Saisonfinale
- 2014 / Runde eins -
Informationen / Vote
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Ähnlich wie im letzten Jahr gibt es auch dieses Jahr wieder eine bestimmte Anzahl an Punkten, die ihr den Texten geben könnt. Dabei ist es aufgrund der Berechnung der Gesamtpunkte mit der Formel wichtig, dass ihr alle eure Punkte verteilt. Dazu findet ihr weiter unten eine Schablone, die ihr zum Voten nutzen könnt. Des Weiteren sind Sympathievotes sowie Votes für die eigene Abgabe unerlaubt. Begründungen sind keine Pflicht, aber können geschrieben werden, sofern man möchte (ihr könnt euch als Hilfe unser "How-to-vote-Topic" anschauen). Votes mit Begründungen erhalten Punkte in der Votetabelle. Informiert euch ebenfalls in unserem Informations- und Regeltopic der Saison 2014.
ZitatEure Aufgabe in der ersten Runde besteht darin, ein Gedicht in Form einer Ballade zu verfassen. Die Ballade vereint die drei Dichtweisen Epik, Lyrik und Dramatik. Dies bedeutet für uns, dass sie die Form eines Gedichtes annimmt, jedoch eine Geschichte erzählt und durchaus Dialoge aufweisen kann. Die Themen in Balladen sind oft unterschiedlich.Thematisch hat sich eine Unterscheidung in die historische Ballade, welche ihren Inhalt aus der Geschichte bezieht, in die numinose Ballade, welche sich mit der Begegnung von Mensch und dem Übermenschlichen beschäftigt, und in die Ideenballade, welche den Sieg einer Idee über das Schicksalhafte oder Reale beschreibt, bewährt.
Der Stil einer Ballade kann variieren. Für mehr Informationen könnt ihr euch gerne hier erkundigen.
Der Vote läuft bis Sonntag, den 30.11.2014, um 23:59 Uhr.
Ihr dürft 7 Punkte verteilen. Maximal 4 an eine Abgabe. Bitte achtet darauf, dass ihr alle eure Punkte verteilt. Ihr müsst des Weiteren diese Punkte auf mindestens drei Abgaben verteilen.
Winterdornköniginnenzeit
Das Ende der Wälder, es naht mit dem Wind,
Was einstmals gegrünt, das zerfrisst nun die Zeit.
Es gibt keine Seel'n, die vor ihm sicher sind:
Der Vormarsch des Winters, den Frost im Geleit.
Wo eben noch Laubwerk von edler Gestalt,
Da färben sich Blätter zu leuchtendem Rot.
Wo eben noch Leben war in diesem Wald,
Da bringen nun Raureif und Nordwind den Tod.
Der Wind flüstert leise: „Vorbei sei der Tag,
Das Leben von einst werde fortan zu Staub;
Gehoben der Schleier, der über ihm lag,
Verweht wird der Odem und fallen das Laub.“
Durch Äste und Zweige und Buschwerk er strebt,
Mit frostigen Fingern durchstreift er die Welt.
Wo sein Ruf verhallt, da vergeht das, was lebt,
Kein Baum und kein Strauch, der ihm jemals standhält.
Der Reif flüstert leise: „Vorbei sei das Glück,
Das Leben von einst werde fortan zu Schnee.
Gesenkt wird der Schleier, es gibt kein Zurück:
Gefroren wird alles, ob Berg oder See.“
Durch Gräser und Gärten und Beete er zieht,
Sein eisiger Schritt hinterlässt rauen Frost;
Und wer es auch wagt und der Kälte entflieht
Ist doch niemals sicher, ob Süd oder Ost.
Der Raureif im Gras wird von Schritten gestört.
Den Winter im Atem, aus Schnee das Gesicht –
Von tödlicher Schönheit das Land wird betört:
Die Winterdornkönigin schreitet ins Licht.
Der silberne Mantel aus Mondschein gemacht;
Die Stiefel, der Schmuck sind gefertigt aus Eis;
Aus Frostblut die Lippen, der Körper aus Nacht,
Erhellt nur vom rein unerbittlichen Weiß:
Aus Raureif und Frost ward geschaffen ihr Herz,
Vom Nordwind beseelt, in der Kälte vereint.
Ein weißer Kristall bar von jeglichem Schmerz:
Ein Wesen, das nie eine Träne geweint.
Die Winterdornkönigin lacht und betritt
Die sterbliche Welt, wird geleitet vom Mond;
Der Nordwind ihr Bote, mit sicherem Schritt
Bereist sie das Reich, das sie fortan bewohnt.
Aus Frost wird ihr Schloss sein, ihr Thron aus Kristall,
Das Zepter gehauen aus Schneeflockenstein.
Eiskalt und unendlich wird werden der Fall
All jener, die wagen, ihr Gegner zu sein.
So wird sie regieren mit eiskalter Hand
Ein Reich, das allein ihrer Macht untersteht;
Und Nordwind wird streifen durch das kühle Land,
Sich holen all jenes, das ihr widersteht.
Doch dann, eines Tages, getragen vom Wind,
Ihr Reich wird gestürzt, wird ein Opfer der Zeit:
Geboren aus Wärme das südliche Kind
Wird bringen den Tag, sag, wann ist es soweit?
Ich will dir vertrauen
Der Himmel schien zu schreien.
Laut und deutlich konnte ich ihn hören,
konnte den dunklen Donner fühlen,
wie er alles andere verschluckte.
Schwarz färbte sich die Luft,
küsste sacht die Erde,
die darauf in brodelndem Feuer aufging.
Kurz, bevor sie verbrannte.
