Kaum war der verspielte Delta wieder unter dem Tisch hervor gekrochen, stürmte er munter wie immer auf die anderen zu und wollte sofort wissen, was sie da alles aßen. Delta hatte zwar kaum einen Schimmer von Essen, doch das hielt ihm nicht davon ab, den Namen all diese fremden Sachen zu verfahren. Solin verriet ihm prompt den Namen der Suppe, die sie gerade in ihren Händen hielt: Evelon. Natürlich sagte das Delta genau gar nichts, doch das war ihm egal, Hauptsache er hatte ein neues Wort gelernt. Zur selben Zeit antwortete ihm auch Eita, doch da er gleichzeitig mit Solin sprach, bekam er nur einen Teil davon mit, doch wenigstens den Namen konnte er aufschnappen: Umibosch ... jedenfalls war das seine eigene Interpretation.
„Evelon und Umibosch ... hört sich toll an!“, meinte schließlich Delta und zeigte ein freudiges Strahlen in seinen Augen. Von Misaki, der seine Mahlzeit schon gänzlich verspeist hatte, wollte er auch auf eine Antwort warten, doch da fragte Solin alle, ob sie sich nicht vielleicht setzen wollten. Eigentlich stand und tollte der kleine mechanische Drache viel lieber, als ruhig auf einem Stuhl zu sitzen, doch da er ohnehin von dort wahrscheinlich einen besseren Ausblick auf die Speisen des Saaltisch hatte, hatte er nichts dagegen. So sprang er gleich auf den nächst besten Sessel hinauf, der unter seinem Gewicht leicht zu knarren anfing und überblickte von dort den ganzen Tisch. Von hier war die Aussicht auf die ganzen unterschiedlichen Gerichte tatsächlich viel besser, als vom Boden aus. Neugierig ließ er seine weißen Flammenaugen weiter hin und her huschen und versuchte sich so viele von ihnen einzuprägen wie möglich, doch höchst wahrscheinlich würden er neunzig Prozent der Speisen wenig später vergessen. Es waren einfach zu viele. Als sich schließlich Solin neben ihm setzte und weiter an ihre Suppe löffelte, ließ sich Delta mit einem dumpfen Knall auf den Sessel fallen und betrachtete gedankenlos seine Tischnachtbarn beim Essen. Währenddessen kaute er weiter an der zähen, gummiartigen Substanz und schaukelte aufgeregt mit seinen beiden mechanischen Beinen hin und her, wie ein Kind, dass auf den Nachtisch wartete. Dabei bemerkte er auch nicht, dass der bunte Stein auf seiner Stirn sich allmählich etwas zu beruhigen schien, auch wenn er noch immer Taktweise die Farbe wechselt. Aber da die Teilnehmer sich mehr verteilt hatten und die Gruppe etwas geschrumpft war, konnte man den Farbwechsel wieder mitverfolgen. Auch Delta fühlte nun etwas besser die Emotionen der anderen, doch momentan war er kaum auf diese fixiert. Da meldete sich Eita mal wieder zu Wort und fragte die anderen interessiert: „Sagt Mal: Fragt ihr euch, ob wir nur einzeln gegeneinander kämpfen werden oder sogar, dass drei kämpfen werden, à la 'Jeder gegen Jeden'? Oder ob man auch im Team kämpfen wird? Fordert immerhin eine ganze Menge mehr als nur alleine für sich zu sorgen...“
Der kleine Roboter blickte schräg gelegten Kopf zu dem blauen Licht, worauf sich ein Nachdenklicher Ausdruck in seinen Augen breit machte. Über die Kämpfe hatte sich Delta noch keine wirklichen Gedanken gemacht. Er selbst kannte ja fast nur Trainings und Freundschtskämpfe ... beziehungsweise hatte er noch sehr wenige Kämpfe in seinem Leben gehabt, wo er gegen einen wirklichen Feind antreten musste. Für ihn war der Kampf ja auch nur eine Art von Spiel, solange keiner sich schwer verletzte oder gar jemand den anderen töten wollte. Es sollte doch Spaß machen, ansonsten war die ganze Angelegenheit ja völlig sinnlos. Vielleicht spielte er deswegen meistens lieber Fangen und Verstecken ... mache nahmen das Kämpfen nämlich einfach zu ernst und verkrampften sich dabei.
„Ich lass mich überraschen“, antwortete schließlich Delta und der nachdenkliche Ausdruck aus seinen Augen verschwand, „Hab noch nie Teamgekämpft, klingt aba lustig!“
Während er sprach, bemerkte er gar nicht das grüne Wesen, das hinter Solin aufgetaucht war und sie fragte, was sie da gerade aß. Doch dieser Besuch weilte nur sehr kurz bei ihnen, den plötzlich schallte ein lauter Gong durch den großen Speisesaal und brachte eine ganz neue Stimmung in den Saal, sodass die Farben in dem Stein auf Deltas Stirn etwas zu flacker begann. Viele der Teilnehmer begaben sich, ohne das Delta eine Ahnung hatte weshalb, in Richtung des Außenhofes.
