Ich spiele den Rattenfänger von Hameln. Da es sich meines Wissens um eine namenlose Figur handelt, die der Sage nach im Frühmittelalter in Deutschland existiert haben soll, habe ich mich dafür entschieden, sie der Einfachheit halber mit dem Namen Melchior auszustatten. Sein Aussehen wird abgesehen von der Kleidung nicht weiter spezifiziert, weshalb ich ihn zu einem blond gelockten Mann von unterdurchschnittlicher Größe mache. Er trägt Kleidung aus buntem Tuch und ist mit seiner Flöte ausgestattet. Davon abgesehen führt er gewöhnliche Reiseutensilien mit sich, wie man sie von einer mittelalterlichen Person erwarten könnte.
Melchior kletterte langsam und vorsichtig über die Felsen. Hätte er gewusst, dass dieser Auftrag so anstrengend würde, hätte er sich vermutlich nicht darauf eingelassen, aber dazu war es jetzt zu spät. Zumindest war die Bezahlung gut, auch wenn der Auftrag selbst diesmal wirklich sonderbar war. Es war nur eine einzige... Maus? Ratte? Ein Tier, das diesen sehr ähnlich sah, allerdings nicht wirklich mit denen übereinstimmte, die er kannte. Und er sollte es lebend fangen. Komisch. Mit diesen Gedanken zog der Rattenfänger seinen Körper das letzte Stück hoch auf den Felsen, um endlich einen ersten Blick auf das sonderbare Tier zu werfen, das sein Auftraggeber beschrieben hatte. Und tatsächlich, genau wie angekündigt, lag dort eine gelbe, riesige Maus mit sonderbar gezacktem Schwanz. Doch die großen Unterschiede zu den ihm bekannten Arten weckten erste Zweifel in Melchior. Was, wenn dieses Wesen nicht auf seine Flöte reagieren würde? Er kannte doch keine anderen Wege, um überhaupt irgendetwas zu fangen. Kopfschüttelnd riss er sich von dem Gedanken los. Noch stand nicht fest, ob die Maus hören würde, also half es auch nicht, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Doch grade, als er die Flöte an seine Lippen setze, wurde es unglaublich turbulent um ihn herum. Menschen wurden von Bären gejagt, graue Katzen, pinke Kugeln und noch sonderbarere Wesen erschienen und als er seinen Blick wieder auf die Maus fokussieren wollte, sah er grade nur noch, wie ein Loch in der Erde zugeschüttet wurde. Was zum Teufel war hier los? Hatten die es etwa alle auf seine Beute abgesehen? Leise fluchend suchte Melchior nach einem Indiz, wo sein Zielobjekt jetzt sein könnte, doch ohne Erfolg. So blieb ihm nur noch eine letzte Möglichkeit, wie er vielleicht doch an sein Ziel kommen könnte: Er legte die Lippen an sein Instrument und spielte die Melodie, mit der er vor kurzem erst eine ganze Stadt von Ratten und Mäusen befreit hatte...