Zivilcourage

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  • Neustes Beispiel: Ich denke, dass jeder 5. davon schon gehört hat.
    Japan. Die kleine Yueyue (Alter: 2 Jahre) wird von einem Auto angefahren und liegt stark blutend auf der Straße. was tun die Leute. NICHTS. sie ignorieren sie (insgesamt 18 Leute). 6minuten liegt das kleine Mädchen auf der Straße, bis eine Müllsammlerin kommt und ihr hilft. Später unterliegt die kleine ihren schweren Verletzungen. (Quelle: Frankfurter Rundschau, Google)


    Was soll man dazu sagen? So etwas passiert. Es gibt immer merkwürdige Dinge auf der Welt und dies ist wahrscheinlich eines davon. Vielleicht hat durch Zufall keiner hingesehen oder es nicht so wargenommen dass dort jemand liegt? Möglich wäre es doch.



    Meine Frage: findet ihr, dass die deutschen Bürger mehr hingucken müssen und mehr helfen müssen? Warum tun sie nichts? haben sie Angst? Schlichtweg keine Lust? Keine zeit?


    Die deutschen Bürger sollten generell häufiger mal hin gucken. Besser 2 mal als überhaupt nicht. Man sollte auch öfters mal die Polizei anrufen und bescheid sagen wenn einem etwas komisch vorkommt oder mit jemanden reden wenn einer um Hilfe bittet und nicht weiterfahren oder hingehen wenn jemand auf der Strasse liegt. Man soll sich nicht immer einreden dass es schon nicht so schlimm ist oder nur ein Trick von irgendwelchen Dieben oder so ist. Da wäre es wohl unschön am nächsten Tag in der Zeitung lesen zu müssen das jemand gestorben ist oder schwer verletzt ist, obwohl man hätte helfen können.
    Vorsichtig sollte man aber trotzdem sein!

  • Was mich noch interessiert: Woher nimmst du die Zahl von 160 anderen, die es auch mitgenommen hat?


    Unsere Schule hat knapp 1080 Schüler und bei der Trauerfeier waren nur 10% besetzt und da hab ich mal grob geschätzt.


    Aber wenn du sagst, dass die Menschen alle kaltherzig geworden sind, tust du damit denke ich vielen Unrecht.


    Gut mag sein, dass ich mit meinem Post zu weit gegangen bin. Die Hormone sind schuld^^

    Ein Buch, wenn es so zugeklappt daliegt, ist ein gebundenes, schlafendes, harmloses Tierchen, welches keinem was zuleide tut. Wer es nicht aufweckt, den gähnt es nicht an. Wer ihm die Nase nicht gerade zwischen die Kiefer steckt, den beißt es nicht.
    »Wilhelm Busch«


  • Was soll man dazu sagen? So etwas passiert. Es gibt immer merkwürdige Dinge auf der Welt und dies ist wahrscheinlich eines davon. Vielleicht hat durch Zufall keiner hingesehen oder es nicht so wargenommen dass dort jemand liegt? Möglich wäre es doch.

    Es gibt ein Video davon im Internet und Fotos einer Überwachungskamera, die eindeutig zeigen, dass die Leute das Mädchen sehen, da sie hingucken und dann weitergehen.

  • Der Name des Threads passt sehr gut den die Gesellschaft ist herzlos weil niemand in sowas mit hineingezogen werden will nur es gibt immer einen der eingreift nur er bekommt immer schläge und sowas hat keiner verdient .Die Gesellschaft ist sozusagen ein Egoist,jeder kümmert sich nur um sich selbst anstatt mal anderen zuhelfen denken diese leute nur "ich halt mich lieber raus" und für sowas sollte man sich eig schämen man sollte helfen sooft man kann und anstatt wegzusehen eingreifen.Ansonsten wird Die Gesellschaft für immer ein Egoist bleiben un das wäre tragisch :(

    Wirklich gute Freunde sind Menschen, die uns ganz genau kennen, und trotzdem zu uns halten.


    Marie von Ebner-Eschenbach

  • Schön forumiliert ;)
    Es liegt natürlich auch nich 100%ig daran, dass die Leute egoistisch sind, sondern viel mehr daran, dass die Leute Angst haben. Angst, Schläge zu bekommen. Angst bei dem kleinen Mädchen etwas falsch zu machen und wenn man das genau betrachtet, kann man das ja auch teilweise verstehen. Aber dann noch nicht mal Polizei und Krankenwagen zu rufen, finde ich egoistisch.

