach ja, wie ihr am Aufkleber erkennen könnt, hätten die eigentlich vor dreiundzwanzig Jahren mal überprüft und gewartet werden müssen, also ist das wohl schon potenziell gefährlich alles, aber macht euch keine Sorgen. Am Ende haben die halt einfach nicht funktioniert, was möglicherweise sogar besser so war, abgesehen davon, dass ich dann noch alle folgenden Schritte zur Aufbereitung quasi unnötigerweise gemacht habe, ohne am Ende mein schön duftendes Vanillin zu bekommen, ich war also effektiv gezwungen, etwas zu machen, von dem ich wusste, dass es keinen Sinn hatte. Also ja. So etwas nervte halt. Hust. Andere Sache ist halt, dass das vierte Semester in Bezug auf die Veranstaltungen, die hier gemacht werden mussten, praktisch nicht zu schaffen war, ohne das ganze Leben dem Studium zu opfern. Unter der Woche gab es da zusätzlich zu den Vorlesungen zwei Laborpraktika und eines davon erforderte mehrere Protokolle im Ausmaß von durchschnittlich dreißig Seiten, die - neben allem anderen - innerhalb von zwei Wochen anzufertigen waren (zum Vergleich: eine Hausarbeit in Philosophie ist 12-15 Seiten und es ist die ganzen Semesterferien Zeit, die zu schreiben, und es ist eben bei standardmäßiger Studienplanung nur eine). In diesem Semester hatte ich dann quasi meinen Burnout (bzw. meine erste Depression) und habe aufgehört, überhaupt Vorlesungen zu besuchen und mich zudem nach einem neuen Fach umgeguckt. Erinnert ihr euch, wie ich oben geschrieben habe, die Dozierenden waren nicht unbedingt hilfreich? Nun, ich wollte vor einem eventuellen Studiengangwechsel mit dem Studienberater vom fach Chemie sprechen und habe ihm eine Mail geschickt. Es kam die Antwort zurück, ich solle meinen Fall genauer schildern. Habe ich gemacht, eine weitere Antwort kam nie zurück. Andere Studierende sagten mir "Ja, Mails schreiben hilft bei dem nicht, musst ihm zufällig auf dem Gang begegnen und ihn anquatschen". Das war dann halt der Punkt, wo ich mir dachte, dass es dann wohl auch wirklich genug jetzt ist und habe dann, damit nicht alles umsonst war, mit Chemie zwar nicht einfach aufgehört, aber eben in einen 2-Fach-Bachelor mit Chemie und (neu dann) Philosophie gewechselt, was bedeutete, dass ich im Chemieteil fast schon alles gemacht hatte, was ich machen musste. Na ja.

    Und damit kommen wir zur Philosophie. Im Grunde fällt mir hier nicht wirklcih etwas Negatives ein. Es gab allgemein viel weniger Druck, die Dozierenden waren überwiegend zugänglicher und hilfsbereiter, es gab aufgrund der Natur des Fachs keine Ausrüstung, die hätte geklaut werden können und die dann teuer ersetzt hätte werden müssen, also gab es all die oben erwähnten Probleme nicht - auch wenn manchmal natürlich die Anschaffung von Büchern für Seminare teuer sein kann, aber da kann eigentlich immer sehr viel gebraucht gekauft werden und oft stellen die Dozierenden eben die Auszüge, die gelesen werden, digital zur Verfügung. Problem ist vielleicht für einige Studierende, dass der Seminarmodus, den ich persönlich wie gesagt gut finde, nicht immer optimal ist und es dann eben nur wenige Alternativen gibt (wobei das in Chemie ja noch einmal deutlich extremer ist). Dahingehend vielleicht noch: Manche Themen kommen in der Philosophie dann doch in der Auswahl der Seminare zu kurz. Habe etwa fast nie was zu Marx zu gesehen und nicht-westliche Philosophie kommt praktisch Null vor, zumindest wo ich studiere.

    Was gefällt dir an der Uni allgemein?

    Tja, Uni allgemein ... Also, ich würde hier vielleicht das Unileben allgemein nennen, aber ich nehme am Unileben eigentlich kaum teil. Hat dennoch eine grundsätzlich schöne Atmosphäre und andere sind ja etwas "sozialer" als ich, also wird's für die wohl ganz nett sein. Ansonsten mag ich den Zugang zu Ressourcen, den die Uni ermöglicht: Wenn mich etwa auch mal ein Thema außerhalb meiner Seminare interessiert, kann ich halt auf die Bibliothek zurückgreifen oder über das Uninetzwerk auf die digital zugänglichen Quellen. Ich kann Lernplätze nutzen und selbst planen, wie und in welchem Tempo ich mir den Stoff aneigne. Ist eben relativ selbstbestimmt an der Uni (nicht komplett natürlich) und das ist sehr schön.

    Was gefällt dir an der Uni nicht?

    Nun, Essen in der Mensa ist schon manchmal schwankend in der Qualität gewesen. Aber es sind auch außeruniversitäre Gelegenheiten zur Pflege des leiblichen Wohls in der Nähe vorhanden und das Essensangebot der universitären Etablissements ist über die Jahre verbessert worden, das könnte also schlimmer sein. Was mich vielleicht ein bisschen bzw. eigentlich sogar sehr oft bei der Recherche stört, ist, dass zwar einerseits vieles in der Bibliothek oder digital zugänglich ist, aber eben nicht alles. Ich stoße halt sehr oft dann doch auf Paywalls und muss mich dann manchmal in der Auswahl der Literatur, die ich für meine Arbeiten verwende, beschränken. Das ist aber eben vielleicht auch etwas, wofür die Uni nichts kann (die kann sich ja nicht tausend Lizenzen leisten) und was eben eher ein größeres Problem im umgebenden Betrieb ist. Ansonsten ist das WLAN auf dem Campus auch noch nicht umfassend stabil, was dann beim Arbeiten in der Universität manchmal stört.

    Was würdest du am Universitätssystem verändern? Wie würde deine ideale Universität aussehen?

    Also, das ist jetzt natürlich komplettes Wunschdenken, aber ich würde mir wünschen, dass es mehr möglich wäre, auch fachfremde Veranstaltungen zu besuchen. Soll heißen, ich kann mich natürlich in so ziemlich jede Vorlesung setzen, die ich will, kontrolliert ja keiner, ob ich das auch studiere, aber in Seminaren sähe das dann halt auch anders aus. Ich hätte da vielleicht noch gerne etwas mehr "Freiheit" für alle, die breit gefächerte Interessen haben. Und wie oben schon angedeutet, wäre noch mehr Zugänglichkeit für Quellen besser. Außerdem sollten idealerweise genug Arbeitsplätze (auch mit Steckdosen für Laptops, das ist mitunter rar) vorhanden sein und vielleicht auch mehr Räume für Studierende, die außerhalb von Veranstaltungen in Gruppen lernen oder diskutieren möchten. Und allgemein halt den Leistungsdruck abbauen, den ich aus der Chemie so sehr kenne und mehr Ansprechstellen für Studierende bei problemen einzurichten wäre nett. Auch wäre es gut, wenn ein bisschen mehr auf spezifische Bedürfnisse von Studierenden eingegenagen würde oder bei bestimmten Problemen auch geholfen. Ein Beispiel in der Pandemie war eben, dass die Lehre digital wurde und einige Studierende eben Schwierigkeiten hatten, weil sie das technische Equipment nicht hatten und es sich auch nicht leisten konnten. Zwar wurden bei meiner Uni dann Laptops auch verliehen, aber soweit ich es mitbekommen habe, war deren Anzahl halt zu niedrig. Es wäre nett, wenn es eben mehr Unterstützung für Studierende gäbe, die diese aus irgendwelchen Gründen brauchen. Ach ja, und vielleicht Noten langfristig abschaffen - es ist dahingehend eigentlich generell immer so eine Sache, dass sich schon Dozierende von mir darüber belustigt haben, wenn Studierende eine schon bestandene Vorlesung noch einmal besuchen bzw. die Klausur noch einmal schreiben, um ihre Note zu verbessern, aber zugleich sind sie halt diejenigen, die das vollstrecken und wenn sie auch mal nach Hilfskräften suchen, spielen Noten für sie natürlich auch eine enorm starke Rolle. Das resultiert dann darin, dass solche - im Grunde ja relativ gut bezahlten und wenig anstrengenden - Stellen effektiv bevorzugt an diejenigen gehen, die eben neben dem Studium auch genug Zeit zum Lernen etc. hatten, etwa, weil die Eltern sie sponsern, und ist dementsprechend ein wunderbares Beispiel dafür, wie soziale Ungleichheiten sich nur weiter verfestigen. (Allgemein sollte es aber natürlich auch einfach ein BGE geben, hust.)