Das Grollen verschluckte das Weinen der Kinder,
die Blitze übertönten das Kreischen der Frauen,
die Flammen verschlangen die Körper der Krieger,
und doch war das alles nur der Anfang.
Wir waren so blind, dass wir es nicht erkannten,
dass wir die Zeichen nicht sahen.
Dabei waren sie so deutlich.
So wie Balders Tod.
Ironisch, wie still alles plötzlich ist,
dabei hat der Sturm nicht aufgehört.
Und doch dringt kein Laut an mein Ohr,
denn dein Lachen umfüllt meine Wahrnehmung.
Dein Lachen, deine Stimme, deine Worte.
Immer noch sind sie ein Teil von mir.
Ich halte sie in meiner Erinnerung,
denn sie sind alles, was mir von dir blieb.
Jetzt, wo der Tod seine Hand nach mir ausstreckt,
jetzt, wo mein Herz langsamer zu schlagen beginnt
und wo meine Augen sich mit Tränen füllen,
genau jetzt wünschte ich, du wärst hier.
So wie damals, als wir jünger waren.
Immer kämpften wir Seite an Seite.
Immer, wenn ich Fehler beging, warst du da.
Und ich wusste, du würdest mir helfen.
Du versprachst, ich könnte dir vertrauen,
und obwohl du der Gott der Lügen bist,
so hatte ich geglaubt, ich könnte es.
Ich hatte es mir gewünscht.
Laut ertönt das Grollen des Donners über mir,
holt mich zurück in das Hier und Jetzt.
Und doch bin ich nicht ganz hier,
das bin ich schon lange nicht mehr.
Ich wünschte, dir sagen zu können, was ich fühle,
ich wünschte, du wüsstest, dass ich leide,
dass ich Schuldgefühle habe,
weil ich dich nicht beschützte.
Ich hätte dich beschützen sollen,
so, wie du mich immer beschützt hast.
Doch ich tat es nicht
und ich ließ zu, dass sie dir weh tun.
Erst viel zu spät fing ich an, dich zu verstehen,
verstand, hinter deine Maske zu sehen,
denn hinter deinem schönen Lächeln
verbarg sich ein Herz voller Schmerz.
Niemand hat dich je verstanden,
niemand dich je vollkommen akzeptiert.
Nicht einmal ich...
Dabei war das immer dein sehnlichster Wunsch.
Plötzlich beginnt die Erde zu beben,
der Boden sich zu öffnen.
Erbarmungslos verschlingt ihr Blut Asen und Riesen,
so, als könnten ihre Schreie sie heilen.
Bedacht trete ich einen Schritt zurück,
doch hinter mir ist nur der Abrund.
Was kann ich also tun?
Was bleibt mir außer dem Tod?
Ich wurde zum Kampf geboren,
darf keine Angst haben,
keine Schwäche zeigen,
doch kann man gegen den Tod gewinnen?
Mein Arm fühlt sich schwer an,
Mjölnir in meiner Hand viel zu schwer.
Und so ergebe ich mich lächelnd.
Denn ich weiß, das ist das Ende.
"Du bist so dumm, Thor Odinson!
Öffne deine Augen und erblicke mich!
Wisse, dass du durch mich starbst!
Mich, deinen Bruder!"
Ich erstarre bei den Worten.
Nicht wegen ihrer selbst,
sondern, weil ich ihrem Ursprung nicht glaube.
Dachte ich doch, ihn nie wieder zu sehen.
Und doch steht er dort,
thronend auf dem Hügel stehend,
sein triumphierendes Lächeln gilt nur mir.
So wie schon immer.
"Loki."
Ich traue meinen Augen nicht,
nicht meinen Worten,
und doch besteht kein Zweifel.
"Du wirst sterben!
Ich habe Ragnarök beschworen!
Und niemand kann es aufhalten!
Nicht einmal ich selbst!"
Tief blicke ich ihm in die grünen Augen,
blicke hinab in seine Seele
und dort sehe ich sie;
Verzweiflung und Angst.
Langsam trete ich einen Schritt näher.
Schutzlos, wehrlos, lächelnd.
Er wird mich nicht töten.
Ich weiß es.
Sein Dolch blitzt gefährlich in seiner Hand,
er richtet ihn auf mich,
und doch komme ich näher.
Ich kann nicht anders.
"Du weißt, Loki, dass du auch stirbst?"
Keine Anklage ziert meine Worte,
nur Bedauern und Schmerz.
"Ja... ich weiß."
Achtlos fällt sein Dolch zu Boden,
all die unausgesprochenen Worte,
alles, was einst wichtig schien,
es fällt wie der Dolch.
Sacht lege ich meine Hand auf seine Wange,
er zuckt nicht, sieht mich nur an,
liest die Worte aus meinen Augen,
doch er wird sie dort nicht finden.
"Sag mir, was du willst..."
War seine Stimme je so brüchig?
War sie je so leise?
Ich weiß es nicht zu sagen.
Es gibt vieles, was ich sagen könnte,
vieles, was zwischen uns liegt.
Und kein Wort wird allem gerecht.
Nichts beschreibt meine Gefühle.
"Ich wünschte, ich könnte dir vertrauen."
Bedacht lege ich meinen Arm in seinen Nacken,
ziehe seinen Körper näher zu meinem,
er wehrt sich nicht.
Wild schlägt sein Herz in seiner Brust,
genauso wie meines, als er mir näher kommt.
Tränen zieren seine Augen.
"Das kannst du nicht!"