  • Hey Breefun. (:
    Du sprichst mir echt aus der Seele. Die Menschen sind richtig egoistisch geworden. Immer wieder wenn ein unschuldiger Mann bzw Frau von besoffnenen, teilweise sogar nüchteren, Jugendlichen zusammengeschlagen wird, denke ich mir "Gott, was soll das?" Wer hat so ein scheiß Leben gehabt, dass er es an anderen Menschen auslässt? Die meisten von uns haben bestimmt irgenwas Schlimmes durchgemacht, aber genauso sicher bin ich mir, dass die wenigstens von uns unsere Wut an zufällig da stehenden Menschen auslassen. An die Folgen danach für das Opfer denkt keiner... noch schlimmer finde ich da, dass keiner die Polizei anruft oder sie gar angreifen lässt. Wahrscheinlich denken sich die Menschen da "Hauptsache mich erwischt es nicht", aber man muss immer damit rechnen, dass einem das Selbe passieren und ich würde mir auch wahnsinnige Schuldgefühle machen, wenn ich einen solchem Menschen nicht geholfen hätte. Man muss sich doch irgendwie mal in die Lage der Person hinein versetzen, aber das kann die heutige Gesellschaft ja nicht mehr. Ich musste so etwas noch nicht mit erleben. Will ich auch mehr oder weniger nicht. Ich bin sehr empfindlich, wenn es um sowas geht und würde jahrelang ein Trauma haben. Andererseits wäre ich einer der wenigen Menschen, der die Polizei anrufen würde, denn solche Typen gehören eindeutig hinter Gitter und wenn es dann immer nur so ein paar Sozial-Stunden sind, regt mich das erst recht auf. Wer weiß, an wem sich solche als nächstes vergreifen werden. Echt unbeschreiblich.


    Na klar liegt es auch daran, dass die Leute Angst haben, aber man könnte ja mal wenigstens einen Funken Mitgefühl haben und wenigstens einen Krankwagen oder die Polizei rufen, wie du schon sagtest, Breefun.
    Es hat auch schon jemand gemeint, dass keiner das kleine Mädchen gesehen hat. Das glaube ich eher weniger, weil es in Japan so viele Menschen gibt. Da muss es doch wenigstens einem aufgefallen sein, oder nicht?
    Ich weiß nicht, was mit unserer Gesellschaft los ist, aber es gibt gewiss noch Leute mit Herz, die auf sowas Rücksicht nehmen und sich liebevoll um diese Opfer kümmert. Gibt es doch noch nette Menschen. (;


    Liebe Grüße, Naya.

  • Um das Thema mal wieder heraufzuholen:


    Ich finde das Wort herzlos generell ein bisschen zu schroff, denn Herzlosigkeit kann man hier meiner Meinung nach nicht vorwerfen. Eher ist denen vorzuwerfen, dass sie hilflos und ahnunglos los sind und nicht wissen, was sie in der Situation tun muss. Wobei ich zustimmen muss, dass man aufjeden Fall entweder die Polizei oder den Krankenwagen anrufen soll. (Oder auch beides.)


    Was aber viel prägender ist, was muss man tun, um diese "skurille Gesellschaft" wieder ein bisschen harmonischer zu gestalten? Wenn ich die Beispiele lese, die in Atropaias Spoiler zu lesen sind, könnte ich sofort kotzen. Und das Leute ihren Egoismus nicht abschalten können.

  • Ich denkle auch, daß das Attribut "herzlos" eher auf eine Minderheit zutrifft (welche unter Umständen dennoch nicht zu unterschätzen ist). Ignorant ist vielleicht ein besseres Wort, was auf viele zutrifft, da Ignoranz nicht auf alle Bereiche zutreffen muß, sondern sich auch auf bestimmte Situationen beschränken kann.
    Angst ist sicherlich auch ein großer Grund für Passivbleiben, genauso vielleicht Scham, Überforderung.


