Der Arbeitsmarkt - Von Mindestlohn, Bullshit-Jobs und Fachkräftemangel

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  • In den letzten Tagen haben wir hier häufiger Mal über den Arbeitsmarkt, den vermeintlichen Fachkräftemangel und gute Arbeitsbedingungen gesprochen. Da es uns aktuell an einem guten Thema für genau diese Diskussionen fehlt, lasst uns doch einmal über den Arbeitsmarkt sprechen.


    Seit die Pandemie angefangen hat, hört man immer wieder davon, dass Leute "keinen Bock hätten" zu arbeiten. Es wird von "The Big Quit" gesprochen und von der Anti-Work Bewegung. In den USA hat die ganze Sache dazu geführt, dass Kinderarbeit de facto wieder legalisiert wurde und der Arbeitsschutz für Kinder deutlich verringert wurde. Aber die Anti-Work Bewegung hat auch lange schon Deutschland erreicht. Gerne wird sie geframt als "Generation Z scheitert am Arbeitsmarkt, weil sie viel zu anspruchsvoll sind!", doch eigentlich ist das natürlich nicht ganz, was passiert.


    Was sich eigentlich hinter der Anti-Work Bewegung verbirgt, ist der Unwille von Menschen, sich für den Profit anderer ausnehmen zu lassen. Und die Pandemie hat dies eben stärker deutlich gemacht, als viele Firmen, die ihre Operationen nicht länger normal ausführen konnten, ihren Mitarbeitern kündigten, statt sie weiter zu bezahlen, oder alternativ sie unter lebensgefährlichen Bedingungen arbeiten ließen - ohne Gefahrenzulage. Auch die Unterbesetzung und daher Überarbeitung in den so genannten "essenziellen Jobs" wurde durch die Pandemie auf einmal sehr deutlich. Was dazu führte, dass viele Menschen, die in diesen Bereichen arbeiteten, nicht länger bereit waren, dies zu den bisherigen Bedingungen zu machen, während die Arbeitgeber nicht bereit waren, diese Bedingungen zu verbessern.


    Anders gesagt: Arbeitnehmende haben sich entschlossen, den Arbeitsmarkt als freie Marktwirtschaft zu behandeln.


    Tatsächlich ist es so, dass viele Studien bewiesen haben, dass wir, wenn wir weniger arbeiten müssen, produktiver sind. Länder, die großflächig 30 Stunden- oder 4 Tage Wochen probiert haben, haben festgestellt, dass die Produktivität der Arbeitenden dadurch nicht weniger, in einigen Fällen sogar mehr wurde. Dies ist auch nicht verwunderlich, da wir ebenfalls wissen, dass die meisten Leute, die Büroarbeit verrichten, an einem 8 Stunden Arbeitstag selten mehr als zwei Stunden konzentriert arbeiten. Denn das menschliche Gehirn ist nicht darauf ausgelegt, acht Stunden in einem Büro einen Bildschirm anzustarren.


    Der Kapitalismus als System propagiert den Mythos einer freien Marktwirtschaft. Das heißt, dass der Preis von Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Auf den Arbeitsmarkt bezogen, sollte das heißen, dass Jobs, für die es wenige Bewerbende gibt, entsprechend höher entlohnt und mit vielleicht auch anderen Boni ausgestattet werden sollten (bspw. mehr Urlaub oder ein Arbeitgeber, der weitere Versicherungen für den Arbeitnehmenden übernimmt). Wir haben einen Mangel an Pflegepersonal? Nun, vielleicht sollte dann das Pflegepersonal statt etwa 2500€ im Monat 5000€ im Monat erhalten. Aber genau das passiert nicht, weil die Arbeitgeber lieber Stellen unbesetzt lassen, als besser zu bezahlen.


    Und genau das ist der Auslöser für die Anti-Work Bewegung.


    Junge Menschen wollen sich nicht mehr kaputt arbeiten lassen für einen Hungerlohn. Es ist heute leider so, dass viele Familien nur überleben können, wenn beide Partner vollzeit arbeiten gehen. In manchen Familien muss sogar ein Partner zwei Vollzeitjobs arbeiten, damit sie über die Runden kommen können - und das sollte nicht das Ziel sein.


    Gleichzeitig ist es auch so, dass viele der besser bezahlten Jobs tatsächlich Gesellschaftlich betrachtet weniger Wert einbringen. Dies hat David Graeber in seinem Buch "Bullshit Jobs" festgestellt.



    In diesem Buch postuliert er, dass es zwei Arten von Jobs gibt: Shit Jobs und Bullshit Jobs. Shit Jobs sind Berufe, die eigentlich gebraucht werden - häufig jene Jobs, die als essenziell bezeichnet werden - die aber häufig nicht gut bezahlt werden und gesellschaftlich auch wenig Anerkennung bekommen. Beispiele, die er bringt, sind Reinigungskräfte, Müllkräfte oder auch Pflegekräfte. Gleichzeitig gibt es aber auch diverse Berufe, die wenig oder nichts produzieren und ohne die die Gesellschaft eigentlich wunderbar funktionieren könnte. Diese teilt er in fünf Kategorien auf:


    • Flunkies, die nur existieren, damit ihre Vorgesetzten sich gut und wichtig fühlen können. Beispiele dafür sind Rezeptionisten, Türöffner, Store Greeters und dergleichen.
    • Goons, deren Job es ist anderen zu schaden oder sie hinters Licht zu führen. Zum Beispiel: Lobbyisten, Firmenanwälte, Telemarketing Menschen, PR-Spezialisten.
    • Duct Tapers: Leute, deren Aufgabe ist, vorläufige Lösungen für Dinge zu finden, die eigentlich dauerhaft gelöst werden sollten. Also Programmierer, die nur bugficing betreiben oder Leute bei Airlines, die einzig dafür da sind, Leute zu beruhigen, wenn das Gepäck am anderen Ende der Welt gelandet sind.
    • Box Tickers, also Leute, die nur den Eindruck erwecken etwas zu tun, wenn eigentlich nichts getan wird, wie Survey Administrators oder Corporate Compliance Officers.
    • Taskmasters, die nur dafür da sind, Beschäftigung für andere zu schaffen, obwohl die Aufgaben nicht gebraucht werden: Mittelmanager und Professionelle Leitungen für irgendetwas.


    Graeber postuliert weiterhin, dass viele der Menschen in diesen Jobs, die er als Bullshit Jobs bezeichnet, mit diesen eigentlich sehr unglücklich sind. Weil diese Jobs häufig eben nicht erfüllend sind. Genau weil die Arbeitenden hier nicht das Gefühl haben, am Ende des Tages etwas wertvolles getan zu haben. Etwas, worüber auch das Geld, was einige von ihnen bekommen, nicht hinwegtrösten kann.




    Was an dieser Stelle bleibt, ist zu erkennen, dass der Arbeitsmarkt nicht so funktioniert, wie er eigentlich funktionieren sollte. Und dies ist auch eigentlich bekannt. Nicht nur, dass Arbeitsmarktforscher es immer wieder anmerken, das System ist auch darauf ausgerichtet, die Menschen dennoch zur Arbeit zu zwingen. Dies sieht man eben darin, wie man versucht potentielle Arbeitende dazu zu zwingen, unterbezahlte Jobs anzunehmen. Zum Beispiel eben durch Sanktionen bei Arbeitslosengeld Empfängern - oder in anderen Ländern eben dadurch, dass Arbeitslose oder zumindest Langzeitarbeitslose überhaupt keine staatliche Unterstützung bekommen. Dies sorgt dafür, dass sie eben erpresst werden: Entweder du gehst arbeiten oder du musst hungern. Und genau dies ist der Grund, warum viele Kritiker das aktuelle System als Lohnsklaverei bezeichnen.



