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In diesem Thema habt ihr eine bestimmte Anzahl an Punkten zur Verfügung, die ihr den Texten im nächsten Beitrag geben könnt. Achtet jedoch darauf, dass ihr die Punkte, die euch zur Verfügung stehen, komplett ausschöpft. Votes, welche zu wenige oder zu viele Punkte enthalten, können leider nicht gezählt werden. Des Weiteren solltet ihr eure Punkte mindestens auf drei Texte verteilen, eure Wahl ausreichend begründen und natürlich nicht für eure eigenen Texte voten.
Es ist außerdem hilfreich, euch das "How to vote-Topic" anzusehen. Schreibt ihr in dieser Saison besonders viele Votes, habt ihr die Chance auf Medaillen. Weitere Informationen findet ihr hier: Informationen und Regeln zu den Wettbewerben.
Zitat von AufgabenstellungFabel
Auch außerhalb der uns so bekannten Menschenwelt gibt es interessante Geschichten zu entdecken, die sich von unseren eigenen vielleicht weniger unterscheiden, als wir zunächst denken. Eure Aufgabe in diesem Wettbewerb ist es, eine Fabel in Form einer kurzen Erzählung zu schreiben. Fabeln zeichnen sich vor allem durch symbolische Protagonisten aus, zwischen denen ein Konflikt entsteht. Am Ende folgt in der Regel eine Moral.
Ob ihr Tiere, Pflanzen oder Pokémon als Protagonisten wählt, bleibt euch überlassen. Lasst eurer Kreativität freien Lauf!
Und wenn ihr nichts abgebt, könnt ihr auch keine Punkte bekommen!
Ihr könnt 7 Punkte verteilen, maximal 4 an eine Abgabe
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Achtet dabei darauf, bei der Schablone zwischen Doppelpunkt und ID/Punktzahl ein Leerzeichen zu machen, damit die Auswertung über den Voterechner ohne Probleme erfolgen kann. Wenn ihr nicht wissen solltet, wie ihr eure ID herausfindet, könnt ihr dies unter anderem hier nachlesen.
Der Vote läuft bis Sonntag, den 01.05.2016, um 23:59 Uhr.
Ein Kryppuk erwachte und fand sich an einem unbekannten Ort wieder. Es wusste nicht, wo es war, oder wer es freigelassen hatte. War es ein Fehler gewesen, ein Versehen? Oder gar eine Falle? Kryppuk wusste nicht, was es tun sollte und wollte jegliche weitere Bestrafung vermeiden. Es stand lange Zeit still auf der Stelle und betrachtete seine Umgebung. Es befand sich in einer düsteren Höhle. Außer Kälte und Feuchtigkeit war dort nichts. Je länger es wartete, umso mehr fürchtete es sich davor, was geschehen würde, falls es sich denn bewegte.
Schließlich kam jemand zu ihm. Ein großes Zwirrfinst bewegte sich durch die Höhle. Kryppuk hatte panische Angst. Sollte es etwas sagen und damit eventuell den Zorn des großen Pokémon auf sich ziehen? Oder war es die beste Entscheidung, einfach weiter zu schweigen und sich nicht zu bewegen? Kryppuk entschied sich für letzteres und versuchte, sich nicht zu rühren. Doch vor Angst zitterte es so laut, dass das Zwirrfinst auf es aufmerksam wurde. Es steuerte auf das kleinere Pokémon zu und baute sich vor ihm auf. Mit dröhnender Stimme fragte es: ''Was tust du hier?''
Sofort stammelte der kleinere Geist eine Antwort und überschlug sich dabei: ''Ich weiß nicht, wo ich bin. Einst wurde ich zur Strafe eingesperrt. An diesem Ort bin ich aufgewacht.''
Zwirrfinst machte eine ausladende Handbewegung, welche die gesamte unwirtliche Höhle umfasste: ''Wenn du wach bist, wieso bewegst du dich dann nicht? Wieso stehst du weiterhin am selben Ort? Es gibt gewiss schönere Plätze, an denen du dich aufhalten könntest.''
Kryppuk nickte: ''Da habt Ihr gewiss Recht, doch was, wenn dies nur ein weiterer Teil meiner Strafe ist? Vielleicht werde ich geschlagen, wenn ich mich von hier fortbewege.''
Zwirrfinst nickte: ''Womöglich hast du Recht. Es ist deine Entscheidung, hier zu verweilen und die meine, weiterzuziehen.'' Mit einer Hand deutete es auf die Richtung, aus der es gekommen war. Dort konnte Kryppuk nun einen kleinen Lichtschimmer erkennen.
''Falls du dich aber doch entschließen solltest, diesen Ort zu verlassen, wirst du in dieser Richtung bald schon den Ausgang finden.''
Kryppuk bedankte sich für die gewonnene Information und verabschiedete sich von Zwirrfinst, welches kurz darauf schon nicht mehr zu erkennen war. Kryppuk starrte lange auf das Licht in der Ferne. Wie schön es doch wäre, unter der strahlenden Sonne verweilen zu können! Stattdessen stand es an jenem unangenehmen Ort, an dem es aufgewacht war. Und da wurde es sich ganz sicher. Das musste eine Strafe sein! Wieso sonst sollte es in der Finsternis stehen, umgeben von tropfenden Felsen, den Ausgang fest im Blick. Das konnte kein Zufall sein, jemand musste es mit Absicht hier postiert haben, damit ihm auch deutlich klar wurde, was ihm alles genommen worden war. Immer länger starrte es auf den Ausgang in der Ferne, doch traute es nicht den Mut, sich auch nur ein wenig zu bewegen.
Schließlich verlosch das Licht in der Ferne. Erst dachte Kryppuk, dass es womöglich Nacht geworden war, wie das draußen in der Welt so geschah, doch kurz darauf erkannte es, dass es sich geirrt hatte. Ein riesiger Körper flog rasch durch die Höhle und hatte beim Eintritt kurz das gesamte Licht verdeckt. In seiner goldenen Panzerung reflektierte sich der Schein der zurückgelassenen Welt außerhalb. Das lange Pokémon schlängelte sich durch die Luft und lachte dabei laut und hämisch. Dieser Lärm erschrak das Kryppuk sehr. Was, wenn der Lärm seine Peiniger herbeilockte? ''Oh bitte,'' flehte es eilig, ''seid nicht so laut, edles Pokémon!''
Das Geschöpf entdeckte das kleine Gespenst, flog in einem Kreis um es herum und landete schließlich vor ihm. Mit krächzender Stimme sprach es: ''Wieso sollte ich, das freie Giratina, aufhören zu lärmen? Ich tue, was ich will und lebe, wie ich will. Wenn mir der Sinn nach Lärm stünde, würde ich mit Leichtigkeit die gesamte Höhle erschüttern.''
Dies erstaunte Kryppuk sehr: ''Aber hast du denn nicht Angst, dass du bestraft wirst, wenn du einen Fehler machst?''
Wieder lachte Giratina laut: ''Wenn meine Taten jemandem ein Leid zufügen, soll man ruhig versuchen, mich einzufangen. Ich bin groß und stark und äußerst schnell. Bisher ist es niemandem gelungen. Und, wenn mich nie jemand bestraft, bin ich dann wirklich schuldig? Ich selbst sehe mich nicht als Übeltäter. Solange mich niemand fängt, bin ich ein freies Pokémon und kann handeln, wie ich will.''
Dies erstaunte Kryppuk: ''Sag, nur weil dich niemand bestraft, hast du tatsächlich das Gefühl, nie etwas falsches zu tun? Wenn so viele andere der Ansicht sind, dass du im Unrecht bist, woher weißt du, dass sie damit nicht Recht haben?''