    Wie kommts dazu? Es ist sicherlich keine Phänomen der Neuzeit. Man meint zwar gern, früher war alles besser und die Menschen netter, aber so recht mag ich das nicht glauben. Vielleicht ist einfach nur mehr im Verborgenen passiert oder wir blenden die schlechten Dinge gern aus. Irgendwie werden wir ja auch zu dieser "Ich zuerst"-Mentalität erzogen. Arbeit ist knapp, also sieh zu, daß du fleißig in der Schule bist und besser als die anderen, Stichwort Leistungsdruck. Entweder schaff ich das aus eigener Kraft oder ich sabotiere meine Konkurrenten (oder versage ihnen zumindest die Unterstützung). Klingt grad etwas härter, als es in der Realität abläuft, aber vom Prinzip her ist es ja so. Häufig werden die belohnt, die sich nehmen, was sie wollen, der Rest bleibt auf der Strecke. Alles muß effizient sein. Warum soll ich etwas machen, wenn nichts für mich rausspringt?
    Ein "Danke" ist manchen einfach zu wertlos.


    Wie kann man das verhindern? Vermutlich nicht. Jeder kann nur bei sich gucken, man kann andere nicht zu Hilfsbereitschaft zwingen. Man kanns (hoffentlich) positiv vorleben, so daß andere sich ein Beispiel daran nehmen und gern mal auf den eigenen Vorteil verzichten, um wem anders einen Gefallen zu tun, der sich nicht unbedingt auszahlt. Ich find den Film "Das Glücksprinzip" immer wieder gut als Argument. Für die, die ihn nicht kennen, ein kleiner Junge denkt sich ein Prinzip aus, um die Welt zu verbessern. Ganz simpel, wenn dir jemand etwas Gutes tut, tu drei anderen Personen auch etwas gutes und sag ihnen, daß sie es weitergeben sollen. Einfaches Schneeballsystem, von dem nach einiger Zeit jeder immer wieder profitiert. Setzt natürlich voraus, daß bei jedem die Bereitschaft dazu vorhanden ist, wo halt der Knackpunkt ist.


    Auch, wenn es nicht so läuft, erinnere ich mich immer gern an den Film und handle in bestimmten Situationen danach, daß ich einfach hinterfrage, warum ich gerade jetzt auf meinen Vorteil bestehen sollte, wenn ich einer anderen Person etwas Gutes tun kann. Dabei handelt es sich dann zwar um Kleinigkeiten, aber irgendwo muß man ja anfangen.

  • Ich geh mal davon aus das die wenn die ein blutendes Kind sehen denken: Halb so wild, das wird schon wieder, irgendwer ruft schon den Krankenwagen. Zudem sind sie abgestumpft von dem was sie im Alltag sehen, weshalb sie dann nichts machen, bzw. keine Lust/Angst haben selbst in etwas verwickelt zu werden. Naja, es fängt ja schon bei kleinen Dingen an (damit meine ich nicht das Leute andere in der U Bahn zu Tode treten) wo man eben agt: Die Mühe ist es nicht Wert, das endet bald. Naja, manche reden dann auf die Jungen Leute ein die das verursachen, aber das macht die oftmals nochagressiver. Ich finde da sollte sich echt mal etwas tun, denn es sterben ziemlich viele an solchen Problemen.
    MFG: namenl0s