    Was würdest du am Bildungssystem allgemein verändern?

    Allgemein mehr Ausrichtung auf das philosophisch-humanistische Ideal und weniger auf das industrielle. Ein Bildungssystem sollte idealerweise zu einer besseren Bildung der Gesellschaft um der Bildung selbst willen beitragen und nicht schwerpunktmäßig darauf ausgerichtet sein, neue Arbeitskräfte zu produzieren. Dass dem halt nicht so ist, macht sich auch ständig im Leistungsdruck bemerkbar und in der Dominanz der MINT-Fächer; natürlich bin ich als Philosophiestudent ein wenig befangen, aber ich glaube, ein bisschen mehr Geisteswissenschaften wären halt schon sinnvoll und könnten vielleicht auch die Entwicklung eines kritischen gesellschaftlichen Bewusstseins fördern. Und ich bin mir halt auch nicht sicher, ob es wirklich einen "Wettbewerb" unter den Universitäten geben sollte, der dann mitunter eher darauf hinausläuft, bestimmte Quoten erfüllen zu wollen. Dann natürlich auch hier die Sache mit den Noten.


    Wäre jetzt erst einmal so das, was mir spontan zu den Fragen einfällt, vielleicht ergänze ich das noch einmal irgendwann, wenn mir noch was in den Sinn kommt.

  • PLUSQUAMPERFEKTION  Musicmelon  Thrawn Danke euch für die Antworten. Alles sehr hilfreich.


    Ich muss jetzt aber auch einmal ranten. Ich war für den Artikel, für den die Umfrage ist, auch in der Bibliothek recherchiert. Dafür habe ich vier Bücher aus fünf verschiedenen Jahrzehnten - das älteste aus den 1970er Jahren - gelesen. Und jetzt bin ich echt sehr wütend und frustriert. Weil die Sache ist: Wir wissen seit 100 Jahren (!!!), wie die Schule zu verbessern wäre. Also Pädagogen verlangen seit den frühen 1920ern dieselben Änderungen, die auch heute gefordert werden. Kurzum: Noten abschaffen, Selbstorganisation der Schüler*innen, kleinere Klassen, mehr praktische Unterrichtsinhalte, mehr Rückzugsmöglichkeiten, heterogene Lerngruppen (das heißt Alterstechnisch durchmischt, Geschlechter gemischt, ethisch gemischt, auch inklusive behinderter Kinder). Das ist so lange schon bekannt. Und es wird einfach nicht geändert. Es ist so frustrierend.

  • Du unterschätzt, wie viel gerade in Mathematik aufeinander aufbaut. Du kannst dir nicht innerhalb von ein, zwei Jahren das nötige Grundwissen über Geometrie, Algebra und Funktionenlehre aneignen und gleichzeitig noch andere Fächer belegen.

    Das ist meiner Meinung nach ein Kernproblem verursacht durch die Kategorisierung mit Schulfächern.

    Statt thematisch, fächerübergreifend Bereiche zu lehren wird halt nach Fächern gelehrt: x Stunden Mathematik, dann x Stunden Physik usw.

    Man könnte (und sollte meiner Meinung nach auch) Themengebiete lehren, welche dann Fächerübergreifend sind:

    Statistik/Heuristik wäre beispielsweise auch im Bereich Physik, oder Chemie relevant, gerade wenn es um die ersten Experimente geht und wie diese Auszuwerten und zu Interpretieren sind, während Kurvendiskussion beispielsweise auch im Bereich Wirtschaftslehre (Break even Point etc.) relevant wäre. (zugegeben, die Vergleiche hinken ein wenig, ich hoffe mein Punkt wird dennoch klar).

    Dadurch dass dann Wissen mit Kontext geliefert wird, hat man nicht nur praktische Anwendung ("Wofür brauch ich den scheiß eigentlich?") sondern es ist auch erwiesen, dass man mit Kontext Themenbereiche und Wissen besser erfassen und verstehen kann, sowie sich die Dinge besser und längerfristig behält.


    Wir hatten in Physik beispielsweise das Thema Optik, bei dem auch Wissen über Geometrie notwendig wäre. Geometrie hatten wir in der 6. Klasse, Optik in der 10. Klasse. Dazwischen liegen 4 Jahre, in denen man das meiste schon wieder vergessen hat, sowie den direkten Bezug auch schon nicht mehr hat.


    Ich hätte mir in meiner Schulzeit eher eine Fokussierung auf Themenbereiche pro Schuljahr gewünscht, anstatt dieses in Schulfächer gepresste "Erreiche deine Quota vor Ende des Schuljahres", welches immer nach Schema F durchgeführt wird.


    Häufig gabs auch Fragen, wo wir nicht wussten wo man sie jetzt stellt, es kam auch dazu dass dann unser Physiklehrer erst mal einen kleinen Einschub machen musste, und erst was zur Mathematik erklären musste, bevor er überhaupt zu dem eigentlich Thema kommen konnte.

    Frage ich jetzt was zum Thema Statistik/Heuristik in dem Moment, wo wir den Versuch in Physik gemacht haben? Oder warte ich jetzt bis wir wieder Mathe haben um dann da schon gar nicht mehr richtig die Frage formulieren zu können, weil schon ein Tag dazwischen lag?


    Und auf was muss ich bei einem Verfassen einer Analyse dann Achten? Wie hat die Sprache zu sein, wie zitiere ich richtig? Dinge, die wir dann in der Oberstufe in Deutsch hatten.



    Natürlich wäre sowas nicht so einfach umzusetzen, und es erfordert entsprechende Kompetenz(en) - etwas was wir derzeit in unserem Bildungssystem mit der Lupe suchen können. Aber nur weils schwieriger wäre und man tatsächlich Ahnung von der Materie braucht (ich halte unsere derzeit in den Bundesländern Verantwortlichen für absolut unfähig) ist das für mich keine Ausrede, das nicht zu tun.

  • Ich bin fast fertig mit meinem Studium bzw. habe ich auch alle Leistungsnachweise erbracht. Was noch folgt, hat weniger was mit der Uni zu tun.

    Im Großen und Ganzen scheine ich ja noch gute Karten gezogen zu haben, wenn ich hier lese, wie es bei den anderen aussieht.

    Aber sowohl Schule als auch Uni ist bei mir mehr Auswendiglernen als Verstehen bzw. eher ein Semi-Verstehen (gewesen), aber ich habe die Schule auch nicht in Deutschland besucht.

    In Physik, Chemie und Mathe konnte ich Aufgaben lösen, wenn ich mich darauf vorbereitet habe und im Abi hatte ich auch Nachhilfe, was bei uns dann eigentlich jeder hat, da wir in der Schule den Stoff eh nicht mehr schaffen. Wir durften sogar das ganze zweite Halbjahr im Abi zu Hause bleiben und uns eben selbständig auf die Prüfungen vorbereiten, aber gerade in Physik und Chemie habe ich früher noch nie im Labor was gemacht.


    An der Uni hatten wir mehrere Experimente, aber zum Glück lernen wir da auch nur Grundlagen. Ich habe spätestens dann gemerkt, dass sowas absolut nichts für mich ist. Die Praktika hatten wir meist irgendwo in einem hässlichen Gebäude irgendwo im Untergeschoss. Das 3-4 Stunden (wenn nicht länger) lange Durcharbeiten vom Skript mit den Experimenten war für so gut wie jeden von uns eine Tortur.