„Was ist los?“, fragte Delta und blickte neugierig den anderen Wesen nach, wie sie der Reihe nach den Saal verließen. Was es auch bedeutete, alle wollten nun raus, was für den kleinen mechanischen Drachen bedeute, dass er allen natürlich folgen wollte. Alleine hier bleiben machte ja keinen Spaß. Delta wartete noch ein bisschen darauf, dass ein Teil seiner neuen Freunde Richtung Hof marschierte, um ihnen anschließend gespannt zu folgen. Er wollte nicht alleine los gehen, auch wenn ihm dieser Gong und die schlagartig gewechselte Stimmung sehr neugierig gemacht hatten. Die kühle Luft schlug ihnen entgegen (Die Delta nicht spüren konnte), als sie den geräumigen Hof betraten. Delta ließ wie immer seinen Blick durch die Reihen der Teilnehmer wandern. Alle von ihnen schienen gespannt auf den schwarzen Bildschirm zu starren ... der nun nicht mehr ganz so schwarz war. Überrascht bemerkte Delta, das nun ein anderes Bild auf der Fläche aufgetaucht war, besser gesagt, ein Haufen Text mit vielen kleinen Bildern, welche die Gesichter der Turnierteilnehmer zeigten. Ganz oben auf der Liste entdeckte die kleine mechanische Puppe sogleich seinen weißen Drachenschädel und daneben seinen Namen ... soweit Delta lesen konnte. Was nämlich lesen anbelangte, war Delta eigentlich noch recht ungewandt. Sowohl sein Pa, als auch sein Freund Kanens haben versucht, ihm das Lesen und Schreiben beizubringen, doch bis jetzt hatte Delta nur langsam Fortschritte gemacht. Besonders das Schreiben fiel ihm ziemlich schwer, da er meistens begann irgendwelche Bilder zu kritzeln ...
Aufgeregt begann Delta wieder hin und her zu wippen und seine weißen Augen wurden größer, während er genau das Bild in derselben Zeile betrachtete. Der Drachenroboter schien schließlich die Bedeutung dieser Tabelle zu verstehen: Das musste wohl die Aufteilung sein, wer mit wem spielen durfte ... oder Kämpfen, je wie man es betrachtete. Zwar hatte Delta keine Ahnung, was wohl „Darwedon“ war, aber das würde er bestimmt bald erfahren. Bei seiner Gegnerin handelte sich um eine junge Frau mit langen und roten Haar, die Delta noch nicht kennengelernt hatte. Gesehen wahrscheinlich schon, denn ihr Haar war wirklich nicht zu übersehen. Ihr Name hingegen bereitete ihm etwas mehr Probleme ...
„Le ... chs ... a ... nne. Lechsanne“, sprach Delta ihren Namen vor sich hin, ohne wirklich seine Stimme zu senken und blickte sich aufgeregt zwischen den Teilnehmern um und versuchte sie zu erspähen. Doch stattdessen bemerkte er, dass sich in den Wänden weitere Türen geöffnet hatten, die alle jeweils fein säuberlich beschriftet waren. So schnell er es mit seinen gebrochenen Lesefähigkeiten konnte, überflog er die verschiedenen Schilder, bis er eines bemerkte, dass eine Türe mit „Darwedon(Zentrum)“ beschriftet war. Dass musste wohl der Ort sein, an dem er warten müsste ... war das etwa eine Tür in diese Dimensionen, von dem der unheimliche Organisator gesprochen hatte? Das würde sich wohl erst herausstellen, wenn er dort wartete, so wie ein Teil der anderen Teilnehmer.
„Tschüss Solin ... tschüss Minou und Eita ... tschüss Misaki“, verabschiedete sich Delta, plötzlich etwas wehmütig von den anderen. Wenn er die Chance hatte, würde er sich auch bei Tabok verabschieden, falls dieser zu ihnen stieß. Auch wenn Delta schon sehr auf das Folgende gespannt war, verließ er doch ungern seine neu kennen gelernten Freunde ... von denen zwei schon gegenander Antreten durften.
„Wenn alle wieda da sind ...“, fügte aber der kleine mechanische Drache noch etwas mit den Augen lächelnd hinzu, „ ... spielen wir dann fangen?“
So hatte Delta etwas auf das er sich jetzt schon freuen konnte und wer wusste es schon, vielleicht würde er ja jetzt noch weitere Freunde finden und dann könnten ja alle zusammen spielen. Ein Gedanke, der Deltas Miene wieder aufhellte, während er sich winkend von den anderen entfernte und noch etwas wie „Viel Spaß“ rief, bevor er auf seine Türe zuschritt. So sehr er sich auf den kleinen „Freundschaftskampf“ und das folgende Fangenspielen freute, so sehr konnte er es nun kaum erwarten die rothaarige Frau mit einem ausgelassenen: „Hallo Freund! Hallo Lechsanne! Ich bin Delta!“ zu begrüßen. Trotz Aussprachefehler.
OT: Ich bin einfach mal davon ausgegangen, dass die Gruppe ebenfalls hinaus zum Bildschirm gegangen sind, ich hoffe da ist ok^^