  • Ich bin bei diesem Thema im Zwiespalt.
    Es ist wichtig auf der Straße dadrausen, zivilcourage zu zeigen und Leute davon abhalten Kinder Frauen usw. zu belästigen.
    Anderer seits, was ich auch schon zu Ohren bekommen habe ist, dass Leute Autounfälle vorgetäuscht haben und die Leute dann quasi ausgebeutet habe, die den eventuel verunglücten Opfer helfen wollten.
    Also als Frau selber sollte man ohnehin vorsichtig sein, die Gründe könnt ihr euch sicher denken.
    Als Mann kan meist nicht viel passieren auser ausgeraubt zu werden (das ist natürlich auch nicht schön).
    Aber um auf das Thema zivilcourage zurück zu kommen, die Leute von heute machen soetwas nicht mehr, aus verschiedenen Gründen:
    1. Ne der/die ist/sind mir überlegen, ich sollte in erster linie an meine Gesunheit denken.
    2. Was geht mich das Leid anderer an!!!
    3. Ich habe nix gesehen . . . fix nichts wie weg hier.
    4. Ja macht den Alten alle!!!
    5. Wer weis was die Person angestellt hat, ich misch mich nicht ein.
    usw.
    Ich könnte sicher noch einiges aufzählen wie oder was die Menchen denken.
    Fakt ist, dass die meisten Menschen einfach angst haben oder sich sagen "geht mich nix an".
    Denken wir doch einfach mal an damals, zu DDR Zeiten (weis nicht ob es in der BRD auch so gewesen ist), wenn eine Frau auf der Straße geschrihen hat weil sie von einem Fremden angefast wurde oder sogar belästigt wird, haben ihr andere Menschen geholfen und die lästige Person, ich nenne es mal, verscheucht/verjagt.
    Wenn soetwas heute auf der Straße passieren würde, würden leute (vileicht auch aus dem Fenster) sagen "halt die Klappe" oder "Schnauze", irgend wie soetwas aber hilfe bekommt man in solchen fällen immer weniger.
    Vileicht liegt es aber auch daran, dass viele Menschen Demutiviert sind, auch von der Schule her, kein selbstbewustsein haben. Auch in meiner Schule wurde ich mal von einem Hauptschüler verprügelt und ordentliche Blüdergüsse davon getragen, meine ach so tollen Klassenkameraden standen nur daneben und habe zu gesehen wie er auf mich los ging. Danach hate die Lehrerin am nächsten Tag, die Klasse gefragt warumm mir keiner geholfen hat, und von unserer Klassensprecherin kamm nur der dumme Spruch mit dem lege ich mich nicht an. Alles was der Klassensprecher gesagt hatte zu den Rouwdi, lass sie in ruhe. Der Typ war so in rage der hat ihn doch nie für voll genommen.
    So falls einige den Grund wissen wollen warum er auf mich los ging, er hat mir verschiedene Dinge an den Kopf geworfen (Worte meine ich damit) und ich habe gekonntert mit eigenen Worten, dass hat ihm garnicht gepasst, also fing er an aufs übelste mich zu beschimpfen, worauf ich wieder gekonntert habe, nachdem ihm nix mehr einfiehl ging er Wutentbrant auf mich los und den rest erwähnte ich bereits.
    Toll unsere Geselschaft und bei solchen "Freunden" braucht man keine Feinde mehr.
    Die Menschen fangen früher oder später nochmal an sich selbst zu zerfleischen und in ein paar Ländern ist es ja seit Jahren so.

  • Herzlos, Arrogant, Ignorant, Überheblich und Eiskalt.
    Ich habe das in den letzten Woche so mitbekommen, dass man sich aber auch schwer täuschen kann: Nachdem ich mich mit meinen Freunden zerstritten hatte, die man als "normal" angesehen hatte, hatte ich mich mit jenen Leuten angefreundet die gerne als "Deppen die Rap-Musik hören" o.ä. vorverurteilt werden. Und im Endeffekt sind diese sie netteren und gesellschaftlich viel besseren Menschen. Natürlich gibt es da auch einiges an Lästereien, aber wohl niemals im engeren Kreis. Außerdem bleibt man sich immer treu. Bei den Anderen Menschen hingegen die ich kennengelernt habe, könnte ich kotzen. Lästereien, Intriegen, Lügen, usw. Das waren einfach nur ganz große Arschlöcher und manchmal frage ich mich schon, warum die so sind. Vielleicht Vorverurteile ich mit folgender Aussage auch, aber: Deutsche sind in der Mehrheit irgendwie...bescheuerter als Ausländer. Gilt zumindest bei mir. Wer sich nicht dabei sieht, soll sich auch nicht angesprochen fühlen. Ich denke einfach, das dass mit der Mentalität und den Traditionen zusammenhängt.
    Aber gut: Ich verallgemeinere nicht gerne. Aber ich frage mich schon manchmal, wie ein Mensch so gewissen- und herzlos sein kann.


    MFG Der Boss

  • Meine Frage: findet ihr, dass die deutschen Bürger mehr hingucken müssen und mehr helfen müssen? Warum tun sie nichts? haben sie Angst? Schlichtweg keine Lust? Keine zeit?


