Carolin Emcke - Von den Kriegen / Briefe an Freunde
Die Autorin ist eine durchaus nicht unbekannte Publizistin und Journalistin, in der Süddeutschen Zeitung lese ich beispielsweise ihre Kolumnen sehr gerne. Weil sie aber nicht nur Philosophie studiert, sondern auch Auslandsreportagen gemacht hat, habe ich mir jetzt einmal diesen Band zugelegt. Die darin enthaltenen "Briefe an Freunde" bilden gewissermaßen die eigenständigen "Rückseiten" der Reportagen aus den Jahren zwischen 1999 und 2004, lesen sich aber ähnlich. Es ist ein persönlicherer Ton, nicht in erster Linie zur Information, sondern zur Übermittlung von Eindrücken aus den Krisengebieten dieser Welt.
Das Kosovo, Nicaragua, Pakistan, Afghanistan, Kolumbien - es sind, anders als der Titel des Bandes suggeriert, nicht immer offene Kriege. Zum Teil ist es auch die scheinbar "friedliche" Machtübernahme taiwanesischer Textilfabriken in Nicaragua, die in der Bevölkerung unsagbaren Schaden anrichtet. Emcke schreibt wirklich anschaulich, kleinere historische Ungenauigkeiten sind wohl auch im Band enthalten - eben weil die Briefe direkt unter den Eindrücken entstanden, aber der Band unterstützt dadurch die Geschichtsschreibung um den wichtigen, menschlichen Faktor.
Wenn ihr gerne Reportagen aus Krisengebieten lest, ist der Band auf jeden Fall etwas für euch. Aber ich will ihn eigentlich generell jedem empfehlen: Man merkt doch sehr, sehr schnell wieder, wie gut es einem selbst geht und was für ein Desaster der Krieg ist. Oder auch nur die Entscheidung für Mode aus menschenunwürdigen Produktionsverhältnissen.