    Frage an dieser Stelle ist: Was kann man tun, um das System besser zu machen? Wir kann man das System retten? Und was muss passieren, damit Menschen in Berufen, wie der Pflege, angemessene Arbeitsbedingungen bekommen?

  • Yuki

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Tatsächlich ist es so, dass viele Studien bewiesen haben, dass wir, wenn wir weniger arbeiten müssen, produktiver sind. Länder, die großflächig 30 Stunden- oder 4 Tage Wochen probiert haben, haben festgestellt, dass die Produktivität der Arbeitenden dadurch nicht weniger, in einigen Fällen sogar mehr wurde. Dies ist auch nicht verwunderlich, da wir ebenfalls wissen, dass die meisten Leute, die Büroarbeit verrichten, an einem 8 Stunden Arbeitstag selten mehr als zwei Stunden konzentriert arbeiten. Denn das menschliche Gehirn ist nicht darauf ausgelegt, acht Stunden in einem Büro einen Bildschirm anzustarren.

    Wenn wir über Produktivität sprechen, dann sprechen wir darüber wieviel ein Arbeiter während der Arbeitszeit eigentlich schafft. Jeder Arbeiter hat ein anderes Arbeitspendium. Der eine ist etwas schneller und der eine etwas langsamer. Dass die Produktivität größer ist, wenn man weniger arbeitet, das kann ich bei mir für mich nicht sprechen. Ich würde aufjedenfall weniger schaffen, wenn mir 2 Stunden fehlen. Nur wenn man schneller und härter arbeitet wie ein 6-stündiger Marathon, wo man nach Arbeitsende wirklich im Eimer ist, dann schafft man es vielleicht. Das geht aber nur für kurze Zeit gut, langfristig geht man da kaputt. Nehmen wir das Beispiel Postbote. Ein sehr wichtiger Job, denn überall wird bestellt und das muss auch ausgeliefert werden. Wenn wir sagen, dass die Produktivität eines Postboten bei 100% sein soll, dann ist als Beispielvorgabe 20 Pakete in einer Stunde auszuliefern. Liefert man nur 10 Pakete aus, ist die Produktivität für die Stunde bei 50%. Also bei 8 Stunden mit je 20 Paketen ist die Vorgabe: 160 Pakete in 8 Stunden auszuliefern. Dann hat er die Produktivität von 100%. Wenn der Postbote jetzt 6 Stunden arbeiten soll und dazu noch produktiver als vorher sein soll, weil man mehr Motivation hat zu arbeiten, dann ist die Vorgabe nicht 20 Pakete die Stunde, sondern 22 oder 23 Pakete. Das heißt der Postbote muss über sein eigenes Limit gehen um die Vorgaben zu schaffen. Arbeitet die 6 Stunden ab, ist dafür eventuell noch fertiger als vorher mit 8 Stunden am Tag. Deshalb, bitte erklär mir wie das aussehen soll mit weniger arbeiten und dafür eine höhere Produktivität.


    Was kann man tun, um das System besser zu machen?

    Das bedingungslose Grundeinkommen einführen. Das würde vielen den Druck wegnehmen, schlechtbezahlte Jobs anzunehmen. Ansonsten muss es eine Tarifbindung geben. Wer nicht mindestens nach Tarif bezahlt, kann als Firma mehr Steuern zahlen. Aber so, dass es billiger wäre die eigenen Mitarbeiter nach Tarif zu zahlen als die Abgabesteuern zu bezahlen. Öffentliche Aufträge müssen aber auch an Betrieben vergeben werden, die nach Tarif bezahlen. Was auch wichtig wäre, Dinge wie die Inflationsprämie, die ja bis zu 3.000 Euro Netto an die Mitarbeiter ausgezahlt werden kann, für alle Arbeitenden ermöglichen. Es gibt Berufe, die das nicht bezahlen können, wie die Kleinbetriebe (Bäcker, Friseur, Metzger und so weiter..). Bei 15 Angestellten einfach mal 3.000 Euro pro Kopf auszugeben wären ja 45.000 Euro. Die muss ein Friseur im Monat erstmal verdienen. Plus die weiteren Kosten wie die monatlichen Löhne, Nebenkosten usw.., die bezahlt werden müssen. Sowas müsste über die Staatskasse bezahlt werden. Das Geld könnte man über eine Reichensteuer und so reinholen und verteilen. Solche Prämien für alle Arbeitenden wären eine starke Aufwertung für die Arbeit an sich. Selbstverständlich muss es auch so ausgelegt werden, dass Firmen mit genug Geld die Prämien in Vollen selbst zahlen und Firmen mit weniger Geld sollten entweder nur ein Teil zahlen und der Rest kommt aus der Staatskasse oder es wird komplett von der Staatskasse finanziert.


    Wie kann man das System retten?

    Das System ist jetzt gestört, aber nicht kaputt. Man muss dazu an verschiedenen Stellschrauben schrauben um es zu verbessern. Es fängt aber an der Schule an, da muss es schon anfangen, die Richtung vorzugeben und die Schüler auf diesen Wege zu unterstützen. Bei der Ausbildung muss mehr Wert gelegt werden. Leider bilden immer mehr Firmen nicht aus, das ist schlecht und muss sich ändern. Dazu muss auch die Qualität angehoben werden. Mehr Selbstentfaltung und Lernspaß für alle.


    Und was muss passieren, damit Menschen in Berufen, wie der Pflege, angemessene Arbeitsbedingungen bekommen?

    Löhne rauf, bessere Tarifverträge, flexiblere Arbeitszeiten in Sinne mehr Selbstbestimmung: Welche Schichten man arbeiten möchtet und Welche nicht. Mehrere verschiedene Arbeitsmodelle anbieten. Zum Beispiel, die Möglichkeit anbieten auf Kurzarbeit um das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit umzugestalten. Eigentümer von Pflegeheimen mehr in die Solidargemeinschaft einbringen. Spricht weniger Profit durch Alte und Kranke für sich einnehmen und stattdessen ihre eigenen Mitarbeiter mit Prämien wie Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld oder Betriebsfahrt belohnen. Ein Belohnungssystem ist so wichtig und motiviert die Mitarbeiter mit guten Gefühl hinzugehen zum Arbeiten.

  • Dass die Produktivität größer ist, wenn man weniger arbeitet, das kann ich bei mir für mich nicht sprechen. Ich würde aufjedenfall weniger schaffen, wenn mir 2 Stunden fehlen.

    Ich glaube, das ist ein großer Rechenfehler, den man gerne macht. Vor allem bei Jobs, wo man recht gut fertige Aufgaben sehen kann (Produktion z. B.). Die Sache ist die, wenn du bei zwei Stunden weniger nicht mehr alles schaffst, dann hast du schon zu viel zu leisten und musst gleichbleibend Leistung bringen, um auf Dauer immer alles zu schaffen. Nicht nur an dem Tag, nicht nur in der Woche, sondern permanent über Jahre, wenn es ein langfristiger Job ist. DAS geht auf Dauer nicht gut. Das sieht man ja an unseren typischen "Volkskrankheiten" wie Rückenprobleme oder Burn-Out (und mehr), die uns auch Produktivität kosten, was du hier nicht mitzählst. Ich kenne das selber aus der Produktion, dass wenn alle Mitarbeitenden am gleichen Strang ziehen, sie ihre Produktivität (z. B. die geschaffte Stückzahl) bewusst im Durchschnitt halten, weil jeder weiß, dass mehr auf Dauer nicht haltbar ist, auch wenn man temporär mehr leisten könnte. Wir wissen, es passieren mehr Fehler (die behoben werden müssen = kostet Zeit/Produktivität), die Arbeit wird langsamer (wieder eingebüßte Produktivität). Wechselst du deine Perspektive jetzt so, dass diese kürzere Arbeitszeit dafür sorgt, dass wir dafür täglich mehr gute/volle Leistung bringen, dann kannst du auch auf die gleichen Ergebnisse kommen.