    Eigentlich gute Fragen, die angesichts des Falls von Tugce aktueller denn je sind. Wieviel bin ich bereit zu tun? Und was bringt es mir am Ende?
    Ich finde die ganze Sache so unglaublich tragisch, dass ich nichtmal weiss, was man dazu noch sagen soll. Auf der einen Seite eine hilfsbereite junge Frau, die Lehramt studiert und nun der Gesellschaft für immer verlorengegangen ist (und natürlich hatte sie sogar einen Organspendeausweis). Und auf der anderen Seite ein polizeibekannter Typ, der es nicht wert ist, ein Wort über ihn zu verlieren.
    Unsere Gesellschaft ist vielleicht noch garnicht so herzlos wie es oft gesagt wird, aber gut möglich, dass sie durch solche Vorfälle jedes Mal ein bisschen herzloser wird. :(

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

    Per aspera ad astra!

    Momentan kein Partneravatar mit Missy!

  • Einerseits war sie natürlich ein bewundernswertes, mutiges Mädchen, ABER man sieht, wohin falsch verstandener Mut einen führen kann. Sie soll natürlich für ihren Einsatz geehrt werden, eine Vorbildfunktion sollte sie dennoch nicht haben. Man lernt schon als Kind, zumindest ich habe es gelernt, dass man nicht eingreifen, sondern die Polizei rufen bzw. wenn es sehr schnell gehen muss, erst andere Passanten in die Situation miteinbeziehen soll.

  • Da stimme ich Bastet vollkommen zu. Zivilcourage bedeutet auch nicht, dass man sich kopfüber in eine solche Situation stürzt, sondern, dass man irgendwie hilft. Und ein Anruf ist da schon genauso Zivilcourage, sofern die Gefahr nicht akut ist. Ich kann verstehen, warum die Studentin so vorgegangen ist. Ich bezweifle ja sehr, dass sie gedacht hat, dass ihr irgend etwas zwischen all den Menschen passiert. Das ist leider auch nicht immer zu verhindern, dass man sich verschätzt.
    Als "herzlos" sehe ich keinen der Anwesenden. Wie schon oft beim Thema Zivilcourage angesprochen, ist es nun mal schwierig in einer Menschenmasse Verantwortungsgefühl zu entwickeln. Die Frage, die man sich halt stellt, ist "Warum jetzt ausgerechnet ich und womöglich auch noch alleine, wenn da mindestens 10 andere da sind?". Und die Frage ist mehr als berechtigt. Ich will nicht sagen, dass man sich dahinter verstecken soll, aber wenn man sich nicht unnötig in Gefahr begibt, sollte es einem nicht zum Vorwurf gemacht werden. Was ich gar nicht akzeptiere, ist das absolute gar nicht handeln. Also nicht mal zum Telefon greifen, wenn es die Möglichkeit hat.


    Ansonsten kann ich mir vorstellen, dass viele der Anwesenden wohl auch ein schlechtes Gewissen hatten nicht aufzustehen und auch hinzugehen. Im Nachhinein wohl noch mehr, aber auch schon bevor das Unglück passiert ist. Auch wenn man sich nicht "einmischt", so fühlt man sich dennoch oft unwohl, wenn man Zeuge von solchen Situationen wie der Belästigung der jungen Mädchen wird. Aber auch hier muss man sagen, dass es grad in unserer Kultur durchaus üblich ist, sich nicht sofort einzumischen, sondern eher "Hilfe auf Nachfrage" zu tätigen.