    Bin jetzt auch nicht gerade der sozialste Fisch, aber ich bin doch lieber unter Menschen unterwegs, anstatt mich Stunden lang mit Gerätschaften und Zahlen zu beschäftigen. Aber da kamen uns die Betreuer und Dozenten eben entgegen und waren da eher locker im Umgang mit uns.


    Und abgesehen von einigen Professoren im ersten Semester (wo auch hier Leute rausgefiltert werden) waren alle anderen Dozenten sehr nett und stellten auch meistens sehr nette Fragen in den Klausuren.

    In den letzten zwei Jahren hat es für die Klausuren ausgereicht alte Fragen zu wiederholen. Ich brauchte nicht mal in Seminare oder Vorlesungen zu gehen, wo auch keine Anwesenheitspflicht geprüft wird und falls es mal ein Fach gegeben hat, wo die auch neue Fragen stellen, mussten wir das halt ein bisschen besser vorbereiten.

    Die Vorlesungen und Seminare sind da aus meiner Sicht angesichts des Staatsexamens leider eine komplette Zeitverschwendung, deswegen freut es mich, dass man diese nicht unbedingt besuchen musste - deswegen jobben auch die allermeisten meiner Kommilitonen stattdessen oder arbeiten an ihren Doktorarbeiten.

    Sonst war die Organisation hier und da nicht so gut, aber bei Fragen bekommt man i.d.R. schnelle Antworten, besonders seitens der Uni, so dass ich bei Fragen immer weiß, dass die mir zeitnah weiterhelfen können.

    Aber unser Studiengang ist an der Uni gerade noch im Wandel und man merkt, dass da ständig daran gewerkelt wird (auch im negativen Sinne).

  • Ich hatte mein Biostudium aus gesundheitlichen Gründen leider aufgeben müssen (in erster Linie, weil ich sowohl mit meiner Augen-Hand-Koordination Probleme habe und das ist in den Laborpraktika mies und halt psychisch ging es mir auch scheiße) und studier nur noch nebenbei, sprich hol mir vor allem auch Unterlagen, die mich interessieren.


    Was ich an unserem System am meisten kritisieren muss, sprich einfach nur hasse, ist, dass viele Kurse Anwesenheitspflicht haben, und klar die ist auch oft notwendig und ich persönlich bin immer sehr gerne in Vorlesungen und Kursen gewesen.

    Bloß lebt Mensch halt nicht von Luft, Liebe und Bildung und selbst wenn man zu Beginn noch Studienbeihilfe erhält, ist das nun nicht genug um tatsächlich nur davon leben zu können, und wer als Student*in gilt, darf keine weiteren Sozialleistungen oä beziehen. Außer Kindergeld zb.


    Ein normaler, regelmäßiger Job ist auf die Weise recht schwierig zu halten und eigentlich sollte man sich voll und ganz auf sein Studium konzentrieren können; sprich, vor allem wenn man nicht nur aus Interesse hingeht.

    Teilweise hatte ich schon auch 40+ Arbeitsstunden, wenn man Uni und eine Arbeit nebenbei zusammengerechnet hat, und gerade da ich mir mit Migraine und co bei solchen Arbeiten schwertat und ich muss mir einfach eingestehen, psychisch echt nicht topfit bin, war das für mich auch nicht wirklich etwas.


    Und ja, ich bin auch solch ein Mensch, ich brauch vor allem mein soziales Umfeld und Freizeit, sonst knick ich einfach mit der Zeit ein, muss ich zugeben und schäm mich auch nicht dafür.

    Mir ging's beim Studieren nie wirklich um eine "Karriere", auch wenn ich mir anfangs natürlich einen schönen Job in meinem Fachbereich ausgemalt habe, sondern um meine Interessen. Deswegen hol ich mir auch gerne verfügbare Unterlagen aus anderen Bereichen, die mich interessieren.

    Ja sry, ich bin halt eine Waifu, die am liebsten nur 20-25 h arbeitet und sonst schreibt, Anime guckt und kocht und Kinder an sich gerne mag ... und sich nebenbei für allerlei Zeugs interessiert lel.


    Ich kann nun auch Großteil nichts Schlechtes über meine Profs an sich sagen und ich persönlich muss zugeben, ich mag guten Frontalunterricht sehr gerne. Wenn jemand gut reden und sich für sein Spezialgebiet begeistern kann, kann ich auch drei Stunden mit kurzer Pause zuhören.

    Und auf persönlicher Ebene hab ich ein paar tolle Leute in der Uni kennengelernt, inklusive auch chilliger Profs, die mit uns einmal monatlich in einer Bar gesessen haben.

    Das Problem liegt also bei Unis meist nicht an den Vortragenden, sondern am System, imo.


    Von den sozialen und persönlichen Umständen und Vorlieben hier abgesehen, muss ich den Schlussstrich drunter setzen, dass es natürlich theoretisch möglich und theoretisch machbar ist (und in so einigen Fällen auch praktisch) als Kind aus der Unter- oder unteren Mittelschicht zu studieren, aber es ist so viel schwieriger alles unter einen Hut zu kriegen. Isso. Viele dieser Studierenden haben dann kaum noch eine freie Minute für sich selbst.


    Eine andere Sache, die eben vielen auffällt ist dieser Zwang zum Bingelearning. Stoff, der früher im Master war, wird heute in den Bacheloe gedrängt, und Stoff, der vor ein paar Jahrzehnten noch im Bachelor (oder damals Magister) zu lernen war, ist heute Maturastoff. Wurde mir schon von einigen, älteren Profs bestätigt.

    Und wieder: Natürlich kriegen es so manche Studierende hin Bingelearning zu betreiben, inklusive mir, aber es macht schwerer die eigentliche Leidenschaft für gewisse Themenfelder aufrechtzuerhalten.


    Dann hörst du von so vielen Seiten, dass sich die jungen Leute (also von Kindern bishin zu Studierenden) für nichts mehr so richtig interessieren würden, was natürlich nicht stimmt. Viele sind ausgepowered und perspektivenlos und fragen sich oft einfach nur wozu das Ganze gut sein soll, wenn sie die heutige politische, gesellschaftliche und Klimakrisen-Situation betrachten.


    Man kann in Wahrheit in vielen Menschen so einige Interessen, Leidenschaften und Fähigkeiten zum Vorschein bringen, von denen sie selbst gar nichts ahnten, wenn sie nicht hauptsächlich durch Druck und Angst motiviert werden, sondern viel eher durch das Erfolgserlebnis an sich, ihre eigene Neugierde und Zukunftsperspektiven.


    Und ja... ich hab mich auch sehr für diverse Themen, die wir in der Schule damals meiner Ansicht nach nicht genügend durchgenommen haben, privat interessiert, aber das hat mir viel mehr Spaß gemacht als diese Themen in der Schule zu besprechen.

    Da wirkten doch recht viele Lehrer*innen (wenn zum Glück nicht alle) nach "das Thema müssen wir auchmal abhaken", nicht nach "ich liebe mein Fach und ich würde mich freuen, wenn ihr es genauso lieben würdet wie ich das tue."


    Tbh war ich aber einfach nur für jede*n Lehrer*in dankbar, die*r tatsächlich ihr Fach sehr mochte und nicht wirkte, als säße sie*r gezwungenermaßen hier, weil jemand in der Früh eine Pistole vorgehalten hat lel.

    In den Universitäten wiederrum hab ich die Erfahrung gemacht, dass viele Lehrende ihre Themengebieten tatsächlich lieben, aber das System halt ziemlich scheiße ist.


    Wo Noten auf jeden Fall abgeschafft werden sollten, sind Fächer wie Sport, Musik, Kunst und Religion / Ethik.