Bereuen werd ich Nimmermehr
Sag meinen Namen, schrei ihn hinaus in die stille Nacht
Die wiegt so tonnenschwer auf meinem Herz
Ich laufe im Kreis und such nach dem Sinn im Leid, was mich befällt
Mich geradewegs ereilt und einkesselt ohne Flucht im Blick
Sag, hörst du mein Schreien ohne Stimme
Hörst meine tonlose Suche nach dir
Ich höre sie in allem, was ich tue und je tat
In deiner Hand halte ich deine, ungeachtet der Schmerzen
Gewusst des Endes verdrängten wir, machten uns blind
Auf der ewigen Suche nach Zeit und nach Glück
Die verrinnten in unserem Stundenglas
Welches war gemacht aus des Schicksals Fäden
Doch ganz gleich, wie viele Fäden ich ersetzte
Alle, sie alle, zerfielen unter mir zu Staub
Die Angst umschloss mein Herz in zermürbender Stetigkeit
Zweifel kamen und gingen im Wind
Im kältesten Winter meiner Zeit, meinem Leben
Durchbrach ich den Bann um uns herum
Was ich fortan mein Leben nannt
War in Augen dieser Welt ein Gräul, ein Fehler allein
Der Tod sucht nicht, er nimmt lediglich
Dich zu retten war mein einziger Wunsch, mein einziger Traum
Doch keiner der hundert Götter erhörte ihn oder gab Antwort wider
So erschuf ich im Blut meinen eignen Gott
Bot ihm Opfer dar mit erhobenem Haupt
Die Rettung für dich wurd auf Sand aufgebaut
Aber es gab kein Vielleicht, nur ein Muss
Da war kein Weg zurück
Morde unter den Sternen dieser Stadt, blutig gefärbt
Stehe hier mit Kälte im Körper gefangen
Tod entlang dem Leben, Blut im Licht der Nacht
Erkämpfe mit Unrecht und Schuld die Zeit
Wieder zurück in deine Hände
Wenn tausend Seelen vergehen soll`n allein für dich
So reich mir die Waffe dieses erschaffenden Glücks
Ohne Sünde war mein Gefühl, ohne Schuld meine Taten
Und doch ward ich verurteilt für meine Liebe zu dir
Im Augenblick der Wahrheit entschied ich entgegen der Schuld
Mir die Lüge als Ausweg zu nehmen
Mein letzter Blick lag auf dir, wie du sahst blutiges Rot an den Händen
Die stets immer voller Zärtlichkeit zu dir war`n
So trat ich die letzte Runde an, hilflos im Kampf gegen Zeit und Schicksal
Aber wenn es war mein Schicksal
Aus Liebe zu dir zu sündigen
Mir Tod und Trauer auf die Schultern zu laden
Dann küsse ich deine kalte Wange ein letztes Mal
Gebe dir das Versprechen in meinem verlorenem Leben
Aber verlangt doch nie von mir, zu beichten meine Sünde
Die nie Sünde war in meinen Augen
Sagt eure bleichen Worte ohne Farbe
Droht mit euren Peitschen ohne Leder
Warnt mit euren leeren Briefen ohne Schrift
Lasst mich den Wettlauf mit der Zeit erneut laufen
Und straucheln, wenn ihr mich packt und sperrt in die Zelle
Und selbst wenn ich erneut verlier
Bereuen werd ich Nimmermehr.
Die Welt von oben
Die Wolken sind flauschig.
Man sitzt sehr bequem,
doch trotz aller dem
sind die Engel traurig.
Zwei sitzen da, allein.
Sie sollten mehr sein.
Dort unten wird Hass geschürt,
wo`s doch gerade brenzlig wird.
Tausende ließen den Mut sinken
und gaben zum Abschied ein Winken.
Die Himmelwachen
können nichts machen.
Der Erste Engel kann nicht glauben,
wie die sich selbst berauben.
Es belastet ihn schwer.
Deshalb fragt er:
„Freund, jetzt sag mir mal,
warum schneiden die die Erde kahl?
Die muss doch genau so bleiben,
sonst wird sich der Tod die Hände reiben.“
„Das liegt in ihrer Natur“,
sagt der Zweite,
„Lass sie nur.“
Doch der erste ist nicht zufrieden.
Gier und Geld ziehen sich an,
alles schlägt Alarm.
Viele werden zu Dieben.
So viel Schlechtes in der Welt,
wem das wohl gefällt?
Alles wird schlimmer,
hat denn keiner einen Schimmer?
Er kann nicht ruhig bleiben
bei dem, was die da treiben.
Keiner unten scheut.
So fragt er erneut:
„Freund, kannst du das glauben?
Haben die alle lockere Schrauben?
So herrscht auf der Erde
bald gähnende Leere.“
„Das liegt in ihrer Natur“,
sagt der Zweite,
„Lass sie nur.“
Es wird bedroht und angekeift.
Nach und nach
liegt die Welt brach.
Niemand ist gereift.
Und die armen Engel nun?
Der Erste möchte etwas tun.
Doch zu schwach für eine Tat
sucht er beim Freund Rat:
„Freund, was meinst du?
Lassen wir das zu?
Alle da unten müssen sterben.
Wie verhindern wir ihr Verderben?“
„Es liegt in ihrer Natur“,
sagt der Zweite,
„Lass sie nur,
ich suche das Weite.“
Flagbeard, der Schrecken der Meere
Der Mond geht auf, er leuchtet,
Silbern wie das Haar
Des Mannes, der still und leise
In die Taverne gekommen war.
Ihn kümmern nicht die Frauen,
Ihn kümmert nur der Rum.
Er sucht zu vergessen das Grauen,
Was beinahe ihn brachte um.
Glas um Glas versenkt der Alte,
In den Tiefen seines Schlunds.
Doch wird er Ziel der Neugier,
eines Jünglings trunken Munds.
„Hey, Alter, warum sitzt du alleine?“,
Ruft jemand durch den Raum.
„Komm lieber her und feire!