    Ansonsten ist es natürlich auch eine Aussage auf die Mehrheit, nicht auf jeden Einzelnen. Unsere Forschung zeigt, dass wir nur begrenzte Kapazitäten haben, bevor wir wieder ruhen müssen. Wenn du da eine Ausnahme bist, ist es natürlich super, weil du dich weniger hart tun wirst. Aber es ist auf dem Gesamtbild gerechnet nicht relevant. Meine persönliche Anekdote ist (ich arbeite als Coach/berufliche Referentin), dass als ich mal wegen zu viel übrig gebliebenen Urlabstage drei Monate lang immer Freitags frei hatte, ich die übrigen vier Tage meine Kundschaft viel besser und energiegeladener unterstützen konnte, während ich normalerweise schnell ausgelaugt bin, da mein Beruf intensiven Kontakt und Kommunikation abverlangt. Auch meine Kundschaft, die nicht immer freiwillig zu mir kommt, ist ganz anders motiviert, wenn ich nicht die vollen Tage durchziehe, sondern auf die Kapazitäten der Leute eingehe.


    Was ich aber ergänzend noch zum Startpost sagen wollte (soll dem also nicht widersprechen), weil ich das öfter in verschiedenen Themen las: Es ist nicht nur die jüngere Generation, die das langsam so sieht und sich "verweigert". Auch die alte Generation, die witzigerweise auf junge Leute schimpft, sitzt dann bei mir im Büro und hat genauso Ansprüche (was ich nicht negativ meine, weil das menschliche Ansprüche sind zum Thema Gesundheit und Work-Life-Balance). Denn "damals" hat sich die Arbeit noch gelohnt, jetzt sehen viele nicht, wofür sie die Leistung überhaupt noch bringen sollen. Es wird aber vermehrt auf jüngere Menschen geschimpft, weil a) ist das anscheinend eh normal, dass man auf die jüngeren Generationen schimpft lol (nicht zu ernst nehmen, nur eine scherzhafte Beobachtung meinerseits) und b) ist das eventuell auch ein Schutzmechanismus, weil es doch mittlerweile ein Privileg ist, dass man sich von nur einem Vollzeit-Lohn Haus und Familie leisten konnte und die eigenen Predigten den Kindern gegenüber, was Arbeitsmoral angeht, jetzt leider keine Substanz mehr haben. Privilegien fühlen sich nun mal schlecht an, wenn man die hat und über Themen spricht, wo andere diese nicht mehr haben und Gewohnheiten brechen wollen.


    Ich erwische mich sehr häufig dabei, dass mir im Grunde peinlich ist, überhaupt auf bestimmte freie Stellen aufmerksam zu machen, wenn da schon nur Mindestlohn steht und ich weiß, dass man sich 40 Stunden - meist sogar im freaking Wechselschichtbetrieb - körperlich abrackern muss. Wenn ich dann noch Menschen vor mir habe, die ewig viel Berufserfahrung haben oder akademische Abschlüsse, dies jedoch nichts wert ist und man "unten" anfangen muss, dann brichts mir eh immer etwas das Herz. Habe es an meinen Eltern gesehen, wie belastend das sein kann.

    Wie man die Gesamtsituation verbessert - keine Ahnung. Aber zumindest auf das genannte Problem bezogen, bin ich der Meinung, dass mehr praktische Chancen, leichter zugänglich und zielführend, gegeben werden sollten, anstatt fehlende oder nicht anerkannte Leistungen (Abschlüsse, Berufsefahrung) zu ignorieren, solang kein Zettel mit deutschem Stempel existiert. Und es sollte auch den Betrieben erleichtert werden solche Personen einzustellen, ohne Angst haben zu müssen, dass man Nachteile erhält oder Unkosten hat deswegen.


    Achja, vielleicht nicht das wichtigste, aber imo eine furchtbare kapitalistische Erfindung: bin dafür, dass man Stempeluhren abschafft. Nach allem, was ich dazu gehört und selber erfahren habe, sind das nur menschenunwürdige Instrumente, die gerne für "arbeitsmoralische" Ansprachen missbraucht werden oder, um Menschen irrational rumzuhetzen. Es gibt Jobs, wo minutengenaue Startzeiten relevant sind, aber das Ding wird einfach - vor allem in großen Unternehmen - bei jedem Mist eingesetzt.

  • Dass die Produktivität größer ist, wenn man weniger arbeitet, das kann ich bei mir für mich nicht sprechen.

    Ich kann da wiederum Cassandra und dem ersten Post deutlich beipflichten, je weniger Druck ich mir selber mache, umso produktiver bin ich.

    Wenn ich mir sage, dass ich 8 Stunden arbeiten will, arbeite ich max gegen 1. Dann bin ich ständig gereizt, abgelenkt und brauche Tage, um mich zu erholen, weil ich dann am Abend versuche länger zu arbeiten und das "Verpasste" zu kompensieren.

    Wenn ich mir hingegen sage "ich will nur X Stunden produktiv sein und nur, falls ich im Flow bin, mache ich mehr", geht es deutlich einfacher.


    Da musste ich auch akzeptieren lernen, dass ich 8 Stunden bei den gängigen Arbeitsbedingungen einfach nicht schaffe. Wenn ich aber konzentriert bin, bin ich recht schnell und gut, daher kann ich mir die "Pausen" auch erlauben. Trotzdem war es sehr ernüchternd, das zu lernen, vor allem, weil sich die "normalen" Arbeitstage wohl bald nicht ändern werden.


    Dazu kommt, dass meine Produktivität auch davon abhängt, wie viele Planänderungen es am Tag gibt, wie oft ich unterbrochen werde (braucht dann immer immense Willenskraft, wieder einzutauchen). Dann ist es noch abhängig, wie interessant es gerade ist, da ich mich leider mit jeglicher Sache, egal wie klein, extrem schwer tue, bzw. unheimlich viel Impulskontrolle und Wille brauche, um sie anzufangen, wenn sie mich nicht super interessiert. Ist leider ein Trait, den ich von Papa vererbt gekriegt bekommen habe und erst jetzt verstehe ich, warum er so stolz auf sich war, wenn er es z.B. geschafft hatte, den Boden zu putzen...


    8 Stunden schaffe ich, wenn ich den Tag im Voraus planen konnte und man mich in Ruhe lässt, ansonsten keine Chance.


    Ich hoffe, dass es dir eventuell aufzeigt, wieso Menschen, deren Hirn schwieriger zu motivieren ist, bei weniger Stunden deutlich produktiver sein können. Es ist nämlich nicht meine Wahl, nach gesellschaftlichen Standards "faul" zu sein (faul ist man eigentlich nur, wenn man es nicht ändern möchte) und meine Intelligenz kann das leider auch nur bis zu einem gewissen Punkt kompensieren.


    Arbeiten, wo motorisches Geschick gefragt ist, kann ich knicken, ich habe zwei linke Hände, d.h. ich brauche z.B. für eine Sache deutlich länger und die Qualität ist deutlich mieser als bei anderen Menschen. Das habe ich von Mama geerbt, aber im Gegensatz zu mir hat die eine Energie wie sonst was und boxt sich überall durch, bis es schneller (aber nicht unbedingt gut) klappt.