    Ob man sie bei anderen behalten sollte... ja weiß ich nicht, aber am meisten stört mich, dass alle quasi lernen um nicht unterzugehen und sich von Jahr zu Jahr über Wasser zu halten, nicht in erster Linie deshalb weil ihnen Fähigkeiten und Wissen vermittelt werden sollen.


    Und ja, mit einem gewissen Maß an Druck muss man im Leben ohnehin umzugehen lernen, aber in unserem Schulsystem ist das in den letzten Jahrzehnten extrem geworden und bald kann es wahrscheinlich ostasiatischen Ländern die Hand reichen. Zumindest was die psychische Belastung betrifft.

    Ich will mir gar nicht am eigenen Leib vorstellen, wie sich nun viele Kinder und Jugendliche in Coronazeiten fühlen müssen.


    Und wieder: es ist scheiße mit Corona. Wenn ich muss, kann ich auch hunderte Seiten in kurzer Zeit für mich selbst lernen, aber ich lerne am liebsten und besten, wenn ich mich mit anderen Studierenden und Interessenten über ein Thema austauschen und vor allem, wenn ich jemanden zuhören kann, der sich für eine Sache begeistert. Man nennt das Social Learning, was vor allem in Schulen insofern wenig geschieht, als dass man Schüler*innen zum Lernen für den nächsten Test heim an den Schreibtisch schickt.

    Also oh well ... meine arme Mitbewohnerin, ihr Freund, ein Kumpel oder meine Mom halten / hielten dann manchmal dafür her. xD

    Sobald ich alleine lernen soll, merke ich nach einiger Zeit, dass ich einfach all meine Motivation nach einiger Zeit verliere. Vor allem, wenn mein gesamtes Umfeld still ist.

    Selbst wenn ich mich in und nach Vorlesungen mit niemanden so sehr im Detail über den Stoff unterhalten habe, ist es vor allem dieses Setting, das mir Energie und Motivation gibt.


    In unserer Gesellschaft denken wir beim Schlagwort "lernen" auch an das Bild von einer Person, die mit einem Buch alleine an einem Schreibtisch sitzt... und manche bevorzugen das sogar, vor allem sehr introvertierte Menschen, aber andere blühen eben im Social Learning-Setting auf.

    Gerade zu Corona-Zeiten ist das schwierig und man ist im Onlineunterricht alleine im Raum, egal wie viele andere Personen online anwesend sind.

    Btw ... evolutionstechnisch und biografisch gesehen haben wir alle mit Social Learning begonnen, indem wir Fähigkeiten von anderen nachgeahmt haben oder uns Wissen mündlich überliefert wurde tho.

  • Was ich an unserem System am meisten kritisieren muss, sprich einfach nur hasse, ist, dass viele Kurse Anwesenheitspflicht haben, und klar die ist auch oft notwendig und ich persönlich bin immer sehr gerne in Vorlesungen und Kursen gewesen.

    Anwesenheitspflicht ist halt auch scheiße für Schüler*innen und Student*innen, die aus Frontalunterricht einfach gar nichts mitnehmen. Weil für die Leute ist es einfach verschwendete Lebenszeit. Dasselbe natürlich für Schüler*innen und Student*innen, die einfach mit großen Mengen an Leuten in einem Raum ein Problem haben (sei es wegen Traumaerfahrungen, ADHS und Autismus). Da ist es einfach beschissen und zusätzlich eine große Psychische Belastung.


    Dann hörst du von so vielen Seiten, dass sich die jungen Leute (also von Kindern bishin zu Studierenden) für nichts mehr so richtig interessieren würden, was natürlich nicht stimmt. Viele sind ausgepowered und perspektivenlos und fragen sich oft einfach nur wozu das Ganze gut sein soll, wenn sie die heutige politische, gesellschaftliche und Klimakrisen-Situation betrachten.

    Das Perspektivenlose ist halt der große Faktor. Wir leben halt unter Kapitalismus im Endstadium. Selbst mit einem Studium kann ich davon ausgehen, dass ich im Vergleich zu Eltern und Großeltern absolut unterbezahlt sein werde, selbst wenn ich 40h/wk schuften gehe, und es am Ende gerade mal für das Mindeste reichen wird. Und dazu kommt halt schon, wie du sagst, die Klimakrise und alles andere auch noch. Eigentlich mag man nur noch Dinge anstecken.


    Wo Noten auf jeden Fall abgeschafft werden sollten, sind Fächer wie Sport, Musik, Kunst und Religion / Ethik.

    Ob man sie bei anderen behalten sollte... ja weiß ich nicht, aber am meisten stört mich, dass alle quasi lernen um nicht unterzugehen und sich von Jahr zu Jahr über Wasser zu halten, nicht in erster Linie deshalb weil ihnen Fähigkeiten und Wissen vermittelt werden sollen.

    Also der Grund, warum Noten abgeschafft werden sollten - aus wissenschaftlicher Sicht gesehen, ist eigentlich eine Mischung aus mehreren verschiedenen Gründen:

    1) Noten sind einer der Hauptfaktoren für Schulangst, die wiederum zu anderen psychischen und auch physischen Problemen führt.

    2) Noten sagen sehr wenig über die tatsächliche Leistungsfähigkeit aus, weil Noten letzten Endes nur das Verhalten in Prüfungssituationen wiedergeben.

    3) Noten sind nicht objektiv - selbst in Fächern, wie Mathematik und dergleichen nicht - spielen aber durch die ausführung als Zahl eine vermeintliche Objektivität vor.

    4) Schüler*innen ohne Noten haben ein besseres Selbstwertgefühl, können sich besser einschätzen und lernen effektiver - sie werden außerdem im späteren Leben erfolgreicher sein.


    Ja sry, ich bin halt eine Waifu, die am liebsten nur 20-25 h arbeitet und sonst schreibt, Anime guckt und kocht und Kinder an sich gerne mag ... und sich nebenbei für allerlei Zeugs interessiert lel.

    Das sehen halt viele Millenials und Gen Z auch so. Deswegen jammert der Kapitalismus gerade ja auch so über die Arbeitsunwilligkeit unserer Generation.

  • Das Notensystem hat durchaus Nachteile, aber auch Vorteile. Es ist glaub ich nicht so, als sei sich die Wissenschaft einig, dass das Notensystem überholt ist. So gibt es Schülern und Studierenden auch ein Gefühl ihrer Leistungsfähigkeit, zeigt eventuelle Stärken und Schwächen auf, was auch wichtig für eine Art self-assessment ist. Und genauso, wie das Notensystem bei manchen zu Leistungsdruck und anxiety führen, dient es anderen wiederum als Ansporn Erfolge zu erzielen. Auch sind Noten später bei der Bewerbung Zeugnis dessen, wie viele (theoretische) Kenntnisse man in diesem Bereich besitzt. Denn man muss bedenken, auch das spätere Berufsleben ist eine Art Prüfung; man muss performen, sich behaupten, die eigene Arbeit ist an einer Art Erwartungshaltung von außen gekoppelt, ob die Erwartungshaltung vom Arbeitgeber, dem Forschungsinstitut, den Kunden oder der Gesellschaft.


    Es sei denn, wir schaffen diesen Wettbewerb und Zielsetzungen gänzlich ab und gehen nach dem Prinzip, dass jeder ganz nach eigener Lust und eigenem Gefühl an die Sache herangeht. Und ich bin mir nicht sicher, dass unsere Gesellschaft in dieser Form ganz ohne Wettbewerb und Leistung auskommt. Ich denke auch, es gibt sehr viele Grautöne zwischen Turbokapitalismus und "wir schaffen Wettbewerb ganz ab". Wettbewerb kann auch ein positiver Treiber sein. Das sieht man ja nicht nur in der Berufswelt. Finde nicht, dass man dies als per se toxisch und kontraproduktiv ansehen und unterstellen sollte, dass es nur Angst und Druck fördert.