Giratina drehte seinen Kopf schief: ''Es gibt viele verschiedene Pokémon und ebenso viele verschiedene Ansichten, was richtig ist. Wenn ich versuche, es einem recht zu machen, müsste ich im Umkehrschluss doch auch allen anderen gefallen wollen. Woher sollte ich denn wissen, welche Sichtweise nun die wahrhaftige ist? Doch wenn es sinnlos ist, allen gefallen zu wollen, ist die einzige andere Möglichkeit, sich an niemanden zu halten und nur zu tun, was ich selbst will.''
Kryppuk starrte sein Gegenüber sprachlos an, bis dieses sich entschloss, weiterzuziehen. Mit einem letzten Nicken erhob sich Giratina und eilte wieder fort.
Kryppuk sah ihm nicht nach, sondern hatte den Blick wieder auf den Ausgang der Höhle fixiert. Einem Pokémon wie Giratina ging es gut. Es war sehr stark und musste niemanden fürchten. Mit solcher Kraft konnte man tun, was man wollte. Dennoch war Kryppuk sich nicht sicher, ob Giratina mit allem, was es gesagt hatte, richtig lag. Gewiss hatten verschiedene Pokémon verschiedene Ansichten, was man tun sollte und was nicht. Doch Giratina hatte eines übersehen. Nun, womöglich war es ihm auch egal. Aber, wenn man sich um niemanden kümmerte, dann würden auch die anderen nicht auf einen achten. Das wäre eine sehr einsame Existenz. Aber auch Kryppuk war einsam. Es stand seit Ewigkeiten in der Höhle und konnte nicht fort, zu jemandem den es mochte, sondern musste sein Dasein hier fristen. Für immer. Als es das realisierte, verzweifelte Kryppuk. Es würde nie wieder jemanden sehen können, weil es Untaten begangen hatte und nun bestraft wurde. Nie wieder würde es in der warmen Sonne sein, nie wieder würde es mit anderen Pokémon spielen können. Bis in alle Ewigkeiten würde es in der Höhle bleiben müssen. ''Nein,'' schalt es sich, ''du darfst nicht verzweifeln! Wenn du für immer in dieser Höhle bleiben musst, solltest du dich damit abfinden.'' Zwanghaft versuchte Kryppuk, sich selbst davon zu überzeugen, dass es in der Höhle gar nicht so schlecht war. Es war doch schon eine ganze Weile hier und war nicht mehr verletzt worden. Die Höhle war gar nicht so schlimm, versuchte es sich einzureden, die Höhle könnte mit der Zeit womöglich sogar völlig normal für es werden. Bei dem Gedanken begann es bitterlich zu weinen. Und während das Kryppuk weinte, bemerkte es nicht, dass ein weiteres Pokémon die Höhle betreten hatte. Es war das oberste und stärkste aller Wesen, Arceus. Während das edle Geschöpf durch die Finsternis eilte, hörte es das Schniefen und Weinen von Kryppuk. Es landete und fragte mit seiner ruhigen Stimme: ''Was tust du hier?''
Unter Tränen brach es aus Kryppuk heraus: ''Ich habe einen Fehler gemacht! Nun bin ich für immer hier gefangen und gezwungen, alleine zu sein!''
''Wer zwingt dich, alleine zu sein?''
''Die Pokémon, denen ich ein Unrecht angetan habe!''
''Aber ich sehe diese Pokémon nicht. Halten sie dich fest? Haben sie dich hier gefesselt? Nein, das einzige Pokémon hier bist du.''
Das kleine Gespenst blickte auf: ''Hier bin... Nur ich?''
Eilig erhob das weise Arceus sich wieder: ''Ich weiß, was ich jetzt tun werde. Und du weißt nun, was du zu tun hast.'' Mit einem Sprung stieß das vierbeinige Wesen sich vom Boden ab und flog davon.
Kryppuk sah ihm kurz nach, wie es in der Finsternis verschwand. Es hatte Recht. Niemand hatte es hier gefesselt. Die anderen hatten ihm seine Untaten längst vergeben oder es aber vergessen. Es gab nur noch ein einziges Pokémon, das es hier gefangen hielt, nämlich Kryppuk selbst.
Eilig machte es sich auf zum Ausgang der Höhle, ins Licht.
So wie sich Sonne und Mond jeden Tag abwechseln, so geschah es dereinst, dass bei jeder guten Tat, die von reinem Herzen ausging und keine Hintergedanken versteckte, eine Krähe geboren wurde, die ein Abbild der guten Tat im kleinen Herzchen trug und sie mit ihrem sanften Flügelschlag in die Welt tragen sollte, damit noch mehr gute Taten geschahen.
Doch so viele gute Taten die Welt auch bereithielt, umso mehr schlechte Taten und Gedanken gab es. So ward bei jedem mit Missgunst geprägten Handschlag und jedem falschen Lachen, hinter dem sich Bosheit verbarg, ein Rabe geboren, dessen Schreie klangen wie das Rufen derer, die unglücklich und voller Neid waren. Und egal, wie unterschiedlich die beiden Charakterzüge auch sein mochten, aus denen die Vögel geboren wurden, so sahen beide für Laien doch beinahe gleich aus und kaum zu unterscheiden.
Als dann die Sonne unzählige Male auf- und wieder untergegangen war, erwachte eines klaren Morgens eine kleine Krähe aus ihrem Schlummer und wollte frohen Mutes das Glück, welches sie im Herzen trug, in der Welt verbreiten. So erhob sie sich und schüttelte ihr Gefieder aus, sodass die kleinen, schwarzen Federn nur so flogen und sich sogleich wieder im Nest niederließen. Sie breitete die Flügel aus und schwebte hinab auf einen kleinen Busch, der nach Himbeeren duftete. Menschen liefen vorbei, gefangen wie immer in der Hektik ihres Alltags. Die Krähe beobachtete die Menschen gerne, fand sie sie doch ungemein interessant und wusste sie doch, dass die Krähen ohne die Menschen nicht leben konnten.
Als die gütige Krähe so dasaß und die Menschen beobachtete, gesellte sich nach kurzer Zeit ein Rabe zu ihr. Da beide Vögel onyxschwarz waren, schenkten die Menschen ihnen keine Beachtung. Auch die Krähe erkannte zunächst keinen Unterschied, als sie den Kopf wandte und den zweiten Vogel bemerkte. "Wer bist du?" fragte die Krähe.
"Ich bin ein Rabe", antwortete dieser. "Und ich habe gesehen, dass du hier so einsam sitzt, da wollte ich dir Gesellschaft leisten."
Die Krähe freute sich über die plötzliche Gesellschaft und hinterfragte nicht weiter. Die Krähe war schließlich gutgläubig. Doch sie konnte nicht ahnen, wie falsch sie lag.
"Hey, guck' dir nur die Menschen an.", sagte da plötzlich der Rabe. Seine schwarzen Augen glänzten merkwürdig in der Sonne. "Haben nicht einen Blick, nicht ein Reiskorn für uns übrig."
Die Krähe war verwundert, hatte sie die Menschen sonst nur stets gütig erlebt.
"Aber wozu auch? Wir können doch selbst für uns sorgen, und schließlich haben auch die Menschen Junge, für die sie sorgen müssen."
"Aber mein Freund -", entgegnete der Rabe, und seiner Stimme wohnte ein scharfer Unterton bei, "sie haben so viel, eine ihrer Mahlzeiten würde wochenlang für unsereins reichen. Sieh nur da!" Der Rabe deutete mit seinem gebogenen Schnabel gen eines offenen Fensters in der Menschensiedlung, auf dessen Fensterbank ein noch duftend warmer Kuchen stand.
"Sie stellen diese Köstlichkeiten extra ans Fenster, damit sich Vögel wie wir bedienen können! Komm schon, hol uns ein paar Stücke!"
"Aber es gehört nicht uns.", widersprach die Krähe. Noch nie hatte sie darüber nachgedacht, ein anderes Lebewesen zu bestehlen.
"Es gehört uns, wenn du uns ein Stück holst. Vertrau mir, sie würden es sonst nicht ans Fenster stellen, wenn sie es behalten wollten."