    Es fängt aber an der Schule an, da muss es schon anfangen, die Richtung vorzugeben und die Schüler auf diesen Wege zu unterstützen. Bei der Ausbildung muss mehr Wert gelegt werden. Leider bilden immer mehr Firmen nicht aus, das ist schlecht und muss sich ändern. Dazu muss auch die Qualität angehoben werden. Mehr Selbstentfaltung und Lernspaß für alle.

    Unser Schulsystem ist leider immer noch sehr altbacken, es ist extrem auf Gehorsam getrimmt und der Erfolg hängt weitgehend davon ab, ob man hinter sich Erwachsene hat, die einen unterstützen, sich das anzutun. Da sollten wir uns definitiv ein Häppchen von den nordischen Ländern abschneiden.


    Ein Belohnungssystem ist so wichtig und motiviert die Mitarbeiter mit guten Gefühl hinzugehen zum Arbeiten.

    Also manipulierende positive Verstärkung?

    Ich denke, dass Wichtigste ist, dass man Bedingungen schafft, die zeigen, dass der Arbeitnehmer wertgeschätzt wird, was zum Teil auch in Belohnungen geschehen kann.

    Bei uns wird z.B. grade viel Komfort (warmes Wasser, Klimaanlage 4 Grad höher, sodass Hund und ich es im Büro nicht aushalten) fürs Geldsparen gestrichen, was zeigt, dass wir nicht einmal das wert sind.

  • Ja, same.

    Ich muss mich immer selbst gaslighten in "Ding X macht Spaß und ist interessant" und das klappt auch schon recht gut. + meine Kalendererinnerung, die mich regelmäßig bullied.

    Es ist gut erst dann anzufangen, Musik, wenn man sich schon zehn Minuten davor eine Creepypasta oä. reinschmeißt und mitten im Hören beginnt die Aufgabe in der Wohnung zu erledigen. xD also zuerst kommt das Dopamin, dann wird die Arbeit dazugesellt.


    An sich ist auch nichts verkehrt daran. Menschen sind nicht darauf ausgelegt 8 Stunden vor'm Computer zu hocken und dort Dinge zu tun, die sie nicht interessieren, oder immer wiederkehrende Aufgaben, die keine Freude machen, zu erledigen... und mein nd Hirn sagt ich schon gar nicht lol.

    Ich habe auch keine Lust mich da unserer Gesellschaft "anzugleichen" und mich als weiteres Zahnrad in einem System zu sehen, das ich ohnehin nicht befürworte und einer Gesellschaft, die mir als Gesamtes recht gleichgültig ist.

    Man hat nur das eine Leben und hängt jetzt nichtmal davon ab ob man gläubig ist oder nicht, egal wie man das Nachleben sieht, sitzt man trotzdem das Leben auf Erden für etliche Stunden in einem Job ab, die sich wie eine Qual anfühlen.


    Nicht falsch verstehen, ich arbeite gerne und lerne noch viel lieber. Ich kann mich auch für etliche Stunden durchfokusieren und hab dabei auch Spaß, aber ich wäre wieder lieber wieder arbeitslos zb als einen Job auszuführen, in dem ich mich nicht wohlfühle oder dessen Aufgabe ich überhaupt nicht leiden könnte.

    Die Aufgabe meines Teilzeitjobs ist nun zwar auch nicht superspannend, aber wenigstens fühl ich mich wohl da und mein Chef ist menschlich und auch kein Micromanager, meine Professoren ebenfalls nicht.

    Dadurch, dass ich freiere Hand habe, ist er begeistert wie schnell ich meine Aufgaben erledigen kann und es ist auch okay, dass ich so etwa zwischen 8.30 bis 10.30 nunmal viel weniger leiste (oder im Home Office erst später beginne).


    Ich hasse diesen anscheinend ansteigenden Trend des Micromanagements und könnte darunter nur sehr schwer arbeiten und dieser Gedanke, dass man seine Mitarbeitenden auf Schritt und Tritt kontrollieren muss (da fallen auch Stempelkarten drunter), ist eine Konsequenz des kapitalistischen Systems alle Menschen in ein gleichgeschaltetes System zu pressen, in dem deine Individualität, deine Stärken und dein persönlicher Arbeitsstil unwichtig sind.

    Ein Kumpel von mir hat so einen Chef, furchtbar. Er muss sich sogar den Beginn und das Ende von Pausen eintragen, hat bisschen was von einem Gefängnis was er mir da alles erzählt hat lol.


    Die Annahme, dass Menschen hauptsächlich durch Gehalt motiviert werden (und dadirch der Mythos "niemand wird mehr arbeiten, wenn ein BGE eingeführt wird!"), ist auch haltlos, und es tut weh zu sehen wie bereits vielen Kindern jede Begeisterung zu lernen und in Zukunft zu arbeiten, ausgetrieben wird. Unser Schulsystem ist bereits darauf ausgelegt gute Arbeitende zu erziehen, nicht darauf die Interessen und Stärken von Kindern zu fördern.

    Menschen, die den für sich richtigen Job gefunden haben und dort gute Bedingungen vorfinden, arbeiten sogar sehr gerne, weil sie ihre Tätigkeit als sinnvoll ansehen und sie ihnen Freude bringt. "Alle sitzen faul rum, sobald sie BGE erhalten" ist einfach nur eine Lüge.

    In Wahrheit wird nur deshalb das BGE nicht eingeführt, weil sich Verdienende von Mindestlohn oder Menschen, die allgemein auch einfach schlecht an ihrem Arbeitsplatz behandelt werden, plötzlich zur Wehr setzen würden. Schließlich hinge ihre Existenz nicht mehr von ihrem Job ab.


    Der Vorwurf jüngere Generationen würden nicht arbeiten wollen, ist ebenfalls absolut haltlos. Wieso sollten jüngere Menschen weniger Interessen und Antrieb haben als all die Generationen in der Menschheitsgeschichte zuvor.

    Viele Menschen aus jüngeren Generationen haben bloß erkannt, dass sie im Late Stage Capitalism leben und ihr Leben nicht nur Tätigkeiten opfern müssen, die sie nicht nur nicht interessieren, sondern auch häufig Hungerlohn dafür erhalten, über 40 Stunden arbeiten (was sie von dem abhält, das sie interessiert) und vielleicht vom Chef, Kund*innen etc. auch noch wie ein Boxsack behandelt werden.



    Ich hoffe, dass es dir eventuell aufzeigt, wieso Menschen, deren Hirn schwieriger zu motivieren ist, bei weniger Stunden deutlich produktiver sein können. Es ist nämlich nicht meine Wahl, nach gesellschaftlichen Standards "faul" zu sein (faul ist man eigentlich nur, wenn man es nicht ändern möchte) und meine Intelligenz kann das leider auch nur bis zu einem gewissen Punkt kompensieren.

    Nach der Definition wäre ich schon faul, aber ich bin stolz darauf. xD

    Dieser Drang Menschen zu ändern, vor allem wenn es auf diese "Selbstoptimierung" geht, unterliegt oft auch nur den Wunsch alle in dasselbe System zu pressen bzw diesem Wunsch nach Optimierung.

    Hatte Glück einen Chef zu finden, der eben auch genauso tickt wie ich und das alles gut persönlich nachvollziehen kann.

  • Ich kann mir gut vorstellen, dass den Menschen im Laufe der Jahre viele Freiheiten genommen wurden, durch neue Regulierungen, Standards, Veränderungen und für mehr Profit weniger zu dürfen.