Was Bessres gibt es kaum.“
„Ich habe, beim Klabautermann!
Mehr gefeiert, als ich zählen kann.“
Nur einer der Trinker verzagt nicht.
Er setzt sich zum Alten, bestellt neuen Rum,
Will hören die Geschicht'.
„Erzähl aus deinem Leben, sei nicht bescheiden!“
Der Matrose drängt und drängt, der Alte kapituliert,
Er beginnt die Erzählung nach langem Schweigen.
„Nun denn, höre die Sage von Flagbeard,
Dem Seewolf.
Es begann hier, am Graphitport.
Als einfacher Matrose fuhr er zur See,
Verweilte nie lang an einem Ort,
Lebte zwischen Luv und Lee,
Bis er seine große Liebe traf.
Sie war eine Frau, so schön wie das Meer,
Viele Männer begehrten sie.
Flagbeard kämpfte um ihre Liebe und gewann,
Aber vertraut mit der Schifffahrt war sie nie.
Für sie blieb er dem Land verhaftet.
Wie sie sich die Zukunft malten!
Kinderreich, glücklich vereint,
Doch da, wo höhere Mächte walten,
Kommt das Gegenteil schneller, als man meint.
Ihr Glück währte nur allzu kurz,
Neider trachteten nach dem jungen Paar.
Nach dem Höhenflug folgte der Sturz,
Als Flagbeards Frau gefangen war.
Sie ward entführt, fort übers Meer,
Ihr Angetrauter folgte ihr.
Flagbeard war geschlagen, jedoch nicht besiegt,
Er verlor eine Schlacht, nicht aber den Krieg.
All sein Erspartes tauschte er ein,
Gegen eine Galeere, Männer, Waffen und Wein.
Mit eigner Mannschaft, eignem Schiff,
Zog er los, seine Geliebte zu retten,
Während er die Messer schliff.
Immer mehr drängte es seine Feinde,
Zu entehren seiner Liebe Pfand;
Um diesem Schicksal zu entgehen,
Starb Flagbeards Frau durch ihre eigne Hand.
Seine Wut ward nur vom Schmerz übertroffen,
Als er ihren bleichen Körper fand.
„Sie sollen sterben, sie sollen ersaufen!“
Brüllte er, von Gefühlen übermannt.
Er suchte die Mörder seiner Geliebten,
Schickte sie in die kalten Tiefen,
Flocht ihre Flaggen sich in den Bart,
Kehrt' selbst sich nun dem Bösen zu,
Und ging alsdann auf Kaperfahrt.
Die Ära des Schreckens hatte begonnen.
Zwar hatte er nun den Krieg gewonnen,
Doch welchen Preis zahlt' er dafür?
Liebe und Menschlichkeit spürt er nicht mehr.
Auf dem Meer war er zuhaus,
Trieb mit Wellen und Wind,
Die Häfen von Hoenn raubte er aus,
Bis er seine Bestimmung fand.
Eine Schatzkarte, vergilbt und uralt,
Versprach ihm unermessliche Macht.
Kyogre, Herrscher der Meeresgewalt,
Lebt tief unten in des Meeres Nacht.
Mit Salz in den Augen und knarrender Rah,
Das Steuerrad fest im Griff,
Durchsuchte Flagbeard die See fern und nah.
Bis ihm das Wasser aus allen Poren troff.
Niemand weiß, wie es geschah,
Doch plötzlich folgte ihm der Sturm.
Wo immer seine Crew gesichtet ward,
Gingen Regen, Donner und Hagel um.
Seine Mannen waren schrecklich,
Sein Säbel jahrelang gefürchtet,
Sein Schiff versetzte jeden Hafen in Angst.
Alles rennet, rettet, flüchtet,
Wo Flagbeard zeigt sein Angesicht.
Aber auch das dunkelste aller Herzen
Vergaß die wahre Liebe nicht,
Unter all dem Hass, den Schmerzen
Erschallt ein Hilferuf nach Licht.
Zehn volle Jahre nach seinem Verlust,
Kam die schicksalhafte Wende,
Zum zweiten Mal erlag Flagbeard einer Frau,
Und so ging die Herrschaft des Seewolfs zu Ende.“
Der Alte schweigt, sein Rum ist leer.
„Sagt mir eins, wo ist er nun?“,
Fragt der Jüngling, doch der Alte will gehen.
„Am Meeresgrunde wird er ruhen.
Die reißenden Stürme waren so stark,
Sie drohten ihn selbst zu vernichten.
Ob die neue Liebe, die er barg,
Ausreichte, um Flagbeards Leben zu retten?“
Er verlässt die Taverne, sein Bart weht im Wind,
Seine Gedanken wandern zu Frau und zu Kind.
Und auch, wenn er diese Welt verlassen wird,
War sein Leben lang und erfüllt.
Die gebrochenen Bande
In England zog das Grauen ein,
als Heinrich seinen Thron bestieg.
„Er wird beschwören noch den Krieg!“,
hört’ man das furchtsam’ Volk laut schrei’n.
So wurd’ als Teufel er bekannt.
Doch niemand fürchtete so sehr
wie Wesley seinen grausam’ Herr.
Zum Sklaven ward der Bub benannt.
Am Hofe herrschten Tanz und Trank,
der König sah die Sünden gern.
Nur Wesley blieben all sie fern,
als Sklave kannt’ er keinen Dank.
Ihm färbte Angst die Haut stets bleich.
Der kleinste Fehler, schnell gemacht,
beleidigte des Königs Pracht
und harte Strafe folgte gleich.
In Frankreich, da ging’s anders zu.
Prinz Martin, gütig auf dem Thron,
gab einem Jeden fairen Lohn.