Die Krähe zögerte, willigte aber schließlich ein. Wieso sollte ein Artgenosse sie auch belügen?
Sie spannte die Flügel und flog mit einem weiten Satz auf das offene Fenster zu, während der wohlige Duft ihre Sinne beflügelte. Als sie dann schon am Fenster angekommen war, konnte sie das hinterhältige Grinsen des Raben nicht mehr ausmachen.
Die Krähe setzte sich nieder neben dem Gebäck und bohrte ihren Schnabel genüsslich hinein, bis sie den köstlichen Kirschgeschmack wahrnahm. Fast hätte sie nicht bereut, dem Raben vertraut zu haben. Fast.
In dem Moment tauchte nämlich ein Mensch auf, in seiner Hand einen langen, borstigen Besen, den der Mensch mit solch einer Stärke niederschlug auf die Krähe, dass der Kuchen in seine Einzeilteile zerfiel und die Krähe, die gar nicht in der Lage war, zu begreifen, was geschah, spürte, wie ihr Flügel schmerzhaft knackte und sich nicht mehr dazu imstande sah, loszufliegen. "Immer diese vermaledeiten Raben! Schert euch sonst wohin!" rief der Mensch in seiner Wut und schlug das Fenster zu, nachdem die verletzte Krähe es gerade noch auf den Rasen vor dem Fenster geschafft hatte. Der betörende Geschmack konnte schon lange nicht mehr die Schmerzen überdecken, die sie erfahren hatte. Als sie humpelnd und verwirrt bei dem Raben angekommen war, lachte dieser spöttisch. "Du hast mir ja gar kein Stück mitgebracht, dumme Krähe!" Mit den Worten flog der Rabe davon, nachdem er soviel Unheil angerichtet hatte.
Die Krähe humpelte nachhause und empfand tiefe Trauer. Noch nie hatte sie solch Missgunst eines anderen Tieres erlebt, geschweigedenn diese Wut und Gewalt eines Menschen. Die Krähe kauerte sich in ihrem Nest zusammen und fragte sich, ob sie jemals wieder in der Lage sein würde, zu fliegen.
Als die Krähe einige Tage später ihren Flügel wieder gänzlich und beinahe ohne Schmerzen bewegen konnte, beschloss sie, der Bosheit der Menschen auf den Grund zu gehen, da sie sich sicher war, dass der Rabe die Menschen soweit getrieben haben musste. Sie flog also erneut zu dem nun geschlossenen Fenster, setzte sich an die Scheibe und schaute hinein.
Drinnen erbot sich ihr der Anblick einer sich liebenden Familie. Ein Mann spielte lachend mit einem Kind und nahm es in die Arme, eine Frau stand an der Tür und lächelte selig. Die Krähe legte den Kopf schief. Sie schienen glücklich. Dann bemerkte das Kind die Krähe am Fenster und lief auf dieses zu. Ihre blonden Locken hüpften auf und ab.
Ohne Bedenken machte das Mädchen das Fenster auf, bedacht aber darauf, dass der Vogel nicht wegflog.
"Ist das der Vogel, den du letztens verscheucht hast, Papa?" Die Stimme des Mädchens war glockenhell und die Krähe beobachtete gebannt, was nur einige Schritte vor ihr geschah. Dort, wo sie zuletzt nur Schmerz erfahren hatte.
"Oh ja Kleines, du hast Recht." Der Mann kam auf das Fenster zu. Angst durchströmte die Krähe, sie zog den Kopf ein.
"Papa, du hast ihm Angst gemacht. Und sein Flügel - guck mal Papa!"
Das Mädchen streckte die Hand so schnell aus, dass die Krähe wie betäubt dasaß und auf Schmerzen wartete - aber sie kamen nicht. Die Berührung des Mädchens war sanft und ohne jegliche Gewalt, sie war das reinste, was die Krähe je empfunden hatte.
"Oh nein, das wollte ich nicht! Ich dachte, es war wieder dieser Rabe, der uns immer das Essen klaut! Oh, was habe ich getan!"
"Willst du was essen, kleiner Vogel?" fragte daraufhin das kleine Mädchen und hielt der Krähe eine ganze Hand voll Brotkrumen entgegen. Sie dufteten ähnlich wie das Gebäck, wegen dem dies alles begonnen hatte.
Vorsichtig pickte die Krähe die Krumen direkt von der Hand des Mädchens, unter den wachsamen Augen seiner Eltern. Als die Hand vollends geleert und die Krähe ihr Vertrauen in die Menschen wiedergefunden hatte, streichelte das Mädchen zum Abschluss noch einmal den Kopf der Krähe. Diese flog sodann davon, glücklicher als zuvor.
In einer Baumkrone traf die Krähe erneut auf den Raben, der missgestimmt aussah. "Du hast zu Fressen von denen bekommen? Wieso?"
"Die Menschen sind gütig," antwortete die Krähe ohne jeden Groll. "Man muss nicht von ihnen stehlen. Wenn man Güte und Wohlwollen im Herzen trägt, geben sie einem etwas zurück." Mit diesen Worten flog der Rabe davon und ward fortan nie mehr von der Krähe gesehen. Diese verbrachte jedoch jeden regnerischen Tag inmitten der Familie, die sich liebevoll um sie kümmerte. So ist es mit dem Neid und der Bosheit, die in manchen schlummern und mit der Freude und Güte, die nur wenigen vergönnt ist - manchmal sind sie sich äußerlich so unscheinbar ähnlich, dass man meint, den Unterschied gar nicht wahrzunehmen. Das man das eine beinahe mit dem anderen verwechselt. Doch sind sie von ihrem Wesen und den Folgen, die sie auslösen, etwas völlig anderes.
Der kleine Pilz schaute wehmütig den hohen Baum hinauf, der vor ihm stand. Er hatte saftige, grüne Blätter und sein Stamm war so stark und mächtig, dass er allen Umwelteinflüssen trotzte. Außerdem war der Baum eine Pflanze, etwas, was der kleine Pilz auch gerne gewesen wäre. Denn Pflanzen, so fand er, waren nicht nur schön, sondern auch so friedlich, wie ein Lebewesen es nur sein konnte.
Etwas zögerlich näherte sich der Pilz dem Baum. "Kannst du mir sagen, wie man eine Pflanze wird?", fragte er.
Der Baum sah ihn verdutzt an. "Wie meinst du das, mein kleiner Freund?"
"Ich will eine Pflanze sein, so wie du", erklärte der Pilz nun. "Ich will so standhaft sein wie ein Baum, so saftig grün wie das Gras, so prächtig und bunt wie eine Blume. Und ich will die Photosynthese betreiben können, damit ich keine anderen Lebewesen mehr verzehren muss, nur, um selbst zu überleben. Es wäre doch viel schöner, diesen selbst Sauerstoff zu spenden!"
"Aber, kleiner Freund", setzte der Baum wiederum an, "du wurdest nun einmal nicht als Pflanze geboren. Du bist ein Pilz und hast als solcher einen eigenen Platz in der Welt. Jedes Lebewesen, ob Pflanze, Tier oder Pilz, existiert aus einem Grund. Du solltest nicht andere darum beneiden, was sie sind, denn du selbst bist etwas ganz Besonderes, und wenn du etwas anderes wärst, würde das Gleichgewicht in der Welt vielleicht nicht funktionieren. Sei stolz auf das, was du bist, und auf das, was dich ausmacht."
Der kleine Pilz sah den Baum enttäuscht an, denn das war keineswegs die Antwort, die er sich erhofft hatte. Er wollte nun einmal nicht das sein, als was er geboren wurde, wenn andere Lebewesen so viel wichtigere Aufgaben erfüllten.
Traurig zog der Pilz zum Waldesrand, wo er eine große Wiese ausmachen konnte.
Zögerlich näherte er sich einem Grasbüschel. "Könnt ihr mir sagen, wie man eine Pflanze wird?", fragte er.
Die Grashalme sahen ihn spöttisch an. "Du willst was bitte?"
