Wenn es ein Asylgesetz gibt, was uns entlastet und dafür andere Länder mehr in die Verantwortung gesetzt werden, dann ist es der richtige Schritt.
Ich würde eigentlich ein anderes Kriterium ansetzen, nämlich, ob es tatsächlich die Situation für Geflüchtete verbessert, bei der sich über die letzten Jahre immer wieder gezeigt hat, dass sie katatstrophal ist. Und da sehe ich nicht, wie sich daran wirklich etwas verändern sollte, wenn die Leute in haftähnliche Bedingungen kommen und zugleich befürchtet werden muss, dass eine Ablehnung sehr viel einfacher wird, weil Geflüchtete über sogenannte "sichere" Drittstaaten eingereist sind, die aber eben dann eigentlich oftmals bei näherem Hinsehen gar nicht so sicher sind.
Geflüchtete sollten allgemein auch nicht die Figuren im politischen Spiel von Ländern sein. Es ist dahingehend sehr bezeichnend, wie die Argumentationen im öffentlichen Diskurs aussehen: Keine*r verteidigt diese Verschärfung als wirklich menschenwürdige Regelung (wie auch, wenn Verschärfung ohnehin miserabler Zustände), sondern spricht entweder von einem kleineren Übel gegenüber dem derzeitigen Zustand (was umstritten ist) und unterschlägt dabei die Möglichkeit der Aushandlung eines besseren Kompromisses oder sagt effektiv etwas wie "Na, wenigstens haben wir jetzt mal zusammen was verabschiedet, auch wenn es eigentlich suboptimal ist und darauf werden wir dann ganz bestimmt schon irgendwie aufbauen", womit sich selbst dann am Ende mal eben der moralische Blankoscheck ausgestellt wird.
In beiden Argumentationen ist an Empathie für Geflüchtete nichts zu erkennen und wenn Pro-Asylrechtsorganisationen das Asylgesetz in der jetzigen Form ablehnen und entweder auf starke Änderungen im EU-Parlament oder gleich ganz das Scheitern hoffen, dann denke ich, dass dem Ganzen doch ein wenig kritischer begegnet werden muss.
Auch wenn Teile der Grünen damit nicht zufrieden sind, ein Weiter so könnte aber dazu bringen, dass das Erstarken der Rechten in Europa noch ausgeprägter wäre und das wollen die Grünen gewiss nicht.
Ich glaube nicht, dass dieses Asylrecht dem Erstarken der Rechten irgendwas entgegensetzen wird. Geflüchtete, ja eigentlich auch das Asylrecht selbst waren nie einfach der Grund, warum rechte Gruppen stark wurden; der Grund liegt eher darin, dass rechte bis rechtsextreme Gruppen die Asyldebatte gekapert, Ressentiments geschürt und den ganzen Diskurs ganz weit nach rechts gezogen haben, während die anderen politischen Kräfte mehr oder weniger tatenlos danebenstanden, den Narrativen nichts entgegensetzten oder sie sogar selbst bedienten. Das ist ein Versagen, das, wie oben schon gesagt, nicht auf Kosten der Menschen gehen sollte, um die es sich hier eigentlich dreht, oder vielmehr eigentlich drehen sollte.