    Ich kenne noch Erzählungen, dass früher die Männer zur Mittagspause noch nach Hause gegangen sind. Da waren womöglich die Strecken nicht so weit, weil viele direkt im Dorf oder sonst in der Nähe arbeiten konnten. Heute frage ich mich, wie ich Essen holen und das zu mir nehmen innerhalb von einer halben Stunde manchmal hinbekommen soll. Und wehe man macht mehr Pause ohne dann die zehn Minuten oder so am Ende des Arbeitstages anzuhängen…


    Das ist nur ein Beispiel für weniger Freiheiten. Anderes Beispiel sind die Arbeitszeiten. Viele Betriebe haben sehr strikte Arbeitszeiten ohne Kernarbeitszeit mit gewisser Flexibilität, wann jemand kommen und gehen will, oder auch die Möglichkeit in Teilzeit zu arbeiten fehlt teilweise. Ich kenne Leute, die haben früher in Teilzeit gut Geld bekommen. Heute kommen teilweise Familien mit zwei normalen Vollzeitjobs kaum über die Runden.


    Mit Geld allein und sicherer Job oder so werden die Menschen heute weniger gelockt. Die Work-Life-Balance ist wichtiger geworden, weil vieles anstrengender und teurer geworden ist und uns das allein schon viel von der „Leichtigkeit“ des Lebens nimmt.

  • Ich kenne noch Erzählungen, dass früher die Männer zur Mittagspause noch nach Hause gegangen sind. Da waren womöglich die Strecken nicht so weit, weil viele direkt im Dorf oder sonst in der Nähe arbeiten konnten. Heute frage ich mich, wie ich Essen holen und das zu mir nehmen innerhalb von einer halben Stunde manchmal hinbekommen soll. Und wehe man macht mehr Pause ohne dann die zehn Minuten oder so am Ende des Arbeitstages anzuhängen…

    Ich kenn das noch von meinem Opa. Da kannten sich aber auch alle Arbeitskollegen, Das ist ein ganz anderer Lebensweg gewesen. Die sind fast alle gemeinsam zur Schule und haben in der Nähe voneinander gelebt. Dafür gabs ja Arbeitersiedlungen. Das war eher mehr ein miteinander leben als einfach nur Arbeitskollegen sein und auch wo man Essen gegangen ist kannte man die Leute.


    Heute muss alles effizenz sein und der Stress hat deutlich zugenommen. Viele Essen dann halt an ihrem Arbeitsplatz, weil das gemacht werden muss und dann geht es eigentlich schon weiter.

  • Ich kenne noch Erzählungen, dass früher die Männer zur Mittagspause noch nach Hause gegangen sind.

    Also das war bei meinen Eltern auch immer so (nur umgekehrte Rollen).

    Ist das heutzutage nicht mehr so?


    Viele Essen dann halt an ihrem Arbeitsplatz,

    Ich esse in der Stadt mit den Kollegen, damit meine Ernährung etwas abwechslungsreicher ist, da ich alleine keine Lust auf regelmässig "gut" kochen habe. und an sich ist es auch angenehm, wenn man mittags gemeinsam etwas plaudert.


    Nach der Definition wäre ich schon faul, aber ich bin stolz darauf. xD

    Stolz bin ich selber leider nicht drauf. Ich liebe es an sich eigentlich, in etwas hineinzutauchen und zu schaffen, sodass ich am Abend zufrieden mit mir selber sein kann.

    Ich hasse diesen anscheinend ansteigenden Trend des Micromanagements

    Gefühlt ist das für Manager die Lösung, sich selbst beschäftigen zu können.

    Unter Micromanagement wird es mir zu stressig.


    War mitunter ein Grund, wieso ich dann aus meiner vorigen Firma raus bin. Da mussten wir plötzlich alles tracken lassen, wir wurden auf Teams abgehört und weil der deutsche Chef den Italienerhumor nicht verstand, dachte er, die würden in der einen Gruppe über unsere Kollegen lästern und well... das Konfliktlösegespräch, obwohl es keinen Konflikt gab, war awkward und zeigte eben auf, dass all unsere Nachrichten gelesen wurden, sodass es uns Zahnräder näher zusammenschweisste.

  • Heute frage ich mich, wie ich Essen holen und das zu mir nehmen innerhalb von einer halben Stunde manchmal hinbekommen soll. Und wehe man macht mehr Pause ohne dann die zehn Minuten oder so am Ende des Arbeitstages anzuhängen…

    Ganz ehrlich ich frage mich wirklich, wie andere Leute das hinbekommen. Wir haben ab 7 Stunden Arbeitszeit eine Stunde Pause und bei allem unter 6 Stunden eine halbe, bei einer zehn Stunden schicht dürfen wir sogar mit Absprache eineinhalb Stunden Pause machen und ich bin da auch froh drum. Denn alleine während der Arbeitszeit schnell in den Supermarkt, oder zum Bäcker zu gehen kostet mindestens 10 bis 15 Minuten, die man sich dann eigentlich nicht mal erholen kann. Insbesondere bei mir, wo ich ja ohnehin nur stehen darf. Und ich habe halt das Glück, in einem Center sehr Zentral zu arbeiten, der nächste Rewe ist ja nur zwei Minuten Fußweg entfernt. Ebenso wie andere definitiv nicht selbstverständliche Sachen, wie Klimaanlagen ect.

    Eine Sache, die ich da auch oft gehört habe, warum einige auch nicht noch mal raus gehen und Essen kaufen wollen ist, weil sie dann während sie durch den Laden gehen angesprochen werden, von Kunden (ja das passiert mir auch, aber ich sage dann ich hab Pause). Heißt also, im Einzelhandel musst du dann unter Umständen auch noch mal etwas Zeit draufrechnen dafür, dass die Person sich schnell umzieht. Und btw, Essen am Tag davor, oder am Morgen zubereiten, wie seh ich aus? Morgens steh ich immer so kurz vor knapp auf, da kann ich es nicht, Abends danach hab ich keine Lust und das Essen wird labrig. Häufig kann ich ja ohnehin erst spät essen, somit ist dann häufig das, was ich so gegen 21 Uhr noch mache meine erste, warme Mahlzeit am Tag.

    Dann ist natürlich auch noch die Sache, dass ich zum Beispiel, in meiner Pause Ruhe will und es nicht immer gegeben ist, dass du komplett Ruhe hast, weil Leute in den Pausenraum kommen. Bei einer Stunde mag das verschmerzbar sein, aber wenn dann jemand noch 10 Minuten von deiner Pause irgendwelche Sachen aus dem Büro holen muss und du im Grunde nicht alleine bist, ist die ja eigentlich schon wieder rum.

    Und dieses unnötige Guild Trippen, oder auch drängen wenns noch so 1 - 2 Minuten von der Pause übrig sind, hasse ich auch. Hatte das schon öfter, dass mir in meiner Pause schon Dinge erklärt wurden, die ich dann machen soll, aber ich hatte halt noch fünf Minuten und nur weil ich irgendwie aufgestanden bin hat das wohl signalisiert, dass ich fertig bin.

    Ich esse in der Stadt mit den Kollegen, damit meine Ernährung etwas abwechslungsreicher ist, da ich alleine keine Lust auf regelmässig "gut" kochen habe. und an sich ist es auch angenehm, wenn man mittags gemeinsam etwas plaudert.

    Ich find das so interessant, aber denke, das ist auch stark Jobabhänig, weil für mich gibts nichts schlimmeres, als nicht einfach alleine Pause machen zu können. Wenn man mal im Weihnachtsgeschäft sich den Pausenraum theoretisch teilen muss, geh ich immer woanders hin. So hart keinen Bock mit Leuten zu reden haha. Vorallem jedes mal in der Pause essen zu gehen, ist das nicht auch teuer? Also so warm fancy essen.