"Ich will eine Pflanze sein, so wie ihr", erklärte der Pilz nun. "Ich will so standhaft sein wie ein Baum, so saftig grün wie das Gras, so prächtig und bunt wie eine Blume. Und ich will die Photosynthese betreiben können, damit ich keine anderen Lebewesen mehr verzehren muss, nur, um selbst zu überleben. Es wäre doch viel schöner, diesen selbst Sauerstoff zu spenden!"
"Das kannst du doch vergessen, Pilzchen", lachten die Grashalme. "Du bist ein Pilz, du wirst niemals eine Pflanze sein! Schlag dir das lieber schnell aus deinem hübschen Hütchen. Du wirst niemals so bewundert werden wie eine Pflanze. Dir werden Menschen wie Tiere immer mit Abneigung begegnen, da sie sich vor den giftigen Vertretern deiner Sorte fürchten. Also hock am besten einfach in den Schatten und warte darauf, dass dich irgendein Tier zertrampelt."
Der kleine Pilz war schockiert, wie hasserfüllt die Antwort des Grasbüschels klang und zog schnell weiter. Auf der Wiese erspähte er eine einzelne Blume. Sie strahlte so hell wie die Sonne in einem wunderschönen Gelb, stolz lächelte sie dem lebensspendenen Licht entgegen.
Sehr langsam und zögerlich näherte sich der Pilz der Blume. "Kannst du mir sagen, wie man eine Pflanze wird?", fragte er.
Die Blume lächelte ihn an. "Du willst eine Pflanze werden?"
"Ja, ich will eine Pflanze sein, so wie du", erklärte der Pilz nun. "Ich will so standhaft sein wie ein Baum, so saftig grün wie das Gras, so prächtig und bunt wie eine Blume. Und ich will die Photosynthese betreiben können, damit ich keine anderen Lebewesen mehr verzehren muss, nur, um selbst zu überleben. Es wäre doch viel schöner, diesen selbst Sauerstoff zu spenden!"
"Du willst also die Photosynthese betreiben, ja?", fragte die Blume. Der Pilz nickte. "Das ist doch gar nicht so schwierig", fuhr die Blume fort. "Du musst dich einfach nur in die Sonne stellen und ihre warmen Strahlen genießen, dann funktioniert das ganz von alleine."
Der kleine Pilz bedankte sich für den Rat der schönen Blume und tat, wie ihm empfohlen. Er suchte sich ein schönes, sonniges Plätzchen auf einem Hügel und blickte dem Licht entgegen. Es brannte ihm auf der Haut, er fühlte sich trocken. Doch er ging davon aus, dass es sich nun einmal so anzufühlen hatte, wenn man der Welt Sauerstoff spenden wollte.
Als die strahlende Sonne dem kleinen Pilz so viel Wasser entzogen hatte, dass er sich nicht mehr bewegen konnte, blickte er noch einmal gen Himmel. Sollte ihm das Leben als Pflanze wirklich nicht vergönnt sein?
Bezugsfabel: „Die Sonne und der Wind“
Vor langer, langer Zeit, als die Welt noch jung war und die Pokémon die Menschen noch als ihre Freunde betrachteten und nichts von ihnen fürchten mussten, da gerieten zwei Pokémon in Streit. Eines von ihnen war ein großes, starkes Washakwil, dessen mächtiger Flügelschlag in der Lage war einen ganzen Baum zu entwurzeln. Das andere war ein großes Tornupto, dessen gewaltiger Feuerkranz so heiß wie Lava brennen konnte. Aber wie waren die beiden in Streit geraten?
Nun, es begab sich, dass Washakwil eines Tages über eine weite Ebene flog und unter sich ein Tornupto entdeckte, welches durch die Landschaft wanderte. Das große Vogel-Pokémon sank herab, grüßte den feurigen Kameraden und fragte ihn: „Wohin des Wegs?“
Darauf antwortete das Feuer-Pokémon: „In die Berge, um den Legendären Vogel Lavados zu treffen. Man sagt, er würde jedem Besucher ein Geschenk machen!“
Washakwil war äußerst überrascht über das Reiseziel des anderen, gleichzeitig aber auch sehr erbost. Wie konnte ein am Boden gefesseltes Lebewesen es wagen den Legendären Vogel zu belästigen?
„Da kannst du gleich wieder kehrt machen“, erwiderte das Kühnheit-Pokémon. „Nur flugfähige Pokémon dürfen den Legendären Vogel besuchen.“
„Das ist nicht wahr!“, rief Tornupto aus. „Die Legendären Pokémon machen keine Unterschiede!“
„Da muss ich dich enttäuschen“, entgegnete Washakwil stolz. „Obwohl ich den Weg kenne, den du nehmen musst, um ihn zu treffen.“
„Ist das wahr?“, wollte das Feuer-Pokémon wissen und blieb stehen. „Wo muss ich hingehen?“
Das große Vogel-Pokémon landete und reckte seinen Kopf in die Höhe. Es freute sich über die Aufmerksamkeit des Tornupto, dachte aber nicht daran diesem zu helfen.
„Ich sagte doch, ein Erdbewohner wird Lavados niemals sehen. Es ist zwecklos mich zu bitten.“
„Wieso bist du so stolz und willst mir nicht helfen mein Ziel zu erreichen?“, fragte das Vulkan-Pokémon verständnislos.
„Weil du nicht würdig bist. Sieh dich an! Dieser plumpe Körper, diese Unfähigkeit zu fliegen! Allein dein Wunsch den Legendären Vogel zu sehen ist eine Anmaßung. Niemals würde ich jemandem wie dir helfen!“
„Ich muss nicht fliegen können“, entgegnete Tornupto gefasst. „Ich bin stark genug, um jeden Berg zu erklimmen, auf dessen Gipfel sich Lavados befinden mag.“
„Stark? Du?“, lachte Washakwil laut auf. „Du bist nur schwer. Das hat nichts mit Stärke zu tun! Wärst du stark, könntest du fliegen, so wie ich.“
„Aber fliegen zu können hat auch nichts mit Stärke zu tun!“, erwiderte das Feuer-Pokémon wütend. „Kämpf gegen mich und ich beweise dir meine Stärke!“ Da richtete sich Tornupto zu voller Größe auf und überragte das Vogel-Pokémon. Washakwil wusste, dass es einen Zweikampf unmöglich gewinnen konnte und lehnte ab.
„Du würdest mich mit deinem Feuer verbrennen und das wäre kein fairer Kampf.“
Dies sah Tornupto ein und überlegte. Er musste Washakwil beweisen, dass er würdig war, den Legendären Vogel Lavados zu treffen. Aber wie konnte er das nur anstellen? Nach einigem Überlegen schlug er vor: „Lass uns dies auf eine andere Art als im Zweikampf lösen.“
„Einverstanden. Was schlägst du vor?“, erwiderte das Vogel-Pokémon sichtlich interessiert. Er war sich sicher, dass seinem Gegenüber nichts einfallen würde.
„Sag mir“, begann Tornupto vorsichtig, „wenn ich dir beweise, dass ich würdig bin den Legendären Vogel zu treffen, wirst du mir dann helfen?“
Washakwil überlegte eine Weile, antwortete aber schließlich: „Wenn du dich für würdig erweist, dann werde ich dir helfen.“ Er hatte schon bemerkt, dass es dem Feuer-Pokémon ernst war und nun wollte er testen, was dem anderen einfallen würde, um sich als ehrenhaft herauszustellen. Tornupto blickte sich um und entdeckte in einiger Entfernung einen Wanderer. Der Mensch trug einen weiten Mantel aus Stoff um die Schultern und einen langen, geraden Stab in der Hand. Und da kam dem Feuer-Pokémon eine Idee.
„Siehst du diesen Mensch dort?“
„Ja, ich sehe ihn. Was ist mir ihm“, wollte das Kühnheit-Pokémon verwundert wissen.