Sein Herz war meist erfüllt von Ruh,
ihn zürnten Heinrichs Taten bloß.
Es ekelte ihn jederzeit,
wenn er erfuhr von neuem Leid
und bald war seine Wut sehr groß.
Zu dieser Zeit gab’s einen Mann
der alles für den Prinzen tat
und ihm sein ganzes Herz hingab.
Was ihm befohl’n tat er sodann:
Lowell wurd’ dieser Mann genannt.
Loyal, des Prinzens rechte Hand,
obwohl ihm ward der niedrig’ Stand
des Sklaven einzig zuerkannt.
So dauerte es nicht zu lang,
bis er nach seinem Sklaven rief,
der ohne Zögern zu ihm lief.
Der Prinz kurz mit den Worten rang:
„Lowell, die Treue geht so weit.
Kann kaum in die Augen blicken,
die ich plane fort zu schicken.
Sieh nur, wie Zweifel mich entzweit!“
„Mein Herr“, sprach Lowell ohne Hast.
„Geniert Euch bitte nicht vor mir.
Ich existier auf Erden hier,
nur Euch zu nehmen jede Last.“
So sprach der Prinz voll stiller Pein:
„Da Englands König mir verhasst,
hab ich diesen Entschluss gefasst:
Ein Königsmörder sollst du sein!“
Der Sklave war die beste Wahl,
denn ausgebildet war er gut.
Konnt’ reiten und war voller Mut,
konnt’ führen jedes Schwert aus Stahl.
So ungewöhnlich dies auch scheint,
Prinz Martin war’s, der ihn gelehrt,
weil Lowell ihn hat stets verehrt
und viel Talent in sich vereint.
Im Morgengrauen ritt er fort,
verließ die Heimat geschwinde.
Es zerrten warnend die Winde,
ihn zu halten an diesem Ort.
Voll Ehrfurcht starrte man ihn an,
sein weißes Ross, den stolzen Gang.
„Er ist sicher ein Mann von Rang,
womöglich gar ein Edelmann.“
Es zogen Tag und Nacht vorbei
und Wälder, Wellen und Wiesen.
Er sah Schiffe, groß wie Riesen
und träumte nachts von Heinrichs Schrei.
Die Ungeduld packte Lowell.
Bei jedem Schritt er neu ersann,
wie er würd’ töten den Tyrann.
Sein Pferd lief übers Lande schnell.
Und dann, nach so langer Reise,
erreichte er des Königs Schloss.
Verbarg sorgsam sein treues Ross.
In der Nacht schlich er sich leise,
mit unvergleichbarem Geschick,
in des Königs hohe Hallen.
Wild begann sein Blut zu wallen
und allzeit wachsam wurd’ sein Blick.
So huschte Lowell durch den Gang,
den König suchend ohne Ruh.
Doch plötzlich stieß ein Bub hinzu,
der zitternd gleich nach Atem rang.
Kein Zögern: Lowell zog sein Schwert.
Die Klinge dürstete nach Blut.
Da zügelt Wimmern seine Wut.
„Mein Herr, bin Euren Streich nicht wert.“
„Wer ist es, der kreuzt meinen Weg?“,
erklang das Wort aus Lowells Mund,
„Die Wahrheit tu’ mir besser kund,
dass ich mein Schwert beiseite leg’!“
Die Stimme hob das Kinde bang:
„Ich bin nichts, als des Königs Knecht
und nur zu dienen ist mein Recht.
So knie ich vor ihm schon recht lang.“
"Will deine Worte dir glauben,
drum lasse ich dich friedlich zieh’n.
Doch rate ich dir schnell zu flieh’n,
wird’ Heinrichs Leben heut rauben.“
Wesley vernahm es mit Staunen
und musste um Worte sich mühen.
„Soll dieser Funke nun glühen?“,
wagte er leise zu raunen,
„So bist, Fortuna, du mir hold?
Verheißt dein Rad mir endlich Glück?
Gibst du die Freiheit mir zurück,
oh Fremder, ich zahl jeden Sold!
Lass mich dir eine Hilfe sein.
Ich führ dich vor des Königs Bett,
dort liegt er reglos wie ein Brett.
Versenk in ihm das Schwerte dein!“
Und Wesley griff nach Lowells Hand.
Der dachte eine Zeit lang nach,
bevor er dann gewichtig sprach:
„Pass auf, dass du nicht knüpfst ein Band,
das du nicht wieder lösen kannst.
Verraten solltest du mich nicht,
sonst nehm’ ich dir dein Lebenslicht,
so wie du mir Verderben wünschst.“
So wie’s gedacht war’s schon getan.
Sie schlichen durch die Gänge schnell,
der Mond schien durch die Fenster hell
beleuchtete der Sklaven Plan.
Stets blieben sie den Wachen fern
und Wesley führte sie ans Ziel.
Es dankte Lowell ihm gar viel.
Er hatte ihn schon seltsam gern.
Im Raum lag König Heinrich da,
fast wie das Fleisch auf dem Tablett.
Ganz wie ein Held trat man ans Bett.
Das Ziel der Reise lag so nah.
Die Hand hob sich zum Todesstoß.
Perfekter Mord im Schutz der Nacht.
Zeit, zu beenden seine Macht.
Dann, plötzlich, brach die Hölle los.
Der Wachen Ruf ertönte laut
und schon riss man die Türe auf.
Entsetzt rief Wesley lauthals: „Lauf!“,
Doch Lowell hat kaum aufgeschaut.
Ihm klang Martins Befehl im Ohr.
Der König war längst hoch geschreckt,
die Laken war’n nicht blutbefleckt.
„Nun rühr dich schon, verdammter Tor!“
Erstarrt blieb er noch immer steh’n.
