Aber ich frage mich eben, wie es in Zukunft weitergehen soll. Sollen wir jetzt monatelang nicht mehr zu Konzerten und Sportveranstaltungen gehen? Werden die gleichen Quarantäne- und Vorsichtsmaßnahmen bei einem Virus mit 0,1 bis 4 % Lethalität durchgeführt, wie bei einem Ebolaausbruch oder einem neuen Virus mit viel höheren Sterberaten? Ich kann nachvollziehen, wenn man jetzt Zeit gewinnen will und die Ansteckungen begrenzen möchte, um die Krankenhäuser nicht zu überlasten und einen eventuellen Impfstoff zu entwickeln. Nur wann läuft die Zeit ab?
Du tust so, als wäre die Vorgehensweise beim Corona-Virus in irgendeiner Form ein völlig neues Konzept. Da wird auf Notfallpläne zurückgegriffen, die schon Ewigkeiten vorher ausgearbeitet wurden. Also ja, wenn es nochmal ein vergleichbares Virus gäbe, würde im Endeffekt genau so gehandelt werden. Hier jetzt Ebola zu erwähnen ist irgendwie komisch, da es ja nicht nur um die Letalität, sondern auch die Verbreitungsrate geht. Und auch bei Ebola wurden Quarantänemaßnahmen eingeleitet, die eine weitere Ausbreitung verhindert haben.
Bloß versteht man in Österreich halt nochmal was ganz anderes als in Deutschland.
Es geht immer noch primär nicht um die Absolutzahlen, sondern um die Dichte. Im Übrigen habe ich vorher mit keinem Wort Österreich erwähnt und ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass das zuvor schon mal genannt wurde. Es ging ursprünglich um das Absagen von Veranstaltungen in Deutschland, wo wir gerade bei der Empfehlung von 1000 sind. Aber auch 100 können je nach Szenario sinnvoll sein.
Weil du für solch einen krassen Vergleich von Uran zu anderen krebserregenden Stoffen, und wenn du diesen Vergleich auf Krankheiten übertragen willst, eventuell ein Virus mit einer Letalitätsrate von Ebola heranziehen solltest. Zum Glück haben wir die hier nicht gegeben. Dann würde es hinhauen, ja. Sonst schießt es eben wirklich weit über's Ziel hinaus und ist wieder nur eine Dramatisierung.
Du könntest höchstens bei einem schwach radioaktivem Material behaupten, man solle nicht von allen anderen sagen, sie wären ebenfalls krebsrerregend, wenn man von diesem umgeben ist.
Das hat mit Dramatisierung überhaupt nichts zu tun, sondern sollte lediglich den argumentativen Fehler anhand einer simpleren Abstufung aufzeigen, wie von effizient bereits korrekt festgestellt. Andere, weniger "dramatische" Beispiele gefällig? Keine Körperhygiene betreiben, weil "man ja eh wieder dreckig wird". Seine Strategie als Unternehmen nicht anpassen, weil "das ja schon immer so gemacht wurde". Steuern hinterziehen, weil "andere das ja auch machen". Schlicht ein logischer Fehlschluss, der ein Stück weit mit Whataboutism verglichen werden kann (sollte jemand einen besseren rhetorischen Begriff dafür haben, nur her damit). Sieht man besser, wenn man die ursprüngliche Aussage in einen anderen Kontext setzt:
"Von Veranstaltungen fernzubleiben ergibt keinen Sinn, weil how about die ganzen anderen Quellen, aus denen man das Virus bekommen kann?"
Im Übrigen, sich aus einem längeren Text mit verschiedenen Argumenten ein einziges Beispiel rauszusuchen und alles andere zu ignorieren, bezeichnet man als Selective Attention Fallacy. Ich will an der Stelle daran erinnern, dass es ursprünglich um den Sinn hinter Veranstaltungsverboten ging und nicht darum, wie gut oder "dramatisch" jetzt dieses eine spezifische Beispiel war.