„Du und ich wissen, dass Legendäre Pokémon dafür bekannt sind mit den Menschen umzugehen, ohne, dass man sie sieht.“
„Das ist richtig.“
„Jeder von uns wird das jetzt tun und somit seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Wir werden beide versuchen diesen Mensch dazu zu bringen seinen Mantel auszuziehen. Dabei dürfen wir diesen jedoch nicht beschädigen und dürfen von dem Mann auch nicht gesehen werden. Wem dies gelingt, der hat seine Würdigkeit bewiesen“, erklärte Tornupto seine Idee.
„Und das bedeutet, wenn ich es schaffe, dass du deine Reise aufgibst“, forderte Washakwil sogleich.
„Richtig“, erwiderte das Feuer-Pokémon. „Sollte aber ich es schaffen, so sagst du mir, wohin ich gehen muss.“
„Einverstanden!“ Und mit diesen Worten schlug das Vogel-Pokémon mit seinen großen Schwingen und erhob sich in die Lüfte. Er wusste bereits, was er tun musste, um diesen Menschen dazu zu bringen den Mantel aufzugeben. Sein Kontrahent dagegen ging gemächlichen Schrittes näher an den Menschen heran und hielt sich in Deckung auf, um nicht entdeckt zu werden.
Als Washakwil schließlich den Menschen erreicht hatte, da blieb er mit heftig schlagenden Flügeln in der Luft stehen und blies dem Mann so einen heftigen Windstoß entgegen. Verwundert über die plötzliche Heftigkeit des Windes klammerte der Mensch sich an Mantel und Stab und stemmte sich gegen die Böen. Tapfer ging er weiter und ließ sich nicht aufhalten. Heftig flatterte der Stoffmantel im Wind, doch der Griff des Wanderers war stark genug, um ihn festzuhalten. Immer heftiger schlug Washakwil mit seinen Schwingen und immer heftiger wurden die Windstöße, doch egal, wie stark diese auch waren, er schaffte es nicht den Mann dazu zubringen seinen Mantel auszuziehen. Nach einiger Zeit war das große Vogel-Pokémon müde und musste verärgert aufgeben. Er schimpfte auf den Wanderer und kreiste über ihm. Nun war er sehr gespannt, was Tornupto wohl anstellen würde.
Erschöpft von dem heftigen Wind, der das Laufen erschwert hatte, setzte sich der Mann unter eine große Eiche, die in der Nähe wuchs. Er wollte ein wenig rasten und lehnte sich an den mächtigen Stamm des Baumes. Das Feuer-Pokémon näherte sich vorsichtig und duckte sich ins Gras. Schließlich schloss der Mensch die Augen und hielt dabei Stab und Mantel fest umklammert. Er wollte sichergehen, dass er nicht wieder vom Wind überrascht werden und ihm dieser doch seinen Mantel entreißen würde. Als Tornupto sicher war, dass der Mensch schlief, wagte er sich noch ein wenig näher und versteckte sich hinter dem Stamm der Eiche. Dort ließ er seine Flammen aus seinem Nacken schießen und erwärmte die Luft. Regungslos blieb das Feuer-Pokémon versteckt und wartete ab. Nach einer Weile hörte es, wie sich der Mensch im Gras bewegte.
Die Wärme hatte den Wanderer im Schlaf überrascht und obwohl diese zunächst angenehm war, wurde es ihm nun zu heiß. Er erhob sich und zog seinen Mantel aus, bevor er sich wieder an den Stamm lehnte, um noch ein wenig weiter zu rasten. Als Tornupto nur mehr die gleichmäßigen Atemzüge des Wanderers hören konnte, da ließ er seine Flammen verschwinden und wagte sich vorsichtig um den Stamm herum. Mit einem freudigen Grinsen entdeckte er, dass der Mensch seinen Mantel ausgezogen hatte. Der Plan des Feuer-Pokémon war erfolgreich gewesen!
Eilig huschte Tornupto von dem Mann fort und auf Washakwil zu, der in einiger Entfernung im hohen Gras gelandet war.
„Du hast gewonnen und deine Ehre bewiesen“, wandte sich das Vogel-Pokémon an den feurigen Kameraden. „Ich war zu blind vor stolz, um dies zu sehen.“
„Vielen Dank“, erwiderte Tornupto und verkniff sich eine weitere Bemerkung. Er wollte Washakwil nicht beleidigen, denn dieser hatte in seinen Augen die Stärke eines würdigen Vogels bewiesen.
„Nun folge mir, ich will mein Wort halten und dir den Weg zum Legendären Vogel Lavados zeigen!“
Mit diesen Worten schwang sich Washakwil in die Luft und Tornupto folgte ihm im vollen Lauf. Die beiden ungleichen Reisegefährten sollten noch einiges auf ihrem Weg zu Lavados erlegen. Doch dies ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.
Eines Morgens erwachte der junge, gemächliche Bär in seiner gemütlichen Höhle draußen im wunderbar friedvollen Wald und gähnte herzhaft, als ihm ein Gedanke kam, der ihm wunderlich und gleichzeitig auch ein wenig angsteinflößend erschien. Eigentlich war es kein Gedanke, sondern vielmehr eine Frage, und sie beschäftigte ihn die nächsten paar Tage ständig, während er geistesabwesend umherlief und kaum wahrnahm, was er aß oder trank. Er hatte sich verändert und wusste doch nicht genau, inwiefern er das getan hatte.
Als er jedoch auch nach Tagen keine Antwort auf die Frage fand, welche besagte Veränderung eingeleitet hatte, beschloss er, die anderen Waldbewohner zu fragen, was sie denn wohl von seiner Frage hielten. Und als er einen Bienenstock plündern wollte, beschloss er, innezuhalten und die Bienen zu fragen: „Was, denkt ihr, ist der Sinn unseres Daseins?“
Die Bienen gaben daraufhin summend eine prompte Antwort: „Unserer Königin zu dienen und zu arbeiten. Wir arbeiten, bis wir sterben – dies ist der Sinn unseres Daseins.“
Der Bär war nicht befriedigt von dieser Antwort, er arbeitete nie und konnte sich nicht denken, dass dies die Antwort sein sollte.
„Und was ist der Sinn des Daseins eurer Königin?“, fragte er weiter.
„Uns zu regieren!“, brummten die Bienen und gingen ihrer Arbeit nach, bevor der Bär ihr Zuhause plünderte und den süßen Honig stahl. Danach ging er weiter und traf auf eine Schildkröte. Er fragte sie: „Was, glaubst du, ist der Sinn unseres Daseins?“
Die Schildkröte hielt in ihrer Bewegung inne, dachte kurz nach und sagte dann: „Ans Ziel zu kommen!“
„Und wo ist das Ziel?“, fragte der Bär.
„Das derzeitige Ziel ist der Baum da drüben!“, sagte die Schildkröte.
„Und dann?“, fragte der Bär.
„Dann findet sich schon etwas Neues!“, antwortete die Schildkröte und lief weiter.
Der Bär hatte kein weiteres Interesse an der Schildkröte; ihr Panzer war für eine Mahlzeit zu hart und Weisheit war von ihr offenkundig nicht zu erwarten.
Als der Bär ein wenig weiter durch den Wald trottete, sah er in einem Baum ein Vogelnest, aus dem eine Elster hervorlugte. Der Bär dachte sich, dass ein Ter, welches die Lüfte erobert hatte, doch bestimmt viel gesehen und erlebt haben musste, weshalb er die Elster fragte: „Kannst du mir sagen, was der Sinn unseres Daseins ist?“
Die Elster krächzte zur Antwort: „Der Sinn unseres Daseins ist es, viel zu haben und seinen Besitz zu mehren!“
Und zur Bekräftigung ihrer Worte pickte sie aus ihrem Nest mit dem Schnabel einige glänzende Gegenstände auf und zeigte sie voller Stolz.
„Und du hast viel?“, fragte der Bär.
„Gewiss!“, lachte die Elster.