  • Bzw. hab ich auch die Erfahrung gemacht, dass man vor allem in Clubs dem Türsteher Bescheid geben kann, wenn da ein Gast ungut und aufdringlich wird. Man bleibt anonym und macht sich nicht selbst zur Zielscheibe von dem Kerl. Wenn man ohnehin schon sieht, dass er betrunken/nicht ganz bei sich/einen an der Klatsche ist/hat, will ich nicht als Hassobjekt von dem enden, á la: DIE ist Schuld, dass ich rausgeworfen wurde/bei dem Mädel nicht landen konnte, ich räche mich. Mir ist das auch wichtig, dass ich so anonym wie möglich bleibe, wenn so etwas vorfällt. Das ist nunmal der Job der Security. Genauso auf großen Festen und wasweißich.
    Auf offener Straße würde ich wohl andere Leute um Hilfe bitten.
    Da ist auch mal ein Obdachloser augenscheinlich bewusstlos am Boden einer Bahnunterführung gelegen und die Leute haben ihn klugerweise nicht berührt, sondern die Rettung gerufen. Zum Einen kann man sich gerade bei Obdachlosen aus hygienischen Gründen nicht so leicht überwinden an seiner Schulter zu rütteln oder ihm generell näher zu kommen, andererseits weiß man, dass manche Hilfsbedürftigkeit in den Passanten wecken wollen, um dies auszunutzen (beispielsweise durch einen überraschenden Angriff auszurauben). Bei beiden Fällen sind ausgebildete Fachkräfte nützlicher und nicht so gefährdet, wie man es als Einzelperson, die überfordert, nicht dafür ausgebildet und alleine, ist.
    Zivilcourage ist es einen Vorfall zu melden, man muss meines Wissens auch nicht (physisch) eingreifen, wenn man sein eigenes Wohl gefährden würde. Das fällt nicht unter unterlassene Hilfeleistung.

  • Zivilcourage bedeutet auch nicht, dass man sich kopfüber in eine solche Situation stürzt, sondern, dass man irgendwie hilft. Und ein Anruf ist da schon genauso Zivilcourage, sofern die Gefahr nicht akut ist. Ich kann verstehen, warum die Studentin so vorgegangen ist. Ich bezweifle ja sehr, dass sie gedacht hat, dass ihr irgend etwas zwischen all den Menschen passiert. Das ist leider auch nicht immer zu verhindern, dass man sich verschätzt.


    Eben, sie hat nicht gedacht, dass die Situation so gefährlich werden könnte, wie sie am Ende wurde. In meinen Augen hat sie vollkommen korrekt gehandelt, dass sie ihren Mut mit dem Leben bezahlt hat, tut mir sehr leid für sie, ihre Familie und ihre Freunde. Die Konsequenz aus Tugces Tod sollte aber nicht sein, dass man lieber, statt selbst zu helfen, wegen Kleinigkeiten immer gleich die Polizei ruft. Zumal nicht einzuschätzen ist, wie wohl die Sache verlaufen wäre, hätte sie da nicht eingegriffen. Außerdem war Tugce ja offenbar nicht einmal allein, als es zum Eingreifen und dann später auf dem Parkplatz zur Konfrontation kam. Wenn man in dieser Situation nicht mehr helfen soll, wann denn dann noch?

  • Ich bewundere Tugces Mut sehr.
    Ich kann nicht sagen, warum andere nicht eingreifen.
    Wenn ich ehrlich bin, ich hätte gern den Mut anderen zu helfen, aber da ich nurmal im Rollstuhl sitze, geht das sehr schlecht.
    Daher unterstütze ich Leute verbal, nicht mit Taten und so.
    Früher hab ich auch schwächere physisch ausgeholfen, indem ich andere Rollstuhlfahrer und andere Konsorten verprügelt habe, allerdings habe ich sie stets nur grün und blau geschlagen.
    Allerdings könnte meine Kraft nichts gegen mit Fett gepanzerte Rollstuhlfahrer ausrichten, der war wie ein Schbwamm, aber das ist ne andere Geschichte.


    Ich hab zu Schulzeit durchaus schwächere, die von größeren physisch traktiert wurden, aus der Not heholfen. Dafür war ich deren Held, weil ich deren Hintern gerettet habe.


    Lange ist es her.

  • Ich gestehe offen, ich hätte es nicht geschafft wie Tugce zu handeln, dafür gehört ihr mein Respekt (generell an solche Leute, die ohne auf sich selbst zu achten, handeln).


    Meine Mutter hat mich als Kind bereits bedrängt Selbstverteidung zu lernen (mein Schulweg ging durch eine Unterführung wo gerne mal Leute zusammengeschlagen werden), trotzdem kann ich von dem Gelernten nicht mehr alles und würde es mich auch nicht trauen einzusetzen. Vielleicht wenn ich mitgerissen werde wenn Freunde / Andere helfen, aber alleine sicherlich nicht. Dafür ist mein Körperbau aber auch... zu ... schwach (?). Ich kann nichtmal einer Fliege wehtun (nur Spinnen), da kann ich einen Menschen sicherlich auch nicht körperlich verletzen, wobei es denk ich, auch situationsabhängig ist ob ich es könnte oder nicht. Wenn man mich bedroht würde ich mich sicherlich zur Wehr setzen.