    Ich weiß auch nicht, in wie fern diese Pro-Notenabschaffung Studien eine Ursache-Wirkung etablieren können. Ich habe rausgelesen, dass auch mit Dingen wie sozialer Ungleichheit argumentiert wird, die sich auf die Leistung und demnach Noten auswirken. Aber das wäre für mich eher ein Grund, für mehr Chancengleichheit und stärkere Förderung benachteiligter Gruppen zu setzen und auf individuelle Stärken und Schwächen einzugehen.


    Das ist meine Wahrnehmung stand jetzt zumindest, da kein Experte auf diesem Gebiet.

  • So gibt es Schülern und Studierenden auch ein Gefühl ihrer Leistungsfähigkeit, zeigt eventuelle Stärken und Schwächen auf, was auch wichtig für eine Art self-assessment ist. Und genauso, wie das Notensystem bei manchen zu Leistungsdruck und anxiety führen, dient es anderen wiederum als Ansporn Erfolge zu erzielen.

    Alle diese Dinge kannst du auch mit anderen Methoden schaffen. Noten sind nicht das einzige existente Feedback-System. Fehler sieht man auch und kann die besprechen, ohne dass eine Note 5/6 oben groß stehen muss. Individuelle Bewertungssysteme (ich bewerte z.B. inwiefern sich ein Kind seit letztem Mal im Vergleich zu sich selber verbessert hat) sind gerade in einer multikulti-Gesellschaft sinnvoller. Wofür Noten gut sind, ist eine Zahl zu haben, die vergleichbar ist. Das Problem: Noten sind trotzdem nicht vergleichbar, weil alleine von Bundesland zu Bundesland und von Klasse zu Klasse die Bewertung unterschiedlich ausfallen kann. + das situative, das Alaiya anspricht. Noten geben halt eine sehr konzentrierte Bewertung von sehr wenigen Einzelmomenten wider. Womit ich zum nächsten Punkt komme:

    Auch sind Noten später bei der Bewerbung Zeugnis dessen, wie viele (theoretische) Kenntnisse man in diesem Bereich besitzt.

    Theoretisch, ja. Wenn Noten optimal und ideal vergeben werden - werden sie aber eher nicht. Hier kann auch mit reinspielen, wie der Unterricht war, ob die Schule Finanzen hat, um Lernstoffe vielseitiger näher zu bringen usw. Zwei Personen mit exakt gleichem Potential können komplett unterschiedliche Noten deswegen haben. Wenn man außerdem bedenkt, wie unterschiedlich tatsächlich am Ende die gemerkten (Achtung, nicht gelernte, sondern gemerkte!!!) Inhalte sind, verlieren Noten nochmal an Bedeutung. Wahrscheinlich wären wir hier viel besser dran, wenn man jeder Person eine schriftliche, individuelle Bewertung schreiben würde, was genau die Person kann und in welchen Situationen sich das gezeigt hat … aber wo sollen wir das Personal dafür herzaubern :(

    Es sei denn, wir schaffen diesen Wettbewerb und Zielsetzungen gänzlich ab und gehen nach dem Prinzip, dass jeder ganz nach eigener Lust und eigenem Gefühl an die Sache herangeht.

    Das ist ein ziemliches Extrem, das du da beschreibst. Eine Bildungs-Anarchie ist doch nicht die einzige Alternative zu einem sozialen Notensystem. Wie viele Weiterbildungen gibt es, die nichts mit Noten am Hut haben und trotzdem lernen die Leute, was sie lernen sollen. Aus praktischen Gründen wird eher schriftlich abgefragt, obwohl praktische Prüfungen (oder besser sowas wie "Probetage") viel besser wären, um zu sehen, ob eine Person kann, was sie können soll. Ich kenne Personen - und bin eine davon - die z.B. Mathe mündlich bevorzugt haben, weil es im Gespräch einfacher war, seine Gedanken nachzukorrigieren, wenn man aus Nervosität erst was falsches sagt - das hast du oft im Schriftlichen nicht. Und das ist halt nur ein Beispiel, wie vielfältig es sein kann und wie unterschiedlich die gleiche Person bewertet werden könnte.


    Wenn wir Fachkräfte wollen, die ihr Handwerk beherrschen, dann brauchen wir dazu nicht unbedingt Noten. Es hat auch Gründe, wieso die meisten Betriebe (ich vermittle beruflich) das Zeugnis oft gar nicht mehr sehen wollen, sondern eher Berufserfahrung oder gleich direkt paar Probetage (und nein, nicht unbedingt wegen der kostenlosen Arbeitskraft …). Noten haben am Ende keine Aussagekraft mehr. Sie helfen uns in einer ganz abstrakten Weise, dass man Menschen irgendwie einordnen kann, haben aber oft inhaltlich keinen realen Bezug mehr zu den wirklichen Leistungen, die ein Mensch bringen kann.


    Disclaimer: Heißt nicht, dass Noten immer völlig daneben liegen. Klar können sie gute und schlechte Leistungen aufzeigen. Aber sie spiegeln oft genug nicht das wider, das geleistet werden kann.

  • Was ich an unserem System am meisten kritisieren muss, sprich einfach nur hasse, ist, dass viele Kurse Anwesenheitspflicht haben, und klar die ist auch oft notwendig und ich persönlich bin immer sehr gerne in Vorlesungen und Kursen gewesen.

    Anwesenheitspflicht ist halt auch scheiße für Schüler*innen und Student*innen, die aus Frontalunterricht einfach gar nichts mitnehmen. Weil für die Leute ist es einfach verschwendete Lebenszeit. Dasselbe natürlich für Schüler*innen und Student*innen, die einfach mit großen Mengen an Leuten in einem Raum ein Problem haben (sei es wegen Traumaerfahrungen, ADHS und Autismus). Da ist es einfach beschissen und zusätzlich eine große Psychische Belastung.

    Ich meine bei Pratika, im Labor und Exkursionen ist es selbsterklärend und glücklicherweise ist die Anwesenheitspflicht in sonstigen Lehrveranstaltungen nicht so streng, aber auch bei Vorlesungen, die keine Anwesenheitspflicht haben, ist das teilweise echt dämlich geregelt.


    Wir hatten zb. aus unserem Audimax Videoaufzeichnungen der Vorlesung, während viele andere Säle leider keine Möglichkeit dazu hatten... und da frag ich mich wieso. Ist es so schwer und so unglaublich kostspielig das in allen Sälen einzubauen? 🤷🏻‍♀️

    Am Ende schicken sich Studierende in Foren und WA-Gruppen gegenseitig mal mehr, mal weniger verzerrte Tonaufnahmen und du hast halt natürlich die Folien und co., aber die eigentliche Vorlesung fehlt dir trotzdem, wenn du arbeiten musstest oder aus anderen Gründen nicht konntest.


    Hab zusammen mit einem jungen Elternpaar in der Bio begonnen und die haben beide echt nur noch am Rad gedreht, weil sie neben Teilzeitarbeit ihr Kind halt auch rechtzeitig wieder abholen mussten und Stuff.

    Und eigentlich wären die total interessiert an ihren Vorlesungen und an den Themen gewesen, aber so kann man für sich selbst vom Studium halt auch sehr wenig gewinnen. Ich hab mich manchmal mit ihnen so zwischen den Vorlesungen unterhalten und beide meinten auch ... joa, das System prügelt uns jedes ehrliches Interesse und Neugierde am Studium raus und wir haben mit Studium, Kind und Arbeit gelernt, dass Menschen super mit vier Stunden Schlaf und Koffein funktionieren! ... ganz klasse funktionieren! :')


    Dann hörst du von so vielen Seiten, dass sich die jungen Leute (also von Kindern bishin zu Studierenden) für nichts mehr so richtig interessieren würden, was natürlich nicht stimmt. Viele sind ausgepowered und perspektivenlos und fragen sich oft einfach nur wozu das Ganze gut sein soll, wenn sie die heutige politische, gesellschaftliche und Klimakrisen-Situation betrachten.