„Also hast du deinen Sinn erfüllt?“
„Nein! Ich brauche noch mehr, viel mehr!“, schrie sie zurück.
Der Bär glaubte nicht, dass die Elster, welche trotz ihrer Flugfähigkeit offenbar sehr mit irdischen Dingen verbunden zu sein schien, ihm eine befriedigende Antwort gegeben hatte oder noch würde geben können.
Nachdem er eine weitere Stunde grübelnd durch den Wald gelaufen war, begegnete ihm der Mensch. Der Bär wusste, dass die Menschen sehr klug waren und fragte den Menschen daher: „Was, glaubst du, ist der Sinn unseres Daseins?“
Der Mensch schrie panisch auf und rannte davon. Unsicher, ob das eine Antwort war, wanderte der Bär weiter und stutzte, als er ein Tier in einem Baum sitzen sah, welches er noch nie gesehen hatte, aber entfernte Ähnlichkeit mit einem Menschen hatte.
„Wer bist du denn?“, fragte er neugierig.
„Ich bin ein Schimpanse!“, keckerte das Tier vergnügt.
„Und was machst du hier?“
„Ich bin ausgebrochen!“, quietschte das Tier vergnügt. „Ich wurde von den Menschen gefangen gehalten, aber jetzt bin ich endlich frei!“
„Weißt du zufällig, was der Sinn unseres Daseins ist?“
„Und wie ich das weiß! Es ist die Freiheit! Frei zu sein, das ist das Wichtigste überhaupt!“
Der Bär murmelte unsicher: „Ich bin frei. Aber ich glaube, dass mir immer noch ein Sinn fehlt.“
„Dann hast du keine Ahnung! Selbst die Menschen sagen, dass Freiheit das Wichtigste ist. Freiheit des Einzelnen, der Meinung, der Presse und der Satire, was auch immer das alles heißen mag. Obwohl, manchmal ist auch etwas Anderes der Sinn. Geld zum Beispiel. Und dann gibt es noch ‚Gott‘. Keine Ahnung, was das ist, aber es muss toll sein, davon redet jeder.“
Der Schimpanse brach in einen Lachkrampf auf und der Bär entschied, dass er nichts mehr von ihm erfahren konnte, weshalb er seine Suche fortsetzte und schließlich auf einen Wolf stieß.
„Kannst du mir sagen, was…“, fing der Bär an, doch der Wolf unterbrach ihn: „Ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber weißt du, was der Sinn unseres Daseins ist?“
Der Bär blinzelte verwirrt.
„Das wollte ich dich gerade fragen“, sagte er.
„Ich habe zuerst gefragt“, knurrte der Wolf.
„Aber ich weiß es doch nicht“, sagte der Bär. „Ich suche auch noch den Sinn, genau wie du.“
„Dann entschuldige die Störung“, sagte der Wolf und verschwand. Der Bär wanderte enttäuscht weiter und traf auf einen Fuchs.
„Weißt du, was der Sinn unseres Daseins ist?“
Der Fuchs dachte einige Minuten angestrengt nach und murmelte undeutlich vor sich hin. Der Bär war erfreut darüber, denn jemand, der so lange nachdachte, musste doch etwas darüber wissen.
„Nein“, sagte der Fuchs schließlich und lief weg, ohne ein weiteres Wort.
Kurze Zeit später fand der Bär ein Wildschwein, welches sich gerade an einer Vielzahl auf dem Boden verstreut liegender Bucheckern gütlich tat. Der Bär fragte das Wildschwein: „Kannst du mir sagen, was der Sinn unseres Daseins ist?“
„Essen“, sagte das Wildschwein mit vollem Mund und mampfte weiter, den Bären ignorierend, der auch mit dieser Antwort nicht viel anfangen konnte.
So lief der Bär noch einige Zeit zwischen den hohen Bäumen umher und hörte, als es Nacht wurde, einen unheimlichen Ruf. Er sah hinauf zu einem Baum und erblickte in der Dunkelheit die Umrisse einer Eule. Eulen waren sehr weise Geschöpfe, das wusste der Bär. Also fragte er den Nachtvogel: „Weißt du, was der Sinn unseres Daseins ist?“
Die Eule sah erstaunt zu dem großen Bären hinunter und schuhute dann: „Wissen, mein junger Freund. Es ist das Wissen und sonst nichts. Man muss viel wissen und denken können. Wer denkt, der ist.“
„Und wie weiß man viel?“
„Gar nicht. Wenn ich nicht weiß, wo das Wissen ist, weiß ich ja auch nicht, wie ich es finden soll und wenn ich wüsste, wo es ist, hätte ich es längst gefunden und bräuchte nicht danach suchen. Also weiß ich nicht, wie ich zum Wissen komme. Also kann ich nichts wissen, das weiß ich.“
Der Bär beschloss angesichts dieser Ausführungen, dass es besser sei, die Eule ihren Grübeleien zu überlassen, denn er musste sich eingestehen, dass er nichts von dem zu verstehen glaubte, was sie gerade alles dahergeschnattert hatte.
Da es aber inzwischen zu dunkel war, um weiterzusuchen, zog sich der Bär zum Schlafen in eine Erdgrube zurück, da er von seiner Höhle zu weit entfernt war. Er schlief einen unruhigen Schlaf, in dem ihm die Antworten der Tiere durch seine Träume verfolgten:
„Wissen!“
„Besitz!“
„Arbeit!“
„Das Ziel!“
„Freiheit!“
„Nein.“
Am nächsten Morgen wurde der Bär durch ein Brummen geweckt. Als er seine Augen öffnete, sah er eine Bärin mit dem Kopf über ihn gebeugt stehen. Er stand auf und schnupperte ein wenig den Duft, den sie verströmte. Er stellte fest, dass ihm die junge Bärendame in dem Licht der aufgehenden Sonne als unendlich schön erschien.
Er beschloss sie zu fragen: „Weißt du, was der Sinn unseres Daseins ist?“
Die Bärin lächelte ihn freundlich an und sagte: „Ich glaube es jetzt zu wissen.“
„Kannst du es mir dann sagen?“, fragte er.
„Ich könnte es; aber besser wäre es, du kämst selbst darauf.“
Der Bär überlegte. Er hatte viele Antworten gehört und obwohl er vieles von dem, was die anderen Tiere ihm erzählt hatten, für wichtig hielt, fand er in nichts davon seinen wirklichen Sinn. Doch während er der Bärin in ihre Augen sah und nachdachte, schien sich in ihm eine Antwort zu manifestieren, doch war sie schwer greifbar, fremd und doch vertraut. Aber nach kurzer Zeit verstand der Bär und brummte, das Herz erfüllt von diesem sonderbar neuen Gefühl, das man allgemein Liebe nennt und das ihm von der jungen Bärin übermittelt worden war – während sie es gleichzeitig durch ihn erfahren hatte, ohne dass er es bemerken konnte. Die beiden wanderten fortan gemeinsam durch den Wald, der von so vielen unterschiedlichen Tieren bevölkert wurde, die allesamt, ob sie es nun wussten oder nicht und vielleicht sogar etwas Anderes behaupteten, diesem einen Sinn ihres Daseins in Wirklichkeit eine ungeheure Bedeutung beimaßen und somit etwas hatten, was sie alle verband.
Ein Adler thront stolz auf einem Baum, inmitten einer weiten Wiese. Nicht zu erklimmen für die Tiere des Bodens. Eifersüchtig beobachten die Tiere, die sich jeden Tag auf der Wiese treffen, den Adler von unten.
„Ich hasse diesen Angeber“, gab die Ziege wutentbrannt von sich.
„Wie ist er denn da hochgekommen?“, fragte das Lamm und rollte auf dem Boden umher.
Kopfschüttelnd verweigerten die älteren Tiere eine Antwort auf die Frage des jungen Lamms.
Eines Tages erblickten sie ein ungewöhnliches Tier auf ihrer Weide und verlangten Auskunft, wer der Fremde sei.