    Also das war bei meinen Eltern auch immer so (nur umgekehrte Rollen).

    Ist das heutzutage nicht mehr so?

    Also ich kenne spontan keine Person in meinem Umfeld, die in der Pause mal eben nach Hause fahren könnte. Die meisten kommen ja nicht mal aus der selben Stadt. Vor allem nicht, wenn die gesetzliche Pause ne halbe Stunde ist. Keine Ahnung tbf ob das früher mehr war. Würde sogar behaupten, dass Pendler allgemein deutlich zunehmen.

    » Kokuna bewegt sich kaum, wenn es an einem Baum haftet.

    In seinem Inneren jedoch regt sich einiges, da es sich auf seine bevorstehende Entwicklung vorbereitet.

    Dabei wird seine Schale sehr heiß. «

  • Ich esse in der Stadt mit den Kollegen, damit meine Ernährung etwas abwechslungsreicher ist, da ich alleine keine Lust auf regelmässig "gut" kochen habe. und an sich ist es auch angenehm, wenn man mittags gemeinsam etwas plaudert.

    Ist auch besser so mach ich auch so aber ich seh halt auch viele dann noch während der Pause über Arbeit brüten oder Anrufe entgegennehmen. Die haben null Entspannung und so wirken die auch.

  • Viele Essen dann halt an ihrem Arbeitsplatz,

    Ich esse in der Stadt mit den Kollegen, damit meine Ernährung etwas abwechslungsreicher ist, da ich alleine keine Lust auf regelmässig "gut" kochen habe. und an sich ist es auch angenehm, wenn man mittags gemeinsam etwas plaudert.

    Kommt drauf an, ob man richtig essen geht. Täglich richtig essen zu gehen ist halt auch sehr teuer. Ich esse mttags meistens einen gefüllten Kornspitz, Weckerl oder so und damit hab ich eigentlich genug. Das sind dann ca. 3.00-3.50 € pro Tag, die ich für Mittagessen ausgebe. Sonst esse ich aber auch bei der Arbeit nebenbei was Kleines wie einen Apfel oä.


    Wir haben auch in der Mittagspause eingeführt, dass man zehn, fünfzehn Minuten vor'm Essen dranhängt und sich einfach bewegt, aka für kleine Sportübungen. Zumindest hier und da. Zuerst musste ich meinen Chef auch etwas zu seinem eigenen Glück zwingen, jetzt ist er tatsächlich glücklich damit, aka er macht mit. xD



    Nach der Definition wäre ich schon faul, aber ich bin stolz darauf. xD

    Stolz bin ich selber leider nicht drauf. Ich liebe es an sich eigentlich, in etwas hineinzutauchen und zu schaffen, sodass ich am Abend zufrieden mit mir selber sein kann.

    Das natürlich, aber ich meinte deine Definition "faul ist nur jemand, der sich nicht ändern will", aber ich möchte nunmal meine Arbeitsweise und vieles anderes nicht ändern.

    Klarerweise ist es durchaus im Bereich des Möglichen, hab das früher auch öfter getan, aber warum sollte ich.



    Das ist nur ein Beispiel für weniger Freiheiten. Anderes Beispiel sind die Arbeitszeiten. Viele Betriebe haben sehr strikte Arbeitszeiten ohne Kernarbeitszeit mit gewisser Flexibilität, wann jemand kommen und gehen will, oder auch die Möglichkeit in Teilzeit zu arbeiten fehlt teilweise. Ich kenne Leute, die haben früher in Teilzeit gut Geld bekommen. Heute kommen teilweise Familien mit zwei normalen Vollzeitjobs kaum über die Runden.

    Was mich auch extrem stört ist, dass es in der Gesellschaft für die meisten Arbeiten Normalität geworden ist früh aufzustehen, früh zu arbeiten zu beginnen und das acht Stunden durchzuziehen. Ich kenne das von anderen, die teilweise oder gänzlich im Homeoffice arbeiten, dass die sich unbedingt um 8 anwesend melden müssen und schon gelesen, dass der Arbeitscomputer den Curser und besuchte Seiten tracked. Absoluteles Yikes.


    Die Gesellschaft hat aber entschieden "mehr ist mehr" und geht auf work hard, not smart lol. Selbst wenn viele Leute die 8+ Stunden minus Pause nicht tatsächlich durcharbeiten, es sieht aber so aus, als würden sie lange und hart arbeiten.

    In Japan zb hat man das perfektioniert, indem sich alle gegenseitig ein schlechtes Gewissen machen und denjenigen blamen, der ohne Überstunden zu machen als Erstes den Arbeitsplatz verlässt. Du leistest aber nicht mehr, nur weil du dann 10, 11 Stunden dasitzt.



    Tatsächlich ist es so, dass viele Studien bewiesen haben, dass wir, wenn wir weniger arbeiten müssen, produktiver sind. Länder, die großflächig 30 Stunden- oder 4 Tage Wochen probiert haben, haben festgestellt, dass die Produktivität der Arbeitenden dadurch nicht weniger, in einigen Fällen sogar mehr wurde. Dies ist auch nicht verwunderlich, da wir ebenfalls wissen, dass die meisten Leute, die Büroarbeit verrichten, an einem 8 Stunden Arbeitstag selten mehr als zwei Stunden konzentriert arbeiten. Denn das menschliche Gehirn ist nicht darauf ausgelegt, acht Stunden in einem Büro einen Bildschirm anzustarren.

    Wenn wir über Produktivität sprechen, dann sprechen wir darüber wieviel ein Arbeiter während der Arbeitszeit eigentlich schafft. Jeder Arbeiter hat ein anderes Arbeitspendium. Der eine ist etwas schneller und der eine etwas langsamer. Dass die Produktivität größer ist, wenn man weniger arbeitet, das kann ich bei mir für mich nicht sprechen. Ich würde aufjedenfall weniger schaffen, wenn mir 2 Stunden fehlen. Nur wenn man schneller und härter arbeitet wie ein 6-stündiger Marathon, wo man nach Arbeitsende wirklich im Eimer ist, dann schafft man es vielleicht. Das geht aber nur für kurze Zeit gut, langfristig geht man da kaputt. Nehmen wir das Beispiel Postbote. Ein sehr wichtiger Job, denn überall wird bestellt und das muss auch ausgeliefert werden. Wenn wir sagen, dass die Produktivität eines Postboten bei 100% sein soll, dann ist als Beispielvorgabe 20 Pakete in einer Stunde auszuliefern. Liefert man nur 10 Pakete aus, ist die Produktivität für die Stunde bei 50%. Also bei 8 Stunden mit je 20 Paketen ist die Vorgabe: 160 Pakete in 8 Stunden auszuliefern. Dann hat er die Produktivität von 100%. Wenn der Postbote jetzt 6 Stunden arbeiten soll und dazu noch produktiver als vorher sein soll, weil man mehr Motivation hat zu arbeiten, dann ist die Vorgabe nicht 20 Pakete die Stunde, sondern 22 oder 23 Pakete. Das heißt der Postbote muss über sein eigenes Limit gehen um die Vorgaben zu schaffen. Arbeitet die 6 Stunden ab, ist dafür eventuell noch fertiger als vorher mit 8 Stunden am Tag. Deshalb, bitte erklär mir wie das aussehen soll mit weniger arbeiten und dafür eine höhere Produktivität.

    Wenn Postbot*innen 25-30 Wochenstunden arbeiten, müssen sie nicht dasselbe in weniger Zeit leisten, es sollte dafür noch zusätzliche Leute angestellt werden. So ist das Modell auch vorgesehen.

