Und ja, auch damals hätte auffallen können, dass Kobolde (die noch dazu die Banker von Gringotts sind, lul) in gewisser Weise auf historische Feindbilder, die oft antisemitisch waren, aufbauen. Aber der Antisemitismus steckt in der DNA dieser Gesellschaft, was allerdings nicht heißt, dass das Wiederverwenden dieser Bilder auch antisemitisch gemeint ist. Es gehört auch die zweite Seite dazu, nämlich, dass man diese Bilder antisemitisch liest. Juden hatten nie eine tatsächliche Ähnlichkeit mit Kobolden, diese Darstellung kommt davon, dass man umgekehrt wohl Juden Eigenschaften von Kobolden zugeschrieben hat. Das ist also alles tief verwurzelt in westlicher Mythologie, westliche Tradition. Einem doch sehr konservativen westlichen Werk vorzuwerfen, es sei westlich und konservativ, oh wow. Auch bei Tolkien werden Kobolde (Orcs) als Bösewichte dargestellt. Auch Tolkien wirft man Antisemitismus vor. Informiert euch mal, wie Voltaire, Kant oder auch Karl Marx zu Juden standen. Reduziert ihr die auch auf ihren Antisemitismus? Cancelt ihr jetzt auch die? Fun fact, JKR greift aus literaturhistorischer Perspektive sogar auf den Parzival-Stoff zurück und ist daher sicherlich nicht unbeeinflusst von diesem ganzen literarischen Umfeld. Auf der anderen Seite hat auch asiatische oder skandinavische Mythologie sicherlich ihre Schattenseiten, die euch halt nicht direkt auffallen, weil sie fremd und interessant wirken. Das ist so, weil sie gefiltert werden, durch Übersetzung, durch Adaptierung - schlicht für westliches Publikum aufbereitet, damit sie eben anziehend wirken.
Also... mir ist scheißegal wie Voltaire oder sonstwer zu Juden stand, weil das nochmal ein bisschen länger her ist (nur ein kleines bisschen xD) und mir all die ach so großen Philosophen sowieso sonstwo vorbeigehen. Niemand schätzt die meisten dieser Namen mehr; außer vielleicht online ein paar der typischen Edgy Boys mit Fedora.
Und die 90er und frühen 2000er sind halt auch nicht so weit weg. So mal zum Vergleich: meine Schwester hatte in den 90ern geoutete, queere Freund*innen und Bekannte in der Schule und viele haben's gut aufgenommen bzw. war's ihnen recht egal.
Tolkien war rassistisch gegenüber anderen Ethnien (wahrscheinlich eher unbewusst), aber bestimmt nicht antisemitisch. Man kennt Briefe von ihm, in denen er sich für die Rechte von Jüd*innen ausgesprochen hat.
Solche Wesen wie Orcs sollen btw. auch eher indigene Völker darstellen.
Und ja, es IST antisemitisch, wenn dieses Bild repliziert wird. Die Handlung nimmt das Thema nie kritisch auf und stellt die Kobolde als hässliche und verkommene Spezies da (eben wie eine typische Nazi-Karikatur von Jüd*innen), die allesamt einen ähnlichen Charakter haben und alle inherent gierig, hinterhältig und recht bösartig sind, und die Story stellt es so dar, als hätten Menschen einen guten Grund, um diese in ihren Rechten zu beschränken.
Es wäre nicht antisemitisch, wenn man sich in der magischen Gesellschaft erzählt, dass Kobolde inherent schlecht sind und man dann Charaktere trifft, die von dieser Beschreibung vollkommen abweichen.
Aber wer weiß, vielleicht stellt das Spiel den Aufstand von den Kobolden als nicht vollkommen unberechtigt dar und hat nicht so einseitig gezeichnete Charakteren unter den Kobolden. Da nicht Rowling dahintersitzt (glaub ich?), könnte man das eventuell noch erwarten.
Allerdings haben die Kobolde im Canon später auch nicht wirklich viele Rechte, also weiß man schon von Beginn an, dass dieser Aufstand rund 1800 wohl kaum zu Gunsten der Kobolde ausgegangen ist.
Wer dieses Spiel kauft, unterstützt damit TERF-Propaganda. Ob gewollt oder nicht. Das ist halt einfach fakt. Egal was man sich für ein Schloss im Himmel baut, um diesen Umstand nicht wahrhaben zu wollen. Es ist so. Und gerade die Leute, die hier in diesem Topic mitlesen, können auch nicht behaupten, dass sie das unbewusst tun. Man kann sich gerne einreden, dass man pro-trans ist, obwohl man TERF Propaganda und Legislation finanziert, und man kann auch über eine Straße laufen und ein paar Frösche zertreten und sagen, dass man Frösche toll findet.
Um Geld geht's da auch eher weniger, denke ich. Rowling hat ein solches Vermögen, da ist es schon auch egal, aber wenn sich viele Einheiten verkaufen, sendet das halt eine Message.