„Ein Raubtier, das euer Leid mitbekommen hat. Wenn ihr mir einen Wunsch gewährt, werde ich den Adler hinunterholen“, antwortete der bedrohliche Leopard und sah seine Beute auf dem Baum unbekümmert thronen.
„Warum sollten wir dem Adler etwas tun? Er gehört doch zu unserer Weidegruppe dazu!“
Das Lamm spielte unbekümmert neben dem Leopard, während es auf eine Antwort wartete, aber niemand wollte sich die Mühe machen.
„Der Adler hasst euch, die Krähe hat es mir damals erzählt!“, erzählte der Leopard echauffiert und beteuerte, dass er doch niemals lügen würde, denn er hasste den Adler auch.
„Was weiß das Kind denn schon!“, meckerte die Ente und verlor die weiteren Worte im genervten Quaken.
Schnell hatten die Tiere sich gemeinsam entschieden und stimmten dem Jäger zu. Als sie am nächsten Tag aufwachten, lag vor ihnen die versprochene Beute. Tot und in einer Pfütze aus Blut lag der leblose Adler auf der Wiese.
„Seht mal, der Adler blutet so wie wir! Was fehlt ihm denn?“, unterbrach das Lamm die Stille.
Erneut gab es keine Antwort, denn selbst die vorlaute Ente war sprachlos.
„Zeit für meinen Wunsch“, prahlte der Leopard und nahm das junge Lamm mit, um es später zu verspeisen.
„Oh, hätten wir doch nicht aus blindem Hass gehandelt und auf die Worte des einzig unschuldigen Tieres gehört!“, jammerte die Ziege, aber es war vergebens.
Die reinen Augen eines Kindes sehen hinter jede Äußerlichkeit hinweg, denn sie sind noch nicht vom Schmerz getrübt…
Das Vipitis hat sich eingeschlichen in das Beerenversteck in der Höhle der Sengos, seinen Erzfeinden. Ein kleiner, enger, jedoch auch unbewachter Steintunnel hat es dort hingeführt. Sinelbeeren, Tsitrubeeren und noch viele weitere genüssliche Beeren die die Viper nicht benennen kann, türmen sich in sorgfältig voneinander getrennten Bergen auf. Voller Vorfreude fährt sich das Vipitis mit der Zunge über die Lippen und beginnt damit, sich an den Beeren zu bedienen.
Beere um Beere wird verschlungen, ja, die Viper kennt gar keine Grenzen! Die Berge schrumpfen immer mehr und mehr. Satt zu sein reicht dem Vipitis jedoch nicht, denn es will noch mehr. Irgendwann hat es doch genug, und will sich klammheimlich wieder davon machen. Schwermütig schlängelt sie Richtung Tunnel, um keine Konsequenzen zu erfahren. Jedoch geht der Plan nicht so auf wie erwartet. Durch den übermäßigen Beerenkonsum ist das Vipitis so groß geworden, dass es durch den engen Tunnel nicht mehr durchpasst. Jeder krampfhafte Versuch, doch noch durchzukommen, sorgt dafür, dass das Pokémon letztlich ganz steckenbleibt. So verharrt die Viper in ihrer misslichen Lage, bis jemand durch einen anderen Eingang das Beerenlager betritt.
"Wo sind die Beeren alle hin verschwunden? Die anderen werden mich umbringen!"
Vollkommen verzweifelt blickt der Ursprung der Stimme durch den Raum und entdeckt einen Teil einer Schlange. Genauer gesagt den Hinterteil des Diebes, welcher scheinbar in einem Tunnel feststeckt.
"Aha, das ist also der Grund für die fehlenden Beeren. Wenn das nicht ein Vipitis ist."
Mit ungeheurer Kraft wird die Viper hinausgezogen und blickt nun einem Sengo in die Augen. Noch bevor es etwas tun kann, bekommt es ein Seil um das Maul gebunden, um keine Attacken einsetzen zu können.
"Für alles andere bist du sowieso zu rund."
Ohne eine Chance sich wehren zu können, wird das Pokémon nun vom Sengo durch ein Höhlensystem geschleppt. Letztendlich kommen die beiden in einem Saal an, in dem an einer kreisrunden Platte, die einem Tisch ähnelt, einige ältere Sengos sitzen.
"Dieses diebische Vipitis hat unsere ganzen Beeren verschlungen. Was tun wir jetzt? Die Vorräte reichen nie im Leben für den Winter!"
Einer der älteren Sengos, vermutlicher der Älteste von ihnen, meldet sich mit leiser Stimme zu Wort.
"Nun, die Bestrafung sollte dir bekannt sein. Gerade für ein Vipitis, welches unsere Vorräte stiehlt, gibt es keine Gnade. Führe es in die Sackgasse"
Die anderen Sengos nicken zustimmend und schweigend wird die Viper abgeführt. Sich zu verteidigen ist nicht möglich gewesen, denn das Seil liegt immer noch um das Maul des Diebes. Wo führt er mich hin? Etwa ins Gefängnis? Zu einem Psychopokémon mit der Attacke Telekinese? Ich will es nicht wissen... Die Neugier zerreißt das Giftpokémon förmlich, doch als das Sengo es zum Ziel gebracht hat, will es doch lieber nicht mehr wissen, was diese Bestrafung genau ist. Hier war scheinbar die Küche, und ein großer Spieß über einer Feuerstelle steht schon bereit. Rundherum liegen einige Schweifspitzen, die dem Vipitis nur allzu bekannt vorkommen.
"Nun, Diebe werden bestraft. Darum stehle niemals. Doch für dich wird das ja keine Rolle mehr spielen", erklärt das Sengo diabolisch grinsend.
Gewissermaßen ist das hier ja eine Sackgasse. Eine Sackgasse im Leben, aus der es kein Entrinnen gibt.
"Irgendwelche heroische letzten Worte?" fragt das Sengo spöttisch, als es der Schlange das Seil vom Maul entfernt.
"Ja. Eure Entscheidungen sssind bescheuert. Jemanden für das Sstehlen zu töten ist Sschwachsinn. Ich habe niemanden getötet, doch tötet ihr mich jetzt ohne guten Grund."
"Ist nicht meine Entscheidung, was die Ältesten sagen, ist nunmal Pflicht."
Nun ist es die Viper, die spöttisch wird.
"Ein paar alte Greissse kommandieren euch Jungsssspunde herum? Erbärmlich. Ihr solltet alle entssscheiden, wassss ihr tun wollt."
"Als ob ich das entscheiden könnte..."
"Probier esss doch aus? Wir Vipitisss ssssind sschon lange demokratissch und wären bereit, euch nicht mehr aussszulöschen. Dass haben alle bestimmt, nicht nur ein paar Tattergreissse. Das würde euch wirklich gut tun."
"Mal sehen. Sterben musst du trotzdem."
Und so stirbt das Vipitis durch seine Gier und endet als Mahlzeit für andere. Doch das Sengo hat sich den Ratschlag zu Herzen genommen und eine Revolution innerhalb des eigenen Volks gestartet, um eine Demokratie durchzusetzen was erfolgreich ist. Und so können die beiden Erzfeinde tatsächlich für Frieden sorgen zwischen ihnen.
Auch ein Dieb kann der Gesellschaft helfen.
Bezugsfabel: „Die Krähe und die Vögel“
Es war einmal ein Navitaub, das dank seiner listigen Art als kluger Vogel galt. Keine Aufgabe war ihm zu schwierig und jede aussichtslose Situation vermochte es zu lösen, als wäre es ein Kinderspiel. Allerorts prahlte es mit seinem Wissen und seiner Intelligenz und erntete dafür geringes Ansehen unter den anderen Pokémon. Doch hatte es auch mit einem weitaus größeren Problem zu kämpfen. Denn unter allen Vögeln fiel jenes Navitaub mit seinem ungepflegten Gefieder und dem hässlichen Äußeren auf, was seinen Stolz sichtlich verletzte.