Wie lang kann doch die Zeit erscheinen!
Den Moment sollt’ er beweinen,
für ihn Gott um Vergebung fleh’n.
Denn als die Wache zu ihm trat
und seine Klinge blitzte scharf,
war’s Wesley, der sich vor ihn warf.
Erst das riss Lowell aus dem Schlaf.
Zornig trieb er sein Schwerte tief
in König Heinrichs Haut hinein.
Sogleich erfüllt’ die Luft sein Schrei’n
und Lowell um sein Leben lief.
„Hinaus, hinaus, solang mir sind
die Götter freudig zugetan!
Nur halb gelungen ist der Plan.
Hinaus, hinaus, schnell wie der Wind!“
Im Schloss herrschte Verwirrung nur,
als er die Heimreise begann.
Zur Eil trieb er sein Reittier an,
noch kein Verfolger auf der Spur.
Doch holt’ ihn früh die Trauer ein
um den schnell liebgewonn’nen Freund.
Zu schützen ihn hatt’ er versäumt,
so starb das junge Kindelein.
„Verzeih, ich konnte nicht bewahren
dein schlagend’ Herz vor dem Tyrann.
Bist länger nicht in seinem Bann,
mit den Engeln frei kannst fahren.
Will dem Herrn von dir berichten,
gleichwohl auch seinem großen Reich.
Als seist du einem Helden gleich,
soll man von dir Lieder dichten.“
Doch niemals kam es je so weit,
denn das, was ihm verborgen blieb
und in des Todes Arme trieb:
Es war noch nicht des Königs Zeit.
Der Stich, in solcher Eil gesetzt,
hat’ sich nicht in sein Herz gebohrt.
So fehlgeschlagen war der Mord,
er blieb zurück nur schwer verletzt!
Zu schnell folgte so der Befehl,
dem Meuchler seinen Kopf zu nehm’.
Er konnt’ sie schon von Weitem seh’n,
doch jeder Fluchtversuch schlug fehl.
Starb Lowell auch mit stolzem Blick:
Zwei Opfer war’n umsonst gebracht
und ungebrochen Heinrichs Macht,
wo er selbst leblos hing am Strick.
Spät erreicht’ den Prinz die Kunde.
„Warum nur schickte ich ihn fort?
So trostlos scheint nun dieser Ort.
Ach, wie sehr schmerzt diese Wunde.“
Da seine Wut nie mehr versiegt’,
begann er bald den grausam’ Krieg.
Für Lowell wollte er den Sieg,
der tot unter der Erde liegt.
Nur Leid bracht’s über die Lande:
Der Preis der gebrochenen Bande.
Der Preis der Magie
Der Wind peitscht über Wiesen rot
An diesem Ort, da war der Tod.
Die Szenerie so dumpf und schwer
Erfüllt von Hass, das Leben leer.
Doch in den Schatten kauert starr
Ein Kind, der Blick so blass und klar,
„Oh, Mutter, Vater, seid ihr hier?
Es ist so kalt, ach, kommt zu mir!“
Von seinen Klagen angelockt
Sich in die Näh‘ ein Wesen hockt,
Ein Lächeln kalt auf dem Gesicht,
„Du armes Kind, verzweifle nicht!
Ich kann dich retten und auch sie
Vertrau nur mir und der Magie:
Ich geb‘ dir wieder, was du liebst
Wenn du mir die Erlaubnis gibst.
Doch denk dran, dies hat seinen Preis
Den jeder zu erfragen weiß
Denn hole ich sie dir zurück
Lebst du ein Leben ohne Glück.“
Das Kind, die Tränen fortgeweint
Erhebt die Stimme. „Ach, es scheint
Als ob ich damit leben kann
Wenn ich sie seh‘ nur wieder dann.“
Und so erwirkt ganz zauberhaft
Das Wesen eine kühle Kraft,
Dass an dem Ort, der einst so leer,
Die Eltern kommen wieder her.
Ein Lächeln liegt auf dem Gesicht
Des Kindes, doch noch ahnt nicht,
Dass auf dem Weg nach Hause schon
Es zahlen wird den hohen Lohn.
Am Himmel ist ein Wolkenmeer
So finster, kalt und auch so schwer
Und dort wo die Familie klein
So steht, schlägt bald ein Blitze ein.
Er hätte treffen soll’n das Kind
Die Eltern rennen doch geschwind
Zu ihm, beschützen es so schnell
Doch sterben noch an Ort und Stell‘.
Erkenntnis trifft es da so klar:
Dies der Effekt des Zaubers war.
Es ist so traurig, dass bestimmt
Es dann sich selbst das Leben nimmt.
Und in der Ferne redet noch
Das dunkle Wesen: „Immer doch
Geht dieser Plan so völlig auf!“
So nahm das Schicksal seinen Lauf.
Der Zombie und der Diamant
Tief in dunk’len Erdenstollen,
wo jedes Licht schon längst verschollen,
sucht nach Juwel und Edelstein
der Zombie Zobiris ganz allein.
Alle Größen, Formen, Farben,
hinterlässt im Felsen Narben,
schlägt mit Kraft und bloßen Händen
seine Schätze aus den Wänden.
Setzt diese Suche immer fort.
Stößt eines Tages auf den Ort:
Eine Höhl‘, von Licht erfüllt,
und darin, in Glanz gehüllt,
von Rosenfarbe, hell und prächtig,
und der Schönheit übermächtig:
Diamant Diancie setzt in Brand
des Zombies Herz wie nie gekannt.
Ihr Blick lässt ihn sogleich verharren.
Er spricht: „Entschuldige mein Starren!
In Worte vermag ich nicht fassen,
was du hast aufleben lassen.“
Er tritt herein, an sie heran.