    Das Perspektivenlose ist halt der große Faktor. Wir leben halt unter Kapitalismus im Endstadium. Selbst mit einem Studium kann ich davon ausgehen, dass ich im Vergleich zu Eltern und Großeltern absolut unterbezahlt sein werde, selbst wenn ich 40h/wk schuften gehe, und es am Ende gerade mal für das Mindeste reichen wird. Und dazu kommt halt schon, wie du sagst, die Klimakrise und alles andere auch noch. Eigentlich mag man nur noch Dinge anstecken.

    Eben das und die Zukunft ist so unsicher, du weißt nicht, was du überhaupt erwarten kannst und manche studieren jahrelang, teilweise von ihren Eltern erzwungen Studienfächer wie Jus und co., die sie gar nicht interessieren und fühlen sich am Ende, als hätten sie etliche Lebensjahre verloren.


    Und Leute, die 40 h eine scheiß Arbeit erledigen, die sie hassen, denken sich dann auch wofür das Ganze? Dir wird von klein auf eingetrichtert, dass du "später was vom Leben haben sollst", ich will aber nicht erst später was vom Leben haben und du weißt nichtmal, ob es je dazu kommt.


    Was auch krass ist, dass du oft hörst, Schüler*innen hätten in der Pandemie ganze Lebensjahre verloren, weil sie sich weniger mit der Schule befasst hätten. Ja ne, verstehste ... xD


    An sich weiß ich das natürlich, aber es ist so schwer sich das vorzustellen, wenn du dein gesamtes Leben mit verbracht hast. xD


    Wollte sagen "ohne Noten hätte ich in Französisch und so gar nichts getan", aber hätte es jemanden wehgetan?

    Ich finde natürlich, dass Kinder ein Basiswissen brauchen, aber tut es wirklich jemanden weh, dass sich zb. Kinder, die sich in MINT-Fächern ohnehin schwertun, nicht an chemische oder physikalische Formeln erinnern, sondern im Unterricht nur das Prinzip verstanden haben und dieses im Test nicht wiedergeben müssen?

    Oder die einen mehr Sprachen wählen als andere?


    Ja sry, ich bin halt eine Waifu, die am liebsten nur 20-25 h arbeitet und sonst schreibt, Anime guckt und kocht und Kinder an sich gerne mag ... und sich nebenbei für allerlei Zeugs interessiert lel.

    Das sehen halt viele Millenials und Gen Z auch so. Deswegen jammert der Kapitalismus gerade ja auch so über die Arbeitsunwilligkeit unserer Generation.

    Bloß wenn man sich für was begeistert und sich nicht wie Lebenszeitverschwendung anfühlt, verschwindet die "Arbeitsunwilligkeit", aber natürlich wird das gesellschaftlich nicht so dargestellt, sondern als "die sind faul und interessieren sich für nichts."

  • Das Notensystem hat durchaus Nachteile, aber auch Vorteile. Es ist glaub ich nicht so, als sei sich die Wissenschaft einig, dass das Notensystem überholt ist. So gibt es Schülern und Studierenden auch ein Gefühl ihrer Leistungsfähigkeit, zeigt eventuelle Stärken und Schwächen auf, was auch wichtig für eine Art self-assessment ist. Und genauso, wie das Notensystem bei manchen zu Leistungsdruck und anxiety führen, dient es anderen wiederum als Ansporn Erfolge zu erzielen. Auch sind Noten später bei der Bewerbung Zeugnis dessen, wie viele (theoretische) Kenntnisse man in diesem Bereich besitzt. Denn man muss bedenken, auch das spätere Berufsleben ist eine Art Prüfung; man muss performen, sich behaupten, die eigene Arbeit ist an einer Art Erwartungshaltung von außen gekoppelt, ob die Erwartungshaltung vom Arbeitgeber, dem Forschungsinstitut, den Kunden oder der Gesellschaft.

    Noten sagen halt letztendlich gar nichts über dein tatsächliches Verständnis in diesem Fach aus. Es kann halt einfach sein, dass du in der Zeit während deines Abschlusszeugnisses extreme Probleme hattest, zu Hause gabs krach, die Lehrer*innen haben dich auch nicht wirklich gemocht und auf einmal hast du total viele vieren oder fünfen auf dem Zeugnis, mit dem du dich erstmal ne ganze Weile überall bewerben musst. Noten spiegeln höchstens, wenn sie korrekt vergeben werden, deinen kurzzeitigen Wissensstand in dieser Epoche deines Lebens wieder. Vieles vergisst man auch wieder. Ich habe laut meinem Zeugnis immer noch Niederländisch Stufe B1, glaubst du das hab ich wirklich noch? lol

    Ein weiteres großes Problem mit Noten ist, dass es ein Limit an Steigerungsfähigkeiten gibt. Das sorgt eben dafür (wies zurzeit auch schon ist) für Noteninflation. Wenn jeder n 1inser Abi hat, was ist das dann noch wert?

    Im späteren Berufsleben, wenn du da ein Arbeitszeugnis erhältst, stehen da ja auch nicht deine Noten drauf, sondern ein Fließtext, wie du drauf warst. Ist natürlich mehr Arbeit, wäre aber zum Beispiel eine Lösung, wies halt in der ersten Klasse gemacht wird, wo man noch keine Noten bekommt.



    Aber komplett anderes Thema, ich muss echt mal über meinen Klassenlehrer ranten. Der Dude betreibt fast schon Propaganda und ich finde, dass hat in seiner Position als Lehrer absolut gar nichts im Unterricht verloren.

    Angefangen damit, dass er immer sehr biased fragen stellt, dann random Leute dran nimmt und dann sauer wird, wenn die nicht genau das antworten, was er hören will. Zum Beispiel letztens "Wer denkt, dass alle Menschen von Grund auf böse sind?" Man meldet sich er: "Das ist genau das Problem!! Wenn ihr nicht an das Gute im Menschen glaubt, verändert ihr gar nichts?!!!?" Ich meine wofür wird so eine schwammige Frage überhaupt gestellt? Wer denkt so schwarz-weiß?

    Gestern hat er die komplett unbiased (ironie) Frage gestellt, warum wir der Abschaffung der Corona Maßnahmen 50/50 gegenüber stehen. Erstmal wie gesagt, was ist das für eine Frage?

    Ich hab mich gemeldet und halt gesagt, wie man an Ländern wie Dänemark sieht, sind diese jetzt ein Hochrisikogebiet und es hat sich dort eine neue Mutation entwickelt. Wenn wir die Maßnahmen aufheben, soll sich bitte in einem halben Jahr niemand beschweren, warum wir auf einmal wieder härtere Maßnahmen haben.

    Anscheinend hat er das als einen persönlichen Angriff auf seine Familie und seine Kinder gesehen und hat basically folgendes gesagt. "Ach ja man merkt schon, dem ist es echt egal ob hier ein Lehrer steht oder nicht, der ballert seine Meinung einfach raus. Aber vielen Dank, dass du das Leben meiner Kinder zerstörst und pessimistisch in die Zukunft blickst. Klar in Dänemark sterben die Menschen wie die fliegen und ALLE Kinder werden durchseucht. Dänemarkt hat nicht mal die Hälfte aller Todesfälle in Deutschland, hättest du wenigstens Polen als Beispiel genommen, da kann man die Todesfälle ja noch argumentieren. Wenn du Kinder hättest würdest du auch anders denken. Wenn meine Kinder dieses Jahr wieder kein Karneval mitmachen dürfen, finde ich das wirklich schade. Karneval ist nicht nur saufen, sondern ein Lebensinhalt, viele gehen da immer hin und beschäftigen sich ein halbes Jahr, wenn nicht mehr damit. (...) Wenn hier noch mehr für härtere Corona Maßnahmen sind, werden die von mir gecancelt!" usw.

    Ich saß nur noch in meinem Stuhl und war so WTF? What will der mit Karneval? Wir haben nur gesagt, ich will die Maßnahmen im Einzelhandel beibehalten lol Wir haben über nichts anderes gesprochen. Vor allem der Blick mit dem der mich angeschaut hat, der war auf 180 bor, dieser Blick hat mir richtig Angst gemacht.