    Allerdings habe ich auch genau vor dem Angst was @Bastet bereits angesprochen hat, die Masche mit der angeblichen Hilfslosigkeit und dem darauf folgenden Ausrauben etc. (gabs bei uns in der Umgebung auch bereits genug). Ich würde auch mit meinem Telefon bewaffnet die Polizei anrufen und wahrscheinlich zuschauen...

    With every death, comes honor. With honor, redemption.
    => Ryū ga waga teki wo kurau!


    ~ Hanzo, Overwatch

  • Die Konsequenz aus Tugces Tod sollte aber nicht sein, dass man lieber, statt selbst zu helfen, wegen Kleinigkeiten immer gleich die Polizei ruft.

    Das ist nicht die Konsequenz aus diesem Vorfall, sondern eine Tatsache, die davor schon gegolten hat und von der Polizei selber immer wieder ans Herz gelegt wird. Wenn ausgewachsene Männer junge Mädchen belästigen und die Männer auch noch betrunken sind, dann ist das keine Kleinigkeit. Das ist genau die Situation, in der die Polizei eben gerufen wird, weil sie die Männer entweder mitnimmt oder zumindest lang genug beschäftigt, sodass man den Ort unbeschadet verlassen kann. Und wenn man derartige Konsequenzen aus so einem Vorfall zieht, dann heißt es auch nicht, dass man davon abrät zu helfen oder ihre Tat weniger gut heißt. Aber es ist wieder eine Erinnerung dran, warum Justiz und Polizei eben nicht verlangen, dass man sowas macht. Am Ende kann nun mal noch mehr Leid entstehen, wie in diesem Fall.


    Dem Mädchen geb ich hier allerdings keine Schuld, weil wie gesagt, sie hat die Situation womöglich auch anders eingeschätzt. Das ist für mich auch nachvollziehbar, weil ich selber gerne mal einmal zu viel als zu wenig den Mund aufmache. Jedoch sollte man es sich doch lieber im Kopf behalten: Lieber einmal zu viel mehr Hilfe holen (wie z. B. Polizei oder Security, Manager des Ladens, wenn die Möglichkeit besteht, weitere Anwesende direkt auffordern hilft ebenfalls, wie oft getestet wurde) als zu wenig.

  • @Que
    Ich hab es so gelesen, dass zwei Mädchen von einer Gruppe Männer umrinfmgt und belästigt wurden. Da wüsste ich persönlich nicht, was ein Mädel mehr an der Situation verändern sollte, wobei man sagen muss, dass die Mädchen auch selbst eine Gruppe von Menschen miteinziehen könnte, als zu warten, bis jemand von sich aus hilft.
    Ich persönlich würde die Situation von Anfang für mich an als potentielle Gefahr einschätzen.
    Wie gesagt, natürlich ist Tugces Mut bewundernswert, ich würde aber grundlegend anders handeln.
    Ich hab außerdem vor kurzem die Erfahrung gemacht, dass einem Fremde durchaus zur Seite stehen und einem helfen, wenn man sie denn anspricht. Da war son Creep, der meinte mich verfolgen zu müssen und nicht mehr von mir zu weichen ("come home with me Sweetie!" etc. Und das um 2 Uhr nachts), dem muss man 1. selbstbewusst und abweisend entgegengekommen und dann war da eine Frau, die uns angesehen hat und ich ihr gesagt habe, dass mir der Creep folgt. Der ist dann freiwillig weg. Es reicht oft schon aus, wenn die erkennen, dass sich jemand einmischt, man muss auch als derjenige, der da grad "bedrängt" wird (das würde zu weit gehen, der hat mir einfach nur Angst gemacht) auch dementsprechend handeln.


    Zitat von Windmond

    Daher unterstütze ich Leute verbal, nicht mit Taten und so.
    Früher hab ich auch schwächere physisch ausgeholfen, indem ich andere Rollstuhlfahrer und andere Konsorten verprügelt habe, allerdings habe ich sie stets nur grün und blau geschlagen.


    Sry, das ist KEINE Zivilcourage, das ist Körperverletzung.