„Nimm von mir diese Gift hier an.“
Hält hoch mit Händen, ganz zerschunden,
den Edelstein, den heut‘ gefunden.
Sie sieht’s – und lacht ihn einfach aus:
„Du gräbst im Dreck, Tag ein, Tag aus,
bis du hast endlich entdeckt,
was Mutter Erde lang versteckt.“
Ballt die Faust und öffnet sie;
laut verkündet Diancie:
„Ich erschaffe Diamant, so klar,
so rein wie Luft, die er einst war.
Vor mir Rocara verneigen sich,
auch die Menschen vergöttern mich.
Meine Herrlichkeit ist allbekannt!
Bin der Rosendiamant.
Dein Bröckchen hier erreicht mich nicht.
Darum verschwinde, kleiner Wicht!“
Weist mit barschem Wink Zobiris
den Weg zurück zur Finsternis.
In Stollen zieht er sich zurück,
trauert ums verlor’ne Glück.
Ist von diesem Wahn befallen,
unter Steinen und Kristallen
zu finden jenen Gemmenstein,
der schön soll wie Diancie sein.
Denn wenn er einen solchen bringt,
der Funke auf sie überspringt?
Schürft sehr viel und gräbt sehr weit,
doch erkennt nach langer Zeit:
„Grüne, rote, blaue, gelbe,
ist doch stets genau dasselbe:
Smaragd, Rubin oder Saphir,
reichlich schön ist keiner hier.
Es scheint, um ihn zu finden,
muss zugrunde ich mich schinden!“
Daher alles, was er findet,
vor Frust im Schlund verschwindet.
Die Queste ist fast eingestellt,
ein Quarz ihm in die Hände fällt:
„Dieser Stein, an Schönheit reich,
kommt Diancie schon fast gleich!
Diese Farbe, dieser Schimmer;
solch einen find‘ ich niemals nimmer!“
Eilt mit rosenfarb’nem Stück
so schnell’s nur geht dorthin zurück,
wo er traf auf seinen Traum.
Doch was er sieht, das glaubt er kaum:
Ihr Glanz ist stark gedämpft,
hat gegen Pokémon gekämpft.
Mit Seilen und Ketten, sehr langen,
Menschen versuchen sie zu fangen!
Beim Anblick von Diancies Schmerz,
erfüllt die Wut Zobiris‘ Herz.
In seinem Zorn mit hellem Scheine
erstrahlen die verschlung’nen Steine.
Ungekannt, die Energien,
von Karfunkeln selbst verliehen.
Hebt den Schild ganz aus Rubin
zum Schutze vor Diancie hin.
Wie sie ihn sieht ruft sie heraus:
„Was tust du hier in diesem Graus?
Verschwind‘ sofort, ja lauf‘ davon!
Zu stark sind diese Pokémon!“
„Prinzessin, zu retten dein Leben,
würd‘ jederzeit das meine geben!“
Spricht’s und springt vor in die Schlacht,
verteidigt sie mit aller Macht.
Und bald, tatsächlich, ist’s geschafft,
vertreibt die Jäger mit der Kraft.
Doch dann der rote Schild zerbricht!
„Verlöschen wird mein Lebenslicht“,
sagt Zobiris, die Stimme schwer;
Diancie beugt sich zu ihm her.
„Nimm’s Juwel, das schön wie du,
so meine Seele findet Ruh‘.“
Stirbt so in ihren zitternd‘ Armen.
In Reue konnt‘ sie sich erbarmen,
weint um ihn allein im Stillen
und erfüllt den letzten Willen:
Quarzgefühl webt seidig‘ Flor,
der schöner ist denn je zuvor.
Magie, voll Elfeneleganz
und regenbogenfarb’nem Glanz.
„Hätt‘ ich nur früher rausgefunden,
was Zobiris hat empfunden!
Erkenntnis trifft mich mit Verheerung:
War nicht – altbekannt – Verehrung!
Nanntest mich Prinzessin,
sahst mich schöner, als ich bin.
Verzeihe mir, was uns gescheh’n …
Ich hoffe auf ein Wiederseh’n.“
Spielkindwünsche
Angesichts des Abendrotes
blickt der Mensch gen blauen Himmel,
hört der Mensch das klein Gewimmel
spürt der Mensch die lauen Lüftchen,
riecht der Mensch die sanften Düftchen,
isst der Mensch den Laib des Brotes
Leben.
Doch er versinkt in grauen Wellen.
An ihm beißt der Zahn der Zeit ein,
nein, er drückt ihn sich gleich ganz herein,
Stück für Stück und Stund‘ um Stunde,
im Geiste klafft die leere Wunde.
Die Seele sehnt sich nach den Schwellen.
Er möcht‘ sein Leben noch nicht geben.
Im Inneren ertönen Klänge:
„Höre Mensch, ich will dir zeigen,
nicht mehr auf der Welt zu weilen,
bringt dir nicht des Lebens Sinne.
Der Weg ist wie das Netz der Spinne,
führt durch alle düsteren Gänge
der Welt. Die Welt wird dir dein Leben daraus weben.“
Nun erklingt des Menschen Stimme:
„Höre Geist, ich hab‘ gesehen,
wie all‘ auf ihren Pfaden gehen,
doch meinem fehlte stets das Ziel.
In diesem Spiel will jeder viel.
Sieh, wie ich den Strom lang schwimme -
kann meinem Willen nichts mehr nehmen!“
„Dir fehlt der Weg und nicht das Ziel,
drum geb' ich dir dein Spiel,
entführe dich in eine Welt,
die für dich das Loch erhellt.“
Angesichts des Mondes Licht
blickt der Mensch gen Sternenhimmel,
sieht die Träume wie die Fliegen
auf ihrem Nahrungsgrund brachliegen.