    Das war halt auch nicht das erste mal, dass er sowas abgezogen hat, wenn jemand nicht die Antwort auf seine Frage gegeben hat, die er wollte.

    Noch dazu ist er die ganze Zeit Impfgegner und redet allen ein, Jugendliche brauchen sich nicht zu impfen, weil eh kaum Jugendlichen an Corona sterben.

    Dann meinte er als wir später über den Klimawandel geredet haben und ich mich da wieder eingeklinkt habe. Dass ja nicht nur die Menschen Schuld am Klimawandel wären, sondern die Sonne angefangen hat stärker zu strahlen :wtf: Und als ich ihm dann gesagt habe, dass das Bullshit ist, wollte er von mir klare Beweise und Prozentzahlen, zu wie viel Prozent denn der Mensch an dem Klimawandel schuld ist und hat sich dann aufgeregt, dass ich nur das schlechte im Menschen sehen würde.


    Kann man nicht irgendwie dagegen vorgehen? Denkt ihr sowas könnte ich machen? Ist es nicht eigentlich auch verboten, seine eigene Meinung als Lehrer zu sagen, besonders so?

    Weil ganz ehrlich, das geht gar nicht und es geht mir so auf den Zeiger.

    » Kokuna bewegt sich kaum, wenn es an einem Baum haftet.

    In seinem Inneren jedoch regt sich einiges, da es sich auf seine bevorstehende Entwicklung vorbereitet.

    Dabei wird seine Schale sehr heiß. «

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    Sehr gutes Video über Bildung und damit verbunden auch Integration sowie soziale Ungleichheit.

  • PLUSQUAMPERFEKTION

    Ich hatte da was Ähnliches lol. Eine Psychologielehrerin, die irgendwann in den 80ern gelernt hat, dass Autismus anerzogen ist und sich seit dem nie mehr fortgebildet hat. Und das war halt auch so eine, die meinte "Baller- und Gewaltspiele" würden uns alle zu Amokläufern und Ubahn-Prüglern machen.

    Meine Sitznachbarin in der Pause so: "Ich hab das neue Assassins Creed bekommen. 😊 (und erzählt halt drüber)"

    Sie kommt grad rein, hört das und hat einen totalen Karen-Meltdown über Ballerspiele, dass jetzt auch schon jünge Mädchen "infiziert" seien, wir alle gewalttätig werden würden und so'n Mist... Okay, Boomer.


    Sie hat uns auch bei Kritik an ihr mit schlechteren Noten gedroht, wenn wir diese nicht zurückgenommen haben, und das tatsächlich durchgezogen. Ich war dann like: "ich hab nun eine 3 im Zeugnis (obwohl ich auf den Test 1ern hatte und Mitarbeit und ... joa, ist trotzdem scheiße), so what. Wir haben in Österreich nichtmal einen NC. So ... Jokes on you." xD

  • Das Notensystem hat durchaus Nachteile, aber auch Vorteile. Es ist glaub ich nicht so, als sei sich die Wissenschaft einig, dass das Notensystem überholt ist.

    Ähm, doch, ist sie sich. Ich habe jetzt wirklich einige Studien zum Thema gelesen und dazu noch eine Reihe von Dokus gesehen und sie sind alle zu dem selben Schluss gekommen: Notensysteme schaden mehr, als das sie nützen - um genau zu sein ist der Nutzen auch mehr schein als sein, mit der in einigen Fällen implizierten, in anderen ausgesprochenen Sache, dass sie vor allem dazu dienen das Klassensystem unter dem Kapitalismus aufrecht zu erhalten.


    Auch das was du nennt, das "Self-Assessment" wird nicht durch Noten gefördert. Im Gegenteil. Studie um Studie belegt, das Kinder und Jugendliche, die auf Schulen ohne Notensystem gehen, wesentlich besser in der Selbsteinschätzung sind und ihr eigenes Vorgehen weit besser kritisch hinterfragen können, als Kinder, die auf Notenschulen gehen. Denn zu Schulsystemen ohne Noten gehört es, dass Kinder nach einer Unterrichtseinheit (egal ob das nun die Waldorf-Epoche oder eben die Sunbury-Einheit ist) erst sich selbst und ihr gelingen der Einheit bwerten und diese Bewertung dann mit der Lehrkraft besprochen wird. Dadurch geht auch hervor, dass sie ein stärkeres Selbstwertgefühl entwickeln und in der Regel Selbstbewusster werden.


    Die Sache ist: Noten sagen nichts weiter aus, als wie gut man mit Prüfungssituationen und den Anforderungen einer bestimmten Lehrkraft umgehen kann. Sie sagen nicht aus, wie viel man weiß (ich nenne hier immer wieder gern das Beispiel meines Klassenkameraden, der gebürtiger Spanier war, dann spanisch als Fremdsprache wählte und eine vier bekam). Sie sagen schon gar nicht aus, wie gut man dieses Wissen einsetzen und abstrahieren kann.


    Ich habe während des Studiums Mathe Tutorien gegeben. Und darin allein so viel Erfahrungen damit gemacht, wie leicht es ist eine 1 im Abi in Mathe zu haben und dennoch nicht verstanden zu haben, wie man Gleichungen ableitet und aufleitet, geschweige denn warum das so ist. Und heck, in meiner Ausbildung hatte ich jemanden, der hatte eine Matura mit einer 2 in Mathe und war nicht fähig eine Gleichung nach x aufzulösen. Und während das natürlich nur Anekdoten sind, gibt es halt eben genug Studien, die das belegen.


    Dazu kommt, dass Notensysteme Schüler*innen a) davon abhalten ihren Interessen nachzugehen, und b) in Wahlsituationen oft dazu bringen unabhängig von Interesse und Neugierde den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, aka der Weg, wo die Noten erwartungsgemäß am besten sein werden. Auch hier gibt es interessante Studien: Ein überdurchschnittlich hoher Anteil von Erfolgreichen Start-Ups wurde von Menschen aus Notenlosen Schulen gegründet - gemessen am Verhältnis von Menschen aus Schulen mit Noten zu Menschen aus Schulen ohne Noten. Viele dieser Projekte haben tatsächlich schon ihren Ursprung zur Schulzeit gefunden, da notenlose Schulen eher in der Lage sind solche Projekte zu fördern.


    Und es sei hier halt gesagt: Natürlich ist Schule ohne Noten nicht exakt dasselbe wie Schule mit Noten - nur, dass es halt keine Prüfungen gibt. Schulen ohne Noten setzen vermehrt eben auch auf selbstbestimmtes Lernen, wobei das Lernen eben Selbstzweck ist und nicht dazu dient, am Ende irgendeine Leistung zu erfüllen.


    Wir hatten zb. aus unserem Audimax Videoaufzeichnungen der Vorlesung, während viele andere Säle leider keine Möglichkeit dazu hatten... und da frag ich mich wieso. Ist es so schwer und so unglaublich kostspielig das in allen Sälen einzubauen?

    Ich war beim Lesen der Studien halt auch schon am Lachweinen. Da war ein Buch von 1995. Und das Buch war so: "Ja, die ganzen tollen neuen Technologien mit Internet und so. Großartig. Damit werden sicher bald schon hybride Lehrmodelle zur Norm werden, was sich auch positiv auf die Inklusion auswirken wird." Und man sitzt da so, zwei Jahre in der Pandemie und weiß halt nicht mehr, ob man lachen oder weinen soll.


    Was auch krass ist, dass du oft hörst, Schüler*innen hätten in der Pandemie ganze Lebensjahre verloren, weil sie sich weniger mit der Schule befasst hätten. Ja ne, verstehste ... xD

    Ja. Das ist halt auch ... Weil sich das alles an Leistung misst?


    Wollte sagen "ohne Noten hätte ich in Französisch und so gar nichts getan", aber hätte es jemanden wehgetan?