Voller Zweifel und Beschämung wandte es sich eines Tages an Washakwil, der für seine Weisheit und guten Ratschläge bekannt war, sehr zu Navitaubs Ärgernis. Es fragte nach einer Möglichkeit, wie es zu vollkommener Schönheit gelangen würde, sodass dies den anderen Vögeln auffiel.
„Nun, das ist natürlich eine schwierige Sache“, meinte Washakwil nach einiger Überlegung und schlug einmal kurz mit den Flügeln. „Aber wenn dir dein Äußeres wichtig ist, kannst du natürlich versuchen, dir von den anderen Vögeln Federn zu borgen. Natürlich sollen sie damit auch einverstanden sein.“
„Das hätte ich auch selbst so gemacht! Ich wollte dich nur um deinen Rat fragen!“ Navitaub bedachte Washakwil daraufhin mit einem finsteren Blick und flog von dannen. Es wusste, dass ihm dieser Ansatz sicherlich helfen würde.
Sein Weg führte es zuerst zu Fiaro, einem kräftigen Falken mit auffallend rotem Gefieder. Navitaub war von ihm nicht besonders angetan und hielt ihn, trotz seiner Stärke, für unelegant.
„Möchtest du mir ein paar deiner Federn schenken?“, fragte es ungeniert, worauf Fiaro nur seinen Kopf schief legte.
„Zwar weiß ich nicht, wofür du sie benötigst, aber ja, meinetwegen“, antwortete der Feuer-Vogel und zeigte seinem Gesprächspartner, wo er fündig wurde. Danach flog er wieder seines eigenen Weges.
Navitaub sammelte die besagten Federn ein und schmückte sich sofort damit. Voller Verzückung betrachtete es sich und seinen neuen Schmuck. Wie wundervoll sein Gefieder nun plötzlich mit diesem kräftigen Rot aussah! Würde es mit weiteren Federn wohl noch schöner werden?
Es beschloss, als nächstes Kramurx aufzusuchen. Als es bei seinem Nest ankam, war dieses jedoch nirgends zu sehen. Navitaub wartete einige Zeit, jedoch blieb von der Krähe keine Spur.
Als es schon zu seinem nächsten Ziel aufbrechen wollte, kam ihm eine Idee in den Sinn. Es könnte doch einfach ein paar der Federn aus dem Nest nehmen und Kramurx später einmal danach fragen!
Innerlich jubilierend setzte Navitaub seinen Plan um und schmückte sich nun auch mit den schwarzen Federn der Krähe. Nun sah es noch eleganter aus als zuvor! Warum sollte es diesem hässlichen Kramurx überhaupt noch Bescheid sagen? Fiaro hatte schon kein Problem damit, also würde es hier sicher ebenfalls so sein!
Voller Freude zog es weiter zu Tauboga und anstatt den freundlichen Vogel nach den Federn zu fragen, nahm es sich diese einfach und zierte so weiterhin sein Gefieder. Das war doch viel einfacher, als jeden danach zu fragen, dachte sich das listige Navitaub und fasste den Entschluss, dies auch weiterhin so zu handhaben.
Bereits am nächsten Tag ließ es alle Pokémon, die es zuvor verschmäht hatten, versammeln und präsentierte sich in seiner neuen Pracht.
„Seht her!“, rief es voller Stolz über alle hinweg. „Ein Wunder ist geschehen, wie es sonst keines geben kann. Mein Wunsch wurde erhört und mein Gefieder hat nun die schönsten Farben aller Vogel-Pokémon auf dieser Welt! Seht ihr dieses fluffige Weiß, das mich nun schmückt? Oder dieses Blau, welches dem Ozean gleicht? Selbst das legendäre Ho-Oh würde bei diesem Reichtum an Federn erblassen!“
Die Menge tuschelte, was es mit dieser mysteriösen Verwandlung auf sich haben könnte, als sich plötzlich eine Stimme aus dem Gewirr erhob.
„Hey, das sind ja meine Federn, die du da in deinem Gestrüpp hast!“ Es handelte sich um niemand anderen als das Kramurx, welches am Tag zuvor bestohlen wurde und nun eine Rechtfertigung für diese Behauptung verlangte. Navitaub jedoch lachte nur.
„Sei still, du hässliches Kramurx! Wenn dich der Neid zerfrisst, so kannst du dies vor allen anderen sagen, anstatt mich schlecht machen zu wollen!“
Doch nicht nur Kramurx erdreistete sich, seine Stimme zu erheben; auch Tauboga, Fiaro, Altaria und all die anderen Vögel, welche bestohlen wurden, mischten sich nun ein und verspotteten den offensichtlichen Betrüger aufgrund dieser Farce. Erst als Washakwil zu der Gruppe stieß, beruhigte sich diese wieder und fragte ihn nach Rat, was in dieser Situation zu tun wäre.
„Dieses Navitaub hat sich meinen Rat eingeholt“, meinte Washakwil, sehr zur Empörung der Bestohlenen. „Jedoch ist es nicht in Ordnung, sich ohne Erlaubnis mit jemandes Federn zu schmücken. Insofern ist es nun euer Recht, euer Eigentum zurückzufordern.“
Das ließen sich die Vögel natürlich nicht zweimal sagen und entrissen Navitaub neben dem fremden Schmuck auch einen Teil seiner eigenen Federn. Entkräftet und entstellter als zuvor flog dieses, in seinem Stolz tief verletzt, von dannen und schämte sich seines Aussehens und seiner Tat.
Einst versperrte ein riesiger Fels den Durchgang durch eine Schlucht, auf deren anderer Seite sich ein kühles Wasserloch befand. Verzweifelt versuchten einige Tiere den Fels zu entfernen, doch nicht einmal der große Elefant oder das starke Nashorn vermochten ihn zu bewegen.
Die Zeit verstrich, während den Tieren Hoffnung und Ideen ausgingen.
„Wir dürfen nicht aufgeben“, sprach der Löwe, „gemeinsam wird es uns sicher gelingen den Felsen zu bewegen.“
Zuversichtlich nickten alle. Der Plan des Löwen musste einfach funktionieren.
„Sind alle bereit?“, fragte das Nashorn.
„Immer doch“, erklang es. Eine unbekannte Stimme ließ die Tiere inne halten. Verwirrt sahen sie sich um, konnten jedoch niemand erspähen.
„Hier unten“, ertönte es erneut von der Maus, die sich zu der Truppe gesellt hatte.
„Was willst du hier?!“, zischte der Elefant
„Ich beobachte euch schon seit Tagen aus meiner Höhle und beschloss euch meine Hilfe an zu bieten“, erklärte die Angesprochene.
Verachtlich schnaubten einige Tiere auf.
„Als ob du uns helfen könntest! Du bist nur eine Maus! Verschwinde dorthin, wo du hergekommen bist!“
Die Maus setzte an zu widersprechen, wurde jedoch vom Löwen unterbrochen.
„Die Anderen haben Recht. Geh heim Maus, du kannst nichts tun.“
Damit kehrten sie der Maus den Rücken zu, nur um gemeinsam der Lösung ihres Problems kein Stück näher gekommen zu sein.
Noch einige Male versuchte die Maus seine Hilfe an zu bieten, nur um immer wieder abgewiesen zu werden.
„Du tust dir nur weh, geh nach Hause!“
Schließlich beschloss sie, nicht mehr mit den Tieren zu reden, die ihr sowieso kein Gehör zu schenken schienen. Stattdessen, schlich sie des Nachts – als alle schliefen – zum Felsen zurück, um sich des Problems an zu nehmen.
Als die Tiere am nächsten Tag erwachten und zum Fels zurück kehrten erstarrten sie – den dieser war verschwunden. An dessen Stelle stand nur die Maus, die ausdruckslos zu ihnen hinauf sah.
„Wie …“, setze der Löwe an.
„Wer weiß, ich bin immerhin nur eine Maus.“