Sieht das leuchtende Getümmel
Und fühlt wie eines kleinen Wichts
Augen.
Doch er versinkt im schwarzen Meer.
Vor ihm steh’n bekannte Wesen,
farbenfroh, dem Trainer treu.
Der Mensch erlebt die Kindheit neu.
Das Spielen hat ihn stets genesen.
Die Welt unendlich, der Kopf mal leer
und traut den Augen nimmermehr.
Von einem Sternenkind ertönen Klänge:
„Höre, Kind, ich will dir zeigen,
wieder auf der Welt zu weilen,
denn der Lebenssinn, der liegt bei dir,
bei den Freunden, Wünschen, Träumen,
die dich ein Leben lang verfolgen,
die du im Grau mal aufgegeben.
Nun ist es an der Zeit, sie zu beleben.
Fühl dich frei, find‘ dein Glück,
lerne spielen, Stück für Stück,
Stund‘ um Stunde wirst du sehen,
wie dir tausend Freuden aufgehen.“
Nun erklingt des Menschen Stimme:
„Höre Freund, mein Jirachi, ich hab‘ gesehen,
wie all‘ auf ihren Pfaden gehen,
und meiner hat erneut das Ziel:
Freude an des Lebens Spiel!
Sieh, wie ich meine Bahnen schwimme –
kann nach meinen Wünschen nehmen, geben,
leben.“
Lichterseelenernte
In funkelnder Nacht und mit Schwaden des Nebels
dort thronte der Grabstein der Tochter des Glücks.
Dressella, so hieß sie, und ob ihres Todes,
im Schatten der Eichen ihr Leben sie hält.
»Was tust hier?«, so tönte die Stimme des Geistes,
ein Nebulak!, sich vor ihre Stelle gestellt.
»Ich bin nur wie du, ein Geist und nicht mehr«,
sagt sie dann zurück und ihr Antlitz wirkt leer.
»Ein Geist bist du nicht, ein Streuner schon eher.
Ich habe genug von den Wesen wie dir,
sie kommen und gehen und stehlen und rauben,
die Gaben des finsteren Waldes von mir.
Wir bieten euch an, hier zu ruhen und sterben,
und sorgen dafür, dass die Steine nicht stauben,
doch fleh ich in Wehmut, erwartet nicht mehr.«
Das Rauschen des Windes im Laube wirkt zäh nur,
Dressella blickt traurig und fasst an ihr Herz.
Doch dünstig, so wirkte ihr Körper tatsächlich,
die Seele, sie blieb, doch ihr Leib ist verkehrt.
»Du irrst dich«, das sagt sie und weist auf die Schrift,
die Taten ihr's freudigen Lebens verehrt.
»Ein Wunsch ließ mich leben, doch auch nicht so ganz.
Nun bin ich allein, meinen Augen fehlt Glanz.«
»Ich sehe die Schrift, doch kann ich dir glauben?
Welch Wunsch könnte haben die Kraft dich zu heilen?
Am Leben zu lassen, selbst nach deinem Ende?
Dein Leib und den Geist ohne Rücksicht zerteilen?
Lass gehen und suchen, wer das dir getan,
ihn strafen und suchen dem Schicksal die Wende.
Wenn Wahrheit du redest, bist du nicht allein.«
Ins Dunkel des Pfades sie schweben hinein,
zu suchen das Dorfe der Jugend des Kindes,
wo sie hat gelebt bis zum Ende des Seins.
Dressella ist müd' doch die Freude wirkt ein:
»Dann seh' ich sie wieder!«, das ruft sie erfreut.
»Die Freundin fürs Leben, mein Xatu, mein Schein!«
Sie tänzelt und säuselt und singt in den Regen,
als sie sich hindurch durch die Pforten begeben.
»So möge es sein, und ich kehre zurück nun,
das Xatu, dein Freund, hat gewünscht dir das Leben.
So mächtig, so stark, dieses Wesen, oh wirklich,
doch ist's immer dunkel im Leben des Todes,
vergiss nicht, vergiss nicht! Du kannst zu mir kehren,
wenn du dieses Wunsches genug abgemessen.
Bis dahin, sei fröhlich, vergiss dein Gebein!«
Im Dorfe scheint Licht auf die Zinnen der Mauern,
Glücksseligkeit bricht aus den Stimmen und ruft,
Dressella ist hier nun, für immer und ewig!
Jetzt möge sie wirklich nicht wagen zu ruh'n.
Auch Xatu, das Tränen vergossen zu Bächen,
ist hier nun und gibt allen Mädchen zu tun.
Die Feier mag klingen! Das Leben! Die Freude!
»Auf dass ich nicht eine Sekunde vergeude!«
»Ich dank' euch, o Götter, ihr habt mich erhört«,
sagt Xatu, »ich bin euch im Danke ertrunken.
Doch was nun, die Jahre vergehen so rasch und,
oh weh, mein Dressella, ist's ohne mich nun?
Wie hat nur die Selbstsucht erblindet mein Denken!
War's wirklich an ihr mir die Zeit hier zu schenken?
So scheid' ich nun aus und mein Leben ist endlich.«
Der Kummer zerreißt jetzt das Herz uns'res Mädchens,
Verloren die Treue des Wohls und der Lieder.
So macht sie sich auf, jetzt nach all diesen Jahren,
zum Wald und zum Stein, dessen Namen sie trägt.
Dort sitzt auf dem Felsen, mit grinsendem Munde,
ein Gengar, das in seine Fäuste sich schlägt.
So kommt es ihr näher und pflückt ihr das Leben,
da sie endlich reif war ihr Leben zu geben.