    Eben das. Wie gesagt: Notenlose Schulen setzen vermehrt eben auch auf das Selbstbestimmte lernen. Das heißt: Die Schüler*innen haben durchaus ein gewisses Mindestpensum, das in bestimmten Fächern (also den Pflichtfächern) abgearbeitet werden soll - aber alles andere ist sehr frei wählbar. Und auch die Reihenfolge in der die Sachen bearbeitet werden, gibt ein wenig mehr Freiraum. Alles sehr spannend. Und ja, wenn dich halt bestimmte Sachen so gar nicht interessieren, musst du sie halt auch einfach nicht über dieses Mindestmaß hinaus machen.


    Bloß wenn man sich für was begeistert und sich nicht wie Lebenszeitverschwendung anfühlt, verschwindet die "Arbeitsunwilligkeit", aber natürlich wird das gesellschaftlich nicht so dargestellt, sondern als "die sind faul und interessieren sich für nichts."

    Ich sage halt nur immer wieder: Ich bin gerade arbeitslos. Und ich arbeite gerade ca 60 Stunden die Woche. Kein Widerspruch. Nur ist das halt eben keine bezahlte Arbeit.

  • Kann man nicht irgendwie dagegen vorgehen? Denkt ihr sowas könnte ich machen? Ist es nicht eigentlich auch verboten, seine eigene Meinung als Lehrer zu sagen, besonders so?

    Weil ganz ehrlich, das geht gar nicht und es geht mir so auf den Zeiger.

    was du auf jeden fall machen kannst, wäre zur direktion zu gehen und die sache zu schildern. musst dich halt dann damit anfreunden, dass dich besagter lehrer dann nicht mehr sonderlich leiden kann. sofern dir das egal ist oder du das bereitwillig in kauf nimmst, wäre das zumindest ein schritt, den ich gehen würde.

  • Kann man nicht irgendwie dagegen vorgehen? Denkt ihr sowas könnte ich machen? Ist es nicht eigentlich auch verboten, seine eigene Meinung als Lehrer zu sagen, besonders so?

    Weil ganz ehrlich, das geht gar nicht und es geht mir so auf den Zeiger.

    was du auf jeden fall machen kannst, wäre zur direktion zu gehen und die sache zu schildern. musst dich halt dann damit anfreunden, dass dich besagter lehrer dann nicht mehr sonderlich leiden kann. sofern dir das egal ist oder du das bereitwillig in kauf nimmst, wäre das zumindest ein schritt, den ich gehen würde.

    Wir hatten auch eine Handvoll geistiger Totalausfälle und man muss auch sagen... gegen wirklich diskriminierende Sachen muss man vorgehen, aber es zerrt halt auch an deinen Nerven, wenn du wegen jedem davon in die Direktion latscht.


    Wir haben das zweimal wegen einer ähnlichen Sache wie PLUSQUAMPERFEKTION sie geschildert hat gemacht und das hat ein riesiges Ding ins Rollen gebracht, bei dem wir Unterschriften und Erfahren von anderen Schüler*innen und teilweise Unterschriften von Eltern sammeln mussten, um den Wahrheitsgehalt unserer Aussagen zu bestätigen und all solche Sachen.


    Muss dir aber ehrlich sagen... mir persönlich war es das nicht Wert soweit zu gehen.

    Deswegen hab ich dann auch nichts gegen eine ungerechte Note, wie oben beschrieben, getan, weil wir in Österreich nichtmal einen NC haben und ich mir dachte, ich will mich nicht mit noch einen von denen stressen. ^^'


    Aber ja... bei so extremen Fällen sollte man das vermutlich tun. Ich hab ein paar Mal meine Klappe nicht gehalten, sprich einfach nur meine Meinung dazugesagt ohne das zu "melden", und hatte danach Stress. Irgendwie war es ja auch richtig so, dass ich sie nicht gehalten hab, aber wie gesagt, musst du dich darauf gefasst machen, dass da einiges auf dich zukommt, obwohl dir die Schulzeit und gewisse Ereignisse darin später eh immer gleichgültiger werden.


    Und gerade, wenn's um Noten geht ... niemand schert sich später um die. Speziell um all die Zeugnisse davor, die nicht zu deiner Matura gehören.

    Als Kind und Jugendliche wird dir von der Schule jedoch das genaue Gegenteil eingeredet und du hast die ganze Zeit diesen Notendruck, bis du von Älteren erfährst wie es wirklich ist. 🤷🏻‍♀️

    Und dann stellen viele fest: ah shit, der ganze Stress und die Tränen waren es am Ende wirklich nicht Wert.

  • deswegen sagte ich ja auch, dass man dafür bereit sein muss und den stress dann in kauf nehmen muss. ich war halt bei sowas immer direkt auf krawall gebürstet, weil ich ungerechtigkeiten bei einem angeblich doch so fairen system absolut nicht ertragen kann/konnte. daher wäre für mich in dem fall der gang zur direktion kein thema gewesen. liegt vllt auch daran dass ich authoritäten grundsätzlich als feindbild sehe und mich, sofern möglich und nötig direkt mit diesen anlege. das ist natürlich nichts für jeden, jedoch sollte man die option dennoch auf dem schirm haben.

  • deswegen sagte ich ja auch, dass man dafür bereit sein muss und den stress dann in kauf nehmen muss. ich war halt bei sowas immer direkt auf krawall gebürstet, weil ich ungerechtigkeiten bei einem angeblich doch so fairen system absolut nicht ertragen kann/konnte. daher wäre für mich in dem fall der gang zur direktion kein thema gewesen. liegt vllt auch daran dass ich authoritäten grundsätzlich als feindbild sehe und mich, sofern möglich und nötig direkt mit diesen anlege. das ist natürlich nichts für jeden, jedoch sollte man die option dennoch auf dem schirm haben.

    Wie gesagt hab ich auch oft meine Klappe nicht gehalten, ich sehe es aber genauso als einfach sehr pubertär, oder eben sehr unreif, an, muss ich dir ehrlich so sagen, gegen Autoritäten grundsätzlich die Krallen auszufahren.

    Es ist überhaupt dämlich solche Feindbilder zu haben. Viele andere Lehrer*innen und Professor*innen an Universitäten haben das echt nicht verdient, dass du sie grundsätzlich mal als Feindbild siehst, und sind als Menschen und Lehrende super.

  • deswegen sagte ich ja auch, dass man dafür bereit sein muss und den stress dann in kauf nehmen muss. ich war halt bei sowas immer direkt auf krawall gebürstet, weil ich ungerechtigkeiten bei einem angeblich doch so fairen system absolut nicht ertragen kann/konnte. daher wäre für mich in dem fall der gang zur direktion kein thema gewesen. liegt vllt auch daran dass ich authoritäten grundsätzlich als feindbild sehe und mich, sofern möglich und nötig direkt mit diesen anlege. das ist natürlich nichts für jeden, jedoch sollte man die option dennoch auf dem schirm haben.

    Wie gesagt hab ich auch oft meine Klappe nicht gehalten, ich sehe es aber genauso als einfach sehr pubertär, oder eben sehr unreif, an, muss ich dir ehrlich so sagen, gegen Autoritäten grundsätzlich die Krallen auszufahren.

    Es ist überhaupt dämlich solche Feindbilder zu haben. Viele andere Lehrer*innen und Professor*innen an Universitäten haben das echt nicht verdient, dass du sie grundsätzlich mal als Feindbild siehst, und sind als Menschen und Lehrende super.

    die aussage von mir ist auch sehr generalisiert, da eine ausführliche beschreibung von dem was ich meine den rahmen hier sprengen würde und ziemlich ins offtopic abdriften würde.

    ich möchte jedoch sagen, dass sich das nicht (nur) auf lehrende leute bezieht, sondern ich das auch in allen anderen lebensbereichen so handhabe. und feindbild war vielleicht auch etwas übertrieben. leider sind die guten lehrer sehr rar gesät, die paar guten, die ich hatte, kann ich an meinen fingern abzählen.