    Außerdem geht es weniger um einzelne Arbeitstage, diese nordischen Modelle haben gezeigt, dass Arbeitnehmer*innen in einer 25-30 Stunden-Woche physisch und psychisch gesünder sind, sich weniger häufig krankmelden und es gibt auf Dauer weniger Feindseligkeit untereinander. Die Leute zeigen weniger mit den Finger aufeinander, wenn diese eben weniger Wochenstunden arbeiten oder momentan arbeitslos sind.


    Zudem muss man sagen, diese Arbeitsverträge wie wir sie heute kennen, wurden erst im Laufe der Industriellen Revolution eingeführt und hatten natürlich etwas Gutes für sich, weil die Arbeitenden damals extremst ausgebeutet wurden, aber es ist nicht der "natürliche Zustand", dass man jeden Tag dasselbe Maß an Leistung zeigen muss und 8+ Stunden arbeitet.


    Gerade Pflegepersonal zb. sollte sich auch nicht überarbeiten. Es wäre vorausschauend und intelligent zu wollen, dass das Pflegepersonal an jedem Tag gut erholt zur Arbeit kommen kann, aber das ist nunmal sehr selten der Fall, da viele Überstunden schieben und sehr ungünstig eingeteilte Dienste haben.

  • Hello. Ich arbeite seit über einem Jahr im Betriebsrat, in meinem Kita-Träger.

    Zum einen um nicht nur zu meckern, sondern selbst aktiv zu werden, zum Anderen einfach um einen Blick hinter den Kulissen zu haben.

    Zufällig hat es sich ergeben, dass genau zu meinem "Amtsantritt", dass wir uns mit anderen Betriebsräten zusammengeschlossen haben. Zum austauschen und über die eigenen Grenzen hinweg aktiv zu werden. Zum Beispiel sind wir mit der Senatorin für Bildung, Jugend und Familie in Kontakt getreten, um die fatale Situation, und zwar den massiven Fachkräftemangel im Sozialen Bereich zu erläutern und vielleicht zum umdenken zu bewegen. Dabei haben wir natürlich das Gehalt ins Spiel gebracht, Erzieher/Kind-Schlüssel, der immer mal wieder erhöht wird und die immer weiter steigenden Aufgaben.

    Leider ist dabei noch nicht wirklich was rumgekommen. Aber wir bleiben dran.


    Eigentlich wollte ich Euch aber folgende Nachricht zeigen, die uns heute ereilt hat.



    Ich muss dazu erklären wie es bei uns in Berlin lief bzw. läuft. Denn der Beruf der Sozialassistentin ist in jedem Bundesland anders geregelt.

    Hier in Berlin wurde die Sozialassistentin eigentlich als Unterstützung für die Erzieherin genutzt um Lücken zu füllen.

    Ich weis noch gerade zu meiner Anfangszeit durften die nichts, die waren wirklich nur ein zweites paar Augen im Raum. Eher als Helfer.

    Mittlerweile wurde das so aufgeweicht, dass die Träger/Kitas selbst entscheiden können, was eine Sozialassistentin tun darf. Bei unserem Träger ist das so, das sie wie Erzieher, alles machen dürfen, nur weniger Geld verdienen.

    Sprich Eingewöhnungen, Elterngespräche, Beobachtungen, und und und.

    Und da haperts doch schon. 2 Jahre Fachabitur im sozialen Bereich mit Schwerpunkten auf Pädagogik und Psychologie + 3 Jahre Ausbildung werden gleichgesetzt mit 2 Jahre Ausbildung und einem Hauptschulabschluss.

    Und nun zur Nachricht. Jetzt soll noch nicht einmal der Hauptschulabschluss das mindeste sein und wird einfach mit einem weiteren Jahr Ausbildung abgegolten (also 3 Jahre).

    Also anstatt den Beruf attraktiver zu gestalten, wird der Mangel an Fachkräften, auf dem Rücken unserer Jüngsten und der Bildung und Förderung Dieser ausgetragen. Vor allem kommt auf uns, in den nächsten 5 Jahren, ein riesiges Problem zu: Der Renteneintritt der Baby-Boomer-Generation.


    Versteht mich nicht Falsch. Ich finde das schön, dass Leuten die vielleicht sprachliche Probleme haben, oder in der Schule es nicht einfach hatten, oder aus anderen Gründen einen Abschluss nicht geschafft haben, dass Diesen trotzdem die Möglichkeit gegeben wird, eventuell ihrer Passion nachzugehen und mit Kindern arbeiten können. Und ich bin mir sicher, dass nicht jeder diese Ausbildung schafft.

    Aber es ist einfach eine Entwertung meines Berufs. All die Jahre kämpfen wir dafür zu zeigen, dass wir eben nicht am Basteltisch sitzen und den ganzen Tag Kaffee trinken. Aber Ende des Tages kann wohl doch jeder mit Kindern bzw. Menschen arbeiten. :hmmmm:

  • Und nun zur Nachricht. Jetzt soll noch nicht einmal der Hauptschulabschluss das mindeste sein und wird einfach mit einem weiteren Jahr Ausbildung abgegolten (also 3 Jahre).

    Also anstatt den Beruf attraktiver zu gestalten, wird der Mangel an Fachkräften, auf dem Rücken unserer Jüngsten und der Bildung und Förderung Dieser ausgetragen. Vor allem kommt auf uns, in den nächsten 5 Jahren, ein riesiges Problem zu: Der Renteneintritt der Baby-Boomer-Generation.


    Versteht mich nicht Falsch. Ich finde das schön, dass Leuten die vielleicht sprachliche Probleme haben, oder in der Schule es nicht einfach hatten, oder aus anderen Gründen einen Abschluss nicht geschafft haben, dass Diesen trotzdem die Möglichkeit gegeben wird, eventuell ihrer Passion nachzugehen und mit Kindern arbeiten können. Und ich bin mir sicher, dass nicht jeder diese Ausbildung schafft.

    Aber es ist einfach eine Entwertung meines Berufs. All die Jahre kämpfen wir dafür zu zeigen, dass wir eben nicht am Basteltisch sitzen und den ganzen Tag Kaffee trinken. Aber Ende des Tages kann wohl doch jeder mit Kindern bzw. Menschen arbeiten. :hmmmm:

    Also ich bin nicht ganz in den ganzen Dingen drinnen von Einwanderern, Flüchtlingen oder anderen Leute die von außerhalb Deutschland bzw EU kommen, aber ich vermute, dass bei solchen Leuten nicht alles immer anerkannt wird und man diesen Leuten damit auch eine Chance geben möchte. Klar nimmt es damit auch den Anreiz von aktuellen Schülern sich zu bemühen einen Abschluss zu machen, wenn man so "einfach" an eine Ausbildung rankommt oder gar einfach Leute die Langzeitarbeitlos sind in diese Maßnahme schickt um den Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ich hatte während meiner Laufbahn auch schon mal überlegt gehabt, ob ein sozialer Beruf (auch in Richtung Erzieher oder ähnliches) nicht was für mich wäre, aber ein Praktikum zu bekommen hat sich schon als sehr schwer erwiesen. Ich wollte ja nicht einfach blind irgendwas machen und dann im nachhinein doch wieder da stehen, wo ich vorher stand. Ich kann dabei aber voll und ganz verstehen, dass man als Fachkraft, welche mit Abi + Studium und so weiter, sich schon "veräppelt" vorkommt, wenn man sowas ließt.

  • Wo ist es denn schlimm, wenn man anstatt einen Hauptschlussabluss noch ein Ausbildungsjahr drauflegt? Es ist ja nicht so, als ob gar keine Ausbildung mehr nötig wäre und ob jemand diese die Ausbildung schafft und mit Kindern umgehen kann, wird wohl kaum von ehemaligen Schulnoten und dem ehemaligen Schulabschluss abhängen.


    Und da haperts doch schon. 2 Jahre Fachabitur im sozialen Bereich mit Schwerpunkten auf Pädagogik und Psychologie + 3 Jahre Ausbildung werden gleichgesetzt mit 2 Jahre Ausbildung und einem Hauptschulabschluss.

    Ja, nur dass im Fachabitur so gut wie immer, auch Fächer wie Mathematik und co. noch drin sind, und die in der Oberstufe nicht mehr für jeden etwas sind.


    Die Möglichkeit eine Ausbildung für soziale Berufe machen zu dürfen, nur für Maturant*innen zu gatekeepen sollte einfach nicht sein, wobei es für viele Migrant*innen auch eine große Hürde ist die Matura zu absolvieren. Wir hatten an meiner Oberstufe fast nur Österreicher*innen und ein paar Leute mit Migrationshintergrund, die seit ein, zwei Generationen hier sind.

  • Bastet Na habe ich doch gesagt.

    Weil 5 Jahre Vorbereitung auf die Arbeit mit Kindern, mit den Schwerpunkten auf Pädagogik und Psychologie.

    Eine Abschlussprüfung, Facharbeit und Kolloquium, gleichgesetzt werden mit 2 Jahre Ausbildung. Bzw. jetzt bald 3 Jahre weil jetzt brauch man nichts mehr.

    Es wäre an sich ja kein Problem, wenn die Rolle des Sozialassistenten so geblieben wäre wie sie einmal war...die eines Assistenten. Hab ja auch geschrieben, dass Kein Abschluss nicht heißt das man unfähig ist.


    Ich hab ein Führerschein, darf ich jetzt auch Bus fahren? Nein. Darf der Hausarzt den Tumor am Gehirn entfernen? Nein.

    Warum darf ich nach 2 Jahren Ausbildung in Elterngespräche gehen? Eventuell Diagnosen machen? Mit Jugendämtern ins Gespräch gehen?

  • Es wird ohnehin zu viel Wert auf eine Notenbildung gelegt, ob Leute wirklich gut in ihrem Beruf sind, wird letztendlich nicht durch den Abschluss entschieden.

    Von daher finde ich das eigentlich eine sehr gute Sache.

    Es geht aus deinem Beitrag nicht so hervor, aber solange dabei natürlich in der Ausbildung wert auf Pädagogik und Erziehung gelegt wird, passt das doch. Wozu braucht man großartig Fachabitur?

    » Kokuna bewegt sich kaum, wenn es an einem Baum haftet.

    In seinem Inneren jedoch regt sich einiges, da es sich auf seine bevorstehende Entwicklung vorbereitet.

    Dabei wird seine Schale sehr heiß. «

  • Fun Fact, das Ausbildungssystem ist letzten Endes auch nur ein System, das auf Ausbeutung ausgelegt ist. Das Ausbildungssytem ist letzten Endes darauf ausgelegt, dass man billige Zusatzarbeitskräfte in einem Betrieb hat. Klar, wer gerade mit einem Job anfängt, der kann noch nicht so viel, wie jemand, der ein paar Jahre darin arbeitet - aber es ist auch immer wieder die Frage, wie viel Fähigkeiten die auszubildende Person mitbringt. Wenn ich allein an die Menge an Arbeit denke, die ich in meiner Ausbildung de facto unbezahlt vollrichtet habe......

  • Also anstatt den Beruf attraktiver zu gestalten, wird der Mangel an Fachkräften, auf dem Rücken unserer Jüngsten und der Bildung und Förderung Dieser ausgetragen.

    Zwar kann man hier mit "Jeder kann entscheiden, ob er/sie in der Kita arbeiten will.", aber ich verstehe, worauf du hinaus willst. Mit diesem Mindset wird der Fachkräftemangel nur noch schlimmer.


    Ich bin ganz frische Erzieherin. Mir macht der Beruf Spaß, ich bin gerne im Kindergarten und ich kann mir durchaus vorstellen, in diesem Arbeitsfeld zu bleiben. Die Löhne sind gestiegen und spätestens seit dem Lockdown haben Erzieher endlich mehr Anerkennung bekommen. Wie die Ausbildung gestaltet ist, ist aber eine Katastrophe. Glücklicherweise habe ich mir mit dem Abitur die zwei Jahre Sozialassistenz sparen können und ich weiß auch nicht, wie motiviert ich gewesen wäre, fünf Jahre lang eine Ausbildung zu machen, in der ich während den Praktika nichts verdiene. Keinen einzigen Cent (ausgenommen natürlich teilzeit-schulisch und das Berufspraktikum zum Abschluss). In der Zeit hätte ich aber genauso gut das Studium zur Kindheitspädagogik o.ä. anfangen können, diese dauert nämlich "nur" im Schnitt sechs bis acht Semester.

  • Aber dann gibt es einfach eine künstlich erschaffene Barriere, an der die Person mit ihrer Art der Assistenzausbildung nicht mehr vorbeikommt. Man könnte halt noch Weiterbildungen im Laufe des Arbeitslebens dazulegen.

    Außerdem sollten "Diagnosen machen" ohnehin nur Psychiater*innen dürfen, wenn schon.

  • Es wäre an sich ja kein Problem, wenn die Rolle des Sozialassistenten so geblieben wäre wie sie einmal war...die eines Assistenten. Hab ja auch geschrieben, dass Kein Abschluss nicht heißt das man unfähig ist.


    Ich hab ein Führerschein, darf ich jetzt auch Bus fahren? Nein. Darf der Hausarzt den Tumor am Gehirn entfernen? Nein.

    Warum darf ich nach 2 Jahren Ausbildung in Elterngespräche gehen? Eventuell Diagnosen machen? Mit Jugendämtern ins Gespräch gehen?

    Nun ja, es ist ja nicht so, dass man direkt zu Anfang ein Elterngespräch führt. Erst recht nicht alleine. Die ersten paar Male bist du dabei und gehst danach mit der jeweiligen Fachkraft in den Austausch, klärst Verständnisfragen und wirst eben langsam an die Thematik herangeführt. Sprich, wie strukturiere ich ein Elterngespräch, wie gehe ich die einzelnen Punkte an, etc. Ich denke, wenn jemand, der "nur" die Sozialassistenz gemacht hat, interessiert daran ist, zu zweit oder irgendwann alleine ein Elterngespräch zu führen, steht da doch nichts im Wege, solange die Person den Job gut macht, professionell bleibt und das eigene Handeln regelmäßig reflektiert. Ich habe genug Erzieher kennengelernt, bei denen würde es mich als Mama grausen, ein Gespräch zu führen, weil jeglicher Respekt o.ä. grundlos fehlt. Empathie und Professionalität kannst du anhand einer absolvierten Ausbildung nicht messen. Ich muss zugeben, dass ich gerade ein bisschen sprachlos bin, sorry.


    Nachtrag: Mal davon abgesehen, dass du in der Erzieherausbildung nicht wirklich lernst, wie du ein Elterngespräch zu führen hast. Sicherlich, es gibt bestimmte Rahmenbedingungen die erfüllt sein müssen (rechtzeitige Absprache, gute Vorbereitung, ruhiger und sauberer Gesprächsraum, etc). Doch die grundlegenden Strukturen des Ablaufs variieren von Einrichtung zu Einrichtung, also verstehe ich nur noch noch weniger, wieso Sozialassistenten jetzt nicht berechtigt sein sollten, so ein Gespräch zu führen (?)